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Abhan  dlungen  - 

Königlich  Bayerische  Akademie  der  Wissenschaften. 
Philosophisch-Philologische  Klasse,  Bayerische 


6' 


i-i 


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ABHANDLUNGEN 

Dm 

PHILOSOPHISCH- PHILOLOeiSOHEN  KLASSE 

DER  EONIGLIOH  BATERISOHEN 

AKADEMIE  der  WISSENSCHAFTEN. 

» 

ZWEIUNÜZWANZIG8TEB  BAND 

IK  DUt  Bim  9EB  OBincaOBBIVTBr  MB  LZXIV.  BAIID. 


iOnchen  tat». 

VERLAG  DER  K.  AKADEMIE 
IN  KOlfMISSlON  »ES  0.  nUSVSOBStl  YtSKLKQS  (J.  ROTQ). 


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A&ADUI13CUB  BUCUfiKDCKEKEI  VQS  K.  STaALit  IK  JlC^lUtKK. 


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Inhalt  des  XX  IL  ßandes 


I.  Abteilang  (1901—1902).  Seite 

Jjtfher  Ann  liiterari.<M:li-aestheÜM)l«ii  BUduQgVtMid  des  «ttiflclMii  ThMterpablikttOtt. 

Von  Adolf  Ummer   1 

Ueber  ein  griechisehea  QiftMralnf.  Von  A.  Furtwängltr.   (Hit  «ner  Tafel)  .  97 

ESn  MllfihriaUiehes  Hypogeuiu  im  Bereiche  der  Vigna  Ca.s.sia  bei  Syrakus.   Unter  Mit- 
wirkung von  Dr.  ruolo  Orsi  beschrieben  ton  Dr  Jost-ph  Füfirer.  (Mit  .'  Tafeln)  107 
Die  Umschreibung  des  Perfektunw  im  Deotscben  mit  haben  und  sein.  Von  Herrn.  Faid  Ib^ 

II.  AbteiluDg  (1902). 


Grundfragen  der  melii>chen  Metrik  der  Griechen.  Von  W.  Clinst  211 
Die  Gt-iieülotxie  <^:>r  Rii<).'rl>ATi'isi'I)rirten  de«  ä«cl»eoqii|«gek.  Von  Kwt  von  Amira  325 
Homerische  Studien.    Von  Adol/  Jtoemer      ,  387 

UL  AbleUnug  (1903- 1904). 

Dm  TropiMMl  von  Adaniklissi  und  provinzialrömische  Kunst.    Von  Äit^  Rai- 

fränr/Jer.    (Mit  12  Tafeln  uiii  iiiclirf^rcti  Texthildern)       .....  458 

Die  Lebensbeschreibung  von  Padma  äanibhava  dem  Begründer  des  Lauuuatutus. 
II.  Teil:  Wirina  and  BrIclmtMe  in  Indien.  Ans  dem  Tibatiadiea  Vbenetot 
»on  Emil  SrMngintiieit    ...........  517 

Zur  Kritik  und  Exeget«  von  Uomer,  JSuripidM,  Aristophanes  und  den  »Iten  Erklärem 

derselben.   Von  Adolf  Momer  577 

Berieht  Ober  «iae  AdreaM  nn  den  Doini  Lonia  in  Lbnsa  (1902)  cor  Grlaogang  von 
Bacherver7nielini-.«>>n  au>  dfti  dortjgen  bnddbistiseh«B  Elostein.  Von  Emil 
ScMagintweiL    (.Mit  2  Tafeln)  ü57 

Gnndzflge  einer  LentlehM  der  Kbtti-Spreehe  in  ihren  Bedehangtn-  so  derjenigen 
der  Mon-Khmer-Spneben.  Mit  einem  Anhang:  Die  Palaung-,  Wa-  und  HlSD^ 
Spraehea  des  mitUena  SiUwin.   Von  P.  W.  SehmÜl  S.  V.  D.        ...  675 


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üeber 

den  litteraiisch-aesthetischen  .Bildungästaud 

des 

attischen  Theaterpublikuins. 


'Eati  Aij  tt'i  ßm'hjuä  itnv  r»J,-  .-rnoy/tarriai  np 
Mtl&tfOfl'l   "/>   '"'<'  'Arxixvrr  i}iar<7>v  oofiO';  nid' 

oti^  XU»  n  nuhpfw  fgym  oM/k,  iv  <Ji  tä  n'tv 

xntuntttliftrim  xiji  TW.-  nijrriu"  oi*t5r»y>c  tj^iiüxa  XtrfoVf 
loti  ii       xaiä  tu  xittUiotfir  ftytriff$frvtf  i^tfvofUU. 

Naeh  Dionyi  t.  HalJk. 


Von 

Adolf  Boemer. 


Abb.  a.  J.  Cl.  a.  k.  Ak.  d.  \Vu».  XXU.  lid.  I.  Abtb. 


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Di6  Erforschung  und  Betraditung  der  aesthetisch-litterariscben 
Bildung'  des  attisdieii  Theaterpublikunis  kann  niclii  leicht  verzichten  auf  ä'u^ 
Beleuchtunf^  des  Standpunktes  und  der  Stellung,  welche  die  niassgebniden 
Persönlichkeiten  des  Staates,  noch  mehr  aber  die  grossen  unci  breiten  Massen 
des  Volkes  wissesBchaftlichen  Fragm  Überhaupt  gegenflber  dimelimefi. 

Auch  die  Beife  oder  Unrafe  des  politischen  Urteils,  wie  dieselbe 
uns  nicht  selten  greifbar  in  den  Staatsraden  entgegentritt,  noch  mehr  aber 
die  mehr  oder  minder  populären  Elemente  der  letzteren,  und  nicht  zuletit 
der  so  klar  erkennbare  und  wohlberechnete  Zuschnitt  der  G  e  r  i  c  Ii  t  s  r  e  d  e  n 
auf  das  Gegenteil  von  Scharfblick  und  Intelligenz  hei  den  hörenden  und 
richtenden  Massen  sind  notwendige  uud  wichtige  Etappen  auf  dem  weiten 
W^e  zur  Auf  bellnng  der  anfgeworfenen  Frage. 

Die  Ide^e,  welche  die  Forsdier  sieh  setzen,  die  Ideale,  welche  die 
massgebende  Gesellschaft  im  Staate  verfolgt,  liegen  weit  ab  von  den  W^en, 
auf  welchen  die  Masse  des  niederen  Yolk^  seinen  ganz  anders  gearteten  Zielen 
zusteuert  und  zuzusteuern  gezwungen  ist.  Hat  eine  solche  Masse  überhaupt 
Ideale?  Gewiss!  Die  7io/.i>;:  Das  Vaterland!  Das  setzen  wir  billig  voran  und 
voraus  auch  bei  der  Masse  und  lassen  uns  nicht  irre  machen  durch  Stimmen, 
wie  sie  unter  anderem  mm  Ausdruck  kommen  Andoc  UI,  96,  onw  »al  vitv 
Tiyftf  Ufwatv  w  Yiyru'tnxtir  t«*,-  itaXlaya^  a'htvii  tiatV,  iiixi  Kai  vfjfs 
fl  yn'i]<U)yTat  t//  niku'  la  ya(f  iäia  ta  a</itiif/  avTwf  ix  t^c  ^mffOffias  oöx 
unokaiißuytir .  ä  n  i>  i  r  itiv  t  1 1  y  un'  {{xcti  i'fcitj')?)  nvx  tlrat  ittfiai  T{Huft.t'. 
Heilig  sind  ihr  auch  olxot:,  .^cf^J'fs  —  und  vor  allem  und  nicht  blos  ihr 
allein  —  ;^(//)uaTo,  um  mit  Aristopbaues  zu  reden.  Ein  kerngesunder 
MateriaUsmns,  vpn  widerlich  abschreckender  Hftsslichkeit  nur  da,  wo  «e  zum 
'Götasii  der  Partei  erhoben  war,  hat  gottlob  das  ganze  athenische  Yolk  von 
Anfang  an  beherrscht  und  er  hat  nicht  in  letzter  Linie  die  kolossalen  Kraft- 
anstrengungen und  die  Kiesenerfolge  ermöglicht,  die  das  glänzendste  Blatt 
seiner  Geschichte  bilden.    Die  Zeit,  wo  Athen  nur  Müsse  fand,  Tragödien 

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aa&ttfahren,  Komödien  zu  belachen,  Kunstwerke  »xa  dem  Boden  emporsteige 
itt  Immd,  die  hat  ee  dort  niem&le  gegeben. 

Die  Stellung,  w^he  nicht  blon  die  niedere,  an  und  durch  des  Lebens 
Notdurft  gebundene,  Masse,  sondern  sicherlich  der  Grundstock  der  attischen 

Bcvolkpriinnf  allen  wissenschaftlichen  Be.strol)ungen,  die  t^inen  Sdfortii^en 
Nut/oti  niclit  versprechen  und  auch  wirklich  nicht  haben,  gegenüber  einnimmt, 
ergibt  sicii  darnach  von  selbst.  Der  dickhäutigste  moderne  Utilitariei'  könnte  die 
Worte  gesefarieben  haben,  mit  wdchen  laokratee  diese  Stellung  des  Volkes  kenn- 
aeichnet  Antidos.  §  261  ff.:  im  uty  yei^  nXtiarM  Jtßy  Av&iftonaMf  vjtttl^aat 
ddoktaxi(*y  yui  uix^Hi'/.oyiav  flytti  ra  roiairu  ruir  ua}>r,ii(tfi»}'-  (Dialektik, 
Astronomie,  Geometrie,  Physik)  ovtth'  ««^'(i»»'  «rr'  ^.7*  /i'u   \i)'iv>i'  oi'jr' 

f7ii  Tvir  xdirmi'  tlrrt  /  <t  r;n  i  ii  in',  (tW  olkV  ty  rat,;  iti'^«V'/«  i)t'<)n-i-  /.!>•, )'m' 
iufin'fit'  lol^  luH'  fiut^ofUDV  (Vfä  tu  fif'iit  i«ö  ßiip  :ia{taxo/.i>v'ß^tb'  ui,if 
nftt§eatv  inafivvftv,  aJlV  f§io  jtavTunvatv  tlvat  ttäy  Aruyxaimv,  Und 
derselbe  Mann,  welcher  nach  einem  treSEmdes  Ausdruck  von  Wilamowitz, 
Aristot.  und  Athen  I  y.  340  wohl  manchmal  mit  der  Unterströmung,  aber  nie 
gf<jf^n  (ipH  vollen  Strom  ilcr  olTtutlichiMi  Meinung  schwaiinn.  inuss  in  dieser 
allgen)einen  öffontiichen  Meuuuig  l-imcm  sehr  starken  Rückhalt  gehabt  haben, 
wenn  er  sogar  den  :u.iaiiSn\itn'0):  niclit  m  den  Kreisen  sucht  und  findet,  welche 
wir  so  ziemlich  als  die  Heimstfttten  aller  höheren  künstlerischen  und  «rissen«' 
sdiaftlichen  Bestrebungen  zo  betrachten  pflegen  Panathen.  §  30  riyag  ovr 
xahft  71  fn  ut  (y  m  II  t  y  o  u  ^.lH(h]  r«,-  rtx^**S  Tttv  «' ^  <  'J  .**  « ■•'  '^«tf 
J »' j' «  « f  /  i,-  d.rrx^'ixi it(t'Cu>;  So  steht  denn  nun  dioser  -if.ia/f^fi/j/j'rs-,  der  weder 
von  Natur-  noch  lieisteswissenschaften  auch  nur  einen  Hauch  verspürt,  der 
grossen  Masse  der  iiiui<!(tt'iui  gegenüber,  uiu  die  nun  folgende  Definition  iu 
aller  Kürze  zusammensufassen,  als  der  praktische  auf  seinen  Katzen  bedachte 
Mann  mit  verbindlichen  Umgangsformen,  voll  Kraft  und  StandhafHgkeit  gegen 
die  Verführungen,  wie  gegen  die  Schicksalgschliige  des  Lebens,  als  der  Mann, 
d«>r  ridcli  im  Glück  das  richtige  Mas**  nicht  verliert  uiiil  vor  ;ill*>m  nir'nt  der 
'iWisunde  der  '•■^("-  verfallt,  der  dann  mit  diesem  KüHtzeug  vtjrselien  ver- 
möge seiner  natürlichen  Einsiebt  und  nicht  durch  Ü^ufall  in  den  Besitz  der 
höchsten  Gflter  des  Lebens,  zu  Ansehen,  Ehren,  Macht  und  Reichtum  gelangt. 
Die  jtai^tvaig  nt  also  hier  nichts  anderes  als  Selbsteniehuiig.  Darnach  mag 
man  sich  das  ßild  der  anai^tviot  ia  seinen  Haupterscheinungen  sell)st  aus-, 
malen.')   Dieüc  sicherlich  in  den  weitesten  Kreisen  verbreitete  Anacbanung 


'/  Dam  iXkv  Uegcuiaiz  zwucL«.-u  ,i.u'bild«t*  unil  .1.  uj^obildet"  nicht  «rat  eine  Fracht  d<a 
FhilMO!ph«meitaJt«n  wir,  Imi  Bob.  POhlmami  «Sokmtea  und  Min  Volk'  p.  A  0.  p.  Ifi  ff.  in  einkarli- 


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seigt  uns  eineneita,  welch  ein  grosses  nnd  reiches  Feld  die  wirkliche  Philo« 
Sophie  zur  Bebauung  vorfiind,  wie  sie  uns  andererseits  die  nie  rastenden 

Remühnngpn  eines  Sol^ratf's,  Piaton  und  Aristoteles  begreifen  und  wfirdifren 
lehrt  (man  vgl.  Wilainowitz,  Aristot  u.  Athen  I  p.  318).  Wie  eine  solche 
teils  durchaus  materiellen  Anschauungen  huldigende,  teild  vorwiegend  von 
dem  Ideal  des  tüchtigen  Mannes  und  Borgers  beherrschte  Gesellschaft  sieh 
SU  den  Fragen  der  Wissensehaft  stellt,  ist  von  vornherein  klar,  ohne 
dass  wir  uns  auf  das  oben  S.  4  ausgeschriebene  Zeugniss  des  Isokrates  zu 
berufen  nötig  hätten.  D;«nim  ist,  die  staunende  lVhr>rrfischnTif,'  dp*»  Hüiiern 
in  den  Wolken  201  flf.  beim  erstmaligen  Anblick  der  ihm  völlig  unbekannten 
Instrutneote  zum  wissenschaftlichen  ^  Betriebe  der  Astronomie,  Geometrie 
und  Geographie  zweifellos  genau  nach  dem  Leben  gezeichnet.  Ganz  besonders 
bezeichnend  ist,  dass  das  die  äargoyoftut  repraesentierende  Instrument  sein 
Interesse  niclit  im  mindesten  erregt  und  er  an  dieser  Spezialität  vornehm 
vorübergeht,  wohl  auch  ein  vollständig  ausgiebisj-pr  Beweis  dafür,  dass  der 
Dichter  selbst  dieser  ältesten  Wissenschaft  wildfremd  gegenüberstand  und 
darum  wohl  einen  Anknüpfungspunkt  nicht  fiutid,  um  an  ihr  den  fiauern- 
verstand  und  den  Bauemwitz  auszulassen. 

Wir  wollen  nun  damit  keinen  Stein  auf  das  Volk  der  Athener  werfen. 
Die  auserlesenen  Geister  der  Wissenschaft  sind,  wie  das  in  der  Natur  der 
Sache  liegt,  immer  einsame  Wege  gewandelt  und  seiton  oder  nie  von  der' 
vollen  Sympathie  eines  ganzen  Volkes  getragen  worden,-)    Ja  Märtyrer  der 

teml»T  AVeiB«!  hcrvor>rt>hol)(in.  Dancbcii  kann  ittftn  E.  Curtiti«,  Altert,  n.  Oejjenw.  fl  p.  340,  8>'hr  wobl 
/.iijffben,  tln»"  »icli  liiescr  (ii';f<;nsat./.  i'rst  mit  doT  Zeit  der  l'hilo^ojihcn  zur  ^n^'i^^itt-n  Schroff liejt  und 
1«  hliewlich  r.ii  einer  vfilliifeti  Treiiruitif;  <iii'l  Sonileniiic  <!pr  bt-idfii  Exlrtfra^-  entwickelte.  F*  kann  aui-li 
i.  berna/a  sehr  irohl  daa  Hicbtige  diunit  getrotteu  bubeii,  wenn  er  in  leinein  Pbokkin  p.  iU  ff.  tfaurauf 
kinirtiat,  dam  dt«  gricchitcbe  Fbüoaopbi«  mi  «IMiiigar  Auntthme  iler  Kyniker  ddKh««^  ein«  ariato- 
krstiicbc  RaUiinp  bcwnlirte.  Alw  sie  fOhlt  »ich  doch  dem  ungebildet«!!  Hjimt  gegenflher,  nnfl  ein 
GefiJbl  wenn  nuch  nicht  )?eniUe  iler  »trikli'n  Venu-htung,  »o  doch  dpr  Upl>erlHfrenheit  hört  man  %f>g\\r 
«II*  <ien  Worten  eines  S.>kr:ites  in  «einer  bekunnten.  aber  doch  weii^-  n  |  oktvoHen  Chanikteridlik  der 
VolksversMumlung  hernu«  Mem.  III.  1,  Ii  .Tcirooy  r<in  tue;  xt-wj  ta;  ninör  /}  tor;  nxi  tilt;  ij  tots  Trxtnnx; 
V  TO«*  ;[a2irfaf  ^  tote  ftmUftibe  ^  f«V  ifUlmjuv;  ij  roc,-  «i'  i;',  (iyn<>ü  u4rrn,ffl/./.o(i(Voi',-  nai  (f  imyrutivTa;  oii 

lUnoMc  ffjf^DMf  iMitm»tat  ^ggiintti  Wie  ei«  iSnnli<  h>  r  .Scbliichtrnf  dAgeffen  klingen  die 

"Worte  des  Etithyphnm  Pl»t.  Euthypbron  8  C:  uiV  oM»»  a^t&r  jcj'i  iQorttZttv,  Ali'  Sfutat  frvai  —  also 

Front  milchen  jjeffcik  die  oi  .tu//"/,  cf.  .j  A  und  Kritun  1'.  vi  iiir,  nierkwürdii;  liest  »ich  aucli  und 
klingt  {mi  wie  ein  Viiticinimn  l'Ost  evetitiiiii,  wait  Sikml.-^  winen  Kichtern  zuruft  l'bilo.  Apidoffic  ;i'J  C 
,Duidl  meine  Hinrichtunt;  ^laidjl  ihr,  euch  einen  Munn  v-jin  Ha!<e  srhittfen,  der  Iterlien.schaff  fordert 
TOn  «unmi  Leben.'  t6  6i  v/tiir  xttiv  hmvnov  djto/?qo«rat,  <%?  ijü  vif  -  ^idovf  ivartoi  v/m;  «(  iUfi^tttt 
oüe  yüp  tfA  mntxw,  l/uü  ti  atit  ))«Mm«#«  '  irai  guJii:nitie(tt  Imnmt  9tArt$^  thtw,  tau  vfuis  fiSilw 
äyiraxitiMtt.  M.in  Tgl.  lo  ttuerem  OegeutaBd  noch  Adolf  Kircbkoff,  Festrede  inm  S^Angiiat  Ittll. 
beitiii,         |j.  Id. 

1)  Man  Tj;l.  dazu  Edniird  >feyer  in  der  Herl,  idiilol.  Wochenschrift,  \f'M\,  >^\>.  :;ci'.>. 

*)  Wie  nach  Aristarcha  Meuinng  za  §  163  die  x^tia  aitif  die  pboeaikiacbeu  Kauf leute  nur 


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Wissenschaft  h;it  es  auch  im  griechisclieii  Altertum  gosrelx-ii.  Dass  zuuäichat 
einmal  r\'w  n  a  t  u  r  wissen  bcIi  aftl  i  c  h  e  ri  l  ntersuchungen  und  Studifin  nicht 
bloss  alJ^'eits  von  den  "Wegen  des  Volkes  wandelten,  sondern  geradezu  die 
direkte  Opposition  desMlben  licrvorriefen ,  wird  um  nicht  Wunder  nehinen. 
Mochten  auch  die  einen  darin  nur  unBohnldige  und  nnpraktiadie  Spidereien 
erblicken  (cf.  Plate  Rej).  4S^\  C  n'/Mt  rode  ?roil<u;?Mts'  {Itjyjn'ta^  thuxa^y 
*i7ä  o{m  fltyniifi'  vuvrai^  ovy  üua{>Ti',nn,  xai  rovz  i':i<)  lovriav  t' /  i^t  n  r  o  t' c 
Itynuhrovi  xui  ii  t  itiu  ^oi,  mj  /  a  i;  tut,:  v'i^  (iliif^tn:;  xvjjfjiii  nt.:),  so  formulierten 
doch  die  aggressiveren  Elemente  sei  es  aus  eigenem  Antriebe  oder  mi  Dienste 
von  Parteibestrebangem  darai»  Angri£Fe  auf  die  aeit  Jahrhunderten  feetatehenden 
und  festgehaltenen  religiösen  Ansehaunngen  des  Volkes  und  fanden  damit 
einen  durchaus  günstigen  Boden:  ov  yäg  i^rtlyin  in  toi'v  tf  vaixmx  xal  fttTuvyo- 
'i.wyc-  TUTf  >f(ü.m'invttf^.  versichert  uns  Plutarch  im  23.  Kapitel  des  NikiMfi 
und  ausserdem  firulon  sich  noch  eine  Menge  von  Zeugnissen,  welche  ilugo 
ßerger  in  seinem  gründlichen  Werke  , Geschichte  der  wissenschaftlichea 
Erdkunde  der  Griechen*,  Leipzig,  1887  I  p.  36  Anm.  3  u.  ff.  (cf.  II,  49)  an- 
Bammengeiitellt  hat.  Man  bedauert,  dats  man  audi  den  Sokratee  auf  Grund 
der  bekannten  Stellen  in  den  Meuiorabilien  I,  1,  11  ff.  u.  IV,  7,  2  ff.  so  ohne 
;i  iL'  weitorc  Bemerkung  in  dieser  GeseUscliaft  'iieht.  Und  doch  hat  ihm 
Pluto  in  der  Apologie  !9  V  die  Worte  in  den  Mund  gelobt:  xal  ovy  lug 
*«tiuöjtü<'  i.tyui  it]r  tuiuöii^y  'i.iiüti\^t^f  (die  Naturwissenschaften),  ti  n»  nt{fl 
rdäv  ToiouTioy  iativ.  Der  Amw^,  diese  wichtigen,  scheinbar  mit  den 
Stellen  der  Memorabilien  in  st&rksten  Widerspruch  stehenden  Worte  ab 
Platonisdi,  nicht  als  Sokratisdi  zu  betrachten,  verbietet  sich  durch  den  Cha- 
rakter unserer  .Schrift,  die  uns  ein  Bild  von  der  wirklichen  Lehre  des 
Sokratcs  eiu werfen  will,  von  selbst  und  ist  desswegen  nicht  gaiiirluir.  Man 
muss  sich  darum  gegen  die  Annahme  rein  Platonischer  Elemente  abielinend 
▼erhalten.  Es  hat  aber  auch  Schanz  a.  a.  0.  gut  anf  die  Bedeutung  des 
Zusatzes  ti$  mifi  rtuy  Totovrmy  ao^  iouy  anfinerksam  gemacht,  weldier 
die  W^  für  ein  wirkliches  Wissen  auf  diesem  Gebiete  offen  l&sst  und 

EtfttdvBg  <bcawr  gengtr  lur  Aiiir«iiduBg)  der  Bnehitabeaichrift  lUurte,  m  htl  auch  dM  prmhtiaeli« 

l^'iliirfni«»  dc-i  milt-sischfii  IIand>'lH  zur  vTtteti  (jcomi'triBch-astronumiscIu-ii  Schulnjip  fft'föhrf.  (Di eis, 
,l'i-t.>'r  din  Ult<'sit-i'ii  Fhilasophf iiiflmli'n  (Ut  Oricclicn.'  Philo-ntpli.  Auf«.,  K.  Zi  llor  (fcwiilnift, 
S.  -^H.}  Und  *o  i^t  !•»  dftiii  filr  die  durdiaiiis  pra kt isi'h i'  Ansrliamnii^swi^isu'  iIit  a!t»'ii  .^fhcm-r  hf- 
»>icliDeiKi  graug.  diin  eine  Duaplin,  nftmlieb  die  wiMenscbafilicbe  (cf.  Üom(>crs,  Oriech. 
Vcnker  I,  itl!?}  Medixin  nicht  bfam  in  Onndn  nnAMlinuni,  MMidcra  tneh  iliMn  «ntau  nnd  glSnttndeii 
VrrtivtHr  Hiflpollimta  lux-ti  clirteil,  of.  Tita  Ii»;  Kflhn  III.  rt.V)  —  wolil  aus  Soranus  ßioi  latoäh'  —  not 
Ai)uoovf  loTt  'fiUtHuWoic  ifivtjoay  Mtä  mAiti/y  {'•/oai^iar  Hai  rijf  er  /7r>i  iiirriVi>  nirifotr  ido«(t*  ti{  j«]x(rov(. 

Eh  i-it  iiUo  ein  Luftlii>'l>.  wi-klii:'!]  .\ri>'t<i|>)iaii>'x  Nuli.  g>'g^n  dif  mt^iatr'^rvai  (Uhrt.  Deber  dM  lutttttt 
d<T  ,äta&t«&rzte*  in  Atlivn  vgl.  ächottiuanD-Lipaiua,  Griecfa.  Alt.  L,  4fü. 


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den  SdkrfttM  la  «inem  solchen  nicht  in  Gegwaats  stellt.  Treten  wir  nun 
mit  dieeer  doguiatiechen  Festlegung  der  Sokratischen  Ansicht  durch  Piaton 
an  flie  angeführten  Stellen  der  Memnrabilion  heran,  m  ist  zunächst  zu  be- 
merken, dass  beide  durchaus  nicht  gleichwertig  neben  einander  gestellt 
werden  dürfen.  Wenn  wir  nftmlich  in  der  letzteren  leeea  IV,  7,  2  i^idaattf 
&i  XQ»  ft^Xlf*^  ^''^  «/t(n«(ioK  tlyai  ixaatov  ngayptjtroe  ritv  iff^^  niJtMd*v- 
fu$n»f,  ai$r<Xtt  ytutfitr  (jiav  ftixff^  f'^''  ^^^^'f^'  ^V)  fiavBa¥Hv,  Siae  ixavag 
TIC  yivtUTO,  *?  nuif  tT*;;tJf<f.  yf^v  ftitiflp  üifihü'i  fj  Tiagalaßfly  »'  nufiuihwvai 
(ftat'tiiifTi  f;  f(>yut'  d.ut^it^aoffai  .....  n)  <V>  >t^/xn  iviV  fivanvvhfWV  f^tcyin'it- 
ftaituy  ytwftfufiav  fiayiyävtiv  (i.itdoxittayt  uiui  weiter  über  die  Astrunüime 
§4:  ixfltve  Jti  xal  aar^oloyi«^  ifmuQoi,;  '/iyyta^ai  xaiiavit,^  tu't'tot  ut/Qi 
taO  rtaerie  (i*  &ifav  xal  ft^yvit  xut  ivtwxoö  ^wota&ai  ytyvioaxuv  l^txa  aofitias 
xui  nioC  Kai  (fvXaxt,i  .  .  to  dt  ,u«X(*<  tovrov  aaTtHH'ouiuy  uay'iuvtn'  itf'x^i  roß 
xul  TU  in)  ir  rt]  avii]  .y(-{ti<fo(t€e  oyrre  xai  rot,-  nkayt^tctj:  if  xiu  unKtflutiTOVi 
fiaiifttti  yyiävai  xai  ru^  d.ntnrnan^-  arrun'  tisiö  r/j,"  ^/J»-  xai  rf'-  7f{)«><yorv  xul 
T«s  aiiiu^  avrüiy  ^r^iuCytus  xajaT(fißta{}ui,  la/ufjutii  äsiti^fni-y ,  8o  kann  dock 
dftrans  eine  grandtftalieh  oppositionelli  Stellung  gegen  beide  Wiaaenebhafkien 
durehans  nicht  gefolgert  werden,  so  wenig  wie  etwa  der  modernen  Schul- 
leitung, wt-lcli«!  beide  Disziplinen  freilich  zu  ganz  anderen  Zwecken  und  darum 
auch  nach  anderen  Gesichtspunkten  für  (lie  Sdinie  festlegt  und  nur  pnsspndp 
und  eng  begrenzte  Teile  don^elbt-ti  in  ilir  Pnnrijuaiu  aufniuimt.  d.ir;i(iri  em 
Vorwurf  der  Unterschützung  beider  Wisaenscliatten  gemacht  werden  kann,  zumal 
une  Xenophon  a.  a.  0.  versiehst  §  S  xatTM  a&e  u:in(jöi  y  aviviy  t]y,  in  den 
schwierigen  Problemen  der  Geometri«.  War  er  doch  auch  bekannt  mit  der 
höheren  Astronomie  nach  §  5  xairot  oi^*^  roi'iioy  y*  i}yi,y<"<.:  i]r,  wie  ja 
wohl  auch  die  n^odernen  Vertreter  derselben  dem  Sokratn';  ^'i  wis.s  darin  bei- 
stimmen werden,  dass  ein  langes  Leben  zur  vollständigen  Beherrschung  der- 
selben gerade  hinreichend  ist. 

In  eine  ganz  andere  Sphäre  veraetat  uns  dagegen  die  Stelle  I,  1,  11  ff., 
wie  lY,  7,  6:  «kme  tfi  rfSr  i^iffeevitoy,  fi  &aittov  o  ft^x^^^^h  «ipcwritfr^i' 
y£yyta,'}at  ünfrfftmv^  In  dieser  wie  in  den  Stellen  des  ersten  Buches  handelt 
es  sich  doch  um  ganz  nndnrp  Materion .  nfinilich  um  ili«  Fraj^«  n;u  l>  dnn 
, ersten   Dingen":    oin):   •■i'n  ntui   n]c  tuh'  .niyTuiy  (fvntut^,  '<0i-  aüMty 

vi  n'uloiui,  iuiJyfTo,  axo^v»'  ».itu,  />  xukuvutyo^  i'viö  tüiy  oiMfiOiwi'  xtmiKK  t/ji 
X€U  Ttoty  'dyayxws  vXttOiu  yiyynai  rmv  aö^yiaty,  dAIa  xm  tma;  if^uvii'^ovxas 
rcr  Toittihta  pttoffedroyTus  dfitdtlxyve.  Diese  Versuche  deteatierte  er  nicht  bloss 
von  vornherein  mit  aller  Entschiedenheit  von  seinem  wissenschaftlichen,  wie 
von  eeinem  theologischen  Standpunkte,  Mem.  IV,  7,  6,  sondern  er  rückte  ihnen 


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8 


auch  auf  den  Leib  mit  Ge^nwggmBnteii,  wie  der  Lehre  des  Anaxagoras  von 

dem  Sonnenfeuer  IV,  7,  6  ff.,  wo  wir  f&r  die  Worte  fttafeivotfrag  dnedtiurvs 
einen  trefflichen  Bcletr  bekommen. ') 

Vergegenwärtigen  wir  uns  nun  die  in  den  weitesten  Kreisen  dea  Volkes 
vorhandene  ntii^ünstige  Stimmung  gegen  die  Natur wissensühaften,  so  luusate 
das  von  Aristophanes  in  den  Volken  aufgegriffen»  Thema  al«  ein  im  höchsten 
Sinne  popnlftrea  erwheinen  and  nach  eeinor  Beredmung  einen  mftehtigen 
Resonansboden  bei  der  breiten  und  breitesten  Masse  hnden.  Und  doch  der 
.'kl.itante  Misserfolg!  Wir  wollen  uns  nicht  wieder  mit  der  Aufzjlhlunix  der 
Gründe  desselben  beschäftigen  und  durum  kurz  auf  unsere  Abhandlung, 
Sitzb.  der  Münch.  Akad.  philos, - philolog.  Kl.  1896  Heft  U  p.  246  ff.  ver- 
weilen. Nur  an  einem  Punkte,  der  zur  Entscheidnng  unserer  Frage  nadi 
dem  latmreaee  und  der  Anteilnahme  der  groeaen  Maaae  dee  Volkes  an  der 
wissenschaftlichen  Bewegung  ihrer  Zeit  von  besonderem  Belang  ist,  können 
wir  nicht  vonibi  !  gehen.  In  der  Wospenparabase  (vom  Jahr  422)  hat  sich 
der  Dichter  darüber  ausgesprochen 

V.  1044 

:n\nniy  xatttJi^ovffoze  xatvoiixui^  ajitiffoon*  ovi^v  dtavoUttg 
ag  vnii  Toß  fi^  yvtärai  xtt&agdSs  vfuilf  ijioiijaetr'  äraJtiStSg 

und  V.  1048 

Tovro  ftfv  wf  t<i&*  vftitr  fniaxfoy  roig  yyovatv  na()«/p^,ua, 
d  it«  ttoiijirijg  odttir  x^^^^  MffU  Tota$  oo^olg  yeyouimatt 

tl  Tta(it/.avrwt'  rorv  (hnindloi'^  t>])'  t  h' yoia$f  ^rtHJttf'tv. 

Was  hpiisst  X  cf 't  n  fi  (»"t yi'wvai?  Wir  können  von  dor  Heranziehung 
der  hohen  St«illen  aus  Flatons  Phaedou  66  D  und  68  B.  wo  en  nur  lieissen 
kunu  „in  ungetrübter  lieinheit",  ganz  absehen,  die  Worte  in  unsereiu  Stücke 
y.  681,  wo  der  Chor  die  Bede  des  Pfailokleon  also  charakterisiert: 

')  Freilich  di«  moderne  NfttuTwi«wn»ch»ft  könntt-  unJ  milwte  den  echt  wi«»eBtcbaftlichen 
Gkriat  det  Sokratea  bflher  ttellen,  w«nii  «r  «ich  eiiixig  und  «Hein  in  Anbetracht  der  UmaUtngliebkett  der 

iliiiiiuliff<'ii  Hilfiiujiitflii  mit  fiilcr  N<-ßi<-ninK  des  \Vii<i»i-i>.'*  für  di«-  daiualigf  Zi-it  Kc({iui(?t  hiitti'.  Diu 
gi'srhii'lit  leider  nitht  mit  ileii  Worten  I.  I,  13  lOai'fia^r  <>'  tl  fiij  rfartgäv  nitoTi  tatir  üri  faf  r"  oi'  Ai  tutür 
t'niir  (inV/HÜ.ioj»-  n'pfir  oder  IV.  T,  (i  orrt  y<\o  lineiit  äfOoü'i.ioi;  ai'rä  fVÖitiCtr  tirai.    Hiiher  wiird*»  sie  Ilm 

•icbcr  auch  «teilen,  wenn  er  die  In«tanzen,  die  wir  dort  leaen,  gegen  AuaxngorM  nicht  angerufen  hätte; 
denn  da«t  dieidb«!!  nur  anf  Rcehnun^  d«»  Xenophrnt  fcomiiMB,  nicht  wat  die  d««  SokniM.  daftr  hat 

.liM'l  ,l>er  erlitt'  und  der  lenopliontiurlie  .Sokrates"  I  ji.  IJl  ff.  audi  nicht  die  .SjxiT  sinM  Bt'WeiHes  er- 
Ijnnlit.  Wi'nti  diij:ej;eti  liu.i.t«v  Olo^iki)  »Das  Vorntadiiim  und  die  Anfänge  der  Philtnophip*,  Kiel  und 
Lei|)zi)f  ls!i;<,  im  .\ii»<lilii«s  an  eine  neuerding«  von  t.'li iapjiel  1  i  vertretene  Ansieht,  den  Sokrat.e.»  der 
Mat«rwiMi>uM:hafl  erobern  und  »o  den  Angriff  des  Ariatopbanei  erklären  will,  to  icheitert  dieie  Annahme 
na  d«r  «inJheh«ii  Erwftgnng,  daa«  bri  der  AdStthrung  d«r  WoUna  der  8nhn  dm  SojdirObhlEna  tchna 
47  Jahre  «It  und  dJtmal«  tieh«r  nit  «ieb  imd  •einer  LebenMafgnbc  volUttedig  im  Reinen  wnr. 


« 
I 


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9 

gestatten  keinen  Zweifel  (lariiber,  dass  68  im  Sinne  von  ,rein,  unverfillacht, 
der  Sache  ganz  entsprechend  und  durchaus  deckend"  genommen  werden 
muas.  Also  heisst  yt  iot  ai  xat^ufjtu^  ,reiu,  unverfölscht,  genau  und  richtig"  ver- 
stdieii.  Htlten  wir  diu  damit  snmmmen  das  tine  jui;  yroSatv  nagaxi^fuxi  wo 
können  aueh  di<6e  Wort»  nur  m>  verstanden  werden,  da»  den  Zuhdrern  nidit 
gleicL,  Bondern  erst  später  ein  LvAt  ao^gagaagen  ist  Man  würde  nun 
den  Athenern  und  iliretTi  FassungsvpTinögen  ein  sehr  schlechtes  Kompliment 
machen,  wenn  man  die  Dttige,  die  zu  iiuck  für  sie,  zunächst  und  sunieist  in 
den  Lehren  über  Metrik,  Rhythmik  oder  Orthoepie  finden  wttrde.  Haben  sie 
doch  in  den  nSdunanadfirfem*  (JatTaUis)  Intimittten  aus  der  Bednar-,  wie  der 
Grammatikerschule  mit  vollem  Beifall  gehört  (cf.  fr.  198  und  222  K.)!  Man 
wird  also  in  alkrerster  Linie  an  die  hier  behandelten  naturwissenschaftlichen 
Probletiie  zu  denken  haben;  denn  die  Persiflagen,  wie  sie  in  flen  Verhüllungen 
136  il.  vorliegen,  lagen  den  wenig  dafür  interessierten  Durcbschnittsathenem 
durchaus  nicht  so  nahe,  um  das  richtige  und  sofortige  Verständnis  der  Ab- 
sicht des  Dichters  als  selbstverständlich  erscheinen  an  lassra.  Und  nun  gar 
die  streng  wissenschaftlichen  Lehren  von  Regen,  Donner  and  Blitz  S60  (man 
vgl.  besonders  37ß  ff.)!  Die  waren  trotz  des  drastischen  Vergleiches  durcbans 
nicht  für  Jeden  sofort  kapabel,  aber  auch  dem  einfachsten  Yei-stande  war 
daneben  einleuchtend,  und  Strepsiades  hat  sofort  begrififen  die  grosse  Er- 
oberung der  Naturwissenschaften  V.  370 

<f  t\it,  .^0L  ya^j  .lofflox'  wtv  vttf*hiBy  vom^  (den  Zeus)  /;<)'/;  ii9iamu; 

xaitoi         alS^an  vtiy  tt6tWt  tovras  dnod^utlv. 

Unverlierbar  fest  musste  sich  auch  dem  einfachsten  Verstände  einprägen,  was 
WUT  hören  V.  400  C 

ä)X6i  TO)'  avTOV  ye  rffioy  ßdk).n  xal  Sovriov,  üx{/oy  'At^iiytu>t', 

tun  T«»  »T(>j:','  rag  fuyaltti'  ri  lafhay;  oC  '/"(^       ''^("^'»  7'  fnio(JXH. 

und  ge]C^n  die  Festsetzung-  solcher  Siitze  im  Denken  der  einfachsten  Männer 
—  so  nioclite  der  froiiiine  Glaube  zetern  —  Ijot  die  am  .Schlüsse  des  Stückes 
erfolgende  Verniciitung  der  ganzen  Atheistengesellselxalt  nicht  das  nötige 
Gegengewicht 

Es  nnsa  darum  als  eine  sdifttsbare  Bereicherung  unserer  Einsicht  an- 
genommen und  festgehalten  werden,  das  die  breite  Masse  des  Volkes,  wenn  sie 
auch  im  Allgemeinen  mit  einem  Angriff  auf  die  SophiatengeseUscbaft  sympathi- 
Abh.  d.  1.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wi«.  XXil.  Bd.  I.  Abtb.  9 


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10 

Bierte,  dock  zu  weit  abstand  von  den  Bahnen,  ftnf  welchen  sich  die  von  dem 
Komiker  gegeiaaelte  Bewegung  volbsog,  um  intimere  Bedehnngen,  die  aus  der 
för  ans  heute  so  darehuchtigen  HflUe  der  Pernflege  deutlieb  wahmeliinbar 
sind,  sofort')  zu  erkennen  und  demnach  den  daran  gentatm  Wits  und  die 
genialen  Einfölle  des  Dichters  ririitig  zu  würdigen.*) 

Wenn  Rurck  Hardt  in  seiner  j^riech.  Kulturgefächichte  zur  Erklärung 
der  scheinbar  geringen  Wirkung  der  grossen  griechischen  i'orscher  und  Ent- 
decker III  p.  423  die  Abwesenheit  jeder  officiellem  SanctioDteruDg  durdi  die 
Tiähf  und  den  Uangel  eebalmftniger  Tradierang  in  vom  Staate  errichtetMi 
Unterrichtsanstalten  anführt,  so  muss  daneben  noch  weit  mehr  der  Umstand 
in  Anschlag  gebracht  werden,  dass  dii;  Rcsiilrafe  dieser  Forschungen ,  dass 
diese  Entdeckungen  eben  noch  nicht  die  ruhige  Höhe  sicherer  und  unbe- 
streitbarer Thatsachen  erklommen  hatten,  die  ihre  Aufnahme  als  Dogmen 
in  ein  Lefarprogramm  irgend  einer  vom  Staate  geleitetem  oder  beaufüehtigten 
Schule  empfoblem  hätte,  eondwn  dauiale  noch  im  Flone  waren  und  mit  der 
Gegenströmung  anderer  ebenfalls  von  wiiMiiecbafbUcben  ForBCbem  aiMge« 
gangenen  Meinungen  zu  kämpfen  hatten. 

■)  Ab<  r  4er  Diclltor.  d<  r  duih  wohl  ulU-in  ÜdcrLagf  war.  übi-r  tliaCMBd«  widfH  Missi<rrolgca 
rieh  T«lUUiidtg  gemra  in  iiiiterricbt«n,  befiind  «ch  in  wger  SelbattftnBehimgt  wenn  wir  Ivo  Brno« 
glnnben,  du  literar.  Porliftt  d«r  Qriechcn  p.  lOf).  Mir  will  n  daeegen  adwiaai,  dum  «  der  Aahatg 

vom  Knd*'  d<  r  WKs-  nKhafl  i^t .  wenn  man  »ich  •■infMli  Ober  die  lo  widiliga  WeapenataU«  hlnwegMbst, 

um  Kaum  zu  bekommen  zur  lreit>a  Konütruktion! 

*)  Wir  glsuben  dem  Dichter  gern,  dan  Kompmitiioa  md  AuMibätnng  de«  StBdm  ilun  eis« 
RlewiMHieit  gemiieht  (V.  534).  Ein  poetitehe»  bolleginm  pliytieum  iet  eben  niebt  eo  einfbeb.  Aveb 

wenn  er  rertiehexl  Vc*p.  1047 

/lij  .^c'^,^ol'  'i/ifi'ior'  «r»/  roi'io»"  ««»««jj^iä«  fKjfirv  ixxiironi 
(cf.  Hypothmii  IV  Mida.  p.  III  lü  ii  Agafta  toCto  i^i  Siiji  .ioirjor<o,- ,  xti/Matoi'  «iVoi  9)9«  Mai  rf/fuMÜrafo»), 
SU  können  wir  (war  dicee  Worte,  wenigetent  Ar  die  Oe>>t«lt,  wi>'  dif  KooOdin  bent«  Turliegt«  dnrebui 
nicht  nntoiüchreiben.  Aber  bin(t«wi«en  tai  Uer  «in mal  auf  die  KingangMcene.  die  ihre*  gkiclien  inebt 
in  d><i  «>arui'n  dramatiMben  tdttentdr  der  Oriechen.  ünd  gat  ertt  die  Prologe  der  nne  erhaltenen  and«n>n 
Komödii')!  ili'  ii.üJiH.n  sichfr  im  wciti-n  Abstand  -  .i;  Him  Kcnunnt  »i'rtli'n.  Zutmchst  einmal  kein 
Wort,  wie  somit  so  hüufip,  rito  tij:  v. lod  i  »Kut ,  H4>n«leni  gieirh  in  mi"dias  res.  Daneben  der  Hei/,  des 
wet-hnelvollen  Spiels,  die  Uel)er^»ilI1^'e  von  einer  .Stimmunf;  der  andern,  die  Inn^üHUie.  «clirittueise 
Entwicklung,  daa  erinnert  Allee  an  die  beeten  und  intimiten  GeaUltougen  moderner  Dnmatik.  Daneben 
n«n  noch  die  iteilenweia  gehobene  Sprache  T.  43.  IMS  IIa  So  bat  L««uwen  zu  Cn  daran  erinnert,  data 
<".iw.-.  ilaa  unffefUhr  Iwimol  bei  dem  Komiker  vurU miKf,  nur  an  un».  •  --'feile  es  Jitt  ht  gani  im  Stile 
der  Tmgödie.  Nicht  weniger  jfehört  rMoit-öitrü'  uücb  Kock»  Niichwei»  lu  Eijiiit.  I2"is  der  Shlteten 
^ja.irli.'  an.  Und  daii  idiotiadie  Riement,  Gebrauch  der  direkti-u  Rede,  vrwi  zwar  auch  «otist  in  den 
K<-<leii  der  Tmgiker  (cf,  Choepb.  661  tum.  716  Kircbh.),  am  faitaifigtten  jedoch  in  den  ^i^tHtt  ijrtUmui  nna 
Wgpgnet,  gehQrt  nach  su  dienn  <}eeialtiing«in  T.  68  ft  Das  ist  genau  nach  den  Uaniieben  Miut«ra 
il'-r  iiltcren  .Schweülj-r  ({i'nebfn.  Ich  wünle  mich  daher  auch  zwei-  und  dreimal  besinnen,  in  einer  solchen 
sicher  na»h  der  TrugöiHe  goformten  iijon  die  in  allen  nnneren  Handschriften  überlieferte  Form  &iaxoalgni 
Kquit.  mit  der  gewöhnlichen  vertauschen.  Uebrigenn  wurde  nchon  die  hohe  Kunrt  dieses  Prologes 
im  Altertum  richtig  gewflrdigt,  wie  man  aus  der  sweiteo  Ujrpotbesis  sieht:  <>  4«  a^ojöt  im  «wr  Nt^üAr 
de^M&Rini  ««{  9ti»Atmt  ov^Mc/jirre;. 


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11 


Ganz  andere  griff  aber  eine  zweite  so  ziemlich  gleichzeitige  Ba> 
'  wegung  auf  litterariacbem  Gebiete  in  das  Leben  des  Volkes  ein,  umd  Tivar 
ist  es  hier  hauptsächlich  eine  Richtung  dieser  Bewegung,  die  wieder  nur 
einen  interessentenj^reis,  eine  Schiebte  der  Gesamtbevölkerung  mächtig  be- 
Tfihrt  und  gewaltig  in  Hamiadi  bringt,  die  Sefaiishte,  welehe  kwn  und  gut 
von  Eothjdetn  Hem.  IV,  2,  37  dahin*  angegeben  wird:  Kat  itijftor  Sff  «Z<i^ 

T»  iffTir',  CAftm  i'ywyf.  h'ai  ri  i-ouiu*»*,-  «T/Juni'  rlrai:  'I'uv^  nyvijTa^  t  uiv 
.TO/./ reu-  fyvjyt.  Selbst  Itei  ih'iii  gänzlichen  Mangel  aller  Zeugnisse  aus  dem 
Altertum  könnte  von  vornherein  mit  Gruntl  angenoniuien  werden,  dass  die 
rhetorisch-sophistische  Schulung,  deren  Aneignung  sozusagen  ein  Privi- 
legium dw  Vermögenden  mid  Reidien  war  und  die  sich  hanptaftchlidi  in  ihrer 
pirakluchen  Bethätignng  vor  Gericht  glftmend  besahlt  machte,  eine  stark 
difEavensiwettde  Wirkung  zum  Na<diteil  des  eigentlichen  ifiu(u  ausüben  mussta 

Um  nun  die  wichtige  Frage  entscheirlen  zu  können,  dass  eine  Beteilignng 
dieses  eigentlichen  <'>7""»  w  dieser  rhetonsch-sophistisclien  Srliuhuiä^  günziich 
ausgeschlossen  war,  müssen  wir  die  ünterrichtsverhältnisso  der  damaligen 
Zeit  etwas  euagehender  betraohiffio. 

So  muB8  snnftchet  der  Gedanke  an  «ne  öffistttUche  firnehung,  an  eine 
Organisation  des  gesamten  L'nterriohtswesens  von  Seiten  des  Staate«,  der 
vorübergehend  einmal  aufgetaucht  war,  als  unlmlthar  abgewiesen  wenlen. 
Die  Gründe,  die  zu  dieser  scheiiiljar  unerhörten  ünterlassungssünde  geführt 
haben,  aus  der  man  ganz  mit  Unrecht  ein  Todesurteil  gegen  die  athenische 
Demdcratie  formnliert  hat^  diese  Grfinde  sind  von  Adolf  Kirokhoff  in  ebenso 
eingehender,  wie  flbeneugeader  Weise  dargelegt  worden  in  teiner  ,  Festrede 
zur  Feier  des  3.  August  1884'  Berlin  1884.  Ein  staatUch  organisiertes  Unter» 
richt8WCi?cn  mit  der  ai'dyxt,,  dem  grösston  Schreckgespenst  der  damaligen 
Athener,  kann  auch  aus  dem  Satze  in  Platons  Knton  äO  D:  t]  m'  xtikw^  n{3oat- 
TaiTor  i]ttwy  oi  *.Tt  Tovttu^  iiiayfuyoi  luuui,  AuiimYyn.i.uyxt^  »(()  ,itti(fi,  rqt  öip 
at  iy  fiovaixi]  xui  yvitvaanx)]  naidtvttv:^)  niclit  gefolgert  werden,  da  hier 

'I  Diu  liesi'ti.  wi'lchfs  ilfm  Sokratcü  vorschwubt ,  kMiin  »i  hworlieh  firi  amlere»  >iein,  al*  ilaü, 
welche»  rillt.  Sol.       22  Itprührt:  .Tpo;  ja{  ir^ra;  fVpry'f  toi-;  .T<  /ir:,-,   ira!  yrifior  »Vpai/'»  fi<f5  titi^ttt 

Aai^ea  tti)  6tiaS6fit*a*  iix*'l'  is^MqpMf  fti)  «irai.  Hat  er  nun  du»  »b«r  wirklich  in  Sinn,  so  kiuui 
doch  nnr  »ehr  niwii^Uicb  von  «inain  EraielittDR*f(inetae.  du  die  fvftnummJi  und  ^(wmarif  Tmchreibt, 

■Ii.  i;,-.t-  ^1  ,1.1  r/;<>ij  ;:i:r  all  HanUwi-rli,  Metier  ffetJeulet  w«-r't''ii  k.itui,  Z\k  i-iT  Iln-  Iiühl'I  mit  ili<>M-iii. 
von  l'hiMtri:lj  t  iwüi,ut«;u  iiesptie  zuhiimmen  die  yeo^"i/  äoyia;,  wuiüln  r  Sciiut  la.mü -Li u»,  Att.  I'n« . 
|>.  334  ff.,  Tbalheiin  K.  A.  |>.  H5  Aniii.  2,  W i  1  aino wil z,  Aristotel.  um)  Athen  I,  L'5'i  Aiiiii.  14<"i,  UilbiTt 
at.  A.  I  p.  316  Anm.  ti.  igjis  muaa  wohl  mit  Kock,  com.  Attic  ür.  II  p«g.  iH>  in  dem  fr.  de«  AnU- 
phaaee  123,  S  Stmf  rie  dne^fMi/  tie,      ftit  iwit  i, 

Aom'  !}  rtynrirai  ia/i-titü;  {  tttfrtjMimt 

«  «ai  tuten  ('qr^iri')  »on  habet*  gemmunen  weiden. 

2» 


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12 


wsh  Schans'  riditiger  Bemerkung  zur  St  eine  rhetoriache  U«bdrtroibiiiig 

vorliegt;  denn  von  einer  natdtiu  vno  rov  youov  xtiftfriif  um  ein  Wort 
(h'S  Aristoteles  Rhet.  1365''  :' l  7a\  g-ebrauchen,  kann  in  der  athenischen  Demo- 
kratie nii'.ht  gesprochen  werden.  Die  ganze  iiuiätm  war  vielmehr,  wenn  man 
auch  das  Aufsichtsrecht  des  Areopag  für  eine  gewisse  Zeitperiode  zugeben 
mag,  der  Sitte  und  dem  Herkommen  'überUaaen,  hatte  aber  im  Laufe  der 
Jahrhonderte  ftate  Regeln  und  Bahnen  gefunden,  die  niebt  leicht  einer,  der 
die  Kosten  dafür  aufbringen  konnte,  verliess.  Dieee  durch  Sitte  und  Her- 
kommen vorgcscliriobeno  und  im  Laufe  der  Zeiten  in  gewisse  fest«  Richtnngen 
gelenkte  /latihiu  hat  nach  Piatons  Zeichnung  Apol.  c.  Xli  Meietos  im  ISinne, 
wenn  er,  so  paradox  dos  auch  für  uns  klingen  mag,  alle  Athener  ohne  Aus- 
nahme ab  Kinder  derselben  angesehen  wissen  wüt  und  einsig  und  allein  in 
Sokrates,  dem  Gegner  der  v7to  -roC  v6/tov  —  dem  Herkommen  —  xuftiyti 
nuidfia,  den  Revolutionär  erblickt. 

Warum  nun  in  den  athenischen  Elementarschulen  kein  Platz  war  für 
Grammatik  und  Sprachwibüenschaft.  kein  Platz  für  Gescbichts-  und  Geographie- 
unterricht, kein  Platz  für  Mathematik  und  Xaturwissenschaften  oder  gar  fOr 
Unterweisung  in  der  Religion,  dae  hat  Kirchhoff  in  der  angeführten  Rede 
in  liditToUer  Weise  entwickelt  Aber  von  einer  Aufgabe,  sollte  man  doch 
meinen,  «larf  sich  ein  Staat,  welcher  die  gesamte  Verwaltung  und  Justiz  einzig 
und  allein  in  die  Hände  seiner  Bürger  legt,  nicht  dispensieren,  eine  Garantie 
für  die  allseitig  richtige  gesetzmässige  Erledigung  der  übertragenen  Geschäfte 
sollte  doch  von  denselben  gefordert  und  ihm  auch  gegeben  werden  —  wir 
meinen  die  Garantie  einer  vollst&ndig  ausreichendeD  »dvilen*  Bildung!  Es 
will  uns  heute  absolut  nicht  in  den  Kopf  —  mit  der  lahmen  Ausrede,  dass 
das  politische  Leben  selbst  die  nötige  und  vollständig  ausreichende  Schulung 
bot,  ist  wenig  gethan  —  dass  von  staatswegen  nicht  auf  die  unerlässliche 
Vorbedingung,  die  Kenntniss  der  Gesetze,  gedrungen  worden  ist.  Und 
das  ist  auch  geschehen,  wenn  man  nAmlich  zwei  ganz  unverdftchtigen  Stellen 
trauen  darf,  welche  ich,  obwohl  von  einechnddender  Bedeutung  für  unseren 
Gegenstand,  nirgends  heraageaogen,  niigends  gedeutet  finde.  Die  eine  ist  zu 
lesen  in  Piatons  Protagoras  326  C,  wo  es  von  den  Jünglingen  heisst:  infttSäv 
itt  tx  dtdunxt'ti.wv  UTtalkayuian',  f'  ir'/./c  (!V  td/,  ff  j  y//orc  n^'ayxr't^^  t  lUD  .ff'- 
rnv  xttt  xuTu  lovtov^  "Qf^v.  *)  Im  vollen  Einklang  damit  und  nicht  weniger 
deutlich  Aeschin.  in  Timarcb.  §  18:  inttdav  ä*  ijryfftHfi]  tlt;  tu  hj^iaij/jxui'  y^ft- 

■)  Die  Ausmanznn^  ilie«'«  Rtutlichen  EingMiftnt  eimig  md  alle^in  nur  auf  d««  L^hcnjirugulativ 
der  Jugend  i«t  dtiui  äiune  der  ganzen  Stelle  zwar  durelin»  koDfbmi.  aber  damit  scheint  sueb,  wenigsten« 
an  der  Stelle  dea  Aeachinn  geneiwii,  xagMA  eine  au  enge  BegreTnimg  gegeben  n  täa. 


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13 

fUtttloy  xai  Tov^  vöiiovs  yy(»  xal  tUffj  Tuvt;  T^t,-  n  u  Ä  t  uj  ^  y.al  ^vtnjrm 
tytahiyiC,KT>hii  in  y.cü.a  y.iu  Tct  fitj.  Beide  Stellen,  besorulets  aVier  die  erste, 
lassen  kaum  eine  iindoro  Deutung  zn  als  die  einer  Nötigung  von  Seiten  des 
Staates,  und  da  icli  bei  verschiedenen  Kennern  des  Attischen  Staatalebens  ver- 
gvblicli  angeklopft,  eo  Beien  m»  hiemit  der  Anfma^smikeit  weitar»  &eiM 
empfohlen.  Sie  iteheo,  das  «oll  hier  nicht  verhehlt  werden,  mit  dem  sonstigen 
kuue»  ailer,  dem  ^fjy  "muh:  av  Tt<i  ßovhjTat  in  schreiendem  Widerspruch, 
lieber  die  Art  und  Weise  des  Vollzuges  sich  in  YennnttiTigen  zn  ergehen,  hat 
keinen  Zweck,  ehe.  wenn  dies  fiberhaupt  möglich,  über  die  principielle  Bedeutung 
der  beiden  Stellen  entschieden  ist.  Bei  der  daxifiaaiu,  im  Auschluss  an  welche 
ja  Aeschines  von  der  Sache  spricht,  könnte  ein  solches  von  amtswegen  abge- 
nommenes Examen  rigorosum  leicht  eine  Stelle  gefimdm  haben.  Ueber  die 
ifoxtfiaaia  sind  wir  nun  ziemlidi  genau  unterrichtet,  aber  in  der  Ueberlieferung 
findet  die  Vermutung  nicht  den  geringsten  Halt.  Ist.  ja  doch  auch  die  Annahme 
eines  Staatskursus  der  (ivmnastik,  von  dem  Kirchhoff  in  der  ange- 
führten Bede  p.  9  Ö.  als  von  einer  ausgemachten  äache  spriciit,  bedenklich. 
Darnach  «Ire  der  Zweck  dieser  Einrichtung  ein  streng  militBi»chw  gewesen, 
lediglich  dasn  geschaffen  und  erhalten,  um  eine  genttgende  Vorbereitung  der 
beiden  jüngsten  Altersklassen  der  bürgerlichen  Bevölkerung  für  die  Ableistung 
ihrer  Dienstpflicht  im  Bnrgeraufgebote  sicher  zu  stellen.  Der  Staat  wilre 
demnach  wahrend  dieser  zwei  Jahre  einfach  seine  Rekruten  einzuexerzieren 
beflissen  gewesen.  Aber,  wie  Sohoem ann- Lipsius,  Griech.  Alt  I  p.  552 
hervorhebt,  scheint  auch  diese  Einrichtung  nicht  sowohl  durch  Gesetze  vor* 
geschrieben,  als  durch  Sitte  und  Heri^ommoi  eingeführt  worden  zu  sein,  weil 
sie  eben  saehgemlss  war.  0 

Also  müssen  wir  vorerst  gänzlich  absehen  von  Staatskursen  für  civile 
Bildung  und  Gymnastik.-)  Enger  sind  auch  mit  dem  für  unsere  Abhandlung 
gewählten  Gegemtande  verknüpft  die  Privatschulen  und  die  in  denselben 
behandelten  Lehrobjekte.  Die  völlige  Abwesenlieit  jeden  Zwanges  von 
Seiten  des  Staatss  geetattete  es  einmal  jedem  einzelnen  Bttrger,  die  in  den» 
selben  gebotoM  Gelegenheit  zu  benfitien  oder  nicht  Es  mögen  am  Ende  nur 
Wenige  dissslbe  unbenQtzt  gelassen  haben.  Aber  ganz  sicher  richtete  sich  die 
Beteiligung  daran  nach  dem  Masse  der  ffir  jeden  vorhandenen  Mittel;  denn 
die  Bürger  hatten  ja  diesen  Unterricht  ans  ihren  eigenen  Mitteln  zu  bestreiten. 

')  Die  Stella  in  Ae»chin.  Bogen  Timurch.  §  9  «t  yäp  Youo&ixr);  :toi»xor  /lir  toi?  iidaaxäiiHC, 
«ir  it  irdfteife  mcmimtanMtuOa  mv;  ^fuji^vs  näldae  Mtl.  nOtigt  zur  Aufbanmg  ciow  «tantlielusii 

Zwanget  dardmin  nicbt. 

*)  Man  vgl.  dam  Bnrckhardt,  Oriach.  XiiltiufgeMlucht«  III  p.  4ie. 


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14 

DaniMih  wag  tdch  einmal  die  Dämn  d«ft  Schulbesuches,  hudann  aber  aiioh  die 
Begrenzung  des  von  den  Kinzalneu  erstrebten  und  erledigten  Unterriclitspensums 
bestimmt  haben.  Ks  verbietet  sich  demnach  von  selbst,  die  ünterrichtsresultate 
in  Beziehung  auf  Dichterlektüre  in  der  Schule  des  Graniiuatisten,  in  Beziehung 
»nf  Vwak  und  die  demit  ▼etbimde&e  KamtmiM  der  I^ker  in  der  dee  IKtiia- 
risten  th  bei  eilen  Zöglingen  gleidimtaig  vorhenden  anninehmeo.')  Vielmehr 
wird,  wt'nti  man  das  Mindestmass  der  dem  Kinzeloen  ztir  VerfOgong  etehendea 
Mittel  Inllig  in  Ansclilajr  bringt,  ein  zieuilifh  starker  Prozentsatz  derer  vor- 
handen gewesen  sein,  welche  auf  der  gleichen  Kildungsstnfe  standen,  wie  der 
Wurslhändler  in  den  Hittern,  der  den  Beruf  des  Staatslenker»  ablehnt  mit 
den  Worten  V. 

1^00*,  o^f  ftofuatxijy  inhrti/tat 
nl^v  Yffaftaarmv^  xatl  ruvxu  fterrot  xaxa  «axia^. 

Aber  dieee  «lementareten  K>:nntnisse  konnte  sich  einer  ja  auch  im  Hause  an- 
eignen, und  war  da^iu  der  Hosnch  einer  Schule  nicht  nötig.  Analphabeten 
dagegen  nuir-sen  doch  in  der  Zeit,  die  wir  im  Augi'  halten,  eine  verhältniss- 
maüäig  bekene  Erscheinung  gewesen  Hein,  wenn  mau  sich  an  das  bekannte 
Sprichwiwt  ei'innert:  oihf  y^ty  ovrt  y(fdufMnti,  wovon  an»  Diogenian  VI,  66 
berichtet:  ini  rmv  ^fta&mv  tuOtu  ya^  ix  nmdo9fy  cV  ttu$  'A^^vtat  iftar- 
&«yor.  Sticht  ju  dasselbe  gerade  diejenigen  anf  ale  eine  eigene  Klane,  der 
selbst  diese  elementarston  Dinge  fremd  sind. 

Doch  wir  haben  es  nicht  nötig,  nnn  in  blosfen  Verinutungen  zu  er- 
gehen, wir  können  uns  vielmehr  dabei  auf  ein  sehr  wichtiges  Zeugniss  des 
bohrateB  berufen,  der  in  seiner  idealiaiwenden  Schilderung  der  früheren  Stel- 
lung des  Areopag  sich  also  ausspricht  §  44:  anwras  fUv  aöv  ini  tvg  asörag 
ofHV  iftaj(ftßäs  o^x  ^*'»  «fwjuaicojS  t«  nt^l  rar  fliov  fxoyras' 

ya(t  vno<tttaiHM>i'  A^ui  lut  la^  tnl  jä^  yno(tyttif:  xai  rtii;  t/i.iopm.s  i-T(*tnot'  , 

loiv       ßiüv  ixaviv  xtxir,un'<wii  jtfffl  iTnuxi^y  xui   la  yvfiyäaia  xai  la 

xwriyiitm  xa»  x^v  <pti.oatMfiay  (zu  höheren  Studien,  natürlidi  in  dem  be> 
Bchr&nkten  Sinne  des  Isokratoe)  ^y^ytttuar  diutifißny.  Also  fOr  die  Ver- 
mögenden die  nm'oi  i](ioväs  ^xe^rti  (§  43)  i  r  1  iie  (füoaotpittt  keine  Spur 
einer  schulmässigcn  Unterweisung  dagegen  bei  cien  «.Tfjjwfrrfc .  und  es  liegt 
die  Vermutung  nahe,  dass  der  Kedner  von  dem  unbedingt  nötigen  Elementar- 

')  ^;rilllll■rt  ^fi  lii>r  nur  an  >iii'  l«-kannti'  AnckJtiU'  von  ThemiHokl^  und  t(.'in<-r  Lriiki'ntitnin* 
ia  der  MnnUc.  Man  vgl.  auch  1^.  Jkt,  17  mai  vfir  tovs  /tir  im  rifs  fuftgmtc  if;  if^s  fmdtvMts  ir  stoiMls 
Xg^ft"**  tUmkmfas  Arne  mi  tsffM  fm  jcaidc  imA'  im'v  4'  ^we  lUtMr;,  Attißnt  im  tfe  ofiffac 
h^oimr  dni  jtiMiafyt»  *Mmx^  Jaafdf«!  MQo^/if . 


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16 


ntttttrridit  aIi  atnar  aalbatvmtindliclieii  Vorftimetiang  fttr  die  Erfordenun» 

des  späteren  Berufslebens  gänzlich  absieht.  Zu  höheren  Stadien  sind  also 
allein  die  Besitzendeik,  weil  mit  den  nötigen  Qlücksgütern  gesegnet,  berufen 

und  ausurwiihlt. 

Damit  äiud  wir  nan  wieder  su  unserem  Ausgangspunkt  zurückgelangt, 
ZOT  Belenehtong  der  SteUimg,  welche  der  if^/tos  in  dem  oben  gescbildertea 
Sinne  wa  der  rhetorisdi  -«^»hiBtiichsik  Schalung  einnimmt  nnd  notwendig  ein« 
nehmen  musste.    Dafür  zunächst  nur  zwei  Beispiele. 

Nachdem  Pheidippides  seinem  Vater  gegenüber  glanzende  Proben  von 
der  Beherrschung  des  //*  iMy  koyo^  abgelegt  hat,  wendet  sich  der  letztere  mit 
folgender  Apostrophe  an  das  Theaterpublikum  Nnb.  1201 

Bravo!  Bravissinio!  Ihr  Lumpenpack,  was  sitat  ihr  so  vsrdntafc  herum? 

Unserer  Weisheit  sichere  Beate,  ihr  KlMse, 

Nullen,  eitel  Schöpse,  keine  Köpfe  —  hohle  Tdpfe 

Stück  für  Stück  hier  aufgepflanzt.') 
Doch  hören  wir  weiter  die  Alten  in  der  Parabase  der  iui  Jahre  425  auf- 
geführtoü  Acliarner  V.  679  ff.,  wie  sie  die  Nachteile  gegenüber  dieser  modernen 
Rhetorik  uufzUblen 

oli,"  rioatidiuy  ua(f>it}.m't^  irniv  i)  jiaxTi,(jitt  xrk. 
Wenn  man  scheinbar  nicht  ohne  Grund  gi'sagt  hat,  <lie  rnterschiode.  wie  sie 
im  Bildungsstand  der  modernen  Kulturvölker  als  die  natürlichen  Ergebnisse 
der  verschiedenen  Bildungswege  höherer  und  niederer  Art  beobachtet  werden 
können,  seien  in  dem  Grade  im  griechisdien  Altertum,  vor  allem  aber  in 
Athen,  nicht  vorhanden  gewesen,  so  bedarf  diese  Annahme  auf  Qmnd  dieser 
beiden  und  anderer  Steilen  eine  sehr  bedeutende  Einsehr&nkung. 

Das  Bewusstsein  von  der  Ueberlegenheit  dieser  nur  den  besser  situierten 
Kreisen  •/.ugHuglichen  Bildung  findet  in  dea  derben  Worten  des  Strepsiades 
den  schroffsten  Ausdruck  gegenüber  der  Dummheit  und  lUickständigkeit  der 
in  ihre  Geheimnisse  nicht  eingeweihten  Masse  und  in  gehobener  Stimmung 
pocht  sie  lugleioh  auf  die  sicher  in  Ausncht  st^enden  sukflnftigen  Triumphe 

IV  xaxoiaifwrt;,  ti  >tä&rjO&'  üßr'ijrnoi, 

i^&ft6e,  agojßat'  Si.l«n,  ttfiif.ooijt  yinjoyiimM; 
1  CK  Andodid.  IV,  SS  ««qw^t  r ifimt  at  4<utrji^a<  oiu  fr      fvimmloie,  £U*  h  t»it  di«a«i9- 
f /«i«  »Mit, 


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16 


Aber  diMe  zurückgebliebme  Marne,  wenn  sie  ein  Frozen  mit  einem  oder  dem 
anderen  aus  denselben  einmal  vor  den  anlol  y.{tuai  zusammenfßhrt.  Und  die 
AcharTier^stelle  zeigt  uns  zugleich,  daw  Strepsiades  in  dieser  Vermutung  sich, 
nicht  verrechnet  hat 

Sonach  ist  «•  nur  sn  begreifJicli,  da»  der  J^,uo$  dieser  Eiobtong  der 
modernen  Bildung,  die  im  Gertchtaaaale  sehr  aktuell  ffir  ilin  werden  komite, 
nur  feindselig  gegenüberstehen  konnte.  Es  werden  uns  demnach  auch  Urteile 
nicht  überraschen,  die  sich  über  diese  feindsehge  Haltung  rückhaltlos  aus- 
sprechen. So  I'latons  Euthyphron  3  C  'Atyiivalot^  yd(fToi,  tws'  iuoi  doxti,  ov  atpöd'^ 
fiuti,  ciy  tit'a  ihu'w  oim'rai  flmi,  ut]  fuyiot  diäaaxaiuxoy  ifi^  avrov  ao<fiia^. 
Sr  it*  ay  xat  äUMüg  tXmvrai  noifZv  lotovrovSf  9vf»m}VT€u^  ffx'  ot^K  ift9ur<it,  tos 
ni>  Kytts,  tht  it'  äUa  ti.  Zunlehst  kann  man  unter  den  hier  in  breiter 
Allgemeinheit  hingestellten  Athenern  nur  diejenigen  Schichten  des  Volkes  ver- 
stehen, denen  die  UnzuUinglichkeit  ihrer  Mittel  die  Quellen  höherer  Bildung 
verschloss,  also  den  (h]_ito^  im  oben  dargelegten  Ünn.  Die  Superiorität  des 
Talentes,  sei  dasselbe  die  Frucht  der  (fvaiä  oder  der  Bildung,  ist  ditisein  c)>^uo£ 
am  Einzelnen  nidit  anatöeng,  aber  die  YerbreUiiug,  die  lehrmiarige  Tradieming 
diesnr  srcana  imperii,  besonders  die  mündliche^  an  Andore,  diese  erregt  seinen 
Unwillen  und  seinen  Zorn.    Noch  weiter  geht  der  Verfasser  der  ji&rtyaimr 

noXiTtltt  (Xen.)  I,  13:  /"iv  yviiyai^nUH-iH'^  (II,  10?)  ffrr«'>(  yal  i  i^v  ttotnixty 
ijiinjtHCoi'ia^  xai  uktkvxty  (?)  o  yuuii^uir  tuvtn  m'  y.ao»'  Ht'ci  yyur,  )>  i  < 

OV  ävvaTog  ravta  iaiiy  i.ii  t  »iif  tvny.  Auch  über  die  Motive  iht  ein 
Zweifel  nidit  gestattet  und  wenn  auch  Sokrates  a.  a.  Si  den  Gedankm  an 
andere  offen  ISsst,  im  Vordergrande  steht  doch  der  tf&iyas  der  von  dem 
Privilegium  ausgeschlossenen  niederen  Maf^e.  Die  Kotorietät  dieses  ersten 
und  nächsten  Motives  erklärt  uns  auch,  d.is.s  Aristoteles  tiiit  dem8ell)en  operiert, 
wie  mit  einer  leicht  erklärlichen  und  durchaus  selbstverständlichen  Sache. 
Rhet.  1399a  12  ff.  ix  lov  axokov&ovvioi  ;t(fOT^tJiny  dnot{iiniiy  ....^ 
«fop  r//  ntudtvan  ro  ytS-oyeiaS-at  uxolov&ei  xeoear,  ro  iti  aotpw  flrai  dfaBoy 
ov  itHvvy  iiti  T^aiiiivtaSuf  ifi&ovHo9tti  yeiff  od  dht,  dtl  fttv  ody  naiitfvta&ttt' 
awfor  yaQ  flyat  Der  Schmerz  über  diese  abstossende  Erscheinung  brennt 
dem  Enripides  so  heiss  auf  der  Seele,  dass  der  unruhige  Grübler  und  Kritiker 
eine  der  schönsten  Stellen  seiner  Medea  nach  meinem  Gefühle  dadurch 
gründlich  verdorben  hat  Med.  296 

XQfj  ^  oimod*  oOTiit  vifTupfffoy  äy^ 

tp&uyov  nffos  daröiy  äktpavovtti  dvoftty^. 


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17 


Die  Stelle  ist  aber  auch  ein  eineproobsfreier  Beweii  dafflr,  daas  AriBtotoles 

a.  a.  0.  nicht  die  tuättnai^  im  Allgemeiaeii,  nicht  je  le  rd^evai^  —  also  auch 
di<^  pif'inentare  —  im  Auge  hat,  «ondern  nnr  die  höhere,  den  niedem  Schichten 
desi  Volkes  nicht  zugängliche. 

In  seinen  eigenen  und  engen  Lebensinteressen  war  dieses  Volk  weit 
weniger  berOhrt  von  den  natimrianudiaftlidien  Stadien  der  damaligen  Zeit, 
die  im  Weaentlichen  anf  eine  Popularaierang  der  alten  Lehren  hinanaiiefea* 
Durch  dieselben  konnte  wohl  manche  heilige,  alte,  lieb  gewonnene  Anschauung 
angegrifTon  und  gekrankt  werden,  nicht  aber  ein  Interosscnkampf  irgend  einer 
Art  inH  LeVjen  gerufen  werden.  Kine  pa.ssive  Haltung  des  '^f;tin::.  sowoit  er 
etwa  durch  eigene  iiegungen  bestimmt  wurde,  liesse  sich  doch  da  eher  er- 
klireB  und  begreifen. 

Gans  andere  etollte  eich  dagegen  die  Sache,  wie  wir  geeehen  haben, 
bei  der  zweiten  Bichtnng.  Wenn  die  Maaae  teilweiee  «chon  schwer  die  Kotten 
fta  den  Elementarunterricht  aufbringen  konnte  und  sich  schon  da  in  Beziehung 
auf  den  Erwerb  der  für  Leben  und  Beruf  notwendigen  Bildungselemente  im 
Nachteil  sah  besser  sitnierten  Kreisen  gecrenüber,  so  war  ihr  der  Sophisten- 
unterricht mit  seinen  teilweise  horrenden  Hunoraren,')  wo  sie  etwa  die  nötige 
lllr  ihre  weiteiwi  Zwecke  ausreichende  rhetorische  Schulmig  bitte  finden 
können»  gfinslich  verschlossen. 

Also  diese  grosse,  anf  so  vielen  Gellten  sum  Darchbrnoh  und  aar 
Macht  gelangte  Bewegung  vollzieht  sich  gegen  den  Willen  und  unter  stiller 
oder  auch  lauter  Opposition  eine»  bedeutenden  Bruchteiles  des  Volkes.  Aber 
eine  fremde,  ihm  ganz  unbekannte  Weit  ist  die  Bew^ung  nicht  Das  Volk 
verspürt  sie  am  eigenen  Leibe  bei  den  Verhandlungen  vor  Gwicht,  es  lernt 
sie  auch  kennen  auf  der  Bahne  in  den  besonders  von  Enripidee  so  beliebten 
widerlichen  Redek&mpfen,  es  jubelt  selbstverständlich  den  Komödiendichtem  au, 
w«m  sie  in  gelungenen  Stücken  die  Vertreter  derselben  an  den  Pranger  stdlen. 

Man  ist  nur  zu  leicht  das  Opfer  eines  naheliegenden  Fehlsohluases,  wenn 
man  auf  Stellen  wie  Ach.  634 

navaae  vftäs  Sey$3eo!at  layow  fi^  Uav  i§ana%äa&at 
und  Ähnliche  gesttttat  die  sophisüadie  Propaganda  von  der  vollen  Sympathie 


•)  Ik'reithiKnid  ist  der  AusJrurk  für  den  .Sopb!'(t«'nuntt'rrirht.  aoyvgior  didörai.  Wat  .lich  alx-r 
die  grAMke  Unbedeatenbeit  nnd  TdUige  NvUit&t  von  ihm  wnpncb,  kommt  acUageml  mm  Aiudmck  bei 
Zea.  Aaab.  II,  6. 16«  JljMCfniae  Jl  4  BotAntc  tWit  (tir  fm^iittm      btttiim  ftifMw         ti  fttfü» 

Abb.  d.  1.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiw.  XXII.  üd.  1.  Abtb.  9 


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18 


der  gimaon  Hane  getragen  tumimmt.  Dm  feine  Ohr  der  Haase  mag  tfe  im 
Anfrpg  gehabt  haben,  und  in  dieser  Beziehung  sollen  diese  Worte  des  Komikers, 
soll  vor  allem  die  bekannte  Nachricht  des  Diodor  XII,  53  von  Gorgias:  yal 
TO)  4fi'itni'Ti  T?\'  Xfini),-  (elektrisierte)  toj'c  Hf^iji'ttiov-;  vi'rag  tv(fit>ft>; 

xai  ifiXoMt^'mg  (cf.  Hennog.  14  Walz,  xat  lufinäda^  (Raketen)  xovi  köyovü 
avrw  mv^iaauv)  nicht  im  minderten  bezweifelt  werden.  Aber  bei  der  Weiter> 
entwioUmig  steht  diese  ICaaae  ao  aiemlich  abaeitn,  und  in  den  meisten  F&Ueo 
wird  man  gut  thnn  uid  das  Richtige  treffen,  wenn  man  die  ^ngnisie  der 
Ueberlitrft'nincr,  welche  von  den  \lD^i,i'(U'>i  überhüiipt  ais  den  Trägern  und  be- 
gristertoii  Anhiingern  der  sophistisclien  Hewef^'ung  spreclien,  auf  einen  Brucljteii 
von  Äuserwäbiten,  auf  die  massgebende  und  führende  Gesellschaft 
benebt»  die  an  allen  Zdten  daa  Nem  entweder  zum  Siege  oder  mm  Untw- 
gang  geffthrt  bat. 

Aber  wenn  wir  nun  daa  eübrniisoiie  Yolk  d*  »nfeuehen,  wo  «a  so  recht 
eigentlich  zu  Hause  ist  —  in  der  Volksvereammlung  und  im  Gertohta- 

saal  — ,  so  können  wir  am  Ende  hoffen,  wenn  auch  nicht  vom  Htter*- 
rischen  Bildungsstand  desselben,  ihuli  v(m  seineni  Bihlimgsstand  überhaupt 
ein  richtiges  und  zutreffend?«  Bild  zu  bekommen,  und  hiei-  fliessen  uns  in  den 
attischen  Rednern  die  (Quellen  so  reichlich,  dass  man  sich  nur  hofifnuogs- 
freud^  «I  einem  Teriiöre  derselben  entschliessen  kdnnte. 

Aber  einmal  trennt  ein  nicht  geringer  Abstand  die  politiaoh-jnridiaehe 
Urteflsfthigkeit  und  Urteilsreifo  von  deiqenigen  Geisteskrftften  ab,  welche  die 

hohe  nnd  grossstilischo  Tragoedie,  die  litterariachc  Komoedie  oder  gar  streng 
wissenschaftliche  KrÖrterun^en  iriit  leichtem  und  vollem  Verständnis-,-  in  sich 
aufnelmicn  und  sich  zu  eigen  macben;  denn  diese  rednerischen  Erzeugnisse 
sind,  wenigstens  auf  den  ersten  Blick,  dem  Auffassungsvermögen,  noch  mehr 
aber  den  TmohwitoiMiL  Alekten  dw  hörenden  ICaaw  in  einer  Weise  angepaast» 
dasa  sie  den  Darbietungen  der  Poesie  oder  gar  denen  der  'Wissenschaft  gegen- 
über geradezu  als  niedrig  betrachtet  werden  müssen.  Dort  GAtteispeise, 
hier  Alltagsknstf  E«;  ist  das  nnverjn^ängliche  Veidienst  Piatons,  zuerst  mit 
kühnen  und  kräftigen  Schnitten  den  gewaltigen  Unterschied  bloss  geleprt  zu 
haben,  der  die  Wissenschaft  notwendig  von  der  Rhetorik  treimt^  und  ganz  im 
Geiste  des  Lehrers  hat  sein  grosser  Scfafller  Aristoteles  dieser  DiSiarena  folgende 
klassische  Passung  gegeben:  Rhet  1, 1,  1355*  24:  ht  ngos  iviovs  odä*  ü  r^f 

nx{iißft}TaTtfy  t/otiin'  fsiinr i'iur^y,  (irnhoy  ti.i'  txtiyijg  nttOCtt  Äq^cWTO»'  i)  tSttOKa- 
liae  yoQ  ionv  6  xa^a  tqy  ijtiaT^ftijv  kojrog,  roi/ro  äi  dd Cvatov^ 


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19 


dir  ävayxTj  (Tid  tmv  xotriSr  •n^tettf^nt  rog  riinrfi xal  Tovgloyovgf 
(Zannf  y.tn  h'  nn^  Tonr/.in^  fl.  2)  iuji  rr^  jT(>o>;  roLv  .vo/.Äorv  iyzevSnoS  (VßSUk 
Vgl.  dazu  I, '2,  1357='  10  ff.  und  besonders  11.21.  1 3 'J Fr' 23  ff.). 

Danac  ii  au  schlieswen,  bewegen  wir  uns  also  bei  den  Rf>dTiern  auf  einem 
Boden,  der  für  das  Äufsucbeo  der  mehr  populären  Eleuiunte  in  den  Litteratur- 
eneagniamk  des  V.  und  IV.  J«hrhuiiderta  ans  oine  Teache  Ernte  Tonpricht  AW 
wir  dOrfen  uns  niebt  aofort  an  dn  EinbnnMen  derMlben  machen.  Davon  httlt  . 
uns  vorerst  eine  gewichtige  Erwägung  snrftck;  denn  ganz  in  der  Fassung, 
wie  diese  Reden  etwa  vor  Gericht  oder  gar  in  der  Volksversanunlung-  gehalten 
wurden,  liegen  sie  uns  heut«  nicht  vor.  Sie  haben  grösstenteils  mehr  oder 
minder  nachträgliche  Stilisierungen  und  üinredaktioneu  erhalten,  die  nur  zu 
leicht  SU  falKfam  SchUtaaen  verfahren  kennten.  Das  gans  sicher  aof  gemachte 
BeobachtungMi  sidi  «ttttsende  w>  merkwttidige  Urteil  des  Aristotele«  Aber  die 
liSiS  der  (fiiutjyoffia  Rhet  III,  18  1414*  8  i;  fiiv  ovy  lyriutjyoQtx^  XeStg  xttt 
narr  tkiü^  toixfv  ayi  c/ f>mfia' ^)  Sof«  y«p  if.f-ivw  ?•  u  ü/ko^,  no(jQu>T.fQnv 
»;  cA«jf  itiu  ja  fix'iiß?  .iKjuuyu  xal  /'«(kw  tfaivuat  iv  ufi<ft>Tf{/(HS'  »/  dixavtxii 
cxifißtaiffta  xtL  muss  um  davor  warnen. 

Aber  die  so  geschickt  berechnete,  in  der  Wahl  der  Worte  wie  in  Zu- 
aammensetaang  derselben  so  hervorstechende  Ugts  des  Dwmosthenes  s.  B.,  die 
in  Dion^ios  von  Halikarnass  einen  so  ansgeieichneten  Beurteiler  gefanden  hat, 
glwcht  nach  meinem  Gefühl  gar  nicht  einem  rohen  Schattenriss,  einer  axia- 
yriftffi'fr.  welche  mit  Verzicbtleistiino'  auf  die  .■\nsffthrung  des  Details  nur  auf 
die  kräftige  Durchführung  von  Licht  und  Schatten  hinarbeitet.  Wir  müssen 
von  ihr  so  siemlich  das  Gegenteil  konstatieren  (cf.  Blasa,  Att.  Beredsamkeit 
III*  p.  67  ff.  74).  Es  mnss  demnach  die  so  nachdrftcklidie  Hervorhebung  xai 
nmrffUas  Sotxey  nur  in  Beziehung  auf  die  in  der  Volksversammlung  gehörten 
Reden  gesagt  sein,  die  demnach  von  dieser  ersten  Gestalt  bei  ihrer  späteren 
schriftlichen  Fixierung  nicht  unbedeutend  abgewichen  sein  müssen.  Ferner  ist 
zum  Schlüsse  noch  eines  weiteren  Punktes  za  gedenken.  Anders  spricht 
Andooides,  anders  Uegesippus  (Dem.  VII),  anders  Demosthenes  an  dieser  Masse 
in  der  Tolksveraammlang  und  doch  ist  es  iDlr  alle  drei  Redner  wirklich  die 


^  Die  ErUHroRK  Taten  M  ^lengd  II  p.  418  Inum  aidit  »oAreoht  olMiltea  ward«»;  tailmiM 
richtig,  wenn  tach  n\  wortreich  ht  tlie  BridSrung  de«  .Scboliastcn  bei  K^ibc  p.  I'SS,  7  ff.  Am  besten 
•cheint  mir  die  von  .SchruUer  (^'i^i^bone  Duiitniig:  rmlior  pictnni  umbraa  tantiim  repmesentat,  exqniüi- 
tior  aUdit  colorea  ...  <jua«  snbtilit.  r  i  t  ciiriose  picta  .sunt,  iiec  prociil  nec  a  multis  simul  «iK-ctari 
BMtum  aati»  diiudicari  powuot.  Huav  vi-ro  craitsiu«  et  oumero  ampliori  sunt  adumbriita,  «tt 
lim^di  et  a  plaribni  quemit  oenipici  Knimaidmtiqtte.  Gmcconun  de  re  putiliefe  delibenlMmaa  in  «imm 
conetop«  iactitiielwatar.  uU  didion«  eiunnodi  ntendnin  emt,  qu*e  r  mnUitndine  intaUegcretar. 

3* 


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gl«ieliA  und  die  gleiche  auch  in  der  Schätzung  der  Redner  MUwt^  «o  sehr  sie 
aach  in  der  Wahl  der  Ausdrücke,  in  der  Art  der  Argumentation  und  im 
ganzen  Ton  clor  Reden  auseinander  gehen  mögen.  Diese  Verschiedenheit  ist 
eben  der  AuhÜhbs  der  verschiedenen  Individualität  der  Kedner,  die  auf  ver- 
schiedenen 'Wegen  ihr  Zkl  fli  eneidiMk  hoffiao.  WSide  nun  dieeen  Dautaud 
nicht  gdidrig  in  Bechnnng  stallen»  so  wflxde  ai<^  dieser  ^^ftog  wirklieh  als 
eine  bellaa  maltorum  capitnin  praseentiwen,  dem  gar  nicht  beizukommen  wftre^ 
und  auch  die  Aufgabe,  aus  gewissen  wesentlichen  und  cinheitliclien  Zügen, 
welche  aus  der  Betraehtunij  beider  Rodegattuniren  ungezwungen  öich  ergeben, 
den  Bildungastand  der  grossen  Masse  zu  erschliessen  und  dansustellen,  w&re 
von  vornherein  eine  anssichlslosew 

Um  die  siegende  Ueberlegenbnt  des  ausgebildeten  und  tAchtigen 
Bednars  dem  Laien  in  der  Redekunst  gegenftber  hervoEsnheben  l«gt  Piaton 
dem  Gorgiaa  466  B  die  folgenden  "Worte  in  den  Mund:  (ftjtii  J//  xai  tls 
nohv  "moi  ßovXfi  (also  anch  nach  Athen)  fl&oyja  ^r(io{ftxoy  «»'(Tp«  xal  Utrntiy. 

^el  tti(/(&T]vat  lai^uy,  uiidafioi/  uy  (fctviiyai  xby  lai((uv,  aXV  uipfd^f^yat 

oattamv  ov  ya^  «ntv  ntQ*  vrov  o6x  ity  mSwu&tt^w  Simt  o  ^OQOtdß  ^  aUog 
oattaovy  Tvüy  (^t]uiov(>yw'  fv  ni-ij^ti. 

Wir  nehmen  an,  da;*«  dem  Sprecher  seine  iiiesenüifolge  m  Athen  und 
in  anderen  SUidten  zu  Kupf  gebtiegen  sind,  wir  rechneu  auch  mit  dem  Uumtaud, 
dasB  er  hypothetisch  spricht  nnd  demnach  der  Wahrheitsbeweis  dieser  staricen 
Behanptimg  aussteht;  denn  .aonst  mOsste  unbefangene  Beuiteilnng  einer  soldi 
kflhnen  Sprache  2U  dem  Verdikte  kommen,  dass  niemals  einem  Volke  in  seiner 
Gesamtheit  (dem  nlf,f><K).  in  deren  Hand  ja  die  Wahl  liegt,  ein  grösseres 
ArmutBzengniss  ausgestellt  worden  ist,  als  es  durch  diese  Wurte  geäcbieht. 
Darüber  kömmt  man  nuu  einmal  nicht  hinweg.  Diese  kühne  Behauptung  des 
Sophisten,  auf  das  Maas  des  Richtigen  und  ZuUasigen  herabgestinimt  nnd  dann 
auf  ihre  Berechtigung  geprQft,  fflhrt  uns  somftchat  einmal  su  einer  Erschei- 
nung, die  wir  auch  sp&ter  noch  zu  berühren  haben  werden.  Wie  in  das 
Theater,  brachte  die  grosse  Masse  des  Volkes  auch  auf  die  r*;,  oor'  und  in  den 
Gerichtäsaal  ein  feines  Ohr  mit,  und  die  liedner  kabün  fast  auänaliuisios 
geschickt  mit  diesem  Umstände  gerechnet.  Wie  heutzutage  ein  grosses  und 
gemischtes  Publikum  sieh  berauscht  an  einem  gef&lligen  Musikstflcke,  so 
berauschte  sich  diese  Masse  an  der  schönen  Form  der  Worts,  der  S&tze,  der 
ganseo  Rede.  Diese  letztere  ist  ihm  nicht  einsig  und  allein  nur  ein  Mittel 


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dnr  Anfklftning  imd  Belehmog,  nicht  das,  was  sie  üi  enter  und  letstor  Linie 
8H1I  lollf  sondern  sie  ist  ihm  amaerdem  «ich  verwiegend  ein  Kunst- 
genuBB.  Man  ist  einigermaasen  überrascht,  gerade  auch  in  der  Gerichtsrede 
diese  Seite  so  gepflegt  zu  sehen.  Es  sei  nur  auf  einige  wenige  Zeagmssd 
verwiesen:  Plat.  Hipparch  225  C  wp^  xai  X^üff  ^'  'i/'**»  rtüy  atHftiuv 
^ftvrwv  iu,idktan6y,  mv  oi  ^t^tot  ntffl  Tag  Hxug  xaXXtenovvTttt  und 
Andodd.  I,  9  ra^e  v/teSy  äiofstu  .  .  .  fii^t  ovoßiata  &r^ifivtiv,  Alao  im 
Prooeiiiium  wird  hier  nachdrücklich  vor  dicaar  Sitte  gewarnt  (vgLftiich  Anatoph. 
Ach.  (i8()).  Ist  man  auch  noch  so  gerne  bereit,  den  angeborenen  und  aus- 
gesprochenen Sinn  des  athenischen  Volkes  für  die  schöne  Form  anzuerkennen, 
80  hat  doch  eben  die  Medaille  auch  eine  Kehrseite.  Schon  Ariätuphunos  bat 
ttth»  waraand  saiBia  Stimme  «erhoben  gegen  diaaa  dann  gans  beioiiden  sam 
Fehkr  anaartanda  Vorliebe  wenn  auch  noch  der  Bais  dar  Neuheit')  aie  dem 
Ohre  empfiehlt  und  rechnet  sidi  aogar  daa  ala  Teidienat  an  Aok  634 

Und  gerade  das  gewählte  Wort  scheint  uns  eine  hinlängliche  Bürgschaft  dafür 
zu  sein,  dass  diese  Seite  aucii  ^ouät  von  den  Kouukern  aufgestochen  wurde 

id  fioi'oi  lurot  Tvir  'Ei-h'^i'u»'^ 
bei  Eustath.  1522,  56  cf.  m  p.  407  fr.  47  K. 

Daa  iat  ein  nnaehnldigea  Vergnügen  und  man  kann  ea  dem  Volke 
gOnneUf  aolange  durch  die  Macht  dei  schönen  Wortea  und  der  schönen  Phrase 
die  Sache  nicht  leidet.  Ist  das  letztere  aber  der  Fall,  dann  Wild  ee  zum 
Fehler  und  zur  Schwachheit,  mit  welcher  die  Alles  schlau  berechnenden 
Redner  zum  Vorteil  der  von  ihnen  vertretenen  Sache  wohl  zu  rechnen  wissen. 
Das  beste  und  letzte  Wort,  aus  welchem  die  Rückschlüsse  sich  von  seilet 
ergeben,  hat  in  der  Sache  Aiiatoteks  gesprochen  Bhet  III,  1  1404'  9  dmtp^t 
yuff  Tt  liffos  TO  9ißjükHu  v^l  $  i&f*  thttlVf  o&  ptivrot  rwroOroy,  Sneofta 
^avtüLoia  Tain'  iail  xal  n^bs  tttr  dxQuax  j]y  tJiu  oi^slg  oStat  ^^tiofia^iy 
iitdmsxu  und  die  Ausartung  unnachsiohtlieh  Terarteilt 

Ariatoidianea  hat  gelegentlich  der  Beurteilung  der  Tragoedie  dnrdi  die 

anderen  Stftmme  von  Hellas  die  letzteren  als  unfähig  dazu,  hingegen  seine 
eigenen  Landsleute  als  die  einzigen  und  berufensten  Beurteiler  derselben  her- 

^  Fafat  )Nif<)M>)o0iiiili  «tfelSrt  von  knA.  Rbet.  III,  t  \¥X>  8  Amp  jnnp        to«e  Krmt«  «f 

KuKtath.  ICä',  64t:  o!  g^ay  i.iö  tov  iv]^<jrtoi  iiaaaiui/^ttm  lüroi  iityorio,  :i((oaif  viotefiov  Ai  Sr 


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vorgehoben  Ran.  809.  Nicht  weniger  hoch  werten  nan  aber  die  attischen 
Redner  die  tiefe  Einsicht  ihrer  Zuhörer  in  politischen  Dingen.  Es  sei 
hier  nur  auf  einige  besonders  bezeichnende  .^eussernngen  hingewiesen:  Dem. 
Aristokr.  §  109...  */r'  Oi^tttOnn  tuy  taani  rw  u^t.t.i)f  .niuu(juy,  vutii:  dt  oyjtg 
'A&^r^'ioi  rttStb  toDt'  ovxt  noit'iatxt;  oilV  alaxQ<>y  rovg  nf(ii  n^ay {.laxtav 
iniaxuaS-ui  ßovXtvüao9^ai  äoxoivxas  TUfoi^ftv  Xykup^mv  xtt 

ovft<ptifw  tUoTos  wfD-fivnt,  cf.  Olynth.  III  §  3,  Üiilipp.  II,  8,  26  if.  u.  a.  nnd 
Aeecb.  gegen  Timarch  §  178  intif^toi  ol/iat  ifvvjii  iri^mv  fiälXor 

Es  fällt  uns  auch  nicht  em,  irgendwie  in  Abrede  zu  stellen,  dass 
die  Masse  des  Volkes  ausser  dem  feinen  Ohr  auch  einen  hellen  und  klaren 
oder,  nni  nicht  sn  viel  sn  aagoi,  einMi  geannden  Menadbienveistaiid  in  die 
VolkaveirMuninlung  nnd  die  Oerichte  mitbrachte.    Auch  mag  die  von  Jugwid 

auf  geftbte  nnd  Jahre  lang  fortgesetzte  Behandlung  politischer  nnd  juridiadier 
Fragen  »^ine  pewisse  Vfutrautheit  mit  diesen  r)ins;en  aneh  in  den  grosseren 
Kreisen  dcü  Vulkäü  vurbttreitet  haben.  Audi  da«  soll  gerne  zugogebeu  werden. 
Aber  wie  wir  den  Zeugnissen  der  Komiker  aus  den  später  darzulegenden 
Gründen  mit  Tonieht,  ja  mit  einem  gewiseen  Misstrauen  begegnen  uiQssen, 
M>  können  auch  diese  lobenden  Urteile  der  Redner  eine  absolute  und  unbe- 
dingte Geltung  nicht  beanspruchen.  Denn  einmal  stehen  bekanntlich  diesen 
lobenden  Urteilen  noch  viel  mehr  tadelnde  gegenüber,  ja  sie  haben  sich  sogar 
einmal  zu  dem  Satze  verdichtet,  der  dieser  Masse  die  ivvKUi;  rtuhrtxr,  sogar 
gänzlich  abspricht  nnd  sidi  somit  schr«^  den  Zeugnissen  des  Demostbene« 
gegenfiberstellt  Andoc.  III,  33  owfels  ntanoti  xw  itffftw  xw  ji^ifvaimf  ix  rov 

Aber  noch  viel  mehr  muss  uns  von  einer  Ueberschätznng  der  politischen 
Einsicht  der  grossen  Masse  eine  andere  Erwägung  abh<alten.  Es  ist  d;is  die 
ausserordentliciie  Einfachheit  des  pulitiücben  Kaisonnements  oft  verbunden  mit 
der  Massigkeit  der  Beispiele  aus  der  Geschichte,  welche  uns  verbieten,  die 
Hörer  ale  Politiker  im  grosaea  Stile  m  betrachten.  In  diesw  fiesiehung  steht 
Demosthenea  geradesu  einag  da.  Er  wird  nicht  müde,  zu  der  AnfGuMung  und 
dem  Intellekte  seiner  Hörer  herabausteigni  und  oft  durch  eine  Unmasse  von 


Es  ist  (loi'h  ein  urjjcr  MinsKrilT  p-'Wt'soii,  wuiiii  iiiuti  tfCjfi'ii  diu  K<'hthfit  (Ilt  I.  Rede  ik's  Aiiilo- 
di)!  Freiroütigki'it  der  Kritik  des  Vnlkfü  ?5  21,  27,       :tJ,       u.a.  in»  Feld  jfefilhrt  \int.   Von  «li>i»er 
.tniiiiijoia  ulschen  alle  Redner  de.?,  .tit-gn  l>!g'<tt->!  (ipbrauch.   Mit  iinverfillüfliter  und  echt  altisohor  «irobheit 
bat  «ich  H^guippu«  tn  dam  achou  im  Alterium  berufeneo  dictum  anljgeMhwangeii.  Dem.  VII,  45:  ioot 


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99 


Beiqiieiwi  ihrem  VentindiuBBe  sa  Hflfe  so  kommen  (Arjitoknit.  §  107 — 143). 

Und  hier  erblicke  ich  ein  gan^  besonders  hervorstechendes  volkstnässiges 
Element  bei  ihm.  Aus  den  vielen  soll  mir  ein  besünders  lehrreicher  Fall 
herausgegriffen  werden.  Wie  Bucht  Dainostbeueti  ömoeai  Auditorium  m  der 
Ariatokratea  §  103  ff.  die  dem  einfachen  Verstände  etwas  hoch  liegenden  Ver- 
hftltniaae  im  Chenones  and  di«  durch  dieselben  fQr  Athen  bedingte  Politik  klar 
la  legen?  Nicht  dnroh  Enthymeme,  nicht  darck  groeaBtilieoho  poiitiflcdie  De- 
duktionen allgemeiner  Art  in  der  Weise  de»  Thukydides  etwa,  nein,  für  diese 
Hörer  ist  das  passendste  Mittel  der  Belehrtinp  nnfl  Aufklärung  das  Tiaftatitiyfta 
§102:  nn{mitnyua  tt  yvm{n  uov  nänir  vtiiv  f(tu>.  '6ii  ot>it(ftfin  t/J -^oif^ 
utjit  Otjßaioi'i  fn'iii  Aaxtäai^ioviovg  lajrvuy,  äU.u  tot^  fiir  'hujxtag  dyttnukova, 
reSu  ä*&iavg  %träß  $Jvat'  Ix  y«if  rofytuöd*  ovriosi  fx***^  ^f"*'  äncl^x"  fttyimote 
oihty  4(MfaUue  Uxetr.  T<iOro  rUvvy  vw^/nt  ravto  »u  roTg  Xt(j(Hnnpoy  eixoßot 
■TUtv  noXifdlfl^  aVfUftQttV,  ^tfdffa  (Iren  tiüv  Qfffixmy  laxv^'  yOQ  ixtivtav 
dD.r'lmi^  laQayJi  xai  vn(»(>ta  tfgofna  Xnjnnyrart}-  iityiirtr  rtüv  -nnaviv  tati  xul 
ßfßaiointr,.  Das  sind  doch  höchst  eleiiieiitare  Dinge  für  den  grossen  Politiker, 
dass  aber  Demothenes  seinen  Uörern  sie  erst  erschliessen  mnss  und  dabei  sich 
dieses  Mittds  bedisot,  gibt  der  Sachs  eins  Beleuchtung,  dis  nur  in  dem  oben 
aageföhrten  Sime  gedeutet  werden  kann. 

In  gleicher  Weise  verfehlt  wäre  es  anzunehmen,  dass  der  erste  wie  der 
letzte  der  Hörer  auf  der  Karte  des  attischen  Reiehes  oder  auf  der  anderer  Gebiete 
eben  so  zu  Hause  gewesen  wäre,  wie  in  üeinem  i^V/uf^.  Das  Gegenteil  davon  zeigt 
uns  auch  hier  wieder  Demosthenee  in  einem  äusserst  glüddidien  und  populären 
Griff.  Er  will  seinem  Auditorium  die  Lege  und  Bedeutung  von  I^rdin  klar  machen 
und  da  ver&hrt  er  in  höchst  praktiseher  und  anschaulicher  "Weise  also  Aristo- 
krat §  182:  iuan((}  ya(}  XaLelg  rtv  ru;un  it,^»  Evßoia.;  rufih;  r/J»  RoKVTia^  xtTrat, 
nvTU)  XfQ(Mjyt';(}ot'  rfliat  Tr*^.-  r^;<-'>rfs"  ')  Kaffüfittyvn'  noXi^.    Es  ist  deirinach 

der  Ausfluss  einer  durckiaus  falschen  Anschauung,  wenn  Gebet  in  seiner  sonst 
vielfach  so  auszeichneten  Abhandlung  ,De  arte  IntOTpretaadi*  p.  139  der 
Stelle  Dem.  Philipp.  III,  43  glaubt  su  Leibe  gehen  an  mftssen.  Dort  lesen  wir 
von  den  Athenern  früherer  Zeiten  ixdroi  ZfXfiTr;y  rtrit  '.^(ji/iiiu}',  (hji/.uy  ßaat- 
kfU)^  (r'i  yu{i  "Xi'KtC  tott  ii]^  'Anifiii),  uri  nn  ttia.Ttnrj  (fiaxoyiüy  /(»votoi'  'ijayn-  t'i^ 
ntt.onuvyr.am'  —  —  tyfffior  (tt  nnv  nvfy(xxii'ay.  Cobet  wollte  die  in  Klaimiieni 
gesetzten  Worte  als  eine  leidige  und  ungehörige  Interpolation  ausscheiden  mit 
der  Begründung  .Quo  animo  credas  Athenieosee  xovs  nSoair  ^ahnrav  »al 
yijv  ioßarov  rff  avrcdf  toAjU//  xatavt^xmi€tvTas  ytifiaSat  (Thucyd.  11,41),  in 
quorum  urbem  ingens  undiqnc  peregrintuuin  numerus  coufluere  solebat,  ista 
andituroe  fuisse,  quae  ne  rustica  quideiu  pbebecui»  omnium  remm  ignara  in 


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hac  sententia  multum  desiderasaet?"  Aber  die  Tilgung  wäre  ein  arger  IdiflB- 
griS',  denn  dergleichen  aufklärende  Bemerkungen  schienen  unserin  Redner 
angebracht  nicht  bloss  mit  Rücksicht  auf  die  rnstica  plebecnla,  sonrlern  für 
das  ganze  Gros  seiner  Zuhörer,  welche,  wie  wir  später  &ehen  werden,  ebenso- 
wenig in  der  Weite  in  ärem  Homer  orieiitiert  waren,  wie  eine  Mheve  Zeit 
tmaSam,  und  ebeneowenig  in  geognpbiBebMi  Dingen  durchweg  auf  der  Höhe 
■tsnden. 

Dieselbe  Beobachtung  kennen  wir  atif  i'inein  anderen  ver\vaudt«in  Ge- 
biete machen  und  zwar  hier  auf  om  viel  reiclHires  >hiteri;il  got<tütxt:  aui  dem 
der  Geschichte  und  ihrer  Behandlung  durch  die  attischen  Redner. 
In  den  Gtenaea  dner  Abhendlnng  kann  der  Gegenstand  sidit  «ne  aeinar 
gaaeen  Bedeatang  entsprechende  Wfirdigang  finden.  Es  genflgt,  wenn  die 
Hanptrichtungen,  in  welchen  mäi  diese  Behandlung  bf*we<^t,  aufgeaeigt  und  mit 
einigen  Beispielen  belegt  oneeren  Schlussfolgerangen  oSon  stehen. 

Wenn  wir  uns  nun  zunächst  der  Fran;p  zuwenden .  wie  die  j^eschicht- 
lichen  Kenntnisse  den  Bürgern  übermittelt  wurden,  so  ist  die  schu  1  m ässi ge 
Behandlung  derselben  vollständig  ausgeschlossen.  Die  Gründe,  welche  diese 
Yemaehlisigung  erklären  und  entachuldigen,  sind  von  Ad.  Kirchhoff  in 
seiner  Festrede  dargelegt  worden  S.  24.  Denn  waa  von  der  frOhesten  Zeit  gil^ 
hat  anch  nodi  Geltung  für  die,  welche  wir  zonftdiat  hier  im  Auge  haben, 
a .  .  .  .  Wenn  in  den  Elementarschulen  Afhfins  wie  des  gesaminten  Hellas 
während  unserer  Periode  weder  a  1 1  g  e  itm  i  n  h  W  e  1 1 g  e  h  c  h  i  c  h  t  e  noch  selbst 
Taterlaudische  Geschichte  gelehrt  worden  ist^  so  mag  man  dann  einen 
Mangel  erkennen,  mun  aber  angeben,  das*  am  solcher  UnToUkommenheit 
einer  Zeit  nnd  »nem  Volke  Inin  Vorwarf  gemacht  werden  kann,  welchen  der 
Betgriff  einer  allgemeinen  Weltgeschichte  noch  sacht  au^wgangen  war  nnd 
nicht  aufgegangen  sein  konnte  und  die  über  kein  irgend  nennenswerte«  Mass 
historibcUen  Wis&enstoffes  in  unserem  Sinn  verfügten,  welcher  als  BüdiinL^siiiittel 
hätte  dienen  können;  noch  genügte  dem  empfundenen  Bedürfuiss  die 
in  der.  Gesamtheit  lebendige  Tradition,  welche  ohne  bewusste 
Vermittelung  anf  den  Einaelnen  flberging.**) 

>)  Dana  dieSMlie  lush  lo  vcrhAlt,  dafBr  nur  einige  Beleg«,  wenn  «Bch  »ut  aiutr  aplt4>ren  Zeit. 
Ton  den  gliiniiendsten  lVininp1i«ii  d«r  FerMrimcKC  sagt  Dem.  XXO,  l$r  Jim  H»ov  roVr'  äHof,  und 

ühnlirb  VI.  11    r<:n'r,xri   vi.j   .j'ijin    y.'u   M  y "  i  .' I      DcHl.  20,  (>8  (Iber  Konon    <ö:  v/iür   urwr  rniir  äxnvoai 

lätr  xarü  ttjr  ai;«»/f  i'jÄixittv  oynov.  Al»o  i»ut:li  teino  Spar  vom  Leiteti  gesihii  btüflicr  Uur«(ollungen  jener 
posaen  Ercif^Bse.  Win  tlie  Milsao  «b«r  für  tlic  groMCn  Milnner  einer  Russen  VcrK&n)fciihoit  •ebwSnnt» 
leigt  iinii  Dem.  Oljntb,  III,  20  Iddf  i'  ot>ra>  oat^gorif  faav  nai  OfiiAg  br  T^f  nolmias  fUmr^, 
Hon  tiir  'Atiinxtlifu  Kol  tif¥  ilUn^ftw  nm^  cOir  mbt  UipatgS»  oliffar,  tt  ri«  «l^tp  ^/lAir  in^i«  ««1* 
inlr,  ie$  tifr  w6  fttwot  vMhf  MßinUgt»  ofm»,  DwhImb  bedenke  mm  •iidi  den  eo  Uoflgeii  feiell* 


26 


Wenn  schon  Thukydiiles  (I,  20)  gegon  die  Qleichgiltigkeit  seiner  LimdB« 
leute  rler  freHcliiclitliclien  Wahrheit  gegenüber  Klagte  geführt  und  nenerdinfrs 
Burkhardt  in  Heinpr  griechisehrn  Kulturgeschichte  111,428  diesen  Mangel 
und  diese  Gleichgiltigkeit  gegen  das  Exakte  aus  einer  den  Griechen  eigentüm- 
lidien  AuffiBnung  tmd  der  dieser  enteprechenden  Behandlung  der  Gesdiichte  ab» 
snleiten  versttclit  hat,  eo  wigt  uns  nun  aber  das  Bild  der  Geschichte  und  zwar 
der  vaterländischen  Geschichte,  wie  es  in  den  Köj)fen  dieser  attischen  Redner 
ptelif  («liT  auch  ziirechtgnrichtet  «1er  hörenden  und  nur  durch  die  Tradition 
unterrichteten  .Masse  iirezeii,'t  wird,  eine  Gestalt  dass  man  versucht  ist  zu  be- 
haupten: die  Geschichte  ist  fast  so  flüssig  wie  der  ^uvi}ois.  Dabei 
vollen  wir  fon  den  Beden  im  ynof  buietxTtx&y,  wo  die  Geechicbtdttge  her* 
gebracht  ist  und  wahne  Orgton  feiert,  gar  nicht  reden  (cf.  Wilamowits 
Herrn.  25,  174  ff.  181  S.).^)  Aber  auch  in  den  beiden  andern  Kedegattungen 
nehmen  die  creBchirhtlichen  Thatsachen  unter  der  Hand  der  Redner  vielfach 
und  durcliaus  geg-eii  besseres  Wissen  eine  (■icstalt  an,  wie  sie  lier  gerade  vor- 
liegende vom  Redner  verfolgte  Zweck  erheischt.  Also  Fälschung  der 
Geschichte  durch  tendensiöse  Darstellung. 

Oder  aber  es  werden  dicta  und  facta  geechichilicfaen  Cbarakten  vifllSsch 
irei  erfunden  und  von  der  leichtgläubigen  Menge  prüfungslos  aufgenommen 
lind  ^veiter  getragen:  F&lschung  der  Geschichte  durch  freie  Er- 
findung. 

Oder  aber,  wo  weder  eine  offene  noch  eine  latente  Tendenz  zu  be- 
merken ie^  wird  ein  falsches  Bild  entworfen,  einfach,  weil  es  der  Redner  nicht 
besser  weiss  und  nch  selber  also  im  Irrtum  befindet:  F&lschung  der  Ge- 
schichte durch  Ignoranz. 

Von  allen  diesen  Sünden  wieirt  am  leichtesten  die  erste,  aber  eine  Sünde 
iHl  eä  doch,  welche  auch  durch  stilistische  Kunstgriffe  der  Redner  nicht  zu 
verdecken  ist.  Die  Tendeuzlüge  war  den  alten  Theoretikern  kein  Geheimniss, 
und  so  hat  sich  denn  Hermogenes  Rhei  Graec.  II  p.  441  Sp.  darüber  also  aus- 
gesprochen: noT«  ^j}r<o^  y/tvatreu  avyndatmy  rcüf  ax^fommv  Sri  iptvtteTut;  ovov  ro 

acbaftlicbeii  Kontakt  'ivr  ^ni^sn-ii  Mafien  iii  >leii  Volk'vt'rti.iiuiiiJungeii  uini  i ieriolitt-n ,  wo  ein 
•eitigtr  mflnillidltr  (ieiiank(fnau«tau>(!b  auch  in  iHl'slt  Richtung  tiuK^icbi^fr  iiiul  leictittr  üich  vullziehtui 
könnt«,  tit  jm  nodcrnen  Leben.  D»  Innn  min  aiob  laicht  von  c|«r  Mncht,  abar  auch  von  der  l'*  bei  macht 
«lar  Tratlition  einen  BaKriff  machen.  Ct.  Dem.  Amtokr.  f  ISS  tat»  ya^  4i$.-roit  roVro,  ol  für  lytttrot 

ntttfii'i,  ol  d'  (ikioi  roriwi'  i\x  ny  oni  i  Vor  ulleiii  aber  'la*  m'widitipo  Wort  il«*«  TKukvilide*  I,  .'i>  o< 
Mgemtu. 

*)  Terwie«en  aai  nur,  um  rm  dieaer  kraasen  (ieachichtafiUichun^  einen  annabarnden  Begriff  cu 
bekommen,  auf  hokinte*  Arrapai;.  und  die  Beurteilnog  denelbcn  durch  Bruno  Keil.  Die  Selon,  Teif. 

in  Arii!t<it.  'AfK  .Toktttia  \i.  S]  ff 

Abb.  d,  1.  Ol.  d.  k.  Ak.  d.  W  iM.  XXII.  bd.  1.  Abtb.  1 


Üigiuzeü  by  <^üOgle 


26 


tfifVih»^  nviKff'fjt^  TO?,.-  (txovovnt'  ttta  ^f)(>  i»  (ilxfitiv  hrfiTfi.t^  ovx  tltyj[OVai  xw 
(/(mnc.  »vTiu  .//,«««  /r  tifu'-uin  i>  n-  i  ri  ffoi  lunff'rui  (|J  24).  .^lo/iyut' 
•■cn  '/.tyiirnu  (III,  05)  »iTt  (ü  ['Hyi^t'ulm  v.iit  loi'  aviut'  xaiituf  .'Ufta^ins:  :i{)ik 
</u).i  inuy  f.Tfuif'ar  ntfji  i^v  xui  .i(fü^  luvi  avuuü}(_ovi  ntf/t  av^ftuj^iu^  xaiü 
^nUnnw  uttt  toCto  yttnoi^xitraiv  jid-r^vaimv  fftyiiy,  ort  xtd  äutßaiXet  ra 
utytata  r^v  nvOnv,  {v  iiltf  iptvftfttti.  Und  so  üben  denn  anch  die  alten  Er« 
klärer.  klar  über  die  Gattung  und  vernünftig  und  ehrlich,  oft  eine  sehr 
scharfe  Kritik  an  (lifsfii  Dar->tol]iinirf'?i  der  Redner.   Cf.  Schol.  Sauppe  p.  39' 

Aesch.  II  §  175  um]xiui  la  .ütitnu  ix  luiy  .ly()t>xidof.  firt  f)V  ijinn^f,  xri.  

.ifyi  ünutxim'  xi'tvdttui,  Eö  ist  eine  offenbare  Tendenzlüge,  wenn  Ueuio- 
athenee  Ton  dem  Regiment  d«r  Breinig  der  Oewaltherracbaft  des  Andix)ti4m 
gegenüber  aho  spricht  XXI{  S2  «Um  Jta^  ^ftuf  nort  mimmf  Ofifoiax'  iv  ifi  niiiti 
Yiyovtv;  ini  iwv  rfftdxovra,  .kU  ik  hv  fifioirt,  tms  roiyvy,  wg  iarty  äxovnt% 

oi'x  irsTir  IWrfc  f'riKnfOHTo  ii>v  OiD&f^i'Ui ,  ö«;  iavinr  nixoi  yin'ti'nn-,  (fl/cf  rurra 
X(frti-".<^i')vai  ru/y  /{uitxoriri ,  ön  fojv  tx  ii]^  f/^o(Mi>-  ut)ixiü,-  u.Tt]yoy.  Die  Ln- 
waiirheit  war  denn  auch  den  alten  Erklärern  nicht  eutgajigeu  und  aia  be- 
merken  SdioL  699,  1  Dind.  \'yu  ft^  rte  aluaa^tu  t&s  ^vüofufoy,  int  t^p 
vxoijr  äya^ifioif  qevytt  r^v  ftifufntr  —  durchetiB  richtig,  wie  Xen.  Hell.  II,  4, 14 
und  Lys.  orat.  XU  uns  zeigt ')  Aber  noch  gans  anders  trägt  Arulocides  auf 
Plutarch  Them.  32  III  fr.  1  p.  165''  S.  xat  rmpw  jnfy  adioi  (des  Theniistoclps) 
/.ua.iQor   h'  i/j  ityuifu  Moyyi^rf^  f/oiat-   nun   »T^  mjy  i.niiih'wi'  «*»  f'  'Ai't^DXuyii 

dtnfffßffmt  Toits  'A&^v<timfs'  ^tvätrat  fi^  inl  tov  d^fioy  nvffc^wiov  rotv  äHi- 
Ya^yj^i^  i*^  ^i'^Bi.  Philipp.  II  §  7 1  mit  Weil  und  de  Corona  §  204  und  laokrat. 

Paneg.  §  94  —  Dom.  XX  71  und  kokrat.  Areop.  §  63  mit  Lys.  gegen  Nikom. 
§22  cf.  Schol.  (j*fJ;^*/--  71  t  u  i/'ct  y  T  t  ^:  r^-T/Mi'c  roy  h'ryuy  :itnt)ii,X(Vf  'iya  fi^ 
(fuiyifTui  na{nf    Ic-ft^yaium  ttuy  ii^  tfoßiK-  und  Weil  zu  Dem.  1.  I.). 

Was  nun  das  Kapitel  der  freien  Erfindungen  anbelangt,  so  möge 
man  vergleichen,  was  die  Tendenzlüge  an  die  Stelle  der  Wahrheit  setzt,  vor 
allem  aber  einmal  unter  beiden  Gerichtspunkten  die  Red«i  des  AiMloddes 
lesen,  prüfen  und  sich  anfi^uellen  lassen  an  der  Hand  durchaus  vahrheite» 


'I  Etwa»  viij.'tituiiiliihi!  Aii'-ch.iuuiii.'fii  liatti-  iiii-'i'r  tiiivcrKf»»!ii!i<-r  .loli.iiiti  .l.iki.>'i  Kciskt*  fiber 
Ueber»eUunKHkan»t  und  oncb  4«nii«lbeo  d«nii  auch  den  Deuottbenea  im  Deatsrh«  üWrtrai^ii  iLeiugo, 
Mejronelie  BiwhluiTMlIuiig  1764  ff.K   Die««  l'ebertraguiifr  M  »veh  mit  Noten  venebra,  die  stcHenweue 

ifiiiiz  inn.i?rz>;iiliiii-ti'  ■'ucblii-lu'  Ui-in''rkiiii>f>'ri  >>n(li;ill<'li.  K'»stliili  li<'-<(  sirii  I  -  1'  iii  i\iinir  zu  iiii-ii  riT 
."Stt'llf  III.  Btl.  p.  Amii.;  ,Allt'r')iiii,'H  ist  •l-.n  «festheln-u.  Aber  Ui«  R«HliaM'  <liirt>;ii,  wi«  Ji«;  Uiciiter, 
«i'iin  aie  Saihr  fi  >i,  mit  «ich  brin^'t.  t-iit  l.i><  tun  lügm.  Um  Mit  man  ilmea  lu  gute,  w«ini  et  miUüf; 
getcbiebt.  Denn  wie  können  sie  «outt  üe«teticn?' 


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27 

getreaer  and  verbürgter  historischer  Darstellungen. ')  An  einem  besonders 
hervorf?techen<leii  Beispiel  möchte  ich  aber  doch  nicht  vornbprfrpheri.  Die 
sechste  Rede  in  dor  Saiiinilung  des  Lysia«!  würde  wirklich  tlem  Anicl&ger  des 
Sokrates  Melctiis  ganz  uuägezeichntit  zu  Gesicht  stehen.  Dort  lesen  wir  §  10 
xertTOf  ntiftttUn  nari  tfaot  m^/mviaai  vpuv  m^X  rtar  datßovyrwy,  ut)  uovw 
Xfi^i^at  TOtf  ytypttfifi£yoie  poftois  neffl  uCtvSiy,  äJUcr  xat  rot$  dyi/mpots,  xa.S'  ot}^ 
F,i  itt>).7iiiiai  iS^/e^yrm.  Einautl  schlugt  diese  kühne  Beheaptung  Allem  ins 
Gesicht,  was  wir  sonst  von  dem  Freunde  des  Anaxagoraa  erfahren,  sodann 
bftrgt  uns  aber  auch  vorsichtipf  c^ßwählte  tfcnl  dafür,  dass  es  mclits  als 
eine  freie  Erfindung  ibt,  gtiuiucht  in  der  Absiciil,  den  iiichtern  uiit  einer 
Atttoriiftt  von  der  Bedentnng  des  Periklea  zn  imponieren. 

Wa«  nnn  die  Befaerrschnng  der  geschichtlichen  Ereignisse 
dnrch  die  Redner  und  die  Massen  anbelangt,  so  ist  anter  den  gegebenen  Um- 
ständen selbstverständlich,  dass  am  sichersten  im  Gedächtnisse  der  jedesmaligen 
Zuhörer  dipjenifrcii  Kreignisse  hnften,  welche  sie  selbst  erlebt  oder  bei  denen 
sie  möglicherweise  auch  selbst  aktiv  mitgewirkt  haben.  Nur  die  letzteren  sind 
sie  also  an!  ihre  Vahrheife  einigarmassain  an  kontroKeren  in  der  Lage,  wie 
sich  Idar  ans  einer  verrftterischen  Aenssemng  des  Andoeidee  e^bi,  welche 
sowohl  die  auf  anserem  Gebiete  übliche  Praxis,  als  auch  das  Erwachen  des 
historischen  Gewissens  grell  beleuchtet.  In  der  Rede  für  seine  Rückkehr  II,  26 
bedient  sich  derselbe  bei  der  Schilderunir  der  Geschichte  seines  yn'o-  der  fol- 
genden Worte  lädt  yu(f  ov  if'tvauut'yo)  fioi  Äui^fty  rot/j,*  yt  :t  Qfo  ß  v  t  f^uv^ 
vfuiy.  Wie  kann  sich  nun  Andoddes  in  dieser  407  v.  Chr.  gahaltonen  Rede 
auf  die  stgtaßvrt^  unter  den  Anwesend«!  berufen?  Von  den  Augen«  und 
Ihatzeugen  lebte  doch  keiner  mehr!  Aber  diese  älteren  Leute,  deren  Zengniss 
der  Redner  hier  anruft,  hntten  von  ihren  Vätern  und  Grossvätern  von  diesen 
Ereignissen  erzählen  hören  und  sind  so  für  unseren  Redner  gowisaermassen 
Thatzeugen,  deren  Kontrole  er  unter  Umständen  zu  fürchten  hat.  ^) 

So  darf  man  sich  denn  auch  stellenweitie  auf  starke  Stücke  bei  Heran- 
ziehung der  na(fa<yn'yfiaTtt  aus  der  filteren  Geschichte  Athens  gefasst  machen. 
Das  stfiikste  mir  bekannte  bietet  uns  auch  hier  wieder  Andocidea  I,  107: 
^Tfqw  dt  -^rixtt  ßttotlfvs  intatqorevaw  int  -riiv  'Eüäda,  yvwjts  ttSy  avft- 


i>  ikhon  Fr.  A.  Wolf  bemerkte  sa  Dm.  Lept  8  4»  p.  281  zur  orat.  111  dcMelben  »Hjiec  totK 
oratio  insigne  «pminen  rhetorica«  fidei*.  Ich  verweüe  ferner  auf  Andoeid«*,  SberMslat  und  «rUutert 

»itii  Dr.  Allx-rt  ItiTliunlt  Brcki-r,  l^iieillinbur^  und  Liipzif;  lf«.'?'J.  «.•lohcr  dii'si-n  ^frÜf  nKchgeipUlgVn 
i»t.  und  die  bei  Ulavt,  tiwU.  der  atU  bwedsttmkeit,  angisführt«  «euere  Littenttur. 

))  Ihm  btd^te  «nUr  di«iem  G«tielita^iiiiilct  die  g«gf«iaeitigvq  ltvkiiniiiRti«ii«n  der  llcdiwr  wpgra 
der  SpekaUtMHi  mf  die  TerffRwlichlmt  der  H«n>r.  Cf.  Dem.  18.  m  lü,  S.  Aeicfa.  S,  321. 

4» 


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23 


tpoiftov  twr  imoitiwy  tu  HtyeB^og  xal  rtjy  nttffoaxf-v^v  ßaaiXtufg^  ^ywftay  lovs 
r*  (fn'yoi'Ta^  yfrifti)'f':;aa'}ui  xui  ('riu(ti\:  f.iirinov^  noii^ani  yo.i  ynnit-  Ti\y 

Tf  nwii^fiiui-  xai  foiv  ;f/r<Tt'/'«tv  .7(»< r«.  .T(i«iffj'r*,'  (5V  mt  iu,  xut  t)ur(ti 
(Uki^Kot^  .lioitt^  xui  üfixotti  luyutMV^,  t\iiovy  (»/.«»•  «i'roev  .iifonriuvjt^  :t^o  «w*' 
'SiAi^ywr  anartmv  anavT^tu  tws  ftvpßo^me  Mttifa^^uÜt  ^  poftitiayreg  tf,y 
atptrtQay  tröttäv  affnifV  Ixaytji'  fh'ut  ri/i  .ii.i]t>fi  rip  ixtivwv  ovtno^aai^ttt.  nctxf- 
rjitiin  iii  it  tt  iy.iDi'  xal  Tf]i'  rt  'Eki.t(öa  i'/i.tt  ,'}ifjiuaai'  xal  Tt]i'  ncagiifa  hoioaur. 
Man  traut  seinfln  Augen  nicht  wenn  tiian  m  Ptwas  liest.  Was  passiert  denn 
heute  wuiil  eiituin  Jungen  im  GyninaHiuni,  weaa  er  Mai'athon  und  Salamis 
und  den  Zug  des  Datis  luit  dem  de«  Xerxe«  verwechselt?  Also  kommen  vir 
dem  Schriftsteller  su  Hälfe  und  hefreien  ihn  von  einer  so  starken  Monstrosit&t 
durch  Streichung  von  Maifu&wvw)t  ?  Aber  das  verbieten  uns  einmal  die  vielen 
Ge«jhichtssünden,  die  wir  gerade  bei  ihm  und  auch  bei  andern  Uednern  lesen, 
sodann  aber  auch  der  Text  selbst,  in  woIcIk  ih  i  s  ganz  zweifellos  daranf  abge- 
sehen ist,  die  Athener  allein  und  isoliert  aiü  die  einzig  thätigen  Vorkämpfer 
und  Retter  von  Hdlas  binsusteUen»  was  doch  nur  von  der  Aktion  bei  Marathon 
gesagt  werden  kann  und  nur  für  diese  allein  paast!  Abo  musa  Mai/u&mvüiile 
stehen  bleiben.  Der  Schluss  ergibt  sich  aber  von  selbst.  Selbst  wenn  wir 
auch  hier  der  Tendenz ')  ihr  volles  Recht  zuerkennen,  die  ihre  Rechnung  findet, 
wenn  sie  den  Hnreni  sclnneichelt,  so  verraten  doch  solche  und  viele  ähnliche 
Attentate  gegen  die  geschichtliche  Wahrheit  Alles  eher,  als  Respekt  vor  dem 
Oeöto  und  dem  Bildungsstande  der  Massen,  wenn  ihr  selbst  die  grössten  Ereig* 
nisse  der  Geschichte  in  solcher  Gestalt  ohne  jeden  Einspruch  ihrerseits  geboten 
werden  können.  Und  diese  ständig  und  ausgiebig  von  den  Rednern  geübte 
Praxis  zeigt  uns  hinwiederum,  dass  sie  einen  solchen  Einspruch  wohl  nie  su 
befürchten  hatten. 

Wenn  wir  uuu  noch  einen  Augenblick  bei  den  diiui^yofjtui  verweilei», 
so  gesdiieht  es,  um  eine  Aporie  sur  Sprache  su  bringen,  deren  wahrschein- 
liche oder  auch  nur  annfthemd  wabrscbeinlicbe  Lösung  uns  wichtige  Schlflsse 
erlaubt  auf  die  dem  Bildungsstande  der  Hörer  angemessene  populäre  Hal- 
tung dieser  Reden.  Zum  Au«g!\n£rspnnkt  müssen  wir  Aristot.  Uhet.  nehmen, 
welcher  II,  20  13!)3"  27  zwei  Arten  der  in  den  i)i,tnjuftittt  üblichen  .««(jff- 
öuyiictia  leststellt  und  die  zweite  Art  einteilt  in  die  JimtufJukui  und  in  küyui 
(PabeInX  Die  erste  Unterabteilung  die  nu(>it^-ii,h]  wird  1393^  4  also  erUutert: 
na^ßokff  Jti  ra  JSantpttttxä*),  «Hoy  ft  tig  Xfyoi,  vtt  ov  tttJ  xkrjpiatovi  üff^ttv 

W).'  liii'  Tcudt-ni  du'  ii<'<it«ltua>{  d'-'  uritn^  l>i->'iti)lii«?t .  1ml  Bla«».  iif»cli.  d'  r  utt.  li.Tnt.. 
II*  p.  4'>  mit  V-  r^Uacb  von  Faneg.  K&S  und  ramth>>n.  $  171  in  aii>g>  ."'i -bneter  W«ii«  ilarKcli  gt. 

*}  Vorderband  glaube  ich  noch  an  meinen  Aufotellangen  Ober  die  Oeatolt  der  Arätotelitcben 


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29 


Sprechweise  des  isokrates  ist  uns  ja  bekannt  f?enug  aus  Xenophon  und  Plato 
Hein.  I,  2,  9,  womit  man  noch  I,  2,  37.  III,  1,  2  und  4,  Gorg.  491  A  und 
Sympoe.  221  E  Tergleicheii  nag.  Sie  ist  uns  ferner  ein  fainUnglichw  fiewen 
lifür,  das»  die  in  neuerer  Zeit  »nfgesteüte  Beschränkung  der  Sokratischen 
Lehrthätigkeit  auf  einen  engeren  Kreis  von  Gebildeten  dadurch  liinfallig  wird. 
Diese  Sprechweise  ist  so  ganz  aas  und  auf  den  Zuschnitt  der  breiten  Masse 
erfunden  und  durchgeführt,  dass  man  sich  billig  wundern  luuss,  bei  den 
Rednern  keinem  darchnuB  ähnlichen  Beispiele  su  begegnen.  Spengel  und  die 
anderen  Kommmtatoren  der  Rhetorik  wnssten  wenigstens  keines  ansufahraL 

Gaaa  besonders  populSr  war  aber,  wie  wir  spAter  sehen  werden,  bei 

den  alten  Athenern  die  Fabel.  Sie  hat  denn  auch  bei  Aristofelfts  a.a.O. 
eine  breite  Hehainlhinc;  und  durch  die  Fabeln  dps  Stpsichoni*  iimi  Acs-op  ein- 
gebende Erläuterung  gefunden.  Da-ss  nun  aber  die  Wichtigktüt  der  Fabel  liir 
die  Argumentation  in  der  (V;;u/j70(*t«  keine  Einbildung  und  keine  etwa  der  Voll- 
stftndigkeit  su  liebe  gemachte  Konstruktion  des  Philosophen  ist,  seigt  uns 
probl.  18,3  916''  26  dta  tl  ttus  nttpa&H^ftaai  jfttifffivaty  o»  ov&^not  iv  ttuit 
^t]TOffiats  xal  roi^'  In^'oi^  itCrj.hir  ttuy  it'>9vfttjfiatmy;*)  ^  Tm  rtft  rt  ftav&ayuy 

fovoiy  (f  ya{f  toanir  tan  raviu  xut  t.ti  i/*(a>j-v,   tc  'V*  tt','h  iii,uaTa  fiKnhiiü 
iOTiv  ix  ftuv  xaS-'htv,  a  i]ttoi'  fafuv  ij  r«  fit^ij.   tu  »1»  «»'  un(jTvywai  .^if/otv, 
ftäiJioy  mazfvoßiuv,  r«       nuyadHYfUfr«  nui  oi  ioyot  fta^zvgiati  iotxaaty  eu 
ttf  diä  Ttäf  /io^vfmy  ^iioi  niartts.  hi  ro  ofioioy  fiay^ayovatr  '^^uust  ra 
7taf/eithiyiiaT(t  xal  o/  /«r.*?«*  lö  iUiukh'  tSftxyvovai. 

Alirr  auch  davon  nicht  eine  Spur  in  den  uns  erhaltenen  Keden.  nur  in 
den  Anekdoten  über  Deaiades  fr.  36  S  und  Demostiienea  itQi  livuv  oxku  (»choI. 
Plat.  Pbaedr.  260c  Plutarch  848"  u.a.)  kann  man  wenigstens  einige  Anklänge 
finden.  Es  mag  audi  an  die  Fabel  des  Menenius  Agrippa  und  an  di^enigen 
Fabeln  dee  Phaedros,  denen  zweifelloe  ein  politischer  Sian  su  Grund  liegt, 


Bbelorik  gegen  Marx  Arutotel««'  Kbeioiik,  B«r.  iler  pbiiolog.-hutM.  Kl.  d.  kgl.  .'jäcb«.  Ue«ell«cli.  «1.  Wim. 
in  Lvipxig  7.  Ju)i  11NM>,  feathulten  zu  nfisn«.   Du  aufflUlig«  rs  2w>(0««iim  qimI  abr  *t  xit  wBrd«  aieb 

auf  (Km  finfuchste  imr^i  '  r  Anillo>;i>'  'l<-r  iinilfii-n  von  mir  angefülirti-ii  Küllf  i-rkliin-n  hi^-icn.  In  il.'iii 
kärzi-rcii  Kxemjiliir  ittand  nur  ra  ^'riix>>a«xu,  tlanM-lbe  wut'U>.-  tiuu  mit  Iteibt'lialtuu^j  ilt'>  tU  Xiü)t\jatix<i 
i)|>atiT  ergänzt  oinr  n  ti;  xr/i.  Vttll'<t;widig  atugvichloHeii  i*t  doch  «H«  ADsahme  eine«  KoUegieph«(1U-a 
c  Ji.  \m  L/aias  XI  imta  ütoftv^tat'  ß". 

')  Ous  «ttctm  Ab«r  ia  der  Rhet  1. 8,  ISSO^  23  xtitan»  fiiv      t^ttw  pi        «?  9ti  .luiia- 


30 


erinnert  werden.')  Aber  damit  koimnen  wir  auch  nicht  oinon  Sctiritt  weiter 
lind  wir  stellen  vor  einem  Rätsel,  an  demen  Lösung  sich  die  Vermutungen 
erschöpfen  möpcn, 

Die  eingelieutle  Behandlung  in  der  Rhetorik,  wie  der  oben  mitgeteilte 
Erklurungsversuch  in  den  Problemen  gehen  uns  einen  hinlänglichen  Beweis 
dafür  ah,  den  Arietoteles  nicht  auf  Sand  gebaut  hat  Darum  muas  die  Argu- 
mentation dnrdi  die  Fabel  vorgekommen  und  zwar  gar  nicht  selten  vorge- 
kommen sein;  denn  nur  aus  diesem  häufigen  Vorkommen  lässt  sich  die  ein- 
gehende Behandlung  erklänMi.  wolclit»  tlcr  Philosoph  ihr  angedeihen  lässt.  Darum 
glauben  wir  also  fest  an  iiire  Verweruiung  in  den  ()iißii,yo(tiut.  Aber  dieselbe 
ist  eben  nur  in  der  Form  denkbar,  welciie  uns  Aristotelee  in  den  beiden  von 
ihm  erafchlten  Fabeln  an  die  Hand  gibt.  Mehr  als  einmal  mag  ein  witager 
nnd  geadieiter  atiienischer  Bürger  eine  treffende  Fabel  erfanden  und  seinen 
Mitbflrgem  zu  Gehör  gebracht  haben.  Wer  nun  aber  das  punctum  saliens  bei 
einer  Reratimir  im  zustimmenden  oder  abweisendfn  Sinn  durch  den  Wit;!  der 
Fabel  zu  tretten  weiss,  der  verzichtet  doch  von  vornherein  auf  jede  weitere  und 
andere  Ausführung,  weil  er  eben  mit  diieer  zugcspitaten  Form  einen  «nzigen, 
aber  einen  Hauptschlag  glaubt  fahren  au  können.  Mit  der  Erafthlung  der  Fahd 
ist  die  Rede  aus.  Die  Kunstredner  aber,  die  Redner,  welche  nur  mit  iv&vfi^ 
uitm  und  nrfimi^n'yuant  aus  der  Geschiciite  arbeiten,  stehen  dieser  populären 
Form  der  UpHp  und  des  Witzes  gegenüber  auf  einem  gimz  andern  ötundpuukt. 
Sie  psuat  ganz  und  gar  nicht  für  ihre  Kunst  und  ihr  Prograiiiui,  weil  Fabeln 
wie  :iu<ja/^uAa/  Sokratischen  Stiles  ihnen  zu  niedrig  scheinen.  Ja  selbst  nicht 
einmal  in  der  Form,  wie  Plato  den  fiö^os  anwendet,  scheinen  sie  die  Fabel  fOr 
zulässig  eraclitet  zu  haben.  Das  Fehlen  der  Fabeln  bei  unseren  lunlnern  darf 
also  in  keiner  Wi mh««  gegen  Aristoteles  ausgenützt  werden,  zumal  wir  ancli  in 
einem  Redekampf  Ihm  Sf>phoc!fs  don  ahuu:  freilich  in  seiner  einfachsten  Form, 
verwendet  finden  Auia  illl  lt.  Wenn  nun  aber  Aristutüloä  gar  noch  1.1.  1394*  1: 
itat  J'  Ol  Xoyoi  (Fabeln)  (h^ui^yufftxoi ,  xal  t/^ovat¥  dya&ev  tmirOf  Sri  tuKiyitma 
fity  (viftTy  o/ioia  ytytytjfitya  /ailf^ror,  l&yovi  di  ^y.  noi^at  y&ff  tfit  wttJttg 


I  Lhf  villi  I,.  SpCnffel,  Kijuiuuiit.  zu  .\rit4t.  Klit't.  II  |i.  27  t.  /:iii'rst  Aii»ei'»>|>r<i<  ln-ix-  uml  auch 


in  »ndere  W«rk«  UWrjrenROSene  An»icbl  von  dem  unprauglich  politischen  äinn  der  gtiechiMheii 
FVibel  la««t  «ich  nicht  nuftveht  eriiAlten  und  beruht  ofcnbar  auf  nwm  drenliu  viKon»;  denn  du  ist 

j;i  -i  lKstviTstSnillirh.  il.i^js  Ariafoli  li's  ;nih  d-T  rt'ichcii  Kai)«'ls:inmiliiii;r  pKi^ii  nur  ilie  tirihu  mit  |M.iljl  Im  ([••m 
f'iiiii«'  bfniHÄifri-ifi  n  iiiih-,  »•■iiii  ihre  Vi'rwr-inittarki'it  in  <\fr  Volksvi-r^iitniiilun};  i|>iri|<  ll>'n  will.  Wi'nii 
UUD  RiK  1;  /iiliM/t  K'I,  Mi-vi-r  in  ».•iin-ri  Kiipsili.  z»  ;i.  i;.'>ili.  II.  |i.  .Vnin.  l  lianinf  Ii  n:'  .,  -.  ti  Uit. 
wie  die  PaWl  rs  liebt,  aicli  in  ein  bistoriseht^  Ut-wand  zu  kleiden.  *v  ist  durrb  un«er«^  i.'«irlc|{uag  viul- 
leiciit  ein  Weg  gpfnnden.  der  nm  dies«  Ertcheiminir  einigenoMeen  erklärt.  In  Athen  Imt  tie  eieber 
nach  dieser  Rirhtnng  eine  grAieere  Rollo  ^(««pielL  aU  man  biiher  anzuBehiii«n  geneijtt  vw. 


31 


xai  naffttßokaii,  äv  tt^  Stvvt,tui  tö  uaoiot'  o^v.  o  mg  HUiy  tx  <fikoao<f{as. 

naafha  rn  fT/f-  rwy  n(jaytiutu)t''    Ziioia  y(t(j  rn  rt'i'/.r   ri'  nt}.h>v(ft  nii^ 

yfyovtxfiy  sich  über  die  Schwierigkeiten  der  laQmhiyfiaia  aus  der  Geschichte 
und  der  kaym  und  über  die  Unterschiede  beider  Arten  von  Argumenten 
so  ansführlidi  verbreitet^  so  ist  nun  erst  recht  der  Gedanke  vollkommen  ftus- 
^eschlossen,  dass  seine  Anafuhrungen  in  der  Praxis  der  Volks  Versammlungen 
keinen  Halt  gehabt  hätten.  Umgekehrt  können  dieselben  viehnelir  uns  zum 
Beweise  dienen,  in  wie  hohem  GratSe  alle  Redner  ohne  Ausnahme  stilisiert 
haben.  So  haben  wir  damit  einen  weiteren  Anhaltspunkt  gewonnen,  aus 
welobem  die  folgernde  Wertung  uns  dem  BUdungsstand  der  grosBen  Masse  auf 
dem  gleichen  Xiveau  seigt,  das  wir  im  Voran^[^enden  mehrfach  kennen  ge- 
lernt haben. 

Wenn  wir  uns  nun  zmn  Schlüsse  zur  gerichtlichen  Beredsamkeit 
wenden,  um  uns  die  geistigen  Qualitüten  des  hörenden  Publikums  vor  Augen 

zn  führen,  so  gewinnen  wir,  wenn  wii-  auch  die  Meister  in  Advokutenkniffpn, 
IsaeuH  unrl  Antiphon,  i^nnz  ans  dem  Spiele  l<isscn  und  uns  an  riic'  iisohr  jiuitu- 
lären,  Andocides,  Lysias  und  Deinosthenes,  iialten,  aus  ihren  Reden  em  doppeltes 
Bild.  Auf  der  einen  Seite  machen  die  Redner  uns  den  ESndruck  von  Männern 
von  durchdringendem  Verstände,  von  einer  ganz  unglaublichen  Gewandtheit 
und  Findigkeit,  welche  der  von  ihnen  vertretenen  oder  bekämpften  Sache  alle, 
aber  anch  alle  Seiten  abzugewinnen  wissen.  Daneben  ist  aber  auch  die  ire- 
wissenlüse  Unbedenklichkeit  in  der  Wahl  ihrer  Mittfl,  stellenweise  aucli  die 
bodenlose  Unvcrscbäuitheit,  womit  sie  lügen,  so  mit  Huncien  /u  greifen,  dasä 
man  sich  wirklich  hin  and  wieder  versucht  f&hlt,  das  bekannte  in  viel  ssh- 
merem  Sinne  von  Aristoteles  gebrauchte  Wort  &  yag  x^t^  in«x$nai  ilra$ 
u.-i).ov^  (Rhct.  1,2  1357"  11)  SU  flbersetzen:  »Bb  wird  angenommen,  dass  der 
Bichter  ein  Simpel  ist" 

Auf  der  anderen  Seite  aber  müssen  wir  .sagen:  Alle,  auch  die  ee- 
wagtesten  Advokatenknitie  in  Khren!  Aber  welche  Eiuschut/.ung  der  hörenden 
und  entseheidttiden  Masse  ergibt  sidi  von  Swten  der  Redner,  wnm  sie  es  so 
treiben,  wie  sie  es  treiben?  Doon  diese  Schlussfolgerung  auf  die  geistigen 
Qualitäten  des  Publikums  ist  nicht  etwa  unzulässig.  Nein.  Sie  darf,  ja  sie  mass 
von  den  Maesengesdiworen«(igerichten  in  Athen    gemacht  werden,  so  gut»  wie 

>)  B«i  d«T  kleinen  Zahl  dtt  uuMlernen  Ue«i;bworen«n  kann  man  doch  immerhin  weuKsU^nt 
eiaiRennanen.  wean  mich  nicbt  vcdle  Gldchbcit  der  BUduBgwtufe,  wo  doch  «ine  gcwim»  Einheitlichkeit, 
gewime  gemtaataau  ZSge  in  den  PriDiiipieD,  AmcbauaDgeD  ond  Urteileii  auDehmeD.  Welche»  AiHeineatlcr- 


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32 


sie  von  unseren  gelehrten  JuriBten  von  den  nnodernen  Geschworenengerichten 
gemacht  wonlßn  ist.  Die  Prädikate,  welche  bei  den  letsteren  herauskommen, 
dürfen  wir  uns  hier  schenken. 

Gewis»  die  Idee  dieser  iMassengeschworenengerichte  war  wunderbar  und 
«imig  gedacht.  Aber  die  Wirklichkdt  war  von  dem  Ideal  himmelweit  entfernt*) 

Wenn  wir  nnn  an  der  Hand  der  attischoi  Redner  an  die  PrQfung 
dieser  Wirklichkeit  herantreten,  so  wollen  wir  das  Kapitel  der  frechen  Er> 
dichtnngen  und  der  himmelhohen  Lügen,  dip  hier  besonders  in  der 
iJiaßoh]  als  die  trewöhnlichp  ScheidemünzH  kursieren,  nur  streifen!  Also  aus 
der  liegiun  nur  einen  Fall!  Bei  den  früheren,  wie  den  späteren  Verhand- 
lungen gegen  den  Andoddea  erklftren  Xalliae  und  die  AnklAger  nach  1, 110 
und  115  y&ftcs  9*  tit)  nmiftos,  «tr  9 ff  ixtztjgiar  ftt/artjQUMe,  TfByavat  und 
Uli  th^  röiins  Tiar^o^,  u  Tie;  ixtTf,iuuy  ihtti  iy  to> 'Ei-tvairtw  ax^iitui'  (ino&avav 
yai  1}  TiaT>\iJ  noi'  ovtov  ' Irtnui'iy.u-:  y  r'naiio  lavia  'Aihji'cini^.  Wie  ns  nun 
aber  in  Wirklichkeit  mit  dem  angeführten  r/»('«>  steht,  erfahren  wir  <;;K.ich. 
Die  Lüge  war  /.u  frech  und  zu  grob:  tt'itvtfn'  in-u.ii,t)ü  A'Hpai.0^  vOroat  xul 
M'/n-  „'Sl  KttiXia,  nttvtaiv  uv&iffonvnf  avvau&tttt t ,  jiQuiiui'  /tiy  ....  imna  9i 

ktvft  öif'tilm',  tür  Tij!  i  xtT^ffittv  &{{  tr  tw  'Ei.^vaiyi(a^)  (cf.  Schluss 
iint)i]  i'tt  (U  r/l'v'm'}  1^  >'.  nit[h)  ....  xmnrfcrl^  ;)?'  t//  ßovli]  (tviux  Ofl^-  i  t]t' 
fxf//j(««r).  Das  ist  dtiiii  'loch  eine  ebenso  freche,  wie  unerhöx'te  Spekulation 
auf  die  Unkenntniss  und  die  Dummheit  der  hohen  Herrn  vom  Kat,  wie  der 
utfiiijit'roi,  die  als  Richter  aitsen.  Aber  trotadem  Kalliaa  nun  in  der  jiovh'i 
mit  der  Lüge  Schiffbruch  litt,  wiederholen  die  von  ihm  bestellten  Anklftger 
dieselbe  vor  einuui  hochwohllöblichcn  KichterkoUegium ! 

Auf  welches  Mass  des  Verstandes  und  der  Einsicht  sind  aber  nun  ausser 
den  offenbaren  Verdächtigungen  und  Lügen,  von  denen  wir  nur  l)eLspiel8halber 
den  einen  allerdings  kra^n  Fall  hervorgehoben  haben,  die  Deduktionen 
sugesehnittm,  die  wir  bei  dem  Bednar  lesen,  der  von  allen  am  weniguten 
stiliaiert  und  darum  fSr  uns  am  besten  verwendbar  ist,  bei  Andocides  s.  B.  II, 


jjflifii  i)l"'r  Hei  iliiBor  vielki)|pti>{eu  Masse!  Wif  wiihr  iiinl  U'zeiclmend  darum  ilns  Wori  il-'?  Aniluciiles 
1,  H  o  it  fit  notti  fidhoi'  äxu^lr,  iyöt  vfiir  ioäi,  öti  oti  aarn;  cinov  hti  näw  loi;  xatijfj'a^Qf/tnm;  ifioittt 


')  AvmmT  dem  KliOnen  WnH.'  vnn  Fr.ink.'l  Atf.  (.Ji-srhwjfpr.  p.  IIJ:  .Das  attische  -^(aulswiwn 


ist  zwar  PI»  Kmomw  cewpwn,  aWr  ilii'  Ordniinij  ruht«-  aiil'  «•in"-in  nii)«il.lii(;lii.'li<-ii  Prinzip,  auf  dem  uubi?- 
iliii<„'t>'ii  WTtr.ui'ti  /II  •i>-iii  Wullfii  titiil  Koiiiii'ii  iliT  l{iii'<;*>i''  —  viTirlficbt-  uiiin  jetit  die  Aii«fAbmiiigai 
Ton  h'luttiil  Ueyei,  Die  volktwirtacbaftiicfa«  Katwicklang  dei  AU»(«uu  -S.  3J  II. 


*)  Man  vnr^eiebe  mit  dieaein  imtcraaMuton  Fall  Bnormann  Rh.  Uns.  N.  F.  Sä  S.  Ittf2  umd 
Jhrb.  für  Phild.  n.  PM>d.  1X75  ».  884. 


33 


17 — 18.  24  (!)  1 114  und  umiblige  Aiicl«re  bei  uidaren  Rednern?  Aber  ftllem 
setst  docH  die  Krone  auf,  was  Andocides  I,  130  den  Richtern  zu  bieten  wagt 

und  was  wir  hier  festnageln  wollen:  'jU-n  yärj.  a»  tivt^gt^,  fl(fi^yS'  "  A"«»'  o-va- 
uyifOai  .if{n  KcÜMuv  ßov'loitai,  fl  yag  iunr>/}i/t,  oif  t)  .loJl/s'  twv  'Elh/rtuv 

xat  tvüatfiovH  fidliaza,  'innuvtxui  äi  ni-ovatunarai  tmv  'EXk^ym',  toi* 
fiiiftot  Ttttrsegtfneott  na^^  tots  nat^eigiotti  roig  fitxffor at otg  xal  role 
yvraioig  tti^toy  ir  anttaj^  vfj  nolu  xanixfr,  an  'innayixos  iv  xj}  eiiti^  AXt' 
t^lftoy  (einen  Fluchgeist)  tQt^t,  og  uvrov  xi)y  rgant^ar  dvtttQmtt.  ftiftyiia9-t 
ravTu,  v)  ai'ryp*s\  Tiwf  ovt'  t]  tff'jiir]  rorf  nvan  rTo;?/"?  vn7y  tmr}ßr;t'cti :  oJoffci'o,- 
y«p  '[Jinövtxog  vioy  jgttftiy  ulirij(iioy  avivt  irQfiffy,  tti  ttyaiirgotfty  ixtiyov  toy 
Tikovioy,  li^y  au}<p(joavyr,y,  tby  äXlov  ßioy  anovra.  wrut^  ovy  j^gi)  ntgl  toviov 
yiyywffXHVf  WS  it^og  'innwumu  dJuti^fiov.  —  Sie  iMoten  ja  alle  in  der  diaßoli^ 
starke  Sachen,  aber  einem  solchen  Kenutftdce  wOnte  ich  ein  sweite«  nidit  an 
die  Sdte  an  stellen.  Die  Sdilassfolgerung  auf  die  Geisteshöhe  der  Hörer  ergibt 
sich  von  8elh«t.  auch  wenn  wir  zu  ihrem  Ruhme  annehmen,  daas  sie  sich 
davon  nicht  haben  besonders  iuipunieren  lassen. 

Auf  derselben  Höhe  zeigt  sich  uns  das  Pnbliknm,  wenn  wir  uns  nun 
einigen  Arten  der  Argumentation  nawenden.  Den  Rednern,  welcbe  sie 
gebrauchen,  kann  man  dbe  eine  Zengnass,  desa  sie  helle^  ja  mitunter  scharfe 
Köpfe  waren,  in  sehr  vielen  Fällen  nicht  verweigern.  Aber  die  xQitat  anlM 
müssen  oft  hilflos  in  den  Maschen  dieses  Netzes  hängen  ^reblieben  sein.  Wir 
müssen  zunächst  ausgehen  von  den  aofftauara  tlg  ixuitgoy  köyoy  Plutarch 
Alex.  74,  3.  Wir  sind  es  dem  Andenken  des  grossen  Sophisten  Protagoras 
schuldig,  ihn  von  der  Schuld  an  entlastra,  die  angeblich  Aristoteles  auf  seine 
Schultern  geladen  hat  Derselbe  sagt  Rhet  II,  24  1402*  23:  xtd  to  roy  ijtTw 
&i  koyoy  xiftttTvo  nmeiy  toör*  iariv  (Q&mlich  tlxog).  xal  iyrfvdty  dixttio^ 
iiivayt(Hxtyoy  ui  ffvf^tminm  tu  fT(iitnay6{Mn>  f:iayyfliia-  ti)fvih't\i  jf  ytig  iaiiy.  xat 
ovx  dlrj^fü,  dXlct  (paiyöfuyoy  flxög,  xai  iy  nvdiutä  if/rt],  ui.).'  ly  ^t^ToyiXf] 
xai  ii/ioTixif.  So  sind  wir  denn  zu  dem  berüchtigten  Worte  ror  t/zrw 
Xhyoy  x^Urxm  notely  gelangt,  zu  dem  Worte,  das  viel  mehr  dtiert^  als 
Yentandan  wird.  Nach  der  durchaus  ungenfigenden  Behandlung  von  Ff  leiderer, 
Sokrates  und  Piaton  p.  28  fT.  wurde  es  neuerdings  von  Th.  Gompers,  Qriecb. 
Denker  p.  377  ff.  wieder  in  Angriff  genommen  Ich  mnss  nach  wie  vor  die 
von  Jakob  Bernays,  Ges.  Abbandl.  hrsg.  von  L  sener  1,  p.  120  Aniu.  1  ge- 
gebene Erklärung  dra  ursprünglichen  Sinnes  für  die  beste  halten,  von  der  wir 
denn  auch  ausgehen  mflssen.  Diog.  Laert  I  IX,  61  Oberliefwt  von  Protagon» 
n^wrog  üjjpi}  dvo  loyovs  elvat  ne^  netvros  ngay/taros  dyzumfUvovit  öU^Ums, 
wozu  Bernnys  bemerkt;  ,Fnr  das  gewAhnlicfae  Bewusstsnn  sind  die  beiden 

Abh.  d.  L  Q.  d.  k.  Ak.  d.  Wun.  XXU.  Üd.  L  Abth.  6 


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34 


Jioyot  d«r  AntinomiA  nicht  glflichberechtigt;  es  nimmt  den  eiam  an,  der  ihm 
so  xffehrfoy  Xiyoe  wird,  und  verwirft  den  andern  als  i'^uw.  (Ich  setze  Beispiele 

hinzu:  der  Ki-iep-  ist  ein  grosses  Uebel,  —  ist  natürlich  yfffirrun'  Xt'iyoi;.  der 
Krieg  ist  eui  grusseä  Gut,  natürlich  tjjzwv  i-oyoi;,)  Die  Rhetorik  des  Protagoraa 
soll  ntm  dazu  dieaen,  die  spekulative  Gleichberechtigung  der  beiden 
Glieder  der  Antinomie  anoh  ftkr  da«  gewöhnliche  Bewoaatein  naehsaweuen:  vor 
T^jta  lafw  Mffthtto  im$iv.*  Das  ist  scharf  und  zntreffend,  wie  Alle^  was  Jakob 
Bemays  gedacht  und  geschrieben.  Nur  ein  Ausdruck  scheint  uns  unglücklich 
gcwälilt,  der  wieder  Verwirrung  anrichten  könnte:  das  ist  der  Ausdruck  ,diö 
Rhetorik  des  Protagoras".  Dadurch  kömmt  man  nur  zu  leicht  in  Gefahr,  den 
grossen  Sophisten,  dessen  Leben  so  rein  nnd  fleckenlos  war,  zum  Vater  des 
Bpftteren  migesunden  rhetoriaoiien  Treibena  sn  maohm  oder  ihn  demaelbm 
aDBunaliem.  Aber  Plato  Soph.  232  C— E  und  Ariatotel.  Metaphya.  998'  3  Vute^ 
doch  darüber  aiicli  nicht  den  geringsten  Zweifel  aufkommen,  dass  Protagoras 
einzig  und  allein  nur  die  Dialektik  fEristik)  im  Auge  liatte.  Dass  der  Mann 
jemals  diese  seine  Kunst  zu  eigennützigen  Zwecken  als  iiedner  vor  Gericht 
verwendet  habe,  ist  voUatftndig  ausgeschlossen.  Aber  der  lihetorik,  die  gaiu 
andere  Ziele  verfolgt,  hatte  er  damit  eine  Waffe  der  aUeigafthrliduten  Art 
geechmiedet  und  in  die  Fland  geliefert,  die  denn  auch  unbedenklich  und  mit 
siegender  Ueberlegonlieit  dem  beschränkten  Auditorium  gegenüber  davon  Ge- 
brauch machte.  Icii  möchte  demnach  dem  (^txaiw^  idvaxiifaivuv  ul  uvt^ifionoi 
10  IT(fU)ia'/(){)<w  inayyü^a  einen  beschränkteren  Bezug  dahin  geben,  dass  mau 
nicht  ganz  ohne  Grund  den  Sophiaten  auch  för  die  sp&ter  hervorgetretenen 
Aoswtldifle  verantw<wtlieh  machen  koimta,  da  er  nun  einmal  doch  dieae  Kraft 
und  dieses  Gehümmaa  des  menschlichen  Verstandes  zuerst  geieigt  und  geiöhalt 
hatte.  Diese  Auffassung  würde  dann  aocb  die  Hinzofflgung  *ttl  i^untit^  edir 
wohl  begründet  crsclioinen  lassen.*) 

Gegen  die  evidentesten,  nach  un«eien  üegnlien  geradezu  niederschmet- 
ternden Beweise  der  Gegner  hatten  die  Redner  m  dieeer  Schulung  (U  ixaifQov 


)  hl  ftaur,  uu«j{i'ZH)chnet*'i-  Wi'i».-  /.oigt  unn  die  »o  achwi-T  vcrdorbfno.  iiher  in  ihrer  Art  einzige 


acht«  Kede  de»  Ljüu,  wie  «lie  Theuri«  und  Pmxis  aich  bertthren  können.  Da  KoMert  ««h  der  Sprecher 
Bb«r  BBUM  ImTiMM  t  11:  im)  ^n!»  fiir  ^tu/i^  ^tlo^ttpaSitrae  afinbe  M^i  mV  ngiyiimae  iatfMft»  tfc 

frarti'or  X4yor.    Vieüeiebt  dftrfte  dann  da»  Folflfnde  jfpl<'»en  w«Ttl»>n  o!  tV  'wa  m'x  drttieyur,  i'uV  arti- 


cauiae  düteriorem  «tc.  Ludebont  «ic  philotoplu  in  ({ime^tionibiif  controvcrsin  utrani(|u«  in  partem 
dUpattuido  agiluidit  «ercenäi  mt  MteDtaodi  inKt-nü  causa.  Sii>  rahrteu  aho  unt«r  dem  Maatd  eiaer 
üebangnred«  di««ei  Schetttmanttw  auf,  nm  dadurch  Üel^enbeit  au  bekommen,  die  Argumanta  daa 
Spr«chm  hervorzolocken  and  kennen  m  lernen,  um  ai«  d»nn  fiiktiadt  mit  gtaanarcm  Erfolg  bekftmpfni 
an  buaen. 


35 


loyw  die  Parade  gefunden  und  Stini  genug,  sie  anzuveDdeu.  Wenn  man  aoh 
nun  anch  auf  der  einen  Seite  in  der  höchsten  Verstimmung  abwendet  von 

dieoem  Treiben,  auf  der  anderen  Seite  wird  man  dn^li  wieder  einen  gewissen 
Respekt  nicht  loa  vor  der  Schürfe  und  Findigkeil,  womit  sie  sich  Gegen- 
arguuiente  schaffen  und  mit  aller  Kühnheit  ins  Feld  führen.  Die  besten 
Beispiflile  aar  Erl&ntenmg  und  am  brannten  GrQnden  der  eiaten  Rede  dea 
Andodde*  und  der  aeohaten  Bede  dea  Ljaiaa  au  entnehmen. 

a)  Mit  vollem  Rechte  konnte  Andocides,  wie  er  es  auch  faktisch  thut 
I.  137  ff.,  sich  zur  Ahwelir  der  ihm  Sclmld  gegebenen  Guttlu.sitrkoit 
darauf  hernfen,  er  habe  Jalire  lang,  t<ugar  in  Winterszeiten,  das  Meer 
befahren;  aus  den  schwersten  und  gefährUchsteu  Stürmen  sei  er  glück- 
lich gerettet  worden,  tnat  vitois  (den  Oöttem)  not^oat  ftr^di  ratpf^^ 
to  atifMt  dStüi^mti  mit  er  mit  Reoht  am.  Von  einem  Zorn  alao,  von 
einer  Verfolgung  durch  die  Götter  keine  SpnrJ  Das  ist  denn  doch  ein 
90  klarer  utui  evidenter  Beweis,  dasa  man  meinen  aoUte,  dagegen  könne 
gar  nichts  aufkoiiiinen. 

b)  Aber  seine  G^er  sind  nicht  verlegen  Ljb.  VI,  19!  Sie  kehren  also  den 
Spieea  um  nnd  behaupten:  Gerade  daa  iat  der  eprechendete  und  onwider- 
legUchate  Beweia  ÜBr  den  vollendeten  Atheiamne  dea  Angeklagten;  denn 
sonst  hätte  er,  der  Gottesfrevler,  sich  gar  nicht  aufs  wilde  Meer  hinaus- 
getrautl  Aber  er  hat  doch  seine  Rechnung  ohne  die  Götter  gemacht; 
denn  jetzt  ist  er  in  unsere  und  eucro  Hand  gegeben.  Das  ist  die  ver- 
diente Schickung  der  Götter,  uv  yittj  ö  .Vfö,  .ia(fitx(ji]in'.  xo)Mtn  §  20. 

.Ja  kein  noch  so  scharfer  und  bündiger  Schiusa  \vei.ss  diese  RabuUstik 
in  eine  £nge  zu  treiben,  aus  der  sie  keinen  Ausgang  lande. 

a)  So  konnte  sich  Andocides  wieder  mit  vollem  Rechte  darauf  berufen, 
dasB  er  seit  «einer  Rückkehr  mhig  und  nnaogefocfaten  volle  drei  Jahre 
in  der  Stadt  gelebt,  doch  wohl  ein  hinlftnglieher  Beweia  fOr  seine 
Unschuld ! 

b)  Und  die  Gegner!  Das  ist  prachtvoll!  Lys.  VI,  34  v'tnnff}  tftä  nff^ottjra 
xal  aa xolt  et  r  tt)V  vufTftmv  nv  fTffTcw^fCfVc  vfur  >yixr^\'\ 

Es  würde  zu  weit  führen,  so  interessant  und  verführeriäch  es  auch 
wär^  zu  zeigen,  wie  geschickt  und  durchtrieben  sie  im  Folgenden  §  35  ffl  der 
imwiderleglichen  Wahrheit  ein  Schnippchen  an  eehlagen  wiaien.  —  Der  Ankläger 
dea  Sprediem  m  der  VIL  Bede  des  Lysias  hat  deewegen  einen  schwwen  Stand, 
weil  er  fOr  seine  Behauptung  keine  Zeugen  vorführen  kann  §  21  f^tu  xoitfe 
ams  hdyws  d^cSe  f*^  mtoÜa&at.   Das  setzt  ihn  aber  nicht  im  mindeeten  in 

6* 


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36 


Aühulich  ist  der  Fall  Lyn.  X,  22  gelagert: 

a)  Wir  können  mit  dem  Angeklagten  sagen:  er  hat  den  Prozess  gewonnen, 
weil  er  vollständig  in  seinem  Rechte,  die  Sache  juristisch  ganz  unan- 
fechtbar «rar! 

b)  Der  Sprecher  puaert  den  Sehlag  . .  od  ftarov  ^  iftoSiy  ^XtTfd'n,  ^Uce 

xa.1  jov  uainvpr,aavTa  riTiumaiy  cf.  §  24  uvafi»^fl&tp:i  S«  fuydiajy  jcai 

Also  allüberall  dasselbe  Lied!  FQr  die  Gewandtheit,  Ueberlegenheit 
und  Schamlosigkeit  dieser  Rhetorik  gibt  es  eine  Verlegenheit  nicht.  Das  war 
das  Erträgniv  der  StndiMi  und  Uabungm  in  den  nrnftOfMua  üs  ixurtgov  kuyui', 
denen  ein  Zug  im  Charakter  der  Athener  entgegenkam,  den  am  künmton  und 
beeten  Solcm  mit  den  Worten  getroCGan  hat:  Zaunos  dimnaeas  txywi  ßtiiytt. 

Aber  noch  eine  viel  grOasare  Rolle  spielte  bei  der  Argumentation  der  * 

attischen  Redner  das  tlxo^,  die  flxora.  Die  Sophistik  aber  der  Argumenta- 
tion durch  das  nm'h:,  welches  bekanntlich  von  den  Vätern  der  Rhetorik  einzig 
und  ausschliesälich  kultiviert  wurde,  ist  für  einfache  Leute  noch  viel  gefähr- 
licher, als  die  erste  Art  eben  wegen  dos  verführerischen  und  einschmeichelnden 
Reiiee  der  EinfitoUint,  der  Natflrlichkeit  und  Selbatveralfindliehkeit.  Ja  die 
tlxma  lenehten,  wie  das  ja  «uek  ihr  Name  sagt,  sofort  auch  dem  einfachen 
tmd  natttrlichen  Verstände  ein.  Darauf  bauen  und  sündigen  denn  auch  diese 
Redner  in  geradezu  auf!s<*lnv^«ifender  Weise.  Dem  einfachen  Denken  ist  das 
uxos  =  ('tlijf)^t\:  Vms  es  al)er  die  ruhige  Ilolie  eine??  satten  vollgiltigen  Be- 
weises, der  dem  älrjttt^  gleichgestellt  werden  könnte,  nicht  einnehmen  kann, 
das  aaigiMk  nns  eben  die  un^ligen  AnsnabmefUle^  wo  das  vermeintliehe  ovx 
dxos  doch  vorgekommen  ist  Aber  dartlbw  sieht  das  einfache  Denken  voll- 
ständig  hinweg  und  unterliegt  dem  Trugtichluss.  So,  um  ein  Beiqoiel  ansu- 
ffihren.  was  er<?dieint  dem  einfachen  und  natürlichen  Verstände  des  gemeinen 
Mannes  einlüuchteuder,  als  die  Behauptung  des  Lysias  in  der  Eratosthenes- 
rede  Xii,  27  iL,  dass  Eratostheuus,  der  im  Kollegium  der  Dreissig  gegen  die 
Verhaftung  der  HetOken  Ein^rudi  erhoben  und  Opposition  gnuadit  habe^ 
unmdgUch  von  Seiten  eben  der  Drelsng  mit  der  Verhaftung  da*  MetAken  be- 
treut worden  sein  kann?  Das  ist  also  durchaus  ovx  dxu^:  Und  doch  ist  es 
ein  Tmgschluss:  Die  Dreissig  kompromittierten')  dadurch  den  Vertreter  der 

Plntk  Apol.  Sit  C  ofo  iUoit  bttlfet  (die  Dreimg)  noUMi  xoUm  »fothanai^  ftovUfupoi 


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37 


milderm  Richtung,  brachten  ihn  damit  amn  Schweigen,  und  so  war  er  weiter 

für  sie  keine  Gefahr  melarl  Also  auch  in  diesem  Falle  wird  das  r>vx  tlxug 
durch  die  Wirklichkeit  Lügen  gesti'aft')  So  hat  denn  auch  Aristoteles  auf 
das  Falsche  und  Bedenkliche  dieser  Schlusafolgerongen  aus  dem  tlxos  hinge- 
wiesen Bhet  1^24  1402*8:  ovrtos  xal  iy  ^Tjtofftxois  iotw  tpaiyoft^yop  i»- 

äoTuif  xtd  Uyiawy  Kyu  (N^  fr.  9) 

Tuy^  äy  Iii"  (Ixhi  at'ro  lovz'  ttyut  ktyoi^ 

."ifjortnai  noHa  rvyyaytty  ovx  tlxma. 
yiyrtTttt  yu{j  lo  :itf{ia   lö  flxr^i:,   t't'ifJit  f]y<>^  xal  tu  jia^ic'  tu  tiy.us.    fi  <'V  tovto, 
tatat  TU  fitj  tixüi;  tixöi;..  Das  letztere  pasat  vollständig  auf  den  von  uns  ange- 
fahrten FalL 

Das  mam  man  dch  Torhalten,  und  wann  man  das  fhnt,  so  erkaimt 

man  leicht,  dass  Dionysius  von  Halikarnass  De  Lysia  judic.  c.  19  ed.  Usener 
mit  den  Worten  xai  yc/n  rav  tlxf'no^  ("(itnn)^-  u  fh'r)t)  flyrtmr].;  (an  «t'ptTr/j;?)  uns 
gerade  den  Lrsiag  als  den  allergefährlichsten  der  ganzen  Sorte  hinstellt.  Der 
auagezeichnetste  Kenner  und  Beurteiler  der  alten  Redner  gab  sich  wohl  darin 
kaum  einer  Tftnachung  hin.  Dae  zeigt  tma  die  vortreffliche  Charakteriaianmg 
der  Lyataniachen  ^aj^^/m^  LL  a  18  mit  y&9  tq  owropu»  /»aittnu  a^tu  l^oMriy 
tut  äniy^aft^  xal  rb  aagtis  ißtuti  ti  tlaiy  i'>s  ovx  ^«»  mfkaval  xai  Tijr 

Tita  T IV  f'ntn  hXr.ß-oiu)^  avyf~ii(pf(fovaiy,  uHUt  ui;  (kttfioy  rlrni  nr^t^^olrfv  dtr,yt,niv 
ur^öti.iiav  ftr}it  ,«/(>0i,-  avjili  tfftvf^f^  ij  anixhavur  fV{tty-i]rar  Toaavrriy  i-'/fi 
/in&u  xal  dififodtT^y  za  Xtyü^iva  xal  ovtiu^  kayff^drn  tov^  dxovoyiaü  fti'  ulr^&fj 
Syra  ^tt  TttnlaOfiiyu.  Sod*  vuteif  *Ofttj(fo^  (r  203)  inatviSy  roy  X)äva0ia  vts 
m0tnfw  «Ineiy  xal  nlaaaa&at  t«  /«j  yevofuya  *Ufffit*f  rmno  tun  äoxfi  xmr 
ijil  Avoimi  tis  ihtuv' 

tlaxty  i^itviita  nuX'ka  liywr  ir  vuoiaiv  Ofiota-). 

Loider  sind   wir  bei  iiiin  nicht  so  glücklich  daran ^  wie  z.  B.  in  der 
Miloniana,  seine  Behauptungen  auf  Grund  eines  authentisoben  Materiales  überall 


Wenn  nMa  dmt  feienden  von  Andoetdra  It,  10,  1, 8  (z.  B.  wenn  Alcibiad«*  nicht  nach  Athen 

zuräokk'-'hrte,  hatt«"  «t  ftanz  Kocht,  al-.  i  -icli  a.uli  lan^H  nicht  Hclbst  gerichtet),  VTl.  T\",  LUiW^.  f  iliHt  n  rlxoia 
dua  Gi'Ri'nteil  aub-itituiert,  winl  man  \»u  Walirlu  ir  nicht  all/ufeme  «ein.  Kr  int  »»•Uii«t  äo  aimtlliidig. 
dpiJ  fcflauben  an  seine  Hclilu»!ifol)»erung  seinen  Zun  ti  iii  mchl  tuxuinuten.  Sic  «ohlEiprt  ja  der  Wahrheit 
■11  offenbar  iiw  Gencbt.  Dahtx  die  vonichtige  V«rkl»u««ili«nuig  U,  26  ...  öwr'  ^imy*  «hm  iti  t&r 
3ifl»fim»  Ijf^ft  ÜMiiittK  ibnigijrn  tnf^at^         <&ne  n  iUA  vtw  yt  ^pgw&r  fvfj^&rm. 

')  Wie  der  einfache  und  doch  ^e^unde  MenschenveratAnd  vor  die*'-::  n;. ii  ii'n  Ii- n  ili.il'  k- 
tncben  ^pMgetfechtereien  nur  ni  leicht  kapitoliert,  b»t  Ari«topIuui<M  iu  den  Wolken  sehr  artig  ang<^lentet. 
Aber  wanet  dem  SeUMM  M  in  der  IBiuddU  deelt  wngk  beaMriwuawett  dar  dee  UfH  Mmnv  und 
MMuec  md  die  MliUeMlIcli«  Unteriiegen  wid  der  Vebergimg  dei  leteteren  in«  fsindlleba  lieger,  einlbch 


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38 


kontrolieren  zu  können.  Das  ist  nur  leider  in  den  allerseltensten  Fällen 
möglich.  Doch  sei  hier  daran  erinnert,  ■^•ie  diametral  z.  B.  in  der  ersten  Rede 
die  f^tr.yr'^ana  des  Klägerä  und  Angtiklagten  sich  gegenüberstehen.')  Wo  ist  die 
Wahrheit?  Wer  also  sein  Wissen,  seine  Bildung  und  seinen  Verstand  etwas 
laHuT  eimchfttHt,  jüi  er  im  Onmdatock  der  atfaeaiMifaeii  Philitter  voriumdem 
war,  deDen  man  mit  «olchen  Sopluamain  ftuf  den  Leib  rOdcen  konnte,  der  wird 
mit  borechtigtem  Misstmneii  und  wohl  «agebraohtem  Skeptizisums  Behaup- 
tungen wie  Beweisen  dieser  attischen  Redner  begegnen.  Einige  Ansätjie  m 
diesem  nüiwendigcn  Requisit  der  i«,edQerexegt«o  üuden  sich  in  Frohberge r» 
Kommentaren  zu  Lysias,  doch  muss,  wenn  auch  mit  aller  Vorsicht»  hierin  noch 
weiter  gegangen  wenkn.^  hk  hoeh  aaerkennenwertar  Weiae  wnrde  von  Adolf 
Kirchhoff,  AbhdL  dar  Berliner  Akademie  1865  S.  65—108  die  61.  Rede  im 
corpus  Demo8thenicu!Ti  auch  nach  dieser  Seite  gewürdigt.  Die  vielen  Ton 
diesem  Gelehrten  dort  aufgedeckten  Sophismen  können  dnrchans  nicht  als  ein 
Beweis  gegen  die  Echtheit  der  Hede  angeführt  werden.  Diese  Scheidemünze 
war  auch  dem  Demostbenes  durchaus  nicht  fremd.  Die  alten  Erklärer,  welche 
nidit  mitar  dem  Bowie  einer  fanatieohen  Bewmidertuiig  des  Demoatiienea  als 
Redner  und  Staatsmann  standen  und  ihn  nicht  fOx  die  Inkarnation  der  Morali- 
tüt  hielten,  haben  mit  diesem  Umstand  wohl  zu  rechnen  gewusst,  und  darum 
scharf  und  klar,  aber  auch  rückhaltslos  diese  Sophismen  auf^födeckt.  Was  sind 
z.  B.  das  für  Flausen  und  Vorspi^elungen ,  welche  wir  m  der  Kede  gegen 
Androtion  lesen  müssen.  Der  Angekkgte  hat  vollständig  und  nach  allen  Rich- 


weil  pr  der  »ophistisohfu  ArftumHutation  gegcnOUer  ohnTnftchtiß  ist.  Aristot.  I,  1.  tSo.T^p  >ra<  i.il  r<S>i> 
fmnjixäir  i«  xatii  r."  y.cii  .mw.  rr  r.i:  r  r  .11  ■  n  t  id  { ftt  r  a  :inin  xijv  ovKenfariiat;  ^ertttln  so  vorfilhrt  der 
ivfoi  ädutoi.  Die  Umatäniii'.  uuter  Wfichcn  t'in  Wunnes  Bad  hei  Ileralde«  enUdlialdlwr  war,  die  UuuMnd« 
all«,  mlclxe  den  aUnn  und  •■rfahrenfu  Nentor  ho  oft  da«  Wort  nebmail  lieaMO  1060  9.,  lOGS  ff.  etc., 
vcnku  Ttndnriefpn  niul  «ftdiduick  in  eiuo  Linie  gerOdct  mit  d«r  J«ttni-a«i>  dorcV  von  Athen.  Abt-r 
■n«  diM«  ScbeinarguuMit*  werden  «on  dem  CÜ  Knor  nicht  erlouiiit,  er  i'^t  npruclilcMt  ihii<-n  »(«'Kt^nalior 
und  MS  dem  F<'ld  geeehlegeii. 

>)  Du  ächwe»g«irieht,  weUb«i  Lyaiw  traf  leine  inif4«i*e  legt,  wOrde  un«  ancb  ein  naderei 
nieht  weniger  »wKeeeidiMtee  Urtdl  dee  IHonjreioi  Ober  ihn  erUftre»  D<r  D«tnoiitb.  p.  157, 18  üs.  afrq 

fUrtm  (die  trotofti'n  und  j;«?!»")  xa^tL-ifj  ir6n^  tu  nvna  li'lJJi  .•xpnnmfi.r  >rn.'  ili»; ;;'<i^n,  ari.'ji  -Tvm,  öiar 
y  fi{  toi'i  ö-TuArixnxui);  ri-&H  l('f/ot  i ,  nfit:iftä   rif  yiV«ra<  xai  äoOer»f^ ,  tu   &t  di/  toiV  ^aätjiiKuii  fl{  ifÄot 

^  Ee  iat  durcbaiu  und  voUatftudig  begründet,  wenn  £d.  Me/er,  Die  irirtach.  Entwiekl.  d.  Alt. 
p.  86,  AiHB.  S  so  der  24.  Bede  dee  I^ee  beuerlct:  «Der  Erflpipd,  Ar  den  I^iiee  die  Rede  fjfeiclirieben 

hui.  bütrüibt  «in  Gewtfrl»'  (trxvi)),  das  ihm  oETenbar  ein  fgiuiz  gutes  Rinkommt'n  abwi-ft.  wiinu  <  r 
aui'h  keinen  Sklaven  (S  <i)  halten  kann;  er  knnu  «ich  sn^far  (feletfentlith  ein  Rcitpfeni  luiittii.  Mitti  siubl 
«lentlieh,  das*  er  die  Pension  i.'i>;entlifh  zu  L'nrei-ht  hezieht,  I.i-ki.  bat  sie  ihm  dadurch  gerettet,  da«« 
«ir  in  ftUMent  geicfaickter  Weiae  die  ciachn  Immonalilch  behandelt  und  die  Lacher  auf  «eine  Seite  bringt.* 
Of.  Dem.  SS,  SÖO  ti-ili  teAe  fi  l»h*'^  dAneHMoc  «ai  ^pun^  ^tianmiiimie ,  tw  H  ti»  derer« 
dinm  •  • df^e  and  Weber  sur  Stelle. 


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89 


taugen  Recbt,  vean  er  verlangt,  da^  er,  bevor  er  die  Folgen  des  rßai(ii]xtvui 
trägt,  dieses  letztere  doch  zweifellos  durch  irgend  einen  gericlitlichen  Akt 
nachgewiesen  sein  muss,  dass  Demostheues  ihn  zu  diesem  Zwecke  vor  die 
Thesmotheten  hätte  laden  sollen!  Dieser  Einwand  gegen  sein  Vorgehen  ist 
dmndiMia  berechtigt  mid  doreheus  stidihaltig.  Iifon  leee  man  bei  ihm  mdi,  trie 
er  or.  ZXII,  26  £  diese  Klippe  sn  wnuBbiflfen  weiea.  Den  Nagel  triffib  auf  den 
Kopf  dio  Bemerknng  dae  Sdiol.  682,  14  noul  dt  xovio  SC  tvSttttv  rdiv  iXiyymF 
Jijioi/ori.  Und  wie  er  nun  gar  über  das  punctum  saliens  hinwegkommt!  Das 
quod  erat  demonstrandum,  wird  §27  einfach  abgemacht  th^I  tv>r  it'i.lwv  (f-iäv- 
lUiv  TW  aviw  x^tsxov  ax'tSiv.   Vortrelflich  wieder  die  Aiteu  p.  6b6,  0:  il,  ()V 

avr^pmeo«  x^  xorrt^  aviJMyiaft^  xtü  avfmapxa  tä  JtotJia.  Dem  Androtion  ist  ee 

auch  nicht  im  Traume  eingefallen,  das  zu  behaupten,  was  ihm  Dem.  §  6  in 
den  Mund  legt  Auch  hier  haben  die  Alten  den  Kunstgriff  voUständii,'  klar- 
gelegt cf.  Schol.  6<i8,  23  ff.  Alle  A<lvokateiiknilTe  in  Ehren!  Aber  was  für 
einem  Publikum  kann  man  bieten,  was  Dem.  sich  ^  30—32  leistet?  Das  ist 
nod  bleibt  dodi  niehtB  anderes  als  die  aUenuedrigste  Spekulation  auf  das 
Hisstraoen  und  die  Furcht  vor  dw  if^fiw  junaimts.  So  auch  aufgedeckt  und 
angesehen  von  den  Alten  p.  668,  b  S,  Aiaga  haben  es,  ich  kann  mir  in  diesem 
Fall  nicht  helfen  und  muss  es  heraussagen,  die  geriebensten  Sjkophanten  nicht 
getrieben!  Doch  wollen  wir  hieinit,  zu  Ende  kommen.  Das  hochwichtige 
Kapitel  ,Die  attischen  iiedner  und  ihr  Publikum"  ist  ja  noch  nicht  geschrieben. 
Wir  haben  von  demselben  nur  die  Seite  aufgesucht  und  beleuchte^  welche  die 
mehr  popul&ren  Elemente,  welche  teilweise  mit  Absiidit  von  den  kumtbeflissenw 
Rednern  verdeckt  wurden,  erkennen  Hess. 

Es  wird  in  der  Gerichtsreile  insbesondere  ein  ungleiches  Spiel  getrieben: 
Auf  der  einen  Seite  die  lindigen,  mit  allen  Künsten  und  Schleichwegen  einer 
überlegenen  Rhetorik  vertrauten  und  äußerst  gewandten  Redner,  welche  ent- 
weder selbst  in  die  Arena  treten  oder  andern  f&r  Geld  ihre  gefthrlichen  Dienste 
leihen,  auf  der  andern  Seite  eine  in  ihrem  Bildongastande  ganz  anders  geartete 
und  ihnen  gegenüber  geradezu  suiüdEgebliebene  Masse,  die  nur  su  leicht  das 
Opfer  ihrer  Sophismen  wird. 

Selbst  wenn  man  sich  auch  vorstellt .  das.s  die  Menge  diesen  Teufels- 
künsten  nicht  wie  die  reine  Unschuld  gegenübersass  und  wenigätem  teilweiäe 
wusste,  was  rie  sich  von  diesen  Bednem  su  versehen  hatt^  eo  war  doch,  be> 
sonders  wenn  ee  die  evstwen  geschickt  einsurichten  wnssten  und  das  wüsten 
sie  in  der  B^el  —  das  wusste  insbesondere  ganz  ausgezeichnet  der  gefthr» 
liebste  von  aUen,  Ljrsias  — ,  so  war  doch  die  Reaktion  und  Opposition  dagegen 


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40 


'Vennfige  ihres  niederon  und  ganz  anders  gearteten  Bildungsstandes  nidit 
mtelltig  genug,  nm  diese  Sophisnieii  und  .Soheinkünstc  illusoriiich  zu  machen. 

Es  ist  ganz  undenkbar,  dass  Aristophanes  in  den  Wolkr  n  zu  der  Fiktion 
einer  solchen  Omnipotonz  des  rfttuDv  i.üyoü  gegriffen,  es  iäi  undenkbar,  dass 
StrepeiadeB  im  Berntes  diessr  Paaaoee  dis  gaue  hodnrohUftbUohe  lliefttsr- 
pabÜkam  mit  den  Worten  apostrophiert  hfttte  Nub.  1203 

^ftirega  xi^^  täy  aotpäy  Sfree  (ef.  S.  15), 

wenn  Gestsltnng  und  Apoetroph«!,  selbst  ein  gat  Teil  Uebertreibung  sngegebeo, 
nioht  einen  starken  Halt  in  der  Wirklichkeit  gehabt  hätten. 

Der  traurigste  Beleg  aber  für  die  Inferiorität  der  Masse  ist  das  üppige 
Emporschiessen  der  Gift{)ilaiize  des  Sykophantentun»»  in  Athen.  Das  war  jii, 
von  Seiten  des  Charakters  betrachtet,  ia  ihrem  Gros  eine  üeselischaft  infamer 
Sehnfteu  Darftber  gab  es  andi  im  Aliertam  nur  eins  Stimme.  Aber  wenn 
man  sie  etwas  nfther  besieht  und  sie  prüft  an  ihren  Leistungen,  so  warm  sie 
„gescheit",  sie  waren  nicht  von  der  Gasse,  vielmehr  mit  allen  Wassern  der 
Rhetorik  gewaschen  und  vor  allem:  sie  faudon  ilire  Rechnung,  nicht  selten 
als  Meuta  vorgeschickt  von  nielir  nii*^r  minder  l)edeutonilon  Männern,  die  sicher 
aus  wohl  erwogenen  Gründen  es  iur  angezeigt  hielten,  sich  vorerst  ini  Hinter- 
gründe SU  halten.*}  Nur  mit  tiefer  Wehmut  kann  man  heute  das  fflr  unsere 
Frage  so  wichtige  9.  Kapitel  im  IL  B.  der  Memorabilien  lesen.  Die  Verhftlt- 
nisse  sind  eben  mächtiger  als  die  Menschen,  und  diese  H^ht  der  Verhältnisse 
erklärt  und  entschuldigt  zugleich,  dass  Sokrates  nur  zu  einem  Anshilfsinittel 
für  den  Augenblick  und  nicht  /u  t-inein  lUulikahnittpl  frreifen  kann.  So  ver- 
bieten denn  auch  die  auf  diesem  (iebiete  hervorgetretenen  und  eben  beleuch- 
teten Eneheinungen,  den  Bildungtüitand  der  Massen  allsohoch  einsnsdiftton 
und  au  werten. 

Steht  nun  so  ein  ganz  bedeutender  Bruchteil  des  Volkes  der  wissen- 
schaftlichen Bewegung  der  Zeit  teils  ablehnend  oder  gleichgiltig,  tpils  sogar 
feindselig  gegenüber,  müssen  wir  uns  femer,  wenn  das  ganze  V'olk  in  Frage 
kommt,  wohl  hüten  vor  einer  Ueberschätzung  seiner  politischen  Rede  und 
seiner  politischen  Einsicht,  aeigt  sieh  uns  dasselbe  weibat  in  den  Geriobtaftlen 
als  die  leichte  Beute  einer  überlegenen  Bedekunst,  so  hat  die  litter  arisch - 
aeethetische  Einwirkung  auf  diese  von  einer  höheren  Büdnng  nicht  be- 
rührte und  nur  in  den  elementarsten  Dingen  heimische  Masse  nach  den  heute 


>)  Wh  die  Strafe  Tim  1000  Draehntti  «n  b«d«a(en  littte  oud  wie  «nek  ne  illiworiNh  geoMcht 
«aide,  stAgt  Andoc.  I,  ISl. 


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41 


mMqpBbeiiden  Oenchtapunkten  betraditet  einen  sdbwereii  Staad,  und,  wenn 
auch  durch«!»  löblioli  in  ihxw  Tendern^  edieint  ei«  doeh  ntopietieeli  in  ihren 

Wirkungen  zu  sein. 

Diese  aus  den  einfachsten  KrwüEjnnp'pn  <1er  in  (\en  dainalipjen  Zeitvor- 
hältniasen  liegenden  Bedingungen  und  Grundlagen  eich  aufdrängende  Annahme 
wird  aber  nn^  den  enten  Blick  durah  du»  belle  Büd  der  Wirklichkeit,  welche« 
uns  aui  Werken  von  unyergftnglicber  SdiAnheit  entgegenleachfet,  auf  das 
gl&nzendete  widerlegt.  Aber  wir  wollen  uns  durch  allerdings  nsheli^mde 
und  darum  verzeihliclie  IlückHclilüsse  aus  den  Werken  der  drei  grossen  tragi- 
schen Meiiitor  wie  durch  einige  ziemlich  hohe  Ansyirücho  stellenden  Darbietungen 
dee  Ariätuphanes  nicht  blenden  lassen,  sondern  wir  müssen  uns,  um  zu  einer 
richtigen,  von  der  koorealamiellen  AufEusang  allerdingi  itaric  abweichenden 
Anaohaanng  so  gelangen,  an  einer  ruhigen  und  olgektiTen  Wflrdigung  aller 
hier  in  Betracht  kommendem  Momente  mtecblie^n. 

Zunächst  sei  einmal  an  eine  Thateacfae  erinnert,  die  um  durch  swei 
sehr  gewichtige  Zeugen  verbürgt  wird. 

Als  erste  und  letzte,  als  höchste  Instanz.,  als  ein  Koma  locuta  est  für 
die  übrigen  üellenen  galt  schon  im  Altertum  Athen  in  der  aesthetischen 
Beurteilung  der  Tragoedie»  Fiat  Lachee  188  «...  dn  dxeJyot  (die  Laoedftmonier) 
ftaiMTu  Twy  'EHqymi'  onwItSIlQwon'  im  to?s  rotovrofs  (Waffenhandwerk)  xal 
OTi  Jtaf^  auivote  mf  rti  riftfi&fts  fls  raOra  x«i  naffä  r^r  «liotr  nUiat'  äy 
i^iya^tHTo  ygr^iirtru,  f">nnf{t  yt  yul  jQayvn^in^  Tfnti]ri,;  7xa{f  r^iny  riiti  fhfi\\  toi- 
yttffiot  (ig  av  ohjrai  ifjuytniSiar  xahü^  ntiitty,  uvx  tiuj{}fy  xt'xiji)  it^v  Airt- 

nvru  ras  älXa^  noUt^  imÜftxvVfUVos  :nf(fif\>xfiai,  «iÄ*  (v&vs  (TfCpo  (fifftrai 
xui  Twatf  att^eucfvaiv  tlxorms.  Damit  war  also  der  tragiflche  Dichter  legiti- 
miert vor  der  gansen  bellenisehen  Welt. 

Nicht  weniger  schwer  fällt  das  Zeugniss  des  Aristophiines  von  der 
Superiorität  nnd  Tnf;d!ihilität  des  Urteils  der  Athener  ül)r'r  die  Tragoedie  ins 
Gewicht  Ran.  805  ff.  Alan  ist  in  Verlegenheit  um  richtige  Kampfrichter  in 
dem  Agon  der  beiden  Tragiker.    Da  hören  wir 

Tovt^  t]i'  (ivaxfAmy' 

l^QW  TC  TO/./,  t^ynro       gwtHog  rngt 

*)  Msnclie  der  von  Htnvn  geflUlton  üitrile,  wie  »i«  in  der  Refbenfolge  der  PreiM  lom  Amdrack 

kommen,  wollen  u:i-  MM^^•rll■■n  anenliiipii  fjrtr  iiitht  in  den  Kitpf.   Bei  dem  NichtvorhRiideiiseiii  der  Kou- 
kumnutttck«,  den<>D  von  im«  bewunderte  Tnigoedien  unUirlü^tiu,  ist  uiu  «ioti  Prüfung  des  Urteils  ver- 
ngt.  Aber  aehaii  TyrwhUt  BMbte  ia  niiMr  Khtaen  Aaigftbe  von  Ariitotelet  Poetik  p,  190  mit  V«' 
Abk.  d.  L  a  d.  k.  Ak.  d.  Wi«.  XXII.  Bd.  I.  Abih.  6 


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42 


Und  ferner  mOsssn  wir  das  von  beiden  Zengen  so  hoch  gewertete  Urteil 
nicht  etwa  durchaus  und  immer  als  den  Ausflusi^  der  tonangebenden  Gesell» 

scbaft)  sondern  geradezu  als  ein  Mafisenurteil  anerkennen. 

Denn  kein  Geringerer  als  Aristoteles,  der  niemals  der  Gefahr  unter- 
legen ist,  über  die  <h  7io).Xoi  irgendwie  hocli  zu  denken,  iät  es,  welcher  die 
absolute  Zuverlä88igkeit  des  Massenurteila  in  aesthetiscben  Fragen  zugleich 
erklftrt  nnd  anerkennt  in  awei  bedentsamen  Stellen  der  Politik  1281  a  42  £ 
Tovg  yciQ  Tfoi.Xovg,  uiv  txaarvs  iatir  »v  anov^ain^  "v'ii>,  ö«ws*  iy^ixtttu  üW' 
tX&oyjaii  fh'ai  ßtlriws  ixfiptoy,  ovx  «»S  acaaioy,  dli!  wg  avfinuvras,  ...  noUcüy 
yaff  vurttov '^uaxQV  iw^ov  ixw  dffii^  »ai  ^pffoy^ntts,  »atyiyeaSw  ovvil&ov^ 


weUnng  »nf  i^elian  V.  U.  II,  ij  und  Uellioi  N.  Ä.  XVll,  4  die  beb«ragennrert«  Bemerknng  ,Non  omne« 
Ariitaidii  eraot.*  IMenkt  mtti  brncr  nodi,  wwmiif  «i»  am  8«IiliuM  so  iiwecfaeD  kooinei  wnden, 

wi>Irhe  Falltoren  hei  der  PreiHrteilunif  manchmal  mitapraiclMn  und  jedeuRiUa  immar  mitepnchan  kooBlaii, 

»o  dt'trfeti  wir  un*  nicht  wandern,  wenn  ein  Kenner  wie  Arist»tel<»!(  lUi*  Urteil  de»  Ydlkes  über  du 
gil  tst.  Meisterstück  der  i^iecliischen  Trdirni' lic  in  i'.jiiehund  auf  die  ovataan  f  .>  iiärtuv  nicht  rati- 
fizirrte.  Bekamitlicll  musste  dns  Dntma  hinter  einem  Stücke  des  Philokle»,  eine.-i  Schwestersohne«  det 
AeAchjlui,  Hrttelnteben.  Aber  nicht  h\(n»  in  Beciehung  auf  Kanipo«ition  i»t  dem  Ari*tot«le«  die«e 
TngoediB  da  Matutentack,  «mdern  uu«  will  aie  haut«  «lAueben  ala  «a  Wurf  von  geonW,  beiiMlia  be- 
denklicher Kahnheit  erm^heinen.  Spannung  auf  den  AunKan^  im  modernen  Sinn  war  nielit  leidit  im 
pi  .-i  hi-i  ii-  n  Dr.uiiii  v  n !  ir^.;.  !!.  Aber  das  Stück  »elber  iüt  eißentlirh  sc  hon  z»  En  i.'  !::it  der  Ort'enbarnng 
des  ieireoiii».  .Sollte  mau  etwa  ilaran  Anstoxs  genommen  haben?  Wie  Soi»hüklct(  liiesc  höcb«t  gelahr- 
liebe  KIip|je  umsrbiffl.  ist  in  den  Worten  des  Chore«  anRedeiitet  V.  40H  und  4SI  Ü'.  In  au^)?ezeichnefer 
Wciae  sindl  di«  allen  ErUkrtr  die» er  kfilinen  Geetaltung  der  Sc«ne  gerecbt  gewwdco,  wwobl  sn  V.  »2t;, 
wie  betoaden  znT.  SSI,  wo  wirlewn:  akm  airAr  »laaä/itvor  vri'AraA«'  r&drwc  SUxuntttat  Ac  tt'  wjyi/r 

fioijXio; ,  ri  r.Tiatrrt^rj  xar'  aoj^i/v  /lot  ii,-.  r  r  ■■:'}^  tov  Afttiunto;  arf/nffzn,  (r'i)  jnp  tirayffi}* 
(tiniiov,  ir  oU  xaiayiyori  (?)  itniinm  i'i  .TOiijr»/.".  LKlei  erweckt«  die  zweimalige.  Bo  );l''nzende  Schilderung 
der  Pest  7.H  traurige  Erinnerungen  in  dnn  Herzen  der  IKlrer?  ■-  Zu  den  genialsten  Treffern,  denen  icb 
aue  Sophodee  nur  wenig  Abnlicbe  an  die  Seite  su  » teilen  wöute,  iat  anob  V.  Iii  ff.  sn  reobaen;  denn 
die  Art  nnd  Wäte,  wie  Sophoelea  den  Helden  de«  StQckei  aueb  aneteniem  Ar  die  Saebe  «DgaRiert.  iet 
meisterhaft  und  zuerst  von  Ritter  in  seiner  Aii«gabü  gebührend  hervorgehoben  und  beleuchtet  worden; 
ilenn  da*  lyw  ilarf  nicht  in  die  Ilrüche  gehen.  Mit  der  Erwähnung  «ler  Sphinx  V.  wird  er  an  die 
grösüte  That  seine»  Leben«  erinnert  nud  im  HiH-hgefiihl  darüber  bricht  er  in  die  stolzen  Worte  aua 
Akk'  {igra^x^c  n^^'f  «i^T'  iy^  «son».  Und  dieeei  Hoch*  und  t$elb*tgcl&U  i«t  beieichneoder  Weiae 
gleicb  im  Attläag  T.  8  d  naai  nlnvoe  Ol9(mvc  «rnilov^uro;  aum  Auadruek  gekommen,  in  welchem  An»- 
druck  denn  doch  aber  auch  nicht  die  .Spur  von  einer  .Maje^ntiit,  vor  der  sich  Jedirr  beugt*,  zu  erblicken 
i*t,  So  üprielit  er  im  Bewu-ssti-ein  »einer  altgemein  anerkannten  7f>J»'()o<,-.  Die^e  i*t  seine  starke,  aber 
aneb  eeine  schwache  .Seite,  Diese  Sch&ttenaeit«  ixt  e«  nun,  die  ihn  /ii  ilen  Feblgritfen  in  un«ierm  Stftcka 
vCfanlaaat.  £r  ist  ein  ^eawtir  taxvs  nnd  warnend  ruft  ihm  der  Chor  au  V.  £17  ^eovffv  rÖQ  »i  taxttt 
«dr  dafoaJMr. !  Wenden  wir  mia  nnn  too  dieaem  herrcinprin|;end«n  nnd  mit  klarer  Ahdckt  vom  Diebter 
heniiHgej^tellteii  Zuge  «eines  ('hariikters  zn  den  Versen  7>2  ff.  Wer  darillier  Itetrachsnngen  anstellt,  ob 
Oedipui!  »einem  >Schiek!<al  biitte  entgehen  können.  *teht  niclit  auf  griechischem  Standpunkt,  sfiiidern 
negiert  einfach  den  Begriff  Schicksal,  und  ist  ein  Wort  weiter  darüber  nicht  zu  verlieren.  Aber  al«  eine 
ganz  einzigartige  Ueataltang  darf  auch  hier  wieder  hervorgehoben  werden,  wie  Oedi|>u«  auch  in  dieser 
aobweren  TeriAagninwUen  SlUil«  ala  dcnelbe  ^gonlr  mzvs  Tom  DidiMr  gaaeiebnet  iat  Nachdem  iler 
Fragende  aueb  nicht  mit  einem  Worte  vom  Gotte  über  »eine  wahren  Eltern  anfgekl;irt  wot.len  ist  (V.  707), 
entecbeidet  er  ««Ibst  von  i<ich  au«  ala  ein  echter  ^i;orcir  lu/v;,  da«»  nur  Pcljrboa  und  Meropc  und  Niemand 
ander«  «ein«  wahren  Sltoni  Min  können  und  atant  dem  Verderben  entgegen. 


43 


Tu>t'  üajif(j  tva  UV  i^{fU)7ivir  tu  nXif&vi;  nolvnat^a  xai  nulv/^iiffa  xai  niäXoiS 
f/tifi'  ala,9i,afii;.  ovTui  xai  nfQi  tu  /;«9^j;  xai  n)y  ihayotay'  diit  xai  itffiv ovo iv 
attftvnr  n'i  ta'/.'ß.f))  xai  la  rfji;  uovaixr;»  t\jya  xai  ra  rviy  :jotr]Twv 
und  1200a  30  (ha  roCto  xai  xifivti  äftetyoy  ii^*^  Jiokla  i}        onr  laovv. 

Wenn  wir  mu  «ucik  hente  dreimal  beeiBneii  wfirden,  dieses  Urteil  ohne 
Bedenk«!  ni  untenchraiben,  eo  aei  doch  im  AnaehluM  an  ein  eehönes  Wort 
yon  Jakob  Bernays  daran  erinnert,  dass  Geschmack  und  Urteil  nicht 
immer  eine  durch  Losen  erworbeno  Vertrautheit  mit  der  Litteratur  zur 
Voraussetzung  zu  haben  brauchen,  wie  sie  sich  ja  auch  nicht  unbedingt  als 
ein  regelmässiges  Erträgniss  ihres  Studiums  einzustellen  pflegen.  Bei  den 
Athenern  aber  waren  rie^  um  midi  eine«  Anadrnekee  von  Lndan  zu  bedienen, 
neher  zuerst  und  xunAchat  ein  däidaanov  iffWftms  (fmtfoy,  das  allerdinge 
durch  unübertroffene  Meisterwerke  in  Poesie  und  Kunst  stetige  Nahrung  und 
yortoeffliche  Scliuhing  fand. 

Aber  lias  von  uns  ^^ewählte  Thema  zwingt  uns  doch,  dem  Gedanken 
an  litteransche  Vertrautheit  durch  das  Lesen  etwas  näher  zu  treten  und  uns 
mit  dennelben  abinfinde».  SoIkhi  vor  mehr  ate  einem  Jahrhundert  hat  Fr.  A. 
Wolf  bei  Erwähnung  der  'Imta^x'tot  'Effftai  in  seinen  Prolegomena  sn  Homer 
ik  43  folgenden  verwegenen  Sats  hingest  h rieben  ,Ne  vero  ex  his  inscriptio- 
nibus  colligas  eo  tempore  qtiemvis  Atliciiis  logere  scisse.  Id  aliqnanto 
post  etiain  paucorum  fuit  ex  uiagnatiimis  Cecropidis.  Potuerunt 
tarnen  ii  ad  discendum  invitari  illo  iostituto,  non  pejore,  opinor,  olementariis 
tibellis  nostiis." 

Ueber  ein  halbes  Jahrhundert  spftter  findet  sicli  M.  H.  K  Meier,  Opue- 
cula  acadeniica  I  p.  152  mit  ihm  in  voller  Uebereinstimmung,  wenn  er  bsi  Er- 

örterunjir  des  Ostrarismus  von  den  athenischen  Bürgern  schreibt:  „inter  quos 
non  pauci  littcraruni  rüdes  scribendique  expertes  fnmnt,  qui  debebant  nominn 
per  alios  scribenda  curare. Aber  dem  Biedermann  und  Musterdemokraten,  von 
dem  uns  Cornelius  Nepos  in  unserer  Jugend  enfthlte  and  Plutardi  Aristides  c.  7 
die  bdcannte  Geschichte  beriditet,  hat  doch  Yaleton  auch  unter  Zustimmung 
Wilckens,  Ostraka  p.  6  wohl  für  immer  das  Lebennlicht  ausgeblasen.  Denn 
mit  Recht  dentet  derselbe  Mnemof.  N.  S.  XVl  p.  12  die  Aus<iiu(  ke  ajQttft  ii^r 
Hiynatfif  und  tlaift^jnv  xu  ufinicyjtv  auf  geheime  Scherbenabgabe,  wodurch 
jeder  üürger  genötigt  war,  da»  zu  ilause  beschriebene  uat(faxuy  auf  die 
dyo^  mitzubringen.  Damit  ist  sugleich  die  richtige  Deutung  vdto  PoUuz  8,  30 
gewonnen  ....  fStt  ^ifeiy  de  rav  Jifpiogiadfyxtt  rwioy  jlBnivaimtf  rov  ßovio- 
fiivov  oOTffaxoy  fyyfy^ft^iti-m   wii  niia  tuv  tifi.i.iivio^  t^<inT(iaxi^tOi}ui. 

Wenn  wir  nun  so  den  Analphabeten  (cf.  oben  S.  14)  wenigstens  seit  der 

S* 


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44 


Zeit  des  Kl«iatli«M8  gläcklich  los  geworden  sind,  so  erlaubt  doch  diese  Ein- 
richtung einen  andern  sehr  wichtip^en  Schluas.  Wo  ein  Massenpubliknm  zum 
Schreiben  in  Aktion  tntt,  da  wählt  es  zu  diesem  Zwecke  ein  Material,  das  für 
litteraribche  Notizen  geringerer  oder  grosserer  Äusdebnung  absolut  nicht  iu 
Frage  kommen  kann.  Dieie  SotifaM«  waren,  wie  Valeton  a.  a.  0.  ment  ridttig 
geaeh«!  hat,  nicht  ad  hoc  hergestellte  T&feldien,  «ondern  GeAeaaeherben.  ESe 
war  nach  Wilcken  a.  a.  0.  p.  6  die  völlige  Koetentosigkeit  verbundtt  mit  der 
greisen  Brauchbarkeit  des  Materialos,  die  hier,  wo  auch  die  Ärmeren  Bürger 
Mann  fnr  Mann  oin  beschriebenes  Stück  abliefern  .sollten,  diesem  Material  vor 
üUeui  ander]!  den  V'urzug  geben  musste.  Irgendwelche  Topfecherben  fanden 
aieh  wohl  andi  im  primidvaien  Haushatte  und  konnten  nötigenfalls  vom  nach» 
barlichen  MflllhaiifeD  entnommen  woden. 

Wir  werden  wohl  auch  die  sicherlich  in  jedem  halbwegs  anständigen 
Hnn<;halte  vorhandenen  jrffafiftatüa  nicht  für  litterarisohe  Zwecke  bestimmt 
anuehmen  wollen. 

Wenn  es  einer  der  grössten  Triumphe  des  griechischen  Geistes  ist,  durch 
die  Nebel  des  Allee  amwogenden  Mythus  hindurch  den  Weg  sur  Wissemchaft 
geeudit  und  gefunden  su  haben,  «o  verdient  die  Vertrauthmt  des  Euripides 
mit  dem  frOhsitea  Gebrauch  der  Schrift  bei  SMnem  Volke  mtAA  mindere 

Anerkennung,  weil  sie  sich  losgemngen  liat  von  einem,  mit  der  ihm  wie  allen 
Griechen  in  Fleisch  und  Blut  übergegangenen  Ueberzeugung  von  der  schrift- 
lichen Fixierung  ihres  ältesten  Litteraturdenkmals,  des  üomer,  leicht  sich  ein- 
steDenden  Irrtum,  dass  die  ente  Verwendung  der  Schrift  littorarischen  Zwedcen 
gedient  bat.  Der  aeharfe  und  geannde  BB6k.  für  den  Realismus  des  Lebens 
hat  ihn  etwas  anderes  gelehrt  Palamedes  fr.  578 

(tqv)ytt  ifun'rjfvra  nt'?.).c'/l<'^  n.'hii; 

äor'  ov  nagoyra  novrius  v.it^  niaxi^ 
räxH  Km*  i&mvtt  natu*  lniaiaa9ut  xttlmg, 

ygfiii'ai'Tnii  (Ineiv,  tiy  h'^Hoyru  üäiv€U. 

JAro,'  dtm(ffi,  xuvx  in  tftvdt]  ktytty^) 

'J  So  im  Aoüchluss  iin  GouiperÄ'  Vcrmutun(?,  al>er  violleicht  ist  ti<rsser  mit  P-  iii 'li.iltiiüjf  von 
xojtä  SU  Ivten  S.  6'  tit  igt»  Kirovoir  df^gtltsiovi  hohu,  worunter  maa  sich  «ixlieht«te  Zu«ageu,  Ver«|)r»- 
duingini,  WidamAiiigeB  a.  >.  denken  Imnii. 

^  Wean  DxiittzkOi  Uutandckungini  flbar  du  utike  Bnchwcwm  p.  19,  Amn.  4  nit  Recht 


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45 


Also  Brief«!  l'estamente,  Urkunden,  wie  uns  Euripides  lehrt,  Rechnungen 
Betzen  wir  hinzu,  Notizen  den  ver^chwäcmU'n  Zwecken  dienend  (cf.  Wespen. 
527  K),  mit  einem  Worte  alle  Bedürfnisäe  des  praktischen  Lebens  sind  es, 
welche  die  yffOft/jaza  zuerst  zu  ihrem  Dienste  rufen. 

Aber  Leien  und  Schreiboa  sn  litterariaohen  Zwecken^  von  den 
engen  nnd  begrensien  Aufgftban  der  Sdinle  zunAohat  einmal  ganz  abgeMhm, 
Lesen  und  Schreiben  von  der  fn"088en  Masse  geübt  zu  Zwecken  der  Litteratur 
ist  on  doch  bimmelweit  entfernt.  Schiapen  wir  dir;  neuesten  Werke  auf 
zur  Beantwortung  der  Frage,  in  wölchein  Umfange  etwa  in  der  Zeit,  die  wir 
im  Auge  haben,  beides  zu  dem  angegebenen  Zwecke  geübt  wurde,  so  finden 
wir  darflber  folgenden  Anfeohlaaa.  So  bemerkt  Dsiatsko  in  der  Realencyklo- 
paedie  Peuly-Wissowa  p.  974  «Der  Bnchhandel  war  nicht  alt  und  in  der  vor- 
alexandrinischen  Zeit  nicht  einmal  in  Athen  hoch  entwickelt  (Boeckh,  Staate- 
haushalt I,  60)  ...  Ausser  einer  zugkräftigen  Litteratur,  dip  freilich  schon  im 
5.  Jahrhundert  v.Chr.  in  Athen  vorhanden  war  (Wilamowitz,  Herakles  1* 
p.  120),  gehört  dam  ein  kauflustiges  Poblikum,  für  Welches  der  Weg  des 
Bnchhandel»  der  einzigiB  oder  doch  der  eönfachafte  nnd  billigste  ist,  um  die 
Litteratur  kennen  zu  lernen.  Das  ist  aber  ffl.r  jene  Zeit  an  leugnen. 
Aufführungen,  öffentliche,  private  Vorträge,  letztere  beim  ffffm^,  avunoaiuv 
u.  dgl.  blieben  lange  der  lebensvollere  Weg,  auf  dem  litteraridche  Bildung 
damals  ausgegeben  und  verbreitet  wurde.  Soweit  es  nicht  ausreichte,  genügten 
gewiss  vielfiieh  Absdiriften,  die  in  FrenndeskreiaMi  drenHerlsn  (cfl  p.  965). 
Stellen  wie  At.  1288  xamti*  Sy  Sfta  xarfufw  ds  ra  ßtßUa  lassen  freilich  anf 
ein  weitgehendes  Verlangen  nach  Büchern  schliessen.  Der  Besitz  von  Büchern 
aber  galt,  sobald  der  Reiz  der  ersten  Keniitnissnahiiio  eine«  Littcraturwerkes 
vorüber  war.  gewiss  nur  so  weit  als  er.strebon.-^wert,  ab  Interessen  des  Faches 
eine  wiederholte  Benutzung  bestimmter  Werke  und  eine  eindringlichere  Ver- 
tittfnng  in  sie  erforderlich  maehton  etc.  eta*  (cf.  c.  VI  in  Untnraadiangen  fiber 
das  antike  Bnefawesen  p.  149  £). 

Schade,  dass  dem  ganzen  Gebäude  der  Boden  entzogen  wird  durch  eine 
einzige  Stelle  des  Aristophanes,  mit  der  sich  Jeder  abfinden  muss,  der  über 
den  Gegenstand  schreibt  und  die  denn  auch  der  Auagangapunkt  für  unsere 

warnt  Tor  einer  ein«eit.igai  AanStettng  diciM  Fragmente»,  weil  sk  mngMcherweine  iinTolUtändig  iti,  &o 
ut  dock  dftnuf  autmerkMm  lo  machaa,  du*  «nf  aXLa  F&Ua  diMe  primitivrte  Vonveadung  der  Schrift 
du  Vortritt  hat  vor  dar  littenrisehan,  di«.  wann  flbwhuipt  vom  Dichter  ervSbnt.  «icher  »patur  datiert 
iat.   Seid»  Soiteo,  ohne  jede  S^-heidung,  hat  Aeschvlu»  kurz  znsatuniMIgefiuit  Frub.  463 

ififSgor  odwitf  ygaiifiitttr  w  «vx-diofn. 


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46 


Untorsuchung  gewoTidtli  itb.  Da  eine  eingehende  Behandlung  derselben  später 
fol'">n  soll.  8n  sei  hier  nur  an  die  fär  DziaUko'B  AufsteUaog  gefährlichen 

Worte  erinnert  Ean.  1114 


Wenn  der  Dichter  das  von  den  Taiuenden,  die  im  Theater  ritwn,  im 
Ernste  Mg»n  könntei,  dann  vire  es  an  der  Zeit,  du»  wir  um  m  anderen 

und  richtigeren  Ansichtra  bekehren  würden.  Aber  es  sei  auch  schon  an  dieser 
Stelle  darauf  hins;ewie8en,  dass  bei  Benützuncr  der  Komiker,  resp.  des  Aristo- 
phanefl,  als  (Quelle  die  gi'össte  Vorsicht  geboten  ist.  Die  ülierwalleinie  sub- 
jektive Stimmung  seines  Geniütea,  Zwang  der  Konipuäitiou  uder  andere  Fuide- 
rungen  «einer  Euntt  lassen  ihn  da  häufig  besonders  auch  in  der  Charakterietik 
au  Mitteln  nnd  Gestaltungen  greifen,  die  oft  sehr  weit  von  dem  wahren  Bild 
dee  Lebens  und  der  Wirklichkeit  entfernt  sind.  So  entsprechen  die  Bauern ') 
oder  gar  die  Sklaven,  die  in  der  Litteratur,  in  den  Höhen  iinil  Ti(*fen  iler 
Politik  und  des  pTscHschaftlichen  Lebens  zu  Hause  sind,  ^'owiss  nicht  der 
'Wirklichkeit,  und  Hiiid  insbesondere  gewisse  vom  Dichter  ihnen  geliehene  Züge 
ganz  unvereinbar  mit  dem  Bilde  und  »war  dem  wahren  Bilde,  das  sonst  aus 
seinen  Zeichnungen  au  uns  spricht^ 

Aber  neben  solclien  Stelleo,  deren  AusnützuDg  leicht  SU  bedenklichen 
Schlüssen  führen  konnte,  begetrnfii  Ihm  ihm  und  Beinen  (Genossen  auch  solche, 
die  durchatw  niivcrfiiiiL^lif h  sind  und  darum  ein  zutreffendes  Bild  von  der 
Sache  zu  geben  bchemeu.    So  gestatten  die  Stellen  Av.  1288 


')  M*«  »rL  SiUb.  d«r  ].hil..<  iiliiloloff.  Cl.  der  Mfinehe».  Äkailew«.«  der  Wim.  lfm.  Heft  II, 
p.  240  iinil  J'>-'. 

b«i  d«a  lelieUnü  d«uke  ich  «o  gewU»e  bc«n«w,  nun  kOnul«  »i«  G«nmc«iien  nennen,  ä«euen 
von  gendno  v«rblaff«)d«m  TeriwuH,  au  mich«  Cbinilctcr,  Laben  ond  Treiben  der  dmaligm  Oetell' 
•chaft  m  nm  sprerben  und  an  danea  auui  da«  wirkliche  Leben  sehen  und  atodieran  k»nn.  Aber  >lie 
bektuintn  Anekdote  von  Platon  in  d«r  Vifft  d«»  Aristophan<»i;  701«"  iM  xnl  IHaTttra  »Irown/tj)  k.j  rtrKiKKiy 

ftor/.tfth'rit  fiuihiv  it^v  'A  ii  ijfaittiv  rToi.t  t ;  j  'i  y  .'ifiym  i/^t-  \itjmt(i'ftiffti'^  ,7oii;oir  Vfrlanjjt  «Krnti  dofh  in 
Ueriickvic-htiguui;  dvi  i'liituni>clii-n  .Stitnil])urikteü,  wie  er  LvfH^.  TlMiD  und  Oiiü  DE  fes({;elegt  iüt,  g«bie> 
teriveb  die  OentunK  von  dcni  (.■ntactylirhcii.  imm'rüutuloii  und  varwerfliclKn  Treiben  der  Komoedie,  der 
Nicbts,  keine  wüieenecbnltliobei  fceioe  politiache  GrOnse  beilig  iat,  «ean  ce  gilt,  die  Mawe  sttu  Lachen 
«n  brinj^en.  .Dhk  Mtiriwhe  Bild  der  Zeil;,  bemerirt  BorcMmrdt,  Orierb.  ITnltiir);.  III  p.  27fl,  babeu  aucb 
amli?re  rcriodfii  d'T  VM-^cliicbto  liinterln.Hspn,  aber  keinu  i'in  st»  j;r.i!i'"i  ;  kmikretP!*,  wie  die  Ari^toph»' 
nische  Komoedi«'  i<t:  dü»*  ein  Ereiniiiji-  wio  der  pel »pü i> in;>i < cli e  Kriejt  dtid  die  gan/.v  dixuiit 
verbundene  innere  und  iiii«sere  Krisin  de«  ^riee  h  i  »ehen  LeKenf  ein  solches  Aceompa^^nu- 
metit  der  «ubliuteten  Nurreneehelie  mit  »ich  b»t,  iat  ein  Onikam  in  der  Geachicbta.' 


47 


und  die  des  EapoUs  fr.  804  K. 

•      Xttl  Toy  i.ißat'u)Tor,  xevi^i'  t(ü»'  a{ju)udru}i' 
xal  ntfji  ia  ftkyn  3^  ov  tu  ßtßlia  foyia 

einen  Zweifel  darQber  nicht,  daoB  sm  st&ndiger  Büchermarkt  in  der  damaligen 

Zeit  in  Atlien  vorhanden  war,  an  dem  wir"  also  bei  unseren  weiteren  Aus- 
einandersetzungen festzuhalten  haben,  ^Yenn  wir  nun  der  ersten  Stelle  näher 
treten,  so  kann  doch  wohl  iftaviiu  kaum  mit  Kock  von  der  Pnyx  verstanden 
werden,  wo  unaeree  Wiaaeita  ein  fifiobennarkt  nicht  vorhanden  war,  vielmehr 
wird  nun  ee  gleich  Ibi,  inter  t«  ßtßlia  «u  verstehen  haben.  Ein  atindiger 
bertimmter  PlaCa  für  den  Bücherverkauf  acheint  allerdings  vorhanden  gewesen 
an  Bein;  denn  sonst  könnte  der  Dichter  nicht  so  ohne  jede  lokale  Andeutung 
sprechen.  Die  Erwägung  der  Stelle  des  Eupolis  führt  uns  auf  einen  beHtiiiunten 
Platz  auf  der  äyoya.^)  Wichtiger  als  diese  Ortsbestiumiung  ist  für  unsere 
Zwecke  die  FeBtstellnng  des  litterariechen  Bedüfaiiaea,  daa  dieeer  von  Ariao- 
phaaaa  hervorgehobene  Brachteil  der  atheniachen  Geaellaehafb  au  befriedigen 
sucht  Darüber  gibt  der  Ausdruck  U'^nfiafiaia  wünschenswerte  Aufklftrung: 
f'nui^n'  fU  T<'  ([ih'ti^iy.ot'.  bemerkt  der  Scholiast ,  fl-ivtr  f)^  ßtßlia  ('rrl  rov 
f},-  ra  ifi/fKiuara.  Das  stiinn»t  wieder  vortretflich  mit  der  vom  Dichter 
V.  1035  ff.  eingeführten  Figur  des  i/'i;y<«/t«ra7u;/.jjs,',  der  mit  dieser  seiner  Waare 
kauneren  geht  Also  dieae  Branche  des  Buchhandels  war  ein  Lebensbedfirfniss 
fOr  diese  GeaeUschaft  und  diese  Sorte  von  Bücherliebhabem  wflrde  man  belei* 
digen,  wenn  man  ihnen  Geschmack  fftr  die  feinere  Kost  der  höheren  Litteratur 
zusprechen  würde.') 

Auf  Export  von  Büchirn  (aus  Athen?)  führt  die  Stelle  in  der  Ana- 
baais  Vil,  ö,  14,  wo  Xenophon  von  der  Gegend  um  balmydessos  erzählt  tmaCäu 

fiivüti  xai  xSkkiu  fioUtl,  oaa  iv  §v)dyois  Tev/ttfi  vavxk^poi  vytwaiVj  wo  das 
yfy{juftutfut  einem  Kenner  wie  Boeckh  SO  anstössig  war,  dass  er  an  eine 
Entfernung  desselben  dachte.  Diese  Gewaltsamkeit  verbieten  ans  aber  die 
Stellen  der  beiden  Komiker. 


1)  Di«  Ernrthnutig  der  ^yijtfff«  in  ''er  Lekunutou  iiikI  VR-lKc'xpFocheiien  Stelle  iler  PktonisoVien 
A[>ologie  -(i  D  würdfi  nach  ilen  ncaesten  üntcrjuchuiijfcn  uns  ulicnfall?«  uuf  die  nyopa  woiscti.  Cf.  Üziii  t  zko, 
Unten,  etc.  p.  41  Anm.  1  und  Wilamowitz,  Ileiui.  XXI  S.  ll<i;l  Aura.  l. 

*)  .Sollten  nicht  noch  tein  priiktiache  ürOnd«  di«  «tork«  ÜMhfngg  mch  CrQricbtaredea 
in  der  ipAterai  Z«it  erkliriidi  madieii?  Cf.  Dionja.  von  BitlPr.  De  bokr.  c.  1$      Stofw  {Bflnd«!)  «drv 


Üiyilizeü  by  LjüOglc 


48 


Also  die  Möglichkeit,  littMariache  Neigungen  und  Bedürfnisse  zu  be- 
friodigen,  war  in  der  damaligen  Zeit  in  Athen,  vielleicbt  sogar  in  ausreichendem 

Masse  vorhanden,  wir  halten  auch  nach  unseren  obigen  Auseinahdenetzungen 
Fr.  A.  Wolf  und  Meier  (cf.  S.  43)  gegenüber  daran  lest,  daas  trots  Kratin 


doch  wohl  rite  Zahl  der  Analphabntfni  «'ini-  äuKstM'st  geringe  gpwfspn  sein  wird. 
Aber  von  der  Geigfiili^  it  und  Möglichkeit  hm  zur  Benützung,  bis  zur  Be- 
nützung durch  die  breiten  Massen  des  Volkes,  die  wir  hier  hauptsachlich  iiu 
Angl»  haben,  oder  gar  sor  Aneignung  und  geistigen  Verarbeitung  der  hier 
gebotenen  Schätze  ist  noch  ein  gar  weiter  Sehritt  Das  Heransiehen  nahe- 
liegender Analogien  aus  der  modernen  Zeit  mit  der  so  hoch  entwickelten 
Buchdruckerkuiist  und  dem  .intromi^inen  Schulzwang  verbietet  sich  von  selbst. 
Aber  die  höhere  Gattujii;  der  schönen  liitteratur  wird  doch  auch  lieute  noch 
von  dem  allergrössteu  Teile  des  lesendKn  Publikums  als  Stiefkind  bt^handelt 
trots  der  oft  so  enmm  billigen  Preise  der  BOcher. 

Da  ist  es  nun,  nm  mit  diesem  letsten  Punkte  sn  beginnen,  anft  hdchste 
Sil  bedauern,  dass  wir  über  die  Biicherpreise  der  damaligen  Zeit  80  gut  wie 
gar  nicht  unterrichtet  sind,  die  Heranziehung  der  Preise  aber  aus  späterer 
Zeit  ist  bedenklich.  Man  ist  überrascht  und  geneigt,  es  als  eine  schwer  er- 
klärliche Einzelneracheinung  zu  betrachten,  wenn  die  Werke  deä  Aiiaxagoraa 
manchmal  ftr  eine  Drachme  kfiuflieh  sind  (c£  Dsiatxko  a.a.O.  p.  40).  Rflck- 
schlttase  ans  den  Angaben  von  Birt  (Das  antike  Buchwesen)  p.  83  £  mflssten 
uns  dagegen  die  Preise  al»  sehr  hoch,  um  niclit  zu  sagen,  als  hurrond  erscheinen 
lassen,  jedenfalls  y.u  hoch,  ja  iinersohwinglich  für  doa  nruchtcii  des  Volkes, 
der  für  uns  zuniichöt  in  Frage  kommt,  wenn  ;iuch  in  diesem  grosseren  Krei.se 
ein  ziemlich  weitgehendes  Interesse  für  die  schöne  Litturatur  vorhanden  ge- 
wesen wftre. 

Aber  auch  dae  Interesse  dieser  Kreise  f&r  schöne  Littsratur  nasser' 
halb  des  Theatws  darf  billig  bezweifelt  werden.    Wir  wollen  mtb»  Versioht- 

leisfung  auf  die  vielen  Helege.  weiche  zur  Begründung  unserer  Behauptung 
(ii»  Aristophanischen  Komoedien  uns  an  die  Hand  geben,  ihn  belauschen  in  einer 
Scene,  welche  nicht  unter  dem  Zwange  irgend  eiues  Kompositionsgedankeus 
oder  diner  anderen  poetisehen  Forderung  su  rein  willkarlichen  niaafiata  greift, 
sondern  in  der  wir  eine  genaue  Abkooteifeiung  des  wirklichen  Lebens  erblicken 
müssen,  die  darum  abei-  aucli  ganz,  besonders  geeignet  ist,  von  den  Interemen 
and  dem  Bildungsstand  eiues  Durchschnitteatheners,  eines  Athenefs  ans  der 


fr.  122 


49 


initderen  GeMlUchkft,  «ollen  vir  einmAl  sagon,  una  «in  richtiges  Bild  xa 
geben.  Wir  meinen  die  kostbare  Scene  in  den  Wespen,  in  welchen  Philokieon. 
nachdem  er  den  alten  Adam  amgem^en,  nun  für  die  ^hötiert'"  Gesollschaft 
von  dem  bohne  dressiert  wird  V.  1174  tf.  Selbstverständlich  stehen  da  voran 
die  iayiH  Gtftvin^  die  Wüne  der  Geeellachaft  der  driSQeSv  mAtrfM^äv  xtu  S^SuBfl 
Was  versteht  nun  der  Alte  darunter?  Mfthrchen,  Fabeln')  mit  den 
unerliSBliohen  Ingredienzien  von  Zoten  1176  £ 

Aber  was  versteht  der  Sohn,  der  Reyirüsentant  der  höheren  Gesellschaft 
unter  den  At'iyui  oniyoi?  al  z^t' ()?zmr  (1180).    Diese  sind:  die  Schi  1  d or  u  ii g 
von  }}KO{fiut  in  der  Gesellschaft  vornehmer  Männer  (1187),  man  spricht  da 
von  den  Kämpfen  der  Athleten  (1190)-'). 

Weitere  Gegmistftnde  der  Unterhaltung  sind  Jagd,  das  Fest  der 
Lampadodromie  (1201).  Man  spricht  —  und  das  ist  sehr  bezeichnend  — 
von  Gegenstanden  der  Kunst  und  des  Gewerbfleisses  (1214  fiF.).  Natürlich 
darf  die  Konimerspoeeie,  dürfen  die  axokta  bei  einem  Symposion  nicht 
fehlen  (1222  ff.).^; 

Wo  Ueibt  Uer  Simonide^  wo  Aesehylw  (Nnb.  1S55  ff,)^  «o  PhiyniduB 
(Wesp.  269)t  wo  die  andern  Dichter,  wo  die  ganze  Litteratnr?  ünd  wir  be- 
finden uns  hier  auch  nicht  in  dem  philosophischen  Kreise  eines  Piaton  oder 
Sokrates.  der  nach  Ran,  1401  ff.  ünterhnltung-cn  über  litterarisrho  Dinge  grund- 
sätzlich aus  dem  Wege  i^eht,  sondern  das  ist  die  gut  Itürgerliche  Gcsellscliaft, 
in  welche  der  frische  Luitzug  poetischer,  litterarischer  oder  gar  philosophischer 
Fragen  noch  nicht  gedrungen  ist  Sie  haben  noch  nicht  ^entsetslich  viel  ge- 
lesen* —  diese  Durehschnittsathener! 

Diejenigen  aber,  die  in  diesen  Kreisen  oder  auch  in  höheren  Sdiicliten 
der  Gesellschaft  ein  lobhaftcii's  Interesse  für  Litteratnr,  insbesomleif  für  die 
poetische,  an  den  Tag  legten,  uiochlen  sich  ein  Exemplar,  ein  Huch  verschafft 
haben.  Aber  für  das  Gros  der  Interessenten  auch  aus  diesen  Kreisen,  das 
muBS  Dnatsko  oben  S.  45  i'.ugegeben  werden,  steht  gewiss  Vorieeen  und  Zn- 
bfiren,  nicht  stilles  Lesen  im  Vordergrund.*) 

*)  Cf.  ?^rhi>l.  /.II  Av.  17-         röi'  iurfjnoiur  Ai*yut:iov  fitn  n-i*nu\^;  W^^sji.  >Ij4j  und  fr.  ^»2  tlc» 

Dnuule«  hei  Sauppe. 

Cf.  Xen.  oec.  VU,  tt  .rgit  ät&r,  (<f<fr  ir<ü,  <&  'hx^faft,  ti  ngötor  diiäextir  f^M)  «fuji*, 

Jlwrar  duffoTo  und  iVk'  obun  S.  I  I  «-rwilhnte  Stplli-  de»  Isokratos. 

•)  Ausser  den  oxti/m  niü^KOn  als  i'in  lirä&rjfta  Anirri;  dio  f<'«tiviie  oomparatidnes  oder  henspr  j;f.- 
sajft  die  kumiwheii  \  ■  li,'!-  ;' lie  hervorgehoben  werden,  die  von  um  m  l  iitr  ju  andern  ZiHahimenhaitff 
b«lMnd«lk  worden  «nd.  Cf.  PUt  äjnnp.  315  «.  X«d.  ßjmp.  Vi,  t>  ff.  Uorat.  &it.  1,  ö,  5i  ff.  (Ueber  Untar- 
Indtung  OeUMetcr  Hirxel.  Dialog  I  p.  fii  ff.) 

*)  Die»««  stille  Le!<en,  aU  eine  AuanahmaciMbeiaiing,  mvH  denn  «iich  in  den  Avidrack  liegen 
Abh.  d.  1.  CL  d.  k.  Ak.  d.  Wiaa.  XXU.  Ud.  L  Abtb.  7 


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50 


Auf  diese  den  gegebenen  Verhältnissen  entsprechende  Annahme  f&hren 
eine  Reihe  vnn  Stellen,  zu  deren  einfTphentler  Betrachtung  wir  nun  überqfehen. 

Der  hiiHsliche  Angriff  de«  K< nik»!*^  auf  Sokrates  ist  fiir  un.s  und  ist 
für  alle  Zeiten  festgelegt  i«  der  ilucuauhgaue  der  „Wolken".  Die  lag  natür- 
lich attch  den  Athenern  vor.  Da  ist  «e  nun  beseichnendt  wie  Piaton  den 
Sokrates  su  der  grossen  VersamnilttDg  der  Richter  sprechen  Itat  Apolog.  19  C 
IUI  tu  y(t(}  itoffäte  »al  a&rei  iv  r;]  \4(ftniiu(<'ivovi:  xunttodia.  ^t^wxpatt)  Tiva 

iXH  tnjiiftnmnyri' .  rfnnyoi'rr'f  it  af(^ß(rrfh'  xui  iiiü.ir  .nil/.ii'  (fi.vu()iui'  tf'Kvu- 
nuirii'  xi)..  Es  ist  doch  im  höchsten  drade  merkwürdicf,  dass  Sokrates  sich 
hier  einige  zwanzig  Jahre  später  auf  die  erat«  Aufführung  beruit,  wo  doch 
der  Angriff  wohl  schon  lange  in  Bnchform  verOfibntlidit  f&r  Jeden  an  lesen» 
wer  Geld  und  Lust  hatte,  vorlag.  Das  erklftrt  rieb  doch  anf  die  einfiichste  nnd 
nat&rlichste  Weise  dadurch,  dass  die  Pnblicität  durch  geaehriebene  und  ge- 
lesene ETeinj>laro  nicht  in  dem  Grade  vorhandon  war,  daas  man  sich  auf  sie 
för  weiten'  um!  weiteste  Kreise  berufen  konnte,  bundern  dass  diese  einzig-  ntui 
allein  nur  durch  die  uli'entliche  Aufführung  in  diesem  weiten  Uuiiauge  garan- 
tiert war. 

Gans  dieselbe  Wahmeihmang  können  wur  audi  für  die  Tragödie  qtliter 
noch  machen  bei  Diphilue  II  p^  665  fr.  78  IL 

in'/:  ny 

Ev{Ji:tii)if^  yi'i'ulxu  oiuan'.   ovy  u^}^ 
iv  ta.li;  t(myii}iSittiatv  avtu.^  w,'  atvytl,: 

Auch  hier  kann  das  off^s  doch  kaum  anders  als  vom  der  Bflhnenanf- 
lührnng  yerstanden  werden. 

Aach  die  viel  citierte  Stelle  des  Phitardi  im  NikiaS  c.  29  spricht,  wenn 
derselben  rtberhaupt  zu  trauen  i9t>  för  diese  Auffassung:  h'ioi  <U  ynl  ()■«'  Rv^tTii- 
«T/,i'  tiHuthi,oai\  inikunu  yü{t,  i'J^  tuixt,  ituy  txio^  ' Eii.'/.t,i'(iii'  tnitHi^aur  ai'niO  li^f 
uinaiiy  ui  ntgi  SixtXiav  xui  ftixf^u  ru/y  atftxyov^fi'un'  ixttatotk  dttyfiaitt  xai 
ytvfiara  xoful^tttaf  ixftttvBttyoi'Tts  dyeai^öis  futttHäoaav  dUJj'Mif  xrk.  und 
im  Folgenden  ....vri  J'ovilnWrr;  ätpfiß-fjiunr  fK^tiaSaviti  otta  twf  ixfiyov 
noif}itd  I  u)y  t  II  .•' II  y  t^y  f  u.  Von  einer  Aufführung  hatten  diese  Glücklichen 
die  Stellen  freilich  nicht  im  Kopfe.    Liebhaber,  Schwärmer  und  begeisterte 

irmf*fifAD$up  mgie  iovtdK.  Null  anieren  Begriffm  wttrde  doch  lehoiii  «Im  iimyifnintti»  alleiii  gcndgen, 

wi«  «a  jt  Uieh  httufl^  KBHQK  vorkummt.    Dann»  ul.su  Hhii.  5J 

Cf.  dM  voo  Kock  aogefllliite  Jr.  168  d«t  Flatm. 


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51 

Verehrer  de»  Euripides  leisteten  sich  einmal  ein  Exemplar,  aua  welchem  sie 

Stölleii,  die  ihnen  gefielen,  auswendig  lernton.  Wieder  Andere  schriebon  sich 
oder  limsen  tticb  solche  Stellen,  die  ihren  Gefallen  erregt  hatten,  abschreiben. 
So  D1U83  man  wenigstens  llan.  151  deuten 

»;  Min>aiuuv  ti^  ^r^nii'  ^z^y^ß(a.>^cllo. 

So  wird  man  sich  auch  die  Stelle  Nub.  1371  zurecht  legen  müssen, 
WO  w  von  Pheidippides  hemb 

Auch  eines  andern  niclit  unwichtigen  Umstandes,  den  ich  nicht  ge- 
bührend hervorgehoben  sehe,  soll  bei  dieser  Gelegenheit  trodacht  werden.  In 
der  prachtvollen  Parabase  der  Rittor  feiert  Aristophanes  den  Kratinos  abo  V.  529 

ifoai  d'  oi'x        ii-  avu.iifato)  ni.t]r  „Ju)(j(h  nryn-jiiyrf.f" 
xui  ^Tixfoyti  n'n/i.auu}i'  vtifan'" .   ovriO';  r,i'll >,ii(-y  tj^tlvm;. 

Das  sind  Anfänge  von  itilt]  aus  den  Eunideu  des  Kratinoa,  wie  wir  hier 
im  SchoL  lesen  <cf.  fr.  69  und  70  K).  Der  Schlnw  daraos  liegt  auf  der  Hand. 
Fdr  die  Verbreitang  »utterhalb  des  Theatets  und  nach  den  Anff&farungen 
sorgten  die  Bürger,  welche  im  Chor  gestanden  hatten  und  was  sie  unter 

ihrem  /ni>ciAnhtaxui.o^  gelernt  liEitten,  trugen  sie  dann  ans  eigenem  Auti-iol) 
oder  auf  Verlangen  der  Freunde  liei  den  Simposien  vor.  Damit  ist  eine 
weitere  Quelle  der  Pubhcitat  gewonnen,  auf  die  einmal  hiemit  hingewiesen 
aein  soll. 

Alle  diese  Beobachtungen  m Oasen  doch  wamen  vor  «ner  alkn  schnellen 
Verallgemeinerung  der  Worte  des  Dionysos,  die  wir  Raa.  52  ff.  lesen 

xai  iJ/J»'  i.u  t/"v  rniK:  riyayiyvi'taxomi  fltn 

11,1  n(M>);  iuovioy,  i^aitf  yijg  noSltg 

■fit    ycniSicr  Kii'rnSf-  t)in  a<fi'n^{Kt. 

Was  hier  dem  Palron  der  tragischen  Dichttir,  lier  aUerdmgs  im  Stücke 
selbst  fast  durchweg  als  das  Gegenteil  von  einer  Autorität  und  letzter  Instanz 
in  allen  aesthetisehen  Dingen  dargestellt  ist,  zugeachrieben  wird,  hat  nur  fiOr 
diesen  Geltung  und  ist  nicht  Jedermanns  Sadie.  Und  nun  gar  ein  Exemplar 
des  Stfldcee  mit  an  Schiffe  bei  der  Ausfahrt  xur  Schlacht  su  nehmen,  ist  nnd 


')  Aber  ;jo  wÜHiite  i'Oi  nitlit   iii  tikl.urii.  »i-iin  riiMii  ür^mr  für  rirbtiL'  liillt.    Wi>>  Vi-«|).  hm) 
itt  T^v  A'l<»^»7^  t'.t)/  tjijnt'r  rif'  und  UftlTj  i.itrtr  rutlÄir  ti;  lehrt,  kann  </Afjr  mit  üijow  nicht  vtr- 

bondoi  werden.  Man  erwartet  dem  enUfirecbend  MOfflicberweiw  la«st  «ich  dat  Vesp.  1640  nicht 
wniger  «uttlland«  ivmv  rC  m»*«  ««AiMr;  danit  verteidjyen.  dam  mehr  nach  dem  Inhalt  s«ba(!t  luid 
diner  denn  aaeh  hier  nicht  gwanR>Bil«iig  mitgeteilt  wird. 

7« 


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m 


52 


kann  nur  das  Vorrecht  ganz  bosomlertn-  Scliwariiierei  86iii|  die  dem  doroh 
und  durch  urteilslosen  Gotte  ff'^f       (lesicht  steht.  ') 

So  vt'ihieten  denn  alle  aus  dor  natürlichen  Würdigung  der  damaligen 
zwingenden  Verhältnisse,  wie  der  unzveifelhftften  Zeugmtsse  sich  ergebenden 
Erwägungen,,  an  eine  in  den  weitesten  Kmaen  dee  Volkes  durdk  Lesen  ge- 
wonnene Bekenntechaft  oder  ger  Belierrsohang  der  schönen  Litteratur  su  glauben. 

Aber  es  können  zur  StutiEe  unserer  Annahme  auch  noch  einige  wichtige 
positive  Zeugpisae  beigebracht  werden,  aus  denen  zugleich  unwidorleglich 
liervorgoht,  dasB  grof^se  und  gefeierte  Werke  der  Litteratur  für  dieae  Kreise 
eine  terra  incognita  waren. 

So  hören  wir  über  Pindar,  desaen  Gemeinde  ja  auch  bei  den  modernen 
Geldirten  eine  kleine  ist,  dos  Zengniss  des  Eupolis  mit  folgendem  Wortlaute 
bei  Athenaeus  3*  ;ta>^a  ravrä  /loror  (<*ij'  <■>  .inlatun'  stm  i'^'iyiu'ruty  tijj»^ 
OfiUi,-.  tri  (it  i'ünuiy  nvt'uyuiyf^i:,  0V4  ti  1  öidaaxnvni,  ws"  t«  fli  y u(jov  io)  xvifttp- 
(^ttiii)ir,^  F.rnn).i^  if  ijOiy  (fr.  366  K.  cf.  fr.  139)  ijdt{  xaruaeaiyaoftf'yu  vnit  T»/tf 

ftö»'  fia/.'/.vii'  (' <f  I  t.nx  n).i  ft 

VSeiui  diese  Nachricht  demnach  nicht  allzu  schwer  ins  Gewicht  fallt, 
wie  stellt  es  nun  aber  mit  der  Kenntniss  und  dem  Verstllndniss  des  Homer 
in  diesen  Kreisen? 

Wenn  wir  durchaus  unverdächtigen  Zeugnissen  trauen,  nicht  so,  wie 

der  Kinrlliehe  St;in(l])iinkt  naiven  Knthusiaamns  in  früheren  Zeiten  annahm. 
Für  diesen  nur  em  einziges,  aber  sprechendes  lU-ispiel!  Dfmofäthones  führt 
in  seiner  Aristokratea  §  53  ein  Gesetz  au,  dessen  EuLzelbeätimmuugen  im  Fol- 


)  r>i>'  ächolien  botiierkeii  dazu  da»  FolRriult»:  "-tr  xaiii'atotr  k'ini.-jiAnv  «W^a  ^ 'Ariijofiün.  diä 


ii  öi  fAt)  6iia  u  t&r  jtgi  ikiyov  Max9inwr  tuü  nukmv,  'Yfutvlm,  4>otnoo<ör,  'Am^mis;  4  'ArAgofitda 
ifdiv  (412)  Mtooaiß»».  «LU*  vi  «MaywtviA  ^  ri  MHtfn.  Wir  mUen  ftH««  Andm  «of  Hch  be- 
rnhen  Ionen.  Mh-t  di»  hi(>r  aufg«>wnrf«'n«  Prafre  mnm  nnd  kum  oar  im  Sinne  de«  Komikaw  beantwortet 
werden.  Ari»to|.han<>H  liut  ja  tla«  Stück  uninitU-lbur  nach  »einer  .^nfführniig  im  foljtenden  Jahre  (411) 
wej!>'ti  "-ii.  r  Miltijtcbon  vom  Echo,  Ufintir  Monodien  unil  undcror  Din};  •,  ilim  li -nl ii  i  ■  iie.'chniiicks- 
vertrrunf;<m  ilünktvn,  während  nie  dem  Volke  gefallen  aen  baben  «cheineu,  in  sciui-n  ThoMnuiiborituiuen 
Mdwrf  aufs  Korn  geaomnwn.  Natdrlteh  hat  «r  liek  Boeh  aieht  an  dner  andern  beteeren  Anvicbt  be> 
kehrt.  Alio  will  or  4aa  SHäA  maA  haut  Iraftn,  wd  daa  geeebiaht  gcachickf  glMt  hiar  aoa  Aulhng 
dadurch,  da»  er  dAin  (rott.  dieaein  Ambunrl  von  TTiiTenitand  nnd  GeM-hmarktmiKkoit,  ein  fialbia  Air  dieie 
Mi.isgcburt  von  T:         ii'  rli-t.     l'r  kMimti-  il.-n  (Mitt   miIlI  uii'.i  ili'iu  Kuulrui'k  der  Hühn4-n- 

auffÜbrHnn  darsUllen,  wt.l  »cnavtu  Jalire  vt-rpinj'va  waren.  iJahcr  »Iso  ilie  Fiktion  vom  lyfsfn. 
Sa  iat  UMii.  unbegreifUcli ,  wie  Ivo  Brun»,  Liter.  Torlr.  i!<-r  (iriwhen  p.  178  von  Dionyxox  i«t<lirei*>Hn 
konnte  .Feiaate  aeithetiaehe  fiildnng  ist  der  Qnmdzug  seinea  Wewma*  —  im  Stocke  »«\hft  al>er  ui  er 
TOlbtftndig,  nur  ganz  wenig«  Stellen  abgerechnet,  ala  die  Inkamstion  der  aeatbatiaehen  Impotens  dais 
geätellt I  Weiter:  ,Un<i  i\>...\  ■  uliligl  er  der  n  'i  -  t.  u  Kirhtiitig.  Er  führt  ileu  iieuestHn  Eiiriiddos  selbst 
auf  Kciseu  mit  «ic)i  I*  —  AUo  den  ueueateu  Euripide«!  Volle  n  Jabre  vorher  war  da«  StUck  aufgeführt 
\^  :  leii  -  -  iUu  Ui  also  der  aeoeate  Euripidea!  tiaua  tmtAarbtx  Idiagt  mir  aueh  die  Beiae  —  rar  Sehlacht 
bei  den  Ärginuaea! 


68 


g«nden  alle  wl&nt«rt  werden  mit  Anmahme  Ton  ^  itf  vä^  xaS^iim»,  Das  fiel 
nun  Taylor  auf  und  wie  erled%te  er  den  Anstosa?  EinfiMh  damit,  daaa  er 
(freilich  falsch)  auf  A  If)!)  ff.  verwies 

nu5s'  r<V  rot  .ifmfimi'  tTtfaiv  nfit9tjTUi  A/aimv 

und  feetatdlte,  die  genaue  Bekannteehalt  jedea  seiner  Znhörer  mit  diesen  Versen 
überhob  ihn  einer  Erlftoternng!  So  bat  denn  auch  Weber  gegen  diese  gana 
unglaubliche  Naivität  Einspruch  erhoben  in  seinem  ausgezeichneten  Kommentar 

zu  flie^er  Rede  p.  224  ,Non  tanta  fait  ror  i  i  /iwroi;  apud  Athenienses  cngnitio 
Honieri.  ut,  si  quod  singulare  dictum  alicubi  audirpnt,  qno  seniel  eadein  vi 
puuta  uäuti  üt»ä»t,  id  ätatiiu  aati»  buperque  cognitum  habuermt,  ut  uulia  uuiplius 
egeret  explioatione^*  Riditig  und  durchaus  vernQnfiig!  So  wundem  wir  uns 
nach  nnaerem  heutigen  Standpunkt  durchaus  nicht,  «km  der  Wnrethinder  in 
den  Rittern  nach  Anhörung  des  Orakels  nur  nach  ayxvkox^lri^  V.  204,  und 
nicht  auch  nach  iiudir  ihm  sicher  diirchnns  iinklaron  Wondungen  fragt.  Mnss 
eine  .sülcht;  naivti  Anschauung  iVtiherer  Zeiten  nicht  die  Segel  streichen  vor  den 
folgenden  uu^iweideutigen  Worten  in  der  Rede  des  Aeschines  gegen  Timarchus 
§  141 :  *Sn6ii^  »al  (lazffiatlDv  fitftvrjad^  ttaVüfttf^  tun  hi^/tar  not^iHy^ 

t&s  T(Sv  fiiy  itixaa-rdiv  ävijxomv  natttetag  orrtov,  Vfuic  9*  tiax^fiwee 
rtrti  71  {foanmf%a9€  flvm  xal  nt^<pifovoihrrts  (conterouere)  iaiofjiu  thv  iyf,uov, 
'i'y''  fhKtjif  uTi  xat  fjn^7^'  n  /yVTr/  r/xovoa  ii  n'  ya)  i  ti  üJ^outy ,  )Lt$uuti'  xia  i]iif7s 
n  .if(ji  Toviwr?  Und  so  hat  denn  der  Komiker  Straten  diese  schwache  Seite 
des  Volkes  aufgegriffen  und  verhöhnt  in  einer  über  die  Massen  kostbaren  Scene, 
die  wir  ihm  Wichtigkeit  wegen  vollatftndig  mitteilen  müssen.  Und  der  Hann, 
der  von  dem  mgagierten,  in  homerisdben  Wendungen  sprechenden  Koch  in 
Tode  gemartert  wird,  iflt  nicht  etwa  ein.  homo  de  in&na  plebe !  Sonst  könnte 
er  sich  eben  kpinon  Koch  nehmen  und  Gastereien  abhalten,  sondern  ein 
Manu  aus  der  bessereu,  vielleicht  der  Mittelklasse.  Die  Stelle  tindet  sich  bei 
Athen.  9,382  und  hat  folgenden  Wortlaut  icf.  Kock  III  p.  361) 

2:<fiy-/  a^fjty',  ov  ftdyeiyoy,  ili;  ti)v  eixiav 

eiltjiff'  ttJihSg  yiff  wudi  iv  fut  jovs  &eovg 

m»  Sr  Ityii  ait'itifU,  »aivd  (n[uaTa 

'auaov^  xfxhfXai:  titQo^jUi,  ini  ihtnvoy;  Ifyt 
*fyfO  xixlijXu  iu(jomtit        ^üsivüy;  /oif/i,'; 
xoiis  Je  jUQonets  xovrovs      ytymaxtty  doxHBi^) 
*t  gokSe,  cf  iwf  iiifOMus  fow  «>v(  Beimvocth,  4«let  Wilun. 


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ov^tls  nttfftoxat'  rai/ro  yoQ  yt]  tuv  Jia 

'ovx  <äoftai  yt  Jutjvuun',' ')  HMyt^ufn^y, 
iptiSi^oe,  Moaxiiov,  Iftx^tog. 

16     OVX  fjV  ir  a^tms  a&9f.  fh  Jainm'iv. 
'oi'dflg  .lagfOTUi'  rfr,ui.  'ri  h'yn^:  aviUi  tls; 
(ftfw^ti  i'yu.vaxirft\  it/s'-^'C  in)ixTiniyui, 
tl  fit,  xtxkrpta  ^aitvftova  •  xaivuy  nuvv. 
^oüv*)  äffa  &wtt  iifoaix&oy*;  o&t,  hf/tfr  ifiA 

90    *ßmjv  9  tvffvfihionw ;  *ov         ßoöv,  ä&ltf* 
9vataJ^fts  äffa;'  */ia  Ji'  iyta  fiiv  ov, 
ov!t(Tf(>tiv  avTüiy,  .ujoßnrioy  <T'.*  'ovxovy  ttfr 
Tfi  /i//Äft  nfjnßuTO.'  "(u>]la  .'lifüßui'' ;)^)  ov  ftayi/dyu) 
tovTtuy  oiJJfi',*)  oiJJt  ßovhafim. 

95     dyifmxitt^  eift*,  Sad^  inhJ^  ftot  dtaiifyw* 
"'Of^ii,(jay  ovx  ohhi^  uyovra;  ,uaJlcc 
ilS^v  o  ßw)imx\  to  fuiyu^  ttvitp  Uynv. 

'xca'  ixiiyoy  inJ>i  n{fvat^f  xai  lu  kot.id  fiui. 
M>    "Ofii^QixM»  yd{i  ^tayoti  fi*  «noULvvtu; 
*wTio  laÄtiy  tfm9a*  *^  tUwv  liUi 

Ol  ru)  jTa(>'  tuoi  y^  üiy.'  '«//.«  rTic  TOtf  TifTttf/ae 

lypa/iiui;  djioßdku},  (ftjai,  'tijy  .i(toat{>fOiy ; 

7«s"  ni'i.0  y  V  T  a     (ft(Jt  <i'fV{ft>.'  'tovto  (T*  iuTi  rif 

SS     'xifittai.'  'ri  ovy.  diiMlr/XTf,  .Tf^iJiioxdg  ityns;* 
*niiy OS  :idf}fart:'  '.irjyt't^;  ov}^i  Jiatxaon,^) 
i^Xs  oaipfort^  9*  S  ßavltt  fun  lufyuvf 
*dr da&af.O'i  ^'  tl.  i4jMßv\  <p^a';  'txhx.;  tft{ft, 
TotT*  ioji  rti^yü^.  dij.n  tttliny'')  yt^ytßa' 

40      rrfftiFi',  t,'h:ty,  fltyty  (W.a  (»'jtiarct 

To/cfi'.V  u  flu  Jt]y  l'i-y  ttixVt  f»s"  >iXuvtffy  uy, 
ftiaTvlif.{t,  «Ol (>«!,-,  äinrvyj,  ußtXovs'  wfTe 
T(5f  Toö  4nXt}Tä  htttßayoyxa  ßvßliaty 


')  ot'X  oid'  iymyt  Jattvftiiv  Jko. 

*)  rapplet  C6bet.t 

*]  i$»Mf  d  cod.:  eorr.  Conm. 


ov»  Wilam.,  ov6'  cod.,  «v  6^  Afa  Ko. 
*)  toitwr  Main. 

•)  aar  j^i«r  Ko. 


öö 


46     nXijy  txirtvov  twiw  i^S^  ftfjaßuXtiv 

uvf^{mtniruyc  )nlf7i'  rt.  roy  <V  ortV*  ciy  ra^v 

f'nuon'       IJii.iai  iiff  TijV  l'i'v  ohP  mi. 

Mag  man  nun  auch  ein  gut  Stück  üebertreibung  und  die  gewöhnliche 
Verzerrung  durch  den  Komiker  zugeben,  mag  auch  der  Uuistand  billig  in 
Berfickdchtigong  gezogen  werden,  da»  die  Loddeang  eiuaelner  Worte  aus  den 
gewöhnliehen  fertstebttiden  und  geheiligten  Verbindungen  das  VentSndniBS 
nicht  unwesentlich  erschwerte,  das  Fragment  ist  uns  neben  den  von  Ulr. 
Wilcken  Ber.  d.  Bcrl,  Akad.  1887  S,  818  fif.  veröfTentlichten  Papyri,  welche 
links  Text,  rechts  Uobersetzung  in  das  gcwöhnliclie  Gri^chiäcii  enthalten,  ein 
wertvoller  Beleg  dafür,  wie  ea  nnt  dem  eigentlichen  Wortverständniss  des 
Homer  nun  gar  in  den  untersten  Kreisen  des  Volkes  notwendig  bestellt  sein 
mussts.  Von  dem  plulologischen  Verstindnias  soll  dabei  gar  nioht  geeprodien 
worden.  Nach  den  oben  dargelegten  unzweifelhaften  Thatsachen  von  den 
Mitteln  und  Wegen,  wie  und  von  wem  die  liuhere  Bilduns»  nur  emingen 
werden  konntp.  wird  man  sich  darüber  nicht  im  Gerint^ten  wuTtdern  Daher 
ist  es  auch  begreiflich,  da^s  die  Glossographen  neben  andern  hauptsachlich 
Homerische  Wendungen  und  Ansdrflcke  au  deuten  nntemahmen.  Wie  wenige 
von  den  vielen  Tausenden  des  Volkes  mögen  jemals  in  ihrem  ganzen  Leben 
ein  Emnplar  des  Homer  gesehen  oder  gar  gelesen  haben?  Wird  doch  schon 
der  Besitz  sämmtlicher  Homerischer  Dichtungen  bei  dem  nach  Höherem 
strebenden  Enthydem  Mem.  IV,  2.  10  als  etwas  Grossen  antrosphen.  Danach 
war  unser  Koch  eine  geradezu  einzig  dastehende  Speciaiitai,  dem  am  Ende 
Alles,  was  in  das  Gewand  des  Hexameters  gekleidet  war,  för  homerisch  galt 
Daher  das  Paradieren  mit  Worten  und  Wendungen,  die  wir  heute  in  unserem 
Homer  nicht  finden  können.  Man  vgl.  die  Bemerkungen  von  Kock  su  dem  fr. 

Nach  alledem  werden  wir  gut  thnn,  unsere  allzu  hohen  und  idealen 
Anschanunuen  nach  die^ser  Richtung  etwas  herahzustimnien  und  werden  nnwre 
Augen  allen  den  Faktoren  nicht  verachlieübeii ,  weiche  den  aus  dem  auge- 
iohrten  Zeugnisse  so  deutlich  au  uns  sprechenden  Zustand  mit  Notwendigkeit 
hervorrufen  mosston. 

Aber  wir  gehen  noch  einen  Schritt  weiter  und  wollen  eine  der  wichtig- 
sten hier  einschlägigen  Fragten  zur  Erörterung  stellen. 

Der  Wissenschaft  ist  niemals  im  Ernste  gedient  wnrdon,  wenn  man 
unbequemen  Stellen,  welche  eine  fable  convenue  zu  zerstören  geeignet  sind, 

*)  £»a«ni  cod.,  am.  Cobet. 


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56 


mnfitch  uns  dem  Wege  gebt.  Diese  beklagenswerte  Erscheiirang  baben  wir  ja 
neuerdings  wieder  bei  der  pn  lebbaft  erörterten  Theaterfrage  eriebt.  Es  ist 
allerdings  uicbt  besünders  an^-enebm,  in  seinen  alten  T8s:en  ninlernen  und  mit 
von  Jugend  auf  genäbrten  und  lieb  gewordenen,  wenn  auch  faischen  V'orütel- 
liingeii  brecfaen  m.  mfiBsen.   Aber  mper«  aode! 

So  mQBB«ii  wir  dam  nochmals  «n  dm  AlMohnitt  in  der  Abb.  »Zur 
Kritik  und  Exegese  der  Wolken  des  AristMjiluines'  Sitzb.  der  Münch.  Akad.  der 
Wiss.  phüoa.-philolcio;.  Cl.  l'^OG  Heft  II  y.  -Mn  ankmipfen  und  uns  wo  niöglicli 
nacb  weiteren  lieweisen  uuiseben.  Aristotele«  verteidigt  Poet  cap.  IX  ISöl*" 
15  £F.  im  Autk;hluHij  au  Agatbona  Stück  „ai-i^os",  wo  Handlung  und  Namen  vom 
Dichter  vollatftiidig  frei  erfunden  sind  nnd  in  der  Mythologie  keine  Grundlage 
hattm,  g«gen  die  Verb«ter  «ner  »dem  aeattietiwhen  Anwhanung  —  welche 
wiaeen  wir  nicht  —  den  Satz,  dass  die  von  dieser  Seite  gestellte  Forderung, 
man  inüfse  sieb  ein  nnd  für  alletnal  an  die  fi  b  o  r  1  i  e  f  e  r  t  e  n  My  t  h  ßn  halten, 
nicht  aufrecht  erhalten  werden  kuune.  Dabei  bedient  er  sich  folgender  Worte 
1. 1.  23 :  waf  ov  navtots  'Ci,r'jtoy  Twy  nvQadtdoutvwv  ftv&wy,  .itfti  oi'v 

tti  rgayt^iai  tiair,  drrfx^^^*'  y^lf  /eJioto»'  roOro  ^^^tr,  inu  xai  rcr 
yrmiftfia  oXiyois  yvw^tua  iaxtr,  äÜ,*  vfimg  'twfijtuvH  novrets. 

Die  scharfe  Prüfung  des  Satzes  führt  zu  keinem  andern  Gedanken,  als 
dem  folgenden:  Man  braudit  an  den  berühmten  überlieferten  Stoffen  nicht 
immer  und  auf  alle  Fälle  ieHt/.ubalten,  sondern  man  darf  auch  neue  Stoffe  in 
Angriff  nehmen.  Dh  erstere  ist  eine  ganz  lächerliche  Forderung;  denn  auch 
die  alten  vielbebanddten  Stoffe  haben  ja  auch  mit  diesem  von  dw  Gegenseite 
verworfenen  Paktor  des  Nenen  in  rechnen;  denn  alt  und  bekannt  sind 
sie  nur  einer  auserlesenen  Minderheit,  fremd  und  unbekannt 
aber  der  grossen  Masse.  Oleichwohl  erfreuen  sie  beide  Klassen  von  Zu- 
hörern. Einen  andern  Gedanken  wüsste  ich  nicht  herauszulesen  und  eine 
VerderbnisB  des  Textes  ist  auch  durchaus  niclit  ansundimen.  So  hat  denn 
auch  MadiuB  p.  134  durchaus  dem  Sinn  entsprechend  dbersetst  ,quonianii, 
quae  in  antiquis  fabulis  nota  sunt,  pancis  admodnm  sunt  manifesta:  ea 
tarnen  audientea  omues  pariter  afficiunt  voluptate."  ') 

Scheingefechte  hat  nun  Aristoteles  in  dieser  seiner  Schritt  incbt  ge- 
führt, und  es  vor  bietet  sich  demnach  von  selbst  die  wohlfeile  Einrede,  dass 

')  Dumit  willist«'  ich  den  Sufz  Rbet,  III,  10  1416'*  27  allenünfr?  nicht  zu  Tai«iaigeil  S*t  Ar  lac 

f.t'n'  vK'i>j/iioi-.-  ätuuif4yi/aKiir  (nur  iliirHii  erintir-rii,  tin  ht  uinfübrlich  iT/iibl'Mi)  ....  nior  tt  dfltt;  'A)(tii/a 


LOcung,  als  dam  Redau  nu«  dem  «ivo«  ixidtinuHÖr  ücb  doch  vorwicgeuU  an  eine  Lei<?publikuu  wenJeu, 
wk  tOa  Badoi  des  hokimtea.  Bei  die(»m  i*t  ilaim  elwr  Tertmutheit  mit  doa  )(yüiea  aimmeiimeii,  als 
bei  den  MwWDpnbUkuiD  d«i  TiiMtan. 


57 

der  Phüowph  hi«r  atir  StQtw  einer  von  ihm  empfohtenen  Anrieht  und  sur 
Diikreditierung  der  entgegengeeetrten  rieh  zn  einer  sn  weit  gebenden  Behaup- 
tnng  habe  liinreissen  lassen. 

Wenn  Aristoteles  t-ineii  so  schwer  wiegenden  Satz  aussprach  und  damit 
eine  ihm  Bicher  und  zweifellos  bekannte  Thatüache  festnagelte,  so  wusste  er 
gans  genan,  was  er  that  und  war  rieh  der  Tragweite  seiner  Behau^jimig  voU> 
kommen  bewowt»  Mir  waugetena  bleibt  Ariafioteles  —  Aiistotelea.  Und  er  iat 
mir  als  ein  Wissender  ein  gewichtigerer  Zeuge,  als  alle  die  Verfasser  der 
jetzifren  und  zukünftig  erscheinenden  Handbücher  oder  Einlcitanfren  in  die 
griechische  Tragödie,  wenn  sie  da.s  Gegenteil  der  Aristotelischen  Behauptung 
vertreten,  ohne  nur  iitit  einem  Worte  dieses  Kernsatzes  zu  gedenken. 

Ich  halte  den  Sats  des  Philosoph«!  auch  aufrecht  gegen  die  kflhne 
Behatiptting  des  Antiphanse  bei  Athen.  6,333  a  II  p.  90  fr.  19  t  K. 

ftaxafjiitf  tartv  i}  Tffoy^itt 

vnu  iwy  t%ujüjy  tion'  iyruntiauH'oi, 
nifiv  xtti  nf'  timly  tuod'  vno^iyftOui  ftoyov 
S     äet  Tov  Ttmtff^'  Üiäinow  yuQ  Sv  ftW9¥ 

11  ntinifF  oi'TtK,  T<  ntntnrjXty.    at-  naltf 
ttstti  i<»  'Ai^tittxiya,  xat  ra  nati^ia 

10    nm^  t£9iä  n(f'ix'>      /^ß'  *'»  ^Utwtr 

naiiv  r'  antiat  

Denn  wenn  es  gilt,  der  Tragödie  eines  anzuhangen,  besinnen  sich  diese 
Komiker  auch  nicht  einen  Augenblick.  So  greift  Antiphanes  bei  der  Hervor- 
hebung der  günstigeren  Position  der  Tragödie  dem  komischen  Spiele  gegenüber 
vielletdit  dodt  etwas  xu  hoch  und  schildert  als  Gemeingut  Aller,  was  nur 
Berits  Weniger  war. 

Li  dieser  Beziehung  hat  der  Scholiast  nicht  ao  sehr  unrecht,  wenn 

er  bemerkt  7.U  Ran.  1005  un  i'u.i\h)f^  dtaßaÜ.m  ni  -/wtir/iu  y.o]  tncyiyjii.  cf. 
Diphilus  II  p.  54!l  fr.  30.  4  5  K,  Ks  soll  dagegen  durchau.s  nicht  \ erschwiegen 
werden,  dass  die  merkwürdigen  Stellen  Andoc  I,  12U  und  iV,  22  für  Anti- 
phanse spreehen. 

Doch  Aristoteles  steht  nicht  allein  mit  seinem  Zeugnisse.  Wenden  wir 
u:^  nun  weiteren  zu,  so  gestatten  die  Worte  der  Alten  im  Hippolytus  des 

üuripides  V.  451  ff. 

Abh.  d.  L  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  W'ita.  XXII.  tkl.  I.  Abtb.  8 


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58 


omu  ftty  ovy  yfa^e  re  nuy  fitAtttTffftoy*) 
t^owitv  uvTfil  t'  tUtlv  iy  uovaatg  o«, . 
laaai  iiii'  Zti»  (o.,-  not'  t](ju(uft]  yritiuji' 
i'fiani  <y'  wj;  ai'rj^n(tatr  .^oTf 

auch  nicht  den  geringsten  Zweifel  darabw,  den  die  Kenntnin  der  beiden  hier 
berührten  and  so  bekannten  Mythen  als  das  Vorrecht  der  Gebildeten,  die  im 
Besitze  von  BOchem  sind,  und  der  Dichter  ann:psphen  wird. 

Auch  die  von  laokrates  angewandte  Scheiiiun^  Paiiatli.  §  IßS  r/,-  y<}<j 
oix  fih^n'  ij  Tt'i:  ovx  (ixrxof  (er  sagt  nicht  iiDauxf)  ruir  T{»ay(tuhp)i<)i'(!i:ttAUJi' 
Jioi'voioi^  Töv  'At!f{füan^  yft'oufrai  ir  üt^^-iati  nv}nf.u{fUi  xrX.  stellt  die  Tragödie 
dar  als  QiMlIe  der  fielehrnng  über  einen  so  einfachen  und  bekannten  Mythos. 

So  können  sie  natürlich  auch  noch  viel  weni^^eTf  wenn  ich  aoden  die 
Stelle  des  Andocides  IV,  23:  «tli*  vfittg  iy  ftiv  taig  rftayipSittts  TotaBra  J^ftv- 
^oöyree  ^ttra  roftiCtTt,  pyvutifya  tf*  iy  rfj  »ol«  ogtäytts  odStv  iffioytilQttf 

xttiioi  fxeii'a  ftfi'  ovx  hr^inxutjf^t,  nor^yoi'  uvn»  ytyn'rjTnt  r  ntniMiiiai  v.io  rotr 
TjoHiiiüi'  richtig  verstehe,  scheiden,  was  Eigentum  des  inn^cv,  was  Eigentum 
des  Dichters,  was  seine  nixiaftata  und  addidamenta  sind. 

Aber  vielleicht  müssen  wir  in  Earipides  selbst  den  wichtigsten  Zeugen 
für  unsere  Annahme  erblicken,  wenn  wir  eine  viel  geschmähte  Neuemng  des- 
selben etwas  näher  ins  Auge  fassen.  Nun  hat  der  Dichter  nach  dem  üborein- 
stinnnenden  Urteil  der  .\lten  wie  der  Modernen  gar  Manches  auf  dem  Ge- 
wissen ,  was  als  ein  Fortschritt  und  eine  Verbesserung  dor  tragischen  Kunst 
nicht  b<jtrachtet  werden  kann.  Daneben  wird  man  ihm  aber  das  Zeugniss  nicht 
versagen  ktanen,  dess  er  genau  wusste,  wm  er  wt^te,  und  dess  er  ohne  Jede 
Rücksicht  auf  dm  ftosseren  Erfolg  das  von  ihm  als  richtig  erkennte  Ziel  immer 
fest  im  Auge  bdiielt  mid  ihm  sein  ganaes  Leben  lang  treu  blieb. 

Nun  war  das  Publikum,  die  gwue  grosse  Volksgemeinde,  im  Grossen 
und  Ganzen  in  ihrer  äusseren  Zuaammensetznng  noch  die  gleiche,  wie  sie  den 
Dramen  de»  Atiäcliyluä  gelauscht,  nicht  unmöglich  ist  m  aber  auch,  dass  erst 
mit  Einführung  des  i>no{/i,xuv  der  Prozentsatz  der  Besucher  nach  den  unteren 


'  1  1  Worte  ynatfat  rtür  :tainittiitav  iri8be«<juJt?r»?  in  Verbindung  mit  dem  Ausdruck  toi  .lor'  fjQiiothf 
fäniuv  verloogtui  «ine  g«tmu«'r«  Bezcicbiiuug  und  O^uuebniig,  al«  kb  «ie  in  den  Kommentaren  gt'i^^chfn 
cnhe.  Du  nflnni  gaos  bestimmt«  Werke  dnaelben  Genre»  geweien  adn,  ^che  di«  a)t«n  Erklür-T  im 
Sinne  hatten,  wenn  «ie  bemerkten  zu  Pax  778  Stt  «ini^f      t»1t  nai.nioXi;  ';9nr  Urvtr  xai  //afooiv 


/ 

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I 


69 

Schiditen  *idi  bMlentend  verst&rkto  und  das  ^(arifov  nan  ein  etwas  vsrftndertas 

Bild  bot  gegen  früher.  Mit  diesem  Zuwachs  und  die»er  Veränderung  muast© 
gerechnet  werden  und  Euripides  war  verst&ndig  geaDg,  diesdn  verändwten 
Umständen  Rechnung  zu  tragen. 

Schon  Welcker  hat  in  seiner  Uebersetzung  der  Frösche')  mehrfach 
darauf  hingewissen,  dass  der  Komikw  in  dem  Agon  «wischen  den  beiden 
Dichtern  mit  seinem  aestbetischen  Urteil  in  sehr  und  su  einseitig  nach  der  nach 
griechischer  Auffassung  allerdings  einigermassen  l>erechtigten  didaktisch- 
utilitarischen  Seite  gravitiere.  Seine  Verdikte,  von  diesem  Standpunkt  aus 
abgegeben,  sind  darum  einseitig  und  einzig  und  allein  nur  zum  Nachteil  des 
Eoripides  geprägt.  Daneben  aeigt  aber  auch  dieser  Agon  andere  Seiten,  welche 
fht  die  Geschichte  d«r  Entwicklung  der  griechischen  Tragoedie^  insbesondere 
aber  für  den  litterarischen  Standpunkt  des  Theaterpublikums  bündige  Schlüsse 
erlauben.   Es  sind  vor  allem  zwei  Punkte,  die  hier  für  uns  in  Frage  kommen. 

Aus  dem  Beginne  desselben  und  den  dasf'lb«?t  von  Euripides  abgegebenen 
Urteilen  823,  839,  904,  925  uyvwta  roii:  .'huittffui^,  940,  962  fiF.  gewinnt  man 
zunächst  die  Ueberzeugung,  dass  der  jüngere  Dichter  die  Ansicht  vertritt,  für 
das  Publikum,  das  er  im  Auge  bat,  also  hier  für  sein  Publikum  seien  die 
Dramen  des  Aeadlijrlna  viel  au  hoch,  insbesondere  aber  nach  der  sprachlichen 
Seite  dem  Verstftndniss  der  gewöhnlichen  Leute  verschlossen  geweem. 

Und  ferner  werden  wir  auch  über  die  Kreise  des  Publikums,  welche 
nach  seiner  Aiiäicht  hei  Ae^chyluH  nicht  auf  ihre  Uechnang  kamen,  in  ganz 
unzweideutiger  Weise  lui  Stücke  belehrt  771  ff. 

vrt  öl]  xaTt]li}'  EvffiTiiih^s,  intSüxvvxo 
Toiff  Xmnoäinats  xa»  Tcwip  ßalMrrimoftmg 
xal  Kiim  lax^iaXutaini  xat  Toi/u)(ft''xoi^, 
öntfi  tor'  iy  Aiiov  nkf^/to^'  ui  tV  äxfiowun'Oi 
1UIV  (h'ithryuuy  xal  kvyinnmi'  xai  oiitoifüiv 
{ .it{tfuutniaar  xal  irötiuwy  nnifc'ircKi)'. 
und  779  j-^^  j»^^»  ^  Jr/J^Oi:  urf^itm  x()iiiiv  noitly, 

Beachtet  man  nun  den  Anadmck  o  dfjuo^  nnd  entkleidet  die  voraus-, 
gehenden  Worte  ihrer  grotedcen  und  komisehen  Ventemmg,  so  ergibt  sich 

die  einfache  nackte  Thatsache,  das  Euripides  allerdings  nicht  in  dem  Umfang, 

wie  der  Komiker  es  dar^telU.  oder  auch  nur  ausschlies^slicb  iliesen  jrrofssen 
Bracbteil  d^  attischen  Publikums  im  Auge  hatte,  um  auf  ihn  einzuwirken, 

*)  Dm  AriftophuM  Frtfche  tob  F.  6.  Wddter,  GienCB  Vili. 


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1 


60 

wohl  aber,  dass  er  ihn  in  SMRO  Berechnung  stellte,  insofern,  als  er  seine  Dich- 
tungen nicht  bloss  nncli  der  sprachlichen,  sondern  auch  nacli  anderen  Seiten 
für  die  grosse  Masöe  ias&barer  inachte  und  ihr  Hilfsmittel  an  die  Hand  gab, 
die  68  ihr  «rmöglicbten,  der  sich  abspielenden  Handlung  mit  lebhaftem  IntorMSd 
und  Yollem  Ventandniaa  ni  folgen. 

Ein  aolehfie  Hilftmittd  »t  der  Prolog  gewesen,  inabeaondere  in  der 
Form  der  Mjthuserzählung  xal  yu^  xu  yytufjiua  oktyotg  yvtoftfut  ipf  und  sm 
diospn  niiyiii  gehörte  diese  Masse  nicht  Der  Dichter,  dem  man  so  gern  einen 
gesunden  und  scharfen  Blick  für  den  Realismus  des  Trebens  zugestellt,  iiiuss 
aus  eigener  selbständiger  Beobachtung  eines  aus  den  gegebenen  Theaterver- 
hältniewn  remitierenden  Miaatttidea  sich  bu  diaaem  Schritte  vielleicht  nur  mit 
halbem  Hrnnn  entschloeaen  haben. 

Diese  Anffiimmg  und  Deutung  der  Euripideischen  Prologe,  insofern 
dieselben  nur  rein  niythologischo  Erzählungen  enthalten,  scheint  noch  von 
allen  die  vernünftigste  zu  sein.  Sie  war  ein  Dogma  in  der  Aesthetik  der 
Alexaadrinificben  Phüologenschule.  Das  lehren  um  die  Scholien  zu  den  Troades 
V.  1  Sies  iari  roO  ^tar^ov  &  Ev()i:it<yt,!;,  ,^(/oi,•  o  «yop«5*'  toiV  Miyovs  yOv 
6  IToattdtay  mtfi  naffvar  ^o&itni.  ntAXaxf^  ü  ratoütos,  m$  rats 

Häxyaii;  o  .-Uövvau^i,  „t'ty-ui  Jios  natg  x^vde  (irßuliov  yßüvu'^  und  Phoen.  86 
//  tov  öfMiiuTiti  ihdftfais  fyrnvf}(t  uyutrtnTtxvatfitu  yimttu  tä  y«^  t^i 'ioxäifrus 

Wir  sagen  also  niit  den  Alten  'ühxi  tml  rov  •ffurQov  o  /{i'v/ni'T/jc  und 
machen  ihm  desswegen  und  daraus  keinen  Vorwurf,  weil  wir  diese  allerdings 
durch  und  durch  nnküutlerisclie  Manier  als  daa  Resultat  der  gegebenen  Ver- 
hältnisse betrachten  und  mit  Aristophanee  dem  Dichteor  die  Abriebt  suscbreiboi, 
mehr  wie  seine  beidsn  Vorg&nger  auf  den  eigentiiehen  tt^wK  an  wirken.'} 

Eng  berührt  sich  mit  dieser  Einrichtung  der  Prologe  eine  zweite,  dem 
Euripides  liesnnder«?  eigontüinlicho.  welchn  in  dic^^oni  Znsaiinnenliang  einmal 
eine  eingehende  Untersnclnintr  verdienen  würde,  ich  ineine  die  fast  autdring- 
liche Kenntlichmacliuug  der  neu  auftretenden  Personen  oder  der  Peräonen 
und  Sachen  fibarhaupt.  Das  geschieht  sicherlich  aus  demselben  Grunde  der 
Zuschauer  wegen  au^^vHug  tvnutl  Das  ist  schon  den  alten  Erklftrem  aufge- 
fallen. Euripides  legt  dem  Menelaus  bd  seinem  Auftreten  Troad,  849  Eirchh. 
folgende  Worte  in  den  Mund: 


'J  Wir  bt'ückriink'jn  uni>  untiürem  Tb«iiia  en(«precb«n(l  auf  divie  Seite  der  Frage  und  unter- 
Iiiuen  ei  de4»weg«n  mit  Absirbt,  noch  die  mileren  Vorteile  hervonob^ben,  die  ein  «olebce  EinAbning»- 
■tttck  dem  Dickter  noch  auMenlem  bot. 


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.  _J 


61 


(u  xaklitpi^tg  ij^Mf  nAag  rofff, 


Dasu  bsmerken  dia  Sdiolien  863  Sdiw.  m^alf  ri»  „  dm.' 
ervrffpawi;  j^a^i  1:0  ,  Jauv^ir«  11)1^  i/i^  jj^MfiiaffOiUtti."  DiMor  scharf  und  wiederholt 
einicbftrfende  Ton  des  Doderens  föUt  gans  bevonders  auch  in  den  Prologen  auf. 

Ganz  Im  Einklang  mit  diesen  beiden  dargelegten  Eigentüniliclikeiten 
der  Euripideischen  Technik  steht  auch  die  mit  nnorrcichter  M(  iHter>!chaft  ge- 
bandhabte  Sprache,  die  es  nicht  verschmäht  hin  und  wieder  m  dem  Volk  und 
seiner  Redeweise  herabzusteigen  und  nach  dem  bekannten  Zeugnisse  des  Aristo- 
teles Rh.  III,  1404"  24  musterhaft  wurde  fUr  die  ganse  Folgeaeit') 

Aber  alle  diese  Zeagnisse  und  die  aus  ihnen  abgeleiteten  Folgerungen 
mfissen  verstuiiimen  and  das  Feld  räutiMn  vor  einem  einzigen  von  scheinbar 
80  einleuchtender  Evidenz  und  so  bedeutemU'r  Tiagwcite,  drxsH  tlaG:^^^^!  nichts 
aufkommen  kann.  Zum  Teil  wurde  atif  liasselbe  schon  oben  hingewiesen  S.  46. 
Hier  müssen  wir  ihm  eine  eingehende  Betrachtung  widmen.    £s  steht  Ran. 


Bevor  nftmlich  Euripides  und  Aescbylus  in  den  d/wv  eintreten,  bemerkt 
der  Chor  angeblich  au  ihrer  Beruhigung  das  Folgende: 


Ja  was  ist  denn  da  auf  einmal  ans  dm  Zuschauern  der  Wolken  geworden 

im  kurzen  Zeitraum  von  kaum  zwei  Decennien,  welche  Strepsiades  ganz  anders 
charakterisiert  ?  Nub.  1201  Ii.  (cf.  oben  S.  15  u.  40.)  Wenn  wir  dem  Dichter 
glauben  und  seme  Aussage  hier  wörtlich  nehmen,  so  hätte  sich  in  dieser 


')  Anaxantlriile«  II  p.  148  fr.  3t  K.  zilhlt  eint»  Kpiht>  von  &^)K)ttnanipn  mf,  osd  awkr  vor  9ti^, 
die  Tom  Volke  ({«geben  tind.  Oaraater  aind  auch  ntjrthologitcbe  V.  lo  tf. 

fl  Ar  Hniöri  tf'pi^of,  av  Si"  xtoAaotov,  'Jdotav. 

D»  erste  kann  kein  Meiwcb  erklären  tin<l  mit  Recht  bemerkte  JÜeineke  ,Pro  Atreo  potiut 
ThTcetem  «ommeBonri  eiqicctes*.  Nach  aolcben  Deobachtungea  iriid  nn  alio  gut  Üxm,  in  dieser 
Baneltnif  die  ABiprtteh«  am  daa  Volk  nicht  an  hoch  in  acfannhen. 


110»  £ 


K'T^  fhuilitt'fiiair,  «V  t« 
Ätnr«  ftff  yfmyai  ktydviutv, 

od»t9*  ourctf  raßt*  ij^ti. 


ovvt;^,  i&s  orrmr  üotpmr. 


ßtßlioy  T*  i'/u}y  i'xuazos 
u a  r  !}(tvn  tu     f$i  i'f 


(Ü   (f  VOtm   f'  ä'f.llU^  XifÖTlOlUl, 


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63 


Spanne  Zeit  ein  Bildungswunder  vollzogen,  wie  die  Geschichte  kaum  ein  zweite* 

aufzuwiMsoii  bat. 

Eiiiü  eigentümliche  Erklärimg  liat  nun  v.  ü.  Ijeeuwen  diesen  Veröen 
in  Buner  Ausgabe  gegeben  Einl.  p.  X  und  za  V.  1109.  Darnach  wftre  die  game 
Stelle  fbr  die  «weite  Auff&hrong  dee  StAckee,  die  nach  p,Vni  wenige  Tage 

nach  der  ersten  stattgefunden  habe,  eingefügt  worden  im  der  Absicht,  dem 
vielfach  gehörten  Vorwurf  allzu  grosser  Gelehrsamkeit  zu  begegnen.  Ferner 
habe  nach  seiner  Meinung,  wenn  ich  ihn  andmt»  leclit  verstehe,  der  Dichter 
scherzweise  fingiert,  jeder  seiner  Zuhörer  habe  ja  ein  Exemplar  dieser  zweiten 
Auagabe  des  Stfiekes  in  d«r  Hand  gehabt,  eine  Ausgabe,  in  welcher  knn  an- 
gegeben gewesen,  woher  die  im  dyiai'  von  den  beiden  Dichtem  citierten  Verse 
genonioien  worden  wären,  mit  denm  sie  sich  also  vorher  bekannt  gemacht 
hätten.  So  wird  zu  V.  1116  no(>j;w»'/;i'rf/*  bemerkt  „Legerunt  enim  fabu- 
lam,  priusquam  huc  convenerunt"  Also  ausgebreitete  Belesenheit, 
gründliches  Buchstudium! 

Nun  Kflhnheit  wird  man  einer  solchen  Auffaasung  nicht  absprechen 
können.  Dieselbe  wird  aber  leicht  sur  VeTmeseenheit,  wenn  sie  sich  unbedenk- 
lich über  die  brechendsten  Beweise  vom  Gegenteil  hinwegsetzt.  Hier  haben 
wir  denn  einmal  ein  wirkliches  greifbares  Beispiel  von  Anistoresie,  das  seines 
gleichen  sucht. 

Aber  ganz  abgesehen  von  der  durchaus  unzuläaaigeu  Abstraktion  von 
dem  „papiernen  Zeitalter",  wo  die  sehersweise  Fiktion  eines  solchen  Witias  eher 

angebracht,  abw  dennoch  gewagt  wäre,  muss  man  mit  Efthler  BerL  philo!.' 
Wchschr.  Sp.  103/1898  sagen,  die  Erklärung  ist  unmöglich  wsigen  des  ftw&avH 
ra  dtpä.    Wenn  ©s  nftnilicli  heisst 

„Und  ein  Buch  hat  da  em  Jeder, 

Woraus  er  die  Gescheitheit  lernt", 
so  wird  dem  Inhalt  der  Worte  durch  L.'s  Erklftrung  eine  viel  tu  enge  Be- 
grenzung gogoboii.    Und  wir  fragen  mit  demselben  Kähler  1. 1.:  Wird  dran 
eine  Stelle  für        Pul)likum  verständlicher,  wenn  es  weiss,  sie  ist  ans  den 
Myrniulonen  mlci-  der  Andromeda  genommen? 

Wären  die  Scholien  des  cod.  llav.  durch  den  librarius  nicht  so  scbauder- 
Toll  angerichtet  worden,  so  würden  wir  heute  zu  Y.  1113  sine  Erklftrung  der 
Altan  lesen,  die  uns  Alle  befriedigen  würde.  Jetzt  ist  dort  nichts  erhaltMi, 
als  die  wenigen,  aber  vielsagenden  Worte:  fy  fl(iu>rn<t  und  damit  ist  der  Nagel 
auf  den  Kopf  gotroflFen.  An  ein  ht^iühttov  für  die  zweite  Aufführung'  ist 
auch  nicht  im  entferntesten  zu  denken.  Vielmehr  sind  die  Worte  und  die 
auf  Bie  iblgenden  Scenen  nach  der  inhaltlichen  Seit«  betrachtet  für  die  von 


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63 


uns  in  Angriff  gdxiounn«w  Frage  nach  zwei  Seiten  von  Annehleg  gebender 

Bedeutung. 

Ala  Aristophanes  den  rmsserst  kühnen  Entschluss  fesste,  das  Volk  aufzu- 
rnfen  und  einzuladen  /-u  eineiti  aesthetischen  Preisgerichte  ühav  Atsachylua  um! 
Eunpideü,  da  konnte  er  sich  nicht  verhehlen,  dass  er  damit,  wenn  er  das  Gros 
des  Publikams  ins  Auge  fawto,  eine  schwere  and  heikle  Aufgabe  in  Angriff 
nahm.  Gamr  fBr  das  Volkt  Trotzdem  hat  er  den  kflhnen  Wnrf  gewagt, 
selbst  auf  die  Gefahr  hin,  da^  der  eine  oder  der  andere^  seiner  Einfalle  unter 
den  Tisch  fallpn  könntt».  Da  ist  ihm  nun  der  eine  Teil  meiner  DichtunL"  f?anz 
vorzüglicli  gelungen;  denn  im  ersten  Teil  des  Stückes  sind  ja  nur  öpiisse, 
Tollheiten,  Mummenschanz  —  eine  einzige  Scene  ausgenommen,  Alles  vom 
dramatischen  Standpunkt  betraditet  i§Bu  roö  jt^dyfttiToSf  um  dieses  Gros 
des  Publikams  in  Stimmong  za  bringen  und  darin  zu  erhalten.  Viel  schwie* 
riger  war  die  zweite  Aufgabe:  Die  Gestaltung  des  nyit'ii'.  Da  galt  es  einmal 
bei  dipRRm  scheinbar  so  ernsten  Geschäfte  dorn  Witz  und  der  Laune  die  Xüj^ol 
sclaes&eu  zu  lassen.  Dafür  sorgt  denn  auch  in  ausgiebiger  Weise  die  linnffo^ 
xakia  des  Dionysos! 

Aber  die  Gestaltung  nach  dw  inhaltlichen  Seite!  die  war  ein  grosses 
and  geftihrliefaes  Wagestück,  wenn  man  dieses  Gros  des  Publikums  ins  Aage 
fasste!  Hier  nicht  zu  hoch  und  doch  auch  wieder  nicht  zu  tief  zu  gi*eifen, 
damit  auch  der  andi-ro  Teil  des  Publikums  auf  seine  Rechmmg  kam,  das  war 
eben  die  gefährliche  Klippe!  Wie  der  Dichter  sich  nun  den  Gang  eingerichtet, 
wollen  wir  gleich  nachher  eingeheoder  darlegen.  Unter  diesem  Gesichtspunkt 
abor  betrachtet  ergibt  sich  die  Deutung  der  oben  misgeBehriebenen  Worte 
-von  selbst 

Aus  dem  xaTa(foßtla9or  V.  1109  und  dem  itfiarjnv  V.  1117  hört  man 
deutlich  die  Beschwichtig'iinj!:  der  eigenen  berechtigten  Bedenken  des  Dichters 
heraus,  und  so  hat  er  sie  denn  schliesslich  eingewickelt  in  ein  recht  dick  auf- 
getragenes Kompliment,  das  der  Eitelkeit  seiner  ZuhÖrsr  sohmeichelte,  wenn 
er  auch  selbst  aaf  das  lebhafteste  von  dem  Gegentsil  dss  Gesagtsn  fiberseugt 
war,  also  iy  tlfmytiq  raHral  Insoweit  kann  ich  aadi  hier  wieder  Kfthler 
beistimmen  a.a.O.  Sp.  104  „Dass  d*'r  Dichter  auf  das  ganze  Anditorium  über- 
trügt, was  natürlich  nur  auf  einen  Teil  passt."  Also  darf  in  keinem  Falle  die 
angeführte  Stelle  ins  Feld  geführt  werden  für  die  immense  Belesenheit  der 
ganzen  grossen  Masse  des  Publikams  I 

Wenden  wir  uns  nun  aber  von  da  sur  Wttrdigang  des  Inhaltes  der 
nun  folgenden  Scenen,  so  gewinnen  wir  aar  Klftrung  des  von  uns  gewählten 
Themas  ein  nicht  unwichtigss  Besaitet ! 


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64 


Di«  Worte  des  Euripid«  V.  660  «. 

froiiiui  ilft*  t'/ui'/f  y.avx  dradvofiai 

t)lnxrnf,  i^r'xvfodni  .7(j«r*(w>,-,  /i  lui'nn  doKti, 

Tunri,  Ttt  fitiif,  TU  ytC(fa  rf^  r^yi^ias^ 

tau  joy  MtUeyffoy  xSrt  fiaia  toy  T^hipoy 

ans  doob  Auomehten,  wel<^e  in  keiner  Weiie  in  ErfOllung  gehen.  Liest 

tuan  die  Erklärung  von  i  tv^  bei  Bekk.  Anecdot.  64,  26  Tct  ytOfta  r|MtjrfN^iaff, 
0(01'  TO  xv(tituTnia  xai  ctvfyoyju  at'ti]»',  so  wird  man  nicht  ohne  weiteres  die 
Worte  als  blosse  Apposition  der  vorausgehenden  fiiasen  dürfen,  sondern  als 
etwas  Anderes  und  Neues:  Der  Bau,  die  Fügung,  das  feste  Gerüste,  die  o/;fo- 
yofiia,  welche  das  ganze  Gebäude  zusammenb&lt,  wie  die  Sehnen  den  Körperl 
Eine  PiUfnng  dieees  wichtigsten  Teilea  der  TVagoedie  stellt  er  demnach  in 
Auffiioht  und  bietet  nun  die  folgenden  Stücke  an,  die  vielleicht  auch  von  dieser 
Seite  nicht  ganz  unbedenklich  waren!  Von  dieser  wichtigsten  Frage  im  Fol- 
gendon keine  Spur,  so  wenig  wie  von  dem  /;^o»'.  Ebensowenig  auch  nur  die 
geringste  Spur  von  der  Frage  trilogischcr  Komposition,  die  doch  bei  Aeschylus 
angezeigt  gewesen  wire.*)  Nicht  eine  Silbe  von  diesen  widitigen  Grnndintgen 
aber  die  Tragoedie! 

D«r  Grund  dafür  kann  kein  anderer,  sein,  al«  der,  daas  so  diilBoile  Er* 
Örteningen  weit  über  Geschmack  und  Urteil  der  grossen  Masse  binaiugegangen 
wären.  Wir  können  uns  vom  Stande  dersolben  nach  diesen  Sceneti  des  nyvjy 
einen  recht  lebeudigeu  Begnfi'  machen.  Ueberuiatisige  Zumutungen  werden  an 
die  Auffassungskraft  der  Zuhörer  nicht  gestellt.  Mag  der  eine  oder  der  andere 
der  EinfUle  audi  »idit  sur  vollen  Wirkung  gekommen  esin  —  aber  der 
komische  Zuschnitt  des  Garnen  war  doch,  sollte  man  meinen,  dem  Urteilsver- 
mögen der  Masse  konform.  So  konnten  z.  B.  die  noÄvffiwkrfra  tnr,  1470  ff. 
sicher  bei  der  Mdiizalil  der  Zuhörer  auf  ein  sofurtigfs.  volles  Erfassen 
rechnen.  Auch  die  Kritik  der  Prologe  des  Aeschyius  sowohl,  wie  besonders 
der  des  Euripides  stellte  su  hohe  Anforderungen  durchaus  nicht  Was  nun 
aber  die  fitl^  betrifft,  so  dttrfte  als  der  bemerkenswwteste  Umstand  hervor^ 
gehoben  werden,  daas  in  eine  eigentliche  Kritik  derselben  gar  nidit  eingetreten 


')  Welckor,  Aescb.vli'iacLt.'  Triloff.  p.  5J<i  ....  Dann  int  auch  für  den  komiächi'n  Zweck  <1:li 
Einz^'ln»^  unii  Klein«'  in  Sueben  <ifr  Kunnt  gecigni'ter.  F.ntiM-hHiiliing  g>'ht  daher  zuletzt  auf  ein 

Abwiegen  einzelner  Verse  hinau.i.  Die  Frajfen  über  Anlutre  und  Plan  waren  nicht  leichtf>i»stich  geaU({, 
um  *i>it>lend  bebMulelt  m  werden.  Uoiirigena  war  xu  fiirchten,  dim  nur  wenige  auch  waren,  wel«:he 
Enift  und  Kcantniie  genag  beniMa,  uui  den  KuuakpliB  und  die  Idee  einer  aeidkyleieelieii  THlogte  am- 
«innaeiL* 


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65 


wird,  sondern  hier  Parodie  gegen  BwTodie  stellt.  Zu  hoch  war  also  nach 
unserem  Uiieil  der  weitaus  überwiegende  Teil  der  fily-eudcn  Komposition 
nicht  gegriffen,  immerbin  aber  doch  hoch  genug,  dass  der  Diciitur  iür  steine 
Arbeit  eine  Entachnldigang  in  den  oben  erklärten  Worten  für  angebracht 
hieltw  Damit  ist  ntin  aber  ein  widitiger  und  sngldch  auch  dnigermaMen 
sicherer  Anhaltspunkt  gewonnen  für  den  Grad  des  aeethetischen  Bildungs- 
niveaus, auf  welchem  befindlich  der  Dichter  seine  Zuhörer  uns  hier  vorführt. 
Denn  der  aus  der  Entschuldigung,  wie  aiia  dem  Zuschnitt  und  der  so  ge- 
schickt berechneten  Anpassung  <les  ao  gefahrlichen  Stoffes  an  die  Fassungs- 
kraft der  grossen  Masse  sich  ergebende  SchluBS  dürfte  doch  der  sein,  dass 
der  Diehtsr  den  gsistagen  und  aasthetischmi  Bildungsstand  dieser  Masse  nicht 
aUsn  hoch  gewwtet  hat  Hinwiederuin  war  er  aber  himmelweit  you  dem 
Gedanken  entfernt,  welchen  man  ihm  in  neuerer  Zeit  imputiert  hat,  in  diesem 
läppischen,  täppischen  Dionjsos  uns  den  Repräsentanten  des  attischen  Theater* 
publikuius  vorzuführen. 

Als  ein  weiteres  besonders  starkes  und  unwiderlegliches  Argument  fQr  die 

Annahme  einer  hohen  Stufe  litterarischor  Bildung  bei  der  Masse  werden 
die  bei  allen  Komikern  ims  aiifstosw^ndcn  Parodien  angeführt.  So  bemerkt 
zuletzt  Biirckhardt,  Giu-rh,  Kulturgesch.  III  p.  223,  das  erste  Ar^Timent, 
das  wir  bisher  zu  wuierlegon  suchten,  verbindend  mit  dem  zweiten,  dem  wir 
uns  jetst  anwenden :  aHier  möge  auch  die  Frage  Aber  die  seenndftre  fort-' 
dauernde  Kunde  von  den  Tragoedien  gestreift  werden.  Da  sich  nftmlieh 
der  Athener  yon  den  übrigen  IlellMUin  mit  dadurch  unterschied,  dass  er  Tra- 
{Tiker  recitieren  konnte,  iiiid  d;i  or  poetische  wie  musikalische  Eiazeliihoiten 
sowohl  als  die  Hüilci-  der  einzelnen  Charaktpre  und  die  Erinnerung  an  das 
Ganze  im  Gedäcbtniss  iesthtelt,  inuss  eine  solche  neben  der  Aufführung  be* 
stehende  Kunde  mit  Notwendigkeit  vorausgesetst  werden;  der  stlrkste  Beweis 
des  Faktums  an  sich  liegt  aber  darin,  daas  das  beständige  Anspielen  auf  die 
Tragoedie,  wie  es  die  aristophanische  Komoedie  hat,  sonst  nicht  denkbar  wäre. 
Wir  werdeti  also  eine  Starke  Publicität  durch  litterariachen  Vertrieb  ansn- 
nehmen  haben." 

Indem  wir  uns  imii  zur  Widerlegung  «iiese»  Kritenuuis  anschicken,  sei 
es  ans  gestattet,  anzuknüpfen  an  ein  sehr  bezeichnendes  und  die  Sache  grell 
beleuehtendes  Wort  des  Diphilus  II  p.  565  fr.  73  K. 

Zum  Beweis,  dass  Euripides  nicht  scblecht  zu  sprechen  wäre  auf  die 
Parasiten,  citiert  B  angeblich  die  Worte  des  Dichters: 

Abb.  d.  I.  a.  d.  k.  Ak.  d.  Wiw.  XXII.  Bd.  1.  Abth.  9 


Üigilizeü  by  CjüO<^k 


66 


,(''r/o  yi'i),  ooiu  ff'  jitui'  xtXTi;in'yus  (fr.  187,  1 
ufj  Tovf.a/itßnii-  liJti»  üavußu'tMV'i  tytcfti, 
(ilotro,  yioTov  }t  t,  :i(n*  cIü  naxffttv  tvyjmv* 
D»  fUlt  ihm  A  in  die  Rede: 

Und  die  Antwort  des  Braten  lentet:  .  ^. 

ov  ya(>  TO  tt^äfttt,  rov       vovv  üxonovfte&a. 

Ffir  den  gronen  Brnditeil  dee  Volkee,  den  wir  hier  im  Auge  heboii 
müssen  wir  dieeea  Wort  zum  AaBgangapunkt  uiuerer  Darlegung  nehmen ;  denn 

ea  ist  vor  AVi  htigkoit,  zunächst  (liiriiber  ins  Klare  zu  kommen,  wie  so  feine 
Speisen  deui  Gaumen  dea<;elbtvn  schmackhaft  pemacht  werden  konnten.  Wir  ver- 
meiden also  aus  guten  Gründen  den  Ausweg,  das»  wir  dem  Dichter  die  Absicht 
unterschieben,  er  habe  mit  den  Parodien  nur  auf  den  gebildeten  Teil  seined 
Anditoriums  wirken  wollen,  weil  dieaer  der  tonangebende  war.  Dee  wftre  denn 
doch  ein  nioht  ao  ganz  ung^hrHchea  Experiment  geweaeo,  vor  allem  abar 
nnvernnbar  mit  dem  Geist  und  der  Tendenz  der  ganzen  Dichtui^piart»  Fanen 
wir  nun  einmal  zunächst  ins  Auge  die  parodistische  Behandlung  gewisser 
Aktionen  in  der  Tragoedio.  Da  bedurfte  es  doch  auch  nicht  für  den  Mann 
aus  dem  Volke  eines  ¥^nkes  mit  dem  Zaunpfahl,  dass  er  hier  das  komische 
Zerrbild  einer  von  ihm  einmal  kurs  vorher  oder  anch  frOher  gaachauten  tragi- 
aohen  Scene  vor  aicL  batte,  besonders  wenn  die  letatere  aainerxeit  mit  der 
nötigen  Verve  und  dem  nötigen  Pathos  gespielt  worden  war.  So  wenn  Telephus 
in  dpm  gleichnamigen  Stücke  des  Euri])i(lt  s  in  seiner  höchsten  Not  durch  das 
Ergreiten  des  kleinen  Orestes  sich  rettete  —  also  eine  Aktion  im  Brennpunkt  der 
Handlang.  Die  kam  doch  anch  dem  einfachsten  Manne  sofort  anm  vollen  Be- 
wnaataein,  wenn  er  in  den  Achamem  sah,  wie  Dikaeopolia  dasselbe  Manöver  aus- 
führte mit  —  dem  Kohlenkorbe  327  flf.  und  nun  auch  noch  ausserdem  in  Ton  und 
Haltung  das  tragische  Pathos  imitierte:  ru  utyuKa  v.iunuv^n  t/J,;  TQaywih'a^^ 

bemerken  die  Scholien  dazu  mit  Recht!  Und  das  bec^rifT  der  or^io  Atliener 
so  gut  wie  der  letzte,  zumal  sie  ja  Alle  seit  Jahren  Hozu.sugen  eingeschult 
waren  aaf  diaae  Spezialitftt  der  Komoedie.  Wie  viele  ^rayrwifioui;  waren  nun 
Bchon  aeit  Jahren  an  Ang  und  Ohr  der  gespannt  aufhorchenden  Masse  vorftber- 
gegangen!  Die  charakteristiachen  Momente  derselben  sind  die  stürmischen 
inquisitorischen  Fragen  und  das  schliessliche  Ausmünden  in  ein  pathetisches 
Uebermass  von  Fr^udon  oder  Loiden.  Eino  r't'(ty rv'tijnu^  komischen  Stils  be- 
gegnete also  vertrauten  Vorstellungen  und  konnte  demnach  auf  sofortiges  volles 


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1 


67 


Yerstftndnus  reohnem.  So  dflrfie  kanin  irgend  einer  der  auf  diese  Weise  vor« 

bereiteten  und  geschulten  Athener  rlie  parodistiachp  Pointe  übersehen  haben  in 
der  ih'ayyw(_ji(i(^,  die  sich  zwischen  ch'n  beiden  Sklaven  abspielt  Kan.  738  ff., 
welche  den  Neut^ren  vollständig  entgangen  zu  sein  ächemt.  Gewiss  —  »ie  ist 
volkt&ndig  aach  dem  ZnBcliiiitt  dar  tragischen,  wann  auch  natürlich  kQraw, 
gtataltet  «Zwei  wshfina  Seelen  finden  eidL*  Man  achte  besondere  auf  die 
Sohlusswoirte  dee  Xanthias  Y.  754 

(')  'I^iilr!*  "./.i<)).hn\  i'iijirf'/J  not  t?)i'  ^e^tay^ 

ein  allerdings  kurzer  Freudenerguss,  weil  die  Umstände  einen  längeren  nicht 
erlauben  V.  756  ff. 

Wenn  wir  nna  nun  von  den  Aktionen  abwenden  und  m  den  Wort- 

p arodien  übergehen,  so  müssen  zunächst  von  den  manchmal  ganz  isoliert 
stehenden  oder  auch  in  Vcrlündung  mit  andern  auftretenden  Einzelversen  die- 
jenigen Parodien  seschicdcn  werden,  welche  grossere  oder  kleinere  Scenen 
der  Tragoedien  parodistisch  persiüierten.  Auch  diese  konnten  auf  ein  volles 
Vontlndai«  bei  der  breiten  Haeie  treffian,  insbesondere  wenn  die  Tragoedien 
in  nicht  aUan  weitem  aeitUchen  Abatand  von  den  Komoedien  lagWL  So  konnten 
z.  B.  alle  diejenigen,  welche  im  Jahre  412  der  Aufführung  der  Helena  und 
der  Andromeda  des  Euripides  beigewohnt  hatten,  s(;hr  wohl  und  sofort  die 
einzigartigen  und  grossstil »sehen  Parodien  der  gleich  im  folgenden  Jahre  auf- 
geführten Thesmophoriazusen  verstehen  und  bejubeln! 

Wir  mflasen  femer  auch  ao  dem  durch  die  Intenritftt  der  Bflhnen> 
Wirkung  vorbermteten Yerstladniae  festhalten  bei  gewissen  Einseiversen  und 
Einzelworten.  Zu  den  ersten  kann  man  gewisse  »oXt'«9(>L'il7ra  f.n>;  rechnen, 
welclie  i;leicli  bei  der  ersten  Aufführung  aufi^efallen  und  Beifall  oder  Miss- 
fallen erregt  hatten,  wie  /..  1!.  die  Han.  1470  ff.  angeführten.  So  kann  man 
sich  auch  sehr  gut  denken,  dasä,  wenn  z.  Ii.  in  dm  Mynnidonen  des  Aeschylus 
der  Ruf  des  AchiUeos  (fr.  140  N')  irgendwie  gross  gespielt  worden  war 

^niMy  ZitJuuv  Je», 

es  auch  für  die  grosse  Masse  der  Zuschauer  bei  entqvechendem  Spiel  aidit 
allsu  schwer  gewesen  ist,  die  Parodie  in  Av.  1420 

7ir«(KVK  7nt(füiy  äel 

ganz  gut  herausatthören. 

Das  Volk,  die  Masse,  stellt  nun  die  Frage  Jto^tr  hrl  rmhtt  nicht  — 
daan  hat  es  im  Theater  selbst,  wo  ja  im  raschen  Spiel  die  Parodien  an  seinem 
Ohr  vorüberrauschen,  auch  gar  keine  Zeit,  und  ferner  ist  doch,  wie  bereits  oben 
bemerkt  S.  62,  das  Veratändnias  auch  nicht  um  eines  Haares  Breite  gefördert» 


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68 


wenn  der  Mann  aus  dem  Volke  weiss,  das  stammt  aus  dem  Telei)lms,  das  aus 
dem  Hippolytus.  Ja  —  rAr  rovr  axorioiniff>a  —  das  ist  die  Hauptsache.  Aber 
für  das  Erkennen  der  Parodie  als  solcher,  dafür  sorgte  bei  der  nicht  lesenden 
und  nidit  «tudterandeii  Mmm  du  Obr.  An  diem  schlug  Ja  dettüich  veis 
nebmbar  ein  ganz  anderer,  acharf  mit  dem  Ton  der  Komoedie  Überhaupt  und 
der  nAcbsten  in  anderer  Form  sitli  ^'cbrnilen  ümi^eTning  kontrastierender  Stil, 
imd  wenn  man  sich  dazu  noch  denkt.  <hiss  (^it'^e  Dissoniiii/.  Jiireli  S[iicl  und 
Gegenspiel  dor  kotniscben  Artetue  noch  besonders  scharf  herausgearbeitet 
wurde,  dann  hat  man  auch  nicht  das  mindeste  Recht,  das  häuüge  Vorkommen 
dieiar  Parodien,  als  dln  nntaüglidieB  Kriterimn  filr  die  Verbreitung  einer  dorch 
Leeen  gewonnenen  hohen  litterarieehen  Bildung  bei  der  gramen  Mawe  des 
Volkes  anzunehmen. 

Freilicli  iille  Funken  werden  ntclit  in  gleiche)'  Weise  gezündet  haben. 
Das  verschlai^^t  aber  auch  niclit  das  geringste,  wenn  bei  dem  Gros  des  Publi- 
kums die  eine  oder  die  andre  Gabe  unter  den  Tisch  fiel.  Aristophanes  war 
litterariaeb  zu  sehr  interessiert  und  au  verbinen  gegen  Euripides,  Lyriker  und 
Muaiker,  die  nicht  nach  seinem  Geschmack  waren,  um  nur  solche  blitaartig 
einschlagenden  Parodien  zu  bringen.  Hatto  er  ein  i{>Hau>¥  glftcklich  ausfindig 
gemacht,  das  seine  eigene  Kritik  Hiegreich  bestanden,  ilnnn  Wiir  das  Bedenken 
gegen  die  Durchschlagskraft  bei  der  breiten  Masse  sicherHch  nicht  mächtig 
genug,  um  zu  unterdrücken.  Ganz  ging  dasselbe  bei  einem  anderen  Teil 
des  Publikums  ja  doch  nicht  verloren»') 

Wenn  wir  uns  nun  die  Frage  beantworten,  in  welchem  Verhftltniss 
ungefähr  dieser  litterarisch  weniger  gebildete  Teil  an  den  Ge- 
bildeten stand  und  wie  er  masigebend  etwa  auf  die  poetische  Gestaltung 

von  Tra»Toedie  und  Komoedip  f^inwirkf.*»,  so  wollen  wir  aun&chst  an  eine 
klassisclio  .Stelle  aus  dein  Alrciluni  anknüpfen. 

Diüii^'äius  von  iiaiikaniiiss  spricht  eich  über  die  glückliche  Wahl  des 
gemischten  Stiles  durch  Demosthenes  Kap.  15  seiner  Schrift  über  Dem.  ed. 
Usener  et  Radennacher  p.  160  also  ans:  »In  einer  Volksversammlung  oder  Ge- 
richtssitzung oder  sonstigen  Vereinigung,  wo  gemeinverst&ndliche  Rsden 

M  Da  in  einem  «luliMU  Zii«nmirii-ii}mti|4  iimlre  Sfit'»ii  Jor  ParotliciitViiiru  l^cleiuh(«t  werden  solleo, 
»<i  i''i  Iti'T  nur  «iitr.in  eriiiucrt,  <iM*,i.  wie  Lt'kiinn(,  <lto  riiilolo^fii  von  Aloxuudriu  mit  den  rticluii  Uittdn 
ihrar  Bibliotiiak  vwlfiwh  nicht  in  dar  l^ga  wftran,  dt«  Stücke,  welchen  die  parodierten  Vene  entatMnmten, 
in  einer  Alle  Zweifel  HnHcUieMenden  WeiM  nnrbzuweiiien.  Wenn  nun  aber  dem  Dicliter  Arieto- 
phanp.'^  >A\<>t  \Vrweih-elmi<»eii  |in»<i<-rpii  könnt-n .  wi<-  <lio,  um  wrlrhcn  iiii»  <\\r  !S<jliolien  in  ff>l'.T  iiiul 
ai'üdikti.ii'Ler  Weio»  lit»ri<  lit<jii  zu  The*m'Ji»h.  ii  (tf.  äopU.  fr.  UN-  iiud  Ariütupb.  fr.  3Ue>  K.)  and  Kau.  WJl, 
ao  wird  iiiiui  i>:\xT  thiiii,  im  lSt'ir>'S°  der  litlereriachen  Bildung  de>  Volkea  bedeutend  modilieierten 
und  herabgeatiininten  An»icbteD  zu  haldigen. 


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69 


«fordert  werden,  sind  weder  alle  redegewandt  und  feingebildet  uml  im  Besits 
von  Thukydides'  Geist,  noch  alle  unbedeutend  nnd  oluie  Verständniss  für  den 
Ban  schiiner  Reden,  sondern  da  sind  Bauern,  Seevolk,  Handwerker  (cf.  Xen. 
Mem.  Iii,  7,  5  £);  ihren  Beifall  erwirbt  man  durch  einfacheren,  gewöhnlicheren 
Awdnick;  denn  adiarf  nnd  fein  DurcbdacliteB  nnd  Fremdartiges  nnd  Allee,  was 
me  m  börem  nnd  an  eprechan  nicht  gttwohnt  nnd,  sdiafft  ihnen  Unlust  (dagegnn 
oben  S.  18  u.  21  Anni.  ^);  und  wenn  eine  besonders  widerwärtige  Speise  und 
ebcnsiolches  Getrfitike  den  Magen  beleidigt,  so  bereiten  jene  Dingo  den  Ohren 
Vordruss.  Zu  denjenigen  dagegen,  welche  an  Wirken  im  Staat  und  auf  dem 
Marke  gewöhnt  sind  und  eine  umia!»»endü  l>ildung  durcbgemacht  haben,  kann 
man  nioht  reden,  wie  ni  jenen  andern.  Die  letzteren  eind  swar  den 
ereteren  gegenüber  eehr  in  der  MindersaLl,  wie  jeder  weies, 
dürfen  aber  darum  doch  nicht  unberücksichtigt  bleiben.')  Eine 
Rede  nun,  die  auf  die  Minderheit  der  Gebildeten  bereclmet  ist,  wird  auf  die 
gewohnliche  und  ungebildet<i  Menge  keinen  übflrzougenden  Eindruck  roaclien. 
Was  aber  der  Masse  der  Unbedeutenden  gefallen  will,  wird  von  den  Fein- 
nnnigwen  verachtet  werden.  Degegra  wird  eine  Red^  welche  auf  die  beiden 
E:KtreiDQe  dea  Anditorinme  an  wirken  sucht,  daa  Ziel  weniger  verfehlen,  nnd 
das  ist  die  aus  beiden  Stilgattungen  (der  Hoheit  de«  Thukydides  und  der 
Schlichtheit  des  T-ysias)  gemischte"  ff  f.  Will».  Sohmid,  der  Atticismus  p.  IH). 

Aber  was  ist  bloss  zahlenmä.ssig  betrachtet  das  Publikuui  einer  Voik»- 
versammlung  oder  eines  Gerichtshofes  gegenüber  den  Tausenden  eines  vollen 
Theaters,  gegenüber  den  S'^nat  tfia/tfuaeiatoi,  um  mit  Eupolis  an  sprechen? 
(fr.  286  Ka)')  Vie  mQssen  wst  da  die  Untarschiede  in  Neigungen,  Anschauungen, 
in  ^Idni^  and  Oeschmadc  hervorgetreten  sein!  Und  diesem  so  vielfach  und 
noch  ganz  anders  wie  in  einer  Volksversammlung  gemischten  Publikuui,  diesem 
Publikum,  das  sich  uusser  aus  Bürgern  und  Metoeken  auch  aus  Frauen  und 

Wdi  für  ai¥  tmus  iiäaovt  oi  totoitoi  *räi>  hig»r,  näHo»  ii  xoüoofpr  inttronf  ftigoe, 
Htu  Torro  ani*l<  Sp^t. 

'I  Gut  iKiii  in.  iiu  ,  \VN,,  Ti^  /um  crüteti  Male  wird  von  I! ii rrkhiir<l  t,  (iriecli.  Kultur^.  III  p.  210, 
Jer  Kitifliiw  de»  'l'heatergebiinilfs  iiml  d(»r  «Juriu  «UUtliadendeii  MassenverKaiiiniliing  auf  clit>  rljanikt«-- 
rUtisoLe  Gvstultung  dci  DiaoUH  herrorgefaoben.  .DieGrfiMe  £e»i-r  lUumc.  Jie  nun  auch  tonst  tu  Fostvn 
and  TolkiT«niUDniliii]geii  u.  a.  w.  in  Anapnich  genammeo  wurden  and  <lie  td»  Ma«wt«b  Sit  die  freie 
BevOllreTang  einer  Stadt  galten,  wurde  non  aW  ineofern  verbttaguMvoU,  ale  lie  nur  mit  einer  Art  von 
Citil  vertriiglirli  war.  Aus  der  Bcilintfunn,  einer  •.'iinzeii  lii-vulkeruii«^  tlionoti  zu  miissfn.  kam 
ilo»  Dr.inia  nicht  Divhr  lierau«,  es  verblieb  dil/u  verurteilt,  dio  riL"ii>{e  Anfrele^^inlir-it  i>iuer  ünlchen  y.u 
e«in."  Al?<j  filr  da«  fi-iiiere  I.iist~^itie|  i.  H.,  welches  kleine  und  intime  lä.iiim»'  unil  einen  AusachuHa  (fei.-tift 
Aiuerwfthlter  verUn^,  waren  dieee  Bieeentlneater  nicht  geschatten,  uad  «u  erldftrt  e»  »ich  eehr  eiiifacb, 
daw  du  griecUaebe  Lmtapiel  Ober  die  Typenkomoedie,  die  (ich  freilich  nuch  «pftter  noch  nntar  ganz 
ander«  jjearteten  Verliültniitsen  hiilt.  nicht  hiuau'gekommeu  i»t.  Cf.  Körfiiii,',  <l<'-ib.  <l('ii  TheutiT^  I 
p.  Id'L,  So  nütl  guwi»>«ru)A««eu  auch  Utkfür  da«  abeu  l'J  citierte  U  tut  de»  Ari«tuUii«>  eine  JurcLaus 
»tieblinltiife  und  aiureichende  Erklftmiiig. 


70 


Kindern,  aus  Sklaven  und  Fremden  (cf.  Albert  Müller,  B.  A.  p.  289  ff.)  zn- 
«aniTnpn«ptzt.  wird  die  Götter«peisR  der  Aeschvleisclien  uml  Sn^hokleisclien 
Tragoedie  gereicht,  ein  litterarisches  Produkt,  in  dem  wir  wenigstens  auch 
nicht  die  geringste  Spur  eines  gemischten  Stiles  arx  erkennen  vermögen, 
«ondern  Alles  von  Anfang  bis  su  Ende  gestimmt  auf  die  Grandmelodia  des 
Ungewöhnlichen,  des  Hohen,  des  Erhabenen,  weit  hinausgehoben  aus  der  Sphftre 
des  Alltäglichen  und  Vertrauten!  Ist  das  nicht  Caviar  für  das  Volk?  für  die 
grosse  Masse?  Die  konventionelle  Anschauung  wird  eine?  solche  Fragestellung 
oder  auch  nur  eine  halbwegs  bejahende  Antwort  perhorrescieren.  Und  doch 
kann  diese  Frage  und  ihre  Beantwortung  im  Interesse  einer  richtigen  An- 
schaanng  nicht  leicht  umgangen  werden. 

Die  Prüfung  aller  in  Frage  kommender  Momente,  die  swingende  Gewalt 
der  Analogien  auf  mehr  oder  minder  verwandten  Gebieten  des  geistigen 
Schaffens  und  Erfassens  verbürgt  uns  wohl  die  unumstnasliche  Wahrheit  des 
Satzes,  da^  die  Auserwählten  ihres  Volkes,  die  grossen  tragischen  Meister 
Aeechyluä,  äuphoklea  und  in  gnwiasem  Sinne  und  esat  reeht  Eoriindes  nicht 
zu  dem  Volke  herabstiegen,  sondern  dasselbe  zu  sich  hinanfiraziehen  ver- 
suchen, sie  kommen  von  oben  und  rufen  das  Volk  nach  oben.  Und  diesem 
Gniudsiit/  sind  sie  alle  /ii^t-seliworen,  bleiben  sie  alle  treu,  audi  Euiipides, 
wenn  auch  ganz  in  seiner  Weise! 

Und  wenn  man  diese  erhabenen  Schöpfungen  im  Ganzen  oder  auch 
«meine  grosse  Qestalten  denelben  fttr  mdi  betnuditet  auf  sieh  nirken 
lisst,  00  muss  und  kann  das  Urteil  nicht  anders  lauten,  als  ds»  das  Volk,  in 
dessen  Dieust  sie  sich  stellten,  ein  geistig  hodurtehendes,  für  das  Grosse  und 
Krhabene  ompfängliches  und  dankbares  war;  denn  nur  so  lässt  sich  die  be- 
geisterte und  leidenüchaftliche  Teihuilnne  der  ganzen  Bürgerschaft  für  die 
edelsten  .Schöpfungen  des  Geistes  erklurcn,  vun  denen  uns  berichtet  wird. 

Aber  Rflcksehlflne  aus  denselben  nicht  bloss  auf  Geschmack  und 
Urteil  (ef.  oben  S.  41  ff.)  der  grossen  Masse,  sondern  audi  auf  deren  littera» 
rischen  Bildungsstand  sind  bedenklich  und  nicht  minder  gefahrlich  als 
diejenigen,  welche  man  etwa  aus  den  Dramen  un«icrer  Meister  Goethe  und 
Schiller,  denen  doch  schon  die  Huchdrnckerkunst  ein  ganz  anderes  Eindringen  in 
die  Miisse  und  damit  eine  weit  grössere  Publicitat  verbürgte,  auf  den  damaligen 
Bildungsstand  der  gesamten  deutschen  Nation  machen  wflrde;  denn  im  scharfen 
Gegensata  zu  der  von  Bernhardy  Griech.  Littg.*  U,  2  S.  ISO  vertretenen  An- 
sieht mnss  unbedingt  daran  festgehalten  werden,  dass  die  tragisdien  Dichter 
der  Griechen  in  der  guten  Zeit  nicht  zu  den  Massen  hinabstiegen,  sondern  die- 
selben zu  sich  hinaufzuziehen  bemüht  waren.  Nur  gewisse  bei  allen  tragischen 


71 


Dichtern  mehr  oder  roindur  ocbarf  zum  Ausdruck  gekommene  und  gepflegte 
Eigentümlichkeiten  berechtigen  uns  zu  bündigen  Schltisseii  auf  gewi.Hfte  Onnid- 
züge  in  den  Anlagen  des  gros^n  Publikums,  mit  denen  die  Oicliter  reciineten. 
So  läsat  z.  B.  die  wunderbare  Gestaltung  der  Sticbomythien,  der  pikante  Reiz 
der  Amphiboliea  verbunden  mit  den  feinen  Stichen  der  tragiac^en  Ironie') 
auf  einen  hellen  und  klaren  Verstand  sdiliessan,  der  in  den  Schlag  auf 
Schlag  folgenden  licden  und  Gegenreden  Triumphe  der  inonschlichen  Denk- 
kraft erkannte  und  bewunderte,  im  sofortigen  Diirc  liscliauen  des  Dunklen  und 
Doppelsinnigen  ein  gewissea  Hochgefühl  über  seine  eigene  Einsicht  lebhaft 
empfinden  musste. 

Mit  diesen  ans  den  Tragoedien  aa  uns  sprechenden  ZQgen  halte  man  nun 
andere  Zeugnisse  zusammen.  Demoethenes,  der  sich  niemals  tum  Sehmeicbler 
seines  Volkes  erniedrigte,  hat  ihm  doch  Ol.  III,  32  das  schöne  Zeugniss  aus- 
gestellt: xnt  yi'vn'ai  nuvTUfy  vu(u  hii  TUTOi  tu  orifhH'tc.  Wwv  nocii  einen 
bedeutenden  Schritt  weiter  m  dem  erliten  und  rechten,  dem  warmen  Lebons- 
blut  der  Tragoedie,  fuhrt  uns  die  gute  Charakteristik  bei  Plutarch,  welche 
neben  diesem  chttakteristischen  Zuge  einer  andern  f&r  das  tragische  Spiel 
geradezu  wesentlichen  Eigenschaft  im  Charakter  der  Athoier  gedenkt:  praec 
rei  publ.  ger.  799  C  olw  h  U^rjrttitoy  (seil.  J^jW«*)  fvxtyr^to^  tan  .t(>o>' 
oi>yt]r.  f t*,(/ f T« t'^f r oc  rrooc  flfftr.  utTüm'  oitu)^  vnovoHV  !}  i^tfyaayi'u'Jfi 
xf  'P  ini/ictv  ßni  '/.üiii fiu.  Sind  ja  doch  gerade  in  diesen  Charakteranla^'t>n  der 
Grund  und  die  Vorbediugungen  für  die  begeisterte  Vorliebe  und  die  ver- 
etftndnissvolle  Aufnahme  dee  tragischen  Spieles  gegeben,  weldiee  9C  Öutov  xal 

Neben  dem  fktost  in  dessen  Behandlung  Euripides,  wenn  er  yon  .des 
Gcilankcns  Blässe  nicht  angekränkelt"  in  voller  Hingebung  seine  Bahn  wandelt, 
unübertroffen  dasteht,  ist  es  insbesondere  das  ."ftr '>«-,•  der  ''(jyf'i,  welches  im 
tragibchen  KonÜikt  übermächtig  hervorbrechend  einen  mü<:litigen  Widerhall  bei 
Menschen  von  solcher  Katur  finden  musste.  Ab  vor  einigen  Desennien  im 
Wiener  Burgtheatw  der  Oedipua  Tyrannus  dsa  Sophokles  in  musterhafter  Dar- 

')  Üiirüber  lesen  wir  ein  ganz  morkwiirili<;L'B  aenthfti^chcs  Verdikt  in  <li>in  Sf.holion  ui  So|)1j. 
OT*  W4.  OedipuH  gprirkt  «Saxcg  €l  toifutv  .■Jatg'i;:  ai  toiuiiai  rrrmm  oiy.  t'jitirtai  ulr  oiHtov, 
»tv^ttHai  ii  tlot  to6  ak  im!  Ei^iÜ^  aitorditt,  i  H  S«^ohI^(  »gis  ßf^P'  livfvr  avrwK 

Atmm  figde  ti  tttvilaat  ii  ^^«rpftv.  Dm  irt  jft  ein  haeiiKnitoknluch«r  Standpunkt,  wenn  ihm  die 
Bcräcküii iiti<;nri;;  Jii'iM-'i)  in  dyii'»-  to  wichtigen  Faktors  fflilerhuft  und  TerwnrfliHi  prsclieilit.  DiiroliuiH 
liorethtiK«  wiü  uns  hingegen  »rm-hcintn.  wenn  t-ine  Sfimmn  nun  ilciii«i_-lt"Mi  I,i>(rir  »iiU  kr.iftif,'  und 
entschieden  anwprirht  g«g«n  die  collegia  rhetorira  der  KuripideirK-lj.-ti  'i"ni^'o>jdie,  wli  h"-  dum  Volk  vun 
dieaen  Frikchten  viel  tu  viel  zu  nuchen  gab.  KOrzer  uml  bener  kiuin  uuin  diwa  Fehler  nicht  treffen, 
•b  mit  dam  klMrivdiea  Aiudnwk,  w«ldi«ii  «ir  im  BeboL  M  Trokd.  6Sft  leten:  «Mia^'oerw  tk  t&  v^^/ia 


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72 


atellaiig  vorgeführt  wurde,  da  wuren  die  berafeiutea  und  angesehenstaii  Kritiker, 

soweit  auch  sonst  iliiii  IMeimmgen  auseinandergingen,  über  den  einen  Punkt 
einig:  dass  eine  üuiche  Gestaltung  der  Leidenschaft  nach  Sophokles  nicht  mehr 
geschaffen,  eine  solche  Sprache  der  Leidenschaft  nach  Sophokles  nicht  mehr 
gehört  worden  sei.  Und  richtig:  nach  dieeer  Seite  steht  der  wxolos  Sophokles 
einng  und  unübertroffen  da.  Und  am  höchsten  in  unserem  Stücke.  Daaa  eine 
so  gewaltig  erregte  Scene  wie  die  Teiresiascene  noch  übertroffen  werden  könnte 
durch  die  folüfende.  wo  der  Sturm  noch  ganz  anders  «nd  noch  wilder  braust, 
sollte  man  nicht  iür  möglich  halten.  Und  doch  iöt  aie  dem  Dichter  m  unver- 
gleichlicher Weise  gelungen.  Also  besass  und  übte  der  grosse  Tragiker  diejenige 
Tirtnoee  Nacfaahmungt«  und  Gestaltungskraft,  auf  wdlehe  Aristoteles  in  seinffir 
Poetik  capv  XVII  1456*  30  £  einen  so  hohm  Vert  legt. 

Mit  bewnsster  Absicht  verzichten  wir  hier  auf  tlie  Anführung  der 
trivialen  Tlieateranokdoten,  welche  bei  der  Behandlung  unseres  Gegenstandes 
in  der  Regel  zar  Beleuchtung  des  ein«i  oder  andern  Zuges  im  Charakter  des 
grossen  athenischen  PubUknnw  angefahrt  werden;  denn  ahgesehm  von  der 
heiklen  Frage  der  Zuverlässigkeit  verlieren  sie  sich  zu  sehr  ins  Einzelne  und 
bieten  auch  an  «ich  dtii  bereits  hervnrgeliobenen  grossen  Zügt^n  gegenüber  viel 
zu  wenig.  Lohnender  dürfte  &a  viehiiehr  äem,  einmal  in  dietieui  Zuäämmenhang 
einigen  Aeusserungeu  des  Aristoteles  in  der  Poetik  näher  zu  treten  und  sie 
mit  aller  Vorsiebt  ffir  unsere  Frage  auszonfltxen.  Selbst  wenn  die  mannig- 
faltigen Stimmen,  die  heute  aus  den  Eomoedien  des  Aristophanes  und  ans  den 
Bruchstücken  der  andern  Komiker  vernehmlich  zu  uns  sprechen,  schweigen 
würden,')  einen  Zug  dürfen  wir  als  in  allen  Hegtonen  dieses  lebhaften,  reg- 
samen, aber  auch  am  Alten  rasch  übersättigten  Volke«  als  im  hohen  Grade 
vorbanden  annehmen.  Das  ist  der  Zug  nach  Abwechselung  und  Neuheit,  nach 
Originalität  auch  auf  diesem  Gebiete,  wie  er  festgelegt  ist  dnrch  Aristoteles 
in  iler  l'oet.  cap.  24  1495'*  31  ro  yag  oftoioy  rttxv  nUi^oöy  txmjtiuv  noul  zag 

Wenn  schou  an  sich  der  ^fangel  an  Abwechselung  die  Tragoi^ilie  in 
Nachteil  setzte  gegen  das  hier  weniger  gebundene  und  freier  sich  bewegende 


')  Den  MbSifttes  Auidnick  hat  der  Raf  nach  Neuheit  and  Originalititt  nelhndeo  in  den  Worten 
dca  Kanikcta  Antiphan«  II  p.  2i  fr.  SO  X. 

tr  temrvr  iyx"'$1l**t        toifi^^  ^, 

er,  anch  Thnkrd.  1, 71. 


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4 


73 

Epos,')  so  mimten  inebeeonder«  die  Nachfolger  der  gronea  tregknhen  Tria«, 

durch  wflclie  doch  auch  gc  hon  mannigfaltige  Formen  in  Anwendung  gebracht 
unil  d;idur("li  iiuch  mit  der  Zeit  verbraucht  wordfin  waron,  sich  dit^sem  Ruf 
nach  Nt'ulieit  und  Originalitiit  gegenüber  in  besonders  misslicher  Lage  liefindeu 
und  darum  kühn  dem  Publikum  zu  Liebe  neue  Bahnen  beschreiten.  Das  haben 
«ie  denn  Mich  mit  mehr  odw  minder  Glflck  Termdit  Knr  bei  einer  Form 
begegneten  «ie,  wie  es  eoheint,  der  geechloeeenen  Oppoiition  des  an  die  von 
Aeschylus  inul  beRondere  von  Sophoklee  festgefügte  F(Hrm  der  Tragoedie  ge- 
wdhnten  Volkes. 

Wenn  Aristoteles  dreimal  warnend  seine  Sthnme  erhebt  gegen  die  epos- 
ähnhche,  allzu  stoffreiche  Tragoedie  Poet.  1 14Ü  12  ff,,  1455''  15,  1456'  10  ff., 
10  haben  wir  es  ächer  nnt  einem  Abwege  zu  thun,  weldien  dieee  Epigonen 
einecblogen.  .Da  man  immer  wieder  auf  die  schon  oft  behandelten  Mythen 
snrückkam,  bei  denen  die  tragisch  wirksamen  Erfindungen  bereits  vorweg- 
genommen waren,  sn  es  nahe,  das  Interes.si'  des  Put>likunis.  das  man  durch 
Aiifdeckunsi;  neuer  Saiten  des  bekannten  Mythos  nicht  mehr  zu  fesseln  wusste, 
wenigstens  durch  die  Fülle  und  Mannigfaltigkeit  der  Begebenheiten,  durch  die 
ein  Drama  gleichsam  ein  ganaee  Ejkm  enohöpfen  eoUte,  wach  sn  erhalten, 
zomal  die  ehemale  beliebte  trilogiiohe  Auaeinanderlegmig  eines  Mythos  in  drei 
selbstftndige  nnd  doch  verbundene  Dramen  Iftngst  ausser  Oebranch  gekommen 
war."*) 

Aber  damit  hatten  die  Dichter  kein  besonderes  Glück  auf  dem  Theater: 
if  ixjiijixovair  —  sagt  Aristoteles  1456*  Ib  ff.  —  xaxvüi  dyturii^ttrTm,  i.in.  xul 
*j4ya9toy  ^ntotp  Iv  rovnu  uunu.  Hat  irgendwie  das  grosse  Publikum  bei  der 
entaehMdenden  Benrteilmig  mitgeeprochen,  eo  ist  ihm  noch  niemals  ein  glftnsen- 
derea  Zeugntv  ausgestellt  worden,  als  es  mit  diesen  Worten  geschieht^ 

^)  «ü«w  toi'*'  ix**  i^Oiit  (ÜM  £{H>»)  ti(  fUjoAoaQbtttw  Hoi  to  nitaßikklitr  lör  ixoivna  Koi 
i»«t««jlta9r  ir«ift»t(  Poet.  1. ). 

*)  Valilen,  H<>itiiipe  zu  Ari-ilfitele»  Poetik  II  p.  111.  Unter  die»em  G<-i<ii.lit.-sjioiikt  erklärt 
mid  bej^nnfl  »ich  auch  »«br  wolil  diu>  Zurück Kri.Mfeii  auf  liistorimbe  f^toffe  in  «jjätfrtT  Zeit,  worüber 
0.  Ribbpck  Kheiu.  Ifw.  80  p.  116^161  g«lund<-lt. 

*)  Wie  tarn  «niit  ancli  iminer  von  den  Aristoteliacheu  Anncbten  aber  die  T»gf)«die  denken 
oad  urt«i)eti  maff,  «in«  Stimme  Milte  et  eigentlieli  doch  nmr  geben  dber  die  in  cap.  7  a.  6  ni«denreie|rten 
Erftrteriiiij^eii  über  das  Si.ov  U!;  !  ."  .  Dua  ist  di«  grmjste  ErobTurji: ,  die  in  ib'r  'infik.  n  A- 'ik  je  ffe- 
nuuht  worden  i»t.   Wer  sivli  <  »o  recht  da.t  'V  xal  öknr  an  «em  Bau  ein»>r  .>«]iliiikii:iiM  lu  ii  Tragoedie 

iMt  aufquellra  iMiten.  an  eitietn  Kmu,  an*  dem  kaum  da«  kleinyle  .Steinrhen  obne  8<  bitdigung  des  (mn/eii 
beimiafienonimen  werden  kann,  und  daneben  auch  fähig  iet  mm  iUickacbluH  auf  die  Ueutetikrafl,  w«lcbe 
dieee  Üehat*  VoUendnng  geecbaffini.  der  wird  rieh  inniir  und  bendidi  frenen,  wenn  die  AlenodTinieeiicii 
Kritiker  nach  die.ser  Seite  ein  Paktiere»  nicht  /uliesnen,  die  Linien  vielmehr  scharf  z/.ij^en  -  -  nnd  jede 
Abweiebung  ron  ihr  al«  einen  Pebler  und  eine  .■iihido  goi;cu  die  einmiU  fur  iJle  Zeiten  kuiiunisierte  Form 
bezeichneten.  Durum  kann  das  Urteil  über  die  riioenilinin  dflS  Ellri|lidetf  8chol.  «mL  Schwarte  I,  p.  S49 
Abb.  d.  L  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiek  XXII.  Bd.  I.  Abtb.  10 


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74 


Hingegen  fanden  dieselben  Dichter')  Gnade  in  den  Angen  des  Publi- 

kmns  mit  einer  ganz  amlern  und  neuen  Gestaltung  der  Tragoedie,  welche 
allnrtlings  nicht  mehr  nuf  .ler  von  Aristoteles  geforderten  Höhe  stand,  dip  uns 
aber  einen  hochinteressanten  Emblick,  wenn  auch  nicht  in  den  litterariscü- 
aesthetischen  Bildungsstand,  so  doch  in  den  sittlichen  Geist  und  die  sitt- 
lichen Anechaanngen  dee  Gesamtpnblikatne  geetattet>  welche  daeeelbe  ine 
Theater  mitbrachte.  Wir  dürfen  dieee  Seite  um  so  unbedenklicher  in  unser 
Thema  liereinziehen,  als  wir  daraus  mit  voller  Klarheit  erkennen,  daes  bei 
dif»s<^m  Purilikum  >li''  litt(Tariw';h-;ip<?»hf>tische  Instanz  nicht  immer  die  einzige 
und  Aubhclilag  ^^eluMidc  war,  sondern  dass  in  dieser  Voiktüseele  noch  ein  ganz 
anderes  Gefühl  lebendig  war,  das  mächtig  nach  Befriedigung  rief  und  für  die- 
selbe seine  Dankbarkeit  beseugte.  Wenn  dime  Dichter  auch  kein  Glflck  hatten 
bei  dena  Publikum  mit  ihren  von  Stoif  überladenen  Tragoedien,  so  kamen  sie 
doch  bei  ihren  Peripetien  und  einfachen  Handlungen  zum  Ziel  und  zwar  in 
geradezu  wundorbarfr  Wfisp,  wenn  sie  dem  Verlangen  r\m  Publikums  llech- 
nung  trugen.  Das  geschieht,  wenn  in  ihren  Stücken  der  Kluge,  aber  Böse  ge- 
täuscht wird  wie  Sisypbus  und  wenn  der  Tapfere,  aber  Ungerechte  unterliegt 
Da  ist  eine  leidvolie  Handlung  vorhanden,  welche  sugleich  das  Gerechtigkeits- 
gefühl befriedigt  Das  scheint  der  Sinn  der  schwierigen  Worte  bei  Aristoteles 
Poet.  1456*  19  ff.-)  Das  ist  eine  ganz  andere  Tragoedienform,  als  diejenige, 
wie  sie  von  dem  Philosophen  Kap.  13  bestimmt  \»t.  eine  Fr>nn .  die  ein  sehr 
weiter  Abstand  von  der  ersteren  trennt.  Von  allen  Erklaiüni  der  Schrift  ist 
ihr  Vahlen  so  ziemlich  allein  gerecht  geworden  Beiträge  H  p.  116:  Jener 
UmstuTS  eines  mit  gerätigen  VorsQgen  (ao^)  und  sittlicher  Tacfatigkeit  (dy-' 
if^tios  Kap.  15)  ausgerüsteten  Mannes  erscheint  darum  nicht  als  unverdienti 
weil  jenen  Eigenschaften  Bosheit  und  Ungerechtigkeit  beigesellt  sind.  .Aristoteles 
hatte  (Knp.  LS)  bei  der  von  ihm  als  die  tragisch  wirknaniste  a««'f^e7;cichncff'n 
Kompositionsform  eine  afta(ffta,  und  zwar  eine  folgenschwere,  als  Motiv  des 
aber  den  ritükdi  Gntm  hereinbrachenden  Ungemachs  gefordert,  allein  wir 

rü  Aijntti't  intt  ft'tv  inK  iiürfrixati  oyfnt  tf^rt  »W  xai  .7aoa.7/i;or#j;i<irfXoV '  i]  rr  fi.TÖ  itTtv  irtytior'Avzty^vt^ 

iftiayttvoa  iu:n<K  "»'ä  *Viri  dtitinutui.  Kai  (ö)  r.nirt-Tf^vrio;  JL'ifrfi><r}%  t>t*(Vi-üv  ffft^a  Taoaj'iVf rai.  o  ^.li  :ir}ot 
fUt' tfi^  di"ifnj^oi'  if  t  yaAi  riiurrti  (MlM«t't  ;T(i<>or'j<fKi.T i«i  Aiii  x/k/;v  iimI' ilerjenig«;  bekillilpf"'»,  «ler  *i<'li  llii'llt 

m  dieaem  hohen  ätandpunkt  ei|ipOrg«rung<en  hat  od«r  in  der  Tragikerexege»«  aberhaupt  keinen  hftt.  Wir 
«ogen  (l«in  gegenOber:  Hoch  dtM  attiicbe  Publikmn.  wenn  et  foi'x«»        dm  Agathon  diirehfkU«ii  Htm. 

•)  UiiH«  der  EinfuU  von  Hi'iii»iu«  für  nio/iii<»iai  il>'ii  Siiijfular  /n  -i  lirfilioii  I  '  Aii- 

»■inamlfrjift/'.nnjt  allein  nuf  ilrii  Agiilhon  zu  l>czich<  n,  ifujUL  vurfrlilt  ii-t .  ■•rkeriiit  utiiii  unu li>.h  it.iiiiut. 
iiAfi  in  »liesein  Fall»'  Ariiitotde«  gieirh  «Urauf  Z.  21  omnOglicb  j'e'-L'Lri'.'K"'M  Imtt'-  rnn  dl  torm  rix4t, 
«i*.-u(l  'AjdOwv  ii4yu,  aoodara  nch  aictieriich  einer  luidem  veaigvr  nachdrllcklicben  WenUiuig  li«di«D(  h&lte 

*)  Im  GroiKii  UDd  Gwiwn  folg«  ich  hier  d«r  Auflhiaiuig  Vakl«na  in  Minen  BoittSgiSB  II 
1».  \a  g.  und  ndit.» 


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75 


fanden  dort,  dass  diese  f'/fffon«  in  sichtlichem  Abetand  von  der  thtixin  und 
.^o^'^/(>lV/  entfernt  blieb  und  liass  sie  eben  il;irniti,  wälirond  sie  das  Ungoiiuuh 
begründet,  doch  den  Lciduiideii  nicht  ziiiu  Hiisewicht  stempelt,  sondern,  ihn 
als  einen  dydito^  dvnu^yüw  darstellend,  unser  Mitleid  uuichtijr  anregt"  Aber 
diese  «weite  der  ersten  g^^flber  weniger  intime  und  kompii/iwte  Gestaltung 
liegt  nun  einmal  dem  natttrlichen  und  einfachen  Volkeempfinden  nSher,  und 
man  erkennt  daraus  in  einer  jeden  Zweifel  ausschliessen^t^ii  Weise:  die  wvj^a- 
ytayia  \m  Sinne  des  ^apsthetis:r!ien  Behagens"  wird  in  den  Hintergrund  ge- 
drängt und  überwaltiirt  von  einem  andern  Gefühle,  das  grossgezogen  in  der 
Schule  des  Lebens  nur  zu  leicht  dazu  kounut,  der  Bühne  eine  ähnliche  Auf- 
gabe ausnmuten,  wie  dem  Tribunal.  Mächtiger  als  die  biexatiachen  Stimmungen, 
welche  aus  den  Tragoedien  dee  Aesehylus  an  die  Herzen  der  Zuechauer 
schlugen,  inu!$s  gleich  von  allem  Anfang  an  dieses  Gefühl  der  ausgleichenden 
Gerechtigkeit  tyr-wesen  pein,  ttnd  e«  wind  gewiss  nicht  die  Epigonen  allein  ge- 
wesen, welche  deuitielben  Keclinung  trugen.  Hat  ja  doch  dieaer  Koinyinsitions- 
forui  eine  allerdings  von  Aristoteles  verworfene  aesthetische  Theorie  dou  Priuiat 
anerkannt  Poei  1458*30.  Sie  hat  den  Bei&ll  des  grossen  Stagiriten  nicht 
gefunden,  der  sich  Tielmehr  a.  a»  0.  also  auespricht:  «Kur  die  sweite  Stelle 
gebohrt  der  von  manchen  zum  ersten  Rang  «rhobenen  Kompositionsform, 
welche,  wie  die  Odyssee,  eine  Doppelkomposition  und  einen  en(!7e<;pngesefztpn 
Ausgang  für  die  Guten  und  Schlechten  in  sich  schliesst.  Ihre  Bevorzugung 
verdankt  sie  der  Gefühlsschwäche  des  Theaterpublikuius;  denn  die  Dichter 
bequemen  sich  hierin  den  Zuschauem  an  und  trachten  ihnen  alles  Peinliche 
an  eiqiaTan.*  Zweifellos  ist  die  Wirkung  der  ersteren  Form  eine  grössere  und 
sicherlich  eine  nachhaltigere,  nnd  hier  bat  Euripides  richtig  gesehen  und  richtig 
iresrriflFen.  Aber,  wenn  nicht  vorhanden,  wiirdpn  wir  doch  ungern  diesen,  bei- 
nahe hatte  ich  gesagt,  etwas  nüchternen,  last  pro^aisclien  Zug  bei  den  athe- 
nischen Zuschauern  vermissen ,  von  dem  die  grossen  Massen  des  modernen 
Theaterpablikums  sich  vielfach  nicht  bloss  massgebend  beeinflusst,  sondern 
vollstindig  beherrscht  seigen. 

Diese  Beobachtung  lässt  uns  auch  nicht  stillschweigend  vorübergehen 
an  eiiKTii  iutoi  <  ssantin  Kapitel  der  Poetik,  nämlich  an  Kap.  XXV,  in  welchem 
die  verschiedenen  f.iittiii]uaTa  gegen  die  Dichter  und  ihre  Produkte  eine  um- 
fassende und  ausgezeichnete  Darstellung  gefunden  haben.  Aber  eine  eingehende 
BehandluQg  und  Berttcksichtiguug  der  dort  niedergelegten  Urtdle  verbietet  die 
einfache  EbrwAgung,  dass  so  ziemlich  in  allen  nicht  die  Stimme  des  grossen 
Publikums  zum  Ausdruck  kommt,  sondern  die  Stimmen  von  Kritikern,  die  in 
ganz  andern  Kreisen  su  suchen  sind.   Halt  machen  müssen  wir  dagegen  und 


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76 


etwas  länger  verweilen  bei  einer  Instanz,  die  Aristoteles  in  seiner  Rekapitula- 
tion 1461'' 25  kurz  in  den  Ausdruck  w>:  :i'f.<(ßtf}cl  zusammengefnsst  hat,  worin 
maa  nur  die  sittliche  Schädigung  der  Massen  herauslesen  kann. 

Zunächst  werden  \s'ohl  die  mehr  oder  minder  gefahrlichen  und  kühnen 
Worte  auä  dem  Zu^amtiienhang  herau8gerisaen  und  damit  direr  eigentlichen 
Besieluiiig  nnd  richtigen  Beurteilung  beraubt  Anstoea  in  den  eogenannteu  ge- 
bildeten Ereimii  erregt  bftben.  Wir  lernen  heute,  wenn  wir  aelbvfeverst&ndlich 
von  der  Kritik  der  Göttergestaltungen  und  der  des  Aristophnnes  absehen,  als 
den  ersten  Vertreter  des  frommen  liildunp^philisteriums  den  Isokratesschüler 
Kephisodor  kennen,  von  dem  uns  Athen.  122''  berichtet:  hT^(fiaw^u){nt^  yoOi' 
o  '/aoxffäjov^  ToC  (ir^iofjui  jiiafhjt]^  ty  t(ü  tfiinp  jiHy  .t(ju^  'A^iOTuiiu^v  i.fyfi,  ort 
tis  &y  <Äffo  rdlr  ttihoy  ntutfrtSy  xai  aotptOKÜy  IV  ^  ^vo  yoOy  Ttoyti^üi  (im 
ritUicben  Sinn)  d^tjfiim  ....  EiH^tnittf}  ts  ro  x^k  ylmttay  d/tatfioxfvat  ^vm 
(Hippol.  €12)  »ttl  So(poxXtt  th  Iv  Al^io^iv  A^4vw  (fr.  26 

Toiai  rd  Tin  noi  v^(«V,•  rt  ;<ov  jiue 

t.iyio,  ov  (P  ai'Ttt^  itHf.-jty  ttl  n<nf<n  tu  uh' 
^tixuC  tnalvn,  tuC       xffiiSaii'nv  fy/w. 

xai  (i'iXa/ov  (T*  o  uvto^  ufti  (Electra  61)  ut<iyn'  ni'tn  t\ijnu  nvf  xfiK^n  xaxw. 
Wir  sehen,  der  Mann  ist  noch  gnädig  und  beschränkt  sich  auf  Weniges. 

Gewiss  sind  ähnliche  Stimmen  schon  frühpr  laut  geworden  nnd  sie 
waren  sicher  nicht  verstummt,  als  Aristoteles  seine  Poetik  schrieb,  in  welcher 
dieselben  eine  gründliche  und  mau  sollte  ineinea  für  alle  2<eiten  ausreichende 
Abfertigung  gefunden  haben.   Es  sind  wahrhaft  goldene  Worte,  womit  in 

geradezu  dogmatischer  Weise  die  Dichter  gegen  den  Eifer  und  UnTeirstand 
dieser  Vertreter  der  Sittlichkeit  gerechtfertigt  und  in  Schutz  genommen  werden 
cap.  25  1461*  15  7in>l  <tt  luC  xaitVk:  )•  ttr;  xa't.vi^  finrjtai  riri  tj  n  t:t  {tnx  i  <ti , 
ov  fiüruy  axf.Tif'oy  il^  avtu  to  mn{iayuH'ui'  t'i^jt^nn m'  /ihnoyra,  tl  n.iin  A((l<iy 
1}  tpetvloy,  dHa  xai  flg  joy  nfiaxxwra  i]  Ityoytu  .i(^u^  uy  fj  uit      mio  ^  ob 

Der  Schritt  aus  diesen  engeren  Kreisen  der  Gebildeten  zu  den  breiten 
Schidatan  des  Volkes  ist  uns  leicht  gemacht,  wenn  wir  gewissen  Nachrichten 
Glauben  schenken,  welche  uns  von  einer  lebhaften  Lodignatioii  und  einer  nach- 
drücklichen Einsprache  des  ganaen  Volkes  gegen  die  in  dieser  Richtung  an- 

stö«sif!^en  Worte  und  Vorgänge  auf  der  athenischen  Bfibne  zu  berichten  wissen. 
So  wiiiisä  uns  Seneca  zu  erzählen  Epist^  115,14:  nec  apud  Graecos  tragicos 
desunt,  c^ui  lucro  iunoceutiam  salutem  opinionem  nmtent  — 


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77 


peeunia  iogens  gwiertt  hninani  bonnm, 

cui  non  volupfas  matris  aut  hlaiulae  poteat 
par  esse  prolis,  non  sacer  iiieritis  jiarens. 
tarn  dulce  siquid  Veneria  in  vultu  nncat, 

ni«rito  ilU  amorea  eoatitnm  aiqae  hominum  movei  (cf.  fr.  Bur.  324  N^) 
cnm  hi  noTnrimi  venus  in  tragoedi*  Euripidis  proountiati  «esent,  totiu  populus 
ad  eiiciendum  et  actorem  et  Carmen  oomnirexit  uno  impeta,  donec  Enripid«« 
in  medium  ipee  prosiluit  peten><  tit  (>xHpectarent  viderentque,  (jueiu  admiratori 
aori  exitum  pararet    Dabat  in  illa  fabula  poenas  ßelleropliontes. 

Und  Plutarch  berichtet  uns  Amator  c.  13,  4  756  C  axovus-  i^t  J^wotr 

Xfv>;  (ttons  i>  Xtv^,)  "t?  yüy  <i'<^tt  }.6yo) 
fintAttßmy  «J*  /^o^y  (?)  SUay  ij'f.ht^f  xw  ari^oy  w»-  rvy  ytyifanxat 

Ztvs,  WS  i&aerat       dlti^tias  vnoj 
Audi  De  andiendie .  poetis  19  E  böran  wir  von  demselbein  Ei^nUttie 

Aber  man  wird  Nauck  nur  betBtimmen  können,  wenn  er  diesen  und 
ähiilic}n'n  Nachrichten  mit  berechtigtem  Misstrauen  begegnet  und  dabei  auf 
die  lehren  Fabeleien  hinweist,  die  man  später  von  einzelnen  Stücken  des  Euri- 
pides  erzählte,  ist  eä  duck  bezeiclmeud  genug,  dass  es  nur  Plutarch  ist, 
Plntarch,  der  dureh  die  Philoeophie  f&r  jede  richtige  AnfHasanng  und  Wflrdi> 
gong  der  Poene  gründlich  komunpiert  worden  war,  der  one  dieee  Geeehichten 
auftischt.  Weiss  uns  doch  derselbe  auch  die  folgende  Anekdote  zu  erzählen 
Ibid.  33  C  von  j^ntisthenos:  r(n  >;  'A{yr,vaiov~:  \'^i<n'  'hmt  ßt/myTit^  iy  tv)  {ff{'tT{tO) 
,Ti  ulayjHiy  tt  ^ti)  touji  /{twtitvni^  (^o/.fi"  ujt{fttji(tt.kuiy  tvf^v-i  „uhi^fjoy  ro 
y'  alaxif^,  xuy  duxfl  xüy  fir^  doxd."  Ueber  den  Wert  derselben  lässt  die  Dou- 
Uette  bei  Stob.  Flor.  82  kaum  einen  Zweifel:  Vj&^nidi^  tiuJoxifinatr  iy 
Btatgtp  tlntoy  ä*izlaxgo»  &y  ftij  tm^  ye  j|;(»(o/<tV(tf£  cW/)".  xai  u  fTlauoy 
friv/wy  avtiü   ,(u  Evf^idtlt  ft^,   ^«tlox^  TO      alax^t  ^^fi  t*^ 

äoMfi'  (fr.  ISN«). 

Aber  gerade  mit  der  Leberlieferung  iu  dieser  Form  gewinnen  wir  einen 
Weg,  uui  über  die  Reaktion  von  selten  des  grossen  Publikums  klai*  zu  werden. 
Dieselbe  ist  sicherlich  ^cht  erfolgt  in  dem  Sinne,  wie  die  von  Plutarcb  mit- 
geteilte Anekdote  one  glauben  machen  könnte,  sondern,  wenn  wir  dem  Stobaeus 
glauben  dürfen,  im  umgekehrten.  Darnach  hat  das  Publikum  beim  Anhören 
dee  viel  getadelten  Veraea  aufgejubelt  {(vdoxijnjaty)j  und  man  wird  am  Ende 


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78 


,^'.{ivßt](jat'tay  gestützt  auf  die  oben  p.  29  Antn.  1  angeführte  Stelle  de?  Aristo- 
teles auch  in  diesem  Sinne  uiaffnsscTi  müssen.  Das  liisst  sich  vipI  ehpr  bei;iviten 
uud  scheint  uns  für  diö  Pbyaiogiiuui»!  uitjser  Mas&e,  wie  wir  sie  z.  B.  in  den 
Gerichtssälen  kennen  gelernt  haben,  viel  wahrscheinlicher  als  das  Gegenteil. 

Und  hierin  lag  die  wirkli<^  nicht  sn  untenehfttzende  Gefahr.  Das 
grome  Pttblikum  stand  ateherlich  nicht  anf  der  Höbe,  von  der  aus  die  in  den 
oben  S.  76  citierten  Worten  des  Aristotelee  niedergelegte  richtige  Beurteilung 
von  Worten  utnl  Handlungen  der  atriprenden  Personen  \vm  von  »elhst  siel! 
ergab.  Int  (»egenteil  solche  kuhue  Satze,  wie  die  aus  liippolytus ')  und  dem 
Aeolus  (fr.  IS),  die  konnten  bald  sehr  leicht  einen  gefahrlichen  Kurs  bekommen 
im  bflrgerUchen  Leben  und  im  b<icb8ten  Grade  Bohidlioh  anf  das  sittliche  Be- 
wuastnin  einwirken.  Von  dieser  Seite  betrachtet  kann  man  sehr  wohl  die 
drastische  Polemik  des  Aristophanes  in  den  Fröschen  1470  ff.  geraile  gegen 
diese  beiden  Sentenzen  begreifen,  begreifen  auch  trotz  der  glänzenden  Recht- 
fertigung des  Euripides,  wenn  ein  einiaciier  Bürger  Hygiainon  in  einem  Pro- 
ssesse mit  dem  Dichter  diesem  den  Vers  aus  Hippoljtus  als  eine  Asetne  ror^ 
rfieken  kann  Arist.  Rbet.  III,  15  1416*28. 

Wenn  wir  nun  zui-  KmiKtedie  iiihei';:;fhen,  um  aus  ihren  Darbietungen 
einen  ivückKcliluss  auf  den  litteraruschen  Btidungsstand  des  Theaterpublikums 
zu  machen,  so  vKre  ee  wohl  das  Kinfachste,  die  Diditer  über  ihr  Publikum  au 
verhören;  denn  dieselben  haben  mit  ihrem  Urteil  nicht  «nröckgehalten  und 
lobende  wie  tadelnde  Verdikte  über  das  geistige  Vermögen  desselben  abgegeben. 
Es  sei  hier  nur  erinnert  an  Equit.  233 

TO  yt}(J  i'/taifjoy  tlt^ior 

Nub.  522  Ran.  677  Krattn.  fr.  323  Plate  fr.  90,  sowie  an  Vesp.  1049,  Kratiu. 
fr.  829  347  Alex.  II  p.  S83  fr.  237  Telekl.  fr.  4  K.  erinnert.  Dieselben  sind  aber 
ohne  jede  Bedeutung  für  uns,  da  ihnen  der  Wert  eines  obje]<tiveii  Urteils  nicht 

zugesprochen  werden  kann.  Sie  sind  entweder  'j:air/,  leere  Komplimente  zu  Kapti- 
vierung  der  Zuschauer  gemacht  wie  oben  S.  61  ff.  oder  Ausflüsse  momrntaner 
Stimmung  oder  bosser  gesagt  Verstimmung  nach  unerwarteten  Misserfolgen. 

>}  ttewiM  leigt  eine  wiche  Au«d«atinig  md  Bentttnmg  der  Worte  de»  Bii^iiolytiu  von  der 
ftllerffrOielen  OberSAeUiebkeit  und  I>reistif;kei( ,  welohs  Ober  die  Torliegende  Sitmticni  und  daa  nAcbtte 

Wort  nii'lit  liitiau«.-<i>'lit  Mii'l  ilt-tii  ^{unz'jn  Zii^umiiu-nliiitiK' frciwillijf  i«i-inij  AnKi'ii  vr.T«' lilifs<t.  l>a>  licK»"'!!«'!! 
Jitsifr  in  der  ej«!»-!!  uufwalloinU'ii  L.-M.  nsi  liaft  i:i  -(:.i-oi  li'-ricii  iiml  •liinniH  liiiiliiiifjlit  h  vfMi>.'i  htfert))^l';'n 
Warte  (cf.  in  denelben  Sceoe  V.  •>.'•<;  tT.)  sri/t  ja  []>|i)H<lvtiH  m  >li>'  ThaAntu,  und  «laijuif  beruht  ja  dt-r 
gnne  Bnu  unierw  Dnuniw.  Alto  «Ondigt  uicht  £uripid««,  «oiideni  dM^ublikom!  Aber  es  aandigt. 
Euripides  batt«  «ich  nie  znm  Verkündigen  einer  tolehen  Moral  herabgelaMen.  Sielten  lie«t  inikn  eine 

'!>  %t.TniitirriL''-  ^;ic!'.U<:lii.'  I!  ■iiHTkuni,'  bi  i  V;ilki-!iti>'r.  vd--  dii'  fol'/cml.'  zu  V.  (il'J  ,l*rfit'trr<'a,  uf  fmiit  tum 
luMi«»  Athi^uivutiuui,  veruri  lifbufrut  Twgicu*,  ue  ipM,  <juu»  oUcrai,  >y(.-uph»iiUe  ritbulaeque  fm-ciMai» 
bnc  aententiii  tm  «aepin»  xbulerentur.'* 


Üicjilizeü  by  i^OO^^k 


79 


Da  nun.  dieser  Weg  i^r  um  nicht  gangbar  ist,  so  müsaen  wir  schon 

die  Komoedien  aribst  und  aas  diesen  wieder  eine  beatimmte  Klasse  derselbeii 
sprechen  lassen  nnd  aas  ihren  Worten  und  Darbietungen  unsere  Schiässe  auf 
das  Publikum  ziehen. 

Auch  die  Komoedie  hat  die&on  ii'auuaxuum  Otaiai  nicht  iiuiiier  Alltags- 
kost  geboten,  sondern  ganz  abgesehen  von  den  Pambasen,  in  welchen  teilweise 
in  vollem  Ernste  und  in  ausftkhrlioher  Weise  gans  intime  Fragen  der  Litteratur, 
spezioll  der  Komoedie  er6rtert  wct  iL  n,  hat  die  gamte  litterarische  Bewegung  der 
Zfit  <50  miichfif;  auf  die  komischen  Dichter  einefewirkt.  iLis;^  sin  üllpti  Ausströ- 
mungen derselben  nachgingen  und  ihre«  Temienzen  entHj>rechend  Zerrbilder  (ier- 
selben  dem  Publikum  vorführten.  So  Kratiu:  Iv^/t/o/o/ (?)  /Zt/tV/, Aristo- 
p  h  a  ne  s :  Nub.  (Acbamer)  —  Theemophoriasnsen  —  Ran.  —  Gerytades  —  sioi^pis 
—  n(/oayt&p\  Ameipsias:  Konnos  —  Sappho;  Phry nichos:  Konnoe —  Movoai 
(405  mit  Ran.)  —  Tfayt^ci  9  dntlfv&iffoii  Strattis:  Kallipidea -~  Kinesias; 
Piaton:  y/i'yuii'h^-  r  nuiiiTdi — fTiutji^^  —  SKftal  —  ^infmn'i\  Pherekrates: 
k{Htiiii:iat.»i  —  (  heiron;  Eupo Iis und  /\o/.uxf^;  Te  1  ekle  1  des: 
(In  der  neueren  Komoedie:  Lakydeü,  cf.  Hirxel,  Herrn.  18,  1 — IG.) 

Welche  Zumutungen  nun  von  allen  diesen  Dichtern  an  das  Auffassungs- 
vermdgen  ihres  Publikums  gestellt  wurden,  können  wir  nur  aus  den  erhaltenen 
Stücken  des  Äristoplianes  beurteilen.  Die  andern  sind  uns  alle  verloren  ge- 
gangen. Den  grösstfii  Verlust  bedeuten  für  nns  wolil  die  Stücke  des  Phrynichns. 
Dieser  feine  und  hociiinteressante  Komiker  schemt  sogar  I)e98er  als  Aristophanes 
das  Problem  im  Agou  gestellt  zu  habeu,  indem  er  nur  den  Sophokles  und 
Euripides  certieren  liess. 

Das  Greifen  and  Vorfahren  dieser  Stücke  verbürgt  uns  einmal  die 
unzweifelhafte  und  sichere  Thatsache,  das-s  ein  weitgehendes  Interesse  für 
derii^lpiehen  Stoffe  in  den  weiten  und  weitesten  Kreisen  des  Volkes  vorhanden 
gewesen  sein  muss ;  denn  der  G^anke  ist  gleich  von  vornherein  ausgeschlossen^ 
dasB  bei  Inangri&ahme  solcher  Probleme  die  Dichter  nur  die  hohen  und 
höchsten  Regionen  der  Gebildeten  im  Auge  gehabt  hatten.  Das  wäre  ein  ganz 
unverzeihliches  und  sich  bitter  rftcbendes  Vergreifen  gewesen.  Waren  nun  aber 
diese  Stoffe  populär,  so  verlangten  sie  ferner  von  dem  Dichter,  wenn  er 
damit  durchschlnc^enden  Erfolg  bei  der  Hasse  erringen  wollte,  auch  eine 
populäre  Behandlung. 

Wie  Aristophanes  in  den  EVöschen  sich  diese  Aufgabe  zurecht  legte  und 
durchf&hrte,  ist  teilweise  bereits  oben  S.  52  mit  Aam.  1  und  61  ff.  dargelegt 
worden.  Es  wurde  ferner  schon  früher  darauf  hingewiesen,  dass  er  so  ehr- 
lich war,  SU  gestehen,  in  den  Wolken  den  richtigen  Ton  nicht  getroffen  zu 


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80 


haben  S.  8  ff.  Wir  können  aber  aus  diesen  Komoedien  noch  eine  andere  wicb- 

tige  BooliachttjnGf  r^'pwinnpn,  die  uns  l^ekannt  macht  mit  einfr  andern  Seite 
dee  attisolieii  Volksrharakters,  der  wir  bisher  noch  nicht  naher  gotreten  wind. 

Neben  dem  hellen  und  klaren  Verstand,  welcher  im  raachen  Lösen  der 
Aufgaben,  wie  sie  die  Tragoedie  stellt,  Triumphe  feiert  (vgl.  oben  8. 71  ft)^  neb«! 
der  EVeode  an  reizenden  Harmlosigkeiten  ^  wie  sie  der  ganae  erate  Teil  der 
Frde^e  in  Hülle  und  Falle  bietet,  —  gewahren  \vir  oincn  immer  und  immer 
und  übermächtig  hervorbrechenden  Zug  von  derber  Urwüchsigkeit  und 
unerhörter,  unf^eschliffcncr.  ahstossen fl er  Rohheit. 

Diesem  Zuge  hüben  die  Tragiker  eiiiiguiasäen  Ivüclmuug  getragen  in 
ihren  Satyrspieleu  —  aber  die  volle  und  saftige  Befriedigung  desselben  haben 
die  Komiker  alle,  ohne  Ausnahme,  als  ihre  Domine  betrachtet! 

Wenn  es  nur  wahr  wftre,  «ras  Aristophanes  dfters  so  laut  von  sidi  rühmt 
in  den  Parabaaen  Nub.  536, 545  Paz.  740  oder  Nub.  295  und  Ban.  2 
ti.iiu  Ti  xdiv  f}u)9uTun\  w  (Manora, 

ty*  «>*s'  yfl^nciy  Ol  l^n'»at%'nt  etc., 

d;i«s  er  dfin  rohen  Ton  und  den  zotigen  Witzen  in  der  Komocdie  ein  Ende 
gemacht  habe.  Dazu  hätte  er  ja  in  den  höheren  Aufgaben,  wie  sie  die  Wolken 
und  die  Frfieoha  botm,  rnchÜdi  Gelegenheit  gehabt!  Damit  hatte  er  aber 
einfoch  dem  ausgelassenen  lustig«!  Spiel  die  Wursdn  und  den  Boden  abge- 
grraben,  es  wäre  damit  einfach  vernichtet  gewesen.  Also  sind  das  nichtssagende 
und  leere  Redensarten,  (ui*  i-  aber  der  Geist  seiner  Konkurrenten  muss  auf  diesem 
Gebiete  Blüten  getrieben  liabcn.  die,  wir  sind  so  ehrlich  es  auszusprechen,  ein 
gutiger  Hiiiuiiel  zum  Uuhine  des  atiiäclieu  Volkscharakterij  uns  versagt  liat. 

Nach  den  über  diese  Sorte  von  Witzen  dti  Ythörtts  &ti6ueyot  brauchen 
wir  nicht  lange  au  suchen.  Das  sind  die  Schichten  des  niedrigen  und  nied- 
rigsten Volkes;  denen  muasten  nun  die  Komiker  alle  ohne  Ausnahme  Kon- 
zessionen machen  und  das  haben  sie  gethan,  Aristophanes  an<di  ni<^t  um  ein 
Haar  weniger,  als  seine  Vorgänger  imd  Nachfolirerf 

Aber  das  Publikum  der  Komoedie  zeigt  ein  doppeltes  Gericht:  ein- 
mal dieses  i:Ixtrem,  das  feine  Speisen  nui*  mit  solchen  Ingredienzien  goutieren 
konnte, '  daneben  das  andere  dw  fdneren  und  gebildeteren  Leute,  welche  die 
hohe  Kunst  des  Dushters  in  Erfindung,  Gestaltung,  Durohföhrung  seines  Siijets 
im  Ganzen,  wie  im  Einzelnen  voll  und  ganz  begreifen  und  würdigen  konnten. 
Aristoteles  Politik  1342*20  hat  diesen  Gegensatz  in  Betreff  der  Musik  scharf 

1)  Plato  heget.  S96C     /Ar  mfriw  r«  xAw  aftm^lt  »q/m«  ^tnt^ta,  x^raiiw  voy  ra  M'ftan 


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81 


f»4p0g,  o  <po^Tt»bs  ix  ßavavtnar  xal  S^tjTwv  »oi  Slkuiy  i  movtatv 
avyxtififvoi,  anodortov  dydiyag  xai  Bnugiaii  xai  loi^  roiomoii  7xq6<:  ayanavaiv 
und  zeigt  sich  damit  von  einer  ganz  anderen  Weitherzigkeit,  als  Piaton  mit 
der  auBgezeichnetoD  Begründung  Z.  3ö  notfl  ffioviiv  ixdorois  t6  xaiu 
^i6otv  tSxtSw. 

Eino  glaiiaeade  Bestfttigvng  dieaer  adion  aas  der  riohtigwi  Wfivdiginig 

der  gegebenen  Verhältnisse  resultierenden  Ansohanung  liefern  die  Worte  des 
Dichters  selbit^  welche  wir  Eccles.  1154  lesen: 

Toi^  aoifoii;  ah'  iiSir  aotpiUv  fttfivtifitvov»  xffiytiy  iftd. 

Wenn  ein  der  Dichter  enatandloe  «ne  addie  Sehmdnog  des  Gesdinuckee 
echon  bei  dm  fünf  Buntem,  in  derra  Hand  die  Entscheidung  liegt,  anaaprieht» 
utn  wie  viel  mehr  iet  man  berechtigt»  den  Gesclnnack  des  grossen  Publikums 
nach  den  angedeuteten  beiden  Richtungen  sich  differenzieren  zu  lassen.*) 

„Wer  vieles  brinst,  wird  manchem  etwas  bringen" 
war  auch  das  Motto  für  aie  un<i  ea  hat  vollendeten  Ausdruck  t^cfunden  in  einem 
ächönen  Fragment,  daä  unä  Athenat^uä  orhalteu  hat  X,  3,  Adüdput.  fr.  1330  K. 
aiX  mamff  iftinyov  yXwpvfMtß  noutilriy  ewaj^iuv, 

SV  äniji  rts  rovto  q>ayaiy  >;cd  .in'iy,  <&ntQ  tnßf^ 
/aifftt  ttf,  xal  axivaaia  ft^  fii'  ^  uowacijg.^ 

*)  Wenn  ck  im  Folflonden  kaiitt 

10  kuB  das  dazu  ^ehdrige  Schol.  nicht  mi(  Rutberfortl  geleNcn  werden:  ifti  {av)fiw  aiidtov  rhövxoi 
&a**^l  fytohtw  (d  «Mif^a?«  [ik\  nwr  iifirtatr,  dem  ich  weniifitaii  rinen  Ternanftigeo  Sinn  nicht 
n  «ntloeken  wa«to,  aondern  «•  niiw  dsm  Saia  nitopnebmd  gaSndert  werden:  hftt  ait^  »polnw  dji4»toe 

iom^lt  tfliairtto  tü  .toi^/tata  Siä  rüf  !;>]•;  J.tyürtiuy. 

*)  Droyi!«ii  bat  in  »einer  UebersetinnK  der  Wpapen  118!  folgemle  trefleude  Bemerkung  ge- 
uukLI:  .Eis  ist  echt  attiHoh.  wenn  der  Alt«  immer  weiter  rai:-'  iM'  rr  und  \Vi(z>>  maeht  und  sich  1llUld> 
haben  lAatt  £•  wOrde  fruchtreich  »eia,  den  fttUschen  Volkaclmniktur  «sinmnl  von  dieser  Seite  genuer 
so  TCffelgen  nnd  lieli  nieht  immer  unter  nttiaehem  Witi  nsd  nttitnher  Bildang  «o  etWM 
Debcrfeinua  nii  !  wählteä  vorzustellen.*  Suviel  man  nieht,  ifta« 'eis  d:«  alten  Philologen  von 
Alexandria  nirht  uiiti;r  dem  Ranne  diese»  Vorurteil«,  wenn  man  ihre  Betiu  tauti^.'  .tu  Nub.  aUo  liest: 
dgi/ifa  yäg  xai  (oi'x)  dnttiit  iii  rij;  xiixiojJmc  nxio/iaata.  (liin/.  di**!>clbe  Bil  1  iln---  >  r i  hen  und  iiiedri^n 
Tones  gewähren  uns  die  Redner  und  in  nllerenter  Linie  Demoathenea.  Aruttophonct«  «eignet  nicht 
fem  «Ott  der  Wixkliehlcrii,  wenn  «r  a^on  Ton  den  Radaera  «einer  Zeit  aidi  dnUa  ausfeilt  Beel.  142 

Kai  ioi6uooiftai  löa.^rg  /«.T^.Twxdrf 

Das  Scbimpflexikon  de»  groinen  Redner«  iler  Athener  wollen  wir  nicht  weiter  iu  Kuutnbuüon  setzen 
(cf.  Frohberger  ni  I.ys.  X,  201.  Aber  die  .Stelle  «(egou  Androtieu  XXII, 61  xrfnjf*  «irr.  «Aofc  TO^Taw  Aiaetor 
Abb.  d.  I.  a  d.  k.  Ak.  d.  Wist.  XXII.  Bd.  I.  Abth.  11 


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62 


^ 

Diflfle  in  der  angegebenen  Weise  stattgehabte  BorUcksichtigung  dieses 
Ek'inontps  des  Thc!itori)nblikntv8  von  •?(Mt<Mi  dt-r  komischt'n  Diclitor  üV)erliel)t 
uns  denii  auch  der  Frage,  ob  die  vox  populi  lu'i  KrttMluti^f  der  Preise  zur 
Geltung  kam;  denn  die  Absiebt  der  Einwirkung  iii  diestüii  äinne  liegt  ja  zu 
offenbar  za  Tage;  aber  fiber  die  Art  und  Weiee^  wie  sie  mdk  Geltang  ver- 
scbafit,  können  bloM  Vermatongen  anfgeetellt  werden.  So  mfinen  wir  denn 
der  bei  dem  wichtigen  Akte  der  Preisverteilung  axascblaggebenden  Faktoren, 
also  '/jin»chst  der  Richter  (xfMrat),  gedenken.  So  weisen  die  bekaouten  Worte 
Epicharms  fr.  229  Kaib. 

ninw  x^itcoi'  yov%'uat  itfhm, 
noch  mehr  aber  die  wiederholten  Apu&tiophen  der  Komiker  an  die  Riehter, 
Nab.  1115  At.  1101  Ecdee.  1164  Sopol.  fr.  323  nnd  Pherekrat.  fr.  W  K.  mw 

an  die  erste  und  wichtigste  Instanz,  deren  Fünfzahl  für  die  Konioedie  feststeht. 
Kr  ist  stillr  Voraussetzung',  dnss  die  f^owiihlten  Männer  natürlich  zu  dieser 
wichtigen  Aufgabe  vollständig  befähigt  waren!  „Man  wird  irgend  welciie  Vor- 
sorge getroffen  haben  —  bemerkt  Sauppe')  —  bei  der  Wichtigkeit,  die  man 
auf  einen  solchen  Sieg  legte,  Mtoner  m  Richtern  au  bekommen,  die  durch 
eine  etwas  höhere  Bildung  fUr  ein  solches  Urteil  einigermassen  be- 
fthigt  war«!.*  Man  wählte  —  nach  Alb.  MflUer  BA.  p.  369  —  zum  Richter- 
amte geeignete  Männer  aus!  Wir  könn^'n  nur  wünschen,  dass  dif  Mil LcHciIer 
des  Rates,  denen  zunäclist  im  Verein  luit  ileu  Choregen  die  Designierung  der 
Richter  übertragen  war,  immer  recht  glückliche  Griffe  gemacht  haben  mögen. 

luorlr  mw  MoUtalr  avi^  im  tlfr  rtOf«Qir  tavttjr,  ^  tör  /th  mr&r  Sn  mmti'  Axgwtna»  tfiüv  hß  ifl  i^fV 
Mlw        IM»  Iii  towl«»r  thv,  miü  «(NW^Kfir  mufi  t«  &««•>  ^Mj^  dt^ig*»         tSr  jifio&air,  *4)  Jie 

Cft)*  \'<j  rt/.n''       "('Z'J*  '  »VrTra ,  lör      (»uor  o*/fa  -vrti    T  ii;?;r,-t  xaxti ,  f^i^;    TT(ir<;;;   Zfi^l   uns  dfin 

Bctlni  r  mit  ilic«i  r  ScliiMeruiig  »Icr  IVraünlichki'it  volKtuHUi^;  auf  der  H^'ibe  Je.i  Kijiu<n:sii»'nloneä ; 

Wir  h^in'ti  clupsolber  Lied  von  ik'n  Kölnern  in  dt'r  Viilksr<>rsaii]inl«ing  itfi  Amioriil*'«  11,4  oli 

auiblifpaDkt  vlre  «ia  G«*etz,  wie  a  io  AMeUnei*  Bede  gegm  Thnardn»  lUacUidi  1 86  eui|^le(^ 

nht  wohl  begreiflich:   ni/i'  (IijtooniK  «Mr  ti;  '-tyi;  »'<■  ß'ivifj  tj  rr   !j  XoiS<int]tai  »"  xaxtüv  iyo- 

ofrtj  rn'ö  tj  dmHQOi'ii  !}  /«rj/jan^n'vrwr  ävrorrjxrcK;  Ifyi)  ifo/  tov  iii)  t.il  lov  ßt)fiaif>;  ij  .Ta(^axflt>>iini  'i-";/ 
läv  i.Tintäitjy  afftiutrri-i   tij^  />t*f/*;oi'(i>    tj  ßorÄt}^ .   Mvot£t:ii<ii0ar  ot  .tmtfAij'it   tttj^tjt  :rrvtij>corra  finti^fttttr 

Kail'  iieifninr  iMi'xijiiu  l:iiY(idif  ttr  luiV  xQoittti^r.  Micbt  weniger  tebhaü  »Im  mu«»  «s  in  der  ßovkii  nage* 
l^gea  fttfüi.  Da»  teige»  una  di«*e  Worte  nad  Andoc.  II,  16  1, 4S  u.  a.  0t  In  diaaen  Falle  •tilimert 
■Ogar  die  bebe  Tngoedi«  niebt  und  zeichnet  nach  il^r  WirklicLio-it.   Man  vgl.  Soph.  Aiai  108 

mit  AinUtr.  I,  K'J  .Torrow,  oi  oxixfffi'trta  Mai  Liiiouxtoi-  xhaioi ,  xioio;  6  rd/toc  W  IwJf  ^  Hvfttt! 
Cf.  V\tA9  Leg.  m\\>  If.  Rob.  P^ihlmani),  Au»  Alt.  u.  Ue»?i-iiw.  .S.  i:>\  Atim.  2. 

'J  Ber.  Ober  die  Verhandl,  der  kt$l.  uidi«.  (im.  der  Wiaa.  zu  Leipzig.  PhiloL-hittor.  Klasse. 
TILBd.  1S8S8.4. 


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83 


Sie  \verd«D'k  woU  Tentendep  haben,  wie  jener  Archon,  der  dem  Sophokles 
den  Clior  verweigerte,  zweifellos  auf  der  höchsten  Höhe  aestlietisrher  Bililting 
stautl.  Scliaiie,  daBS  der  Altmeister  Kratinos  bei  seinem  geharnisclit^u  Angriff 
fr.  1 5  und  1 6  K.  den  Namen  desselben  nicht  verewij;t  Jiat.  Wollen  wir  also 
iliren  Qattlit&ten  nicHt  fweifeln!  ItiilwhnrlroT,  Bfloherwflriuer  waren  ae 
nicht,  es  waren  -vielmelir  einfaohe  fianem;  den»  sonst  hätte  ja  Aristophanes 
arg  daneben  geschossen  Nnb.  1116  E,  etwas  ideal  angehaucht,  sonst  kAnnte 
er  nicht  sprechen,  wie  er  eben  aprichi  Av.  11 0& 

ylat  xt^  f'tff',-  Iii  Kit'  Hthi  H'nriu  yfav()HU)Tixai 

und  was  der  Komiker  noch  weiter  Uli  ä.  m  Aussiebt  stellt,  eröffnet  eine 
schöne  Perspektive ! ') 

Diese  Mftnner,  ans  der  Mitte  der  Bfirgerschafb  heraas  gew&hlt,  hatten 
nur  Aber  den  dichterischen  Wert  des  Stückes  und  die  künstlerische 

Vollendung  der  Darstellung  ein  Gutachten  absageben,  also  nur  ein  rein 
aest  Ii  etiscli  es  Urteil  zu  fällen.  Düs  hat  Sauppe  a.  ;i.  0.  S.  12  tnir  Heran- 
ziehuni^  von  Arif^tot.  Rhet.  141*V'28  selir  wahrscheinlich  gemacht  Und  das 
scheint  uuü  uucii  gauz  iu  der  ürdnung  zu  sein. 

Aber  ihre  Urteile,  selbst  wenn  wir  bei  zufälliger  Erhaltung  der  Koo- 
konenzstücke  sie  einmal  einigermassen  wenigstens  su  kontrolieren  in  der  Lage 
waren,  kfinnen  nicht  anter  den  Masastab  moderner  Kritik  gebeugt  werden. 
Die  Wort R  des  Aristoteles  Poet.  1450''  IG  i)  ufXnnoiia  fttyitfror  Twv  ^vofttt' 
rvij'  und  des  Xen.  Mein.  111,3,  12  /;  rod' (»r^r  H-Tff>vutnfft  c'k',  Tuav 
ix  n](Ji)t  t/Js'  jiolfu}^  (aus  .\then)  ytyytjTftt,  mihiff}  u  ti;  Ji,/.i>r  nfunüiin'uä,  <»it)'titf 
olloStv  ov&auo&fv  rovrtp  iqiVfttiloj;  yiyyfiut  owt*  fvayä(fia  ir  äU^  noiM 
oftoMt  rfi  ir9afte  owayerm  —  «eigen  uns  deutlich  die  Grenzen  unseres  Er- 
keoinens.  Die  so  mächtigen  nnd  unmittelbaren  Eindrücke  anf  Aug  und  Ohr 
der  Richter  wie  der  Zuhörer  wirken  nicht  mehr  auf  unsere  Sinne,  entziehen 
sieh  eben  dadurch  iinserer  modernen  Beurteilung^  i^fttizlich.  Aber  gernd»«  auf 
Vortrag,  Gesang,  Tanz,  überhaupt  auf  die  ganze  Aufführung  der  Chöre,  uiussten 
ja  die  Richter  bei  ihrem  Entscheid  ein  Hauptaugenmerk  legen.  Sie  waren  ja 
in  entw  Linie  die  Freistrttger^;  das  dramatische  Moment  des  Stückes  sdbst, 


')  I1iii);egen  dürfen  die  Worte  Nub.  521  »«'«"  arniltiinw  {-.i'  tit^nwr  ifontixCir  tjiitjlh!;  «vk  nSini 
üir  nicht  mit  eiutim  der  ultea  ErklUrern  von  den  Richtern  verslttndon  werden.  .Von  l'cwiH^nreisuvrn  aus 
ilerii  Ft'ld  gt^svhla^en*  kunn  nur  Ton  seinen  daraaliitun  Konkurrenten  Kratinoa  und  Aineipsia.i  verüt.indi'ti 
werden.  Daauilf  wmt  »Ito  sacb  Kmtiaoi,  welchen  Ariitoptutnet  knn  vorher  öffentlich  in  £quit.  &2ß  m> 
bock  flnort,  bei  ilm  in  Ungoad«  gobllen,  wemi  «r  ilnn  imoh  ipMer  wieder  genaht  wurde  RÜ.  857. 

^  Erich  Beibtt  Lektiompragr.  *«n  SewRien«»»  IBM  Roetoch. 

II» 


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84 


auf  welches  wir  heute  naturgeinfln  dM  HMtpljgewiobt  legen  müssen,  konnto 

da  sehr  loiclit  etwas  in  den  IlintcrgTnnd  gedrängt  werden.  Wir  denken  ganz 
modern:  die  liorrlicben  Tragoedien  und  die  lustigen  Eomoedien;  Ariatopbanea 


Wir  müssen  also  so  ftlirlicli  sein  mit  Zacher  zu  gestehen,  Verliamll. 
der  33.  Philologenversammlung  p.  64 — 73:  „Weitaus  in  den  meisten  Ffillen  sind 
wir  durchaus  nicht  im  stände,  uns  ein  einigermassen  klares  Bild  von  dem 
Tortng  eiim  Ghoiw  m  moclieii.  So  betrflbeod  dieses  Beeultet  ist,  lo  swingt 
ans  anenr  «iaeiiaeliafaiches  Gewinen,  ee  anssoiiMredieB;  dena  ee  irt  der  deat- 
sehen  Philologie  nicht  würdig,  ein  unmcbereB,  wenn  aucli  glänzendes  Phantasie« 
gcbilde  mit  dem  trögerischeii  Schimner  wiMooichaftUch  exakter  Fotachnng 

2U  umkleiden." 

Wie  sich  uun  aber  die  Leistung  einer  Phyle  in  den  Augen  einea 
Richten  von  derselben  Phyle  spiegelte,  das  wollen  wir  hier  »idit  «nemiklen. 
Aber  auf  einen  andern  Punkt  soll  hier  «ufmerksam  gemacht  werden.  Die 

Friedenspredigt,  welche  Aristophanea  in  der  Parabase  Ran.  674  ff.  durch  den 
Chor  an  seine  Mitbürger  hält,  liest  man  auch  heut«  noch  in  Anbetracht  der 
damaligen  unseligen  Verhältnisse  nieht  ohne  die  tiefste  Krgrififenheit.  K-i  ist 
wirklich  ein  schönes  Stück,  aber  eben  nur  etn  Stück  neben  vielen  andern 
nicht  weniger  gelungenen  Partien.  Wir  besitien  aber  dasselbe  eine  ganz 
untrfigliohe  Ueberlieferung  in  der  Hypotheeis:  eSrio  &i  i9mtfteia3ri  to  &ifäfia 

Jl<e  T^r  iy  avrtp  napaßttOtv  u^nt  xal  dvtStdcr/ß^ri  tue  tfiiat  JtxalayxoS' 
Wenn  nnn  Aristophanes,  wie  uns  di*;  Didaskalie  in  derselben  Hypothesis  lehrt, 
den  ersten  Preis  bekam,  so  war  docli  mich  dafüi-  das  llerausliehen,  die  Bevor- 
zugung einer  Einzelnheit  aicher  nicht  ohne  Emtiuäs,  ja  vielleicht  aogar  von 
anaschlaggebender  Bedeutung!  Oer  Gedanke  elso  war  es,  welchen  der 
Dichter  hier  an  einer  Stelle  seines  Dramas  anschlug  und  der  mftchtigen 
Widerhall  fimd  in  den  Herzen  seittw  Zuhörer,  der  ihm  wohl  in  erster  Linie 
den  Sieg  verschaffte.  Konirat  nnn  allerdings  die  rTn'j'o/rf  bei  Beurteilung 
poetischer  Werke  aueli  in  Frage,  Hf)  kann  doch  dies^e  Betonung  nur  einen 
Momentes  an  einer  einzigen  Stelle  nicht  den  Anspruch  auf  ein  einspruchsloses 
aesthetisches  Verdikt  flher  das  ganse  Kunstwerk  erheben.') 

4  Wenn  man  di»  Ütelle  in  Uen  W«ipen  liest  b99  nod  neht,  wie  der  Sohn  eicb  Ngtiien  nuwht 
5fi9, 670,  SM,  M  lauin  imd  mit  Suttpp«  a.ft.  0.  S.  10  geiwigt  lein,  dM  bd  des  Richtern  diften  erwtbote 
ye^^Mfor  (ef.  Zenob,  Cent.  111.44  ol  ugmi  h  nXs  jivmmr  •^wr  tk  &  r9w  ht  req^xaMr«  )Vi!fi«ni  —  ineb 


in  den  Nub.  311  ff.: 


85 


Wunderbar  wftre  nnd  darum  ist  es  aueh  undenkbar,  dass  bei  dem  wich- 
tigsten Akte  dea  Agon,  der  Preiseverteilung,  die  Stimme  des  Volkes  nicht 
zum  Ausdruck  gekommen  wäre  und  die  Richter  vollstfindijj;  selbständig  und 
unabhängig  von  demselben  gewesen  wären,  wenn  auch  Piaton  Legg.  65^  B 
700  B£  etwas  Aehnliches  andientet.  Das  wichtigste  Zeugnis«  fftr  das  ,  audiatur 
et  altera  pan*  steht  m  lesen  bei  Aristqph.  At.  445 

Ofitrvfif  int  rovroi;,  näat  vtxär  toig  XQtrttis 

xal  roZs  &tttrats  näaiv. 

Wie  die  Zuhörer  und  mit  welchem  Erfolg  sie  ihre  Meinung  den  Ricditnm 
gegenüber  bei  diesem  Akte  zum  Ausdruck  brachten,  darüber  kann  man  nur 
Vermutungen  aufstellen.  Dass  es  aber  geschehen  ist,  unterliegt  kt'i nein  Zweifei. 
Sonst  könnte  der  hocharistokratische  Piaton  a.  a.  0.  nicht  von  einer  förmlichen 
9taTQo%(taTia  sprechen,  die  freilich,  nnd  das  kann  vielleicht  znm  Bnhme  Atheu 
gesagt  wenden,  in  Sieilien  nnd  Italien  ihren  Höhepunkt  enraidite.  L  1.  659  B. 

Wenn  wir  dem  Aelian  V.  H.  II,  13  glanben:  äxwajua  SifaSt  ^lOfoK  tSfe 
tu  IFef>&M  xal  ixfforovr  rof  7joitjT>iV  uk;  »v  txok  älkinf  xai  f'/Jotui'  rixav  xal  nffoa- 

fTffTTor  To7;'  }cniTm^  rh'ujßty  '.JuinttKfi'nj' ,  ul?M  aXloy  y{)mfni'.  so  hätten 
die  Richter  doch  diesem  stürmischen  Verlangen  der  Masse  gegenüber  em  ge- 
höriges Rückgrat  gehabt.  Aristophaues  ist  ja  bekanntlich  mit  seinem  Stücke 
dnrcbge&llen.  Das  ist  aber  eine  mflasige  und  leere  Erfindung,  welche  in  der 
Wirklichkeit  auch  nicht  den  geringsten  Halt  hat;  denn  der  Dichter  eelbst  weiss 
weder  in  der  Wolken-  noch  Wesjienparabase  auch  nur  ein  Wort  von  diesem 
allgemeinen  Jubel  zu  Ijorichtcn.  Im  Gegenteil  (cf.  oben  S.  8  ff.l  «agt  er  ja,  dass 
das  Stück  zu  hoch  gewesen  «ej  für  dieses  Publikum  und  desawegen  von 
demselben  nicht  uuch  Gebüiii'  gewürdigt  worden  sei.  lu  unzweideutiger  Weise 
steUt  er  dissen  <f><)fiTixot  $-(atvi  die  andern  gegenüber  Vesp.  1049 

Gerne  glanben  wir  dagegen  an  das  hftafige  Yorkommen  des  xgottlr,  ßo&y 
(Plal  PoL  492  B  ff.),  aocb  das  nfttmuTtuv  ist  nicht  gans  nnmögUdi,  wir  glauben 


dar  V«rfa«nataag  von  P»i«ra«a  Piagr.,  Dvtpat  1879  nicht  blAn  «iiuig  und  allein  für  di»  AbttiiiiniHHr 
(Adina.  T.  H.  TI,  ISt).  wniderii  ancli  nr  Notierung  bemerkeuwerter  Partien  beitinunt  annebmen.  Da^fep^ 

spricbt  fn-n-ili,  «iiMuf  «chon  A!b.  Müller  a.a.O.  p.  371,  Arm  2  :infiiierkaam  iiiadite,  <lie  Stil  i'  i-n 
Eccle».  lic%4,  wi>  wir  immpr  nur  (ll-^r)  und  bea.  1  I.V.)  ff.)  Ja.s  /trunjniini  lietönt  Kt'Len.  UebrigeuM  kommen 
die  von  Bdvlykleon  dort  j^emarhten  Kotiit^n  in  »einer  ('!«);pnrede  nicht  ko  cum  Anadmck,  wie  man  ca 
«rawrten  «oUte.  W«na  nicht  Alle*  Uuacht,  hatten  aber  auch  dieie  Dnterbrcdtmgea  einen  gana  andern 
Zweck,  aber  wdehen  ihm  am  beetca  daa  Sehol.  ta  Aetchjl.  PronL  474  aTafUSrt:  /voniafi*^  ^  *«0 
tipf  &t9tmr  twr  maM9QÜwi/mnn>,  itaraxavovoat  riw  Bxomgtwir  Aiagviov  (Ugvniifitmf  Oberdich)* 


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86 


auch  an  die  von  Plut.  Kinion  c.  R  liericht^te  ifiXorfixia  y.ai  mnnräzu  ruiy  <^inTvrt% 
welche  den  Archon  /u  Kiuion  und  seinen  Genossen  in  der  Strategie  als  Richtern 
greifen  Hess.  Aber  noch  viel  schwieriger  als  das  ßo^  x^irm-  iu  der  Spartaniscbea 
Apella  (Thukyd.  1, 87)  uiuM  daswlbe  im  athennohen  Theater  gowewn  aetn;^)  denn 
daaaalba  kann  doch  nicht  selten  sehr  geteilt  gewesen  sein,  so  dsss  sich  dam» 
schwer  ein  Urteil  gewinnen  lasse»  konnte.  War  die  durch  das  Geschrü  snm 
Ausdiuek  gekommetip  Stimmnnjr  eine  allfjemeine.  da  war  die  Sachp  nicht 
zweifelliaft,  und  nitht  leicht  mochte  dagegen  die  Öondermeiuung  der  lUchter 
aufkommen;  das  war  aber  auch  gefährlich,  d^  die  Richter  für  ihre  Abstim- 
mung verantwortlidh  waren  (cf.  Bergk,  Gr.  Lttg.  III  p.  59). 

"Wenn  unser  Wissen  also  sich  in  diesem  Pankte  bsecheidea  muss,  so 
können  uns  doch  Analogien  aus  dem  politischen  Leben  anr  Belenchtnng  dner 
andwn  Seite  unserer  Frage  wwtvolle  Aufschlüsse  geben;  denn  es  wftre  nicht 
weniger  wtindcrbiir  und  ist  darum  undenkbar,  dass  das  Volk  hier  immer  rein 
spontan  gehandelt  hatte.  Nein,  so  gut  wie  in  der  prilitischen  Arena,  hat  es 
auch  bior  auf  dem  Gebiete  des  Schönen  Stiruiuführer  gegeben,  so  gut  wie  dort, 
hat  andi  hier  die  Leidenschaft  der  Parteinahme  mitgesprochea  Das  kdonten 
wir  Ton  vornherein  anndimen,  selbst  wenn  ans  diese  Vermutung  nicht  durch 
Zeugnisse  der  Antmren  bestätigt  wflrde.  Die  Mittel,  auf  die  vox  populi  einau- 
wirken,  können  mannigfaltige  gewesen  sein/') 

Khir  ;iurtL(esjiiocheu,  nicht  bloss  <lnnkel  ungedoutet  wird  ein  solches 
Mittel  in  den  Ach.  liiiT,  wo  der  Dichter  vuii  sich  sagt: 

od  &imtivmv  o69*  ^noniymv  uttf&ovg  owf  i$anmvlXm' 
ov^i  ntevov^mr  wiifi  »axcif/dtov^  dUUz  ra  ßikfiin«  diffdaxtay. 
Da  flDilen  wir  also  imter  den  verschiedenen  Mitteln  offen  und  frei  das 
in  der  Regel  wirksaniste  erwähnt,  welches  nur  die  ihm  von»  Schol.  gegebene 
Deutung  zuUisst:  nvd't  nai  ttin,'h)t'  »V(fVf»i'v:,  Vi''  avTuy  t  i  n  t  r  tu  uxn  v. 

Von  einer  ganz  unerhörten  Teiiorisiernnf^  des  Urteils  des  Volkes  und 
der  Richter  durch  Alcibiades  berichtet  una  .Vndocides-^j  IV,  20:  'tvitviu\th^rt  dt 
TttVQtav,  OS  ayr  ixo(fti'/oi;  r]i'  '.■Jlxißiudi,  :imöL  xtlevtnyros      roO  voftov  t&v 


>)  WuM  Hor|{k.  Ork  j   Ltt 111,58  Aiim.200  am  TitruT.VII  praat  f  6  ufllhrt,  kuB  Ab- 

uoter«  Zeit  nicht  im  IVage  kommen. 

^  Wir  Immq  liier  ftiMudiUieh  die  «on  S«app«  a.a.O.  lo  anaReiäelinflt  bdumdelt«  Stelle  des 

LvB.  IV,  3  und  D'_'in.  Mi<l.  §  17  aiu  Jem  Spiplc.  Alier  die  oben  S.  in-^'- f  pne  Stelle  def  AlÜtO» 
pban«^^  acheint  TinlmHhr  no<h  eine  speiiellere,  als  eine  itlli^emeinc  AuiT.iHvmi,'  zu  fordern. 

^)  Die  vuii  H.  E.  U.  Meier  iu  «einen  Opuscula  aoudemii-a  I  und  II  au«  der  Redl«  «elbst  gciwoit' 
aenen  Kriierien  und  nicht  aoBreichend,  um  die  ünechtheit  derselben  aiuaer  allen  Zweifel  ni  etcUeii. 


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87 

xtülvtty,  tvuvrioiy  vfuäy  xal  rirV  SiXmy  'Eli^yfoy  zmy  9tmQouytmy  xal  rmy 

aQ/ovTtuy  unavTtav  TtapovTwv  iy  t/J  ttmUi  TV,7rw»'  iii]Xaaty  airoy,  md  tmy 
i9fcrr/>r  nviiifi)Mt'i}fm''i'Tioy  ixtivip  xai  iimovifTinf  (?)  invrtn' ,  u'>UTt  rtny  yoifwy 
joy  fitv  inati'ovvTW,  tdv  <)''  dx^madnn^di  ovx  t.'ftkorruty,  oiUV*'  ^Ä^/oJ  f.ntHtCfy. 
aiUä  xtoP  XiftT^y  ot  fity  (foßovfttyoi  oi  ^ai^i'C,u^nyw  rtitäy  tx^nruy  ai/ror, 
71«^  (loTToftv  noioCfttrot  roy  Spxor  ^  toOroy. 

Audi  die  Claque  hatte,  wie  e»  sofaeint,  eine  dankbare  Aufgabe  Xen. 
Metnor.  I,  7,  2.   'Eyttvawut&a  yoQ,  d  tie  ftt)  wy  dya&Qg  «tii^tjn  dfUttW 

ßoL'i.(>iTu,   II   är  uLJtö  -Toffjf/o»'  tt\/  uv   rt'  'iiv>   T/jc  Ttyrr,^  uiutftioy  tOVS 

ixoluoivBws  ffoAAuL  ^-  7U(jiäyoytut ,  xatt  tovt^  tttür«  nonjrüy  ian$*ufti  ixtiyevft 
nollol  inutyoOat,  xai  Tovttp  nokloi^g  inaiviiag  netgaaxevafnaiy.  Man  TgL 
damit  die  oben  S.  86  an^^biiebene  Stelle  der  Acb.  657. 

Aber  ganz  nackt  und  unverblümt,  wie  es  gemacht  werden  kann,  sagt 
Timotheus  dem  ruhmsüchtigen  Havmonides  bei  Lucian  Dialog.  XXili  c.  2 :  fi  fnr 
ovju>ai  .^(üs'  *V  rn  •»/.»■^/;  na^imy  ijiiiSuxyvfityo^  iO^uw^  noifi^to!yui  (Anerkennung 
und  Rahm),  aaxitt>y  ay  yt'yono  »ai  ovJti  ofirm«  Snetyris  (tttoyrat  m*  Jiot;  ya^  &v 
fv^^tiii  ^  d^TQoy  ij  aridtoy  tiSlnm  ftty«,  iy  ^  nüttty  tti>kfyffts  "EXkipty.  wg  &i 
nwrfla^  /yaHf^^a  fu'f«/(,-  xal  ttl  to  ntf^ic-;  "<fi^!t  r/;^  n'/i],;,  tyui  xal  loCfy  v.nt- 
itijitouai  ooi.    nv  yinf  av'/.n  ui-y  xal  r7(«V  rä  t)fni{ta  trioTf,  di.lyny  tif'/.nui 

aoi  Tvüy  nu/MHy.    Im  Folgenden  wird  dann  der  kürzcnte  Weir  dahin  ange- 
geben: *I  yü(i  ijiiktiüfityo^  lüty  iy  zi]  'F.lXüöi  rotv  ctfitniitvi  xai  ökiyou^  airun' 
Zaoi  xu(jv<paZot  xeii  iiyafttptiMyw^  &ttvutt0tot  »at  ii^ diKf  orffm  ittaroi'  tl  ravuHi;^ 
<l>i}fti,  iniJttiSato  tu  atil^ftttttt  xal  o&ttu  inmySaoytai  at,  &na0ty"ElXtiaty  voftt^ 
ijttij  ytytyifalhii  yywfjiiiiK  iy   turu}  j^ua/tl.    Das  Volk,   heisst  es  weiter,  ist 
autoritätsgläubig  und  bindet  sein  Urteil  an  (üe  Aussprüche  der  Celobritüten, 
um  dann  mit  den  vielsagenden  Worten  zu  sciiliesfien:  n  yrn  toi  ;ioAiV  oviik; 
Afu*,-,   aVKu  uiy  üyyimvai  tu  ßlktitu,  jiuyavnoi  oytt^  <ii  .miloi  avtuiy,  örru'a 
&y  oi  Hffovxuyt     iaatviaiotfi^  marevovat  ft^  &y  dlMytos  iaatyt9i\yat  toüroyy 
......  Toü  ya^  ody  iy  roi$  diyiiiaty  oi  fiiy  noUai  ^taral  Xaaai  xporfffiai  nott 

Xtti  aVQtaai,  x{fiyovai  JV  t  nv  Pj  ntyit  /;  Zaoi  St,. 

Lucian  hat  vom  Klötenspieler  hinweg  dem  Thema  die  allgemeinere 
Wendung  auf  die  f'^iü/'**.-  überhaupt  gegeben  und  mag  da  auch  sein  Ziel  nicht 
allzuweit  verfehlt  haben.  Die  letzte  Wendung  jedoch  x{fiyovai  i^i  xtL  könneu 
and  dürfen  wir  fÖr  die  Idafleiaehe  Zeit  der  Tragocdien  und  Komoedien  nicht 
unterachreiben;  denn  da«  Urteil  des  Volkes»  wenn  es  auch  auf  diese  oder  auf 
andere  Weise  miseleitet  war,  mnsste  gehört  werden. 


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88 


Wir  haban  «nr  Beantwortung  unserer  Finge  nach  dem  litterarieeh^aeathe» 
tischen  Bildnngntand  dee  attuehen  Theaterpnblikumi  einen  weiten  Weg  znrOdc« 
legen  müBäQD.  Die  volle  Identificierung  dee  DionywM  in  den  Fröschen  mit  dem 
attischen  Publikum  hätte  xmn  auf  kürzerem  Wege  zu  einer  Antwort  geführt 
„Wie  das  Volk  im  Theatta-  übt  Dionysos  die  Kunstkritik  unsicher  und 
unwissend,  aber  gutmütig  und  mit  einem  natürlichen  Sinu  iur  Wahrlieif,  be- 
merkt 0.  Benndorf,  Beiträge  zur  Keontniai  dee  attischen  Tfaeatera.*)  Aber 
die  IfiB^iebnrten  der  aeethetiechen  von  Dionyeoe  ge&bten  Kritik  degradiann 
in  unsern  Augen  Urteil  und  Geschmack  des  attietdiea  Publikums  in  einer  Weise» 
dass  der  Satz  „die  attischen  Tragoedien  waren  wirklich  Caviar  für  dieses 
Volk",  der  sich  als  notwendige  Ivjiiseqnenz  aus  ihnen  ergibt,  einem  Wider- 
spruche nicht  begegnen  dürfte.  Auch  mua»  uns  die  oben  S.  41  angeführt« 
Stelle  dee  Stadcee  von  einer  die  Zuschauer  so  sehr  herabsetienden  Gleichstellung 
warnen.  Danwdi  w&r«i  ja  lEftnner  aus  Athen  die  einaig  riditigen  und  ge> 
gebenen  Kampfrichter,  aber  die  Bestellung  derselben  su  solohen  sehaitert  an 
dem  Widerspruche  des  Aesohylu.s,  der  ja  bekanntlich  in  Unfrieden  von  den- 
selben geschieden  war.  Siu  hatten  also  nach  der  Fiktion  des  Dichters  nur 
zu  leicht  Partei  gegen  ihn  nehmen  können.  An  ihre  Stelle  tritt  also  Dionysos, 
den  erst  recht  sein  blinde  Eingenommenheit  für  Eoripides  sum  Kampfrichter 
unmöglidi  machte.  Es  ist  beaeiohnend  mid  den  Intentionen  des  Aesehylua- 
verebrers  Aristophanes  durchaus  entsprechend,  wenn  nun  der  Gott,  der  gleich 
von  .\nfang  nur  an  Eurijjides  denkt  und  diesem  auch  dan  Wort  gibt  (V.  1469), 
nun  durch  den  dym'  zum  Glauben  an  Aeschjlus  bekehrt  wird.  Wie  hoch 
dieser  unerwartete  Umschlag  von  der  aesthetischen  Seite  betrachtet  zu  werten 
ist,  darüber  gestatten  die  Worte  V.  1414 

TW  ftir  ^uripides)        ^oOftm  amfatr,  rip  iP  Vittofiat 
und  V.  1469 

kernen  Zweifel.    Uud  vollends  seine  Kuutiturteile  im  Einzelnen!    Nur  wenige 
Stellen,  wo  Aristophanes  seinem  Zorne  gegen  die  Diditw  von  aJungathen* 
die  Zflgel  schieasen  Iftast,  ausgenommen  sind  alle  seine  Urteile  so  siemlich 
„Schnickschnack",  „das  denkt  wie  ein  Seifoosieder.' 

Wie  von  einer  Unterschätzung  müssen  wir  uns  aber  auch  auf  der 
andern  Seite  vor  der  Uebeischätxung  des  Koostverständnissee,  des  Kunst- 

•i  sinn  »gl.  dUu:  WuIcIilt,  Ai-'icliyl.  Trilojfi«?  ji.  .%l'tl,  Bcrgk.  Reliq.  roiii.  .\ttii-.  p.  l.')2  — 
Stall  bäum.  De  iwnon»  Ikcchi  in  Amtopb.  B«n.  Lip«.  1839.  Enger,  Jhrb.  f.  Ph.'  u.  P.        p.  346  ff., 
Koek,  Itnd.  »uppl.  III  p.  103. 


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-  -4 


89 


geschmackes  und  der  ästhetisch-Utterariecben  Bildung  derjenigen  Kreise  des 
Volke«  Hflten,  die  wir  hier  aafgeeodit  Mit  ▼oUer  Evideos  otgibt  sieb  die  Unsu- 
ttangkeit  einer  aUsa  hohm  Wertung  nicht  nor  «us  der  unbefongenen  Pr&fimg 
der  gegebenen  nnd  oben  dargelegten  Verhältnisse,  sondern  auch  aus  der  rich- 
tigen und  einzig  möglichen  Auffassung  und  Deutung  einiger  in  dieser  Richtung 
ganz  besondere  bezeichnender  Stellen  d^  Aristophanes  S.  61  £F.  Man  kann  also 
von  den  Besuchern  des  attischen  Theaters  im  5.  Jahrhundert  noch  in  ganz 
endeirem  Sinne  tri«  von  der  Oeeemteahl  der  Beeueher  modemer  Theater  von 
euwm  gemischten  Pabliknm  sprechen,  dea  bMonders  mit  der  Einfahrang 
des  ,^Kj){HX()V  nach  den  unteren  Schichten  sich  vermehrt  haben  mag,  welchen 
die  guten,  aber  auch  theuren  modernen  Thoatcr  so  ziemlich  verschlossen 
bleiben.  Und  doch  tragen  die  aus  diesen  Kreisen  stammenden  Zuhörer  unserer 
Zeit  vermöge  der  allgemeinen  obligatorischen  Volksschxilbildung  und  durch  die 
Hflgliehkeit,  vermittelet  der  LektQre  von  Werken  der  eehftneii  Litteratnr  eich 
mit  den  Schätzen  der  Nation  bekannt  in  machen,  in  ach  die  Oeurfthr  einer 
verdienten  höheren  Einscbfttaung. 

Nun  sind  die  meisten  griechischen  Philosophen  rasch  fertig  damit,  über 
diese  Elemente  den  Stab  zu  brechen,  und  darum  haben  wir  mit  Absicht  auf 
die  Heranziehung  vieler  Urteile  derselben  verzichtet,  weil  der  weite  sie  trennende 
Abstand  dieielben  vielfiach  an  einem  an  aebr  absprechenden  and  durchaua 
sieht  olgektiven  Verdikte  gef&hrt  hat.  Freilich  über  die  evidente  Tbatsache^ 
dass  die  zwei  Extreme  bei  der  Znhftrfrrmmwm  überall  wirklich  vorhanden 
sind,  darf  man  sich  nicht  hinwegtäuschen  lassen,  und  Aristoteles  hat  dieser 
Erkenntniss  sich  iiieuialö  verschlossen.')  Die  ot  710U.01  bilden  einen  Gegensatz 
zu  den  oi  /^u{iin'itn,  die  anaidtvxoi  zu  den  ntnaiö'tvfiti'ot,  die  (fof/iixoi  zu  den 
00910^  dtfyoi,  nnd  an  den  4jlc^^c^  «ai  mnmätvfuyw. 

Wie  weit  nun  diese  ungebildete  Masse  aich  band  nnd  abh&ngig  machte 
von  dem  Urteil  der  auch  in  litteraiiscben  Dingen  tonangebenden  Gesellschaft, 
das  vollHtändig  oder  auch  nur  annähernd  zu  ermitteln,  wird  uns  nie  gelingen. 
Aber  ganz  und  j*ar  urteilslü.s  dürfen  und  wollen  wir  diese  Masse  nicht  nennen ! 
"Wenn  die  populärste  Schöpfung  des  attischen  Geistes,  die  Komoedie,  nicht  nur 
hie  nnd  da  in  den  Parabasen  littorarisohe  IVagen  in  atemlidi  breiter  Ans- 
ffthmng  herauaieht,  soodem  auch  diese  Masse  anm  Genüsse  gsnaer  litCera^ 
rischer  Stück»  (cf.  8.  79)  zu  Gaste  lädt,  an  mflaste  es  doch  mit  argen  Diagm 
angegangen  asin,  wenn  dafür  bei  der  grossen  Mehrheit  des  Publikama  kein 


')  Cf.  Rhet.         1396 1  ixWM  its  *oi>$  UfW  flo^deiai^  fitfdi^        /lir  6ia  fw^n^n^nfr«  fAv 
AteMitflr  Mwl^  ef.  obaa  S.  76  nnd  IMlb  U  K 

AUu  d.  I.  CL  d.  k.  Ik  d.  WIm.  XXU.  Bd.  T.  Abtb.  IS 


90 


Interesse  vorhauden  gewesen,  diese  Gaben  demnach  nur  auf  Ohr  und  Ctoiat 
des  jedenfalls  viel  kleineren  Kreines  tler  Gebildeten  allein  berechnet  gewesen 
wären.  Kreilich  das  »ioll  nicht,  geleuj^net  werden:  Wenn  das  Urteil  in  Frage 
kanif  so  war  der  volle  Erfolg  ganz  und  gar  abhängig  von  der  rechten  Zube- 
nitanff  der  Speiwii.  Sie  ist  dem  ArietopbaaQB  in  den  FMedien  in  vorzüg- 
lieW  Werne  gelungen  (S.  63  ff.),  in  den  Wolken  dagegen  liet  er  nach  seinem 
eigenen  Gestüniinias  in  UeberBchützung  dieeer  Urteilsfähigkeit  (S.  8  ff.)  stark 
daneben  gegriffen.  Auch  müssen  wir  Modernen,  um  der  ürteilsföhiiikeit  dieser 
grossen  Masse  gerecht  zu  werden,  uns  von  einem  Fohler  frei  tnaehen.  der  sich 
bei  der  philologischen  Akribie  nur  zu  leicht  einstellt,  von  dem  Fehler  der 
aberm&wigini  Betonung  der  Einseinheiten.  Die  grosse  Masse,  Gebildete 
wie  Ungebildete,  entroheidea  nach  Anhörung  der  Stocke  im  Theater  nur  naob 
dem  Eindrucke  unmittelbar  nach  oder  nicht  lange  nach  der  AufMhrung.  Da 
komnit  einzig  und  ;dlein  nur  diis  Urteil  über  die  Wirkunt,^  des  Ganzen  oder 
auch  f^anz  besonders  geiuiigener  giosserer  Teile  des  Ganzen  zum  Ausdruck. 
Das  Emzelno,  wie  es  der  gelehrte  Philologe  unter  die  Lupe  nimmt,  ver- 
schwindet, ist  für  den  grössten  Teil  des  Publikums  im  gewisem  Sinne  nicht 
vorhanden.  Die  Bntsdieidnng  über  das  Ganse  ab  gelungmes  oder  misdungraes 
Stack  nach  dorn  anmittelbaren  Eindmok  vollzieht  sich  aber  leichter  und 
sicherer,  als  das  langsam  abwägende,  an  tnancherlei  Ki-nntnisse  und  Voraus- 
setzungen sich  pebimden  haltende  Mrteü  über  das  Uinzeltie. 

Ist  nun  aber  dieue  grosse  Masse  des  Volkes  im  BtiSitze  des  ddiduxioy 
T^i,'  (f  vaem  ^wffoif,  im  fiesitse  dea  Geschmaokes,  in  dem  Grade,  wie  er  dem 
athenischen  Volke  sugesprochen  werden  muaa,  wird  dann  dieser  Geschmack 
dondi  stetige  Uebung  noch  weiter  entwickelt  und  gefestigt,  dann  aind  die 
hohen  Trac^oedien  nicht  reine  Sphärenmusik  für  diese  Masse,  sondern  sie 
werden,  sofern  die  Grundstirnmung  iliror  Schöpfer  nicht  andere,  dem  Volke 
vollständig  fremde  und  es  abstosseude  Bahnen  wandelt,  auf  ein  mehr  oder 
minder  vollkommoies  VersttodnisB  andi  bei  ihr  rechnen  kfinnen. 


91 


Register. 


Hrit* 


I 


A. 


Anir..  1 

71 

40  ▲um.  4 
66 

14  u.  48 

-  8  S.  32  Anm. 


A««ddn6a  ffOgan  Timuch     .   .  .   llt,  23  a.  63 
n.178  26 

airot  bei  ^''Sjili'iVtes    .  . 

Aiaot.Th;  beiirtit   l>fi  Mnssr>n 

AmphibolieD,  in  iIlt  TniL'uedic- 

irafiyniMMtat  ngit  iatnör  ,  . 

ifoyrm^MK  in  den  Komoedian 

Aruilfjti,itn'tt-ii  in  Athen     .  . 

Anaocideg  I.  a  S.  -21  —  107  S.  27  ff. 

—  110  u.  5  S.  32  -  130  S.  3J  —  137  S.  35  — 
121  ä.  40  -  189  S.  67  —  43  S.  Ö2  Anm.  —  fr.  1 
p.  16S^  8.  ae  —  II,  26  8. 37  n.  37  Anm.  — 
15  ij.  82  Anm.  —  .Khetorinv  fide»'  S.  26  mit 
Anm.  -  III,  3U  S.  3  -  UI,33  S.  22  -  orat  IV 
8.  m  Anm.  3  —  IV.  22  &  16  AttUl.  9  V.  S.  67 
28  ä.  68  —  80  ä.  86 

AnÜpIuuiM  fr.  191    ....  8.  67 

AristopliBnes  Z«iohnun(;<n  raeh  dem  Leben  S.  5, 
aber  lonat  keine  rtiine  Qaotle  in  Bexug  auf 
Charakteristik  der  Bftnarn  und  Skkv.jti  s  IC 

GtnreMeiieD  S.  46  Anm.  2 

NnbM.  Poii«htit&t  det  WoHmitbemM,  über 
MiHerfolg  d«a  Dielitin  8.  6 
Prolog  demlb«t    .  8.  19  Anm.  9 

,      801  & 

,      811  84 

,      822  6 

seoit  » 

6Si   83 

.     1S01   16 

.     1S71   5! 

62»   51 

ZiirB«arteilaagdenwlbeii  63  ff. 

2   80 

52  ff.   Cl£iaitABiii. 

161   61 

674    M 


Equit. 


Bkoae  73ö  67 

,      771  u.  77»  69  ff. 

,     806  «;  41  ff. 

823  (898;  801,82s,  940,968)  5!) 

.     1109  ff.  Gl  ff. 

,     1414  86 

,    1469    88 

Acbanicr  327  66 

,        634    17 

r        657  86 

079    15 

Wnpen    631  8 

1044.  1046  ff.  ...   .     8.  85 

IITI  49  f. 

Eccle«iuzatien     142  81  Aum.  2 

,  1164  81 

1158  81  Arno. 

AiMoteln 

Rbct.  1399«  12  8. 16  —  18S6«24  8. 18—  1414*8 
S.  19  -  1404«  9  8.  21  —  1398»  27  8.  28  — 
IS-Vib  2»  S.  29  Anm.  l  —  1391 «  1  S.  30  — 
1S57>11S.31  —  1402>23S.39-  1402*88.37 

—  Po«t.  1451»  15  ff.  8. 66  £  —  14SA»30  8.  72 

—  14UkSl  a  79  —  1466*18  8. 7»  —  1453>SO 
S.  76  —  1461«  16  B.  76  -  1461^  25  8.  76  — 
Probl.  910 1>  20  S.  29  —  Polit.  12H1  <  43  8.  43  — 
1280»  äö  S.  43  —  1342*  20  ff.  S.  SO. 

Aerzte  (Staalainte)  8.  C  Anm. 

ingare/tim    .........    5  n.  Amn.  9. 


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S.  12 
.  46  ff. 
.  48 

6  AiUD.  2. 
.  47 
12* 


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^2 


atu» 


C. 

Ctaiqne  in  Tbeftter  87 

.Oiiiot.    Delinit  11 


itjfUjyoeiai  ihr«  Sprache  und  Stil  S.  19  —  :Taga^olai 

md  Ufot  {(tMw)  in  dtmelboi   8. 19 
Demo>th«m» 
Ari^nmentKtion  dorefe  nde 

^riyfiiitn   2J 

ä«iiie  Sophismen  itö 
Arittokrat.  «  lOB  8.  22      (  102  ff.  8.  93  ff.  — 

«  1»2  S  •>«  o,  2&  Arnu.  -  Olynth.  ITT  §  3  8.  22, 
S  2ti  S.  24,  f  82  8.  71  —  Philipp.  II.  8.  2Ö  S.  22 
—  111,43  S.  21  Antu  -  i:.!-cii  Andr..t.  S  l;i 
21  Anm.,  S  &  iti  aod  überhaupt  S.  30  ff.  - 
1 61  S  81  Ana.  2  —  ont.  VI.  11  8.  24  Abu.  — 
etat.  LI  8. 3«  - 

dM»WNn!*n»  tim  iintHQtt^r    ...  S.  65  Aom. 

IKonyioi  in  d«ii  FMtiehni  .  .  8.8i2Anm.,  66n.fl8 

R. 

Ehtöt*  in  den  Qerichtneden  .  .  S.  26 
injuw^pattm  61 

Eiios  unil  Trajroe<lie  .72 

Erkliu-ur,  Ui«  aSt«n  ErUürer  -~ 
der  Redner  8. 26  ^-  de*  DeDOttbene«  8. 38  —  de» 
Sophokles  S.  42  Anm.  —  der  Prologe  (mylbo- 
logischen)  tks  Euripid«»  8.  60  —  der  Koiw^edien 
S.  08  —  Verfechter  tie»  rr  xnl  okov  der  Traff. 
nnd  Venirtoilaag  «lea  UegenteiU  &  73  Anm.  — 
VennrAagdwRadfliAmpfelwiBiirip.  8.71  Ann. 

Enripides! 


UcbnndluiiK  de«  «'Är's-  .... 

71 

Kenntlichmachuni;   der   MU  nuf- 

tretenden  Personen  .... 

60  ff. 

Beine  Prolo(fo  (mvthologwdie} 

68  ff. 

Seine    Phoeni?!«««    beurteilt  von 

73  Anm. 

Seiu  Hippülytus   

7ä  Anm. 

BedflIdUnpfe  in  ««inen  DrameD 

71  Anm. 

m 

61 

16 

57  ff. 

Troad.  849  Kirehh  

60 

44 

fr.  25   

76 

SMto 

F. 

Fnbeln  29,  49 

,      nicht  alle  ur«|)rüu(;ljob  poH- 

Uticbor  Sinn  30  Anm.  1 

von  den  Rednern  nmiedea  20 

Form 

üeberwf  taang  der  aehtaan  Form 
der  Reden  von  aeitea  de»  Yelicce  21 

«. 


Gebildete  und  UnKi'bihlete  im  athen. 

Theater  89 

—  —  Unterschted  nicht  eml  durch 

die  Philosophen  herrorgerofen     4  Anm. 

—  niimeri«cfae»  VerhAltniM  .  . 
CieiichtM-eden  31  ff. 

,      Erdichtangen  and  Lflgen  22 

,        niedrijfo  Detluktionon    .  32 

,       Ar^imentation  der»elben  3i  ff. 

,       die  itxiita   80  ff. 

,      atarke  Nachfrage  nach 

ihnen?   4T  Ann.  2 

Ocachidite   21  ff. 

,      nicht  «chulmüMiK  tradiert  24 
,      Befa.tndhing  darcb  die  atti- 

■chen  Bednar   24  ff. 

OorpM    18.  20 

yiMt/ifinttTor  in  der  Hand  di>r  Preis- 

I        richtet   84  Anm. 

1  GTDUtaaÜk,  kaia  Slaatakata    ...  IS 

U. 

Hippoltratoi  and  «rine  Kachkomraen 

•:<-rhii  ir.  AtV.,'ii   6  Anm. 

ilnmer.  Seine  Kenntni»«  in  der  uuteru 

Schichte  d«a  VtXkM    ....  62  ff. 


I. 

laokiatea. 

Antidot,  i  m  ff.  S.  4  -  Panath.  S  30  S.  4  — 
f  168  S.  56  —  Ar.-opiiff.  6  43  u.  44  S.  14  — 

K. 

xaOanw^  yruifat      ......     S.  6  ff. 

Kephiüodor,  laokiateHehfller  ...  76 
Komocdie 

Littcmiidi»  Xomecdien  ....  79 

TTpenkomocdle  im  Alt.  ....  69  Aam.  2 


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93 


adte 

«^ra<  Prciirichler  in  Korn.     .    .    .    81,  82  tt 
Ihre  QoalitilU'n  S.  82  —  nur  aesthetisches  Verdikt 
S.  63  —  Unniöglichlnit  «iMr  Eontnla  ihnr 
Urteile  8.  8S. 


L««en  and  Scbreib«D  in  Athen   .  . 

Ii,  48  ff. 

4»  Autt.  4 

unprfln^cke  Bedentang  .  . 

88  £ 

Omnipotenz  des  {jrrto»  Idyoe 

ilf'r  M.wk.-  i,'0.;e!iuh.M-     .    .  . 

40 

ioycM  otftroi,  Uegenstünde  der  Untör- 

4« 

Ldgfln  d<tt  ftttiMheu  Bediier  in  der 

26  ff: 

I^WM,  »tark  in  TniglChlflrten  diifdi 

80 

,     Urteil        Dionys,  v.  Ualik. 

Aber  eeiiM  W»hrlieit»liebe  . 

87 

.     ont.Tni,ll  S.S4Aiim.  —  XII,97  S.  86—  f 

XXIV  n.  EJ.  Moyors  richtig.j  Bcurtrilung  S.  36  ; 
Anm.  2  -  XXII,  17  S.  U  Ann».  —  VL,  19  S.  8.'.  1 
-  34  ibid.  —  Vll.ai  8.86— Z,M8.W- 


VI.  10  8.  i7. 

m. 

Mftterialiamtn,  genradar     ...   S.  S 

Mass^iigeikckworengerichti!  ....   31  mit  Anm. 
Melettu,  Verf.  der  VI.  Rede  des 
L7«M(9)  27 

N. 

N»titf«iiMnic)mfkUfihs  Stadien  and  ihre  Benrtei- 


Img  8. 6  —  WanuB  iiidit  Otjdcto  dM  Unter- 
ridite  atO. 

0. 

Oatredsniui,  |^«heüue  Atietimmung  ä.  43 
ATM»a  44 


P. 

j»oi<'"''  i.  Jar  ^t.-iatitfftcvth;  mich  Iso- 

krat*9  4 

.laiitt  tue  —  in  velcbem  Sinn»  .  .     i  u.  17 

Parodien  65  ff. 

iraßenotit  der  Redner  dam  Tolke 

gf'genaber   22  Anm. 

Philosophen 

,       dem  Sii/i<K  gegenüber    .    6  Anm. 

,       ihre  nhq^henden  Ter* 

dftte  tber  di«  HMien  .  69 


Brite 


Kader   52 

Phiyntchus.  der  Kutuiker    ....  79 
Plato 

Urteil  über  alte  Koinoedie  ...  80  Amn. 
Uebenendet  die  Konoedien  dee 

Arietopb.  dem  Dionyaoa    ...  46  Anm.  3 


Äpol.  19C  S.  6  n.  50  -  «ip.  XII  S.  12  —  26  0 
S.  47  Ar.iu.  1  -  KntMij  ;.n  [i  S.  11  —  Protag. 
imC  S.U  —  Euthjphr.  3  C  S.  1«  -■  Uorgias 
486  B  8.90  — ffip|Mrch.S25G  S.81  —  Leehee 


183»  S.  41. 
Protagon»  8.  88 

Publikum  ii^'i  TiiLMtfrs  .       ...  69 
,        Urteil  der  Komiker  Aber 

dasselbe  80 

,      Doppeltee  Gesiclit  ...  80 


.      Sein  Urteil  berOckaichtigt 

ron  den  Preiniebteni  .  .  86  ft 

Publicitilt 
Für  die  br^tan  Uaeien  nur  durch 
AaffUmmg  (iddit  dnrdk  Leeea) 


gwtialiert  60 

Dureb  die  BlligeNibOi«   ....  61 

R. 

Reden 

VerxKcfaen  mit  Ptoeele  und  Eneog- 

iir:<vii  Ii  i  Wisaesücbafl    ...  18 
Näcktmj^Uche  Stiliiieniniten  und 

Umredaktionen  .19 

UebenehAtnuigvon«dtenderlf»aie  20 
Kn  KiroetgeDiMe  dem  Volke   .  .  20 
Rr  Jii.  :,  Tloher  Ton  in  den  Keilen   .  87 
\%'rscliii.'dcne  Individualität  der  ein- 
zelnen  19  ff. 

iUietoriwh-eoptiittieehe  Bildung  .  .   11  It 


8. 

Sokrate« 

Seine  Stellung  den  Naturwisiienschaften  gegen- 
aber  S.  6  C  —  fOr  and  gegen  den  Betrieb  vom 
Oeometrfe  nnd  Astronomie  8. 7  —  gegen  Erlbr- 

srljiiti^'  i'f.M  >-..;i:.i/,...  8.  7  -  -  lirtrieh»keiiie  uatur- 
wuMeuiiciiurLlithuii  äluiiiuii  /.ar  Zeil  der  Auf- 
fiUiruug  der  Wolken  S.  8  Anm.  --  Seine  Spieeh* 
weite  S.  W  und  Schluae  denn*  8.  9i. 
Sophieten 

Sophi«tenunten-icht  wem  erreichbar  S.  17  —  ibre 
Schätzung  beim  Volke  S.  17  Anm. 
8oij1j.i1..;,-. 
Dnübertiofiene  QeeteUnng  dee 
xM«  der  dirif  8.  71 


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94 


6«il< 

Sopbokl« 

42 

Amu. 

Die .  ge«chlot«ene  Einheit,  das  rr 

Mot  Siov  HXMr  DlMBCB    •    .  ■ 

73 

Aniii.  3 

Aiaa  108   

82 

Anm. 

T6 

oofplafiaia  t!{  IxitMgo*  lAfOv    .    .  , 

SS 

ff. 

19 

Anm, 

ox6Un    .    .    .   .  ,  

49 

71 

fiS 

ff. 

40 

T. 

TheaterK'rli.iiidi'  

Thwteraaekdoten  

Ueoratiker  d«r  Rhttorilt,  dl»  alton, 

klar  Obür  di«  Gattunfr  . 
Tragiker,  Das  Volk  erziebeiid  und 

erhebend   

Tnigo«die,  Hiator.  Ti«gQedi»  in  apA- 

tarar  Zeit  

U. 

üiitMriehtiwwM  in  Athen 

Kein  öffentlicher  Untcrricfal 
Gesetz  über  Rruehang    .  . 
PriTaUcfaulen  —  LduotqflMe 
Ungleichh«ii  ...... 


I 

! 

G9  Anm. 
72n.76ff.8&  , 

•2\  n  > 

I 

78  Ann.  8  1 


11 
II 

11 

13  ff. 

14  ff. 


16 


Vergeßlichkeit,  Spekniation  auf  A\p 

VergeMÜthkeit  der  Hörer    .    .    27  Anm.  2 


Sa  tu 

Volk  (dM  niedere) 

Ideale  S.  3  —  Seine  Stellung  den  Fragen  der 
Wissensrhaft  gegenüber  S.  4  —  Opposition  gegeu 
die  Naturforscher  S.  6  ff.  —  gegen  die  rheto' 
nacb-aophiatiach«  Schalong  8.  11  g.  16  ff.  — 
feine«  Obr  der  Waaien  8. 18  n.  S.  20  ff.  —  Sein* 
pipllti'är!:-'  F'!ti<icht  noch  dem  Urteil  der  Redner 
nn'i  ir.Wirkli;  hk"it  S.  21  ff.  —  In  geogmphischeu 

s,  if.  I  o fi»Htrc't'  gesellschafUidier 
Kontakt,  nX*  bei  d«n  Modernen  9.  25  Anm.  — 
Seine  Kenntnime  der  TnterliadiiclwB  Oetehidite 

S.  i4  ff.  —  Vorliebe  für  Fabeln  S.  ü'J  u.  4«  — 
im  Gericht  und  die  att.  Redner  ä.  31  ff.,  den 
Sophiaineii  und  Kniffen  der  Redner  unterliegend 
8.  ST  Anm.  2  u.  39  ff.  —  Anerkannt  in  Hellw 
aein  Urteil  Aber  Trag.  S.  41  —  IieMn  u.Sehrriben 

Wl  littr-.ir;..  Iie::  7w,-i  J;.'n  <\\A.\  L'-ubl  I.Tff.- 
InteresüL-  für  die  ««.hönt  LitUnatur,  aoweit  «ie  be- 
reits Buchform  erlangt,  nicht  vorhanden  S.  48  ff. 

—  G«genatlnde  der  Onterknltnng  bei  der  mitt- 
leren nnd  bcaaeren  Gcaellaehnft  S.  49  —  Ver- 
•tAndni««  den  Homer  in  dieaen  Kreisen  S.  ff. — 
Seine  Bekanus»'hafl;  mit  der  Mythologie  S.  &6  tf. 

—  Gew  -iri,'  tfr;s!ls,'e  i,iu, iiitäten  bei  allen  vor- 
banden S.  71  —  d«a  mAv  der  dg/if  8.  71  — 
Hif  Henea  eaeh  in  der  Didtkonat  erpidit  8. 72 
mit  Anm.  —  Verwerfung  der  epo'übiilii  bcn, 
«Ilwi  at'jll'reichen  Trag.  S.  7:J  —  Befriertigung 
den  (»«rechtigkeitugefühla  in  Trag.  S.  74  ff.  — ■ 
Die  gefiUirHcben  Worte  einwirkend  nnf  das 
Volk  8.  78  —  Chnnitter  urwa<ji«i||w  Derbheit 
nnd  Rohhnt  S.  80  ff. 

X. 

Xenoptwna  Meoomb.  I,  1,  11  und 

IV.  7,  2  ff.  S.  «  ff. 

I.  7.  2  87 

P«eudox.  Ml?,  .toi.  J.  13  ....  16 


8. 88  Anm.  Hea  alntt  VIT,  BS:  T,  SS  —  8. 4«  Ann.  1  \ 

atalt  fr.  :!2:  fr.  3C  —  S.  .10  2.  Abi.  Htatt  ISöll»; 
HM««  -    S.  72  2.  Ah»,  ^fatt  1495'':   14591-  — 
Zu  S.  23  2.  Abs.  cf.  Isoerat.  XII.  7üi:'')  -  .S.  29 
1.  Ab*.  Ken  vgl.  die  Worte  Borkbardta,  Qr.  , 
Ktdtarg.  III,  980:  pim  Gegen Mtz  zu  allen  nden  j 


PbUosopken  verkeihrte  Soiknitea  mit  Jedemuura 

und  brachte  die  "Weisheit,  die  Ifi   ihm  k-i: 
Sy»tfm.  fondern  eine  l^enkweise  war,  auf 
div  Gani^o:  wir  hüben  ea  bei  ihm  mit  der  (prSnlen 
Popnlnritftt  des  Denken«  zu  tban.  die  je 
vereueht  worden  iak* 


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95 


Inhaltsverzeichniss. 


I.  Ui«  SteUiuag  der  bmten  Mawen  de«  Volke*  tu  Fiagea  der  Wiiaeoacbaft  .      .  3—18 

1>  lu  den  utarwwaeRwb«flUeh«B  Unf«i«ii«hiiiig<eii  8.  9^10 
3}  SD  der  rIi«(oHscli-M||]iiiti«eh«ii  Bildutg  8.  11-16 


1)  Ho))c  Wertung  de«  nestheti wichen  Urteils  der  Atb«ner  im  ttbrigea  Hdlfti  8.  41 
Moiisenurteil  und  Rrktürung  desselben  durch  ArütotelM  S.  41 

8)  Lesen  and  Schreiben  in  Athen  S.  43  —  zu  litterarischcn  Zwecken  f?.  45  ff.  — 
Bachbandel  in  Athen  8.  46  —  Export  n>n  Bachern  &  47  —  Bttcherpreiae  B.  48 

4)  GeiitiK«  Inter«Men  der  nicdem  oder  «udi  oilttleraB  OeeellwluflakmM  8.  4S  ft  — 
Ri  friiiü^niti«;  r'.i  r  (■(.höngei^tigen  Interessen  wie  S.  III  fT.  -  Bekannt-'cli.ift  n<r 
ni(!dfm  und  tnittluren  Krei.te  mit  Uomer  S.  52  II.  —  mit  der  Mythologie  S.  66  ü'.  — 
Zur  richti»<en  Reurt«ilung  der  FrOedl«  dei  Ariatophuca  8.  Bl— H  —  Beuttaüutg 
der  Parodien  S. 

IV.  Einwirlrangen  der  Dichter  auf  die  breiteren  Schichten  de^  Volkes.  Tragiker  und  Komiker      6U— Ö7 
1}  Daa  lÜMaenimblilniin  dea  Tfaeaten  nnd  die  Tragiker  S.  09—78 

2)  I.lrtf;;i7;-.ri>'  Kuniiii-ili.'ii       Ii  li>'r  DHililieit  omi  Rohheiti      T't  81 

'<H  Beurteilung  von  Tragoedieu  und  Komoedion  durch  Richter  und  Volk  S.  tü— 84  — 
die  vox  populi  bat  der  PfeiaeTartcilnug  8.8i—  SUmmfnhfar  und  Ck^ne  S.  88  ff. 


II.  KennKeichnnn^  il-  h  RiM-ni^-ntandeü  des  nimlani  ToUtca 

1)  in  der  Volksversammlong  S.  18 — 31 

2)  in  den  Oeriehtaatlen  a  Sl-40 

ni.  Aestheti^che  Anlage  und  littentriHche  Rildung 


41—68 


18-40 


V.  aeUaanrtea 


88-1» 


i 


üeber 


ein  griechisches  Giebeh  elie£ 


Vau 

A.  Furtwängler. 


(Mit  «MF  Taltl.) 


Abk  d.  t.  CL  d.  k.  Alt.  a.  Win.  XXII.  Bd.  L  AMb.  18 


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"Was  wir  von  tiL,'ürl ichein  Sclimucke  griechischer  Giebelt'eider  besitzen,  ist 
überaus  Bpäriich.  Jeder  Zuwachs  ist  unü  da  sehr  wüiküinmeo.  Das  Giebel- 
TfHaei,  das  die  beifolgende  Tafel  wiedergiebt,  ist  swar  in  Italien  gefanden  und 
ward  in  Rom  erworben;  allein  es  ist»  wie  so  manches  schöne  Relief  in  Rom, 
eine  griechische  Arbeit  aus  der  besten  Zeit.  Der  feinkArmge  weisse  Marmor 
acheint  ptniteliacb;  jedenfalls  imitef  ilii>  Arbeit  so  ganz  attisch  an,  dasa  wir 
mit  Wahrscheinlichkeit  annehmen  dürfen,  dass  das  Giebelrelief  ursprünglich 
aus  Attika  stammt. 

Das  k<Ssäk»be  Stade  befindet  sieb  gegenwärtig  in  der  Sammlung  dee  Heran 
I>r.  Hommel  in  Zflridi. 

Die  Länge  beträgt  0,80  und  die  grösste  Höhe  0,25.  Die  Mittelfignren 
des  Reliefs  sind  etwa  0,17  hoch.  Es  ist  nlso  ein  Giebel  von  selir  bescheidsinai 
Dimensionen.    Das  Ilelief  ist  dem  entsprechend  aiu  h  ein  sehr  Haches. 

Wir  fragen  zunächst,  von  welchem  tektonischen  (tanzen  dieser  kleine 
Gi^iel  stammt  DafBr  ist  die  Znriditaiig  des  Marmorblodees  an  beachten. 
Derselbe  ist  an  der  Unterseite  0,196,  an  den  anftte^enden  Seiten  0,11  dick. 
Er  ist  nur  an  der  Unterseite  glatt  gearbeitet;  diese  ist  sauber  geglättet,  ent- 
behrt aber  jeder  Spur  der  Befestigung  auf  ihrer  einstigen  Unterlage.  Auch 
an  den  ftbrifren  Seiten  fehlt  jede  Spur  jener  Art;  nirgends  ein  Loch  für 
Klamuier  oder  Dübel.  Jene  übrigen  Seiten  sind  auch  alle  nur  rauh  biühauen 
mnd  können  niemals  in  den  Verband  anderer  Steinblöcke  eingesetzt  gewesen 
sein.  ÜTttr  ein  schmales  B&ndehen  ist  Iftngs  der  aufsteigenden  Oiebelseiten 
vorne  fibsir  den  Kfipfen  der  Figuren  glatt  gearbeitet.  Dsr  witere^  das  hori- 
zontale Giebelgeison  andeutende  Vorsprung  ist  mit  einem  kleinen  vors^ingmden 
Profil  bekrönt.  Der  lieliefgrund.  die  Giebelrückwand  liegt  ca.  l'/scin  zurück. 
Die  spitzen  Ecken  des  Giebels  fehlen;  sie  sind  aber  keineswegs  abgeiirochen, 
sondern  waren  in  dem  Marmor  niemals  vorhanden;  auch  hier,  wo  die  Ecken 
anstoBsen  sollten,  ist  der  Block  nur  rauh  behauen. 


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100 


Der  notwMkdig  ftls  einst  vorhenden  vomususet/endo  Giebelrahmen  kann 
nicht  aus  Marmor  und  überhaupt  nicht  aus  Stein  bestanden  haben. 

Der  kleine  Giebel  kann  von  nicbta  anderem  stammen  als  von  einem 
Grabmal.  Die  Betrachtung  der  Figuren  wird  uns  das  noch  bestätigen.  Wir 
wissen  aber,  dass  in  älterer  Zeit  in  Attika  ein  Aufbau  aus  Lehimiegelii  auf 
dem  Grabe  nicht»  Seltene«  war.  Man  hat  aolche  Lehnuiegelbanten  sogar  noch 
wohlerhalten  gefanden  (Athen.  Mittheil.  ZV,  Taf.  9);  bei  rmcheren  Bauten 
dieser  Art  war  wahrscheinlich  auch  Holz  verwendet  Uns  erhaltene  attische 
gebrannte  Thonplatten  mit  auf  Begräbniss  und  Todtenklage  be/üixlichen  Dar- 
stellungen stammen  ohne  Zweifel  von  solchen  aus  Lelanziegeln  und  liolz  er- 
richteten Grabbauten  des  sechsten  Jaluhuiiderta  (vgl.  Wolters  in  '£y/;,tt.  i'n^x. 
1888,  S.  189  ff.;  Athen.  Mittheil.  1891,  &S8B;  Antike  Denkm.  II,  Taf.  9^11). 

Zu  einem  soldien  Baue  muie  einst  auch  vaaet  Giebel  gehört  haben. 
D^n  daaa  der  ans  erhaltene  Marmorfalodc  etwa  der  vollständige  Aufsatz  einer 
steinernen  Stele  f^ewesen  sei,  ist  au«icregchlos8en.  Erstlich  müssten  dann  an 
der  Unterseite  I)ül)el]öclicr  vorhanden  sein  zur  Befestig'unE^  auf  der  steinernen 
Unterlage.  Zweiteuä  aber  lat  eine  Ltiirahnmn^  des  Giebel»,  wie  scbun  be- 
merkt, notwendig  ToraasnuetBen.  Das  vorspringende  Profil  unten,  die  An» 
dentung  des  horizontalen  Giebelgeisons  raius  sich  fortgeeetst  haben  und  Ter> 
langt  auch  die  Umrahmung  durch  ansteigendes  Giebelgeison.  Die  rauhe 
Bearbeitung  dei  Olierseite  der  ansteigenden  Flächen  des  Blockes  beweist,  dass 
diese  nicht  .sielithar  war. 

Die  verlorene  Umrahmung  des  Giebels  mitsamt  den  fehlenden  spitzen 
Ecken  haben  wir  uns  wahracheinlieh  ans  Hola  an  denken.  Die  eigentliche 
Masse  des  Grabmale  wird  ans  ungebrannten  Lehnuiegeln  bestanden  haben. 
Natürlich  hat  einst  die  Bemalung  die  Verschiedenheit  des  Mateziales  gemildert 
und.  dem  Ganzen  einen  einheitliclien  Charakter  verliehen. 

Itn  sechsten  Jahrhundert  hat  man  den  kiinstlerii?chcn  Schmuck  solcher 
Grabbauten  von  Lehm  und  Holz  in  Attika  aus  gebranntem  Thune  hergestellt. 
ISs  ist  nur  eine  Folge  der  allgemeinen  Entwicklung  der  attischen  Kunst,  wenn 
man  sp&ter,  wie  unser  Beispiel  lehrt,  dani  den  Marmor  verwendete. 

Seinem  Stile  nach  werden  wir  das  Relief  noch  in  das  fünfte  Jahrhundert, 
doch  gegen  das  Ende  desselben  anzusetzen  haben.  Es  lehrt  uns,  dass  damals 
noch  die  alte  Sitte  der  Lehm-  und  Holz- Hauten  auf  den  Gräbern  nicht  aus- 
get>t«)rben  war  und  dass  mau  solche  damals  durch  Einsetzen  skulpierter  Marmor- 
platten reicher  su  gestalten  wusste.  Im  vierten  Jahrhundert  ist  mit  dem  Auf- 
kommen der  prunkvollen  grossen  Marmorstelen  in  Naiskoe-Form  die  alte  Sitte 
offenbar  gans  geschwunden. 


101 


Im  MoMum  ta  Athen  kftbe  ich  vergebliob  nach  einer  Analogie  m  uDBerem 
Relief  gesucht  nnd  aach  andervr&rts  habe  ich  kmne  gefanden.   Htafig  war 

demnach  ein  solcher  Marniorschmuck  eines  am  schlichtem  vergänglichen  Hate- 
riales  hergestellten  Gral)i:i  1 1-  -,  nicht.  ITin  so  mprkwilnliger  ist  das  uns  er- 
haltene ötück,  das  im  AlLertuui  schüii,  wie  so  inanclies  andere  noch  unschein- 
barere griiechiacbe  Relief,  von  einem  kuostsiunigeii  Kuuier  erworben  und  seiner 
nrsprüngliehen  Anfatelittng-  entriasen  worden  sein  mnm. 

Im  Tierten  Jahrhundert  gab  es  in  Attika  gans  aus  Uarmor  gearbeitete 
tempdartig  gestaltete  Orabbauten,  die  sicherlich  auch  skalpierte  Giebelfelder 
trugen.  Von  dem  Friese  eines  solchen  in  dorischem  Stile  gehaltenen  Baues 
in  Athen  ist  pine  tiiit  drei  Relieffiirnren  prezicrte  Motope  mit  ansphliesspnden 
Triglyphoii  erhalten  (Athen.  Mittbeil.  XVllI,  i8'J3,  Taf.  1).  Kleine  bkulpierte 
Giebelfelder  befinden  sich  an  den  ganz  aus  pentelischem  Marmur  hergestellten, 
offianbar  von  attischen  KQnstlem  gearbeiteten  Prachtsarkophagen  des  vierten 
Jahrhunderts  aas  Sidon,  dem  der  «Klage&aaen*  sowol  wie  dem  » Alexanders".') 

Jene  attische  Grabmetope  ebenso  wie  die  beiden  Giebel  des  Sarko])Lage9 
der  „ Klagefrauen "  stellen  keiiie  Handlung,  sondern  nur  je  drei  weihliche  Ge- 
stalten dar,  die  in  Trauei-  oder  trübe»  binnen  versunken  sind  und  —  mit 
Ausnahme  einer  stehenden  Figur  der  Metope  —  auf  felsigem  Boden,  nicht 
auf  Stahlen,  sitmn. 

Das  Bildwerk  unseres  kleinen  Giebels»  zu  dessen  genauerer  Betraditung 
wir  uns  nun  wenden,  ist  in  mancher  Besiebung  den  eben  genannten  Grab- 
sknlpturMi  verwandt  An  den  Enden  sitsen  zwei  weibliche  Gestalten,  die  sehr 
an  jene  erinnern,  ehenfalle  auf  Felsen,  nicht  auf  Stühlen.  Doch  nnser  Giebel» 
rcliei  18t  tiguroureicher  und  nicht  ganz  ohne  Handlung, 

Es  sind  sechs  Figuren  dargestellt:  ein  eng  verbundenes  Paar  in  der  Mitte; 
dann  rechts  und  jinks  swei  Firauen,  wdohe  den  einen  Fuss  höher  anfttellen 
auf  einen  Felsen.  Dann  an  den  beiden  Endmi  die  schon  erwfthnten  auf  Fehen 
sitzenden  weiblichen  Gestalten.  Die  Anordnung  der  Figuren  im  Räume  ist 
jedoch  nicht  ganz  symmetrisch;  in  der  linken  Hälfte  sind  sie  lockerer  und 
weiter  gestellt,  in  der  rechten  dichter  und  gedrängter.  Die  sitzende  Frau 
links  ist  näher  der  Fk;ke  gerückt  als  die  rechts;  sie  ist  deshalb  auch  in  den 
Proportionen  kleiner  gebildet  als  jene,  indem  die  Giebelhöhe  hier  schon  eme 
niedrigere  ist  (11  cm  gegen  IS  an  der  Stelle  des  Kopfes  der  rechts  sitzenden). 

Ueber  4tD  KuDitkce»,  den  dtr  Migenaiiiita  AlazaBdimrkaplnii  wlrtiimt,  wrctei^  awim 
Ausfühnihs*'     Draknitor  griaduMher  dad  ismiicber  Skulptur  für  den  Sel>«ls«bi*iKli,  Htwilsiimnbe 

S.  38  f. 


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102 


Die  auf  di«M  beiden  Siteenclen  folgenden  ipitien  Oiebelecken  hat  der  Kflnstler 

leer  gelassen,  da  or  liegende  Figuren,  die  allnB  gepaaet  hätten,  wol  nicht 
brauchen  konnte.  Der  Ihxnm  zwischen  dem  vorsprini^fnden  Profil  und  der 
Tympanonwand,  der  Giebt^lljodi'n,  ist  hier,  wo  keine  Figuren  stehen,  nur  rauh 
bebauen.  Auch  der  Künstler  des  Sarkophages  der  , Klagefrauen*  bat  die  ganzen 
Edcoi  der  Giebel  leer  gelaflwn. 

Die  Ungleiehheit  der  beidm  Seiten  mamm  Giebela  eietreekt  sieh  dann 
auch  auf  die  folgenden  beiden  stehenden  Krauen,  die  den  einen  Fu«  höher 
aufstellen.  Die  rechts  ist,  indem  sie  der  Mitte  naher  gerückt  ist,  etwas  grösser 
als  die  links.  Beide  Mäilchen  sind  nach  der  gleichen  Seite,  nach  rechts  hin 
gewendet,  wodurch  die  Strenge  der  Symmetrie  wiederum  gelockert  wird.  Die 
Mittelgruppe  ist  in  Bewegung;  sie  ist  im  Schreiten,  und  awair  noch  rechts 
hin  begriffen.  Es  ist  eine  stattliche  Frau  in  Chiton  und.  Mantel»  den  sie  Aber 
den  Hintttrk<^f  gezogen  hat  und  mit  der  Linken  fasst;  sie  wird  scbrüg  von 
vorne  gesehen  und  ist  im  Schreiten  in  der  Richtung  von  hinten  hervor  schräg 
nach  rechts  aus  dem  Bilde  horatis  bei.,'rifFen ;  \hv  fzerstörter)  Kopf  ist  im  Profil 
nach  rechts  gebildet.  Ein  Jüngitiig  It^gt  iiir  den  linken  Arm  um  die  Schulter; 
er  schreitet  deutlich  nach  rechts  und  seine  Beine  sind  im  Profil  gebildet; 
er  trftgt  einen  kurzen  auf  beiden  Schultern  aufliegenden,  wie  ee  sdieint  ge- 
gürteten Chiton.  Von  dem  bartlosen  Gssidite  ist  nodi  der  Umriss  kenntlich. 
Die  Bechte  fasst  an  das  Gewand.  Diese  beiden  Figuren  mul  in  den  Pro- 
portionen nicht  grösser  als  xinuichst  stehenden  Frauen;  ilire  Köjtfe  reichten 
lange  nicht  bis  zur  Öpitae  des  Giebels  hinauf.  Die  (»ruppe  ist  von  der  Mitte 
ein  wenig  nach  rechts  hin  geschoben,  um  den  Eindruck  der  Bewegung  nach 
dieser  Aiditung  hin  su  verstärken. 

Würde  die  rechts  folgende  Frau  der  Mitte  sngewandt  gebildet  sein,  eo 
würde  der  Eindruck  entstehen,  als  ob  die  Mittelgruppe  eben  auf  diese  Frau 
zuginge  und  diese  ihr  Zifl  bezeichnet«.  Dies  eben  sollte  oflFenbar  vermieden 
werden.  Dunun  wendet  jene  Frau  dem  Paar  den  Ivückon  und  ist  im  Ge- 
spräche mit  der  rechts  sitzenden  dargestellt.  Beide  Figuren  sind  auch  durch 
den  Fels  vereinigt,  auf  dem  die  eine  sitst  und  auf  den  die  andere  den  linken 
Fuss  au&tellt  Die  stehende  trftgt  Chiton  und  Mantel;  in  den  H&nden  muse 
sie  irgend  etwas  Leichtee,  das  durch  die  Malerei  angedeutet  war,  wie  einen 
Zweig  oder  Kranz  getr,<»gcn  haben,  .\ehnliche  Figuren  kommen  unzählitj  oft 
auf  den  attischen  Vasen  des  freien  Stiles  und  auf  unteritalisclien  vor. 

Auch  das  Motiv  der  rechts  sitzenden  ist  ein  auf  diesen  Vasen  überaus  häufiges: 
die  rechte  Hand  aufiitfltaend,  wendet  sie  den  Kopf  nach  der  Mitte  um;  die 
linke  liegt  auf  dem  Knie.   Sie  trägt  nur  den  Mantel  um  den  Unterkörper. 


Die  den  Fuss  aufstellende  Frau  der  linken  Seite  ist  aber  dem  Paare  zu, 
naoh  dar  Mitte  gewiuidt.  Dna  ^uur  schreitet  an  ihr  vorbei  Der  grössere 
Zwischennnm  nräcsben  ihr  und  dem  Paare  iat  eben  gewihU,  um  den  Ein- 
druck der  Bewegung  der  Mittelfignren  nach  achrftg  rechtsbin  her\ oizm  ufuii. 
Das  Miidchfii  träf;:t  dorischen  geoiirteten  Peplos;  die  locker  gehaltene  linke 
Hand  Hchoint  nichts  gehalten  /.u  haben.  Der  linke  Ellenbogen  und  der  recht« 
Unterarm  sind  auf  den  linken  Oberschenkel  gestützt 

Keinen  Teil  an  den  flbrigan  Figuren  nimmt  das  Unke  dtiende  Itedchen, 
das  abgewaadt  in  rieh  yennnken  auf  einem  Felsen  ritat,  den  Oberkfirper  vor- 
beugend und  sinnend,  die  Rechte  erhebend,  die,  lose  gehalten,  nichts  trug. 
Das  Mädchen  ist  mit  dem  Chiton  und  dem  Mantel  bekleidet 

Der  Künstler  hat  deutlich  den  Eindruck  erwecken  wollen,  dass  das  Paar 
der  Mitte  horeingeechritten  kommt  in  einen  Kreia  von  Gestalten,  die  ruhend 
auf  Felsen  sitaen  oder  stehen.  Das  herankommende  Paar  hat  aber  zu  keiner 
dieser  Geetalten  engere  Beatehnng;  geflissentUoh  soohte  der  Künstler  dem 
Mttverstindnia^  ak  ob  das  Paar  auf  eine  bestimmte  Figur  snsohntte,  yo^ 
aubengen.  Er  will  nur  zeigen,  dass  das  Paar  in  einen  geschlossenen,  mit  rieh 
selbst  beschäftigten  Kreis  eintritt.  Rechts  /wi'i  mii  einen  Felsen  gruppierte 
Mädchen,  die  im  Gespr&che  begriffen  sind,  iiukä  eine  ganz  m  sich  versunkene 
Gestalt  von  trüber  Stimmung;  nur  eines  der  Mftdchen  beachtet  die  heran- 
schrritsnde  Gruppe  in  voller  Ruhe  und  ans  einer  gewiaBOi  Entfernung. 

Die  Bewegungen  aller  Gestalten  sind  still  und  gehalten.  Es  hJbigt  wie 
ein  leichter  dunkler  Schleier  über  der  Stimmung  des  Ganzen.  Am  ausge- 
prägtesten ist  der  trübe  Charakter  in  der  allein  mit  sich  selbst  beschäftigten 
Kckfig^r  links.  Diese  erinnert  unmittelbar  an  die  ebenfalls  auf  Felsen  ge- 
lagerten trauernden  Gestalten  der  oben  erwähnten  Sarkophaggiebei  und  der 
Grabmetope. 

Die  Betrachtung  des  Figurenschmuokes  unseres  Giebels  bestttigt  also  die 
Annahme,  dass  wir  es  mit  dem  Teile  eines  GFabmaks  su  thun  haben.  Allein 

wie  sind  die  Figuren  wo!  zu  deuten? 

Wir  entbehren  da  leider  jede«  festen  Ilaltüs  und  sind  nur  auf  Ver- 
mutungen gewiesen.  Die  nächste  Frage,  die  sich  erhebt,  ist  die  nach  dem 
Namra  des  Jünglings  in  der  Uittelgruppe.  Sein  kuner  (%iton,  seine  Stellung 
und  vor  allem  die  Bewegung  seiner  Rechten,  die  an  das  Gewand  su  Cassan 
acheint,  erinnern  auffallend  an  den  Hermes  des  berQhmten  Orpheus-ReUrfs, 
Freilich  fehlen  die  zum  Hermes-Gostfinie  gehörige  Chlamys  und  der  Petasos. 
Der  letztere  könnte  indesR  hei  der  P'lachheit  des  Reliefs  leicht  als  im  Nacken 
hängend  nur  durch  Malerei  angedeutet  gewesen  sein. 


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104 


Wir  haben  erkannt,  daas  daa  Paar  der  Mitte  eintritt  in  einen  Kreis  atiUer 
Geatatten.  Ea  können  dieae  aber  wol  nnr  Bewnimer  der  Untenreit  sein.  Daas 
es  nicht  Figuren  ana  dem  gewöhnlichen  Leben  aind,  beweiaen  achon  die  Fdaen, 

auf  denen  sie  gruppiert  erscheinen. 

Halten  wir  die  Deutung  auf  Hermes  fest,  die  durch  die  Analogie  des 
Orpbeuä-lieliefs  nahe  gelegt  wird,  so  wäre  hier  also  dargestellt,  wie  der  Gott 
eine  Verstorbene  in  die  Unierwelt  geleitet,  hinein  in  den  Kreis  von  anderen 
Veratoxbenen,  von  Frauen,  denen  sich  die  neu  AngekomniMie  nun  sugesellen 
wird.  Diese  Frauen  erinnern  an  jene  Gruppen,  die  Polygnot  in  seiner  Nekyia 
gescbilflr-rt  hat.  Sie  unterhalten  sich  unter  »iclr.  eine  andere  ist  in  sich  ver- 
sunken; nur  eine  beaehtet  die  neu  hcranküninienfle. 

Hermes  ist  der  milde,  freundliche  Geleit«r  der  Toten.  Das  Orpheus- 
Relief  zeigt  ihn,  wie  er  sanft  und  still  die  Hand  um  den  Arm  der  Enrydike 
legt,  um  ihr  rechtes  Handgelenk  su  ergreifen  und  sie  leise  zum  Hades  nirlick« 
zuführen.  Auf  dem  Giebelrelief  sehen  wir,  wenn  unsere  Deutung  richtig  ist, 
wie  Hermes  die  Hand  um  die  Sdiulter  der  Verstorbenen  gelegt  hat')  und  sie 
80.  lanj^saiii  schreitend,  geleitet. 

Eine  beiiaante  Gruppe  späterer  Zeit  bietet  sich  hier  zum  Vergleiche  dar: 
die  Gruppe  von  Udefonao.  Sie  hat  aidier  aepuikrale  Bedeutung.  Sie  ist  frei- 
lich gewiss  erst  in  eklektischer  spftter  Epoche,  wol  dem  ersten  Jahrhundert 
vor  Christus,  entstanden  und  benutzt  als  Vorbilder  zwei  nrspr&ngliche  Einzel- 
statuen  sehr  verschiedenen  Stiles  ehen.so  wie  die  Orest-Elektra-Gruppe  in  Neapel. 
Aber  wie  diese  geht  ;iucli  jene  Gruppe  gewiss  im  Motiv  und  Grundgedanken 
der  Gruppierung  auf  die  grosse  Malerei  der  polygnotischen  Epoche  zurück 
(vgl.  im  50.  Berliner  Winckelmannsprogramm  S.  137  und  161).  Wir  roöditen 
vermuten,  daes  die  Gruppe  des  Peychagogen  Hermea,  der  eine  Ventorbene 
geleitet,  indem  er  die  Hand  auf  ihre  Schulter  leg^,  eine  Erfindung  eben  jener 
grossen  Epoche  ist  und  von  dem  Kfinstler  unseres  bescheidenen  Giebelreliefe 
nur  passend  verwendet  ward. 

In  der  Gestalt  des  Hermes  und  dessen  Bewegung  der  rechten  Hand  ist 
der  KOnstlar  offenbar,  beeinflnsst  von  dem  Schöpfer  des  Orpheus-Reliefs,  den 
wir  unter  den  hwvorragendsten  Heistern  der  Epoche  des  Parthenonfriesee  au 
suchen  haben  und  als  den  ich  Alkameoe«  vermutet  habe  (Heisterwerke  S.  120). 
Unser  Giebel  ist  ohne  Zweifel  etwas  jünger  als  das  Original  des  Orpheus- 
Keliefa  war;  doch  wird  er,  wie  wir  schon  bemerkten,  gewiss  noch  dem  fflnften 


')  Eioe  grawe  Anzahl  von  Iteiainden  für  di«  Motir  bat  IhStepliui  geMUBneU,  bnonden  imOoniite 
naia  1W9,  SS  aad  ISfil.       vkI.  1S7Q/71,  16S. 


105 


Jffthrbttndert  angdliita^n.  Die  zu  Anfang  von  uns  verglichenen  attisclien  Ar- 
beiten, die  Grabinetope  und  die  Giebel  des  sidoniachen  Sarkophages  zeigen  in 
den  Motiven  dor  Frauen  ßine  dem  vierten  Jahrhundert  char,iktf»risti8clie,  g.inz 
andere  Weise:  dort  sind  die  Krauen  tief  schmerzbewegt  und  von  einem  starken 
Pathos  erfasst  Sie  sollen  indess  vermutlich  wol  auch  elier  Verstorbene  an- 
deuten als  a  Klageweiber*  dantellen,  wie  man  gemeint  hat  Dieee  auf  Felsen 
ruhenden,  offenbar  idealen  Gestalten  mögen  uraprOnglieh  ans  Untarwelt»- 
darstellungen  von  der  Art  unseres  Giebelreliefs  herstammen. 

Wie  viele  bedeutende  grosse  Schöpfuni^en  ilor  Gniberkunst  niüRSRn  uns 
verloren  seiu  dadurch,  dass  gcradp  die  beöte  klasüische  Zeit  in  Attjka  sich 
mit  Vorliebe  der  vürgänglichun  schiicbten  Materialien,  des  Lehms  und  Holze» 
fQr  die  GrabaufiBfttie  bediente,  deren  Sehmuck  sumeist  nur  in  Malerei  bestand. 
Einen  kleinen  Ersats  dafür  mag  uns  das  hier  veröffentlichte  kostbare  Giehel- 
relief  bieten,  das  fem  von  der  attischem  Heimat  auf  italischem  Boden  antage 
gekommen  ist 


Abb.  i.  I.  CL  d.  k.  Ak.  d.  WIm.  ZXII.  Bd.  L  AUh.  14 


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Kl  krwAN<;i.ER,  GRIECHISCHES  GIEBEI.RELIEF 


I 


c;ii-,RF,i.RKi.ii;i' 

IKSCHKINLICH  VON  lilNliM  ATIISCHKN  (IKAI 


tJCHTimVaC  UBK  VSHUU;SAMSTAI.T  I'  BKUCKMINN  A  ■C.,  UCNCKI-N 


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Ein  altchristliches  Hypogeum 

im  Bereiche  der 
Vigna  Gassia  bei  Syrakus. 

Unter  Mitwirkung  von 
Paolo  Orsi 

bachrieben  TOii 

Joseph  Fälirer. 

(Mit  5  TsMa.) 


AU.  d.  La  d.  k.Ak.  «.Win.  XXII.  Bd.  I.  AUb. 


M 


EinleituDg. 


Im  Stadtgebiet  des  nlten  Syrakaa  ist  innerhalb  der  attdlichen  Vorterrasse  der  Achradina 
•bgawhen  von  der  Nekropole  tod  San  GioTRoni  nach  «üi  «vitertr  Katekorobtnkomplex 

TOD  grosser  Atisdchniing  grlcnc-n;  liie^'-f  iinifas-t  zwei  HfinpfL'rniifif'n  vnn  unterirdisc!i<>ii 
Begräbnisaalagen,  welche  heutzutage  unter  dem  liameu  Coemeterium  der  Vigna  Cassia 
und  Coemeterium  von  9aata  Maria  di  G««ä  xa8aninea|teb«t  warden. 

Auf  die  Existenz  einer  nusgehreiteten  CoenieUrialrcgiot)  in  unmittelbarer  Nähe  de* 
Konrentes  von  F^nniu  Mariii  di  Gesik  ward«  aeit  den  17.  Jafarhundert  in  Tereiaaelten  literari- 
svhen  Angaben  hingewiesen.*) 

Eüoe  binlSitgtich  deatliehe  Uaiencheidnog  der  bddeD  aaUotindigen  Hmptgrappeii  aber 
iSsst  sich  nurbtM  i  iiiHm  Atttor  dca  18.  JalirliaiMieril  erkeimeii,  niulieb  bei  Ceeare  QaeUoit 
Conie  della  Torre.*) 

war  bis  vor  kunesi  ttttt  der  iraatlüdie  Abwbnitt  der  gesamten  Coemetwielregioii 
ohni-  hi'soi.dcrc  Mühe  zogBni^cb;  die  Qbrigcn  Teile  des  Katakombenkmnplezce,  wekb^r  mebrtire 
Stockw»Tki'  ruifwr-i«t.  wnrt^n  norh  (Trnüscnt.pils  ver^chdttet. 

Nur  einzelne  Luftechachte  b«tcn  die  Möglichkeit  dar,  in  den  einen  oder  anderen  der 
unterirdiseben  Ginge  binabsusteig««  and  dort  eine  karte  Streeke  voneodringen.  Dicee  MBg- 
licbkeit  wurde  auch  hie  und  da  von  etnheimii<chen  (jelehrten  und  auch  von  NlOgieriglD 
ti'Miüt/.t,  wie  sehwache  Ueberresir'  vnn  NnnTeTi<«ii>'!flir<ften  ntvl  Jahreexahlen  besevgen,  welche 
mit  dem  Hauche  von  Kerzen  oder  Fucl<ehi  er/.eugt  wurden. 

Jedoeb  kam  man  niebt  »i  einer  genaueren  Erfemcbang  der  eigenartigen  Begiibnis- 
anlagen.  Denn  selbst  in  den  höber  gelegenen  Abschnith'ii  ihr  Coeimii  riiilregion  wäre  die 
Untersuchung  mancher  mit  Steinen  und  Erde  gefüllter  Korridore  noch  mit  den  grösaten 
Mohaalen  nnd  Gefahren  verbunden  gewesen,  ohne  daa  man  aocb  nur  den  Terbrof  aller 
Havptgalerien  festzustellen  vermocht  hätte;  die  tiefer  gelegenen  Teile  aber  waren  in  ibicr 
BberwMgenden  Mebrheit  fiberhaapt  noch  gäoxlieh  unangftnglicb. 

')  Vgl.  Vincenio  Mirab«lla.  D;i Liaiuasioni  ilölla  pianta  dell' antiche  Sin»cu»e  <1' ulc'une  scflt« 
medaKlie  d' e«aie  e  de"  principi  che  quelle  po»8e<lettero,  (Napoli.  UjVA)  pag.  4S;  Giuseppe  Maria  Capo- 
dieoi,  Aatichi  moDttmanti  di  SintcoM,  t.  I,  (äiracnMt  181S)  pag.  370  «q.;  Domeaioo  lo  Faio  Pietaraiaata 
Daea  di  Sariradifaleo,  AatieUtA  ddla  SiriKa,  t.  IV.  (Palarmo.  1840)  pag.  191. 

*)  Vgl.  f'(>siir.>  riaetani,  C'^mt.'  Icn  i  Tortf»,  Memori»  intornn  al  marlirio  e  rn)fi  Vi  8.  Lucia 
Y.  e  M.  Simcutana  (h^rauag^ebea  vun  FosciuHle  Fugali,  SiracuM,  1878)  pag.  &0  col.  a  und  col.  b. 


15* 


110 


Dw  ante  Verraeli  «ner  samaunfischen  BeMbnibnng  d«r  oba«  iMsoodm  Sehwierig^ 

keilen  betretbaren  Teile  des  KntakotnbenkoDiplexes  pelaDpto  im  Juhre  T!?^0  zur  Vpr- 
fifFentUchung.^)  Es  war  der  we.sUiche  HauptabMhDttt  der  Nekropole  Casaia  nebst  den 
nmnittolbsr  «ngnniend«!!  Trilen  »m»  rin  Bmelutlkk  aua  dar  Uitt«  d«t  (^lien  Conne^ 
teriiimt.  welche  Victor  Scbulte«  dwmb  «iDer  vlSktum  BetaMhiniv  oatenog. 

Ehen  jonpr  wpsttiche  ITaTiptahschnitt  dr-r  Kiitakoriibr?  Cassta  lieferte  dann  Panlo  Orsi 
bei  Au»grabuDgeo,  welche  er  im  Jahre  1893  Tomahm,*)  eine  nicht  unanseholicbe  Ausbeute 
an  Oimbunchrifleo.  Dmtr  DiDstand  gab  in  Verbindung  mit  den  IbgebaineD  einer  vor^ 
liufigen  Recognosciening  in  den  weiter  Östlich  gelq^en  Abschnitten  des  Katakumben- 
komplexes  Orsi  dio  Veranla-Sbiiii^'.  auf  Kust«^n  der  itnlienischen  Regierung  dort.seii.^t  Atis- 
räumuagsarboiten  in  grüsserem  ätii  zur  Durchführung  zu  bringeo.*)  Oie^e  Ausgrabungen, 
m  welchen  mir  eelbet  tribcnnebmen  TergOnnt  wer,  waidea  in  den  Honnten  Norember  and 
Dezember  ISÜ  t  vollzogen  und  erfuhren  auf  n  i'  Anregnng  hin  im  Febranr  1895  aosk 
einzelne  Ergün/.ungen  unter  meiner  eigenen  i^t  ituiig. 

Durch  Oriiiü  Ausräumungsarbtiiten,  weiche  in  erater  Linie  die  äaounlung  de»  epigraphi- 
aeben  Meterialee  benwaeklen,  Warden  die  Uber  getegwen  Abschnitte  der  Nekropole 
den  dort  anfpehäuften  Schutt-  nnd  Erclma-Hseu  fivst  völlig  bi-freif ;  in  den  tieferen  Stock- 
werken aber  wurde  wenigstens  die  Verbindung  zwischen  allen  irgendwie  bedenteunen  Teilen 
hergeatollt  und  ooweit  als  mi^lieh  ancb  eine  Unteranehnog  der  wiebtigeten  Galerien  bie  anf 
ihre  Sobla  dnrchgeffihrt;  älniliLlie  Arljeiten  wurden  dann,  wenn  auch  in  weit  geringeren 
Umfanpe,  auch  in  dem  benachbarten  Coemetcrinm  von  Santa  Maria  di  Gesu  vorge- 
DOinmcn,  zu  welchem  Orsi  einen  Zugang  durch  einen  halbverschütteteu  antiken  Ac^uaedukk 
anaflndig  machte.*) 

Eben  dadurch  aber,  da»s  Orsts  Aui^grabungen  einerseits  die  unterirdischen  Sepul- 
kralanlagen  von  Santa  Maria  di  Gesü,  amlorer-ipit^  die  Katakomben  der  Vigna 
Cassia  leichter  zugänglich  machten,  wurde  mir  selbst  die  Möglichkeit  geschaffen,  diese 
beiden  Ooemeteirien.  die  ni  den  intenaanteBten  von  Sjraka  nnd  Ton  gaos  Siailien  siblea, 

einem  ebenso  eingehenden  Studiuni  und  eiiuT  ebenso  ^^lenauen  Vernu'i^sunp  zu  uiitf^r/ielien, 
wie  die  Nekropole  von  San  Giovanni,  in  welcher  gleichfalls  durch  Ürsi,  der  einen 
reichen  Sehats  Ton  Tnecbriften  dovtaelbuk  «rhobM  hat,*)  Aasrinmungaarbeiten  In  grUaaerem 
Umfang  vorgenommen  wurden.  Haina  Stadieocigebnisse  Uber  die  drei  Haaptcoemeterien 
von  Syrakus  sind  in  dem  Werke  .Forachuriren  zur  Sicilia  sotterranea*  am  Ende  des 
Jahres  1897  zur  YeröCTentlichung  geUugt.  Topographie  und  Architektur  der  Katakomben 
und  alle  Ehndhaiteu  ibrar  innaran  Anartaltang  abd  daaelbat  eingebend  eritrtert  Zur  Br^ 


>)  Tgl.  Victor  SehaUae.  Arehloloflinhe  Btadiao  «ber  altdhiiatliebe  Honamoato  (Wien,  1080) 

a.  130  f.  und  ä.  I4U-U2. 

1  VgL  Paolo  Or»i,  Eoplorazioni  ncUv  cata<.-ümbf  di  ä.  (linvanni  ed  in  quelle  dalla  vigna  Oaaaia 
presto  Snaeoia     Motisie  degU  «cavi  del  unese  di  lugUo  1893),  p.  900—314. 

■)  Tffl.  P.  Orii,  Notilde  degli  leavi  dal  meae  di  maftt^o  1896,  pag.  SIS. 

*i  Vf;!.  T'.  Orai.  Es[ilrirazioDi  nelle  catacombe  di  S.  rii  jviiiini  ed  in  quelle  della  vigna  Cassia  pretso 
Sir»cu«a  tNutme  d«gli  it<:iivi  de)  ineae  di  luglio  1893,  pft^.  276  ir]«].);  Nuove  e«plorazioni  nelle  catacombe 
di  S.  Giovanni  nel  1694  in  Sirscuas  (Notizie  degli  «cavi  del  uieie  di  dicembre  1895,  pag.  477  sqq.);  Insigne 
epigrale  del  dmiteio  di  8.  Giovaani  in  Sinuswa  CBOmisebe  Qnartalscbiifl,  9,  Od..  1895.  pag.  Si99  Miq.)j  Oli 
acavi  a  8.  CMonani  di  Siiaeaia  ael  1BB6  {Rfimisdhe  QoartalMihiift,  laBd.,  MM,  pag.  1  sqq.). 


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111 


litttemoi;  ftber  dieoan  mf  Grund  «nklm  YenncMangra  w»  mir  hergestellt«  Flliie  ond 
Darchscfanitto  mwi«  pbotograpbische  Innenanaicliten  und  Äbbildan^^n  von  Skulpturen  und 

FreBko^emUlden  sowi^  von  zahlreichen  In'-chriften  und  Werken  di-r  KIoinlciuisL') 

Bei  der  Au8waiil  dieser  Beilagen  sowie  bei  der  Ge»taltuug  des  Textes  wurde  nun  abflT 
rtm  tSnne  eit^endma  BwOdttielitigaag  «in«  Tsflc«  der  Ndtropol«  Oasö«,  der  biunelittieh 
seiner  inneren  Aus^tatfunp  pinc  SontJrrstellnnt;  finnimnit,  infoltjc  r-innr  sp«ziellen  Verrfinbaning 
mit  Orsi  abgesehen.  Denn  schon  damals  bestand  die  Absiebt,  die  betreffende  Sepalkrai- 
anlage,  weleli«  sieh  vor  alkiB  dareh  ibren  Bdohtetn  «n  FrakogeodUdiiB  «uniobiirt,  mm 
Gegenstände  einer  besonderen  Publikation  zo  neeben,  w«Iebe  von  mir  and  Orei  gemeinsam 
«bgefasst  werden  sollte.*) 

Aeussere  Umstände  haben  indes  die  AusfQhrung  dieser  Absicht  wider  Erwarten  ver- 
OfftTt*)  Nanmebr  aber  mag  da«  Veraknmte  in  der  Weit«  nacbgvbott  midaiB,  dam  ieb 
zunächst  in  einem  l)e<<onrleren  Kapitel  Orsts  Dai)«gang«n  in  dsotNber  Bearimtong  torflDbre, 
ehe  ich  selbst  wiederum  das  Wort  ergreife. 


I)  Jo»epli  Ftthrar,  lencfanagan  lar  flidlia  loMinaan.  Mit  Pllaen,  Sektionen  aud  anderen 
Tafeln    An^  Jen  Abbiadluigendw  k.bareHsdienAkadeinederWiMeBHbafUo  I.<ä^ 

Münchfii,  181)7. 

V^l.  J  uj'-ph  Führer,  a.  a.  0  .  i.i'^.  7s3  (—  pi%g.  113  den  Separat-Abdnickeg),  Anmerkung  2. 

*i  Vor  aUem  kam  hiebsi  in  Betmcht,  djus  ich  durch  das  dankenawerte  Entgegenkominen  <ler  hob«n 
CeotraMirektion  de«  Kaiserlich  dentachco  archSoIo||iaciieB  Inttitate«  Mwie  der  hohtn  Kgl.  bayerischen 
St«at«rc(cierung  in  den  Stand  (fe«ctKt  wurtle,  abermals  eine  Por8churiL'>r'/;s._'  nu  li  SiziliiMi  m  ontiar* 
nehmen,  welche  vom  21.  September  1899  bis  zum  23.  Juli  19üO  mich  von  der  Heimat  ferne  hielt. 

Rine  kurze  Zu^iurnm/rJasaun!;  der  Ergehniaae  dieaer  StadieBnise  findet  aich  in  den  Akten  des 
IDnOen  iaternatiiMialaa  KoagraMS«  katholischer  Qelahrlan  in  Hanehaii  vom  84.  bis  2&  Sciptemhar  ISOO 
(MBnefaen.  1901),  S.  984  ff. 

Immerhin  darf  aber  wtlil  auul  uti  ■ür'srr  Sielli'  iLiriuf  hingewiesen  wcr-lcn,  (hiAs  infuliru  meiner 
letzten  For»<Jiun(|pirei»e  die  Gesamtzahl  der  von  mir  j^eaiiu  untertinchten,  aber  noch  nicht  literwisrh  be- 
handelten Begrabnisanlagen  ran  SilOien  auf  mehr  alü  zweihundert  (^estief^en  i«t.  Von  mehr  als 
aiebsig  Katakomhan  nad  HjrpogMn  *en  besomleier  Eigenart  habe  ich  exakte  PUlne  and  snm  Teil  aoob 
Sektionen  aa^enommen,  ebaum  ab«r  «uob  nUreiehe  Photographien  toii  Tnnenantichten,  'FreskogeskUdan, 
Iitüubrif'.vri  'iiiil  \\  i'rk'jii  tler  Kl<'i  iikiin^t.  In  anal"^'<'r  W'k'itTC  bin  ii  !i  <,"_'I  riiiLT  Ri'ihc  vim  nVcrirJiikihen 
Sh'iiiilkrulaniai,'!  11  verfahren,  welch«  auch  ihrerseit'i  iti  Iliii-,H*ht  auf  die  Gestaltung  der  ürabstiitten  einen 
^r')4jf-ii  Foniicnreichtau)  aufweisen.  Endlich  hat  niir  a  :<  Ii  eine  Anzahl  von  UQtcrirdi»chcu  Kirchen  und 
JfapaUsn  der  aitehristlichan  Zeit  und  dar  bjsantiniBchen  Periede  Anlaas  zur  Aufnahme  von  Ümndriaaan 
und  Dnrehsehnittan.  sowie  >nr  Hafstdlnng  von  Photographien  und  SSeiehnungen  gegeben. 

L>>iiler  aber  haben  ^ir}i       ytn  nirht  <i'n.'  Mitrrl  ),'<.'riuL.|<-ii.  ui:i  <lie  bedentiaiBflB  FUnehnngt 
resuttate  in  einem  reich  mit  Tafeln  au»geKtatt'et«n  Werk«  publizieren  zu  köunun. 


112 


h  Kapitel. 

TopograpMe^  Architokliir  imd  iantn  Amilattani  das  Hypogeums. 


Orsi  ioMnt  neb  inig«Abr  JbIgtadaniMaana: 

.Wi-r  (Icn  nesamtpkn  der  Nekropole  Cassia')  näher  prQft,  wir>l  etwa  in  «1er  Mitt« 
deuelben  mit  blauer  Farbe  ein  klmnes  Hypogenm  «ngegeben  finden,  welches  mit  dem  Buch- 
staben H  beuiebDct  ut* 

«Die  Eiitileckung  dieses  Hypr>geniiw  war  eiiieiu  Zufall  /.u  virdankcn.  AU  ich  am 
ir».  NoveniVter  1804  einL-s  der  hr<c!i^fgrL'lpi;tMien  Loruli-Gräber  der  Kotunde  der  HiTuklia 
iu  der  Kutakombe  ¥  der  Nekropoio  Ca«äia  untersuchte  und  auf  Grund  der  Wahrnehmung 
eines  «Imngen  Darcbttraehea  das  Cloiein  otber  prflfte,  legte  deeaen  Khog  dm  Goduikea 
an  die  Existenz  einet  grö.sseren  Hi)blraun)ä  nahe,  di  r  >i<  h  Iiinfer  dem  r^oruln-  (.-rstroi.  ken 
moMte.  Ich  machte  eine  kleine  Oeffhaug  und  fund  meine  Vermutung  bestätigt.  Bald 
konnte  ich  nach  Erweitetoniif  der  Lfleke  in  das  llypugenm  eindringen,  deeMO  Niveau  etww 
llSlier  gelegen  ist  als  die  oberste  Ücihc  dor  [ioriili-tiräber  der  Rotunde  der  Heraklia.* 

.Will  allo  Tcili'  drr  Nekropole  Cassin.  si>  i<t  Awch  dirsc  Rfj^räbnisanlag»-  in  den 
Kalktuff  eingearbeitet,  au^  welchem  die  südlichen  Ai>!$titfungen  der  Achradina  grössienteiU 
gebildet  sind.* 

.Der  Grundriss  des  Hypogeums  ist  auf  dem  Plane  ersichtlich,  mit  welchem  diese 
Monographie  ausgestattet  ist;*)  den  Aufbau  der  Sepulkralanlage  Teranscbaulichcn  die  bei- 
gegebeneo  Sektionen.')  Ein  kleiner  Korridor,  der  £ut  genau  die  Richtung  Nord-SQd  einhält, 
aeigt  an  seinem  Sadende  oberhalb  einer  Stufe  «ine  niedrige  tind  »enili«^  enge  Pforte  Ton 
oblonfjpr  (le.stalt;  an  diese  schloss  sich  nach  aussen  hin  iirsprOntrlich  er^t  ein  ktin-rr  Gang 
und  dann  wohl  eine  kleine  Treppe  an,  welche  sum  Niveau  des  Uurtens  emporführC«;.' 

»Im  Innern  dea  Hypt^eum«  öffnen  neb  auf  jeder  Seite  dee  alltniblieb  rieh  Twengeoden 
Korridors,  welcher  eine  anfängliche  Breite  von  1  m  22  cm,  eine  wechselnde  Höhe  von  1  m 
78  cm  —  Im  t)3  cm  und  eine  tieeamtlänge  Ton  nahezu  7  ni  hat,  je  3  grössere  Arcosolien 
von  2'/»  —  3'|»  m  Länge  " 

.Jede  dieser  Grabniachen  amfant  4 — ö  grössere  Binsdgrftber,  wekhe  sieb  antcihalb 
der  Arcosolwfilhnng  or'itrr'ok'fn.  Ans.'prrlf'm  findet  -ich  luicli  nofdi  nn  der  Rückwand  der  2. 
und  der  3.  Gmbnische  au  der  Westseite  des  Ganges  .'sowie  an  der  rechten  Laibuug  des  zu- 
letat  erwihoten  Arcoaob  je  «d  Loenlne  ttr  einen  Erwaehaeuen.* 


>)  V^M.  Juacph  Führt) r,  Fonehttogeii  *Mr  fiidlia  Mttemoea,  Tafel  IL 
'}  Vgl.  Tafel  1,  No.  1. 

•)  Vgl.  Tafel  I.  No.  3-4  nebrt  der  Srklftnmg  der  TaCel. 


113 


•SlriDcre  Loeuli  and  drao  nodi  n  beiden  LnlmBgieo  der  3.  Oraboieeh«  an  der  Weil- 

seite  80wie  an  der  linken  Lailnng  des  1.  Aronsols  der  Westeeite  und  des  2.  Arcosols  der 
Ostseite  eingearbeitet,  ferner  an  der  rUckw&rtigeu  Scbuioleeite  der  Galerie  und  an  deren  Ost- 
wnnd  TOT  Recfaten  and  zur  Linken  dar  3.  OmbniMlie.  findlieh  rind  auch  noch  an  der  Sohle 
d«e  GatigHs  5  Grabstätten  fOr  Erwaebacne  eingeaebnitten  * 

.Alle  diese  Gräber  im  Roden  waren  zur  Zeit  der  Auffindung  des  Hypogeuniä  noch 
Tüllig  UDverletzt;  fast  durchgängig  unverletzt  waren  auch  die  kleiueren  Luculi;  nur  die 
groaaen  Ctiiber  in  den  Areoaolwb  waren  anfgcritaea  nnd  darcbwClhU  und  swar  nancihnal 
nur  in  ganz  oberflüchlielier  Weise.  Offi'til^rtr  ping  alsn  dii'  Verwüstung,  welche  das  Hypo- 
geum  erlitt,  in  aller  Eile  vor  vich.  Da  nun  hiebet  auch  die  Freskogemälde,  mit  weichen 
iwfli  AreoeoUeit  an  der  Weelaeite  des  Korridors  geschmfieH  sind,  genchont  wurden  qnd  anoh 
nicht  ein  Kopf  serstfirt  wurde,  so  ist  Anlaaa  zu  der  Yermutuni;  gf^«  In-n,  dass  die  Eröffnung 
nnd  Beechädignng  der  Grüber  Tiirlit,  wie  e?  snnst  in  äbnlichnn  Flilk'n  die  Rej^'el  ist,  den 
Arabern  zur  Last  gelegt  werden  darf,  sondern  in  einer  Epoche  ertolgt  ist,  welche  uuüerer 
Zeit  weit  Difaer  liegt.« 

, Unter  hUi  i  !  tnständen  aber  war  der  Erhaltungszustand  des  Hypogeunis  bei  .«einer 
Entdeckung  ein  «ierartiger,  dass  es  sich  lohnt,  die  Beobacbtongen  forxafltbren,  welche  «ich 
während  der  Ausgrabungen  selbst  ergaben.* 

alm  ersten  Aieoaolium  an  der  W  estseile  des  Ganges  waren  Amtliche  Orabetltten 
No-  1 — nnffiebrrtchen  und  dnrcliwniilt ;  jedes  Grab  enthielt  aT>er  noi'h  eine  Anrahl  rnn 
Skeletten,  welche  freilich  in  Unordnung  gekommen  waren«  Der  Loculus  Ho.  Ü  an  der  linken 
Seite  war  leer.  An  der  reeblen  Laibang  des  Areoeola  &nd  afeh  ioDerhalb  de>  bieiten  roten 
Bandes,  welches  die  MCndung  der  Grabniscbe  uoifllanit,  eine  «cbwtr  tersUuldtidie  Graf  fit  0' 
Ineehrift,  welche  zu  lauten  scheint:  ^) 


alui  mittleren  Arcoiwl  der  Westseite  ergab  sich  bei  der  Unteraucbong  der  Griilier 
I?o.  7—10  folgender  B^nd:  In  Orabatfttte  No.  7  gewahrte  man  ein  ans  seiner  urs[nüng- 
lieben  Lage  gebrachtes  Skelett,  in  Grab  No.  8  zwei  Skelette,  deren  Kopf  an  der  Nordseite 
lag,  zwei  Skelette,  die  in  tnn(;ekthrter  Richtung  gebettet  waren,  und  zwei  Kinderskelette  in 
der  Milte.  Am  Boden  der  Orab><tätte  No.  9  fanden  sich  noch  zwei  Skelette  in  situ,  deren 
Sebidel  an  der  Notdaette  h^ten;  atlein  das  Qrab  selbst  war  erbroeben  nnd  dann  anls  nmie 
mit  einer  Masse  von  Knu  licn  gefüllt  worden,  dii>  tjun/,  in  Unordnung  geraten  waren;  offen- 
bar waren  dieee  von  ibreu  urapranglicben  üubcstütten  in  beuachbarten  Gräbern  dorthin 
durch  jene  Individuen  gebracht  worden,  welche  das  H)i>ogeum  verwOatet  nnd  geptOndert 
haben.  In  Grab  No.  10  waren  wiederum  in  Unordonng  geratene  Knochen  von  mehreren 
Individuen  beigesetzt.  Der  Loculos  Nr.  11  im  Htnteigrand  des  Aroosols  war  seines  In» 
haltä  beraubt.' 


•)  TkI.  Tafel  IV.  tio.  l.  reckte  SeiU,  MitU. 
"       ^)  MJ>>clirhfr  \\ .  i>    .  ibcn  wir  «•  hier  mit  einer  Acclamatioa  su  tbun,  welclie  die  Lcaang 

Aißtgtt  iioar  {—  i^aurj  erfordert. 


Z  ItON  •) 


114 


,ln  der  Jritton  Grabnische  un  der  (gleichen  Korridorsrite  waren  wiederum  sliiiitlicbe 
Verschlussplatten,  die  hier  aus  Ziegeln  be«t«udeu,  xerbrocfaeit  und  zertrümmert.  Im  übrigeo 
umr  anf  emMlnen  von  den  Ziegelplatten,  welche  in  dieeem  Axeoeol  und  in  den  Qkrigen 
Olttbniiehen  ge-'^atnmelt  wurden,  die  ,Crux  ganimuta'^)  oder  a'^Milka*  tu  einer  H&he 
nnd  Breite  von  7  cm  eingedrtickt  und  zw«r  in  folgender  Form: 


,lni  Innern  der  Grabstütten  Nr.  12 — 17  fanden  sich  nn  der  Nordseite  kopfki&<enariige 
Erhebungen  dea  Gesteins,  Die  Skelette  waren  fast  durchgängig  noch  au  Ort  und  Stelle, 
je  eines  in  jedem  Omb«,  und  sie  waren  aneh  nor  «nweaentiith  aua  ihrer  uraprünglicbeo 
Lnge  gebracht;  cinxig  und  allein  im  leteten  Grabe  fand  sich  ein  Bnnfen  von  nngeordneten 
Knochen  und  ebenso  im  Lixultjs  Nr.  1^  ili^r  Kfiikwand.* 

,Au8  dem  ersten  Grabe  züg  mau  die  Ürundfl&che  einer  kleineu  Ghtöfl&ücbe  tuit  einer 
nabelfUnnigeD  Tertieftittg  in  der  Hittet  nne  einem  nuleren  Grabe  «n  Stitek  einer  Thon- 
lampe;  in  der  ganzen  Längsrichtung  dea  Awoeoh  ilkas  man  auf  BruchstOcke  von  Amphoren, 
welche  mit  frischem  Kalk  gefüllt  gcw^n  waren,  der  snr  Desinfektion  diente,  aber  anok 
zum  luftdichten  Verschlusse  der  Grabplatten  verwendet  wnrde.**) 

.Der  Locolua  No.  19  an  der  linken  Laibong  daa  Arcosola  war  leer.  Von  Loculoa 
No.  20  an  der  rechten  Lnibuiii;  ilrr  ('■nilinische  warfTi  die  Vprsrhlii"??pUttten  eingfs<lil;i^'en; 
im  Innern  fanden  sich  die  in  L:nordnuug  geratenen  Knochen  des  Skelettes  eines  Erwacbsenca, 
sowie  BmehatOeke  eines  Olaageftases  mit  kugelfBraiigier  Wandung  and  vmek  obeobio  sieb 
erweiterndem  Halse.  Der  Loculus  No.  21  an  der  gleichen  Arcosollaibang  mr  noeb  uner* 
öffnet;  es  ist  der  kleinste  von  allen;  denn  seine  Gesamtlänge  beträgt  nur  35  cm;  er  enthielt 
zwei  gauz  winzige  Skelette,  deren  Köpfe  am  Westende  des  Grabes  lagen;  offenbar  handelt 
es  sieb  bier  om  ein  ZwilUDgapaaT,  das  viel  m  frBh  aor  Welt  gebomsMn  war.* 

.Für  Kiiifii^r  bpsHmnit  waren  auch  «iie  circa  >'>7  cm  !an»^en  Ijoculi-Gräher  Nn,  22—25 
an  der  nördlichen  Schmalseite  der  Galerie.    Zwei  davon  waren  halbgeöffnet,  zwei 

')  , Behaglich  de»  imiiiciliiM  m  Ui?iion  Gebniuohes  der  Crux  (rannnata  vg\.  0.  Fl.  de  Ros«i,  Roma 
Mtternmea.  1 11  (lä67),  pag.  818;  lt.  X.  Krau«.  Gesch.  der  cbrirtl.  Kimai,  Bd.  I.  (1896)  pag.  180:  Tietor 
Schultsfl,  Ardiaedlof^  der  attcfariftlichen  Kunst,  (1806)  pag.MT.  la  Sytakds  vermoeht»  ieh  die  Cnix 

piiriinata  uur  anf  den  phcn  irenaunit-n  ZiegülpltttUni  festzustüllcn  m  wie  ,iiif  ilfr  rpmnntvi-'iMr  itl  iricr  pinpü 
Urabe«  von  S.  Giuvüüia.  Paolo  Orsi,  R^iroiiiche  QiwrtÄlw  hrift,  lu.  Bü.,  1696;  Uli  suvi  a  S.  Uisj- 

vauai  Ji  Siracusa  nel  18'.)5,  p.  51,  tav.  III.  So.  2.)' 

*)  .leb  habe  oft  in  den  groaian  tuid  in  den  kleinen  Katakombeo  von  Sjrrakus  da«  VorfaandeiMeiii 
vwi  AniAaren  und  NApfen  konstatieren  ktanen,  wddie  in  teidum  llaaie  mit  ftiMhera  Kalk  gefbUt 
gewesen  waren.  Diener  wurde  in  Verbindung  init  einer  »ehr  geringen  Quantität  Sand  dazu  verwendet, 
die  VerschluBsplattcn  oinc»  Grabes  nicht  blo«»  xii  befestigen,  («ondern  vMIig  i\i  bedecken;  insbesondere 
galt  die»  von  den  Grübttm,  dürcn  Vcriictilu«»  nach  oben  hin  erfolgt«.  Die  BoHtiutnung  des  Kalkixs  war 
also  eine  doppelte,  iniofeme  er  dam  diente,  eiiien  festen  Mörtel  in  bilden  und  aodereneits  auch  ver> 
darbUobe  AuadOnatuagen  lu  pamljrierem.* 

.Vgl.  Paolo  Omi,  Römische  ijuartalstchrift  für  chriullichLi  Altorthumiikunde  und  filr  Kirchen- 
geschichte,  Bd.,  1895:  La  catacomba  Führer  nel  predio  Adumo-Avolio  in  äiracusa,  pag.  170;  11.  Bd.. 
1697:  IK  atcuBt  ipogai  eriatiam  a  fficacum,  pag.  47»  aq.,  Tlrfd  I,  No.  10  «ad  11.* 


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116 


anden  Boeti  benaetiKh  TemhloaMU  and  xmr  aiitteb  Ziegelphttvn,  «af  weleben  eine  Kalk- 

iqörteUcbicht  angebracht  war.  In  den  erstgenannten  beiden  Gräbern  fanden  sich  kleine  ia 
Unordnung  gebrachte  Knochen,  im  dritten  and  vierten  Grabe  aber  je  swei  kleine  Skelette, 
deren  Köpfe  an  der  Ostaeite  des  Grabes  gebettet  waren.* 

.Die  Loculi  No.  26 — SO  sind  wiederum  Uber  einander  angebracht  und  nehmen  den 
Zwickel  zur  Linken  der  Tordoren  Oeffnunß:  des  dritten  Arcosols  der  Oit-räte  des  Korriilur^ 
ein.  Das  oberste  Grab  No.  26,  das  eine  Länge  von  70  cm  bat,  war  mit  einer  Ziegetpiatte 
geaeUoewn,  Uber  welcber  noch  «ina  Ceisentediicbt  angebraehk  war;  in  dieeer  war  auf  der 
rechten  Seite  ein  12  cm  hohes  Monogramm  mit  wagereehtem  Querbaliien  zwischen  zwei 
Kreuzen  eingeritzt,  von  welchen  das  eine  durch  die  aDgew5hnliche  Höhe  des  IiftogebalkeiMt 
das  andere  durch  die  schräge  Richtung  des  Querbalkens  bemerkenswert  i&t:" 


,1m  Inneren  de«  Looulu«  fand  aicb  dm  Skelett  eines  Kindes,  dessen  Kopf  am  Nord« 
ende  nkte.  D«r  Loenlus  No.  27,  der  eine  Linge  von  52  cm  hat,  war  noch  Tetachloawn; 
er  enthielt  die  Skelette  von  zwei  zu  früh  geborenen  Kindern,  welche  in  entgegengesetzter 
Richtung  lagen.')  Der  Lormlns  Xo.  2?^,  weldier  die  gleiche  Länge  hui,  war  ebenffills  noch 
uneröffnet,  und  umt>chlos8  wiederum  einen  Kmbryo,  dessen  Kopf  am  Nordende  des  Grabes 
lag.  Aoeb  der  Loeutns  No^  29,  weleber  42  em  lang  itt,  war  noeb  onbartthrt  and  «nthielt 
abermals  einen  Fnctas,  dcsison  Kopf  am  SOdcnde  der  Grabstätte  ruhte,  üneröffnet  war  auch 
der  54  cm  lange  Loculne  Ko.  30,  dessen  Innere«  den  gleichen  fieftind  ergab  wie  Mo.  28.* 

.Di«  firabaliUaD  No.  91 — 34  im  dritten  Arooaol  an  der  Osiseite  des  Kerridoi«  warea 
dorebgSogig  anfgabrochen :  indes  waren  die  Skelette  nur  wenig  aus  ihrer  ureprllngHeben 
Lage  ppVirarht;  c  wnreti  di'ren  in  den  beid^pn  ersten  nrühern  je  drei;  die  dritte  Grabstätte 
umschloss  eine  Leiche,  die  vierte  zwei.  Die  Köpfe  ruhten  durchgängig  auf  kisseuartigen 
Erbebnugen  das  Gesteins,  die  an  der  Nordseite  der  OrabstStten  aosgespart  waren.  Im  übrigen 
fanden  sich  in  den  Qribein  BraehstQcike  Ton  TbongeflUsen  und  61asgef8ssen  ohne  beaondan 
Bedeutung.* 

«Die  LocuHgrtber  No.  35—36  waren  in  dem  Zwickel  zwischen  dem  2.  nnd  dem 

3.  Arcosol  der  Ostseite  des  Gavgea  eingearbeitet.  Das  erste  von  den  beiden  Grübern,  dessen 
Oeffnung  noch  vollkoninif^n  vcrschlos.«en  war,  tnijr  an  der  Front  eine  Qraffito-ln-dirift,  welche 
überaus  schwach  eingeritzt  und  kaum  wahrnehmbar  war;  das  Epitaphium  umfasst  nur  ein 
Mooqgnmm  mit  boriaootalem  Qaerbalken  nnd  den  Namen  des  Vefstorbenen: 


')  .Die  Bestiinnuiiij?  der  .Skelette  beruht  auf  oiiier  niihereii  Prüfung  der  Gebeine  durrh  einen  Arxt. 
Schon  bei  daa  Aii^rabiuiKc-n  im  Catntotehnm  von  S.  Giovanni  habe  ich  bezaglich  einielner  Loculi  fort- 
■teilen  kOaneii,  daas  rie  Embrvos  unthielten,  eine  Eonstatieruni^,  welche  von  Bntlicher  8«itfi  ata  richtig 
aaeifcannt  worden  ist.' 


«Vgl.  Paolo  Or«i,  Nolikie  degii  t«avi  del  me«e  «Ii  luglüi  1Ö93:  Ksplonuioni  nelle  eatacumb«  di 
8.  Oiovani»  . pag.  480.' 


Nl 


Abb.  d.  I.  CL  d.  k.  Ak.  d.  WIis.  ZX1I.  Bd.  I.  Abtb. 


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116 


Die-M'r  Pincia<n>inis  war  ein  Kind  von  einigen  wenigen  Wochen,  d«Bta  Haupt  am  Kovd^ 
ende  iIp^  i'2  ern  Inntrpn  Hohlraumes  la>j^.  Der  anilere  Lorulns,  welcher  nur  4P  cm  I:»np  war, 
.schlo«8  ein  winzigeü  Skelett  ein,  das  vielleicht  einem  Embryo  angehörte  und  wiederatn  den 
Kopf  KD  Nordeode  d«a  Orabca  hatte.* 

, Innerhalb  der  zweiten  Grabni^che  an  der  Ostseit«  der  nalnrii'  waren  wieilenim  die 
Grabstätten  JSo.  37 — 42  «ufgerisMD,  die  Skelett«  aber  nicht  stark  in  Unordnung  gebracht. 
Nor  beim  tebsten  Grabe  felill«  die  Möglichkeit,  die  Zahl  und  die  Lage  der  dort  zur  «wigwi 
Ruhe  gebetteten  Toten  feslziisNHt.|i ;  -onst  war  die  Verteilung  der  Leichen  folgende:  im  ersten 
Grabe  lagen  drei,  in  lier  zw.-itt'ii  (iral)>iiltfc  zwei,  jti  eiru-  ul.cr  iti  iJer  dritten  ntid  vierten 
Grabstätte;  in  dem  fünften  Grai)  war  ein  Erwachsener  und  ein  Kmd  bestattet.  Letxterea 
war  ao  gebettet,  daw  der  Kopf  im  SOden  mhte$  die  gleiebe  Lage  hatte  eine  der  Liehen 
des  engten  Graben;  im  i.'iri^^  n  ruhte  der  K^tpf  stets  an  der  Nordwite  det  GmiMS.  In  dfltt 
Erdmaseen  fand  täch  eiu  Fragment  einer  Inschrift 

OT 

Mwi«  BruebatllslM  von  rolieii  ThonkHIgNi  mit  eiflinntgiem  EOrper  and  nach  obn  hin  rieb 

erweitcniilcin  Habe,  die  also  jenen  ähnlich  waren,  welche  in  grosser  Zahl  in  der  ,sub  divo' 
gelegeneu  Nekropole  .Grotticeiii'  anf  uns  gekummen  »ind>')  Der  Loculiu  Ko.  4U  an  der 
linken  Laibtmg  des  Arcceols  war  noch  unerSffnet;  im  Inneren  ifoa  56  cra  langen  Grabes 
hatten  aieh  zwei  kleine  .Skelette  erhalten,  deren  Köpfe  am  Oslende  dn.s  Hublraumen  ruhten.* 

,1m  ersten  Arcosol  an  th'T  0.>t-,i  i1c  des  Ganges  wnren  -"untlii  !n>  Giabstälten  No.  44 
—49  aufgeridäen  und  durchwühlt  und  die  Gebeiue  völlig  in  Unordnung  gebracht," 

.Hingegen  war«  die  an  der  Sohle  dee  Korridors  eingesehoittenen  Griber  No.  51 — S4 
noch  völliii  uiivcrsehrt.  Sic  uaren  teils  mit  7Ar-^i-\^i];dinu,  U'Us  mit  Kalksteinplutfen  bedeckt, 
welche  in  Verbindung  mit  einer  Cementacbicbt  einen  luftdichten  Abscbluas  bildeten.  Zwei 
von  den  Orabslätten,  No.  50  und  No.  51,  enthielten  nnr  ein  einaiges  Skelett,  dessen  Kopf 
am  Nordende  lag;  im  (iral)«  No.  52  war  ein  Erwachsener  und  ein  Kind  Watattet,  im  'nal»- 
No.  53  iwei  Krwarlis* nr  uni  eiu  Kind;  in  iler  Gralwtütte  No.  .'>4  war  eine  ganze  Familie 
beigesetzt,  nämlich  vier  Ern-achseue  und  drei  Kinder;  inmitten  ihrer  Gebeine  fand  sich  noch 
ein«  kreisrnnde  etsemo  Sehnalle  mit  aamt  ihrem  Dorn.* 

,üie  Länge  dieser  in  der  Bodenfläche  eingesehnitteiien  (iralistätten  betrug  1  m  80  cm 
bis  1  m  67  cm,  ihre  Tiefe  im  Durchschnitte  einen  halben  Met«r;  dabei  ist  zu  beachten,  dass 
die  Sohle  einsetner  dieser  OrRber  nnr  einen  ganz  geringfügigen  Abstand  (von  circa  15  cm) 
von  der  Decke  des  darunter  betindlichen  Katakombenganges  aufweist.  Bei  der  geringen 
StäikL-  lier  dazwischenliegenden  Gesteinsschicht  war  und  ist  also  die  Gefahr  eines  teilweisen 
Durch  braches  gegeben/ 

.Im  übrigen  ist  da«  HTpogeom  von  sftmtlkhen  Teilen  der  Nekropole  Ghssw  mit  Ane- 
nabme  des  westlichen  Haoptabschnittea  deiselben  am  höchsten  gelegen.*)  Auch  ateht  e» 


*)  .Vgl.  Paolo  Orsi,  Notizie  d^gli  sravi  fl*>l  mMe  ili  a^orfo  1896:  Di  ima  neen^li  dei  bassi 
tempi  rieoBOwittta  nella  contraila  .Grottiielli*  ii>  .Sirftcus.i,  |iaff.  310. 

■';  V-l    To*epb  Fahrer,  For'.L-lniiiKi-n  zur  Sicilia  -lotturrani'»,  paj?.        (60),  No.  XII. 

Am  Lad«  des  Korridor«  betrügt  der  AlNtUuid  der  Üodeufläcbe  vom  Nullpunkt  des  geMimten  Kata- 
kombenkoniplexes  —  4  m  10  cm,  der  Abstand  der  Decke  vem  MulIpBokt  aber  -  3  a  47  em.  Der  direkte 


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117 


trotz  seiner  centralen  Lage  in  keinerlei  Verbindung  mit  den  sonstigen  Abschnitten  der  aiia- 
geilelinten  Coemeterialre<?ion.  Bei  diwer  Aliire^ciiieiletiiK  it  vo!i  dem  übrigen  Katakomben- 
komplex kann  mitbin  die  Sepulkralanlage  von  vorneherein  eine  gewisse  sellfötäDdige  BedeU' 
ioDg  bean^HniclMn.* 

.Die  Mebrzabl  der  flbrigpn  Bpprrihni'^uTilatiim,  rnis  wr'lrlnin  sich  lirw  OoriiiiMfrium  i\ct 
Vigna  CaaBia  eu »am tuende Lzt,  mQndet  auf  eine  grosüe  Feläenhalle,  welche  eiuüt  überdacht 
war  und  mSgKcher  W«iM  .taemoriae  martyraiD*  entbidt.  to  daw  sie  Tielleieht  aU  Feiten« 
kirche  betrachtet  werden  darf.  In  einzelnen  von  diesen  zum  Teil  ziemlich  nnifiingreichen 
Katakmnben,')  wplehf  sich  unmittelbar  an  ili'n  i-ontralen  Mittelrauni  licr  Nekropole  an- 
»chliessen,  haben  wir  nun  aber  gewitä  die  UlteMten  bcstaudt«ilc  der  >tekropole  Cassia  ta 
«rkenaeo,  welebe  mm  Teil  noch  in  die  2.  Hilft«  des  3.  Jahrlianderti  binaofreiehen  inSgen.**) 

»Nach  dem  Friedensschlii^-e  /ui^fhen  Staat  und  Kirche  aber  trat  einerseits  eine  bedeu- 
tend« Krweiteraog  dea  Coenietermni^i  nach  Wtn^teo  bin  eio,'j  andererseits  erfolgte  abgeaebeo 
von  der  locoemTen  ErQffnung  neuer  Gänge  ionerbalb  der  aebon  bestehenden  BegiSboii- 
anlagen  auch  noch  die  HurAtellong  ieoliert«r  Hy|H)ge«i)*)  sowolil  neben  als  aucli  unter  und 
über  den  ültercn  Häumen.  Dh-»-^  min  aber  auch  das  Hyptigeum  M,  mit  welchem  wir  ans 
hier  besonders  beflissen,  nicht  vor  dem  4.  Jahrhundert  bergeätellt  wurde,  liease  eich  TOn 
vomeberein  aebon  enf  Orund  dea  Umatandea  Teruratea,  da«  man  et  nahe  dem  obersten 
Kande  der  Ki  !  ^  nsicbicht  einHrl)eitete,  welche  «ich  über  der  Katakombe  F  erhob,  und  zwar 
in  ao  geringem  Alntande  von  den  darül>er  gelegenen  Käuuien,  dass  die  Auanutzung  der  Sohle 
de«  Sorridora  ffir  die  ganze  Sepolkralanluge  gefährlich  werden  munte.*)  Des  weiteren 
spricht  auch  das  Vorbenacben  der  ArooBolform  an  aieh  aebon  fUr  ^nen  jOngeten  Urapmng 
des  Hypogcum-?.*  *) 

ain  gleicher  Uichtung  beweiskräftig  ini  uucU  die  verhüUniswäs^iig  starke  AusnaUuug 
der  für  Erwaehaen«  beatimoiten  Grabatitten  aar  Bei«tanng  mehrerer  Leiehen.* 

.Durch  das  planimetriacbe  Grundschema  der  kleinen  Katakombe  ist  nun  aber  in  un- 
bestreitbarer Weise  auch  eine  gewisse  Verwandtschaft  zu  den  zahlreichen  Hypogeen  des 
5t— 6.  Jabrhuadertä  gegeben,  welche  in  der  Contrada  dei  Cappuciui  sich  fanden  and 
von  mir  vor  kunem  näher  erliutert  worden.*^) 

Abttantl  von  ttcr  obpirliAlb  de»  Bypogeums  gelegenen  Oartenttüche  i«t  indes  noch  geringer;  denn  daa 
NiT«aa  derselben  liegt  sebon  an  der  Anamllodnag  dea  Lnftaebachtea  der  flMttnde  dar  Henilclia  fl(  cm 
unter  dem  Nullpunkt ;  in  iler  Richtung  >(<*>,vn  «Ion  Eingang  de«  TTyiiogeiiins  alinr  dacht  sich  rlas  TemÜB 
noch  mphr  ab.  Zieht  nmn  die  .Stärke  der  Uumiü-Mhit-ht  in  Bftrai'ht,  ho  bleibt  für  die  Felnmu»»«  ober- 
halb dit  Hrpugtiums  kuum  eine  MtAie  von  mehr  als  <>in><m  Meter. 

')  Vgl.  Joseph  Führer,  a.  a.  Ü.,  pag.  714  sqq.  (44iH|q.)  und  Tafel  11,  Katakombe  Ü,  Ü.  D.  K,  F, 
O  nad  E. 

*)  VkI.  Joseph  Führer,  a.  a.  0..  jxij?.  717  (77)  sowie  paR.  SlO  U70). 

')  Vgl.  Joseph  Führer,  a.  a.  0.,  puK.  740  »q.  (76  Bq.)  und  jwti^.  641  (171);  v^l.  auch  Tafel  II, 
Katakombe  A. 

*)  Vgl.  Joseph  Fuhrer,  a.  a.  0.,  pag.  727  sqq.  (57  sqq.),  pag.  747  (77)  nebat  Amn.  6  sowie 
pag.  840  aq.  (170  a^J;  ifffL  aiidt  Tafel  II,  Katakombe  J,  K.  L  und  M. 

«)  Vgl.  oben  S.  116. 

•)  Vjfl.  Joseph  Führer,  a.  a.  0.,  paj;.  746  (7C). 

,V|?1.  I'aolo  Orsi,  R^kmiache  QiiartaUchrift  .  .,  11.  Bd.  (18'.t7),  paj;.  475  «qi). :  Di  itlcuni 
ipogei  oriatiKni  a  Sira«tt«a;  14.  Bd.  (19UU),  pag.  187  sqq.:  Kuovi  ipogei  di  «ette  cristiane  e  giodaiche  ai 
Cappneeiai  ia  Siiacnia  com  aggiunta  4i  qoalcb«  moaumeato  ebraico  delte  regieue.* 

IG« 


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116 


.Jene  Hypo^jeen  weisen  nun  allerdings  ati  den  Wandflüchen  keinerlei  Dekoration  auf 
und  ebeiiaow«nif{  irgend  ein  ehristlicbn  Symbol.  Neben  Lampen  aber,  welche  Htirch  den 
Schmack  des  MooogniDiinet,  tiexw.  ita  Kreuxea  den  ehriatüehen  "Drsprnng  der  iie|rrübai«- 
anla^en  /.n  erweiMü  eebienen,  fanden  sich  dort  auch  Lampen  mit  ob^cdnen  Ua^gtell1l]^{eDf 
WK'lciif-  lüe  Vermutung;  iiahelepft^n.  iJas-  -u  h  i'h  wnhl  c!!,')'  um  I?CL;riibni>--f:itten  von 
Angehörigen  hüreti«cber  und  synkretiHtincher  8ekten  hatidte.')  In  einem  Falle  aber 
ward«  durch  die  Auffiadong  fmi  ein  pMr  Insehriftlafeln,  vmi  welehen  di«  eine  mit  dem 
mebenarniigen  Leuchter  und  Sbnlichen  Symbolen  K<^schmGckt  ist,')  ausser  Zweifel  gesteltti 
daas  dits  betrelTende  Hyiviu'ttim  einer  jfidiNThfii  Sekte  zugewiesen  wenden  rnuss.*') 

.Im  Gegensätze  /.u  jenen  Sepulkralanlagen  der  ContraJa  dei  Cappuccini,  weiciic  zum 
Teil  jOdiBehen,  sum  Teil  liüTetiaehen  and  ejoliretiatmielwn  UnproBK«  nnd,  haben  wir  es  nnn 
bei  dem  Hypogeum  H  unzweifelhaft  mit  der  H''<j;i  iiKrus^dit  te  orthodoxer  Chrisfcii  /u 
tbnn.  Denn  wenn  auch  Lampen  und  inschrifttufeln  in  der  kleinen  Katakombe  gänzlich 
fehlen,  so  hetfbten  doch  die  Örafflti«  w«kh«  uns  Ifonognmme  nnd  Krens«  vor  Augen 
stellen/)  hinlängliche  Bewei^tkraft,  ood  eine  aoch  lebhaftere  Sprache  führt  der  Inhalt  der 
Freskog'-miiliie,  w.-lrli.j  nyp«>>»e"rn  rm  allem  W.il  um]  H.mI.iiI  itif^  verleihen.* 

.Diese  Gemälde,  deren  llej*chrc-ibung  und  Erörterung  ich  gerne  meinem  gelehrten  und 
eachkttbdigeD  Kollegen  Dr.  FOhrer  fiberhuse,  tenehteten  im  Angenblicke  ihrer  Entdeekang 
groaeeateiie  noch  in  frischen,  lebhaften  F'arlien,  haben  aber  seither  durch  das  Eindriiii;<>it  von 
Lnffc  und  Licht  in  starkem  Maisse  {(elitten.  Da  nun  die  Bilder  Qberdies  «chon  bei  ihrer 
Auffindung  mit  feinen  Rissen  und  Sprüngen  durchsetzt  waren,  so  int  ungeachtet  der  sorg- 
ftUigst  dnrebgefBbrteD  8icb«ruitgsmaa«negdo  doch  eu  befün^tenf  daas  die  Fresken  in  wenigen 
Jahren  tiabezu  gänzlich  zu  gründe  gelungen  sein  werden.**) 

,Im  Übrigen  verrät  der  Heichtnm  an  Freakogemilden,  welchen  das  Ujpogeum  HL 
aufweist,  dam  dasselbe  die  Leichen  Ton  PersSnIiehkeiten  wnschloas,  die  einer  hohem  socialen 
Stellung  sich  erfreuten,  mag  diese  nun  auf  den  Besitz  an  irdischen  Gfltem  oder  auf  den 
Adel  der  Geburt  oder  auf  Macht  und  Einfltm  und  dergleichen  gegründet  gewesen  .sei«. 
Wenn  aber  die  hier  Beät«ttctcn  thatsäcblich  der  angesehensten  Bevölkerungskla««e  angehörten, 
so  ist  damit  auch  «ur  OeoQge  erklirt,  waram  dieselben  in  einer  besonderen  Sepulknlanlage 
beigesetzt  sein  wollten,  aber  doch  nicht  au88erhalb  des  Bereiches  der  ältesten  CoenietcriHl- 
region,  welche  für  die  grasse  Gemeinde  der  Oläubiffen  als  letzte  Hubestätfe  ho^Htnmt  wnr.* 

.Allerdings  haben  sich  Mormoriuschriften,  welche  man  wenigstens  aut  einzelnen  der 
hervomgendsten  Oi&her  vonuueetMii  sollte,  nidti  erhalten;  wnrden  solche  h«  der  PlOnde- 
rung  und  VrrwtHtnn'?  dt"«  Hyp(><:>^um>  Ter-(  li!pppt,  so  ist  nn«  darfumh  das  beste  Mittel  ent- 
zogen worden,  das  die  Entstehungszeit  der  Scpulkraiaulage  mit  hinlänglicher  Sicherheit  tut 


1)  ,Vgl.  Paolo  Or«i.  Kttmuch«  Qaertalaelirift  ...  11.  Bd.  (1687),  pafr.  498  «qq.;  14.  Bd.  (lOuu). 
psff.  203.* 

*)  .VkI.  Paolo  Orsi.  Rümucbe  (joartalsciirift  ...  Ii.  Bd.  (1900),  pag.  193  sqq.* 
»)  ,Vjrl.  Piiolo  Orsi,  «,  a.  0,  p««.90».' 
«J  Vgt  oben  8.  116. 

,tn  Vonuaricht  hieron  bat  die  Direktion  dei  Momo  NsshmuI»  tu  Synkns  «on  mebmen  der 

GemilM''  finMge  Kopien  in  ntttürli( Im  i  fiii       lu  i •^ti  H.  ein  tücblifrer  Maler.  Signor  (teremia 

di  äcanio,  welcher  dem  Perootial  (t«r  Uireieloue  dcgli  »cavi  zu  Ntatpel  augehört,  war  mit  dieacr  Auf» 
gäbe  batiaat.* 


11» 


bMÜmmen  ggstatt«t  hätte.   In  annib«radem  UiM»  wird  «ieh  allerdiogB  die  cbronologiaob« 

Fixipritncr  atich  au*  der  Ktilistischen  Analyse  der  Fre*l»ogemäldp  »•rt^phiTi.  Wflelir-  tm-in 
Kollege  Dr.  Führer  auf  sich  geoommen  bat.  Ich  meineraeits  glaube  auf  Grund  der 
Gaaamtbeit  4er  Beoba«btaiigen,  die  neb  mir  anfiliingten,  der  Ueberzeuf^uitK  Aaedraek  Ter» 
7.11  können,  dasa  man  den  Ursprung  der  Bi'gräbnisanlage  schwerlich  über  den  Anfang 
dea  5.  oder  das  £nde  des  4.  Jahrhunderts  nach  Christi  Geburt  wird  emporrücken  kOnnen.* 


U.  KaniteL 

Beschreibung  der  Freskogemäide  des  Hypogeums. 

Die  TMi  Orai  nekmuüi  enAbnten  Fieakogenllde,  welebe  dem  Hjrpogeum  K  dar  * 

NekroT)nl(>  Cn-sin  flr.c  Itovor/nfftc  j^tf!lttii;r  ^<'T  nllen  tlbnifen  Rwtandteilen  des  ausgedehnten 
Katakonibenkomplexes  verleihen,  bilden  den  Schmuck  dea  ersten  und  dea  zweiten  ArciMoliams 
W  der  Weetorite  dea  Korridoie.   Eine  genz  trarse  Inbiütaeogabe  dieser  Ftreaken  buhe  ieb 

in  meinen  .Forschungen  zur  Sicilia  sotterranea'  verößcntlicht;')  nunmehr  mag  eine  aua^ 

ffihrlii  licre  n*>si:iir<?ihung  foli^'en,  welclii'  zuririelist.  MuliTeicn  il>s  1.  Arcosols)  der  Westseite 
der  Galerie  bespricht  und  dann  die  t'reskobilder  der  2.  Gmbuische  an  der  gleichen  Gang* 
Mite  bebeadelt. 

1.  ArcMoI  d«r  WflsfaMÜ». 

Stirnwand. 

Die  Stirnseite  des  Arcosoliuuis  i»t  mit  Stuek  bekleidet.  Die  Oeffuung  der  Grabniäche 
sdbaft  ist  an  der  Vorderfront  rtngeum  von  emem  Tefbiltnienribsig  eehmelen  Band  ton  roter 
Farbe  begreuxt. 

An  der  Wandfläche  unterhalb  der  Arcosolöffnung  aber  war  ein  der  Hauptsache  nach 
ddorativ  wirkende»  Freskogemälde  angebracht.  Allein  nur  an  der  linken  Seite  und  in 
der  Mitte  ist  die  Stuckbchicht  noch  grossenteüs  erhalten;  an  der  rechten  Si  ile  hingegen  ist 
sie  gänzlich  ali^'ofiillen.  Die  Länge  des  nnvenehrt  gebliebenen  Tailea  der  Stueksebiebi  be- 
trägt 1  ni  «M  cm,  die  Höhe  34  cm. 

In  der  Slütte  der  ursprQnglieben  Komposition*)  ist  die  Cista  mystica  abgebildet,  ein 
aas  Weidenruten  geflochtener  runder  Korb  mit  schräg  emporsteigenden  Wandungen,  die  am 
r«t!(»-iinirmig  gekreuzten  Gerten  hergestellt  erscheinen;  auf  dem  Korbe  liegt  ein  flacb- 
gewölbter  Deckel  aus  dem  gleichen  Material;  Ober  diesen  ist  eine  rote  Binde  gelegt,  welche 
dem  Anaebeine  naeh  ans  dicken  Wollf&dein  beigestellt  ist  und  so  beiden  Seiten  des  Korbes 
gniriaadenartig  heiniederflllt;  diese  iierab&llendea  Enden  weisen  xwei  Venieningen  aof. 


')  Vgl.  Joteph  FOhrer,  For»chasg«n  snr  Sicilia  •otterranea,  pag.  763/4  (113/4). 
1  V0.  TM  U.  Ko.  I. 


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120 


Ton  «eichen  es  nnnelMr  iit,  ob  sie  knoteaSbnliohe  VeraeUingiingen  oder  eine  Art  Roaetten 
dentelleD  aoUen. 

Zur  Linken  des  uiysU^chen  Korbes  sind  Kusen-  oder  Oleftnderknoxpen  mit  ]iall> 
grOnen  Deckblättohcn  und  dankeboten  BlOten  angvbndit. 

Xnrh  Weiter  rnrh  links  ist  pin  ä^r  Mitt«?  zuj^ewandtor  pfnin^niUinlicher  Vogel 
wiedergegebeti.  Der  Kopf  ist  icert>tört.  Die  verhiUtuUtu&ssig  kune,  gedrungene  Ue«tali  wigt 
«m  UoterkSrper  blangrflDei  Qefl«ikr.  Die  FlOgel  weiMO  innerhalb  der  brinnUeh-Tioletten 
UnrinMieblinng  hellbraune  Ffillforbe  nplist  gclb^niuen  Streifen  auf.  Vom  Schweif  ist  nur 
noch  ein  ;r*Tinger  Teil  erhalten;  immerhin  aber  erkennt  man  noch  blaue  Augen  innerhalb 
roter  Konturen.  Die  beiden  Füsse  Hind  in  bräunlich-violetter  Färbung  gegeben.  Au  die 
PfanengeelaU  reiben  deh  gegen  linke  hin  noebmala  einige  Roten»  oder  Olennderknospen  «n 
Fowi«'  i'inc  kb-ine  Guirlande  aus  rotem  NYoUfikden^Oefleebte,  welche  wiederum  mit  roaetten* 
ähnlichen  Veneieningi-n  gescbmackt  ist. 

Die  analoge  DekonUon  vu  Rechten  dei  njstiKhen  Korbes  ist  bis  nnf  Teramcelt» 
Rosen-  oder  Oleanderlouwpen  an  gründe  gegangen. 

Im  Innern  des  Areosols  seblicsst  sieh  innichsi  an  den  Rand  der  NischeoSSonng 

wieder  eine  Einfassung  durth  ein  breites  rotes  Bund  an. 

Von  <Ii(>:i<em  gingen  ursprünglich  an  beiden  Seiten  Kwei  breite  Horizontal bänder  Ton 
gleicher  Furbe  ans;  das  «ine  war  beidenoits  unmittelbar  über  den  Teitehlntsplatten  dar 
Oral:K$tätten  an^^ebnicht  und  ging  bei  deren  Heseitigung  bis  auf  wenige  Spuren  zu  gründe: 
da>  iiii  l'K-  Il  >ri/ontalband  läuft  Ii' i  leraeits  circa  80  cm  weiter  oben  am  Beginn  der  etwas 
flachgedrückten  Decke  nach  einwärts. 

Das  zwischen  diaen  Horizontalbindem  gelegene  Deckenfeld  wird  nach  rflekwirfa 
bin  wieder  durch  ein  bn-ites,  rot«5  Band  abgesehlosficn,  welelies  1  m  72  an  von  der  roten 
Einfassung  der  Arcosolöffnung  absteht.  Da  sich  da-»  .Abschlussband  des  Deckenfeldes  beider- 
seits nach  unten  hin  bis  zur  Grabladenböbe  fortsetzte  und  Gberdies  auch  in  der  Mitte 
zwischen  diesem  rOckwärtigen  Abwhluabande  nnd  der  Einfassung  der  Arcosolöffnung  an 
jt'iliT  <liT  liri.lfn  I.aiKiinip"''!!  '"in  rnt*!-.  Vi'rtikaMmTiii  • !  Iiernir  fi^r:^iti'^',  rnf>t;in,-l(  n  liier 'i''ider- 
seits  zwei  kleinere  Felder,  welche  ebenso  wie  da.^  umfangreiche  Deckenfeld  mit  Freiko- 
gemUdcn  geoehmflekt  waren. 


Die  Freskomalereien  der  Decke  haben  wiederum  einen  Torherrachend  dekoratfteu 
Chnnkter.*) 

Das  Deckenfeld  nimmt  nach  rfickwärts  etwas  an  Breite  ab  (die  Tordere  Breite  bebrigt 
1  m  25  cm,  die  rflckwftrtige  Brette  1  m  7  eiD)i  ein  eehmaler,  doDkelUaner  ftreiftn,  dar 

durchgängig  in  einem  .\bstand  von  5  bis  6  cm  dem  breiten,  roten  ÜSnfiusoagsbsnde  paraHal 

läuft,  Bchlieast  die  für  bildliche  Dantellungen  bestimmte  Fläche  ein. 


>)  Die  Breit«  der  roten  JBAoder  iit  recht  ungleiehmtgfig.  Das  an  der  AroosolkaBte  «ntkag  lishaade 
Baad  nÜHt  Kaki  Bern,  recbtt  12 em;  du  (Ummu  |)atall«le  mittlere  fiand  Unks  8eia,  recht*  Tan,  das 

rückwärtige  AtwhluHsbnnd  links  11  cm.  rerht«  lüciii;  <li«  Xreite  il<'4  ohereii  HurixontallMUlilei  betrigt 
linka  lo  cui,  recht«  U  cm;  nur  das  aat«re  UarisKintalbaad  hatte  darchgänj^ig  ä  cm  Breite. 
1)  Vgl.  Tafel  U.  No.  2. 


Deckenfeld. 


121 


Von  diesen  bildlichen  Darst(>IIaDg«n  fällt  zaalcbst  in  der  Mitt«  des  vorderen  Ab- 
•cbnittes  die  gut  gezeichnet«  Gestalt  eines  nach  rechtshin  gewandten  Pfaues  in  die  Augen, 
welcher  den  mit  dm  Federbunch  geüchuiUckten  Kopf  rtWM  nach  nnten  geneigt  hat  und  dea 
müclitigen  Schweif  nach  rfiekwSriB  senkt.  Die  Eontaren  des  Vogels,  za  dessen  FOesen 
keinerlei  BodenfI"icIic  aiis»ei1cnt«*t  i^t,  find  violfarh  in  rötlirli-viotr'ttrr  FiirlM'  g;f>p<»h"n.  Das 
Gefieder  erscheint  tietbiau  am  Unterkörper,  hingegen  am  Jicliweilc  und  an  den  Flügeln  sovfie 
au  Halae  blaagrfla;  die  FOne  aind  brinnlieh-Tidielt  wiedergegeben ;  jedoeb  iet  ein  Teil  der 
FQsse  neb»t  den  ungmuendeii  AhaehnitteB  von  UntokOrper  und  Schweif  dvrcb  AbfaUea  der 
Stuckschicht  zerstört. 

Eine  zweite  Pfauengestalt  acfamtlckt  den  rückwärtigen  Abschnitt  des  Det-kcnfelde8. 
Die  raten  FBase  des  Tiere*,  dae  «ieh  in  etolxer  Haltnng  nach  lioktbin  wendet,  sieben  dort 

unmittelbar  auf  di  r  tlrfljlauen  Knifa&sungslinie  auf.  Der  Unterkörper  /*i>jt  blaugrünes  Ge- 
fieder; die  Flttgel  und  der  Sc  Ii  weit  sind  in  rötlicb>Tioiettem  Tone  gegeben,  während  die 
Spiegelaugen  wieder  blaugrün  gehalten  eiad. 

Ausser  den  beiden  Pfaaen  wird  uns  auf  dem  Deckenfeld  aacb  noeb  ein  dritter  Vogel 
rnr  Atiptii  f;t>ff5lirf.  An  (\or  n'chffn  Seile  bemerkt  man  uiimlich  in  fifr  Mitte  rite  <redrunßcne 
Gestalt  eines  üebhuhns;  es  ist  nach  rechts  hin  gewandt;  das  Gefieder  ist  in  dunklem 
Rotbraun  dargestellt;  nur  unter  dem  Habe  xeigt  sich  ein  hlftnlieber  Schimmer.  Die  FOase 
sind  in  gfellem  Heilrot  gegeben. 

Mehr  noch  a!.-  wpnit;  iiatuifri  treuc  Fat I'fngebung  ytört  den  Beschauer  die  Anord- 

nung, der/.ufolge  dieses  Kebbuhn  zur  tiefbiauen  EintaSüUDgslinie  der  rechten  Seite  des  Decken- 
feldes aenkreebt  steht,  wKhrend  die  beiden  Pfatien  eich  vertikal  Uber  der  rdckwirtigen  Ein- 
fassungslinie erheben. 

Indes  wnrde  ein  einheitlicher  Standpunkt  bei  der  AasscboifickuDg  des  Deckenfeldes 
auch  iiou»t  nicht  fiestgehalteo. 

El  tritt  dies  niimentlieh  anch  in  der  Verteilung  der  roten  Quirlenden  au  tage. 
Welche  man  bt-i  duT  Di'kura^ion  r?e=  Dpclcfrifrlrl.  >  7.ar  Füllung  des  leerer  Kaiimi--;  rcrwanrlte. 

So  sehen  wir  eiue  langgestreckte  Quirlande  mit  kurzen,  herabfallenden  Enden  in  dem 
Zwickel  snr  Linken  oberhalb  des  vorderen  Pfiiuea;  eine  andere  Quirlande  beginnt  rechts  von 
den  POsaen  die^:«  Pfauen  nnd  reicht  in  kflhnem  Sohwung  bis  an  den  Kopf  den  Tieres, 
wihrend  von  den  Guirlandeii-KiiJin  dll^  oiin»  nach  rOckwürts.  das  andere  nnfh  lit?!;s  bin 
aicb  erstreckt;  eine  dritte  Guirlande  bildet  unterhalb  des  genannten  Pfauen  einen  läiiglicbcQ 
Bogen,  der  nach  linkshin  seSffnet  nt;  endlieh  ist  swiscben  der  anletst  genannten  Guirlande 
und  der  m  liten  hinteren  E(  Im'  des  Deckenfeldes  noch  eine  weitere  Guirlande  in  der  Weise 
angeordnet,  daas  sie  einen  Kraus  bildet,  von  dem  aus  die  Guirlanden-Enden  in  entgegen- 
gesetzten Bogen  nach  auswärts  sieben.  Die  Art,  in  welcher  alle  diese  Qnirlanden  dargestellt 
lind,  hl-'i  /n  citclliatt  rr^i  h.  iiu  n,  ob  es  sich  dabei  um  die  Wiedergabe  von  Geflechten 
BUS  dickf'it  \Viillfu(lt.-ii  hatiii4-lt,  oder  um  lUf  ^'(irRihninir  von  (Jewirulcn  an';  fostorfn  Stoffen, 
die  mit  Bändern  umwunden  waren.  Auch  kehren  öfter  an  den  Uuirlanden-Knden  Verzie- 
ruDgett  wieder,  wdehe  ebensowohl  ab  knotenShnliohe  Vecschliogungen,  wie  als  eine  Art 
Rosetten  betrachtet  werden  können;  für  letztere  Deutung  spricht  ein  Kreuzesstern,  welcher 
sich  mehrfach  in  der  Mitte  einer  blnmenhlätterartigen  Umrahmung  findt>t.  Ue)>rigen8  sind 
auch  isolierte  Uosetten  analoger  Art  vertreten;  so  ist  z.  ü.  eine  derartige  Uoseti«  inmitten 
der  knunf&rmig  gesehlnngenen  Guirlande  angebracht,  eine  andere  aber  oberhalb  derselben; 


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vdcricT  andere  fiiidfti  sicli  7.11  lieiiinii  Seiten  (^ps  tim-ti  links  {»pwandf/»ii  Pf;vn<»s.  Ausserdem 
i^ind  darchgängig  auch  dunkelrote,  mit  hellgrünen  Deckblättchen  versehene  Bititeo,  welche 
Boaen-  oder  Oleanderknospen  Ihnelo,  snr  FaUnng  dee  Rmhum  verwertet,  ao  1.  B.  m 
beiden  Seiten  des  Rebhuhnes,  femer  7.wi8chen  den  beiden  Enden  der  krauzfönnig  gwcblnaganen 
GuiiiBude  aowie  Unke  von  dem  Kopfe  dee  rackw&rtigen  Pfaues  u. «.  w. 


Das  crstf  Fel\  tJ^r  linken  Arcosollaibnnfi  lintto  hn  mner  Gesamtlänjje  von  00  rm  eine 
unpriingliche  üühe  von  80  cm;  heutzutege  ist  der  untere  Teil  der  Sluckächicht  namentlich 
an  der  linken  Seil»  dca  Oblongan»  vSilig  zenÜBrt;  »her  Aueh  der  «rhaltene  Ahaebnitt  ut 
zum  Teil  stark  abgewetzt,  zum  Teil  Koeh  mit  feinen  Riaaen  obd  SpHIngen  darohaatst  und 
aomit  in  absehbüror  Zeit  dem  Untergänge  rerfulleii.') 

So  ziemlich  in  der  Mitte  der  oberen  Uülfi«  des  Feldes  erblickt  man  ein  nach  rechts 
hin  gewnadlea  SefceleehifC.  Der  SehiflSdtfirper,  weleber  in  wUmnaar  Farbe  mit  donkel- 
brauner  Innenzcichnunfr  <,'r<Trh('n  zeigt  einen  spitz  zulaufenden  Vorderteil,  während  der 
Hinterteil  in  schräger  Wandung  emporsteigt;  im  ttbrigeu  ist  das  Schiff,  daa  nur  geringe 
Längeuauädehnung  aufweist  und  nur  iDiUsig  Qber  die  grünblauen  Finten  aieh  erbebt«  ron 
diwen  in  seinem  rOckwürtigcn  Absehnitk  nicht  unbetriebtlich  emporgehoben. 

Der  in  der  MiHe  iltis  Schiffes  »'mporratjciide  \(a«tbai)m  trslpt  mnc  Raa  mit  finfp'rofTlom 
Segel,  das  in  grOn-  und  blaugrauer  Farbe  verHuschanliciit  wird;  unmitt«ii>ar  neben  dem 
ICaatbwim  laufen  drei  Taue  hernieder;  je  »wei  andere  Tane,  die  ron  der  Segelalange  anani* 
gehen  scheinen,  sind  am  Vorderteil  und  am  Hinterteil  des  Schiffes  befestigt;  endlich  ist  auch 
noch  ein  dünneres  Tan,  welches  gleichfalU  am  Vordert^^il  des  Sobiffee  vom  Segel  heruieder- 
bängt,  in  einem  Bogen  mehr  nach  der  Mitte  bin  gegen  den  Ifaatbaum  zu  gezogen. 

An  Bord  des  Schilfes  aber  erst  Iieiuen  zu  beiden  Seiten  des  Mastbaumes  nur  wenig 
über  den  Schiffsrnn^l  selber  erhebend  die  Oberkörper  von  zwei  männlichen  Ge- 

stalten, deren  Grüssenverhtiltnisse  nicht  zu  den  kleinen  Dimensionen  des  Schiffes  passen. 
Von  diesen  Uäonem  trägt  der  rar  Linken  dee  Beaehaaera  eine  Eiomia,  welebe  die  rechte 
Schulter  freilitsst;  bei  dem  zur  Itechten  'i*t  keinerlei  Bekleidimg  wahrzunehmen.  Beide 
Männer  sind  dem  Beschauer  zugewandt,  Sie  haben  dunkles  Haar,  das  auf  die  Stirne  herein- 
fielt nnd  bei  dem  Manne  zur  Rechten  brann,  bei  dem  anderen  fbat  völlig  schwarz  erscheint. 
Beiden  Periionen  suchte  der  Künstler  einen  energischen  tiesichtsaus<lrtick  ZU  gebcD;  eie  haben 
ihren  l?lick  auf  dasjäcll.,  Ziel  ^rericlüpf.  wird  uns  der  Moment  vpri;»-fr«?nwärtigt,  in 
welchem  JoDaN  über  Bord  geworfen  wird.  Der  Erbaltungszuataad  des  Bildes  aber  lässt  es 
zweifelhaft  eiacheinen,  ob  beide  Sfibilfer  gleiohmiaaig  an  diesem  Akte  beteiligt  smd,  oder  ob 
etwa  nur  der  zur  Hechten  Jonas  an  den  Beinen  gefasst  hat,  wiihrend  der  zur  Linken  ein 
schräg  zur  Wiisserflächt«  henbreicheodea  Huder  hält  Aaf  jeden  Fall  war  die  Seena  recht 
schablonenhaft  durgcHtellt. 

Jonas,  der  eben  kt^rf&ber  hinabstürzt,  ist  völlig  nackt  gegeben.  Von  dem  Körper  ist 
nur  noch  ein  bleicher,  gell^praiK-r  Sri. immer  ("rhnltpn.  Der  Kopf  aber  ist  nebst  den  vorge- 
streckten Armen  bereits  in  dem  weitaufgeäperrten  grellroten  Itacheu  des  nach  links  gewandten 
Seaungetaina  Tecacbwunden.  Diesea  iat  dracbenartig  geetallrt;      Oberfliebe  dea  Körpers 


LaiboDg  linke,  eratas  Bild. 


1)  Vgl.  Tftfel  III,  No.  1. 


123 


«rscheiot  durchgängig  in  bläulich'grün-grauer  Farbe;  hingegen  Ut  unter  dem  langgestreckten, 
st«Uaafragenden  Ohr,  das  den  hässlicben  Knpf  fn>err«<rt,  ein  kaiumartifr"r  AnswucUs  in 
dunkelbrauner  Farbe  angedeutet,  und  ebenso  ein  nach  aussen  gesträubter  Bart  unter  der 
Gnigei.  Im  Obrifrva  iat  der  kahn  »nfiteigviide  Hab  d«B  HippokMopos  tiark  nuek  rOckwftrIs 
geworfen,  der  T5riistkasten  aber  riifiilitig  vorgewölbt;  vom  Unterköryjrr  sfreben  melirfach- 
geteüte  FloMea  empor,  die  flngelariig  gebildet  sind.  Der  in  dicken  Hingelungen  aufwärts 
fekrOminte  Hint«rteil  endigt  in  einer  mSchtigen,  dreifach  gelappten  Sebwaadloase,  deren 
Unterabtei  hl  n;;''u  seilet  wieticr  mehrfach  gegliedert  sind.  Die  lebensvolle,  starkbewegte 
Haltung  (Uks  liraclifnähnlichi  n  Ungeheuers  steht  in  schni  fL-m  Gegonfafz  zu  der  steifen  Wieder- 
gabe der  meu-Hch lieben  Figuren,  bei  welchen  man  ebenso  <tehr  den  Sinn  für  entsprechende 
Pr(qH»tiooen  wie  fBr  eme  oi^gsnitehe  GKedermig  der  aicbtbsren  KSrperteUe  vermiaet. 

Unmittelbar  über  den  in  blaugrOnen  Linien  angedeuteten  Meeresfluten  aber,  von  welchen 
■ich  d«*  Seeungetlim  abhebt,  zeigen  sich  nahe  dem  rechtzeitigen  Dildrand  ein  paar  Zweige, 
welcbe  io  halbgeöffneten  Rosen-  oder  Oleanderknospen  von  dankelroter  Farbe  enden, 
as  deoeo  tiueh  die  grnnen  Deckblättchen  sichtbar  sind.  Ueber  diesen  Blumen  aber  Üt 
wiederum  ein«  rote  Gnirlande  angebracht,  deren  herahfaUende  Enden  von  Rosettaa 
ausgeben. 

Sparen  einer  amiogeo  Dekontioa  finden  sioh  «ueh  an  der  linken  Swte  dee  Bild«; 
indes  ist  nur  der  Verlauf  der  roten  Guirlande  noch  einigermaaaen  sicher  zu  verfolgen. 
Ausserdem  sind  am  unteren  Ende  der  Stuckschicht  mit  Mühe  noch  ein  paar  Reste  von 
bläulich-grüQgrauer  Farbe  wahnsunehmen,  welche  auf  eine  nochmalige  Darstellung  dea 
Seenngebeners  scblieeaen  Inawn,  some  ein  paar  Flecken  von  beltem  Bmnnrot,  welche  den 
T'mnsseti  von  zwni  vrcit  vorpe.streckten  .Armen  nrbst  dfr  nncrrrnzpnden  SchiilterpartiR  zu 
entsprechen  acheinen.  Es  war  demgemiUä  an  dieser  Stelle  wohl  der  Augenblick  vorgeführt, 
in  wdehnm  Jouaa  von  dem  Ungetfim  wieder  ausgespieen  ward«  und  an  daa  nah«  GMtad» 
iicih  ratteto. 


Das  zweite  Feld  an  der  linken  ArcosoUaibung,  daa  bei  einer  Höhe  von  PO  cm  circn 
69  em  in  der  Breite  min-st,  ist  zwar  auch  seinerseits  stttrk  mit  Ki^n  und  iSpiiiiigeu  durch- 
setzt,  im  fibrigen  aber  doch  von  allen  Feldern  am  besten  erhalten.  Nur  die  untere  Ecke 
der  Shi('k>chiclit  zur  Linken  ist  V''<lHt;  aliiref.^Ilon ;  andereneits  fehlt  CID  klanerea  StOck  dea 
Stuckbeiages  auch  an  der  unteren  Ecke  zur  Hechten.') 

In  der  Httt»  dea  Feldes  tritt  una  die  Gettnlt  Daniele  entgegen,  der  um  in  betender 
Haltung  mit  ausgestreckten  Armen  und  emporgehobenen  H&nden  wt  Augen  geführt  wird. 
Seine  Stellung  ist  noch  verhältnismässig  frei  und  ungezwungen. 

Die  Last  dea  Körpers  ruht  auf  dem  linken  Beine;  domgcmäss  ist  auch  der  Oberkörper 
«in  WMiig  nach  linkt  amgebaneht.  dar  rechte  Fuss  ist  aeitwirtB  ein  wenig  Torgtnld;  auch 

der  Kopf  ist  kaum  nierktlLli  nach  rechts  i^nwanrH. 

Die  Kleidung  beschränkt  eich  auf  eine  LendenschQrze,  welche  in  einem  horizontalen 
Wulale  neb  um  die  Hüften  legi,  im  abrigen  aber  den  Körperforatti  rieh  anachnisigend  bia 
»  den  Snteen  binabrekdit.  Du«  Lendentoch  ist  im  weaentlichen  io  gnaablaner  Farbe  wieder- 


•)  Vgl.  Tafel  III,  No.  2. 
Abb.  d.  L  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wi«.  XJUl.  IM.  1.  Abth.  17 


Laibung  links,  zweites  Bild. 


124 


ije^eben;  ein  Tei!  der  Konturen  abpr  ist  «rhwarz  gfhalfeii.  Tu  schwäralicher  Furhp  sind 
sum  Teil  auch  die  Uairiase  der  Bucktea  Kürperteile  ausgeführt,  während  im  übrigea  ein 
dioikl«  Bnnin  dem  gleichen  Zwecke  dient  Letzter«  Farbe  i«t  loehrfMli  aoeh  verwertet, 
nm  die  Modellierung  des  Fleiiiohcs,  das  sonst  in  einem  rötlich -^^elbcn  Tone  erscheint,  besser 
zur  Geltiiti;.'  /u  brtntjrn.  Dudnrch  Hrliiilf  dii-  ^an/f  Fipur  nwhr  plaAtischo  Rundung,  Die 
Breite  des  Brustlta^tens,  die  Wölbung  des  U  nterlei  bes,  die  straffe  üestaltung  der  Unter- 
aehenkel  wifd  dnreb  diese  VerlailoD|;  von  Lieht  und  Sekatten  mOgliebet  hervorgehobeD. 

Al)(-r  frpilioh  sirnl  nicht  alle  Tfilo  liinlÄnfrlicli  gelungen.  Iiisliesondere  die  Arme  und 
Hände  sowie  die  Partie  unierbalb  der  rechten  Schulter  sind  wenig  naturgetreu  wieder- 
gegeben: aaeh  die  Zehen  rind  nor  Khematiach  aDgadeotat. 

Dum  unbärtige  Antlitz  ist  von  liemlieh  Oppigam,  dnnkalbmmMm  Haara  ntniakmt,  daa 
tief  auf  die  Stirnc  lii'riil>'il"rntllt. 

Natie,  Mund  und  Augen  aber,  zu  deren  iMrstellung  wieder  ein  dunkle  Braun  ver- 
wendet ist,  aind  in  der  Weise  gehildel,  data  wenigstem  am  Originale  der  fiindraek  nikigar 

finlacblosaenheit  sich  ergibt. 

Hechts  und  links  rou  den  Ffls.sen  Daniels  ist  je  ein  Löwe  io  brännlich-gelber  Farbe 
mit  «cbwarr.brauner  Innenzeiehnung  dargestellt.  Di»  beiden  Tiere  sind  einandw  in  sym- 
metfisdier  Ktit^precbnng  gegenflbergestelU.   Sie  haben  sieh  auf  die  Hinterbeine  niederge- 

liissen,')  den  Vorderkörper  nher  emporrjerichtet  und  den  erhobenen  Ko;>f  dem  fi  onimrn  Dulder 
zugekehrt;  ihr  Kitchen  i»t  weit  aufgesperrt,  so  dass  die  rote  Zunge  Mclitbar  ist;  ihr  grim- 
ni%ca  Wesen  kommt  aneh  sonst  in  ikrar  gesamten  Haltung  mm  Aosdnick.  Drohend  Streeks 
das  Ungetüm  zur  Linken  die  linke  Prunke  empor,  das  zur  Hechten  aber  die  n  .  hf»-  Pranke. 

Indes  wird  die  üesamtwirkung  der  Sceoe  durch  das  MissverhüUnis  /.wischen  der  Grösse 
der  menscblichen  Gestalt  und  der  Kleinheit  der  LSwen  beeinträchtigt;  denn  letztere  reichen 
kaum  Uber  die  Eniee  Daniels  empor. 

Im  (Ihritrfn  finden  wir  aiirh  auf  diosnni  RiHc  wici!i>i-  die  glfichi'n  Klr-menCe  zur  Fül- 
lung des  leeren  iüauuies  verwendet  wie  auf  dem  ersten  Felde  der  linken  Laibang  des 
Areeaols,  nimlieb  Rosen-  oder  OleanderblOtes  nnd  Quirlandaa.  Ein  Rosen-  oder 
Oleanderzweig  sprie^Nt  zwischen  dem  Kopf  dca  LSwen  zur  Linken  und  dem  üntwkSipsr 
Daniels  empor;  hinter  dem  Kopfe  des  Löwen  zur  Rechten  al>er  er.Miheinen  die  Umris**»  ein<>r 
oval  geformteu  Erhebung,  von  welcher  wiedenuu  mehrere  Ivusen-  oder  Oleaoderzweige  euipor- 
waebaen;  aber  nur  die  BlQteB,  die  teils  ala  geschlossene,  teila  ah  kalbgeiHlBeie  Knospen  tob 

roter  Farhe  mit  grünen  Dpckhlättchcn  erscbeinrn.  prhnn  wirklirh  vnn  <]im  ZwrTgi>n  scib.st 
ans;  die  schmalen,  grOnen  Blätter,  die  nach  obeuhiu  fast  durcbgäugig  abgerundet  sind,  sind 
oft  in  der  Webe  um  die  BlOten  selber  gruppiert,  dam  keinerlei  Zusammenhang  mit  den 
Zweigen  angedeutet  ist. 

All]  ülierpii  En>]>>  Jer  Biliitläche  aber  selicn  wir  piiic  Mrn<;L'  Jerirtiifcr  <;ruiior  Hllitter 
völlig  i^liert,  oiine  dutsa  uuclt  nur  eine  BiüU)  dazwiücbcn  augebracht  wäre.         galt  tiier, 

dcD  Ravm  oberhalb  zweier  roter  OairlaodeD  ni  fHUen,  welche  tm  Rechten  und  mr  Linken 

Daniels  in  angemessent-ni  Ab-tand  von  dessen  erbulieiieii  Häivlen  sicli  t'r^t recken.  Die  herab- 
fallenden Enden  dieser  Quirlauden,  welche  «ich  nach  unten  bin  nicht  unwesentlich  ver- 
breUen,  haben  nur  zur  Rechten  des  Besehaaer»  tüwt  Art  Roertte  als  An.«gangspunkt. 

')  Von  dem  L^iweu  zur  Liukan  de»  Beach&uera  int  uur  der  Vürderkörper  erhalten;  von  dem  Löweu 
sor  Rechten  fthlt  das  mekwartige  Ende  samt  dem  SehweiC 


125 


L»tbii]ig  reefats,  «nIm  BiM. 

Von  (iom  Shickbelnpp  drs  rr-tfn  Fclile?.  <!:i.s  liet  r[ni>r  T,änge  von  cm  fiiif  Hniie 
von  80  cm  hatt«,  ist  nur  mehr  die  obere  iläit'te  m  der  Höbe  bis  zu  37  ctu  erhalten:  aber 
aodi  bier  nt  die  Stnelnebicht  von  vielfttch«»  Rinen  nnd  SprHngen  in  dem  Haste  doreb« 
mgan,  dass  die  gänzliche  Zerstörung  der  Bildfläcfae  nur  mehr  eine  Frage  der  SSeit  iüt.^) 

Das  Freskogeniälde,  welchfs  (li>?SM  Feld  schmückte,  war  sclioii  znr  Z«»it  i\f^T  Anffitrlnng 
stark  Terblasät;  heutzutage  sind  infoige  des  Einfiu^es  von  Luit  und  Licht  manche  Einzel- 
beiten  seihet  necb  forbeitjebeBder  ftefeaebtiing  »nr  noch  aebr  eebwer  su  untenebeideii. 
Verhältnisniäs?!i<;  um  leichtesten  erkennbar  i;<t  eine  in  petapektiVMBber  Ansicbt  gegebene 
QrabaedicuU  an  der  rechten  Seite  der  Bildfläcbe. 

Bin  pur  Stufen  Ähren  hier  xnr  Eingangsiiftnung  des  Gnbbaoes  empor,  welebe  von 
icblanicen  Pila^t^^rn  oingefasst  wird.  Auf  den  kaum  mehr  erkennbaren  Kapitälen  dieser 
Pilasier  ruht  ein  Architrav,  über  welchem  sich  ohrit?  weiteres  Zwischeiiplipd  ein  steiler 
Giebel  erbebt.  Das  etwaa  surficktretende  Giebelfeld  weist  zwei  dunkle  Flecken  auf,  weiche 
bei  ibrer  ovalen  Form  doeb  wohl  eb«r  schildartige  VeniernBftvn  als  FeaaterOffinnngeo  dar- 
stellen sollen.*)  Die  Spitze  des  Giebels  ist  mit  einem  griechischen  Kreuze  geschmückt.  Der 
dem  Heschauer  zugewandte  Teil  des  Satteldaches  zeigt  zwei  Reihen  von  DachpUtten  von 
ungleicher  GriViise  und  in  beiden  Reihen  aU  unteren  AbschluKs  der  zusamnienstowenden  Fugen, 
welche  eigentlich  dateb  Deckplatten  dem  Auge  entzogen  sein  sollten,  OBgleldunteig  abge- 
ruudet«»  >t{rn/.ie>r*>],  von  WL'Iciien  Jie  olifren  durch  kleinere  Zwieoheniiame  getrennt  aind^ 
während  die  unteren  eine  zusammenhängende  Masse  bilden. 

Die  von  den  Dache  Qberragte  Ltogswand  d«r  Aedienla  aetsfc  sieb  der  Hanpteacbe  nach 
ans  einer  Reihe  von  Quaderschichteu  zusammen,  welcliü  uh>'r  einem  durchlaufenden  Stein» 
unterbau  sich  erheben  und  nach  oben  bin  durch  zwei  durchtaufende  Steinbalken  abgescblOMeo 
sind;  im  Qbrigcn  ist  die  Mauer  an  beiden  £ckcn  von  einem  Fila^ter  «ingefMäst. 

In  der  EingangaOflhuog  des  Orabbaiwa,  bei  dessen  Darstellung  dankdratbianoe  Farbe 
flir  dif  Knntiirpnzpiclmtiii'i,  ein  hflle?  Rntlichhrann  nh<»r  ff;r  die  Wif-rlcriTalip  fler  Flächen 
verwendet  i^t,  zeigt  sich  nun  aber  die  heutzutage  fast  völlig  verblichene  Uestalt  des  Lazarus 
und  zwar  in  aufrechter  Stellung;  sie  ist  in  das  weisse  Totengewand  eingebaut. 

Dementsprechend  finden  wir  links  vor  dem  Grabeshntise  selbst  auch  den  Erlöser  in 
der  llaltun.;  wir>i1ergcgeben,  in  welclirr  vv  ili'-  Er^v.-  knng  des  Dahingeschiedenen  vollaOgsQ 
bat.    Indes  ist  nur  die  obere  Hälfte  der  Figur  »uf  uns  gekommen. 

Die  noch  jogendliche  Gsetali  des  Heilandes,  deesen  Umrisse  in  biXoDlicber  Farbe  ge- 
geben mn(],  ■nrilireii'l  liii»  <^'HM  liIii^s*-nt'  Aermeltunikii  il^  tn  Atisclif-ine  nach  graugrüne  Färbung 
aufwies,  hat  den  reciiten  Unterarm  gegen  den  Grabbau  bin  erhoben  und  deutet  mit  der 
emporgestrecbten  Virgula  anf  den  wieder  «am  Leben  Erweckten  bin.  Der  Kopf  des 
Heilandes  aber  ist  in  lebhafter  Bewegung  zurQckgewandt,  $o  dass  das  ovale,  von  verhältnis- 
mässig kurzem,  braaneoi  Haare  umrahmte  bartlose  Antlitx  dem  Beschauer  angekehrt  ist. 


")  VrI.  Tufil  IV.  .\o.  l, 

')  Vjf).  «Ii«  kmurunde  Veniening  <Ji  s  (iiehcls  der  Aedirnla  auf  einem  Fresko  CiH-mt't.nimu 
88.  Petri  et  üueeUini  sowie  auf  einem  Bilde  des  üoemetotium  Thnwoni«  bei  Rom.  VgL  Baffaele 
Oarrecei,  Steria  dell*  siie  trialiaiis  nei  primi  otto  lecoU  ddla  chieia,  toL  II  (Pialo  1871%  tav.  47, 2 
und  tav.  70, 1. 

17* 


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126 


"Snvh  weltiT  links  tritt  in  etwa^  VIeinereii  Verhältoissen  die  Gistalt  iles  pntcn 
Hirten  entgegen,  von  welcher  wiederum  das  untere  Drittel  TüUi^  zerstört  ist.  Die  Figur 
war  gm*  m  face  gvgiebeo;  An  mtifiitigie  0«tcH  war  dem  Aiueli«iii  oacli  ▼«rUtttnuiiiSMig 
echuial,  das  Haar  zieirilicfa  kurz:  so  weit  sich  aa*d«n  last  völlig  Tcrxchwundenen  Farbresteu 
entnehmen  liLxst,  trügt  die  Ge::)talt  bellfarbige,  geacUoaKDe  Aermeltanika,  welche  cwei  verti- 
kale Zier«treifen  (clavi)  an  der  Vorderaeit«  aafweiat. 

Beide  Hiode  hatten,  an  die  Broet  angelehati,  die  kramweise  Uber  eiDaader  gelmien 
FdMe  ein<  ->  innren  Kindes  fest,  de^^se^  Körper  auf  den  Schultern  des  guten  Hirten  ruht. 

Die  Kleinheit  des  Tieres,  desi^en  Kopf  deutlich  sichtbare  Hörner  trägt,  steht  allerdings 
mit  der  Geutalt  de«  Heilandes  nicht  im  Einklang.  Anderen»eit«  ist  auch  der  Uebergang 
vom  TorderkQrper  des  Rindeft  xq  deaen  VOsmea  gaaa  mid  gar  veneiehnek. 

Sowohl  flher  der  Gestalt  des  guten  Hirten  als  über  jener  des  Hr!5sf>r«  in  diT  Srcne 
der  Erweck ung  des  Laaarus  ist  eine  griMtj«re  tiuirlaude  von  roter  Farbe  mit  berabfallendea 
Badeii  aogehraeht,  deren  Ausgangspunkt  darob  eine  Art  Roeette  (feflobtnOelct  nt  Uebnrdiea 
sind  auch  Hosen-  oder  Oleanderknospen,  von  deren  dunk<-Irot<'r  Blüte  grfine  Deck- 
blättolf^n  »ii  Ii  ;i>>)i'  h<'n,  zur  Füllung  des  leeren  Ranmea  awischen  den  beiden  Figuren  sowie 
links  vom  guuii  iiirtcn  verwertet. 


Von  dem  zwoiton  F<He  rter  rechtseitif^en  Ari '  iwllaihnnu;,  wpkhp^  80  cm  lang  und 
ebenso  hoch  war,  i.st  wiederum  nur  dia  ob«re  Hälfte  der  Stuckschicht  in  einer  Höhe  bis 
M  43  cm  avf  uns  gekommen;  rie  ist  von  starken  Riesen  durchzogen;  aneh  ist  die  Oberfliehe 
teilweise  abgewetzt.') 

Vriu  lii^m  Freskogeniülde  dieses  F>'liIo'^  aber  waren  schon  1S94  nur  nocli  -rlnvaclie 
Spuren  erhalten;  heutzutage  sind  alle  Farbrcate  nahezu  gänzlich  verblichen  und  nur  nach 
vorhergebender  Befeuebtuag  noch  mit  Mttbe  an  unterscheiden. 

In  der  Mitte  de-s  Feldci  war  ursprünglich  ein  narli  iivht-  ^:r\s  aniltei«  Reittier  von 
brauner  Farbe  wahrzunehmen,  von  wf  lch»  m  auf  der  photographiscbeu  Abbildang  nur  Kopf 
und  Hinterteil  noch  halbwegs  deutlich  erkennbar  sind. 

Aviserdem  siebt  man  noeh  dOrftige  Deberbleibeel  einer  jugendlichen  Oestalt  mSon- 
lichen  Gosclilechtes,  welche  dem  Anschein  nach  nach  Fraueiiart  auf  dem  Rücken  des  Tieres 
sara  und  die  rechte  Uand  auf  dessen  hintere  Flanke  stUtxte,  während  die  Linke  wohl  die  Zügel 
hieÜ*)  Der  harUcae  Jüugliug  war  mit  einer  graugrfiaen  Aenneltunika  bekleidet;  sein  ovnleB 


')  Für  völlij,'  Kitlier  kann  i!!--.-  AniT.i  -  irii.'  '  1  n;.'-  ik  Ii'  iteltcn.  Denn  hei  «liMii  maiif^elhuften 
Erbiiltnnfr.Hziistuiid  Jea  tiilde»  kommt  tliv  Haltung  dvr  Gestalt  nicbl  klar  zum  Ausdnii-k.  Andcrerseita 
efKf heiufti  <!:i.'  U.r.ri»-sp  der  Figur  in  ffrösaprem  Abstände  von  dem  Kopf«  do«  Reittier»'»,  ohne  das*  «ich 
noch  deutlieb  eine  lebhaftere  Bewcfpin;  des  latstersn  erkennen  lieise,  durch  welche  eine  Streckung  des 
HalMS  bedingt  wSre.  Wan  kAnnte  roitbin  auch  auf  die  Annahme  verhlten,  ea  handle  steh  hier  nicht  rnn 
eineu  Keitt-r.  SJjndorn    .m  •  iin-  Tiere  stellende  t<ei»talt.    Allein  dann  würde        Cu-r.,^,.  ,1  r 

Figur,  welche  ja  d«n  Kojjf  des  Tii>re»  wfil  übcmigt,  eine  noch  betleutendero  sein  uud  ihr  MisBvcrhältnis 
gl^nllber  dem  Tiere  und  ilen  b«iil>Mi  im  Hinter^runiii-  angedcut^^ton  Onuitou  nosh  mehr  Jetrs luden 
enegen,  sugleidi  aber  auch  die  Erklärung  de«  Bildes  sich  noch  schvieiifter  gestalten. 


Laibang  rechts,  zwaitea  Bild. 


»)  Vgl.  Tafel  nr,  No,  2. 


127 


Gesicht,  w«klifii  TsrhiltDimiiMg  kone  Hsira  unnrnbiRteo,  mt  an  drai  YivrtMlM  dun  Et»* 

schauer  7t>pewan<it. 

Zur  iiechten  und  zur  Liakeii  den  Reiters  stand,  elvrt^  niebr  in  deu  üiutergruud  ge- 
rllcki,  «D»  Qestali  in  betendar  HaltoDff,  «ho  mit  magpi/tteßktai  Armen  und  ampor» 


Die  Figur  zur  Rechten  des  Beschauers  ist  fast  Tülktändig  erhalten,  aber  stark  verbLisat. 
Kor  mit  HOhe  vermag  man  wenigaleiia  am  Originate  nach  voraosgegangener  Benetzun«  des 
Bildes  noch  dos  schmale,  von  l,tn^'>-ii  Haaren  eingefasste  Antlitz  zu  erkennen;  deutlicher 
sichtbar  ist  die  Ivlei'iuiinf,  eiti>>  Iiis  über  die  Kiiiee  hi'n;il(reiL-li<>nd<«  Aprmnltuin'ka  von  j;elblich 
brauner  Farbe;  an  den  Kua^cu  l'wtst  nich  dem  Anscheine  nach  noch  dm  Hieinenwerk  von 
Saodalen  anterseiieidMi. 

Im  Gegensatz  zu  den  jn^^eiidlicli  sdiliinkct!  Fnrmen  (lie-t'i-  ("vielleicht  weiblichen)  Gestalt 
erscheint  di«  noch  schlechter  erhaltene  Figur  zur  Linken  des  Beschauers  in  etwa«  breiteren, 
dttbflimi  UrarisBeD,  die  eher  an  ein«n  Hann  erinnern.  Ihr  Kopf  ist  hst  gänzliefa  santört.*) 
Dia  Gawandong  bestand  au»  einer  bi><  zur  Mitte  der  Waden  binabreicfaenden  Tunika  TOD 
grflnblauer  Farbe  mit  weiten  AernHlii.  frcriwilrli^x  i«t  der  untere  Teil  der  Gewandung, 
welche  möglicherweise  gegQrtet  war,  samt  den  beiden  FCüsen  infulgo  der  Abbrückelung 
eines  Teilee  der  Stnekseliicbt  zu  gnmda  gegangen;  cur  SSnt  der  Anffindnng  des  Freskos  hin- 
gegen war  wenigstens  der  linke  Posa  noch  erhalten;  irgendwdcbe  Bekleidong  aber  war  an 
dem  Fusse  nicht  zu  erkennen.*) 

Die  Deutung  der  hier  tat  Darstellung  gebrachten  Figuren  stBsst  am  so  mehr  auf 
Schwierigkeiten,  als  der  ErhaltungHOstand  derselben  IrrtGnier  nicht  völlig  aussehliesst. 

Mit  Hücksirlit  liHiJiuf  aber,  dasa  dem  ersten  Gemälde  an  der  linken  Laibung  des 
Arcosols,  welche!«  Jonasscenen  vor  Augen  führte,  an  der  rechten  Seiten waud  in  der  £r> 
weekung  des  Latarns  sowie  in  dem  guten  Hirten  Bilder  aus  dem  neuen  Testamente 
gegenübergestellt  wurden,  spricht  immerhin  eine  gewisi«e  VVahn>cheinlicbkeit  dafür,  dass  auch 
beiden  weiter  rückwärts  folgenden  Fresken  der  zur  Linken  gegebenen  Danieldarstollung 
aus  dem  alten  Testamente  zur  Ilechten  eine  neutestamentliche  8cene  «ntsprocbon  habe. 
Unter  dieser  Vomussetzung  kann,  wenn  wir  ea  hier  thatsüchlich  bei  der  Mittelfigur  mit  einem 
Reiler  zu  thun  haben,  an;rf*>icbta  der  relativen  Seltenheit  vim  IvHilerdiir^lenutiirfu  in  den 
früheren  Perioden  der  attchnetlichen  Kunst  wohl  am  ehesten  an  eine  brachylogische  Wieder- 
gabe des  Einsngas  Jesu  in  Jernsalem  gadaebt  werden,  die  bisher  auf  Katakombenbitdem 
aiclit  )iact}gewiesen  ist.*) 

Die  beiden  Grauten  wQrden  in  diesem  Falle  die  Stelle  der  frolilockeuden,  Gott  preisen- 
den Menge  vertreten,*)  während  sonst  allerdings  auf  kurz  gefassten  Darstellungen  der  Scene, 

')  Ob  den«lbe  tbatilUdilioh,  wie  ich  nnprüuglich  annehmen  su  kSniien  glaubte,  «ine  phiTgiiobe 
llatM  trag,  eraehrfnt  mir  aagerichts  der  lOBitigvB  Kleidan^  der  ngar  leeht  swtifeUiafl. 

•)  Nach  einer  Vorschrift  <le»  rseudo-Allinii:i-im  De  virginitate  [e<I.  Maur..  t.  II.  pag.  HC)  uiü&sl« 
man  wenigstena  bei  weiblichen  Onjnten  immer  '  ine  IJ<'kl<nclui)g  der  Füsso  dureh  !?cliuhp  voraimsetzen. 
Vgl.  Jos.  Wilpert,  Die  gottKeweih!' n  Inti^-frauen  in  Jen  ersten  Jahrhunderten  der  Ki:;  Ii''  i  l'-njl.  pag.  70. 

*)  Tgl.  Joseph  Strxfgowtki,  Bjcantioiacbe  Denkiattlar,  I.  Band,  Das  Ktttcluniadzta-Evangeliar 
(Wien,  18»1},  S.  88  f.;  Hsinrieh  Detzel,  Christliche  IkonograpU«,  !.  Bd.  (Freilninr  in  Br^  IdM),  8. 890; 
Rdgar  Hennecke,  Altvbriatliche  Malerei  und  iiItkirchHcbe  Literatur  iLeijtzig,  1690^  S.  1  lü. 

*)  Eine  naiUiulicbe  Cie«talt  in  OnnteDstellung  erscheint  boiBpiulsweisu  auch  bei  der  NViedurgabc  dtu 
ISamgi  Jssa  in  Jemaalsm  auf  staem  BUBBlieiB^Belief  der  Manwiians-lCaÜMdia  tob  BaveBim.  Vgl.  6ar> 


geri c  Ii  t  e  t  <•  n  T I  ri  i  u  1  p  n . 


188 


wie  sie  einzelne  Surkophiiije  darbieten,  in  der  Regel  ein  Jüngling,  der  nein  Gew'and  vor  den 
Füssen  der  Ksclin  ausbreitet,  sowie  ein  anderer,  welcher  xwücben  dm  Aeiiteti  eines  Baumes 
heniiederwbaat,  »b  Beiwerk  ersebnaen.*) 

Immerhin  wird  Aber  darch  die  beiden  Nebenfiguren  der  Deutung  des  Bildes  auf  den 
Kinzn^  (Jes  Herrn  in  Jeriisulem  fin«*  irf»wis?:r'  Wahrselic-inliilikint:  verliehen,  welche 
anderen  isolierten  Reitergestalten,  bei  denen  man  an  eme  analoge  Erklärung  dachte,  nicht 
in  glwelieiii  Mmbb  innewolmt*)  Den  Umsbind  aber,  deaa  d«a  Eleittier  auf  UDwrem  Preeko 
nicht  mit  hinlängÜcl'.nr  Deutlichkeit  als  KacI  charaktfrisinrt:  i-^t,  sniult'm  eher  als  Müultier 
oder  selbst  ah  Pferd  aufgefaitöt  werden  kann,  vermag  mau  ebensowohl  auf  eine  Anlehnung 
•n  das  Evangeliuni  des  Httirkus  (Kapitel  11,  1 — 11)  oder  des  Lukas  (Kapitel  19,  28 — 40) 
Kurflckzuführen,  in  welchen  Iil'  Art  des  FOllens  (nrnkoe)  nicht  niher  benichset  irird,  ab 
•och  auf  NHrhläsflt;_'kr>it  oder  ('ngeschick  des  Künstln'r'^. 

Nach  oben  hm  war  das  Fresko  wiederum  durch  xwei  rote  Guirlande»  mit  henib- 
iaUenden  Enden  abffaacbloaaen,  an  deren  Anafiangspnnkt  jemnb  eine  Rosette  aioh  tinglt». 

Au!«serdem  waren  /-ur  Füllung  de-s  leeren  l'iiunii'^  iuk  h  hier  wieder  halbgenffiiete 
Knospen  ?on  roten  Rosen-  oder  Oleanderblüten  mit  grUnen  Deokblättchen  angebracht; 
Toa  diesen  siiid  eech«  in  der  linken  Hälfte  des  Gemftldea  wabnoaebnien,  hingegen  nur  eine 
an  der  reehten  Seite. 

rncci,  a.  u.  0..  vol.  VI  (is.'tol.  tiiv.  ll.^i,  N.>.  11  un<\  tav.  418,  No.  3  nsbst  [tag.  21  sq.  and  A.  Tentnri, 
Storia  dell'  arte  iUUiaiia,  vol.  1  (Milano,  19ül),  hg.  mt  ipng.  .m). 

■)  Vg\.  Anton  d  0  Waal,  Der  Sarkophag  dei  Jimius  Bsasu«  io  den  Oiotten  tob  St  Peter  (Rom,  IMO). 

S.  t2  ff.  Tdfvl  I  II  riinl  Tafel  X;  A.  Venturi.  ii.  a.  O..  vol.  1.  tin.  182  (pau'-  l'J6).  Vjxl.  auaiier  .lieseiii 
iiueli  bei  (iarrnrci  a.  u.  ü.  <vol.  V.  11^70  tav.  2  abpcJ'il'leton  Sarkophage  noch  einen  Sarkophag  aus 
fi.  AjfncüL'  fiiori  le  niura  lici  Rom  ((i anu er i ,  tiiv.  348.  1)  «owi«-  einen  Sarkophag  von  Clerniont  ((jar- 
rucci,  tav.  381,2;  Le  Ulant,  Le»  aarco|ihageii  vhretiena  de  U  Uaule  (Pari»,  ltsd6),  pL  XVlü,  8  und 
pag.  67  sq.). 

Von  etwas  umfangreicheren  Dant<  llun;.;eti  •le»  gleichen  Vorganges  »ei  da«  Relief  des  AdelpbUi' 
fiarkophnjje»  von  Syrakos  hervörtfehoben.  V^l.  .lofeph  Fflhrer.  FomchunKen  jsur  Sieilia  sotterranea 
(1897).  Tafel  XII,  No.  1  nehat  S.  Höl  (1341;  A.  Ventiiri.  a.  ii.  0.,  vol.  I.  ßif.  IfiH  (png.  197*.  üe7.üjfli<:U 
der  ttbrigen  tiarkuphagdarstellaogen  von  gröMerem  Umfang  vgl.  die  Aufsählung  bei  de  Waal.  a.  a.  0., 

6  iS,  Ajhd.  S;  t^.  beiapieUweiss  aach  den  Sarkopbag  d«i  Latmn-Masenms  biet  A.  Vautari,  a.  a.  0., 
vol.  I,  flg.  180  (pag.  l!)tl 

*)  Vgl.  1.  B.  die  Diirstellung  auf  <Ieui  UnietiMtdek  eine«  ISurkophaK'leckels  von  Arle*  bei  Edmond 

Le  Hlant.  Ktuilc  aur  U's  üurrnphage!!  chretiena  antiipie.-i  ile  la  villo  <rArloi  (Psris,  1878),  pag.  34  Ond 

pU  XII.  flg.  1  sowie  bei  Uarrucci,  a.  a.  0.  (vol.  V,  i87»j.  tav.       fig.  H. 

Vgl.  femer  da«  Relief  eine«  Elieabebikamnitt  aus  AntiuoS  bei  Joseph  Sfrsygowski,  Die  christ- 
lichen Denknililer  Aegyptens  (RAmitohe  Qnartakchrift  fttr  cbristlidia  Altertbum^nnd«  and  Khvheage- 

Mhichte,  XII.  IM.  Ue'.»f*)|,  S.  9  ff.  un-l  Tafel  I.  No.  1. 

Vgl.  il.'S  «eiteren  <)rn  bildlnhen  .s^hmuek  l  ints  ouihurioti^i  heti  LöffeU.  weh  heii  Fauatino  Arevalo 
1794  in  der  Ausübe  des  Carmen  pascbale  von  äeduliu«  m  1. 1(1,  v.  auO  veröffentlichte  uud  Fr.  X.  Kraas 
neuerdings  wiederboli  abbilden  H«m  (R..E.d«r  cbnaU.  Altarihflmer,  IL  Bd.  (188C>,  fig.  187,  &  S41;  Oeseh. 
der  ebrintl.  Kun-tt,  I.  BJ.  fl='96).  fig.  4.>0,  S.  S.'lj. 

Vgl.  enJIieh  die  ungemein  primitive  L>w^^^■ll^lng  ftof  einem  SMdcnjfewaiiS  fOtt  Achmim  ailS  dem 

7  -e.  .labrLumlert  n.  Chr.  fl.  hei  Ii.  Forrer,  Die  frflhchriaf liehen  Alterlhiimar  ans  dem  QllberAdds  TOtt 
Achmim-Faiiopolis  (titraasburg  L  K.,  Ibi>8),  6.  8  und  ä.  27,  Tafel  XVI,  No.  Ii. 


129 


fl.  AreoMol  dar  Weataaite. 

Wi«  in  «nta  AroiMoI  d«r  Wcstieita  doa  Konidon,  M>  bftt  svdi  die  Bweite  GfftbniMb« 

eiiie  AiissL'hmackung  durch  Freskogemftlde  «r&bren,  wenn  aucli  ia  g$ringereni  Uofinig. 

An  der  StIriT<eito  des  Arco>o]«  sind  Spuren  von  Freskomalereien  nicht  mehr  zu  er- 
kenseo.  Nur  der  Torderst«  Abschnitt  der  Arcosol Wölbung  weiäl  Ueste  von  Beiualuug  auf. 
E«  findet  aieh  hier  eine  Stnekachiehi  in  «ner  Qesaiatl»ieite  von  dn»  90  em.  Dtaee  vA 

lnMiierii^its  mit  einem  S'fj  cm  brpit;f>n  roten  Rande  ein^nfn^isi:,  an  der  Vr>rflr'r>eite  die 
ArcosolkaDte  begleitet,  an  der  iiückäeit«  aber  den  Uebergang  zu  dem  unverputzt  gebliebenea 
Teil«  der  NiaebenwSlbang  nrarkieri.  Zwimhen  dieten  peniUel  hufenden  Bindera  «teilte  rar 
Hechtet!  uml  /.ur  Linken  ein  andere«  rotes  Band  von  gleicher  Breite,  das  unmittelbar  über 
der  Grabladenhöhe  angebracht  war,  die  Vi  rbiiuIiinL'  lu  r;  etwa  57—59  CID  llöber  l&oft  noch- 
mals ein  rotes  Baad  von  8  cm  Breite  in  gleicher  Hiciitung. 

E*  sind  demgerntt»  darch  die  Einfeutmgsbinder  im  ganxen  drei  Felder  gesebtffeoi 
ein  oblongas  Feld  von  57  cm  Höhe  und  7'i  cm  Lrin^'e  fimlHf  sich  an  der  linken  Latbung 
de^  Arcoool;  ihm  gegenttber  an  der  recht«Q  ArcosoUaibung  erstreckt  sich  ein  Feld  von  74  cm 
Lfing«  und  59  cm  H5be;  dexa  kommt  ein  Deckenfeld,  deaeen  Breite  79  cm  betiigt,  wibrend 
der  gerade  Abstand  der  unteren  Einfassungsbänder  an  den  beiden  Schmalseiten  sich  »pf 
144  cm  l-.  r.-ohnet.  Ein  den  roten  Einfaäsungsbändern  parallellniifendfr  Zif'r>(ri  ifi  ri  von 
blauer  Farbe  aber  bewirkt,  dass  die  eigentliche  Bildflöcbe  des  Deckenfeldea  50  cm  in  der 
Breite  miest  bei  einer  Lingssttedebnong  Ton  134  cm. 

Deckenfüld. 

Die  Amechmückung,  welche  das  Deckenfdid  erhdten  hat,  ist  mit  breitem  Pined 
äachtig  hingeworfen,^)  tritt  nna  aber  noch  beute  in  voller  FiiMhe  und  Lebendigkeit  der 
Farben  fntprjrpn.') 

Man  erblickt  in  der  Mitte  des  Feldes  (vertikal  zur  vordt-ren  Kante  der  Arcosulwüibong 
gestdlt)  ein  hobee  Oefiea  (in  der  Form  eine«  mngekebrten  Kegehtampfee)  mit  eebmalem 
Boden  nnd  TsrhältniamSssig  breiter  OefTnung,  die  von  einem  wulstartigeu  Rande  umg^l»'ii  i^t. 

Aua  diesem  in  dunkclrotbrauner  Farbe  gegebenem  Gefäs'c  spriessen  üppige  BUlten 
von  roter  Farbe  hervor,  hinter  welchen  eebmale,  grüne  Blätter  mit  abgerundeten  Enden 
aiehtbar  tind.  Die  ümnaM  der  diebtgedrftngten  Blumen  und  Blätter  zeigen  so  laxe  Form- 
gebung. rJass  GS  unF^ntbchierlfn  bleiben  mus.";.  r>b  der  KOnetlef  Oleaaderblflten  oder  Boaen 
oder  sonst  eine  Blumenart  vor  Augen  stellen  wollte. 

Nach  der  obersten  von  diesen  Blnroen  nnn  picken  «wei  einander  gegenflbergeatellte 
Ffaue,  deren  mit  einem  Federbusch  geschmdcktc  Kopfe  nur  durch  einen  geringen  Zwischen- 
raum von  einnnder  rretreniit  siiil.  Ihr  Ifui^'^'otreckter,  verhältnismässig  schmaler  Körper 
i^t  atvrB»  vorne  iibergcbeugt;  er  ruht  auf  allxu  hohen  Füssen  mit  schräggeatellten  Zeheu, 
deren  DanteUnag  geringe  Natarbeobacbtnng  venAt.  Denn  wihrend  dch  nach  rfleknArta 
zwei  dicht  dbereinandar  stehende  ^enartige  Aoswllehse  entreekeo,  ist  nach  Tixne  nnr 


')  Vgl.  Tiifel  V,  No.  1. 

•i  Für  die  pbotographi^chc  Repnxluktiou  de«  Deckenfeld«»  war  ein  geuügcuJer  Ab«tand  nicht  vor- 
tiandea.  Daugemln  konnte  41m  Ffvako  nicht  in  ■einer  guiMa  Ltoge  abigebildet  werden. 


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130 


eiiw  langgestreckt«  Zehe  sicbtW,  w«ldifl  «ist  mmuttdlMr  tot  ibrani  Ende  d«D  Aoadieiiw 
Bidi  sich  Dochmab  gliedert. 

Von  den  beiden  Tieren  zeigt  das  zur  Rechten  des  Beschauer»  (al^o  das  an  der  linken 
ArmaoUubong)  durchgängig  kriiftigere,  stärkere  Formen  als  das  gegenüberstehende.  In 
Qbrigen  ist  bei  d<-r  WiciliT^'nUi-  der  Pfaue  beiderseits  die  gli  idu-  Farbengebnncf  iMfi)l<it. 

Die  FCsse  zeigen  ebenso  wie  der  Sckuabel  rote  Farbe;  da.<i  Uefieder  i^t  im  wesentlichen 
dankelblau;  die  tuigemein  karaen  FIfigel  aber  haben  brftiiBUch-TloIette  Orond&rba  mit  gelb* 
biBOiur  ond  blaner  Innenzeichornq;;  der  Schweif  «etgt  rotbraune  Ornndiarbe,  aber  weis» 
Augen  in  blaugrüner  Umrabmnng. 

Der  leere  itauui  unterhalb  und  oberhalb  der  beiden  Pfaue  ist  durchgängig  mit  iiavh- 
llM^  genlehDeten  Blamenrankea  der  gkwben  Art  avege^llt,  wie  sie  am  dem  Oeßbae 
in  der  Mitte  eniporwachseii;  j.^rjne  h  sivA  sownbl  rite  R1"{4>ti,  zu  deren  Darstellunf:  /wnierlei 
Nuancen  vou  Rot  verwendet  wurden,  als  auch  die  grünen,  Unggeatreokten,  schmalen  Blätter 
in  giOMenn  ÜMmandenen  gebaltan. 

Laihuug  Ii  II  k  l. 

Von  dem  oblongen  Feld  an  der  linken  Laibutig  de»  Arcosols  ist  der  gröbste  Teil  der 
Sliiekiebiebt  abge&Uen,*)  der  Best  groaunteib  arg  beMbidigt   Infolge  desaea  sind  nur 

geringe  Fra^anente  des  ursprHnglichi^n  Fffikorremäldes  noch  erkennbnr.*) 

In  der  Mitte  der  Bildfläcbe  ist  ein  Segel  wahrzunehmen,  das  mit  schräg  empor- 
steigenden Tauen  am  Mastbanin  befestigt  ist  und  in  voller  LSnge  von  der  Raa  bemieder- 
fullt.  Links  von  dem  in  grauer  Farbe  mit  rotbrawu  r  hm*  uzeichnung  wiedorgegebenem 
Segel  beiTjcrkt  man  noch  drei  Taue,  weh-he  zum  dunkelbraunen  S<?hifr-viirilt/r!<  il  5i(«r«?>f[i5iren. 

Vor  dem  Segel  glaubte  ich  1H94  noch  zwei  unbärtige  Gestalten  zu  erblicken,  welche 
beide  UBTerhlltaiinlsng  gross  enehienen;  die  Figor  nur  Rechten  war  sdioo  damals  grossen* 
teils  zerstört,  die  Figur  znr  Linker,  iiiiii;i  Lr>':i,  >1ie  utwa-  nur  Ii  vorne  Ubergebotigt  erschien, 
ein  wenig  besser  erhalten;  bei  beiden  (jestaiteti  war  die  Uautrarbe  rotbraun,  das  Haar 
a^wInUch  brann;  die  Angenbraoen  stark  gebogen,  der  Blick  fferadeeos  gerichtet. 

Die  Wiedergabe  dieser  beiden  Figuren  auf  dt  tn  Si  liiilV  h  <it.-  die  Voraussetzung  nahe, 
daas  auch  hier  wie  hh  th'r  linkpt»  I.;iil>uni»'  tfcn  crsitMi  Ar€o.*ol.s  der  Augenlilit  k  durf  ^ttdlt 
gewesen  aei,  in  welchem  Jonas  Uber  Bord  geworfen  wurde.  Thatäächlich  hoben  sich  denn 
nach  links  von  dem  Sebiffe  von  den  in  dnnklem  BUngrOn  angedeoteten  Finten  noch  einige 
Spuren  der  ümris-ie  des  in  grüner  Fnrbe  diir^oteütf-n  Pprninsretntns  hIj;  iii>ljrsiii:iIi-ro  il<-r 
zurückgeworfene  Kopf  des  Ungeheuers  mit  dem  weit  aufgesperrten  Rachen  lieüs  «ich  noch 
einigermassen  unterscheiden.  Von  der  Gestalt  des  Jonas  selbst  aber,  welcher  offenbar  naeb 
links  hin  ins  Meer  gesebleudert  wurde,  hatte  sich  bis  auf  vereinzelte  rotbraune  Farbreste 
schon  zur  Zeit  der  Auffinduns  di-^  Bilde*!  jede  .Sj^ur  verloren.  Im  iibri^'rii  wilidc  das  an 
der  rechten  oberen  Ecke  der  Bildtiiicbe  erhaltene  Fragment  des  Fre^kogemüldes  allem  schon 
genOgen,  um  den  Beweis  zu  erbringen,  daas  die  gesamte  Darstellung  eich  auf  Jonas  beiogen 
liabi'ii  iiiu.-.s.  Denn  dort  wird  uns  die  I<aube  vor  .\ugen  gestellt,  unter  welcher  der  Frojihet 
ruhte,  nachdem  ihn  das  Seeuogeheuer  wiederum  au^ecpieen  hatte.    Die  Laube  wird  uns 

^)  Die  Hdhe  des  leebtt  oben  erhaltenen  Stuekbalagss  babB^  aar  IB  cm. 
t  Vgl.  Tafsl  V.  No.9. 


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131 


dnrcb  ein  auf  Twtilulflo  PAistoD  rahendea  sebilgea  Dich  vergef^vriMigt,  denen  Gittorwwk 

durcli  ilie  Befestigung  von  (^jer-^fähen  tinf  horizontal  laufenden  Stangen  hergestellt  ist.  In 
den  Zwiiichenläamsn  des  bräunlichen  Gitterwerkes  zeigt  «ich  grilaee  Kttrbialwib;  langgestreckte 
Efirbisfiliebto  aber  hängen  von  dem  nnteren  Ende  d«a  Dachea  heniieder. 

Der  untere  Teil  der  Laube  ist  völlig  zeiilBit  mad  dMDgemies  aacb  tob  der  rnbeodeo 
OeetaU  det  Jonas  aelfaet  nicht«  mehr  sa  erkeonen. 

Laibong  rechte. 

Von  dem  oblongen  Feld  der  rechten  Laii)aDg  det  ArcMob  iat  nur  der  obenrte  Ab- 
ecbnitt  in  einer  Höhe  bis       21  cm  erlnilkti.') 

Man  erblickt  hier  in  der  Mitte  das  Fragment  einer  Darstellung  des  guten  Hirten, 
welcher  en  Üwe  gegebea  war.  Di«  jagendliche,  unbirtige  Geatalt  wt  mit  bnniner  Tonika 
bekleidet.  .\uf  ziemlich  hohniu  HiiKc  erhebt  sich  ein  Kopf  von  jOdischem  Typus.  Das 
stark  gekräuselte  Haar  von  rotbrauner  Farbe  legt  sich  gleicbtnässig  um  die  Stirne.  Die 
Augen,  deren  ausdrucksloser  Blick  geradeaus  gerichtet  ist,  erscheinen  lang  und  schmal,  die 
Lippen  wulstig;  die  Oesichtalarbe  ist  durch  ein  eehmotatiges  Qraabrann  angedeutet 

Auf  den  Schultern  des  guten  Hirten  rnht  oin  in  Hmunrot  unA  (SranVirann  wjpder- 
g^eben«!  Kalb,  dessen  Umrisse  recht  wenig  naturgetreu  erscheinen;  der  Kopf  des  Tieres 
•rionert  beispielsweise  weit  eher  an  ein  Scbwain,  ab  an  ein  junges  Rind.  Wihnmd  die 
Hinterni!«e  des  Kalbe«  tiber  die  linka  Sehnlter  des  gotsn  Hirten  herabge7x>gen  waren,  sind 
die  Vorderfflsse  von  der  rechten  Schulter  verdeckt;  ob  si?  unter  f!em  reclilen  Anin'  dunli- 
gezogen  waren,  lässt  sich  nicht  mehr  entscheiden;  indes  lässt,  der  enganliegende  rechte  Arm 
der  nngeroein  schmalen  Gestalt  jene  Annahme  nicht  wabncbeinlieb  erseheineo. 

Zur  Rechten  und  zur  Linken  d^s  priten  ITirti'n  siiiii  roh  atisgefTlhrte  Guirlanden  viin 
roter  Farbe  angebracht;  die  herabfallenden  Enden  derselben,  von  welchen  zum  Teil  noch 
dOatte  Faden  herabOattem,  gehen  nur  an  der  der  Mitte  des  Bildes  zugewandten  Seite  von 
einer  Art  llosett«  aus. 

Oberhalli  Jer  boitlen  Hiiirlanden  ist  je  eine  rote  Blume  nebst  grflnen  Blättern  zur 
Fallung  des  leeren  Kauuies  verwendet;  unter  den  Guirlaiiden  waren  beiderseits  mehrere 
Blaten  nebit  Blittem  aagebraeht;  sie  alle  aber  aeigen  dieselbe  ungenau«  Formgebung 
wie  die  Blumen  im  Deehenfielde. 

')  Vgl.  Tafel  V.  No.  3. 


Abk.  d.  I.  Ci.  t1.  k.  Ak.  4.  Wvm.  XXII.  Bit.  l.  Abth.  18 


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132 


III.  Iftuftel. 

Nähere  Würdigung  und  cbrontlogieche  Bestimmung  der  Gemälde  des  Hypogeums. 


Am  eiazeloeo  Andeutungen  bd  der  B«nliraiboag  der  Oemttde  des  Hypogenou  konnl» 
bcntts  entnommeii  werden,  dm  die  Ausführung  der  Fresken  der  beiden  Arcosolien  sicher 
von  ver?!fhied'»neti  Himfl<'n  stammt:  auch  bieti  n  iVie  einzelnen  Bilder  der  beiden  Grabnischen 
keinen  genügenden  Anhaltspunkt  für  die  Annuhnie  dsr,  dum  weuigstenü  der  Entwurf  ku 
den  Qemilden  der  beiden  Areoeolien  «nf  eine  und  dieselbe  FeraBnliehkeit  «rfickgeflDbrl 
werden  DiQsste. 

Immerhin  aber  wird  wenigstens  bei  den  Fresken  *n  den  Laibungen  der  1.  Grab- 
niscbc  der  Eindruck  einer  gewissen  Einheitlichketi  der  Konzeption  dadurch  bewirkt, 
den  jede  der  dargestellten  Seanen  nach  obenhin  dnrek  ein  Paar  roter  Guirlanden  abge- 
schlossen wunle,  und  rar  FoUung  des  leeren  Raomee  durehj^gig  rosenfthnliehe  Blumen  rar 
Verwendoug  gelangten. 

Diese  eigenartige  Verwendung  Tsn  timrlanden  und  Roten-  oder  OlennderbtHten 
mag  zunächst  «llerdinge  bei  Vorftlbraog  fon  Scenea,  wie  sie  hier  veigegenwirt^  werden, 
Befremden  erregen. 

Wenn  un^i  auf  den  Fresken  gezeigt  wird,  wie  Daniel  tu  der  Löweugrube  von  den 
wilden  Tieren  bedrobfe,  nnd  Jonas  eist  auf  olliBaeoi  Meere  von  dem  Seenogetüm  ▼eraehlangen 

und  dann  wieder  in  der  Nähe  der  Kfi-ti'  au.sge.'^pieen  wird,  so  steht  der  .Schau plat/  dfr 
dargestellten  Ereignisse  selbst  geradezu  im  Widerspruche  zu  der  Verwertung  de«  genannten 
Dekoration.<äysteiiu. 

Das  Oleiebe  gilt  einerseits  bezüglich  des  (lemSlde^,  auf  welchem  uns  vorgeführt  wird, 
wie  Lazarus  auf  Geheiss  des  Erlösers  das  Grabgemach  verlässt,  und  wie  der  gtitn  Hirte 
das  verlorene  Tier  auf  »eiuetii  Rücken  trägt,  —  andererseita  bezüglich  de«  Freskos,  auf 
welchem  nne  dem  Aoscheine  nach  «ine  jugendliche  Geetalt  auf  einem  Reittier  xwisehen  zwei 
Ornnten  entgegentritt. 

Gleichwohl  lässt  sich  die  zunächst  seltsam  erscheinende  Verwertung  von  Guirlanden 
nnd  Rosen-  oder  OleanderblOten  saf  den  KUam  der  beiden  ArcosolUibuugeu  raeht  wohl 
verstehen,  wenn  wir  den  Grundgedanken  ins  Auge  fessen,  weldier  all  den  hier  darge- 
stellten Srfii'-M  i^pnifin-ain  l>t. 

Die  wunderbare  Errettung  DanieU  aiu  der  Mitte  der  Löwen  und  Jonas'  aus  dem 
Bauche  des  Sseaugebeuem  galt  den  elteo  Cbrieteu  ebenso  wie  des  Lannie  Erweeknng^)  ab 
Sinnbild  der  eigenen  Auferstehong.*) 

')  T«L  Ednend  h9  Blaat.  Les  «coofhage«  chrMeos  antiqaes  de  la  rille  d'Arks  (Paris  1871», 
IN«.  <XVU,  ZXI.  (XXVIK  XXVIII  sqq.  Fr.  X.  Kraus.  Qettit.  d«r  dtrisll.  Kumt,  I,  B4.  (im  psg.  TD  sq., 
80  »q..  140. 

*)  Vgl,  Constit.  .Apo»(ol.  I.  V,  cap.  7  (alins  10(:    <J  lai  Ad^tutor  tirantijnui  ttiija^/tignr  , 

i  rör  'i<vrdv  öia  tQiär  ijfUfiAr  (ätnu  Kui  äaa^  iia}ra/ön>  in  r^f  MOtUag  toi'  »ijrovf  Mai  for  Aan^i 


133 


Aber  meh  die  OeitaH  des  gnten  Hirten  brachte  den  Gedanken  an  dm  Pottleben  im 
JenMlts  wenigstens  indirekt  /.um  Auadniek.')  indem  sieden  einzelnen  ermutiuHe.  imt/  filier 
eigenen  Verfehlungen  gegen  Gott  dennoch  auf  dessen  erbarmende  Liebe  und  damit  audi  auf 
die  Aafnahnie  in  die  Gemeinschaft  der  Ueiligen  zu  hoffen.*) 

ESndlioli  aniMle  aodi  die  braehjrkfpeelie  Wiedergabe  dee  Einsaget  Jen  in  Jeratalem 

al'i  pin  Hin  weit  auf  ilie  ei>fpnp  Aufniihme  im  hitmiiH>f!itMi  .Ipru<--iilern ')  enipfuin^Hn  werflen.*) 
Wenn  nun  aber  alle  die  an  den  Laibuogen  d»  Arcosok  angebrachten  Fr<v<kogeniälde  klar 
and  dentlich  die  nebere  Hoffnung  anf  ein  ewiges  Leben  wiederspiegeln,  so  konnte  die 
Ueberzcugung  TOD  der  Verwirklii  linn;;  der  AuferstehungshoiFnilDg  für  die  in  der  Grnbnische 
selbst  ruhenden  Toti»n  rwht  wnhl  muh  lialiiii  fflhren,  dass  man  aymbnli-di  iricli  i^lcich  die 
Freuden  de«  Faradienes  mittels  der  dem  festlichen  Prunke  irdi.<cher  Statten  der  Lu.st  und 
des  Jabels  entlehnten  Quirlanden  und  rosenfthnliehen  Blumen  nir  Andentang  brachte,*} 
trotzdem  ein  derartiger  Schmuek  mit  den  darnnter  dargeetellton  Sceneo  wenigaten«  ioMer" 
lieb  nicht  harmoniert. 

Die  KUTerftefatliehe  Annahme,  daas  den  in  dem  Areosol  Bestatteten  die  Wonnen  des 
Paradiese«  nicht  versagt  bleiben  wflrden,  kam  dann  auch  noch  auf  dem  Deckengemälde  zum 
An^drvii  k.  Dort  ist  der  Hinweis  auf  die  WohnKtättf»  der  SeliL'i'n,  ilcr  in  don  < iiiiilmiden  ut)d 
rosenähn liehen  Blumen  gegeben  ist,  noch  verstärkt  durch  die  Wiedergabe  vun  zwei  Pfauen, 
in  welchen  man  em  Sinnbild  der  dnreb  die  geistign  Wiedergebnrt  gewährleisteten  Unsterb- 
lichkeit der  Socle  sah.**)  Die  gleichzeitige  Darstellung  eine«  Rebhuhnes  wiiiors|iricht  die:!ier 
Annahme  nicht.  Denn  auch  difsfm  Vojjrl  wohnte,  so  selten  auch  sein  Bild  in  der  alt- 
cbriätlicheD  Kunst  zur  Verwertung  gelungen  mochte,')  doch  gewiss  nicht  bluss  eine  rein 


«I  VrK  FMr  .u:,,l  Tm  a   11   0  XXXIlI  >.iii  ;  Fr.  X.  Kruu«.  a.  a.  O.,  8.70  u,  S.  80  ff. 

Joseph  Wilpert,  i^Lkiaiicti  uuii  liuckM'iintU:  «tut  dvm  litliietn  der  ohriatlicheii  Archikologie  (üist.-pcilit. 
Btatter  für  liiu  kath.  Dfiitüchland,  122.  Rd.  Il6»8)).      502  f. 

*i  Vgl.  ein«  chwskterisUi^  Stelle  aoa  der  Oratio  poat  ■epulturam  de«  SncnKDeataiium  Oe> 

luiMimn:  .De am  fideliter  depreeenvr,  nt  marte  redemptan,  debitia  aolntua,  Fatri  recoii> 

<  ili:iiu?n,  boni  I'iuituris  humcri«  reportatum  .Suncturum  i.-i>ni<ortio  perfmi  COBOSdat*  bci  LodevicilS 

AntoniuH  Muratorio«,  Litiir(^a  llomaiia  Tetui),  t.  1  (VenetiU  1T4H),  cot.  751. 

Vgl.  uui-h  'Iii'  W  art«'  <  :ii<^  Dfficium  cxsu<)iiiuruiD:  7»  •i.ifä<rix<>;  .-jM'ißmnf  ifii  tfyt,  iraMuiiööi^ 
lit,  £At»Q.  Hai  auMöf  fu  bei  Jaooba«  Goar,  MgoUftev  live  Rituale  Gtaeeonini,  «ditto  seenada, 
(Venetiw  17S0».  pai;.  426. 

Vgl,  Anton  de  \V,;,i:.  D.-r  S;L:k.ii.ii.i-:        .tiiniiis  Bu-kik.  S.  45. 

*)  Vfrt.  im  Breviarium  Kumaiium  dn- ät«Ut*  de«  Urdo  L'oniiiiendntionis  Biiiume,  «luando  intirmas 

ast  in  extremis:  Hodte  üit  in  pnco  Iucuh  tun»  et  babitatiu  tua  in  »anotj«  Üion  Vcniant  illi  nl>trjaai 

•ancti  Angeli  Det  et  perUttcant  evm  in  civitatem  coelectvm  Jernsaleio.  (Vgl.  Aoigabe  von  ßcgsn«- 
hwg.  i.  Teil.  1897,  8,  m  col,  b  md  8. 9S6.  «<«l.  h.> 

»1  \V,,:il  1..  ii'r.  X.  Kraus,  Kr  il  Fii  vk!.  d.T  Christi.  AU.Tthiim.  r,  I.  Bc|.(ieftt),S.l46f ,  S.  Iti'J  ff. 

•)  Vi^i.  dl-  \\':l:>1  in  der  Real  Knr'.  ki  'iiii  ii.'  d*>r  christl-  Altertliilmer  von  Pr.  X.  Kniiu,  2.  Bd. 
(1866».  8.  015  ff.;  !  r   X.  Kraus.  OfM.-hicljl J.  r    tiri-f.   Kiiuit,  1.  Bd.  ilBlMi),  S.  Ulf. 

't  In  Syrakus  «elbrt  wkeint  ein  Rebbubn  aucb  noch  an  der  Laibong  eines  Arco«ola  der  Kata* 
konb«  M  des  Coemeteritims  ron  Santa  llsiia  dl  Gesä  rar  Dantellimf;  ^Innjrt  %n  «ein.  Vftl.  J.  Fflhror, 
ForHcbiingen  zur  iliü  «tittcminea  (1897),  S.  7H4(1H).  C.  T!  Kli.  i:  i  hu  1  in.  Ii  dfr  Vonlcrueite  e)»i.>4 
Loculu8  der  Kiitukombe  unter  der  Kirche  Santu  Liiiia  «bKe^ehen  Ton  einer  lieiiie  von  rosenähnlicben  Blumen 
■och  drei  Vftgel  von  gelbbrauner  Farbe  aufgemalt,  wiilclie  Kebhühnern  ^fleichen. 

In  Roai  finden  wir  im  Üaptisteiiom  de«  Lateran  an  der  Decke  de«  oaoh  dem  Evangelislen  Johasaet 
benannim  Oiateriuns  umerkalb  de«  vom  Papst  Siiarii»  (4ei'-468)  gesliftctea  M o«aiks<lmiiickca  zwei  Paar» 

18» 


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1S4 


dekorative  Bedeutlins;  inne.'t  Allerdinga  tnUM  die  eigenartige  aynkbolisclie  Ausle^un^;,  welche 
«n  die  Erwähnung  dej^  Uehhuhns  im  griechisch-n  IMiysiologos  anpf^kiinpft  i>t,*]  hier  völliir 
aimer  Acht  gelassen  werden.  Aber  da  mau  die  (Mtradi^iscken  «jelilde  mit  den  mannig- 
faduten  ITSgehi  b«lebt  daebt«,  m>  konnte  man  hier  den  Pftoen  ebeoM  ffai  ebmal  ein 
Itehhuhn  beigesellen,  wie  man  sonst  auch  Vög  -I  von  |ili;iiifa~tl-cln  i  Farbenpracht  des  Ge- 
fieders bald  mit  eiaem  Pfau  verband,  bald  fiQr  «ich  allein  verwandte,  um  unter  gleichseitiger 
Verwertung  von  Blauen  oder  Gdrlandeu  oder  aneb  Weinranken  anf  daa  htmniisebe  Eden 

hinzuweisen.*) 

In  dem  Fre^'n  i  iil>er.  fJas  an  (l»>r  ^'■  >r'!i>rfrfitif  \ro<i-ul'<  unterhalb  der  Ocffniiiii;  d»>r 
Grabuiticbe  iielbst  angebracht  war,  wurde  dadurch,  dass  abgesehen  von  Koaeo-  oder  Uleander- 
UlHen  nod  Planen  in  centraler  Sielhing  aveb  der  oiii  einer  Qnirlaode  bedeckte  tnyatiecb« 
Korb  vor  Augen  geführt  wurde,  in  einer  fOr  die  Gläubigen  »elbst  leicht  vendind liehen 
Weise  darauf  hingewiesen,  worin  man  die  feittej^te  Bürgschaft  fQr  die  Berechtigung  der  Auf- 
erstehungshoGToung  erblickte.  Die  korbartige  Cista  mjetica  erinnerte  an  die  Eucharistie,*) 
dareh  welche  den  Mil^Uedem  der  cbriatlicheii  Oemenid«  nach  einer  schon  von  %Batiaa  adwi« 
auch  von  Irenapti-  nrt'l  ('Icin.'ns  von  Alexandrien  bn/encfteii  ^^'r-t^■lltlng  r^  dnunyny  fidn- 
moiai,  eine  dvjt&oxoi  jov  /itj  <bioda3fär,  dargereicht  wird')  kmtt  cier  Verheis^sung  deä  Herta: 
,W«r  mein  Pieiach  isat  und  nein  Blat  trinkt,  der  hat  daa  ewige  Leben  nnd  ich  werde  ihn 
anlerweoken  am  jüng^k-n  Taget**) 

Deutlich  genug  kommen  ii\io  in  dem  gesamten  Freskenschmuck  des  ÄrooaoUoma 
e.Hchatohjginclie  Gt-danken  zur  Geltung. 

von  KcbLühucin,  zwi^f-hen  wcIcIr-u  Je  <;in  mit  FrüchUii  (gefülltes  iiefila«  «icb  crhi^lit,  l'üodant  zu 
aaalofr  angeordnete  Paaren  von  Tanben,  Enten  and  Papageien,  wUirend  die  Mitte  der  geMunteo  Kboi* 
|MMition  da«  durch  den  Krou£<.'i!iiiuil>iii  ßck'-nii/tMrhnct^  Lamm  Qotte«  eimniBiiit.  Vgl.  Garrucoi.  a.  n.  O.. 
vol.  IV  (187*1,  lav.  2;!H,  p;»p.  tfi  ..|.;  IN  rat.',  I.  Hrihfiolopi'*  ehri^tipnne  <18921,  flg-  *<2.  ]>iia.  -I  *:  A.  Ven- 
turi.  a.  1».  <!..  V  ,|    1.  -ij   1ij7  (S.  IJOl. 

')  Vgl  Münr,  in  der  Ke«l-LBt7klu(»ä*iie  Jt>r  vbiiiÜ.  Aitertbümer  wnFr.  X.Krain.  2.  Bd.,  iHiOf. 

^  Vgl.  J.  U.  Pitra,  Spicileginm  itolememe,  t.  III  (Pariaüa  186S),  pmg.  338  »qq.  Vetemni  Onoeti- 
oonim  in  Phjiiolognm  aHegorica«  intennretalione«.  ^v«t»l<'i)<K  ■  ■  ■  paß.  4SS  «q.  Iltnl  aitt^im^.  Vgl.  auch 
Joseph  S t r/y go W!tk i ,  Der  Bilderkrei«  de»  gri<>rhiii(hHn  rhysiolagu»,  de»  Rmtma.«  Indikoplfuntea  und 
Oktati-uoh  lL.L'i|)/.iß  1H«J1»,  S.  ü6. 

^)  Vgl.  bmpieUweifte  J.  Fab  rur,  Furachnngen  zur  Sicilia  sotterranea,  ä.  7til  (III),  No.  XiV.  1  und  'i 
aowi«  8. 778  (lOB),  No.  II.  1  b  Uber  Prevken  der  Nehropole  Ckiaia  bei  Synkua:  8. 766  CM),  No.  T.  6  Ober 
ein  Frci'ko  Hi-H  Coemeterium«  von  S^in  Giovanni. 

*)  Vgl.  de.»  hl.  Hierony  miiK  epist.  CXXV,  20  ad  RuaÜouin  inoiiarhiini :  Nihil  illo  ditius  f|ui  i-orpna 
Domitii  cuniatro  viuiineu.  Kaiiguiiu'Di  purtat  in  vitro. 

Innerhalb  einei  Korbes  an*  Weidengefleeht  lind  auf  dem  berQbmIen  Dopp<'lt>ild  an  der  Wand 
einet  Cnbienlnnu  dea  nach  der  fal.  LuciDa  benaaiiten  Amneicet  der  Xatahombe  von  S.  CalUato  bei  Rom 
anch  beide  KI<-ro«-nt«  der  hl.  Encfaatistie  aar  Danteilung  gelangt;  in  di>m  Korbe,  der  in  Verfaindang  mit 
einem  nm  l(<j<lcn  liegenden  Finch  gebracht  ist,  i«t  tx'kunntlich  oin  mit  Wein  gel&llte«  Glan  erkennbar, 
wfthrniid  durülii-r  mehrurf  Krot«?  Aufgehäuft  »ind.  Vgl.  de  Kousi,  Koma  nottcrmnea,  vol.  1  (1864). 
Uv.  Vlll  nebst  ti.  3ü3  nnd  ä.  S46ff.:  Garracci,  a.  a.  0..  vol.  II.  tav.  %,  \  nebrt  pag.  d;  Th^opfaile 
Roller,  Lea  cataeombaa  de  Rone,  vol.  I,  Paria  (1881),  pl.  XVII  aebat  pag.  88  aq.t  Joaepb  Wilpart, 
SobAden  and  ROckachritte  anf  dem  Gebiete  der  ehriatl.  ArcbSologie  (Hist.<poIit.  BUltter  ftr  da*  katb. 
Dent4«rbl«nd.  12i.  Bd.  Ü998n.  S,  498  f. 

Vgl.  Vietur  fiehullze,  Archii<)loi.':-i  lu  >-ndien  über  alt4'hriiitli<.'he  Monumente  (ISiiOl,  S.  f)4; 
Archüologie  der  alUbriKlicbeu  Kumt  iXtläbu     173  f.  Vgl.  auch  i.  Wilpert,  Fractio  paiii«  (1896),     73  f. 

*i  Vgl.  Svang.  Jobannia,  Kap.  6, 06. 


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13& 


Aber  trotz  der  EinheitfiebkMt  der  Uee,  wdehe  abnttiehie  einieliM  DanteUoBgSD  bd- 

herrscht,  sind  docli  die  Elonient«,  tm  Wflloboi  tieh  die  GeMMntdskoimtiog  xmiaiiMBaelit, 

keineswegs  eiDbeitlichea  L'rspnioga. 

Zooicbrt  wQrd«  man  alleirdiiigs  in  Erwägung  des  Unwtonde«,  da»  STnütm  in  den 
Zeiten  tanw  Sslbatändigkeit  Jahrhunderte  lung  ein  Hauptcentrum  griechischer  Kultur  ;iuf 
Sizilien  gewesen  ist  und  auch  nach  Christi  Geburt  trotz  <]f^T  r  'niiM  In  ii  Ilorrächaft  na  :li  lern 
Zeugnisse  der  Inschriften  an  der  griechischen  Sprache  teatgfhalten  liat,')  von  vorneherein 
«m  sfaeBlien  m  der  Annahne  gmeigi  «ein,  den  in  der  bQnatler&ehen  Auasehmttokimg,  welche 
die  uiit>'rir<li>i'!ion  He^räbin-'anlaf;en  ilortsdb^t  erhalten  beben,  nnbedingt  griecbiacher 
Geist  sich  beeooden  klar  und  deutlich  verraten  iniUee. 

Dieee  TonraaBetBang  aber  konnte  weder  in  Beeng  auf  die  Geeanitbeit  der  vynSamai' 
■eheo  Goenieterien,  noch  auch  im  Hinblick  auf  da»  von  nne  niher  behandelte  iaolierte 
Hypogeuui  uh  tlmtsrichlieh  bercthtitrt  anerkannt  werden. 

In  Wahrheit  handelt  es  sich  nämlich  beiderseits  um  eine  eigenartige  lokale  Ent* 
wicklang,  Ar  welehe  eine  Kreazang  Teracbiedenartiger  Einflfieae  too  grandlegender 
Bedeutung  war.*) 

Die  MebrEübl  der  au^  dem  alten  und  neuen  Testamente  entnommenen  Bilder  unserer 
kleinen  Katakombe  weist  eine  nnTerkeuubare  Anlehunng  an  die  Darütelluugsweiee  aof,  welche 
ans  in  analogen  Bildern  det«  römischen  EunstheMiches  entgegentritt,  innerhalb  de^tsen  eine 
gewisse  selbstänrlige  Entwicklnrif;  «äicVit'r  annli  dann  jinznnphrncn  ist,  wonii  der  Ursiiruiif^  äff 
beliebtesten  Typen  de«  christlichen  Altertums  auf  den  griechischen  Orient,  insbesondere 
Alexandria  «nrtickgefüfart  werden  mnaa.*) 

Firiliih  ergibt  sieh  nirgends  eine  so  weit  gebende  IJebereinstimniung,  d&m  eines  der 
(jemälJe  geradc/.ii  als  Kopie  eines  der  auf  uns  gekomnipnfn  Fri  skcn  oder  sonstigen  Bildwerke 
der  ewigen  btadt  selbst  oder  ihrer  Einflusssphäre  bezeicbuet  werden  könnte. 

Aber  trete  mancherlei  mehr  oder  mindw  starker  Abweachangea  in  Btntelbeiteo  sind 
bezflglieti  di?r  Hatiptgrundzflp'-  dtr  Kctuj^usition  Bberraschende  Aphnlif hkciten  mit  Daietel^ 
lungoD  des  römischen,  beziehungsweise  occidentalen  Kanstkreiaes  nicht  za  übersehen. 

Am  dentliebflten  tritt  das  bei  der  Wiedergabe  Daniela  zwiaoben  den  LSwen 
SU  tage.*) 

Die  Haltung  des  Propheten,  dtr  dif  Arme  zum  C!<l)i'ti'  erhoben  hat,  und  die  syn»- 
wetrische  Anordnung  der  in  viel  zu  kleinem  HJassstab  vorgeführten  Löwen,  welche  mit 
geOHhelem  Bachen  Daniel  lugekebrt  sind  and  anch  mit  emer  der  yorderen  Pranken  ihn 
bediohen,  entsprechen  TollaUlndig  der  Art  und  Weiae,  wie  dieee  Scene  namentlich  »nf  rBmi- 


>)  Eine  Ziuanuneiuitetlung  aflnüieher  bisher  von  Mommicn,  Kai  bei,  Orai,  Straccolla  and 
Führer  Tcrflffentlirhten  Insrliriflen  der  Rbristlichen  Kataltomben  von  Syratos  führt  tu  dem  Erffebnit, 
da«8  mehr  als  500  jjriei'hi*'' In ::  K|  ^taphioii  nur  wenig  u  i-  r  ij<>  laN  ini-  ln'  In^  lirif:- n  L5egenülH>r»t«'h«n. 

Eine  prägnante  Zaa&mmenfwnuag  der  bei  der  Würdigung  dur  UuuplktituJ^ouiben  von  Syrakus 
ohne  weiteres  lu  tage  trstradaa  divergierendSB  KinAflisa  gibt  Job.  fieker  auf  Gnmd  von  Joseph 
I&hrera  Fonehuni^  snr  SiciUa  «ottemnca  ia  der  Zettsehrift  lUr  bildende  Kunal,  neu«  Folge,  X.  Bd. 

nmk  8. 270  f. 

»)  Vgl.  Fr.  X.  Krau«.  Uui<ehichtu  der  .  lin-^tU.  i,  r.  Knmt,  I.  Bd.  (1894)1  8.(nK81f.,  84(460); 
Joseph  äirzjgowski.  Orient  oder  Koui,  Leipzig  (l'JUl),  S.  2. 


<)  Tgl.  Tafel  III.  No.a. 


1S6 


sehen  Freakogemälden ^)  mehrmals  dargestellt  winl.*)  Hin^'egoti  fitulft  sich  dort  kein  un- 
mittelbar entsprechendes  Analogon  zu  dem  bis  nahe  an  die  Kote«  bin»breioh«nd«n  Lendea» 
sohtirs,  der  Daniel  auf  uns« rem  Fresko  geReben  ist*) 

Auf  dem  Jonasbilde*)  steht  wenigstens  die  in  Anlehnimg  an  das  klassische  Vorbild 
des  HippoktiDpo«  darobgefaiirte  ]>antdilang  des  Se«niigeMini,*)  sowie  die  Art  und  Weiee, 

>)  Vfi\.  F.i\f(!iT  H*-nnerke,  Ah^  hriütltchp  Malerei  und  alUdrcUidie  Uteratur.  Li'ijirig  ll»><J(i),  .S.  57 
(und  auch  S.  129,  134,  220  f.).  Vgl.  roo  den  dort  aofi^flkhrten  Freiken  imbeioadere  eio  Bild  det  Coe> 
neterimn  SS.  Petri  et  HareelHni  und  swei  GenUde  da*  CoemHariniii  DomitiUae  bei  Oarmeei,  a.  a.  0. 

vol   !I   l.iv.  i'.i.  1,  «owie  tav.  -JS.  'i  xtml  tav.  32.  2.    Vpl.  auch  «Ic  Kohsi.  liull    1"  ri'it  .  s.'iiv  IV. 

anrii'  \\  tuv.  III,  No.  2  nebet  pap.  15  gqc|.  (Fresko  einen  Cubieiiluiim  nahe  dem  Gnibgemacb  Her 

Soit  i  iM  ii  ;  Hull.  di  arrh.  crist.,  »erie  II.  anno  IV  (IhT'I).  tav.  1  -  II  nebut  ptg.  19  (GemUde  der  Am 
awifcheu  dem  Coemeterium  TbniMMiii  und  dem  Coemeterium  Jordooonnu}. 

*)  Von  Werken  der  Kleinknnat  weilt  in  den  Haupl^niiidaageB  der  Daretellnnir  der  Wldlicbe 
Schmuck  eine«  dem  3.  .lahrhundert  tiigemhriebetien  Silberdinkn»  des  Mcdaill- ti  K  iliim  In;  Vufikan 
jrr^'ifere  Aehiilichkeit  auf:  indes  int  Ilaniel  dorl  nnrVt  wieiierRCfri^beu  und  die  L^wen  haben  keine  der 
Vorderpronken  erhoben.  Vgl.  J,  Wilpert,  I>i  nu  ii-i  t>  f1.>  argenteo  rapprenentant«  Daniele  fr»  i  leoili, 
Nnovo  Httlleüuo  di  archeoiogia  crieliaiia,  aeiie  Vi,  tuiuu  i  UifDft),  pag.  114  aq.  nebsi  ta«.  1,  No.  3. 

Anf  rSmiacben  Sarkophagen  flsden  rieh  swar  mehr  oder  minder  entaprecbende  FaralleieB  znr 
i  ;'  i:irathaltunt{  üunii-l«  und  zur  .Stellun)?  der  beiden  Lüwen,  e«  fe'^H  j.-il  i  b  rlort  diw  Detail  der  von  jedem 
der  beiden  Tiere  erhobenen  Vorderpr.inke ;  ausseniem  nind  der  .Srein;  tiurt  niei/(t  BeKleitfijfiiren.  wie  i.  B. 
Baliakak  beigegeben. 

Tgl.  Garrucci.  «.  a.  O.,  vol.  V  (1879).  tav  S;  tav.  m,  2;  Ur.  884, 8;  tav.  896,  4;  tav.  866,  2; 
tav.  ser.  S  (■«Tentnri,  a.  a.  O.,  vot.  I.  fig.  199)  und  fig.  164  (pag.  IU8)|.  Abgnehen  von  dieien 

r&Hiischeti  >'arki>|)hftj'fn  —  neben  welcher!  ,i  i  Ii  iMM'h  ein  i^feinsurg  von  Verona  erwilhnt  werden  i  v«»!. 

Garrucci.  n.  a.  0.,  vol.  V,  tav.  :!3;!,  1)  -  weisen  auch  Sarkophajre  von  Arles  eine  Uebercinstiiamun(i(  ia 
den  HauptzilK**"  ''«"f  Darstellung  auf.  Vjjl.  Edmund  Le  Ulant,  Le«  aarcopbage«  .  .  .  d'Arles,  pl.  VI, 
pl.  yjll,  pl.  XX,  2;  Uarrncci.  a.  a.  0.,  vel.  V,  tav.  366.  2  and  9;  tav.  384»  2.  Auf  eineiu  Frafftuent  atnca 
Steinnrge*  von  Soimon«  aber,  weichet  hinrichtlich  der  Halteng  dee  Danid  eine  Abweichuni;  Kcf^saflber 
1.  in  l"r.  .  ,i  'l'I.  i  ritr.  i  kt  ri''  T".  i .  in- ti-iiniiin in  der  .StellunK  des  einen  der  beiden  I/flwe»,  welcher 
allein  erhalten  blieb,  »u  li  uui  ii  ins  1  die  erbubeiie  \  «irdertatze.  Vpl.  Garrucci.  n.  a.  0..  vol.  V.  tHv.  403,1»; 
BdlttOnd  Le  Ulanl,  Le»  xarcupha!;«»  chretiens  de  la  liaule.  l'ariA  I1Sni>i.  jkik-  1<'>. 

*}  IGt  einem  ecbmalen  LeDdeatoch  ist  Daniel  anf  einem  dem  Anfang  de«  4.  Jahrhundert»  «ng^ 
hörigen  Fresko  de«  Coemeterium  Ovtrianum  bekleidet.  TgL  Garrueei,  t.  II  (1^78).  tav.  64.  i  nebet 
•S.  G7.    J.  Wilpert,  Die  Katakumbengeniillde  und  ihre  alten  C  ini  n  iFn  iuji':  i  Br.  .S.  63;  Die 

gottgeweihten  .lungfrauen  in  den  eriten  .Jahrhunderten  der  chriisUitben  Kifthe  ti  reiburg  i.  Br.  lb'J2), 
EL  66  (nebxt  Tafel  II.  .N'o.  0). 

Irrtamlicb  ist  ein  derartige«  «sbmaies  Lendentuch  bei  Daniel  auf  der  Abbildung  der  Scfamal- 
leite  einee  rflmucben  Sariropbage«  angebraebt,  welchen  Paul  Aringhi  verDSenUichte  (Roma  rablerraBea 
novi«sima.  t.  II  (1G5D,  S.  401);  vgl.  Ileuxer  in  ih  r  TT  il  Kncykloiuidie  der  christlichen  Alterthömer  von 
Fr.  X.  Krau.s.  l.  M.  \lt<<-2\.  S.  :1I4.  Vgl.  dageßen  <iarr«tci.  a.  a.  O..  vol.  V  (1870).  tav.  318,  :t  nebst  S.  36. 

Mit  Exomi»  be/w.  Tunika  bekleidet  er.tcheint  l>aniel  auf  einem  üemiilde  de;*  Hypogeum»  der 
Flavia  im  Coemeterium  Domitilla«,  auf  einem  Fresko  der  Area  der  hl.  Lncina  im  Coemeterium  Callieti 
und  anf  einem  BQde  der  CapfiellB  Greca  im  CMmeterimn  Frieeillae,  mitbin  «rf  den  alterten  Dental* 
hingen  die.ies  Liegeuütandex.  «-ftkrend  Wir  vom  3.  Jahrhondcrt  an  den  Propheten  anf  FVeaken  gewObnlieb 
nackt  wieder|.'egeben  finden. 

Vgl.  U.  B.  de  HoHii.  Bull,  di  arch.  cri-^it.  I.'j64,  pag.  42.  No.  2;  La  Roma  sotterranea  crial..  vol.  I, 
tav.  X;  Uarrucci,  a.  a.  0.,  voL  II.  tav.  19,  No.  2  nnd  tav.  2,  No.d:  J.  Wilpert,  Fractio  panis  (Frei- 
hatg  i.  Br.  1895),  8. 8  f.  nebrt  Tafel  IlL 

♦)  Vgl.  Tafel  III,  Nr.  1. 

'•"]  VgL  Edmond  Le  blani,  Lea  Barcophoge«  .  .  .  d'AHe«,  pag.  Xl;  Ueuuecke.  a.  a.  O..  ä.  Iii; 
Otto  Uitine.  .lonaa  auf  den  DenkmSlem  de«  ehrirtlichen  Altertnma  (Preiburg  i.  Br.  1097)^  S.  92  f. 


137 


ID  well  lii-r  (las  Ungeheuer  den  kopfüber  whrig  binahshir/eriden  Propheten  in  MiDen  Racb«n 
aufnimmt,  itn  Einklang  mit  der  Wiederf^be  de>  Mei'niraolMiW  sowie  der  neckten  Menechea- 
gestalt  auf  K&takombcnfreaken')  der  ewigen  ätadt.*) 

Aach  ftr  de«  MiamrhSltois  twisolien  den  PMportion«B  der  tnenaehlielieii  Fi||n>>«a  aud 

der  gerinf^en  Grüttse  des  Fahrzeuges  sowie  für  die  naturwidrige  Stellung  des  aufgerefften 
Segels  in  der  [jängsachae  des  Schilfes  fehlt  es  in  der  Zahl  l'^r  Fraskogemülde  der  unter- 
irdi»cheu  Coemeterien  RoniH  sowie  auch  innerhalb  der  Sarkupiiagreliefs*)  keineswegs  an 


Für  die  ^^  leilerfiiibc  der  ErwAckun^'  «les  Ld/ai  Liv»)  [st  wiedenun  oin  r^climim  tie- 
w&blt,  welches  insbesondere  aut  römischen  Fresken ''j  uns  wiederholt  b^egnet:^)  Oer  Heiland 

^  Eiw  (flauere  U*-b(>iein»timmang  der  OeDamtkompositiaB  ist  alletdiags  bei  Iteinein  der  «ob 

Bemieeke  und  Mitiua  auf^L-zilhlti-n  Fruskvn  f««tza«t4«lten. 

[Vgl,  Hennecke,  a.  a.  0..  S.  02  (bcxw,  S.  r.8  ffj;  Mitin».  a.  a.  0..  S.  14  ff.,  in»be«<ndtTe  S.  21  f.) 

Besaylicb  der  Art  des  BturtM  de«  Propheten  aber  bietet  ein  Fresko  de«  Coemeteriom  Ottrianuiii 
(Tg).  Gkrrncoi,  a. a.  O..  vol.  II.  (av.  6t,  2)  T«rhBltnimRHig  «m  menten  AeluilielilEeit  dar;  jedodi  ist  dott  die 
Zeichouiifr  viel  froicr  und  It'W-ns voller;  auch  erscheint  dort  Jonü«  nooh  in  voller  (tcütalt,  Wi'ihrend  auf 
den»  «yrakuMinisclu'n  Bildf  Kopf  und  Arme  dem  Propheten  bfreits  im  Rachen  de«  UngetQui»  verschwunden 
erncheinen,  eine  Kii«entUmliehkeit .  die  in  Darstelluiif^en  der  gleichen  Stone  iiuf  niroisehen  Sarkophagen 
öfter  wiederkehrt  (vgl.  Garrucci,  a.  a.  0.,  vol.  V  (Pnito  1879),  tav.  m7,  3;  t«v.  397,  &:  tav.  401, 8  u.  i.  w.) 
end  auch  atrf  «üieBt  Ooldglaae  von  KOId  (rg).  Garroeei,  a. «.  0..  vol.  HI  (1876K  tav.  Iflft,  1)  mA  liuM. 

*)  Von  den  römischen  Sarkophagen  weiücn  manche  wernifutens  in  llinnichf  auf  die  Wie^lergabe 
des  Seeunvretüni»  eine  weitgehende  UebercinstiiumuuK  mit  unnerein  Fre»ko  auf.  Vjjl,  z.  ß.  Garrucci, 
a.  n  0..  vol.  V.  tav.  301.  2;  tav.  897. 10;  tav.  807, 1  <»  Venturt,  a.  e.  O.,  vol.  I>  ig.  179  (peg.  If^. 
Vgl.  aacb  Mitiu«,  a.  a.  O.,  ä.  47  f. 

Ein  galliwher  SarttoplMg  bietet  aneb  ein  Analogen  besOf^ieb  der  ZaU  der  Sehifl^  und  ihrer 
Anordnung  dar.  /eint  al>er  weit  j^össere  Lehhaftigkeit  in  Bezug  auf  ihre  Haltunt;.  Vgl.  (tarrucci. 
a.  a.  (}.,  Tol.  V.  tav.  :M,  4;  Edmond  Le  BUnt,  Lea  sarcopbage»  chrctieu«  de  la  Üaule,  Paria  (ISSfi), 
pl.  XXV!,  2.  Da«  (ileiehe  gilt  hinsichtliih  der  Dwst<llB*g  des  scbnn  errtluil«n  OoMglMes  TOD  KMn. 
Vgl.  Garrucci,  a.  a.  O.,  voL  Iii,  tav.  16».  1. 

*)  Vgl.  Mitios.  a.  a.  0.,  B.  24  und  S.  96,  eowie  8.  M  f. 

«)  Vgl.  z.  B.  von  Fro-ken  C,f.^^  ;i  .  i  a.  :i.  O.  vol.  II,  tav.  78,  2  (vgl.  auch  tav.  76,  1;  tav.  7'.»,  1; 
tav.  64.  'Jl;  vgl.  femer  tav.  6,  2  und  tjv.  'J,  2  V>?1  auch  Venturi,  a.  a.  0,,  vol.  1.  tig.  12  und  13  (pag.  15 
und  10).  Vgl.  Von  .Skulpturen  Oiirrneri,  a.  a.  0„  vol.  V,  tav.  ;J()1.  2  und  tjiv.  3W,  1  (=  Vesterit 
a.  a.  0..  vol.  I.  fig.  17!)  (pag.  198));  vgl.  femer  auch  Uarrucci.  vol.  V,  tav.  301,  4. 

t)  Vgl,  Tafel  IV.  No.  1. 

*)  Vgl.  ArHrt'  Pi  r;', ti-,  f.Ti  n'-'-nrrection  de  Lazare  dan«  l'art  chretien  primitif  iMelanges  (j.  I!. 
de  Roüüi  (I8i>21),  pag.  271  Edgar  Hunnecke,  ^  ».  O.,  S.  76f.;  Ciüurg  ätuhlfuoth,  üiu  altchriat- 
liche  Klfetibeinpla^iik  {Arehlologisefae  Stadien  som  chrirtlichen  Altertum  und  Mittdalter.  i.  Heft,  18M), 
ä.  140  f.  (vgl.  &  124). 

^)  Vgl.  bcispidswäM  Qarrncci.  a.  a.  O..  vol.  II.  tav.  57,  i  nelmt  8.  Ol  (Fmko  des  Goemeteriam 

SS.  Petri  et  Marct-Üini):  Giov.  Batt.  de  RoKoi,  Borna  «otterranea.  I.  III  (1077),  tav.  Vlll,  1  nebst  8.  77  f. 
(Fre»ko  de»  Coemet^rium  ('allisti);  Bulletino  di  archeologia  cristi.ina,  «erie  III,  anno  IV  (187DI,  tav.  I  -  II 
nebst  pag.  95  (Fresko  de.«  Ooemeteriums  der  Domitilla);  Bull,  di  arch.  crist..  serie  IV,  anno  IV  (188(9, 
tav.  II,  No.  1  netMt  pag.  16  (Gemftlde  eine*  Ciibiculnms  nahe  dem  Grabgemacb  der  äcipionen). 

Vgl.  ferner  J.  Wilpert.  Vadonnenbilder  ans  den  KatakambeB  (BAmisdie  Qnartabcfarift  ftr  ehrist- 
lic!>'  .\It.  rn:nin>l<.;nde  und  fQr  KirrhengeK'hiclit".  :?  .'r  lir?  (1880)1,  8.  »0  f.  eebst  Tkfd  VI  (Geuälde  von 
der  Frar»lw«ujd  i  im«  Arcosol«  im  C«emeteriii!:i  I'  uult.lluoi. 

Vgl.  auch  de  Ro»»i.  Bull,  di  arch.  cr>;  .  ■^cr-.'-  iV,  aruio  VI  [ViSB),  ^a\.  8  neb.»t  pag,  10.^  (Frenke, 
ftagntent  des  Coemeteriums  der  Priscilla,  auf  dem  di«  Scene  dnrcb  Beilegung  der  üchwester  de«  Lasartis 
erweitert  war). 


PenUelen.*) 


138 


atofat  acbrig  vor  der  Front  d«r  scbroalen  Grabri<Iirii1:i,  /n  deren  Eingang  mehrere  Stufen 
emporfahren;  in  «kr  Eiiq^gaSlRitiiig  ab«:  erscbeint  die  Gcrtaife  de«  vom  Tode  Er- 
weckten.') 

W&hrend  jedoeb  Lecan»  aooet  in  der  Regel  in  Hamienform  vor  Angen  gefllhrl  wird, 

war  er  hier,  wenn  anden  die  schwachen  Farbreste,  die  »ich  erhalten  bähen,  nicht  täuschen, 
in  dor  Weise  dargosteiit,  daae  er,  in  weine  Linnen  eingehfiUt,  die  Arme  aeitwirte  erhoben 
hatte.*) 

Andereraeila  war  aoeb  die  Haltung  dea  ErlOaers,  sowalt  aicb  nacb  dem  Befiinde  des 

Oberkörpers  urteilen  lisst,  hier  etwas  bewegter  als  sonst  bei  der  Wtedeigabe  der  gleichen 
Scene  auf  Gemälden  in  der  Regel')  zu  beobachten  ist.*) 

Endlich  tritt  bei  unserem  Fresko  auch  deutlich  genug  zu  t^e,  da»  es  aieh  hier  wie 


'I  In  ilou  «icLtif^tcti  Uaupt^rurulz.üKeii  der  l>Ariitelhinf7  weint  auch  ein  R«lief  d(*r  I.ipaanothek 
Ton  Brpsciu.  welche  uuü  der  2.  (liilfte  de»  4.  Jahrhunderts  n.  Chr.  (•.  »tammt,  Uebereiniitiminung  mit 
uBMreiu  Fre«kobiid  auf.  (Vgl.  Oarrocci,  a.  a.  0.,  vol.  VI,  tav.  449  nebtt  pa^.  <>&;  Fr.  X.  Krau*. 
Oeeducbte  dar  diriallidMBlbiiial,  1.  Bd.,  Ig.  SSB  aebal  8. 602  ff.  V^.  dan  Oeorg  Stahlfaeth,  a.a.O., 
S.  99  ff.;  A.  Venturi.  n.  a.  0.  Tol.  I,  fig.  376  (jmg.         nehst  pag.  466  «qq..  iube«.  pag.  KO.) 

Von  anderen  KlfonbeinichnitMreien  itoht  die  Lazurusticene  auf  einem  der  beiden  Hnchdeckel 
des  Domschutzes  von  Mailand  unnereni  Fresko  norh  nahe.  (V^fl.  Garrucci,  a.a.O..  vol.  VI.  tav.  455 
natMt  b.  Bli  (i.  6tnhlfauth,  a.  a.  0..  66  ff.;  A.  Venturi,  a.  a.  0.,  vol.  1,  fig.  dS»  (pag.  *2i)  nebrt 
ing.  609  iqq.) 

Indeo  weint  die.qe  Diirstellnng,  welche  in  der  2.  Tliilfie  de«  ü.  .Lahrhundert»  entstanden  ilt,  eine 
Erweiterung  de»  uniirüuglicben  Schema«  auf,  iudem  neben  Ckri»tu8  nuch  uin<i  kuiaende  Fnu  in 
tlehender  Haltong,  oluilieli  Maria  Magdalena,  die  Schweiter  dea  Laiami,  svwie  ein  Jünger  hngeAgt 
encheinen. 

In  Ihnlidier  Weiae  iat  die  Wiedetgabe  der  BnredtuBg  dea  LaiarH  aach  auf  der  Mehnabl  der 

einschlägigen  SarkophaRdargtelluofiren  gestaltet,  von  welchen  das  Relief  eines  St«inHargei<,  der  bei  S.  Maria 
Magniure  in  Korn  gefunden  wHr<ie,  liosonderü  hcrvornehaben  werden  mag.  (Vgl.  iJarrucei.  a.  a.  0.. 
»ol.  V,  tav.  :tlH,  4  neh-it  >  2<'r  vgl.  anch  (larrur  ci,  vol.  V,  t.iv.  aOü,  2  Venturi,  a.  a.  0..  vol.  I, 
flg.  185  (pag.  IWH.  Im  übrigen  itt  bei  dieaer  Klaate  von  DenkmiUera  aa  Stelle  der  Aedicula  mit  vor- 
gelagerter Tteppe  flut  dnidigllagig  aar  die  Faiaada  eiuca  Qiabdenkmalee  v«r  Angen  gefllbrt,  nnd  hkaßg 
jede  Andeutung  von  Stufen  heineite  gelasAen. 

(Vgl.  Hvtrek  in  der  K*al-Encyklopadie  tler  ehrisll.  Altertbaiuer  von  Pr.  X.  Krau«,  2.  Üd..  .S.  IJÖC  sq.) 
Zwei  [.lar.^tellnngen  de»  Coemeterium  (Tnllisti  in  Itom  (im  Cubieulum  Aj  und  A«)  Eowie  ein  Bild 
der  Cappella  greca  im  Coeffieterium  I*ri»ciUae  leigen  nur  inaofeme  eine  gewiete  Aehnlichkeit,  ala  anch 
dert  LaMuna  nicht  in  Momien-Ocatalt,  aatideni  anr  in  da*  Giabtueh  mehr  eder  ndader  eiagebllllt  er^ 
•cbeint.  Die  Oesamtanffniining,  Stellung  nnd  Haltung  der  Pigur  iat  aber  auf  jenen  au«  dem  Ende  dea 
2.,  bezw.  dem  Anfang  de»  :t.  Jahrhuudertii  »tammoDden  Freaken  der  Katakombe  des  Callistus  sowie  auf 
dem  noch  dem  ernten  ürittid  des  2.  .lahrbnndertH  zugewiesenen  Gemälde  der  Cappella  Grecii  weiientlieh 
verwihiedeu.  Vgl.  Öiov.  Batt.  de  Rot«i,  Koma  sotterranea,  1. 11  (1CI671,  (av.  XtV  und  Uv.  XV  nebat  ä.  »44 
aewie  Oarrncci,  a.  a.  0.,  Tel  II,  lar.  9, 1  nebat  8, 16  mid  tav. 6, 6  nebat  8. 11;  «|^.  aacb  J.  Vilpart, 
Die  Malereien  der  aaeramentakapenaB  in  der  Katakombe  de*  hl.  GalliBlaa  ffVeibuig  i.  Br.  1897),  8.  97 
nnd  8.  n  nebet  8. 31  ff. 

Vgl.  femer  J.  Wilpert,  Fiacti»  pani«  ({Veibiiig  i.  Br.  1806).  8.  4£,  8.  9»  ff.  nad  8.  7B  nebat 

Tafel  XI. 

>|  Man  mgleii^e  jedocfh  die  amacbraiteade  Steilang  dea  fleilandes  bei  Garrneei.  a.  a.  0.,  vol.  II, 

ta?.  67,  2;  ta*.  40.  1;  tav.  25;  femer  tav.  51,  1;  tav.  T,n,  1;  t^v.  57.  1, 

*)  Von  Sarkopbag-Dantellungen  finden  rieb  Iwzüglich  der  Haltung  Christi  Analoga  bei  Garrucci, 
a.  a.  0.  tol.  V.  tav.  813.  4;  tav.  361,  I  nnd  tav.  979,  2  nnd  S. 


189 


aneih  io  BMlogcn  Fitle»')  nicht  um  die  getreue  Nachahmung  eine«  wirklichen  Grabbui, 
sondern  nur  um  ein  trübes  Erinnerungsbil*!  Iiaiideii.*)  Dafrir  sprjcJit  der  Aufbau  der  Laug- 
äeite  der  Urabädicuis,  sowie  die  EigentOmlichkeit  der  Bedachung  und  die  Geaftaltoni^  des 
Giebds.*)  In  dem  KrwiMwcliinack  dar  Qiabelaiiitn  abw  litigt  eb  gfoW  Anachrmiiiiniu 
Tor/)  d«aBen  Bedeutung  für  die  ebfODologiicbe  FiximaDg  1er  gumakm  FredMorriba  wir 
epäter  zu  würdigen  haben. 

UinsichUicb  der  Darstellung  des  guten  Hirten*)  ist  wiederum  eine  Tlebereinatini- 
mmig  mit  iBnSidiMi  KetebombeobSdeni  wm^tens  in  HinaMibt  aaf  die  Gesamthilfang,*) 
üowiü  in  Bezug  auf  die  mit  vertikalen  Län^sstreifen  fclavil  fre-^climtlctiff  KleiJnng'')  zt>  ver- 
zeichnen. Hingegen  bieten  sich  fflr  die  Art  und  Weise,  in  welcher  vom  Pastor  bonus  die  kreuz- 
weiM  gelegten  Beine  dee  auf  den  Schaltom  rabendra  Tiere*  mit  beiden  Hftnden  featgebalteD 
werden,  dem  Aneebeine  naefa  dnaig  nad  allein^  auf  aoeaerrOmiaehen  £ftalphiren  Analoga*) 

•>  Vpl.  .loseph  Strjiy  (fowsk),  Orient  wler  Rom  (I^ipzig,  1901),  S.  %  Ut)  und  Tafel  IV. 
£•  «ind  dort  DatatellonKim  von  OebiladeB  mit  Giebeldach  und  einer  an  der  ächmaUmt«  voi^e- 
lagcrtea  Trapp«  nKher  ge*o>^i  wdeib»  «an  Handa  daa  ana  Aegypten  atamnendan  Danielatoffea 

das  Berliner  KuD«t^everbe*HiueaiBa  eingewobea  sind  und  fast  durch^jlngi^  die  Re/.eichnun;;  AfinfnüiBwi' 
tragen,  mithin  als  (>rabkirch*n  er8eh<>inen,  welche  zu  Ehren  von  Blutteuf;ei)  errichtet  wurden. 

*)  In  welchem  Masse  derurtige  stereotype  Architekturbilder  weitere  Veilir>  il  nng  fanden,  geht  damiui 
benror,  daas  aach  für  Tempel  analoge  I>ar«teUnngen  von  kleinen  Giebelbauten  mit  vorgelagerter  Treppe 
nicht  uar  m  dar  grieeUflohra  Joa na- Rolle  dea  Vatütaaia,  ^  daa  9.  Jalnbaadeit  entatannit,  londeni 
auch  noch  in  dem  lateinischen  ütreuhter  Psalter,  welcher  allem  An»cheiii  nach  im  i).  Jahrhundert 
in  der  Schule  von  Rheim«  entstanden  i»t,  zur  Verwendung  gelangten.  Vgl.  einereeita  Oarrucri,  a.a.O., 
vol.  IV  (1877).  tav.  'SM,  2  nebst  p«g.  26  sq.,  anderoraeits  Anton  Springer,  Die  Pfalter-llluiitrationen 
im  frohen  Mittelalter  (VUl.  Bd.  der  Abbandlangen  der  jpbUol.-b>«tor.  Claase  der  KgL  äächa.  UwetUcbaft 
der  WiMenaek.).  IieiT»ig  (IBM»,  Tafel  IX  ni  Pialm  197;  Tafel  TV  an  Fa.  «9:  N.  Kondakoff.  Hiafaiira  de 
l'art  hyeantiii  .  jjnidere  principalement  dan«  leg  mininture«,  vol.  I  (Poris  1886),  Abbildung  auf  S.  1  zu 
P».  U9.  J.  J.  Tikkaneii,  Die  Pvalterillustrutiun  im  MitU>bUt4ir,  1.  Bd.,  ^.  Heft  (IdOO),  S.  161/2  nebat 
Anm.  1  und  8.  164  ff.  nowie  Tigar  IMM  in  Failm  66  (nnd  FSgar  908  mm  Cantienm  Sim«oni*)i. 

*)  Vgl.  oben  9.  Vi&. 

4)  Bin  ShBlieher  Anadironiamna  iat  innerlnlb  auwa  SalieCi  der  Behnmliaita  einaa  Sarkopliagea  daa 

lateraoi»cben  Museums  zu  Rom  zu  konstatieren:  dort  ist  im  Hivitfr^'ninde  der  Daraiellung  der  Ankün- 
digung der  Verleugnung  Petri  durch  Christtu  ausser  anderen  Gebäulichkciten  auch  ein  Kupi>clbau  wieder* 
gegeben,  der  von  einem  schrUgKiiaiiUifien  MenogiHiBe  übcRigt  wirf.  TfL  Q-arrncei,  a.  O.»  vol.  Y, 
tav.  838,  No.  5  nebst  pag.  46. 

(Hiebt  erlcaanbar  iat  dieaat  Detail  bei  Ventnri.  a.  a.  O.,  vol.  I,  9g.  57  (jn«.  74}.) 

■•)  Vfrl.  Taf.-l  IV.  N.x  -'. 

\'tll.  fciigir  ilc!>  u ,  u.  u.  Ü..  iS.  ai  iL,  iiifiln.-».  S.  94.    AulI;  tf^ii kujjJiagreliefs  bieten  Aehn- 
Üchkeiten  dar.    Vgl.  Rene  Grousset,  Le  hon  pa«teur  et  le«  scirne«  pastoralea  dan»  la  sculpture  fun^ 
nire  daa  ckrötiens  (M^langea  d'arcböologie  et  d'hiatoire.  V.  annäe  U^))i  pag.  161  «qq.«  inabe«.  pag.  16S. 
1)  Tgl.  E.  Hanneeke»  a,  a.  0.,  6. 96  nnd  S.  198  f. 

*)  Vgl.  Heuser  in  der  Real-En^UepMie  der  ohriatlidlien  Alterthamer  von  Fr.  Z.  Kraus,  S.  Bd. 

(1880),  S.  iSS  ff.,  iu»bca.  S.  592. 

*)  Tebereinstimmung  mit  dieaer  Haltung  der  ilände  zeigt,  «ineiaetta  ainO  Relief dar>it^!lnng  eine« 
Hirten  auf  einem  äteindppos  von  Ntnua,  welchen  Le  Blant  fOr  bodniadiaa  Uniminga  «i  halten  geneigt 
iat  (vgl.  E.  Le  Blant,  Lea  «urcophagaa  ehi>Miens  de  In  Qanl«,  peft- 1»  nnd  pl.  XXXVI.  ig.  9),  ferner  die 

(;i»«tn!t  (^e^  VaJt<ir  Votiik  auf  einer  Sarkophagwand  von  Montrezat  'i"!  Niiii-  s  fvr'l  R.  Le  Itlant,  a.  n.  Ü., 
pag.  107  nebat  pl.  X.XIX,  tig.  2)  und  endlich  bin  zu  einem  gewissen  (irad  uu(!h  die  Kigur  dea  guten  ilirten 
nn  der  Vorderfront  eine«  .Saikophage»  von  Pisa  (vgl.  Qarrneci,  a.  a.  0,  vol.  V,  t»v.  296,  J  nebat  S.  7  fjL 
Abb.d.I.CLd.k.Ak.d.WUB.XXII.Bd.I.Abth.  10 


140 


dar.  Ganz  und  gar  beispiellos  aber  ist  es,*)  daas  der  gute  Hirt  entgegen  dem  Wortlaut 
der  einschlägigen  biblischen  Stellen  und  der  daran  anknQpfenden  Erört«ningen  von  Kirchen« 
Tätern*)  nicht  ein  Lamm  oder  Schaf,  sondern  ein  junges  Rind-  auf  dem  Rfleken  trägt 

Et  erweekt  diese  Art  der  DefeteUoog,  wihrend  meo  emiat  oielit  aeltea  die  Figor  des 
Pastor  bonus  mit  statuarischen  Bildwerken,  die  den  Herme«  xQuxf^Qo^  vor  Aogen  fBbren, 
in  Parallele  setzt,')  unwillkürlich  die  &iunerung  an  die  archiüache  Statoe  dea  aogeoannteu 
Ealbtrigers  (jiooxo(pÖQ(K)  im  Akropolie^Musenm  %a  Athen,  bei  der  aneh  die  Fflaee  dea  Tieres 
in  ganz  aodlager  Weie»  mit  baden  Binden  an  der  Brust  festgehalten  werden.*)  Gieidi- 
^ofil  kann  iigendwelclie  AbUtaig^keit  vob.  jener  KunstaebSpfiuig  aehwerHeh  angenomnwn 
werden. 

Auch  muss  es  fraglich  bleiben,  ob  die  Wahl  dee  anf  den  Schultom  getragen«!  Tieree 
nur  dareh  «ine  Lenne  dee  KDnatlei«  oder  dnrcb  tiefer«  Bknrignngen  bedingt  war. 

Denkbar  aber  könnte  es  immerhin  eracheinen,  daas  die  tiefgehenden  Differenzen,  welche 
zwischen  den  Montanisten  und  Novatianern  einerseits  und  den  Vertretern  der  römischen 
Kirche  andererseits  Jahrhunderte  hindurch*)  in  Hinsicht  auf  die  Behandlung  der  schweren 
SOnder  nwie  in  Bemg  anf  die  während  einer  Verfolgung  ▼om  ihrem  Ghinben  A^{e<ällenen 
bp-«fanden,  hin  und  wieder  den  Anlass  zu  einer  Verändernnr;  in  icr  Dar^itellung  des  guten 
Birten  gegeben  haben.  Thataichlich  hat  man  auch  schon  aus  dem  Umstände,  dam  auf  ein 
paar  GddgÜwm  der  Ptator  bonm  anf  den  Sebnltern  atatt  eine»  Lammes  oder  Sehafts  einen 
Widder  trägt,*)  und  dass  er  auch  anf  eioiekiea  Freekogemilden  mit  einer  Ziege  auf  dem 
Rücken  erscheint,'')  dir  Srbliis«fo!genin^  ifezogen,  doss  eine  fJprarti^fe  WieJcr(.';ibe  t^e« 
guten  Hirten,  dessen  Uest«it  an  sich  i^chon  die  Lehre  von  der  Möglichkeit  der  Bekehrung 
und  der  Pflicht  Atx  Zulaerang  aller  renmlltigen  Sünder  twr  Buase  and  su  den  Onadenmütetn 

der  Kinlie  rfriregenwärtige,*)  in  noch  schärferer  Weise  einen  Protest  gegen  die  rijforosen 
Tendenzen  der  Muntanieten  und  äbulicher  Sekten  zum  Ausdruck  bringe,*)  welche  die  «chwereo 

']  Vgl.  Carl  Maria  Kaufmann,  Die  Mpolcralen  JenaetladenkailUer  der  Antike  und  des  ürcbristmi- 
tttOM  (PwMhiui^  aar  uMiittuieiitelen  Tfaeelogie  nnd  «ergieiofaenden  IteHgiomwiHemKbafl.  I.  Bd.,  Maina 
IMO).  S.  141.  Anm.  H. 

»)  VrI.  E.  Henufcke.  a.  a.  0 .  S.  244  ff. 

Vj{l.  z.B.  Vrntiiri,  a.  u.  ()..  vol.  l,  tijj.  I'.t  und  20  (pajj.  tJSi  r.ist  jMijr.  34  sqq.  Vpl.  dagegen 
Victor  Sobaltze,  Archäologie  der  altchristlicben  Kon«!  S.  172  f.;  Fr.  X.  Kraut,  Oeaehichte  der  chriit- 
Udieu  Kuart,  1.  M..  8. 108. 

*)  Vgl.  Ventnri,  a.  a.  O..  vol.  I,  fig.  IB  (pag.  Karl  Woerm.iiin.  Geacbicbte  der  Kunst  aller 
Züitim  und  Völker.  1.  Bd.  il9«jo),  S.  261  nvhti  Abbildung?  auf  S.  2r>2:  Maxime  Colliffnon »Eduard 
Thraemer,  G«-  f  hi<  ht«>  ^  r  ^(rierhint-hen  Plastik.  1.  Bd.  (IH1>7),  fiir.  lOJ  nebst,  S.  2a»i  ff. 

H  Vgl.  X.  U.  Fr.  X.  Funk,  Lehrbuch  der  Kircfaengeschichte,  ».  Aufl.,  1696,  8.  »i  ff. 

*i  Vgl.  Garrneci.  a.  a.  O.,  toL  ttl  (18?«),  Ur.  175, 4  und  9  netot  pag.  ISK  aqq. 

'I  Vgl.  Garriirri,  a.  a.  0..  vol.  II  (1873),  tav.  44,  1  riebet  pag.  62  und  tav.  76,  2  nebat  pag.  82 
((iemäld«  aus  dem  Coumfteriom  S.S.  Pctri  et  Man'cUini  und  au«  dem  Cf>eni«t<?rinni  Priscillae).  Vgl.  auch 
Joseph  Wilpert.  Ein  Cyclns  chrj.<itologi«cher  (iemillde  auH  der  E  it.ikiiiiib.  '!i  r  IIi  ili^;  ri  !'■  tni«  und 
Maroellijiiu  (1S91),  8. 11;  l>ie  gottgeweihten  Jungfrauen  in  den  ersten  Jahrhunderten  der  Kirche  (18'J;i)  8.&2. 

*i  Vgl.  Fr.  Z.  Kraa«.  Real-EmqrUnpUie  der  eluwUiclien  AlterCbflmer,  9.  Bd.  <18S6I.  S.  tOi  8|Mlto  a 
und  8.  593  .Spalte  a. 

^)  Fr.  X.  Krumi  hob  snr  Bci^rünJuog  «einer  Anucbt  auüdrücklich  die  auf  Melito  suriickgefQhrte 
GlnehatellaBff  von  birct  nad  reprebi,  faaedi  and  peccatores  hcmr. 


141 


Sünder  fllr  imiaiar  wu  der  kfrebüelimi  Gendnaebkft  aoMebbMwn.  Der  gliche  Oedaak« 
könnte  wilfcill  auch  dort  nahe  gelegt  erscheinen,  wo  wir  an  Stelle  eines  LammM  oder 
Scheft»  eio  jangee  Kiad  «af  den  Scbultero  des  Peatoc  bonos  erblieken.^) 

Im  Gegensatz  zu  den  bisher  aufgezählten  Qemälden  biblischen  Inhalts,  welche  trots 
mancher  mehr  oder  minder  bedeuti^amer  EigetitflmÜchkeiten  dennoch  eine  unlcugbart'  Y-  r- 
waodtschaft  mit  Darsttellungen  des  römischen  Kunstkreises  swigen,  scheint  da«  Uild,  in 
«deheni  ieb  eiiie  brnnpendSlee  Dftretelliing  dee  Biositgee  Jean  in  Jeraenlem  «rblieken 

sn  kßnnpn  j^!iiabe,*)  ehor  auf  L\  zuntiniÄche  EinfiQsse  hiii/.adeuton. 

Weaigsteos  steht  die  Art  und  Weise,  wie  der  noch  im  früheren,  nnbärtigea  Tjpus 
gegebene  HeOand  bier  nUem  Anaefaeiue  nach  gleich  einer  Fmu  mit  auf  einer  Seite  bemb- 
blnganden  FHaaeo  »uf  dem  Reittiere  sitzt,  im  Widerapmeh  zu  der  auf  römischen  Sarkophagen 
und  verwandten  DarKte11unf];en  •;iiige)ui)tenen  Gepflngf>nlieit,  bingegen  im  ToUeu  JsÜDklaug 
mit  der  auf  Bildwerken  des  Ostens  vertretenen  Auffassung.*) 

Die  aonaftige  AnsgestaltuDg  der  Seeoe  nber*)  liet  fiieilidi  eine  weitergebende  Abhlngig» 
keit  von  irgend  einem  nachweisbaren  Vorbild  nicht  erkennen  und  bietet  demgemäß»  uucb 
ihrerseits  einen  Beleg  fOr  die  Eigenart  der  in  unterem  Ujpogeum  Terfareteoen  Konst- 
richtung  dar. 

Im  übrigen  könnte  man  sich  versucht  fQhlen,  wenigstens  einen  indirekten  Hinweis  auf 
byzantiniaehe  BiBflOaee  aueb  in  den  ejmmetriaeb  zu  beiden  Seiten  des  mystiaelieD 
Korbes  angeordneten  Pfauen  fQr  gegeben  zu  erachten,  welche  aicb  ncapriinglidl  ander 
jättmaeite  des  Arcnsols  unterhalb  der  Nischenöffnung  fanden.*) 

Denn  durch  diese  Darstellung,  zu  welcher  durch  andere  Katakomben bilder  von  Syrakus 
«eUisk  Analoga  dargeboten  sind,*)  werden  wir  immerbin  lebbaft  an  Reliefs  snf  ravenaa- 
tiscben  Sarkophagen  erinnert,  bei  welehea  nna  ejmmetrieob  angeordnete  Plbne  so  beiden 

'!   Kill  litiTuri-ii  hl  s  7i'ri-jni^  ihifTir,  i  twa  die  .•ViiBdrücke  bovea,  tuuri  o<l«r  vit -.l:  in  Ulinlit  lier 

W«:i!Ilt^  vtm  biix'i  oder  h»4>di  von  KirchetjjjcbriftatellerD  zur  bildlichen  BeseicttDUng  «cbwerer  Sünder 
gebraucht  worden  seien,  vcrtnof;  ich  nic-bt  b<>izubnngen.  Vgl.  indaa  Heuser  in  der  BeaUEwgrUepHdie 
der  chriKtUchen  Alterthamer  von  Fr.  IL  KnuH.  2.  Bd..  S.  618  f. 

»)  Vg).  Tafei  IV.  No.  S. 

*)  Vgl.  Joseph  .Strzj-gowRki,  Byzantinische  n.'iikniikler.  1.  Bd.  (Wien.  Id'.Mh  Das  Etiicbniiadzin- 
Evangeliar,  .S.  HS  f.;  Die  christlichen  Denkniüler  Aegypuiis  (Römische  Qaartal^chrift.,  12.  ßd.,  ISfi&U  S.  13; 
E.  Dobbert,  Zur  hyzaiitiniscfaen  Frage  Diu  Wandgemfilde  in  S.  Angela  in  Furmiii  (Jahrbuch  der  Kf^ 
pi«iiHisch«ii  KttiMt*aiiimlnng«B,  16.  Bd.,  1894),  8.  149  (f.;  Arthur  Haseloff.  Codex  porparem  Rom«' 
iieiMit  rSerlin-Leipriir  1806),  8.  91  IT. 

*:•  Vn^f  i'iii  UiVu'f  il.  r  M.ixi:::i',iiib  Kü^hoJru  von  Kavi-nna  eine  Pumllela  SB  dST  Btiglbe  VOn  Onutteii 

auf  tinserviij  Fiv»ki>  daiUietet,  wnrde  «chon  obpn  S.  127,  .Anm.  1  erwähnt. 
•'')  Vgl.  Tafel  II.  Nr.  1. 

^  Zwei  Ffiw«,  n  beiden  Seiten  des  mjrstisohea  OeilUaes  angebracht,  bilden  den  Hauptachmnck 
der  WandClehe  onlerbalb  der  Oeftrang  der  Gnbniacbe  der  Ihrda  in  dnr  KdER^ole  OmsIs;  vgl.  Joseph 
Führer.  Forschungen  mnr  Sieüia  ■»ttonanaa  (1887^  TaAt  X«  Ne.  1  nebst  8.  773,  S.  787  oäd  8.  TOeL 

U03,  117  und  126  f.). 

An  der  Laibung  eine«  Arcoi^ols  der  Kiitjkkumbe  Caaaiü  üind  einmal  auch  ein  Ffso  und  eino  Art 
Hasan  so  beiden  Seiten  eines  UeAsses  dargestellt,  ans  welchem  Ro«cnaw«iga  amponpriasien.  Vgl. 
Joseph  Fahrer,  a.  a.O.,  8. 780  f.  (110 f.),  No.  XIV.  1  Ende. 


142 


SV;f.>-i  .  iiifs  OnfSssf«  pntgpgpntreten,')  während  sie  iiooli  lifinfigcr  ?.»  hpHen  Setten  «iiiie-'*  (-fl 
Tiin  einem  Kreis«  oder  Krauze  umschlossenen  Monogramme  oder  auch  eines  Kreuzes  uns 
begegnen.*)  Bin«  Biawiilcaiig  voDMittn  «hr  byikstiiiUefatB,  btiMhniigRweM*  OtMntifiMh- 
christlichen  Kanst  auf  dtntttigt  niT«Diwtiaebe  Konaiwerke  »ber  gilt  berromgiod»  Fonehmii 

als  unbestreitbar.*) 

Die  Bildhauerkunst  von  Havenna  weist  ührigens  noch  weitere  Parallelen  zu  der  Dar- 
ateUtuig  anf  imaeraiii  Fresko  auf. 

Zwfi  l'fiiiii'  /.II  ln-iJeii  Seiten  eines  Qefll'«'ies.  riiis  welchem  Ranken  emporsprips<en,  .sind 
als  Bestandteil  des  Innenschmiiokes  sowohl  in  S.  Apollinare  in  Classe  als  auch  in 
8.  Apollinare  naoro  Yenreitet*) 

Des  weiteren  begegnen  uns  in  der  Stuck  verxiornng  einer  SeiteDOMdw  nabeo  «Q«ai 
der  Fenster  des  in  der  1.  Hälfte  de--  5.  Jali  rlm  nJerts  reicli  aitspesch  mflckten 
Baptisteriuma  der  Orthodoxen  zu  Kavenna  (=  Giovanni  in  fönte)  Pfaue  zu  beiden 
Sttten  «ines  nrit  Früchten  gsMlten  Korbga.*) 

')  Vgl.  vor  allem  da*  Relief  aof  eiaem  äarkopbagdeckel  von  Kavenn»  bei  Qarrucoi,  a,  a.  0., 
Ta].Y,  teT.  m.  Nr.  8. 

Vgl.  auMHrdem  aii<-h  'tarrucci,  u.  a.  0.,  tav.  :i90,  No.  2  (Rpliff  an  «li?r  Viird«?rfront  eines  St^in- 
sarue«)  =  l'Liirle«  l>iohl.  .Iii^tiriipn  H  la  (.'ivili^ation  by/aiifine  »»  VI«  siwle,  Pari*  ü'JOl),  tig.  83 
({Nijf.  J-Jl)     Vunturi,  a.  n.  0,.  vul.  I.  liff.  212  221)  =  Walter  Gott/.,  Kttveniia  (1901),  Abb.  No.  SO 

(ä.  #3).  Vgl.  auch  die  ScbmalBeite  «in««  äarkopbages  von  Fasignano  (in  der  Nfth«  von  Bavenna)  Iwi 
Oarroeci,  a.  a.  0.,  vol.  V,  tav.  3(13.  No.  3. 

»)  Vtfl.  öarrui  ci,  ii.  a.  O.,  vol.  V,  tav.  N».  5;  tav.  3:17,  No.  2;  tav  No.  2  umi  No.  4; 

Uv.  ;m,  No.  J  un.l  No.  :i;  tav.  mu.  No.  H  =  Ch.  Diebl.  a.  a.  O.,  tin.  78  (pa^r  Ml]  "  Venfiiri,  a.  a.  0., 
1,  fiK-  209  (pa«.  221).    V^l.  auch  Vetituri,  a.  a.  0.,  vol.  I,  fijf.  211  tpa«.  223). 

Vgl.  aach  (iiov.  Uatt  de  K(i««i,  Coperohio  di  «u-cofftgo  navenuto  preiao  Ravenoa  cou  «caltura 
efRgiante  una  eraee  cereofera  (Bnllelioo  dt  ardwolegia  eriatiaiia,  V  sorie,  anno  II  (1891),  tav.  TU  nAtt 
pag.  105  Rciq.)  [Srhmalaeit«.'  eines  Sarkopha^di-fkeln  mit  zwei  auf  Stufen  «tchenden  Pfauen  sn  beidoB 
.Seiton  eines  Kreuzes,  von  dessen  Querbalken  die  Buchstaben  A  und  O  heruiederhangen.l 

')  V^l.  innbenonderc  C.  Bayet.  Kocherchea  pour  «ervir  ii  l'hiatoirc  de  la  peinture  et  de  la  sculp- 
ture  chretieunes  en  Orient  avaut  la  qaerelle  dea  ioonoclacte»  (Pari«.  1S79).  pog.  t)0«q.,  piig.  113  aqq., 
ftg.  117;  Vnt  byaaatin  (Faria.  18921,  pag.  83  sq.,  pag.  86,  pag.  103  sqq.;  Ed.  Dobbert,  Das  Abendmahl 
Chri.iti  in  der  bildenden  Knn«t  bi?  gegen  den  Sebluss  de.t  H.  .lahrhiindert«  (Hepertorium  filr  Kunatwisaen- 
«cbaft,  U.  Bd..  1691).  S.  184;  Joseph  Strzygowski,  Bv/antitiisohe  Denkmiilcr.  1.  Bd.:  Da«  Etw-hniiadzin- 
Fivan^vliar  IH'Jl).  Ü.  50;  Arthur  Haaeloff.  Codex  pnrpnreus  Kos«anen»ii>  (18*.»^),  S.  12Ö.  Vgl.  ferner 
Ch.  Diehl.  a.  a.  0.,  pag.  641iqq.  Vgl.  auch  Victor  Scbultse,  Archäologie  der  altchriaUtcben  Kunst 
(Mfla^eB.  im),  S.  3B8  ff.  Vgl.  dagegen  Fr.  X.  Kraus,  Getdncbte  der  riniatiicben  Knast,  1-  Bd. 
(1880,  a.-)! 

*)  Vgi.  Cki.  Rohault  de  Fleury.  La  Messe.  Ktude»  archeoloj^que«  sur  mcs  monumenta,  vol.  IV 
(I'arif,  1k6:;i,  pl.  271).  Hg.  h  nebit  pag.  80  coi.  b  (Basrelief  innurhalb  einer  halbkreisfÄrinigen  Umrahmung 
in  S.  ApoHinare  in  Cl«««e:  eine  Angabe  aber  die  Art  des  Denkawl«  fehlt):  vol.  Hl,  pag.  bä,  col.  a  und 
vol.  pl.  380,  Hg.  4  nebst  pag.  78  ml.  a  imd  b  (Basrelief  siaer  Beiteoltapelle  von  S.  ApoUhinre  booto). 
Vgl.  Venturi.  a.  a.  O..  tig.  210  (pag.  222V  Vfrl,  nns-erdem  a<ich  noch  Ch.  Rohault  de  Fleury.  a.  a.  0., 
vol.  III.  pl.  222  und  pag.  »8.  (Trau^enne  der  '„'li  ]rV..  ri  Kapelle:  iswci  Pfaue  zu  beiden  Seiten  eine»  reich- 
geschmückten  KreuxM  mit  oblonger  ümrabni'nic,  we^lilie  dürrhgringig  von  Kankenwerk  eingefanat  iat, 
das  einem  unmittalbar  natar  dem  Kreuae  stehenden  (iefttsae  eutsprieist.)  Vgl.  aocb  Ch.  Piebl,  a.  a.  0., 
<g.  139  (pag.  873)  «owie  die  AbbOdnag  No.  106  bd  Walter  Goett,  Bavenna  (1901),  S.  88. 

'•I  Vgl,  Gru  i  in  ■  A  II  O  vol.  VI  (lR80t,  tav.  40«!,  nelint  S.  6.  Vgl.  auch  Victor  Schultne, 
Archäologie  der  altchriütlicben  Kunst,  ti.  2u5  ff.;  Fr.  X.  Krau»,  Geschichte  der  chnatlichen  Kunst, 
1.  Bd„  S.  438  f. 


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14S 


In  dem  Ornainentstreifen  aber,  welcher  »ich  an  der  Vorderfront  der  Maximians- 
Kathedra  tod  ßavenna  uamittelbar  nnterhalb  der  Sitasflicfa«  fiadat,  führen  aas  die  späie- 
atou  lOD  dl«  SGlte  im  6.  Jaliiltattdirt*  «oMMidaDMi  Bfinibfuneliirifaenieii  ni  baiden  Saitoo 

eines  Monogrammes,  welches  die  AvßSSmn^  JS.  Haiimüno  episcopo*  verhingt/)  aymmetrixch 
einander  gegenObtTf^estellte  Pfaue  vor  Äugen  und  zwar  inmitten  von  Weinnulken,  in  deren 
Geäst«  Vögel  und  allerlei  andere  Tiere  eracbeinen.*) 

Auch  io  diaNO  Werken  dekt  meii  iwd  aber  Eneugnias«  griechiaekeo  Oeiitei.*) 
Abgaaekeo  von  dkeen  Sknlptoren  mag  noch  der  Rest  einee  Moeftika  enriUmt  weidea, 

das  1811  in  Raventia  nahe  der  beute  zerstörten  Kirche  S.  Severo  irefunden  wurde  nnd 
gegenwärtig  in  der  Accademia  delle  Belle  Arti  aufbewahrt  wird.  Auch  hier  werden  ana 
wmd  Pfint  la  bdden  Stäbm  taat»  Iniitai  OeAiMa  Tor  Augen  gefnhrt.*) 

Aefanlieh«  DanteDongen  haben  eieh  innerlialb  der  fiinflnmpkKm  der  bjsaatiniseken 
Kauet  auf  itaHacbem  Boden  auch  sonst  noch  mehrfach  erhalten. 

So  zeigt  das  Relief  einer  Schranke  der  TribUne  des  Hauptschiffes  der  Marcus-Kirche 
in  Venedig  in  prächtiger  Ausführung  zwei  Pfaue  zu  beiden  Seiten  eines  kelchähnlicben 
Qefiaaea,  ane  welchem  Ranken  mit  Laabwerfc  und  BlUton  sich  erheben;  das  eine  der  beiden 
Tiere  pickt  eben  nach  einer  der  Blüten,  dai  andere  hingegen  wendet  den  Kofif  nh.*) 

Abgesehen  von  dieaem  Werke,  welches  äpätefitens  dem  Ende  des  7.  Jahrhunderts  ent- 
■temmt,  Andel  mh  «neh  nodi  «i  der  Agmenwite  der  SehntakAmmer  der  Ehnke  «ins  8Mn^ 


M  QewBlmllch  wiii        Kiith«dm  mit  üem  BrxUsdiof  UfariiniaHtt«  von  Baven  na  ft  mn  in 

Verbindung  ^'i'l  i-.n  hi,    ni:i;,'i>;('r.  ■-•t/1  Veiitu:  ;,  a.  a.  O..  vol.  I,  pag.  466  «qq.  (insbe«.  pau'.  IT'>'' 
Elfenbetnü  hi'.it/.-ri'iuu  ixunh  lu  dir  trstiiii  Ltezunnii-n  des  &.  Jahrhunderts;  er  bezieht  diu  inschntl  auf 
«neu  ItiM  hof  \faximianu9  von  Kon« tan t inopel  Inin  4SI).   lodca  itebt  <)iese  Annahme  in  Widerspruch 
tu  der  Wahl  lateinischer  Bocbitaban  fttr  die  in  Moaagmnun^Fliinii  gegobane  Dadikationa-InschrifL 

*t  Vgl.  Oarrneci,  a.  a.  0..  toI.  VI.  Uv.  414  A  nebat  B.  17 f.;  Fr.  X  Kranp,  Oesducbte  der 
.  hrianrf.cM  K  in«t,  1.  Bd..  tig.  Sr^ü  neb«t  S.  504  ff.  Vftl.  am  1^  VI.  l.ji  Schultze,  An  li  i..lr>gie  der  alt- 
ihnalliciicu  Kunst.  S.  1J9  f.;  CtoorR  ätubifanth.  Diu  altchrigtiiciip  Kifenbeinplastik,  S.  «6  ff.;  l^mile 
Molinier.  Hiatoire  gent^rale  de-ü  arts  applique«  ;i  I'induttrie  du  V"  ü  la  liti  du  XVtU*  m^e,  1. 1  (Iveiiea}, 
Paris  (1H'.)G),  pl.  VII  M>wiapag.67i9i|.;  Ch.  Diehl.  a.  a.  O..  tig.  200  n«b«tliag.8G»sq.;  Venturi,  a.a.OK 
«1.1,  fig.  27ft  (pag.  29«  und  Sg.  281  and  282  «pag.  M8  tq.h  Walter  Ooet*.  RaTenna  (ltK>l).  Abbtldnnfr 
No.110  on.l  UJ  n.-list  .S,  8'»  f. 

')  Vgl.  btäisügliih  de»  AusHrhmürkiing  des  Liaptisteriuni!«  der  liithiKl.jxi n  in  i'avemm  V.  .Sehullze, 
a.  a.  O..  8,  207:  Ed.  Dobbert.  Zur  CJesi^bichto  der  altchri»Uicbcn  un  1  .|i  r  fi  UibyMntiuiiiehen  Kunst 
(BqMrtorinm  fUr  Kunatwiatenacbaft,  21.  Bd..  1896),  8.  97  nater  Beniung  auf  das  in  msaischer  Sjwacb» 
•ndrienene  Werk  von  K.  F.  Red  in,  Die  Moiaikea  der  niTciniatiicben  lorchen.  18W. 

Vgl.  in  Hey  II  ntif  Ii.'  Kjit!>dra  des  Maximianu«.  welche  man  in  neuerer  Zeil  mit  ')ir  >vru  Mt'vj.tiv  lien 
Kanstentwicklung  der  fWihbyzantiniachen  Epoche  in  Verbindung  HriB?t.  Ed.  Dobbert,  Zar  (ienrhichte 
der  Elfenbeinnculptur  (Kep.  f.  K.-W..  8.  Bd.,  1886),  S.  173;  C.  B  .vi  t,  f,  nrt  byiaiitin  (18(B),  p^.  92  t; 
Andr<(  Perate.  L'arduiologie  chr^aae  <18WI),  8.  846  ft,  insbes.  aber  Malinier,  a.  a.  0..  pag.  67, 
pag.  iid,  itag.  73;  Hans  OraeTen,  FMbclinsCIiclie  nnd  nritiielalterlldbe  KUbnbeinwerke  in  photogra]>hi- 
»cher  Nachliililiui^;  iSerie  II):  Aus  Sammlnn^'.TL  tu  I^.ill-n  iR<m.i.  19001,  No.  H  (S.  2<;i  und  No.  62—63 
(ä.4}4);  Ch.  Dtehi,  a.  a.  0.,  pag.  (iO^.  Vgl.  fertiei  Walter  itoetz,  a.a.O..  S.  8<J;  Vcntnri,  a.a.O., 
nL  I,  pag.  475.    Vgl.  hingegen  G.  8tuhlfauth.  a.  a.  0..  S.  $4  f.;  Fr.  X.  Kraus,  a.  a.  0.,  8.  rm. 

*)  Vgl.  Rohault  d«  Fleury,  La  Messe,  vol.  IV  (1888),  p).  279.  iig.  1  nebst  pag.  81  col.  b. 

^  Robavlt  de  Flenry,  La  McMe,  t.  III,  pag.  83»  No.  VI  aud  pag.  »4,  No.  VI  aebtt  pag.  67, 
Mnrie  t.  IV,  pL  986  nebet  pag.  79b. 


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144 


I 
I 


platte  aus  karolingischer  Zeit  mit  der  Darstellung  too  zwei  FÜMiMl  tu  beiden  Seiten  eines 
Gef&asM,  dem  Uaoken  mit  Blüten  entapriesseu.') 

Ausser  diesen  Bknlptaren,  welebe  ▼ielideht  aae  dem  Osten  nneli  Venedig  gAftebfc 

wunien.  mögen  anch  noch  /.wei  Ileliefs  dea  Domes  von  Torcello  Kr  ^  Ihnoag  finden,  die 
an  der  Brflstungtwand  der  S&uleoreUie  angeluraebi  sind,  welche  den  Altar raam  vom  Hnapt- 

acliiff  trennt 

Beiderseiti  ist  inoerhalb  einer  EinfiMsang  durch  ein  RoaetleobaDd  «if  einem  ndit- 
«elc^^  Pfeiler  eine  tisife  Schale  mit  weiter  OeffhunK  wiedergegeben,  aus  welcher  zwei 
<!vmm«>triscb  einaodeir  g^genflbenteheiide  PUlq»  triniteo,  weiche  auf  Saalranwerk  sieli 

erbeben.*) 

Die  Vorbilder  fQr  diese  Reliefdarstellungen,  welche  heutzutage*)  dem  Anfang  des 
11.  Jabrhanderto  lugesehrieben  weidso/)  glaabt  man  in  dem  plastiseben  Sdraraek  von 

Elfeubeinkästcben  aus  dem  9.  oder  10.  Jahrhundert  zu  erkennen, ^  >1eren  Dafftellangen 

selbst  wieder  als  Nachahmungen  bvzan tini-scher  Werke  betrachtet  werden. 

Im  übrigen  haben  »ich  Analoga  zu  dem  in  Frage  stehenden  Freskobild  unseren  Hji>o- 
geatns  auch  aas  weit  froherer  Z«t  in  eineBi  Gebiet*  erbaUen,  das  osttOmiaehen  Einllllasen 
aBbeetreitbar  direkt  unterworfen  war. 

So  freffpri  wir  /.wt-i  ITaiic  Inmitt^'n  von  RuiikHuwerk  zu  iiiltn  "^vif  T'.  eines  Gefjwse« 
auf  einer  architektonischen  Skulptur  Syriens,  welche  dem  oder  (i.  Jahrhundert  ihren 
Uiapmng  verdankt.*) 

Ausserdem  scheinen  awet  p&nanarlige  Tflgal  an  beiden  Sailen  «inea  ana  einani  Sreiea 

emporsleitfHiükn  KrHnxes  an  der  Rückwand  eines  Arcosols  einer  <\6r  gleichen  Periode  anga» 
hörigen  ljri»Uk»twmer  von  Chef-a*  Amer  (Cafarnao)  in  Taliistina  aufgemalt  zu  .«ein.') 

AUeia  auch  auf  einem  bleiernen  Wassergefäss  in  Eimerform,  welches  bei  Tunis 
gafimdan  wurde  und  dadurch  besonderes  Interesse  darbietek,  dass  ee  durch  die  Versinigang 

belifVitor  Typen  ohristlicher  Skulptur  timl  solcher  von  profanem,  beziehungsweise  lieiilnischem 
Gepräge  einen  ROckschluM  auf  den  Synkretismus  ao  der  Wende  des  4.  nud  5.  Jahrhunderts 

M  Rohault  de  Fleury,  a.  a.  0.,  t.  III,  pl.  i31  nebtt  p$t,  80,  col.  b  und  pag.  87.  No. 

Sobaolt  d»  Flearv,  a.  «.  O.,  i.  III,  pl.  tiS.  No.  I  nnd  pl.  34A  nob»t  pag.  'JOiq.  und  p««;.  IIS. 
«Ol.  h;  \g\.  t.  IV.  i>a«.  S'.K  «  il  II 

Kobiiult  do  Fleurv  tulut'  nmh  tina  Knde  lie^  7.  Juhrbuutlerl'  aIi  Knt«t<-hun>r«z4.'it  dioMr 
BeUerplatten  an. 

*}  Vgl.  Hans  Oraeven,  Bin  Kaliqaienkasteheu  aus  Piraao  (Jahrbuch  dar  kautthistorischan  Saaiia* 
lungen  dt»  allerhsefaileii  gsiserfcaaiei.  aO.  Bd.,  Vkn,  IBSüH,  8.  8;  Atesto  cd  Eva  sni  eoAuMtti  d'  averie 
biTantini  (1,'arte  \gik  ArehMo  itorico  deU'artel.  aano  II  (1689).  pag.  S97/B):  Venturi,  s. ».  0..  toI.  I, 

paf{.  ^'■i*- 

')  V'kI.  z.  B.  dus  Relief  eineii  KlfenbeinkiiteheiM  dos  Miiaco  cmoo  ID  Pisa,  abgebildet  von  H. 
Graeven.  L'arte,  anno  II  (1889),  fig.  1,  pag.  '166. 

*)  Le  C*»  Melchior  de  Togfl«^.  La  Syrie  eentrale.  Arehltectare  eivil«  «t  rdigieaie  dn  l*'  an 

VI*  Biiilf  ll'nris,  1065  —  18771,  t.  I.  Jil.  ih  nehnt  paß.  UO  (Kelief  «inea  ThOrstuntiw  an  eiiu-m  Gebikud«  von 
DanaJ;  ('.  Havel.  Lart  bvzantin  l Tarife,  1>HUJ),  (ig.  27  nphA  pa^'.  m«!  Ch.  Diehl,  a.  a.  0.,  tig.  I6i 
(pag.        sowie  pag. 

')  Vgl.  G.  B.  de  Koaai,  Bull,  di  srch.  critt.,  serie  V.  anno  I  (läW),  tav.  I— Ii  nebst  pag.Ssqfi. 


146 


ge»Utt«t,  sind  wiederum  zwei  Pfaae  zu  beiden  Seiten  eines  Gerässes  ms  vor  Augen  gesteUt, 
•Ol  d«m  aia  «n  trinken  Kbein«.^) 

AndenTseit.s  finden  sich  verwandte  Darstellunj^en  i\oc]\  auch  auf  ^'ullischen  Sn'kO' 
phsgen*)  und  Inschrifttafeln^;  sowie  auf  einem  ^teinitargc  von  i'avia.*) 

Ueberdiea  sind  auch  auf  Freskogemälden  von  christlichen  Hjpugeen,  deren  kQnrtleriaehe 
Anaabittnnf  T«rwandtaeliaft  mit  den  EnengniMn  der  eoemeierÜen  Kmut  Borne  angt,  ibn- 
Udie  Motive  verwertet  worden. 

So  bilden  in  einer  aus  der  Mitte  des  4.  Jahrhunderts  ataaunenden  Grabkammer  nahe 
der  Stadt  SopiMiae  in  Bannonia  inferior,  dem  heutigen  FDnfkirehen  in  üngurn,  sym- 
melriaell  angeordnets  Ptkne  zu  beiden  Seiten  einer  mit  Blumen  gefQUten  und  mit  But]<lern 
umwundenen  «inen  sweimal  vertretenen  Beataadteil  der  Dekorstioa  der  Decke  dee 
Cubiculunu.*) 

In  «inem  Hypogeum  ans  dem  Ende  des  S.  Jahrbunderte  aber,  das  bei  Cagliari  in 

Sardinien  fand,  sind  zu  beiden  Seiten  einer  von  einem  roten  Bande  umscbloasenen 

MürinciriiiM  lirift  auf  einen  Fnmilifnvater  Munntiiis  Irenneu»  xwei  Pfaue  einander  gegenttfaer« 
gestellt,  über  welchen  die  Worte  ,pax  tecuni  sit  cum  tuis"  aufgemalt  wurden.*) 


')  Vgl.  GioT.  B»lt.  de  Komi,  Secchi»  <1i  pionilKi  trovata  nell»  reg^enz«  di  Tunis«!  iBull.  di  urch. 
cri.it..  anno  V  (1067),  p»^.  77  «qq.  nobst  Abbildung  l  auf  beigfftebener  Tafel I;  üiirru<-ci.  a.  a.  O..  vol.  VI 

taf.  4iiS,  No.  l—i  und  pag.  33 «q.;  £dinond  Le  Blant,  h»  ateliers  de  «cnlpture  cbec  le«  premian 
dirftieiH  (MelanitCf  d'areheolog!*  et  dluetdte,  toL  III  (188^  pag.  44fi  aq.  nebet  pl.  X);  V.  Sebalti», 
Arch.  der  uUel)ri:4tl.  KiiDst  (ISU.i).  .S.  277  neb»t  Adid.  S;  Fr.  X.  Krsv«,  Oewhicbte  der  cbriall.  Knaiti 
1.  Bd.  (IBOC).  S.  2U  r.  nebst  Abbildun«  108. 

*)  Vgl.  Kdmond  Le  Blant,  Leu  auri-ophugea  chretien«  de  la  (Jaul«  (Paris.  IHÖ^j).  pl.  VI,  No.  2 
seiMt  pag.  23«}.:  Mannonarkophag  der  Kathedrale  von  Vienne  mit  einRra vierter  Abbilduag  eines  Ge- 
ftwee,  am  welehen  Saben  nebet  Tiaab«»  «mponprieMatt.  wihread  beiderteite  ein  Pfan  nach  den  Beem 
pickt.  (Vgl.  auch  pl.  XXIV,  No.  3  nebut  pag.  67:  Steinsarg  von  Angoul^nie  mit  iihnliehem  Motive.) 
Vgl.  auch  yig.  58:  Fragment  eine«  Sarkopha^dockelii  aus  Cbarenton  du  Cher  mit  der  Darittpllung  oinea 
Ton  etnent  Kranie  umnchlomienen  schrügschenkeligen  MonogTammei)  mit  .1  un<l  ü  inri^chen  zwei  Pfauen; 
ttad»  sur  lee  laroopbages  cbr^tiena  antiquei  de  la  ville  d'Arlee  (Pari«,  Hflü),  pag.  7U.  Mo.  78:  Sebnal- 
Hiten  eioe«  8arimpliagd«elt«b  vom  iahr*  65S  n.  Chr.  0.  »it  je  elneni  T«n  einem  Kni»  ugacbloMeiwB 
Mcooprii!:.!!!  :^wiscben  nwi-I  PfuiKMi, 

■',  Vtjl.  Edmund  L«  lll<iiit,  luitriplion»  chretienne.<  de  la  Gaulu  utit.  ri.  iii»  .m  VIII«  «eele  11S56), 
t.  I,  pl.  No.  "14  nplfst  S.  l:!.^fr.;  No.  (H»  (Insehrift  auf  den  Presbyter  KmuaiiiHi:  t  II  70.  No.  423 
nebet  ä.  302,  Mo.  646  (InscbriA  auf  £u«ebia  .religieea  magna'):  f.,  No.  68U  (Inadmft  auf  üranina 

eom  Jabre  491):  dieae  drei  Inadiriflien  Migen  etae  DanteUang  de«  myttiaeben  Qefltwea  iwiacbea  sw« 
Pfau«>!i  Vl'1.  ausserdetu  t.  I,  pl.  34.  No.  214  neb»t  H.  4:M),  No.  ;^2(i  (Darstellung  eineü  von  einem  Xreiaa 
umacbk>«^L'iii:ii  scbrägHchenkeligen  Monogramme«  mit  A  und      zwi»ehen  zwei  Pfauen). 

*)  Vgl.  Rohault  de  Fleury.  a.  a.  0.,  vol.  III.  pag.  87.  col.  b  u.  pag.  00,  eol.  b;  vol.  IV.  pl.  291, 
fig.  11  nebat  pag.  9b,  coL  a  (Sarkophag  aua  dem  Anfang  dea  &  Jahrbunderta):  awei  Pfaue  aoa  einem  Geftaa 
tiinkend.  daa  een  elBeai  Kreuz  überrafft  «inl. 

')  Eroerich  I?  i- ii  s  zl  iii  n  n  t; ,  fir-  ;itti  V.ristlirhf  Hrabkammer  in  Funfkirf  hiti  'Mittheilungen  der 
k.  k.  LfutralkummiBsion  für  Krforxrhiing  und  Krhaltung  der  Baudenkmale.  XVIli.  b<i.  ^7  S. 

nebit  Tafel  I:  OioT.  Batt  de  Roaai,  Bull,  di  arcb.  eiiat,  am  II,  anno  T  (1874),  pag.  IM  aqq.  aebat 
Tafel  VU. 

*)  OiOT.  Bati  de  Roaal,  ObUcoU  tepolciali  oiatiaBi  idonüdi  pittare  preaw  Gagliari  ia  Sairdegaa 
(l^ill      arch.  criat,  aarie  V,  aauo  III  (18012),  pag.  ISOeqq.,  iaabaaendüe  pag.  182,  pag.  186,  pag.  189  aq. 

nebst  tav.  Vj. 


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146 


ÜebanlMB  nnd  nun  aber  auch  zu  Rom  selbst  Fresken  auf  uns  gekommen,  welche  smi 
Pfaue  in  symmetriacbw  StalluDg  stt  baidm  Seiton  täum  emtnito  ZiriMh«iigli«dl0a*)  not  vor 
Augen  fiiiiren. 

Sa  wq(U  «ia  Chnnilde  aua  dem  E^de  im  8.  Jtliriionderti,  welebes  einen  Loenlue  der 
Areiinfin  iwieelien  dem  Coemeterium  Thraacnin  und  dem  Coemeterium  Jordanoram 
Bchmßcktf,  «rsprflnglich  zwei  ITuie  /n  beiden  Seiten  einer  (iuirlande,  Uber  welcher  in  roten 
Buchstaben  die  Inschrift  ,|^Mjarcianeti  [tjii  pace*  angebracht  war.*) 

EbNuo  kut  mb  in  einem  m»  dem  8.  Jnhrhmideirt  stunmendeB  Onbieiilum  dee  Goeme- 

k-riuiiis  der  hl.  Liir-ina.  eines  Ah^cJüiities  der  Katakombe  des  Calliattis,  eine  Wand- 
dekoration erhalten,  welche  unter  zwei  langgestreckten  Uuirlanden,  zwischen  denen  eine 
dritte  eicb  tiefer  bttniedeteenkt,  xwei  einander  gegendbetMeatellte  P&ae  nafweiit.') 

Ebenso  treten  uns  zwei  Pfaue  in  s>'mnietrischer  Anordnung  auch  zu  beiden  Seiten 
einer  dem  2.  Jahrhundert  anpeliSrigeii  luschrifUafel  an  der  Kriekseite  eines  der  beiden 
Arcosolien  im  Cabiculum  des  Ampliatus  entgegen,  welches  de  Kossi  als  einen  der 
tltaaten  Beahindteile  dca  Coemeterianie  der  Doniitilla  bebacbtoL*) 

Endlich  sind  in  dem  nach  den  Acilii  ülabriones  lienannien  Al)Mlinitt  des  Coenie- 
teriums  der  Prisciila  auf  einem  aus  dem  '2.  Jahrhundert  stammenden  Freako  an  der 
Decke  einer  grösseren  Nische  am  Fnsse  der  ursprünglichen  Treppe  xwtt  Pfane  zo  lieiden 
Saiten  eines  Eantharo«  einander  gegennbergestellt,  während  Spuren  einer  ähnlichen  Kom- 
poeition  aneh  an  der  Küekwand  einer  Nische  einer  Iieiiiiuhbiirieti  Galerie  sieh  fanden.') 

£s  ergibt  sich  demgemäss  die  Notwendigkeit,  die  Verwertung  symmetrisch  zu  beiden 
Stilen  dnea  Korbes,  eiaee  Geftaees  nnd  dergteieben  angeordneter  PAine  der  cbrirtliGhon 
Ennat  des  geaamton  lömiacfaen  Reiehea  und  niebt  der  oeMDuaebeQ  EmulQbiuig  alleiB  sdbo- 


')  ohne  centrale!«  Zwisebencliwi  «lud  «y Ulmet riscL  Hiip;eonluete  Pfaue  Mi  bi-iden  Seiscii  «Ittj  Arco»ol- 
AAlUU);  an  der  Hauptw-Rnd  ile«  üo^cnannti-n  Cubiroln  d*^i  rinque  üanti  im  C««*ineterium  der  hl.  Solaris, 
einem  Beatandtctl  der  Katakombe  des  Uallistui,  tut  Verwertung  gelangt,  um  im  Verein  mitBlamea 
nnd  IVnchteweigeB  und  mandierl«  TiHiteln  aof  das  Pandie*  als  Aidinihaltnii  der  ftitif  tnr  Dantellnng 
gtbiachtnn  Oran(<?n  hinzuwpiiw>n. 

Vi;\.  G  iov  Bn  1 1.  de  Ro4>;i,  La  Kouiii  wliorriiuLU  rri^lmiju^  t.  III  (1877),  tav.  I  — III  nebst  pam.  41)  nqn-; 
Andre  Pürati»,  L'arrhf'oloRie  chrtHicnne  (181>:J),  fift.  72  nebst,  png.  11t  m].;  Ft.  X.  Kraus,  (iesrhichte 
dar  ctaristliclien  Kontt,  1.  Bd.  (1896).  fig.  12  nabat  &  4»;  Uorace  Marucchi,  Element«  d'ardHtologia 
etudtlenna,  toL  t  (Noiäcnn  gAieralaal,  Paris  (1899),  Abbildang  aaf  png.  275;  vol.  II  (ItanArMV«  des  eata- 
Cembe»K  Paris  llitOO*.  Abbildung  auf  j>ag.  15U. 

^)  Vgl.  Utuv.  Batt.  de  Rosai.  i>cop«rie  ueiraren»ria  tra  i  cimiteri  «Ii  Immnc  e  di>i  Giordani  aulla 
via  äularia  na»«»  (Ball,  di  avch.  cnsk.  scrie  II.  anao  IT  (IfiTSH,  peg.  &siiq.,  iufaeieadece  pag.  19  nebst 
to».  1-11. 

■)  Vgl  GioT.  Batt  de  Kossi.  La  Beiaa  sotterran«*  eristieii«,  1. 1  (1864).  tav.  XVf  nebst  8.  S97; 

Garrticci.  a.  a.  O.,  ml.  II  (187:!),  tav      Nn.  ?.      -t  S  '1. 

*)  V}»l.  de  Koasi,  Scttvi  ni-l  cimitert»  di  liouiitiliu  lüull.  di  arob.  crint..  III  serie,  anno  V  (1880)), 
pa^j.  16Ü  "«n-;  11  cubicolo  di  Ampliato  nel  cimitero  di  Domitilla,  (1. 1.,  III  Herie,  anno  VI  (1381 iw*g.  57  »<jq., 
iiubes.  pag.  62  nebst  tsT.  Iii— IV;  Andr^  P^rat«,  a.  a.  0..  fig.  '■XI  tpag.  66};  Marucchi,  a.  a.  0., 
vol.  II,  Abbüdnng  auf  pag.  123. 

•)  Vjfl.  Oiov,  Bntt.  d«'  Kofiai,  L' ipoReo  de^li  Acilii  Glabrioni  nel  cimitero  di  Prisrilla  (Itniletirto 
(Ii  ai'ciu.Kilugia  criiitiiuia,  aerie  IV,  anno  VI  (l88i^^U)),  pag.  15  rtqq.,  vgl.  insbca.  paff.  3Ü  (vgl.  auch  pag.  12 

nebst  tav.  III). 

(Vgl.  «leh  A.  de  Waal,  Kanins  Aeilius  Olabrio  (BOm.  Quartalscbrift,  4.  Jahrg.  (1880U,  ».  34»  ff, 
imbes.  &3ae. 


147 


schreiben  und  ebenso  wie  die  ^'^iclifalls  hÜ  I  I    Verwendung  symmetrisch  einander  gi|gWH' 
fiht^rgestellter  Tauben  ala  Nachklang  der  in  der  dekorativen  heidnischen  Kunst  oft  frenng 
geübten  Gepflogeuheit  einer  symmetrischen  Auordnung  von  Tiergestalten  Oberhaupt,  wie 
X.  B.  L3wien,  Spltinxen,  Ordfea  und  imbesoDden  aoeh  TSgdn')  ▼enebiednier  Art  m 
brtrachten. 

Bexftglich  des  Deckenpemüliies,')  auf  wt'lctu'm  an«sf»r  *>iii  pnar  PfaiK^n  und  (Miunii  T!eb- 
huhn  insbesondere  Guirlanden  in  regelloser  Anordnung  sowie  rosenähnliche  blumen  zur 
DekotBtioD  ▼erw«iid«i  und,  «keheD  mir  TdlaHndig  enteprediende  Anakf^  niebt  m  Gebot«. 
Indeü  feblt  M  oicbt  an  Beupifllen,  welebe  vcaigatÖM  eine  tailveiie  Uebereinstimmung 
darbieten. 

Öo  finden  wir  regellos  verteilte  Guirlanden  ausserhalb  byrakun  selbst*)  vor  allen)  auf 
dem  DeekenginiBUe  df«  whon  erwibnten*)  Aroomk  eines  Hypogeame  ran  Cagliari  in 
Sardinien*)  und  zwar  in  Verbindung  mit  Rosen  sowie  im  Anschlug  an  kleinere  V&gel: 
ausserdem  treffen  wir  reelles  angeordnete  Guirlanden  nebst  rosenähnlichen  BlQten  auch  auf 
BUderu  römischer  Katakouibeu.")  In  symmetrischer  Anordnung  aber  treten  un«  Quir- 
Jaaden  im  Vewin  mit  roaeidbuKebeD  Bisten  niebt  nnr  fOr  aicb  allmo,^  aoDdera  aacb  gende 


M  Vgl.  PuRtiuale  d* Atnelio-Eiloarilo  Certllo.  Pctnip«!,  I)ipititi  murali  «ceiti  (1887),  tav.  Vli 
(«jrametriMh  angeordute  Vhm  oberhalb  sich  kreuiender  tioldttabe);  tav.  IX  (•yiiuiiatn««h  ang«onliiet« 
PAuie  and  Taaben,  daswiaehcti  «ine  Statuette;  syniuetriReh  angieotilnete  Sebwane.  daiwüchea  eine  Miwke  nrit 

ArnWskon);  t-av.  XII  (symnietriarh  anjjeorclnet.e  Timlien,  ila/wi^.  lu  n  ein  filcherartigei)  Oriianiei)!  1 ;  t.iv.  XIV 
(«ymmetriitch  anReonlnefe  l'fuue  uiiJ  \ViL*«ervöj<i'l  ober  Liuirluinitii.  welche  vun  einem  Becken  an&geben). 
Panqiiale  <!' A ni el i o ■  A.  Sogliano.  Nunvi  Hcavi  di  Pompci.    Caaa  dd  Tettfi  (189$lb  tav.  Till  (sym- 
metrinch  angi^unlnütu  Pfauu  und  Wachteln,  dazwüchen  Arabesken}. 
*t  Vgl.  Tafel  II,  No.  2. 

*)  In  Syrakni  ist  <S*  Decke  eSnec  CSrakgemadtaa  der  Nekrapole  Curia  aunclilieHlieh  mit  regell  et 
angaoideeten  Ouirlanden  und  rosenShnlichen  Blamen  geschmflcki. 
Vgl.  .».  Führer,  a.  a.  0..  S.  779  flOO).  No.  VIII,  4. 

Aimsenleni  fin<Ien  -lirh  regellos  v(^rtL•iltu  Guirlanden  nu<li  mf  >  liiein  Fresko  an  (1er  Laibunj;  ciiica 
Arcoaol«  der  Katakombe  Castta,  welches  die  Dantteltimg  einer  weiblichen  Urans  in  reichem  Pninkgewande 
nod  mdneter  Tfig«!  tmi  grellfiirhigeu  Oefleder  aefWeiat.  Vgl.  3.  FAbrer.  a.  n.  0.,  S.  781  (111),  Na.  XIV,  2. 

Vgl.  oben  y.  145  nob«t  Anmerkung  6. 

Vgl.  ü.  B.  de  Koüsi,  Bull,  di  «rch.  i-rist..  «erie  V.  anno  III  (18921.  |)4ig.  133  und  p*g.  11)9  aq. 
"*)  Solche  Gnirlandtm  in  regelloMcr  VertüiUing  i>in<l  im  4.  .Tahrhiindcrt  nach  Chr.  f».  an  einer  fiir 
Lüculigr&ber  beütiiniiiten  Wandfliiche  des  Coemeterium  Thranonis  aufgemalt  worden  und  zwar  in  Ver- 
biodung  mit  roaen&hnlichen  Blumen  und  ayminetrisch  angeordneten  Vögeln  sowie  der  Gestalt  einer  Orans. 
Vgl.  Oarrncci,  a.  a.  0.,  vol.  II.  tav.  19,  K«.  I  nebst  8.  79;  Tk^epliile  Roller,  Las  eataeotiAes  de 
Rome  (Pttri-i  1881).  vol.  1,  pl.  46,  No.  1  nebst  26€.  Auch  in»  Coemeterium  SS.  Petri  i»t  Marc^llini  sind 
Guirlanden  in  regelloser  .\nordnung  nebat  einzelnen  Blumen  auf  einer  kaum  vor  dem  fänden  Jahr- 
hundert entstandenen  Durstellung  de«  thronenden  Chri.*tu«  zu  finden,  an  dessen  Seit«  die  AjKjstel  Petnis 
osd  Paulus  stehen;  ebenso  sind  Guirlanden  auch  neben  den  Gestaltan  von  vier  Heiligen  eingestreut, 
weldM  ebenderhellMt  an  beiden  Seiten  des  auf  dem  mjaliaeliea  B«tg»  atefaeedeB  Lamsses  tot  Avfen 
geführt  werden.  Vgl.  Garrucei,  a.  a.  0.,  fol.  II,  ta*.  W,  No.  I;  Roller,  a.  a.  0.,  vol.  II,  pl.85,  No.9 
nebst  S.  283  IT. 

"<)  Vgl.  7..  B.  G.  R.  de  Uoasi,  La  Koma  witterranea  criatiana,  t.  III  (1877),  tav.  XIII  nebst  S.  79 
all'  r       Fr.  -ku  Irr  Kittakouibe  der  hl.  Soterix.  eine^  Anneses  des  Coemeteiiom  Callisti  au  Rom. 

Abh.  d.  I.  CL  d.  k.  Ak.  d.  Wiu.  XXII.  Bd.  L  Abtb.  M 


148 


in  Verbindunfj  mit  PfuuiMi'')  iiml  rlergli'icheti*")  auf  (\>-u\  Fe-tl;in(l  von  Italien  öfter  ent- 
gegen. £beodory<  lli.f  tritü'ta  wir  auch  GegsnstQcke  zu  dem  eigeuarUgeo  AbechloM,  welchen 
in  vnaercm  Bypoguum')  Setneo  aw  dw  «tUn  and  den  neuen  Teatmeote  durch  Doppelp 
GnirltndeD  and  rosenihnlicbe  Blonen  erhalten  haben.*) 

Im  abrigen  ist  du-  hänfii,^'  Verwertung  der  beiden  eben  geaannteo  dekoratifen  Elenwnt» 
für  Sixilieu  selbst  geradezu  cbarakterii>tiscb. 

GnidMiden  nebet  Toeenfthnlieben  Blomen  eneheinen  zam  Teil  allein/)  zum  Teil  «1» 


>)  TgL  6.  B.  de  Honi,  hu  Roma  «ottermaea  crutisna.  t.  I  (1864).  tav.  XVI  velnt  8.  937  and 

tJarrucci.  a.  «.  0..  vol.  II  (1873).  tav.  :!,  No.  :!  über  ein  avhon  frühiT  (S.  140  m-bst  Anm.  S)  erwiümtcs 
Uemüldt:  des  Cnpmetenums  dor  hl.  Liirina  in  liom.  IVgl.  nurli  R()ll<»r.  a.  a.  O.,  t.  1,  pl.  IV,  2  und 
]d.  V,  1  liebst  8.  11  ff.  nhet  Fresken  eine«  jUdivcht^n  GrabKenmcliL-«  der  Via  Ai>|)iA  bei  Kom.j 

Vgl.  fenar  Gtrncti,  a. ».  0..  vol.  II,  tav.  U>4,  N«.  1  nnd  tav.  92,  Np.  2  sowie  Victor  ScbnUae. 
Die  Katakomben  von  8.  Gennuo  des  Poveri  in  Neapel  (Jeoa  IB7T(,  8.  47  f.  und  S.  2$  Uber  iwei  F^ken 
von  Neapel. 

')  In  Verbindung  mit  «ymmetrisrh  angeordneten  Tauben  tiinli-n  pich  llo)ipeljruirlanden  nebst 
Zwei);en  mit  rofCBlUHllieben  RInten  in  einem  Arco»ul  des  C'uenicteriums  de«  Calliiitu«  t.»  Rom  oberhulb 
der  Ummbmuag  von  twei  0«mlUd«B,  welche  de  RoB«i  aof  dae  VerbOr  und  dis  Venirieilung  von  Mär- 
tyrern beKv.  wKbrend  Wilpert  in  der  eioea  Sceoe  die  Tenirteilon?  der  beiden  Alten  dnreb  Daniel  and 

die  Defn  i  nirr  ,lpr  Siisanna  erkennt,  dai*  andere  nur  frapnu-ntariiffli  rrliir N-ne  Fresko  .il  i-r  :iK  .Iii  Winter- 
^Jttbe  des  yuellwiirLiieri«  de«  Moses  belrathlet.  V(;l.  (i.  H.  dt!  li  '^-i.  Ktmia  »«tlcrnttiLii.  1.  U  Ufc>*'7), 
tav.  XIX  und  t;iv.  X.\  No,  2  neb.st  (S,  21!HV.'  >  Jt.T'  i . i  i  u ,  <  i  a.  0..  vol.  II,  tav.  No.  i; 
J.  Wilpcrt,  Die  Malereien  der  äacramentitkapellen  iu  der  KitUikoinlw  de»  bl.  Callitlua  (18d7|,  flg.  7 
ond  8  nebet  S.  II  ff. 

«)  Vgl.  Tsif.  l  II!.  N.'  1  iHiiI       Tuf.'l  IV.  N:).  1  <m.:  'J:  v-l.  an.  Ii  T.if.  1  V,  No.  H. 

*)  Fl>r  die  niuiatielbiirp  Verbindniig  derartiger  tieiisente  von  di.kuiiitivein,  bezw.  »yttil.iuliM.ticm 
Charakter  mit  LHintellungett  bibUtcber  Scenen.  die  unter  freiem  Ilimmel  sich  al><i]iielen,  bietet  tich 
iQQftcbit  ein  Anatogon  dar  in  einem  Freekobiid  einer  der  Katakomben  von  S.  Qennaro  bei  Neapel. 
Audi  dort  ffndet  neb  oberhalb  einer  Wiedergabe  von  Daniel  in  der  Lovengnibe,  b«  wdcber  der  Fropliet 
in  pemiiu^her  Traiht  er  n*:. hii.  tUT  Recbtau  Und  tur  Linken  «ae  Gnirlaade.  Tgl.  Oarreeei,  a.a.O.. 
vul.  II  (1Ö73).  tav.  D  t,  No,  2. 

Eiieaae  llnd  auf  einer  DarütellunL'  lU-r  llpiphanip,  welche  im  Coemeterium  Dumitillae  bei  Hum 
aof  voa  gekomawn  u/t,  nun  oberen  Abtcbluw  «Im  Gemftldea,  auf  welcbem  der  in  der  Mitte  thronenden 
Madonna  mit  dem  Jeraakinde  von  beiden  Seiten  ber  je  cwei  Magier  mit  ihren  GeaeheDkea  eieb  nlbem, 

>e(l)s  rot<^  *5uirlanden  verwendet,  von  welchen  it:i-  '..iden  mittleren  in  ihrer  tiefstri'.  .Xn^liiiehtnng 
iiucbmalH  den  Stützpunkt  tllr  herabhangende  Gewimif  bilden.  Vgl.  0.  II.  de  Kos.«!.  Ijntiiugini  «cell« 
della  Beata  Vergine  Maria  tnitte  dalle  C'ataeombe  Humane  (Roma  tav,  II  und  tav.  III;  (larrueei. 

a.  a.  0.,  vol.  n,  tav.  36,  No.  1;  Liell,  Die  Darstellungen  der  alleneligrten  Jungfrau  und  Gotteegebftrerin 
Maria  auf  den  Kanetdenkmilem  der  Katakomben  (Frnburg  i.  Br.,  1887),  Tafd  III  nebit  8.  287  ft; 
.T.  '\V:']i<'j  t,  Dir  Kiiiakürubengeroälde  und  ihre  alt4^n  Copicn  (Freilmrg  i,  Hr,,  18911,  TafitlSt;  Marveehi, 
Eleuit-iil.*  il'ititkwluigie  rhriHienne.  vol.  I  (lt*5)!.'),  pag.  318,  vol.  Ii  (IDOO),  pag.  12."» 

Ein  guirtandenartig  d rapi rt e«  Tu ch  hingegen  «ehen  wir  oberhalb  eine«  Gemäldes  des  Coe- 
meteriu«  Prieeillae  bei  Eom,  wekfa««  den  unter  der  lAobe  rahenden  Jona*  nna  vor  Angen  Abrt.  Vgl. 
Oarrueei,  a.  a.  O..  vol.  IT,  tav.  78,  No.  1. 

Kiiii'  r;ir;illi  li'  ■iti-lorcr  Art  bieten  Ileliefdariiellungen  christHrher  Sarkophage  des  Büdwestlichen 
Gallien»  diii.  Es  (:isi.i.'.:int.>n  dort  hinter  der  Wiedergabe  Daniel»  zwitcben  den  Löwen  mehrmaU  halb 
iarückge«ohlHgene  Vorhänge.  Vgl.  Edmond  Le  Blant,  Lee  tarcopbagae  ehretien«  de  la  Gaule  (1886]^ 
pag.  89  eq.  [Sarkophag  der  iürche  äaiot-HUaire  m  Fk>itien);  pag.  117  aqq.  b  p|.  XXXIV  (Sarkophag  von 
Saint-Onüleai  de  Deeertl;  pag.  196  mi.  »  pl.  ZLTUI,  S  (Sarkophag  von  Le  Maa  Saint-Anlonin). 

TgL  a.  B.  den  Fvieakenidw»ek  ehier  Orabkaumer  der  Katakombe  Omn«  bei  STiakoi.  J.  Fflbrer, 


149 


Beigabe*)  m  Ȋderen  OenteHangeo,  aaf  welchen  nnmentKeb  mich  Pfaae  uu  wiederholt  ent^ 

gegenfaMten,  oft  genug  innerhalb  der  cumeterialen  Kunst  Trinakriens.  In  anderen  FäHeU 
finden  wir  daselbst  entweder  Guirlanden*)  oder  rosenäbnliche  RiQten,*)  sei  et  hl  aelbatMldiger 
Verwendung  oder  sei  es  als  Bestandteil  einer  grösseren  Komposition. 


a.  I.  Om  S.  778  C  (106^  No.  Till,  1—8.  Tg),  vath  ma  paar  OerattMe  dei  CDemateriatu  wn  8.  Maria  di 
Geai>  Ii.-;  Svr.ik.i-,    T.  Kahrt-r,  H.  ».  O..  S.  7:<1  :n  !l.  Nn.  I:  S  T*-  inM.  No.  VI. 

Fu!<f  üb '.V  1.1. ij wind  nber  einander  (rr«-;t'Miil-'  lote  (.iiiirlamlfu  ii»  l«*t  rosen-  bezw.  oit-iitni.  r.iLiilieheii 
Bifiten  bilden  den  Schmuck  einor  Ar.  '  ^  ILiil'unj»  einer  Kutukombv  in  cint-m  (Jarten  hinter  der  L'hiesa 
dei  Niocotioi  bei  Maraala.  £beadort«elb«t  w«i«t  eine  andere  Uraboische  eine  Dekoration  der  Ihscke 
dnrch  dm  rote  OniriandaB  und  eine  grilraere  AniaU  follenlfoltater  roMulliolielunr  Blumen  auf. 

'I  Vgl.  bei^pielsweiiie  eino  lU'ihe  von  Fresken  der  Nekrrtpole  San  (iiovanni  bei  Syrakus:  .1.  Führer, 
Forsohiintien  xur  ?ficilia  ><otterrftiievi  (1(^97),  S.  766  IW),  Xo.  IV;  S.  767  f.  (97  f.).  Ko.  VUl,  1»  u.  2,  d  u.  e: 
if.^  f.  mrx  N<>.  IX*  und  Nu.  XI.  I.  b»;  8.  709 f.  (9BU  No.  XII,  1,  e*  and  %  h;  S.  710 f,  (lOOf-K 
No.  XIV:  S.  771  aoi),  No.  XV.  3. 

Vgl.  aneh  ein  paar  OemAlde  der  Katakombe  Cassia  bei  Syralras:  J.  PObrer.  a.  a.  0^  D.  778  f. 
<108f.1,  No.  VII,  1  und  2 

\g\.  de»  weiteren  ein  hiit.ikonibenbiId  von  S.  Murin  di  (iesii  hei  Syrakus:  J.  Führer,  a.  a.  ().. 
8.  785  (115),  No.  V,  l*. 

<£ia  beigeaetzter  Stern  *  weiat  bei  dieier  und  den  beiden  folgenden  Anfsftblungen  auf  die  Daiatel- 
lunif  TO«!  Pfhnen  bin.) 

Aucli  iij  "iui  r  kl,  im  n  Katitkumbv  im  Oartcn  hinter  der  CIil'^h  i  ,lfi  Nirinüni  bei  Marsata  ist  an 
einer  Areo»uili44Uuii^  eine  rote  Guirlsnde  unterhalb  eiu«s  roten  Kra»;ies  mit  gelblidigrüneii,  flAtiemden 
Bspdem  an^ebriieht.  der  freie  Bainm  aber  dnielt  lota,  roMnUuilidia  BlQlen  und  grfine«  Laubwerk  teil' 
veiae  amgefalit. 

*|  Eine  rote,  mit  ftrdner  Schleife  genert«  Guirlande,  tob  der  grfiae  fi&udtr  bemledarhaiifen, 

ichmückt  Ii"  r'  >'Vil><  T.iiil  -niL'  ler  'J.  Grabni!M.'he  nn  der  Novdmile  eine«  CNibienInnM  WClIlicb  der  Bin> 
gangggalene  der  Katakombe  Kruiij^^stDi  bei  Girf^entt. 

FOr  die  Beigabe  mm  Onärlaaden  »i  aaderan  DanteUungan  abar  bialein  die  HaDpIkatakamben  van 
Sjeakna  Belege  dar. 

TgL  I.  B.  ein  Freeko  der  NeknpeU  ran  8.  OiovaBni:  J.  Fahrer,  a.  a.  0.,  8.  767  (97),  Ma.  Tl. 
Vgl.  auch  ein  }>aar  (ieniXlde  der  Katakombe  Cauia:  J.  Fabter,  a.  a.  0.,  S.  773  (109).  No.  IT,  1,  a* 

sowie  S.  778  (luBI.  No.  VI. 

')  Kvüeniihnliehe  Blumen  nebst  grünen  üliLttern  sebtuOekeii  bei8pieUwei»e  die  Kückw^mi]  uine* 
Arooeole  eine«  b«lbxer«tteten  Hypogennu  im  Garten  hinter  der  Cbieaa d«i  Nieoolini  b«i  Mart»l»,  ebenea 
die  Rflckwnnd  und  die  Laibnag  einm  ArcoMli  an  Wcataeite  der  Eingaagegaleria  der  Katakombe 
Franpv)  ani  1»  :  >Mru'>  nti  und  die Bflokwand  einer  GrabniMibe  ia  dem  halbeiBgaelillniteB  Ottliclien  Teile 
der  gleiciieti  Kiiliik^UjUe. 

Für  die  Verwendung;  von  ro.ienähnlicben  Blüten  und  griiii'  ii  lil.iftern  ftle  Beigabe  in  anderen  Lhir- 
■tellnngen  finden  nch  mehrere  Belege  in  den  Haujttkatakomben  v«n  ijjrrafcna.  TgL  x.  B.  eäa  Bild  der 
Katakombe  tob  8.  Giovanni:  J.  FOhrer,  a.  a.  0.,  8.  771  (lOlK  No.  XT,  1*.  Tgi  auMardeai  ein  Fi«ako 
der  Nekropolc  Cuiiiiia:  J.  Führer,  a.  a.  O.,  S.  (110).  No.  XII,  I.  Vgl.  aneh  ein  Gemglde  dc8  Coeme- 
teriums  von  S.  Maria  di  üe«ii:  J.  Filbror.  a.  a.  0..  S.  785  (110).  No.  II. 

.\u»«erdem  »ind  aolehe  roeenähnlicfae  Blumen  nebst  grünen  Blättern  neben  drei  rebhuhnäfaalidiea 
VOgeln  in  einem  Ujpogenm  anter  der  Kirche  Santa  Lucia  bei  Syrakui  zur  Dnretellnng  gelangt,  ferner 
neben  einem  mit  Ünlen  geachmOcktcii  Pnluta  in  einer  kleinen  Katakombe  nlchat  der  Kirrhe  8.  Lueia. 
)!•••  '  it':!  <  ri  neben  einer  grossen  roten  I'hanta.<iepflanze  und  einem  grüneri  llri|.jn  Izui  it.'  ;ui  l  in.  r  An  .  s.i; 
laibung  d<^r  Kingangsgalerie  den  Coemeteriuiu  Fmngapam  bei  Girgonti,  enfllicb  neben  weidenden  ficbufen 
nnterbalb  einer  Inscbrifttafel  in  einer  Katakombe  im  Qaitea Unter  der  Ghieaa  dei  Niccolini  bei  Harisla 
Mwia  unterhalb  der  Wiedergab«  eioea  SobiSee  im  Storm  in  einen  Hjpogeum,  daa  dem  vorhergenanatan 
benachbart  int. 


150 


Die  Vflrwcftaag  mdm  danrtigwi  iehmflekcnden  Beiwerkes  ist  indes  kaoeswegs  auf 

Bf'frrriV)n)s>it,'ittpn  Vipsrhränkt  gewesen,  Ix^i  clptipn  ein  chri'tlirhf r  I'^rspriinc;  entweder  nn- 
sweifelhaft  feststebt  oder  doch  bUher  mit  mehr  oder  minder  grosser  Wabntcheijüichkeit 
TonumgcMtst  wurde. 

Denn  auch  in  einem  bei  Marsala  von  mir  anfjgMfondenen  Bypogeum,  welches  durch 
die  Darstellung  von  Europa  auf  dem  Stiere  sowie  von  einem  tanzenden  Satjr  Bicher  als 
heidnischen  Ursprungs  gekennzeichnet  wird,*)  vermocht«  ich  die  Verwendung  von  roseo- 
Kholielieit  BlvmM  aebat  grOnen  Bl&iiern  zum  Sebmiicln  von  AKOMlwandangMi  naeb- 

zuweisen.  Wir  haben  es  -.iho  hn  diesem  in  Sizilien  besionds-rs-  belifliteri  dekorativen  Element« 
der  aepulkralen  Malerei  mit  antikem  üemeingat  zu  thun,  welches  allerdiugs  je  nach  dem 
religiOaen  SStaDdponkt  dm  «inxeben  aneh  noch  «ine  beMMidare  Auslegung  erfahmi  konnta. 

Das  Gleiche  gilt  über  umli  von  den  Ouirlanden,  deren  Entlehnung  aus  dem  auch 
bei  heidnischen  BegräbniiistMtten *)  zur  Verwertung  gelaugten  belleniaUsch-rCmiseben  Deko- 
rationasyatem  •)  einem  Zweifel  nicht  unterliegen  kann. 

Für  dif*  Beurteilung  der  Entsteh  nn  ptzeit  der  bisher  behnndflf.  n  Fresken  des 
1.  Arcosoliums  der  Westseite  unseres  Bypogeum»  lieasen  sieb  schon  aus  emzelnen  Andeu- 
tnngan  bei  dar  Bcachreibang  der  «malnaD  Bildar  mmicba  Anbaltipankta  antnabinan.  Ei 
sind  Werke  aua  der  Epoab«  dea  allmihlieheo  Varfallai  der  Knnat,  die  uns  hier 
«Btgegentreten. 

Ganz  abgesehen  davon,  daes  bei  jedem  Freako  ein  anderer  Haeaatab  zu  gründe  gelegt 
vorda,  ao  daas  insbesondere  fast  sämtliche  meniH-hliclie  Figuren  in  Terachiedwiar  OiOan 

ersselioinen,  Rtehen  auch  innerhalb  der  einzelnen  Bilder  s>']l>>t  die  Proportionen  der  ver- 
schiedenen Gestalten  nicht  mit  einander  im  Einklang.   Die  Schuld  daran  trägt  zum  Teil 


')  Du«  Kru^ot^tiU-ilH  zerstört«  tinibgtüuacli  liegt  jeD>«it»  der  tiabnlinie  Dach  Tnipani  nrinllich  der 
Chie^A  dei  Niimlini  innerhalb  cinca  OarteBi,  der  an  einer  Ziagd«  ipdiArt. 
^  £m  paar  Beispiele  mfl^n  gen&i^: 

Von  StiertcbRdeln  herniederMlenda  Gnirlaaden  finden  «di  am  Friet  de«  Orabmalet  der  Oaeeilia 
Metella  nn  der  Via  Appi«  bei  H'  .. 

Durch  (luirländen  vt'rbundene  Fila«ter  zci^  nn  linih  in  Temp«lform  an  «iei  llrrkulaner  .Mnmäe 
vor  Pompeji. 

Von  Futieu  gehaltene  GniiUnden  scbmOcken  allero  Anschein  nach  den  Unterbau  vnd  die  Hütt« 
der  langceite  einet  tempdarti^  Orabmal«  auf  dnam  der  Reliefi  da»  im  lateraaiichen  Mnieara  an  Kou 
iiuf)<ex(ellk-ti  Uenkraala  der  Hat'  li'T.  »  .Mi.-,  auch  di»  Vorwendoiig  vott  Gnirlaaden  mr  Dekoialion  der 
I'anuipli<:tt4'n  von  Vt^rstortienrn  v(»r  Augen  fuhrt. 

Eroten,  welche  Hliimenpewinde  tragen,  finden  nch  aueb  an  den  Edten  der  Terdeiftoatdee  Pasiphaa- 
Snrkopfaages  im  Louvre  m  Paris. 

Von  Putten  festgehaltene  Gnirlanden  treten  nna  auch  al»  Unrabmiing  einer  Ifaeka  n&d  awner 
ÜOHtcn  an  der  Vorderseite  «nee  Kiadenarkaipliaget  eatgegea,  wdcher  1886  nabe  dar  Via  Salaria  bei 
Rom  gefundt'n  wurde. 

Von  («reifen  gehaltt^up  (luirtanden  zieren  die  SchmaUpitcn  di>a  Aktaion-Saibopliagce  in  Loavre  tn 
Paris«  witkrmd  dessen  Front  von  Hören  gehaltene  Frachtgewinde  aufWdat. 

*)  Vgl.  Karl  IVoernann,  Gesehichte  der  Kamt  aller  2dten  und  Völker,  1.  Bd.  (IflOO),  8.  406/7, 

408.  442.  ifll.  Vgl.  bcii!pieUw(.-i»e  auch  A»ipu»t  Mau.  Pompeji  in  Leben  tin<i  Knntt.  I.fi-r.'it!  (1900), 
Tafel  XI,  femer  fig.  'Jl6ü  und  fig.  268  sowie  tig.         Pas<iuale  d'Amelio,  Poiupoi.    Dipinti  inurati 

scelti.  ur.  III,  ly,  r,  Tin,  X,  XII,  xnr,  xv.  xvi.  xviii,  xix. 


161 


die  madgeUiafte  Keattliiw  der  Pcnpdttiva,*)  mm  T«U  aoeh  eine  gewiaM  QkiefagOltigMt 
gegm  die  Forderung  <?er  N  it  »rwahrheit 

Ueberdies  fehlt  auch  bereite  der  Sinn  fQr  die  organische  DarcbbilduDg  uud 
Gliederung  des  menaeblicben  Körpers.') 

Aber  auch  die  Wiedergabe  der  Tiere  ist  dort,  wn  es  sich  um  VirrfUssler  handelt, 
sowohl  in  Ilif.siclit  mif  iTu-  Qetsamterschpinnnp  als  aucli  in  B*'zug  auf  die  Gestaltung  ein- 
zelner Teile  nicht  frei  von  grüsserea  Mängeln,*)  während  k>ei  der  DarsUiUang  von  Vögeln 
wen^jer  die  Zriobnung  als  die  FarbengebitaK  mehr  oder  tniader  stark  gegen  die  Natarbwie 

Auch  bei  der  Vorfabrung  Tegetabilischer  Element«  kommt  nicht  genaue  Nator- 
beobachtang  zur  Geltung.*) 

Endlieh  leigk  aoeb  die  Art  nnd  Weieei  wie  lebloee  Gegenstände  uns  vor  Augen 
gestellt  Verden,  TOD  gerioger  Beobaebtuogegabe  oad  von  üngeKbiek  in  der  Wiedergabe  d« 

Geliehenen.'') 


')  Man  Uiuthte  auf  dem  2.  Gemälde  nn  der  rechten  L.nl  •aiu-  il'-r  1.  «Irabniwlip  (Tafnl  IV,  No.  2) 
djus  Misüvcrhfiltniii  zwischen  der  KeiterK«iitj»lt  im  Vordergrund  und  den  zu  beiden  Seiten  derselben  er- 
•obeinenden  Oranten,  auf  dem  1.  (lemAlde  dertelben  W«ndfl;Uhe  hIioi-  (Tafel  iV,  No.  1)  den  aiiffallendm 
GrOaMnuntenchied  swiachen  der  Figur  de«  Erlftaen  und  der  am  Gingaug  der  örabldicula  ncbtbaren 
Gestalt  dM  Laanit. 

BhIhjir  hif'für  bipf.  ri  .il!.'  Oemälde  der  Luibun^en  den  1.  An'Owli'  dar:  Man  vergleiehc  da« 
Grössen  verhalt  n  18  zwischen  Lfiuiufl  und  den  Ldwen  (Tafel  III.  No.  2)  oder  iwisthen  der  Bemannung  de» 
Sdliffeii  nnd  dem  Sehiffskiirper  »ellier  (Tafel  III.  So.  1)  oder  xwiochen  dem  J7nt<-n  Hirten  und  dem  Kinde 
auf  seinem  ROcken  (Tafel  IV,  No.  1)  oder  zwiacben  der  als  Jesus  gedeuteten  Oestalt  und  dem  Beittier 
(Tafel  Vt,  No.  2).  Aueb  die  lor  RaumlUlnsg  Tcnrendeten  loienMinlMsbeo  Blttuien  und  deren  BlKtter 
stehen  zum  Teil  iluroh  ihre  CMtso  in  scbarfem  Getpausati  au  den  souat  auf  dea  KIdera  vor  Augan  ge- 
fikhrten  Ge^fenstünden. 

')  Man  fa«.«e  vor  allem  (auf  Tafel  III,  No.  I)  den  OberkCrper  'I  r  S  f  ifer  in»  Auge,  bei  wdcben 
der  Hals  uud  der  Ansntz  der  Anne  gaaa  verkümmert  anehaineu,  fem  er  die  mittlen  Partie  des  Leibea  von 
Jonas,  die  ftu^t  je<ler  W^^lbung  nnd  Kandnng  eraiangipK,  den  weiteren  (auf  TItfel  TIT,  No.  8)  die  Biod»  und 

Arme  und  die  rei  t:t'- S.Mtr  iL-,  lim»! V-..'!»-'.  vm  li,itiM-|  il....-.:ri  r-.t.T-'lii-nk.'l,  imsKerdem  (auf  Tafel  IV. 

Mo.  21  die  H&nde  lum  Anm  ilcr  Ur;i:;lrii  /u  li.-i.ii'u  ^'tiitfu  der  liciierdariitj'llu!:^,'  u.  a.  m. 

*)  E»  mag  in  dieser  Bexiehmur  .i')  il'i  ::;  auf  die  ungemein  unRe^chitktt'  Wii^dergab«  des  fiiudes 
auf  den  Scbulteni  des  guten  Hirten  iTafel  IV,  No.  1)  hingewiesen  werden,  da  dort  der  Uebergang  von 
d«r  Bm»t  des  Tieres  m  dem  Beine  und  die  Strecininpr  de»  Fnsseii  selhrt  in  einer  gtmx  und  i^r  uninnirUeben 
W.'Im'  (l,iiL:i~t..llt  int;  ftu>-''.''l''ni  -ri  dus  Hr-itti.-r  Hilf  (IiTii  iiii:.Ti-n/p-^plrii  }V.\A-  iT.if.'l  TV.  il)  hervor- 
^jsthulnu.  f  ri  wilfhem  der  Vurdtnkiirper  stark  gestreckt,  der  Kopf  aber  wenig  charaktoristwch  enicbeiut; 
des  weiter«  II  .m  :Liif  die  ganz  arfaablonenhafte  AusfUhraBg dar  beidea  LBwoB  in  der  DanielaeeDe  (Tkfel  III, 
No.  2)  die  AufuerlcMunkeit  gelenkt. 

Es  gilt  dies  vor  aOetn  von  der  Daiutellwig  de»  Sebbnbnes  auf  dem  DeekengemlUe  (TafU  n, 
No.  2)  HO  wie  von  dem  pfenenartigeB  Tegel  an  der  Blinaeite  des  Aroosdinma  (Tafel  No.  l).  Tgl.  oben 
S,  121  und  S.  120. 

*)  Man  erinnere  nich  der  flüchtigen  Zeichnung  der  7-ur  RaumfUlIung  verwendeten  !  uM  ii  ihnlii-hen 
Blumen  und  der  aam  Teil  iaoliert  gegebenen  filAtter,  die  namentlicb  auf  der  Danielseene  (Tafel  Iii,  No.  2) 
nnd  auf  dorn  Jonasbilde  fhM  III,  No.  1)  ^nlliieh  wabnwhmbar  ist,  sowie  der  unbaalimmten  Umnaaa 
der  auf  dem  DeckengemlUde  (TaM  II,  No.  2)  swiaden  den  Ouirlaadfln  und  Rosen  eiageatreuten  volt 

entfalteten  Blüten. 

Es  mag  hier  fiuf  djc  obiTlUiehliche  Skizzierung  diT  i'imrl.Lnden  auf  den  verschiedenen  Einrol- 
bildem  verwiesen  werden,  femer  auf  das  Sobilbsegel  in  der  JouasdarstelluDg  (l'afel  III,  No.  1),  das 
pwallel  «ur  Laagsdte  dce  Mmeogea  und  nicht  der  Bnilo  nach  befestigi  «iscbeint,  und  des  weiteren 


152 


POr  dniduB  von  den  kufgerilhrten  Fehlern  und  MiogelD  liesten  sich  nun  allerdings 
auch  au8  frflberen  Perioden  der  Entwicklung  der  chri^iUichen  Kunst  Analogien  in  grösserer 
Menge  beibringen;')  in  ihrer  Gesamtheit  aber  geben  sie  uns  das  Recht,  mit  dem  Ansatz 
für  die  Bntitehungsseit  der  Fresken  des  1.  Anoadiams  miDdestens  bis  ins  4.  Jabr- 
lumdcrt  lifral/ziigebfn.  Durrli  ilcn  l'ni=tanrl  »Her,  das»  die  Kinbrlspitzi»  dfi-  OrRliridiruIa  iD 
der  Lazarusscene  mit  niaem  griechiächeu  Kreuz  bekrüut  ersciieint,*^  werden  wir  an  da* 
End«  des  4.  oder  den  Anfang  des  5.  jAbrhand«ris  verwiesen.  Dieser  Zntansftte  steht 
nicht  in  WjdwBpruch  zu  der  ThatuHSbef  daas  die  nächsten  Parallelen  zu  der  Mehrzahl  der 
in  dem  Hypogenm  dargestellten  Sccnen  immerhin  noch  durch  Frpsken  rörnisi  lier  Katakomben 
dargeboten  werden,  während  die  Analogien,  welche  auf  Sarkophagen  und  anderen  Bildwerken 
jUilgeren  Ursprung»  sieh  finden,  meist  die  Stufe  einer  weiter  «orgeselurittenen  Entwieklnng 
reprlBBntieren. 

Andererseits  kann  aber  bei  jener  chronologischen  Fixiernng,  welche  auch  die  An- 
bringung einer  LeudeuschUrze  bei  der  Wiedergabe  de^  nackten  Daniel  leichter  verständlich 
niaebt,*)  aoeb  die  Waht  eines  Oeii^nBtandes  auf  dBcm  der  Frealcso,  di«  sonst  befremden 

niHv-t.:»,  nicht  mehr  auffällig  ersclieii.en:  ich  nifine  die  Dar-tcllimsj  dns  Einziif^s  Je^;:  in 
Jerusalem,  einer  Scene,  welche  bisher  auf  Katakomben l^ildern  noch  gar  nicht  nachgewiesen 
war,*)  wohl  aW  in  einer  allerdings  wesantlieb  verschiedenen  Anag^ataltung  aaf  Sarkophag* 
leliefs*)  üowie  auf  spiteittn  Strinskulptnien,  Boll-  und  Elfenbeinscbnitienien,  Afiniatoren 
und  Gbwebeo.*) 


auf  den  Grabbau  in  der  LasanuKene  (Tafel  IV,  No.  IK  wo  in  naturwidriger  Weise  iwei  Lftogsbalkcn 
flbereinander  il«ti  oberra  Ah«eh1iM»  <fer  Laagteit«  bexelcbnea,  aof  dem  Oaebe  ab«r  zwei  Rmhen  von 

Stirii7.ip>f<rln  ülicr  i  in  iml  r  -i.  Ii'l.  ir  sind,  ohne  da*ü  gk-ichzeitig  ftiirli  einp  Deilerkniijf  il«'r  FutJPn  der 
DaclizieKcl  augctleutet  wiiro,  wilhivini  der  Utebel  dur  Aedicula  direkt  ohne  ZwiniieDglied  übtx  deu  Eck- 
liilaiteni  aieli  aufbaol. 

*)  Vu'l.  /..  II.  .1.  Wilport  .  Die  Mnlereien  der  Sacnuuentikapenea  in  der  Katakombe  des  bUOsIlistas 
Uö'J«).  «>.  30-  Vgl.  Tafel  IV,  No.  1. 

')  WMiKBd  Daniel  auf  Fretki-n  bis  zum  Anfün);  des  .lahrhunderln  bcklHidct,  dünn  aber  nackt 
dargertellt  lu  «erdeii  pflaffte.  seigen  ihn  iMbesoadere  ravenn»ti^r)io  und  gallische  äarkopbsKreltefa  der 
»pSteren  Jahrhanderte  wiederholt  anch  mit  einer  OewaaduiiK  anK>'tli!in. 

Vgl.  J.  Wilport.  Bull,  di  nrch.  iri^^t.,  serit;  VI,  unno  I  (IKI-A  |)ag.  Uisq.:  nictio  IMaiB  (Flti- 
burg  i.  br.,  IS'Xf),         l!ldgar  Hennecke,  a.  a.  ü.,  ü.  &7  nebst  Anin.  Ü. 

*)  V^t.  oben  8. 127  nebst  Aasi.  S. 

*)  Vgl.  oben  8.  128  neUt  knm.  1  ao«-ie  S.  141  nebst  Anm.  -t. 

*)  Vgl.  die  RsliafiilantelloDg  an  der  ein«»  der  beiden  (wahracheiDlicb  aas  Pola  in  Istrien  entflihttaa} 
vonleren  CihorianH-SBalen  am  Hauptaliar  der  MarkninKirebe  in  Venedig,  welche  fMher  mit  Rfteksiclit 

iiuf  di'n  ClianikttT  der  L-rst  nafbtrii'^jliih  bt-igei'Otzti'n  Inwhriften  ins  11.  statt  in.s  ß.  Juhrhundi-rt  gtnetzt 
wurden  iäarrucci,  a.  a.  0.,  vol.  VI  i,ibinti,  tav.  496,  Ho.i  uebst  pag.  170  und  Veiituri,  a.  a.  0..  vol.  I, 
Sg.  SfiO  (pag.  968)  »wie  flg.  247  (pag.  360)  nebst  pag.  446  sqq.?. 

V({1.  diu»  TT  l/i.llif  von  i»l-Muullska  in  Kiisr  es-Samaa  (bui  All-Kulro)  [Jo8L-|jb  Strxy po wnki. 
Diu  (  bristliolicii  Li.jiikiuu.tT  Ai-^typtena  (Uflni.  QimrtaUrhrift,  12.  B.1.  {lt<'.m.  Tsfel  II,  No.  1  nebst  S.  17  ff.). 

Vt;l.  <la!i  fünfU-ilipe  Eir<Mil>fiti-Di|)t.ychQn  in  Etürbmiailzin  [Jo^ipph  .Strzvjiowsk  i,  Byz.  DotikuiUsr, 
1.  Bd.  imi].  Tafel  I.  N«.  1  nebit  ä.  SM  f.;  Cbarlea  Diehl,  Jiutioien  (1901).  lig.  207  (pag.  652)1. 

Vgl.  aber  audi  das  fUnfteilige  Elbnbein-DiptyolKni  in  Paris  [6arra«cl.  «.  a.  0.,  voL  VI,  tav.  4M, 
Ne.  2  nebst  3. 8&i. 


153 


Die  Fresko^fiririMt'  <](>r  1.  nmbnisolio  Jr-m  Aiifaiif,'  (Ipk  5.  Jnhrhnnflcrt.s  znr.uweiMa 
wird  übrigens  auch  noch  tlurch  tleii  bonstigen  Befund  des  Hypogeuius  emptohlen.') 

Eine  nähere  'W^jrl]i^ll[i^:  iJe-^  Inldllihcn  Schmuckes,  welchen  das  2.  Arco«ol  an  der 
Westseite  des  Korridors  aufweist,  führt  zunächst  zu  dem  Ergebnis,  dass  auch  hier  die 
gicieheo  Qrandgedkoken,  wie  anf  den  Bitdera  der  1.  Orabnbebe  zum  Amdraek  geUngteo. 

Dadurch,  dass  an  rk^n  I.aibiingMi  tk'-^  Arcnjiols  eifwirM-its  der  cjnte  Hirte,*)  andererseits 
ein  pMT  Jonaaac«nen*)  wiederg«gaben  wurden,  wurde  auch  hier  wiederum  die  bestimmte 
Erwsrtaog  tob  dem  Fortleben  der  Seelen  im  Jenseits  angedeutet.*) 

Weoa  hiebei  al^esehen  von  dem  Augetibiic)<e,  in  welchem  Jonas  in  den  Rachen  des  See- 
ur<;etÜTiT;  pestürzt  «ird.  nwh  ji'nf  Scfne  ztir  Darstellung  kruii.  in  weltlier  der  Prophet  ontor 
der  KUrbislaube  sich  der  Kuhe  hingibt,  so  wurde  biedurch  in  stärkerem  Mu^e  noch  ats  dies  bei 
der  in  der  1.  Grabnieebe  gewiblten  Seene  der  Anaspeinng  des  Jonas  dareb  das  Ungebeuer*) 
der  Fall  war,  der  Gedanke  nahe^^elegt,  die  auf  die  Schicksale  des  Propheten  sich  grnndcnde 
AuferstehuogshoffDung  mit  den  im  Todesschlummer  robenden  Angebörigeo  seihet  in  Be- 
siehung ta  setKen.') 

Die  üeberzeagong  von  dam  Eingang  der  Verstorbenen  in  i!;i<i  Paradies  aber  bat 
nicht  nur  nach  dem  Vorbild  des  in  <i#>r  1.  Grabnische  für  die  einzelnen  biblischen  Scenen 
gewählten  Beiwerkt^^)  auch  hier  wieder  durch  die  der  Darstellung  des  guten  Hirten  bei- 

VgL  famer  die  Uuümiant-Katbcdia  von  Kavenna  (Garrucai,  s.  a.  0^  vol.  VI,  taT.  416,  No.  8 
Beb<t  S.  ilf»  Hau*  Graeven,  FrDbelirull.  und  nittelattorl.  Elfenbaiairarke (Sarie      Aua Samnilaiigen 

in  Itulifn  (1900).  No.  03  inebRt  s.  :>i),  Chnrlei  Diebl.  a.  a.  0.,  iig.  179  {jfttfh  M3)  nnd  Tentari,  a.  e.  0., 
tqI.  I,  fig.  802  {\ttt.\;.  325)  uebut  ]mi«.  46S]. 

Vgl.  des  weiteren  eine  Miniatur  dpi>  mit  sini*>men  Letten  ftuf  Porpurper^inunt  t;eg(-hri(-benen 
Eya&g«Uen-God«s  von  Aoaiano  [Arthur  Uuncloff.  Codex  pm]ninas  RosianeDsis,  Tafel  II  nebst  S.  UO  f. 
nnd  6. 91  IT.,  Cbarle«  Diebl.  ».  a.  0^  üg.  45  fpa?.  ISO)  nnd  Tenturi.  a.  a.  O..  vol.  I,  tg.  28S  (pag.  146)], 
nueb  eine  Miniatur  de*  «yrisilien  Kaliiiln^  Codex  Tom  Jnhre  5(16  Iliiirrurci,  a.a,  O.,  vol.  III 
(ISilll.  tav.  137.  No.  2  nebst  S.  CO  und  Vonluri,  ii.  a.  O..  vol.  I.  tiv?.  152  l|ia<<.  162)]. 

Vßl.  eiullieb  ein  fliTypti^cbes  Gewel«!  von  Achniini-Panoi»«!)«  |R.  Fttrrer,  Die  frühcbriiitlirhpn 
Alterthiüner  ans  dem  GriLberfeldo  von  Achmim-Fanopolis  (Straa»barg  i  K,,  1603),  Tafel  XVI,  So.  Vi 
aebit  8. 271. 

AbKOneben  von  den  eben  angeführten  Bildwprkpn,  auf  welehen  Christua  nat  h  Fi  i ;  iiiiii  auf  «ieni 
Reittifre  sitzt-nd  vor  AuK<-'n  RestelU  wird,  nutff  nufb  Krwühiiung  finden  eirierseit)  ein  KUViiWiiirelief 
eine»  Biicbdeckela  des  Domschatzes  von  Mailand  (Garrucci,  a.  «.  O..  vol.  VI,  tav.  454  nebst  Ü.  79  fe 
nnd  Veniuri,  a.  a.  O.,  vol.  I,  fig.  868  Ipm.töi)],  anderaneits  «ine  Miniatur  de»  Cambridge-Evaagelian 
(Oarracsi.  a.  a.  0.,  vol.  III,  tav.  141,  No.  9  nebtt  6.  67].  Beide  Datatellnngen  xeigren  den  EHttier  in 
dar  regcbniU«i(?en  Reiter>f-11 

')  Ich  erinner«  an  dii-  i'juliin Lüt:  •  ilt-s  Iljrpofreams,  das  nahe  dfui  oUcri-U-ii  liajiUe  der  FeUenscbicht 
inaerbalb  des  Katakombenkomplexi-:!  il^r  Mgna  Cas^ia  nachtrilglich  eingetieft  wurde,  ferner  an  die 
Utibereiiistiniinung,  di«  in  Binaicht  auf  Urnndriu  nnd  Aufbau  mit  anderen  Sejrallnalanlagen  der  Spfttseit 
besteht,  des  weiteren  an  di«  itarke  Ansnotsong  mancher  GnlivtKtten,  sowie  inabesondere  an  die  Gnfllti 
di  r  lil.  iiii  ij  Kutak Ulli"  .  tiiiti-r  welchen  nicht  nur  da«  Monogramm  mit  horitontalera  Ciuerbalkcn  un» 
aweiiijitl  ''iitL'fk' 'iitnlt,  »onderu  auch  bereit»  zwei  Kreuze  mit  verlünjferter  Vertikalhaata  «ich  finden. 

-I  Vgl  Tnf.  1  V.  No.  3.         »I  V^l.  Tafel  V.  No.  2. 

*i  Vgl.  oben  (ä.  Idl  nnd)  S.  m  nebst  Anm.  1  u.  8  sowie  (S.  19Q/1  u.)  9. 132  nebst  Aom.  1  u.  2. 
•)  Vgl.  oben  8.  m  nebst  TalM  III,  No.  1. 

*)  Vgl.  Or ü ;  i  i>  M  u  r  II  r  I  Ii i .  Di  un  importante  «arcofago  cristiano  rinvenuto  nclla  ehieia di  S.  Maria 
Antiqua  nel  Foro  romano  iNotizie  degli  ««aivi  dul  mese  di  maggio  1901},  pag.  276. 

1)  Vgl.  oben  8. 18B  uad  Aam.  6  aebsl  TsCeil  III,  No.  1  nnd  Ne.  S  und  IV,  New  1  and  No.  2. 


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154 


g^ebeneD  Guirlanden  uud  rosenäbnlicliea  Blumen  ihren  bestimmten  Ausdruck  gefunden, 
soodern  imbeiondere  ancb  dniob  dw  Deckeogvmild«,*)  uat  irelc1i«iii  wiedeniin  die  beiden 

Pfaue,*)  die  inmitt«n  (ippiger  BlQt«nrankeii  aelb>«t  an  den  aus  einem  topfartigen  Gefass  aaf* 
sprie&Aenden  Blameo  picken,  «af  die  Fremden  der  im  Jenaeiia  Verklärten  binmweieen  be- 
stimmt sind.') 

Analogien  zn  der  lehtReDnnntsB  Dnratolianff  wurden  bereils  bei  der  Beepreehang 

des  FreskensdinnicliHs  der  I.  GrabniNcbe  Dscbgewieiten.  Ausser  einftn  Getnälde  der  Katar 
kombe  Cassia  l  ei  Syrakus*)  kommt  lii«»r  vor  allem  ein  Fresko  un  dt^r  Decke  eine-  Ilypo- 
geams  von  Fünfkirchen  in  Ungarn  in  Betracht,')  de^  weiteren  eine  eingravierte  Zeichnung 
anf  einem  llnrmonnrkopbage  von  Yienne*)  eowie  vwMliiedeQe  Skolpiufen  von  BaTem»,^ 
Venedig")  und  Dana  in  Syrien.*) 

Von  den  nur  fr:itriiii"nt.iri«rli  fr!i;i!t.-nrii  Jonasbildern,  welche  «lif»  linke  Arcosol- 
laibung  schmückten,*'*;  zeigt  die  Öcene  der  Aufwertung  des  Propheten,  bei  welcher  das  S^el 
dea  SehüIiM  voll  eotfidtet  gegeben  ist,  in  eben  dieeem  DeUil,  welches  im  Widenpmeb  sn 
dem  in  der  biblischen  Knählung  enthaltenen  Ilinwei«  auf  im  tolieuden  Sturm  und  d:is 
brandende  Meer  steht,  eine  gewiese  Verwandtschaft  mit  der  «uf  Sarkophagen  fast  durch- 
gängig festgehilteBen  Art  der  DumlaUni^  des  gletehen  EreigniMBt.**) 

Hingegen  nKherte  «ick  die  Wiedergabe  dei  der  Rnbe  pflegenden  Propheten  allem  An- 
scheine nach  ivif'donim  dem  auf  römischen  Katakombenbildtrii  fa^t  >{eti  zu  tage  tretenden 
Typus. Denn  während  auf  Sarkophagen  bei  dieser  Sceue  eine  einfache  Kttrbisstaode 
erscheint,**)  haben  wir  es  hier  mit  einer  aus  Stangen  nnd  Latten  emebteten  Lanbe  m  than^ 
an  welcher  die  Kanken  der  t'flun/.e  sich  vm  einem  schattigen  Dache  veiechlingNI,  lAhreod 
darunter  die  Hu-chenfi'tritiitrt'n  Fiiirbtc  lii'r;iicdt'rliiuii;en. 

Eine  Abweichung  gegenüber  den  römischen  Freskobildern  aber  ist  insofcrne  zu  kon- 
etatieren,  ab  dort**)  dne  Lanhdeeh  meietena  anf  vier  Stangen  ruht  und  mebr  «der  nänder 
wageieeht'*)  oder  auch  gewdlbt**)  erscheint,  während  es  hier  von  einem  vertikalen  Gerflifc 

')  V^l.  T«fcl  V.  S«.  I.  •■)  V^l.  oben  ti.  121»  f. 

*i  Vgl.  olMn  S.  ISä  nebfit  Anmerktug  Ö  sowie  auch  ds  Waal  bei  Fr.  X.  Kraus,  iieal-EncjUopiidie 
der  duHMUelm  AlterOlbmr.  I.  Bd.  <188»,  S.  1«9  ff. 

*)  Vgl.  al'en  8.  Ul  neb»t  Anmerkiinf;  G.  Ab»atz  2. 

•')  V>?1.  oben  S.  145  nebtt  Anm.  5.  VrI.  oben  S.  U'»  ntbst  Anin.  2. 

')  Vgl.  oben  S.  112  niAnt  Anm.  i;  vgl.  a«fh  ^i.  14:-!  nobut  .\nui.  1 — 3. 
«J  VgL  oben  S.  143  nebst  Änm.  &.         *}  Vgl.  oban  S.  lU  mbtt  Anm.  8. 
!•)  Vgl.  TaftI  V,  N».  3. 

")  V;;!.  Ott<^  Miliiiü,  .Tono-x  ituf  Oen  Denkmälern  des  cbristlicboii  Alt«r(uuie  (1896).  S.  54. 
Vffl.  z.  B.  von  römiocLon  t<ark<>)ihuv;en  die  AbbiUnngen  bei  Garrucci,  a.  a.  O.,  vol.  V  (läiU), 
tav  301.  2;  tav.  :iu7.  1  (=  Vf  nturi.  u.  a.  ()..  vol.  I,lig.  m(piig.  IM»;  Garrucoi,  taT.31«b4;  taT.SSO,  1; 
tav.  m  4:  ta*.  S84,  9;  tav.  387,  (10  uud)  11. 

"}  riß.  Uitltts,  a.  e.  €».,  S.  »7.        >^  TfgL,  Hitius,  a.  a.  0..  S.  M  C 

**}  TgL  Edgar  Hennerke.  Altchiistfidie  Meierei  und  altkirolilicbc  Literatur  (18%).  S.  0». 

15)  Vgl.  «.  n.  Gnrrucei,  a.  a.  O.,  voL  II  {1878),  tav.  ö,  (>;  Uv.  i).  0;  Uv.  41,  2;  tav.  bO,  1;  tav.  &1.  1; 
tav.  CS  Vi  nturi.  a.  u.  O..  vol.  I,  1^.  14  fpKg.  17));  Garrvcci,  e.  a.  0^  vol.  II,  tav. 61,2;  toT.71, 1; 
tar.  70,  2;  vgl.  auch  tav.  73,  1. 

M)  Vgl.  t.  U.  Garrucci,  a.  a.  0.,  v«L  II.  tov.  1«,  1;  taT.  23;  S;  tav.  S6. 1  und  3;  tav.  S6, 2;  tav.  62, 1 ; 
tav.  «4,  2;  Veuturi,  a.  a.  0^  voL  I.  Og.  12  (png.  ID). 


155 


schräg  emporsteigt.  Ob  «ach  die  Wiedergabe  der  Qeetalt  de«  Jonas  irgend  welche  EIl;«-!!- 
tUmlichkeit  aufwies,  muss  angesichts  der  ZerstOrong  der  unteren  Hälfte  der  Bildfläche  ganz 
dahingestellt  bleiben.  Jedenfalls  aber  war  der  nackte  Körppr  i]fs  Pi.i](lieten  in  dem  der 
Sp&tzeit  der  chrisüicbeti  Kunst  eigeatQuilicbeo  derben  Rotbraun  gegeben,  welches  nach  den 
aebwecheD  (Jeberreeten  der  Seene  der  Anewerfbng  dortselbat  bei  den  Gestalten  der  Sebiflbr 
»ir  Verwendung  gelangte.') 

Auch  bezüglich  der  DarsteUoog  das  gn!eii  Dirten')  au  der  rechten  Laibung  der 
Grabnlscbe  Ut  der  Erhaltangautiand  ku  niangeihiift,  als  dass  sich  ein  sicheres  Urteil  über 
alle  Einselheiten  der  nriprllngliebea  Kmnporitioa  fällen  lie«se. 

Oecronfibt'r  den  sonst  bpkanntrn  Atihildnngrti  des  PiL-itnr  Itnmis  ahfir  nimint  du  ttM 
hier  erhaltene  <jetuülde-Brucb«t(Sck  immerhin  eine  gewisse  HondersteUang  ein. 

Vor  allen  darf  wohl  auf  dm  jOdiaehen  T/pva  Uagewieeen  werden,  websben  der 
Kanstler  gegen  die  eobttigeu  Gepfloguibeiten*)  den  nnUbüg  wiedevgegebenett  Heilande 
verliehen  bat. 

Abgesieheu  von  der  Darstellung  des  biürtigeu  Christus  auf  dem  Gemälde  der  Marcia  in 
der  Nekropole  Gusia*)  ist  mir  kein  Pendant  su  einer  derartigen  dai  ethnograpbiaehe  Moment 

bernck.*i<^bti)Tiindfn  Wiedergabe  rips  Rrlöjprs  bekannt  pfworden.  Allerdings  kommt  diese 
Eigenttiniiicbkeit,  aus  welcher  man  immerhin  noch  auf  ein  gewisses  Mass  von  kUostleriecber 
Leistungsfähigkeit  seblie«en  könnte,  tnfolf^e  des  abtchenlleben  Kolorites  der  Hautfarbe  dce 
guten  Hirten,  die  in  schmutzigem  Graubraun  gegeben  ist,  weniger  zur  Geltung. 

Uebrigpns  f.lilt  aiuli  für  dir-  Wahl  lines  Kalbes  statt  eines  Lanimpf  oder  Schafes, 
das  sonst  dem  l'astor  bonus  beigegel>en  wird,  ebenso  jedwede  Parallele  auf  christlichen  Bild- 
werken, wie  für  die  Wahl  de*  jangen  Binde»*)  auf  dem  eimebtegigen  Freeko  dce  enten 
Arcosoliums.*) 

Der  Gesamteindruck  des  Bildes  aber  wird  auch  noch  durch  ein  paar  weitere  Besonder- 
heiten ungünstig  beeiniiusst,  flir  welche  ich  Analoga  nicht  heiaabringen  Termag.  Bs  sei  in 
^eaer  Benehung  zunächst  der  .«elt«>anien  Kopfl)ildung  des  vom  guten  Hirten  getragenen 
Tieres  pedncht,  ivelche  elier  den  Oedanken  an  ein  SLliwein  ;ils  an  ein  Kulb  nahelegte, 
während  doch  die  braunrote  Farbe  erstere  Deutung  als  unmöglich  erscheinen  läs»t.  Ausser- 
dem aei  die  Art  und  Wriae  herrotgebobeD«  in  welcher  »of  anaerem  Fresko  die  VorderAbae 
des  Tieres  allein  Anscheine  nach  frei  hinter  dem  liflcken  des  Pastor  bonus  herabhangend 
gedacht  sind,  wiewohl  dieaer  keineswegs  die  in  diesem  Falle  unbedingt  nötige  gebückte 
Haltung  aufweist. 

Wie  dieae  Sehwächeo,  ao  verrät  auch  die  laxe  Formgebung,  welche  bei  den  zur 
Riiuiiifülliiin:  Terwendeteii  Blumen  und  Blättern  zu  tage  tritt,  und  die  rohe  Skizzieninfj;  der 
gleichfalls  nur  durch  Farben  kleckse  angedeuteten  Guirlanden  ein  hohes  Mass  von  FlQchtig- 
k«t  nnd  Obertteblichkeit  oder  anch  Ungeeohiek. 

Vgl.  oben     »0.         *}  VgL  Tafel  V,  No.  & 
■)  Vgl.  Heeser  in  der  Rnl-Eacyklopadie  der  ebiistl.  Alterthaiaer.  2.  Bd^  8. 666  ft}  Henaeeke. 

u.  21.  O.,  S.  91  S.:  Nikolaus  Müller,  Cbristiubilder  (Real'Eai^ldopRdie  fOr  protestantische  Theologie 
iiml  Kirche.  S.Auflage,  4.  Bd.  ILeipag.  1SU6)),  S.  73  ff. 

')  V^'L  Joseph  Fahrer,  FtoiacbaageD  nur  Sidlia  aottenaaea,  Tafil  X,  No.  1  aebit  S.  774  f.  (KHK 
No.  II,  3. 

•)  Vgl.  Tafel  IV,  Ne.  1.        <]  Vgl.  oben  8. 18S  uod  8. 140  nebst  Anai.  1  und  2. 
Abb.  d.  I.  a  d.  k  Ak.  d.  Wiü.  XZIL  Bd.  I.  Abtb. .  21 


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166 


Di*  glaehm  Eigniiehftft«ii  tt«t«n  na»  luefa  bei  dner  nihereD  PrBfong  im  Deeken- 
gamlUw  «tgiBg«Q,  deaaen  ttbermdicnd«  Fwlmiftiiehe  sieht  flbsr  die  Iftogel  der  Ana* 

fthning  hinwegtinschen  krtrn.*) 

Man  beachte  die  eigentnmliche  Gestaltaug  der  beiden  Ffanc  mit  ihren  langgestreckten 
ESrpera,  kleineii  FiOfeln  und  aUsra  liohro,  ftnnlofen  Fünen  aoirie  der  vam  Teil  gw»  witl- 

kürlichen  Farbengebung;  insbesondere  aber  lenke  niun  sein  Augenmerk  auf  rlit-  v'düg  unhe- 
atimmte  Gestaltung  der  Blumenranken,  bei  welchen  unklare  I  mriase  UDd  Terüchwommeae 
Innenzeicbnong  sich  vereinigen,  um  die  Festsetzung  dar  Art,  welcher  die  tot  Augen  gef&faTten 
Blüten  angebören,  geradezu  unmöglich  xu  machen. 

Wenn  nun  aber  auch  die  Mängel  und  Fehler,  w>'1c1h'  in  den  KreskinnHlt  reit  n  des 
2.  Arcraolium«  der  Westseite  sich  zeigen,  es  offenkundig  erscheinen  lassen,  da^  hier  der 
Niedeigang  der  Kamt  in  nooh  etirkerem  Marne  rieb  itlblbar  maebt  «la  bei  dem  bildtieheD 
Schmuck  der  1.  Grabnische,  so  ist  damit  doch  kein  Aiiln---!  ^'i  crcbi  a,  bei  der  chronologischen 
Fixierimg  dieser  in  künstleriacber  Hinsicht  tiefer  stehenden  Ueuiülde  nocb  beträchtlich  Aber 
den  Anfang  des  5.  Jahrhunderte  hinabzugehen.  Denn  der  nieht  nnerbebliehe  Oegeuaatz, 
in  wddiem  die  genannteo  Bilder  zu  den  Predcea  der  1.  Chraboisehe  stebw«  iSert  eich  bot 
GpiincTP  aiK  dfr  Vf.r«rhi<>ilrnli(>it  dt^r  Ifilividdiliött  der  bddeneiti  in Fnige kommenden  KflosUer 

oder  vielmehr  KunstlKiniiwerker  erklären. 

Im  öbn'gen  ist  lii*-  Heiientiinif  di  r  in  unserem  isolierten  Hypogeum  dnr  Nokropolo  Cassia 
erhalteneu  Fresken,  trotzdem  ihnen  in  ihrer  überwiegenden  Mehnalil  weder  ein  hoher 
KoDBtwert  tnkomrai,  noeb  aaeh  rin  herrom^Ddes  Mass  von  Originnlitilt  eigen  M.  dennoeh 
eine  bis  zu  einem  gcniN-itn  Orade  einzigartige:  Weder  unter  den  fibnV'tn  Rc^tandteilen  de» 
Katakomben  komplexes  der  Vigtia  Caasia,  noch  innerhalb  des  daran  grenxendva  Coeweteriams 
Ton  Seat«  Marin  di  Geeii,  noeb  in  der  Nekropole  von  Sno  Oiornnni  oder  in  einem  der 
eonstigen  llypogeen  von  Syrakus  und  fl>!>nson'enig  in  irgend  einer  von  den  mehr  als 
200  Katakomben  und  kleineren  ?epiilki-alanhii.;i'ii  ili-s  i;I)ri^''-u  Si/.ilien,  wt-K-lie  ich  s<At  Jrni 
Jahre  181*2  näher  untersucht  habe,  tindet  sich  ein  zweites  Aial  wie  hier  ein  Cjklus  von 
Oemllden,  welche  alle  von  ein  nnddemeelbea  eaebniologiseheo  Orandgednnkea 
beherrscht  sind.  Ja  seihst  ftir  eine  einfache  Gegenüberstellung  irgend  welcher  Scenen 
des  alten  und  des  neuen  Testaments  ist  unter  allen  Katakombenfresken  von  ganz  Sizilien 
ein  weiteres  Beiitpiel  nieht  Tcrtraten.*') 

»)  Vgl.  Taf«l  V,  So.  1. 

*)  Nur  sn  einielnen  Bndeni  des  Ublüdien  QrUus  lassen  nch  wenigiteas  tanerbalb  des  Ooeme' 

teriums  ilor  Vignii  Oasiia  bei  Syrakus  noch  c-in  i)aftr  Parnllclcn  naohweiv.'n: 

Bnirhatücke  ton  drei  Jonabect-nen  haben  Hjrh  an  Teilen  eine»  MiirtWbelaRei  erhalten,  welcher 
von  der  Verkleidung  eine»  l»o<  ulu.i(traf>eH  in  einem  der  alteren  Ue«t«ildteile  der  Nekropole  C'tM.'ia  staauit. 
VgL  Josepb  Iführer,  Forsohusgen  bot  iücilia  sotterrauea  (iei>7),  6.  77t  (107|,  No.  V, 

Zwei  Darstellattgaa  des  guten  Hirten  sind  neben  den  Gestalten  wetblidier  Ontnten  an  Lociili- 
^Tülfcrn  lies  gleichen  Katakombengsnge«  norh  in  situ  auf  uns  gekemnien.  Tgl.  J.  Fflhrer,  a.  a. 
Tafel  X.  N<-i.  2  und  Tafel  XI.  No.  1  neli>(  «.  776  f.  (106  f.). 

Frasnnent  eines  l'iiBtor  bonus  zwiseheu  zwei  Uranteii  tindet  sich  an  einem  Loculusversehlu«« 
der  unmittelbar  angreuMDden  Katakombe.  Vgl.  J.  Führer,  a.  a.  0.,  ä.lHU  (110),  No.  X,  2.  Aosserdem 
wird  uns  der  gute  Hirt«  auf  einem  Frssko  einer  Arcosoltaibuug  vor  Augen  gsfübcl»  «eidis  grleichlUls 
einem  der  lUte^ten  Bestandteile  des  Coemeteriuuu  dar  Vigna  Cauia  angebOrt.  Vgl.  J.  y Blirer,  a.  a.  0., 
Si.  reof.  diu  f.),  N0.XIV,  i. 


167 


Um  ao  mehr  iat  m  la  beUmeOf  da»  Toacnten  d«  Uffido  RegioDftl«  Hbnamanti 
zu  Palermo  nichts  geidieli«D  iat,  um  die  ««rtvolkn  Gemllde  vor  gSnilieher  YmädiAaag 
ta  bewahren. 

That&ächlich  iat  das  Hjpogeum,  welches  wie  der  gesamte  Katakombenkomplex  der  Vigna 
Caasi»  in  Privatbeaita  gebliehen  ist,  gegen  Beschädigungen  durch  unbefugte  Uünde  ebenao- 
wenip  ppsichert  wie  gegfn  Ans  Eindringen  von  Steinen  und  Eril«',  Scblamrn  und  Wasser. 
Die  Folgen  hievon  machen  sich  schon  jetzt  in  sehr  starkem  Masse  geltend,  wie  ich  bei 
vulbum  leMea  Basoch«  der  Begrftbniaanlage  im  Jali  19W  mit  BedMeni  konatntiavan  naaate; 
tritt  kaina  Abhilfe  ein,  ao  aiad  die  IntereiaaiiteD  Freekeik  binaan  kvraem  Tdllig  seratSrt! 


BrIdKrung  der  Tafdik 

Tafel  I. 
VaiMtab  1:100. 

No.  1.   Gruiulri»»  iles  HypoRenm«  X  der  Vakropole  C.n»ia  hei  Syraku«. 

Ho.  2.  Lftngaachnttt  dnrcb  das  üjpogeam,  nahe  der  W«»t*eit«  de«  Konridgra  genmnrcik 

HiA.8.  LftngsirltDitt  durch  die  BcgifttmwuilKge,  nahe  der  (Mieite  dei  Ganges  genenunea. 

■•.4.  Querxchnitt  ihirch  <lie  beiden  Arcowlien  am  Eingang  det  HyiMigeitni*,  von  innen  gweben. 

Zu  Na.  1—4  vgl.  ilifil 

Ikfel  II. 

Vo>  <'p*amtAn«icLt  <les  prsteii  .Ar<o»ol»  an  <ler  \V.  -t-<it.'  des  (innres;  au  der  Stirnseite  unprtnglidi 
iwei  l'faui-  zu  beidun  SL-it«.'ii  df«  mysliatheu  Ktirl«."-.    Vgl.  S.llVf^      la4.  Ü.  Ul  ff. 

Ito.  2.  DerkengfmüliU-  (liesr!r'<tral)nis<'hR:  zwei  Pfane  und  ein  Bebhnkn  inmitten  von  Gnirlanden  nnd 
Blnnun.  Vgl.  S.  laoS.,  S.  mt.,  6.  1 47  (T. 

Tafel  III. 

Ho.  I.  £nte*  Frrako  an  der  linken  Laibnng  de«  «nt»n  Aremob  der  Weitaeite:  Jonnaacenen.  Vgl. 

s.  i22r..  n.m,6.mt^&.  mt. 

H«.  2.  Zweit««  GemRlde  Ml  dieser  Lubang:  Daniel  awitcben  den  LSwen.  Vgl.  S.  128  £,  S.  183.  S.  1S5£. 

S.  150  ff. 

Tafel  IT. 

Ho.  1.  Erütes  Frt^üko  an  dfT  rf<fhtcn  LiiiViiiiiff  iler  ertten  (.iri«l>iiiiti;lie  der  Wi'ülionte:  Die  Auf^rwecknng 
de»  La/arvin:  der  gute  Uirl*r.     Vgl.  S.  lij  f.,  S.  132  f.,  S.  137  ff.,  ü.  l&Off, 

Ho.  2.  ZwL'ifjs  Ootniilde  un  dicMr  Lfubong:  Per  Einsvg  Je«a  in  Jerutalem  (9).  Tgl.  8.  lasff., 
a.mt^  ä.  141,  &  laoff. 

Tkfel  T. 

Mb.  1.   Deokenjff miildo  de«  zweiten  Artosol»  un  der  Westseite  de«  Korridoi^:  twej  Pfaue  inmitles  VOB 

Blnmenranken  in  beiden  Seiten  einet  tiefitues  mit  Blumen.   Vgl.  S.  129  £,     1&&  f. 
Ho.  ft.  TVeiiko  an  der  linken  Lübuag  dieeer  Onibnüche:  Brueliataclce  von  Jona»«cenen.  Vgl.  S.  ISOf., 

S.  153  ff. 

Ho.  8.  Gemäide  au  der  reubtun  Liubuug  des  Arcobol«:  Fntgmeut  der  Daniellimg  des  guten  Hirten. 
V|^.  S.  131,  B.  11%  8.  IM. 


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.  158 


Infaaltsrerzeiehnis. 


•Seit« 

(TOft  JoMpb  Ftthrer)        ....«.«  lOBff. 


I.  Eapltel  {von  Paolo  Oni). 


ms. 


läge  der  Befr(fil>niaanlime.   G«M-Iiietitt  der  Entdeckung.   BeiehraibnBg  dei  HTpogaumt. 

Bericht  iil>er  Iii-  K( ;.'ehiii«*e  <\cr  A\i«f;ral/iiiifr.  Verhältnis  der  Sp|iulkra]iui1airp  7.11  den 
übrigen  Teilen  der  Nukiopole  ÜAsüia.  AubalUpuukt«  für  die  Be»timmuug  des  Alien. 
Himreii  auf  di»  nHlnliildcr. 

IL  lapitol  (Ton  Joaaph  Fahmr). 

Sritei  Areoaol  «n  d*r  W«stteite  des  Onngfl«  llftff! 

Fresko  an  der  .Stim«»'ite  dw  Grabniscbc.  ■  nii-,|.>riinK  J^f  Laibun^ftn  und  der  üerke  des 
ArwuüU.  Dcckeniieiiiiildp.  Krstes  Fi>>»i«i  an  der  linken  Laibung  der  Grabniscbe. 
Zweite«  (iemaldc  an  der  Laibiinf;  zur  liiiikpii.  Rn^te«  Fresko  ma  dar  rechten  LtitMUig 
des  Anoeole.  Zveite*  Gemikl«  an  der  Leibusg  lur  Bechtoo. 

Zweit«  Orabnieehe  an  der  Weitceite  des  Korridors  lüSff. 

G1ipdenl^^;  <\ff>  ArroHol- Inneren,  llcckon^'^uiiilde.  Frciko  Ml  der  linken  Laibung  der 
Utiibuixcbe.    (jemiüUe  au  der  l.aihunt;  xiir  Keohten. 

HI.  Kapitel  tvun  Juiteph  Führer). 

VMgumq  mt  «kwimlniwkt  Biille>aiiiin  der  9mMi»  4tt  Hypemw  

Frpükogoraiildfi  des  ersten  Arcoüoliunn    ..........  ISSff. 

F.inheitlichkeit  der  Konzeption  bei  den  (Temülden  an  den  Laibunt;en  der  lirabnisctie 
(.\bsthluss  der  Bilder  durih  ("inirlanden  und  Rosen  1:.;  Wiil-rsphieh  mit  deni  .Srli.irt- 
plats  der  Handlang  der  dargeateliten  äcenen,  aber  im  Einklang  mit  dem  Ürund- 
gedanken  stanttidier  Freaken  des  Arooeols).  Die  FreAogwiMa  des  Ejptftam 
Ki'jirüsentanten  einer  eii»cna  rt  i  jfe  n  lokalen  Kuni<t*ntwir>klnng.  Trotz  mnnoker  Eigen- 
tümlichkeiten jedoch  Uebereinatimmunii;  mit  Bildern  den  römiacbeu,  Ik>z«.  oeciden- 
talen  Kunütkrei^e:«  bei  der  iMvurUi  r>  c  Ik  .  d.  n  .Igv:.i>i..>  nen.  der  Lazaru»»cene  nnd 
der  Danteilung  des  guien  Uirt«n;  Uebereinatimmung  mit  Bildern  des  bjrtantiniseheu 
Kniwlbereiclies  bei  der  Darttellang  de>  Bnngs  Xcen  in  Jcniealem.  Analoga  nr 
Wiedergabe  der  /.wei  Pfaue  31«  beiden  Seiten  der  Cista  myütiea;  Analoga  2ur  Wieder- 
gahe von  xwei  Pfauen  und  einem  lt«bbubn  inmitten  von  Ciuirlanden  und  Ko.ien;  Nachweis 
der  Ven'.  i  i'nii^.^  vi  ii  i:iii:  i  lliri--n  h "  1 1 1- n  i 9 1 i seh •  röm i »ch en  Dekorations.wstem». 
Anbalt«putiktt!  für  die  Beurteilung  der  Entstehungsxeit  der  Freskogemiüde  des 
eielan  Ateoeole. 

Freskobilder  der  zweiten  Drabnisclie  IWW. 

Ucbereiuetiniuiung  mit  den  Gemälden  de»  ersten  Arcosola  in  Hinsicht  auf  die  Grund- 
g<>danken    und    Einzelheiten   der    Ii.it^li  l'.nn;.'.     K i  kren  tümlirli !;  k  1 1  ■■  11    1  mh  i  der 
Joaaasceneu  und  der  Üanieilung  de»  gul<>a  Hirten.   Auhaltspunkle  für  die  chrono- 
logieehe  Fixierung  der  FreAen  der  iweiten  Gralntieeh«. 
Zusammenfaai^ende  Bemerkong  Ober  die  Bedeutung  der  Freskogemftlde  des 

Hj-pogcums  nnd  ibren  dermal  igen  Ertuüiungazugtand  158  f, 

BrUAiug  der  Taibln  (voa  Josepb  Führer)   167 


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ABH.  a  I.  CL.  a  K.  AK.  a  WISS.  XXII.  BD,  I.  ABTH. 


TAFEL  II. 


ABH.  D.  I.  CL.  O.  K.  AK.  O.  WISS-  XXII.  BD.  I.  ABTH 


TAFEL  IV 


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M.  D.  L  CL.  D.  K.  AK.  a  WISS.  XXIL  BD.  I.  ABTH. 


TAFEL  V. 


No.  1. 


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1 

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No.  3. 


!  tm«  mcMMuNa  VON  j.  rOHiin».  «uTonmc  von  *.  bruckimmn  in  *''''*c*'('^QO^Ic 

i 


f 


Die  ümsehreibung 

des  Perfektums  im  Deutsehen 

mit  haben  und  sein. 


Von 

Hermann  PaiiL 


Abh.  d.  I.Ul.  (i.  k.  Ak.d.Wis».  XXII.  Ud.  LAbtli. 


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Während  die  traQsiÜTea  Verba  das  amscbriebene  Ferf.  sämtlich  mit  halten  bilden,  wird 
bei  d«n  intnoritiTed  teib  hahm,  teih  sam  varwandat.  Adalnng,  der  hierüber  toerai  ein- 
gehend gehandelt  hat,  sagt  in  9!<>inem  Umständlichen  Lehrgebäude  I,  S.  823:  .Die  Hauptrcgel 
ist  ft^lich,  dasa  diejmigen  Intraositiva,  wobey  das  Subject  tbütig,  oder  doch  mehr  thätig 
als  leidend  gedacht  «erden  ma»,  haben,  diejenigen  aber,  wobey  es  leidend,  oder  doch  mehr 
leidend  ak  thätig  Tui^estellet  wird,  «ej^  bekoiomaii.*  Diese  Hegel  ist  niclit  sowolil  aoa  den 
Thatsnclieii  iilistriihii^rt,  al$  vielmehr  n  prinri  konstruiert.  E.«  lieu'l  ilabei  <li<'  V.ir-te!lun^  zn 
Grunde,  dass  diejenigen  Intransitiva,  die  wie  die  Trauaitiva  das  Perf.  mit  haben  umschreiben, 
eben  darom  mit  den  letataraB  eine  nähere  Verwandtaehaft  haben  nflaaten.  Di«  Schwierige 
keiten,  die  sich  bei  der  Anwendung  ergaben,  konnten  Adelung  nicht  entgehen.  Er  suchte 
sich  aber  darCiber  hinweg  zn  helfen,  oft  auf  eine  recht  gezwungene  Art.  Und  so  hal)en 
seine  Anscbauuageu  weiter  fortgewirkt,  lu  dem  Banne  derselben  befinden  sich  fast  alle,  die 
nach  Adelung  fibar  die  gdiandeU  haben,  J.  Orirnm  nicht  MMgeachloaaen.   Daa  hat 

IttAv.  irifincl^'n  r;rlitii,'on  Krkcniitnisv-pn  im  .••inzflnfn  .^;is  Durclutringen  einer  richtigen  Gesamt- 
auffassuog  verhindert.  So  stellt  auch  neuerdings  Wunderlich  in  seinem  Deutschen  Satsbau 
S.  SIS  die,  wie  aieh  nna  ergeben  wird,  gant  fidaehe  Behauptung  auf.  daas  für  die  Verwen- 
dung von  haben  and  adn  der  Gegensatz  von  Thütigkcit  iimi  Zustand  massgebend  sei;  und 
er  bifhiuiptpt  dips  im  aiHdrflcklichi'ii  G>>gonsat/  /.n  Biikughel,  lirr  in  der  ZHit>i;lir.  f.  ileiitsi'he 
l'hiiol.  32,  72  schon  auf  den  richtigen  Gesichtspuntct  iUr  die  lieurteihing  hingewiesen  hatte. 

Unter  dieaen  Umalinden  aeheint  eine  cnaanunenfuaeode  TJnterauebvng  Uber  die  Fknge 
dringendes  Bednrfnis.    Mut-  iiiilii-n  d.i/n  konnti'  irli  den  folgcnrlpn  früheren  Behandlungen 
entnehmen:   Adelung,  Umständliches  Lehrgebäude  dt^r  deutschen  Sprache  §429 — 433.  ^ 
J.  Grimm,  Deutsche  OrmniDatilc  IV,  Nener  Abdruck  S.  187 ff.   Kehrein,  Orammatik  der' 
deut-^hen  Sprache  des  15.  bia  17.  Jahrb.  III  §  47.    W.  Grimm,  Graf  Rudolf»,  S.  23 
(  Anm.  zu  G''  20).    Erdmann,  GrundzÜge  der  deutschen  Syntax  T.  S.  1^7  ff.    WumiHrlii  h. 
Der  deutsche  Satzbau  *  I,  2U2  ff.   Im  Deutschen  Wörterbucbe  ist  zweiiuHl  im  Zusammenhange 
Ober  den  Oaganatand  gidundelt,  unter  heihm  4*  71—4  und  unter  mn  10,  315—0  (an  lata-  I 
tf>rpr  Stelle  von  richtigeren  Gesicht^spunkten  aus).*)   Der  an  diesen  Orten  zusammengetragene 
Stoff  liesa  sioh  nicht  unerheblich  aus  der  Darstellung  der  einzelnen  Verba  in  den  Wörter- 
bfiehem  vermehren,  die  freilich  ein  darchgiingiges  planinässiges  Achten  auf  die  Verwendung 
von  haben  und  sei»  vermissen  lassen,  abgesehen  von  Sanders.    Dazu  kommt^  waa  ich  direkt 
aoa  d«n  Texten  und  «na  Beobachtung  dur  geaprooluiDen  Spraebe  geanmraelt  habe,  kh 


■)  Wegen  der  AiTfrsiHHiin);  i«i  noch  lobend  faervemmhebea  GOtidnger.  Die  deutache  Spmdie  1, 8. 474  ft, 
«0  aber  nnr  weni^s  Material  gegeben  wird. 


162 


wllnschte,  daüs  dieses  beträchtlicher  wäre,  als  m  in  der  kurzen  Zeit,  sMtdem  ich  S3rstemataaeh 
darauf  geachtet  habe,  werden  konnte.  Indessen  glaube  ich  nicbt,  iam  tick  duroh  reiithwM 
Material  die  GruodzQg«  verscbiebeo  können. 

Wollen  wir  geschichtlich  vorpehen,  i-o  mfissc-n  wir  den  Ausfiüni^  tieluiuMi  von  dem 
Gebrauch  des  Partizipiums  als  reines  odi^r  prädikatives  Attribut.  Denn  fOr  diese 
FtaiiktioQ  aiiMl  iH«  Pattixipia  eigentlich  gesehafEm.  FOr  da«  Prädikat  atud  da«  Torbom 
ÜnitniD  cor  Tarftgnng.    Die  Fartizipialumschreibangieil  aind  erst  jOngeren  Ursprunj^s. 

Unspr  wp^nanntes  Part.  Perfecti  ist  von  Hatis*  an?  ein  Tnhifs  Adjektivum,  dlis  orst 
alimählich  in  das  Verbalsjstem  eingegliedert  ist  und  an  dem  Genus-  und  TempUAunterschied 
bii  sn  ainem  gawiaaeB  Grade  AataH  gawoanen  hat.  Die  Ectwiekelang  hat  dabio  gafHhitt 
dass  die  Partizipia  rlfr  transitiven  Vrrhr»  passiv  geworden  sind,  während  von  intransitiven 
attributire  Partizipia  nur  iu  aktivem  äiuue  vorkommt)«.  Dass  auch  vou  traiwitivaa  Verben 
Reste  von  Partizipien  mit  aktiTem  Sinne  eneheinen,  herdhrt  qdb  hier  nicht  weit». 

Wie  steht  es  nun  mit  dem  Tempus.  Die  Bezeichnung  Part.  Perfeiti  i-t  irreführend. 
Ein  Adj.  bezeichnet  entweder  eine  daueni<ii'  Kipciischaft  oiier  einen  TorfiherjielieiKien  Zustami. 
Im  letstereu  Falle  versteht  es  sich  von  selbst,  dass  der  Zustand  in  der  Zeit  besteht,  auf  die 
dae  Verb.  fln.  weirt,  aomr  wo  das  Gegenteil  darsh  BeisKtie  avadrüellidi  herroijgeboben 
wird.  Tgl.  Hn  ehmtd$  Ua»$er  JiMrt,  «m  /HAer  l^tbt«$  ßfid.  Nicht  andere  Terfailt  es  ai«b 
mit  aiuenn  Pait, 

Wollen  wir  daaaelbe  daraaf  hin  betrachten,  so  vrird  eine  ünteracbeidaDg  ftr  an» 
wichtig,  die  in  den  elaTieehen  Sprachen  eine  so  grosse  BoUe  spielt,  und  auf  die  man  in  den 

germanischen  Sprachen  /nnächst  durch  die  Bfobnchtnnpen  Über  die  Piirtikel  f/a-  (jtr-)  hin- 
gewiesen ist.  Wir  wollen  dafQr  die  aus  der  slavischen  Grammatik  übernommenen  Bezeich- 
nnngen  Verba  perfeetiva  und  imperfeetiva  beibehalten.  Das  Impeifektiram  beidehnet 
einen  Vorgang  in  seinem  Verlaufe,  seiner  Dauer.  Das  Perfektivuni  enthält  die  Beziehung 
auf  einen  bestimmten  Moment.  Es  drücl<t  entwedf^r  <Ien  Abschluss  eines  Vorganges  oder 
das  Geraten  in  einen  Zustand  aus.  Man  küunte  danach  -zwei  Klassen  unterscheiden.  Der 
üoterschted  kommt  aber  für  die  Funktion  des  PiartisipinmB  so  wenig  wie  ftr  den  Gebrandi 
der  Partikel  ij(t-  in  Betracht. 

Von  den  einfachen  Verben  können  noch  jetzt  viele  und  konnten  früher  noch  mehr 
sowohl  perfektiv  ab  tmperfsktiT  gebraucht  w^den.  NamentUeh  gilt  diea  von  den  tranritiTen. 
Die  Zusammensetzung  mit  Präpositionen,  die  von  flaose  aus  Kicbtungsbezeichnungen  waren, 
bewirkt  normaler  Weise  perfektiven  Sinn.  Indem  eine  solche  PKrtikel  '/"-  (ge-)  ihren  son- 
stigen Bedeutungsinhalt  eingebOsst  hatte,  war  in  der  älteren  Spruche  ein  Mittel  gegeben,  die 
pwihktiTft  Nator  des  Verb,  mm  Anadmok  wa  bringen.  Dieses  Mittel  iat  aihnählieh  wieder 
verloren  gegangen.  Für  dsvs  Part,  vfr^a^rt  es  schon  im  Ahd.,  indem  ilie  Partikel  ga-  hei 
demselben  fest  geworden  ist,  gleichviel  ob  das  Verb,  perfektiv  oder  imperfektiv  ist. 

Betraehten  wir  nun  unter  BerOekmehtigung  dieses  Gceichtspunktas  soniehat  das  Pari 
Passivi,  so  kann  sich  die.ses  entweder  an  perfektive  oder  an  imperfektive  Funktion  des 
Verb,  anschliei^n.  Im  letzteren  Falle  verhält  es  sich  tempoml  eennn  wie  ilri>  P:ut.  Präs. 
Aktivi.  Man  vgl.  z.  Ii.  die  von  vkr  Männern  i/rtragcm  Jxist,  das  tw»  ikttäen  getragem 
Dach,  da»  am  ZSgd  gduOkitt  Ff«rä,  des  Mar  gekOte  ISnd,  num  AseAgodUUMsr  Rwnd, 
mit  ßefyefShltm  {-eag^umdaiem)  Danke.   Dagegen  ihr  daa  Part,  einea  PerfidttiTUUM  ist  die 


16S 


Bezeichnung  i'art.  Perf.  insofern  gerecbtferiigt,  als  es  auf  einen  i»cbou  ToUzogeDen  Vorgang 
febi.  NiehtBdMto««Biifer  drückt  «t  abwr  mcIi  eisMi  m  ier  Zeit,  um  die  es  sieli  bandelt, 

iio<:h  hesf^benden  Zustand  ans,  den  Zustatiii,  welcher  die  Nachwirkung  des  durch  das  Verb, 
bexeiclitieten  Vor|puigea  iat.  Es  wird  nicht  etwa  gebraucht,  um  aazugebeo,  daw  der  Vor- 
gang »berhaupt  eioinal  atattgiefandeD  bat  £Sm  hegotamer  Pudel  ist  nicht  ein  Padel,  der 
einmal  begossen  worden  ist,  sondern  einer,  der  noch  nass  ist  in  Folge  des  Hegiessens;  ein 
bdadener  Waijen  ist  ein  Wahren,  auf  dem  sich  die  Last  noch  befindet,  äne  gdadene  Flinte 
eine  solche,  aus  der  die  Ladung  nicht  wieder  herau»geuominen  oder  abgeschoBaen  ist,  än 
heaetttar  JPIMv  einer,  der  noeb  oicbt  wieder  frei  geworden  ist. 

Partizipia,  die  imperfektivisch  gebraucht  werden  können,  sind  ausser  den  schon  ange- 
fahrten z.  B.  die  folgenden:  ycstiiUl,  gedrückt,  gedrängt,  geplagt,  gequält,  geführt,  gelötet, 
gelenkt,  geschoben,  gebogen,  getrieben,  geschüttelt,  gehetzt,  gejagt,  gesucht,  gekannt,  verkannt, 
geaktU,  geachtet,  verachtH,  gdtasst,  gefnaam,  gmM,  serdbf,  gadtSlttt  geMdet,  gtffieg^  ge- 
hegt, gehiitsih'U.  fjiTi'-hl-'x'if ,  tjestört,  geängstigt,  anges*'h'ni,  amreschanf.  avfirsfmtnt,  anarffindd, 
aag^ochten,  angezweifelt,  bearbeitet,  beargwöhnt,  beaufsichtigt,  bedauert,  benutleidet,  beklagt, 
h^mHmert,  betrauert,  beuänt,  MSorf,  beärvkt,  hefMet,  hfdU^,  beengt,  Uf&dt,  bdattä,  be- 
gafft, beaämd,  betrachtet,  belauscht,  bdaueri,  hefürchtd,  begehrt,  beglüdd,  begünsügt,  behandelt, 
misshandelt,  behindert,  behütet,  beicacht,  beschirtnt,  beschützt,  belagert,  belacht,  bef-ticltelt,  be- 
lastigt, bekämpft,  bestritten,  benagt,  benutzt,  beschienen,  bestraJdt,  besonnt,  besdinuppert,  be- 
adtaUet,  beeptSt,  beetämiif  betriebett,  beeemumdet,  beieüiet,  bemuUeri,  bewohnt,  beuemiert,  erhe0, 

ersehnt,  rrxfreAt,  encartff,  rfTah<fhntf,  vrfin'hfrn,  cirtriilii/f,  arffHiit,  rerhöhut,  ccrxjK'ttet,  rer- 
lackt,  versehen  (Antt  und  dergl.),  vertrieben  (Waare),  vertreten,  vencahrt,  venmitet,  umstanden, 
undatiert,  umflossen,  umkreht,  ünmmkl,  nmedHedt,  «tnsjnelt,  iims^affet,  untuorben,  übaragf, 
iäerdauert,  überwacht,  unterhalten,  unterstütsi. 

Viele  können  daneben  perf^'ktirisch  •jphrnucht  werden,  vjjl.  der  i'im  einem  Knaben 
geführte  {gleitete)  JUmde  —  schon  an  den  iiand  des  VerdeHtens  gef  ührt,  fand  er  doch  noch 
«j»  Betttmganüitel;  ein  von  vier  Pferden  geaogener  Wagen  —  die  etna  Land  (ema  dem  Waaeer) 

gezogene  Lcirl'\  Die  Mehrzuh!  allerdinj^s  erscheint,  von  besonderen  Ausnahms^Ien  al.iu;e- 
flehen,  nur  perfektivisch,  auch  wo  da«  Verb,  imperfektinscb  gebraucht  werden  kann.  So 
kann  x.  B.  iadten  sein  ,zn  Ende  backen*  oder  «mit  Backen  besobiftigt  sein*;  aber  ge^ 

backene  Fische  sind  solch«',  au  denen  das  Backen  Toll/ogea  ist.    Aidinli<  Ii  verhält  es  deb 

mit  ijrl'iichf,  <ii:s(>(tfn.  ijiscltnort .  i/'hnih».  'iiri^sf/l,  (/ihniii/,  i/'  inisrhi  n,  (/rschi  ii'rf,  fj'Sal^en, 
gepükeii,  gedorrt,  gerutuhert,  gehetzt,  gemalen,  grneben,  gebügdt,  genäiit,  gejlickt,  geschnürt, 

geetrUM,  gesHM,  gefloMen,  geietinden,  gedr^,  gedredueU,  geadmuedet,  gAont,  geinmmert, 

[iriKii/rlt,  '/rlrllrrt,  gewellt,  //' vy«,»»*  /».  (ituiulf,  gezeichnet,  geschrieben,  gedruckt,  <jestrichen,  ge- 
putzt, geschmückt,  gc^üft  und  vielen  andern,  namentlich  auch  mit  den  aus  Adjektiven  abge« 
leiteten  wie  getrodtnet,  gemarmt,  gekühlt,  gebleicht,  geglättet  eto. 

Manche  Verba  k&noen  entweder  «inen  einmaligen  Anstoes  ausdrücken,  dun  Ii  den  ein 
Zustand  Iierb*>ipeff1hrt  wird,  ocjer  eine  fnrtdatiernde  Wirkunp.  v^l.  i  rU  urlili  ti,  In  Imrlitm, 
erfreuten,  ergiitzen,  belustigen,  betrüben,  beunruitigen,  ärgern,  betauben,  benihren,  beweget),  bc- 
aanAem  n.  a.  Je  aaehdem  dai  Part,  sieb  dann  so  die  entere  oder  die  tetitere  Terwendaog 
anschliesst,  ist  es  perfektiv  oder  imperfektiv;  der  Untersi  liied  verwiticht  sich  aber  leicht. 

Bei  manchen  Verben,  die  von  Hause  aus  perfektiv  sind,  ist  später  eine  imperfektive 
Verwendung  entwickelt,  indem  sie  nun  das  Aufrechterhalten  der  Wirkung  ausdrücken,  deren 


164 


UerbeifUbrung  sie  arsprttnglicb  bezeiclineten.  i:^  ist  Männer  umgtüu'n  (^ttuuingtcn)  Um 
nnprtnglieb     ,ne  ttellten  sich  nm  ihn  herum*,  kMa  j«fati  iih«r  Meh  Min  =  ,nc  ifattwlen 

um  ilin  benim*.  Zum  Sulij.  von  iiimirL'n  kann  auch  ein  leliloser.  untliütij^or  (icgonstand 
gemacbt  werden,  der  in  andern  Fällen  nur  ala  Mittel  neben  einem  thätig«n  Subjekte  gedacht 
wird.  Man  Hnn  'nicht  blo<ts  sagen  er  umgah  «K«  fifatft  mt  ehwr  Mcaur,  mndeni  «ooh  änu 
Jfamf  imufiiht  die  Stadt,  Im  letzteren  Falle  ist  das  Verb,  immer  imperfektiv.  Ein  ent- 
Rprrclienilcs  Verhältnis  haben  wir  bei  nit  Iit  weniiri  ii  Verben,  vgl.  er  verband  die  bekh  i>  Vjfr 
durch  eine  Brücke  —  üm  liriicke  verbindet  dir  hetden  Ufer;  ferner  Bande  der  Freundschaft 
verhtäpfm  midi  not  ihm;  än  bmtkt  ffesaelf)  mtdl;  tße  Mpen  sdiädm  ifreiMe»)  Umlieft- 
land  von  Italien:  das  Mitr  betfrcn^t  die  X<frdst'i<e  der  Stadt;  das  (icbirije  beschränkt  die 
Aussieht;  der  Mantel  verhüllt  ihn,  hüllt  ihn  ein;  der  Wall  deckt  «tut  vor  de»  Geschttssen  der 
Fände:  trisehes  Grün  heded^f  tße  Erde;  Wölken  nrdecken  tti«  Smne;  (Re  Erde  birgt  grosse 
BeJiüt^c:  der  Strauch  verbir-jt  mich  Um;  HUgd  tamacMiessen  die  Stadt ,  dn  Gdähde  vendämat 
ftiir  fix  Muii'l:  fin  Schlaifbauni  rn-'^prrrf  dir  Sfra:<sr.  Ffir  Aa-n  Sinn  des  Part,  ist  es  dann 
ziemlich  irrelevant,  ob  es  au  den  perfektiven  oder  an  den  imperfektiven  Sinn  ded  Verb,  au- 
gcsehloaeen  wird. 

Auch  einige  .Ausnabrnsfälle  beatitigvn  du  Regel,  dass  das  Part  einen  noch  forldaueruden 
Zustand  l»czcichnet.  Zu  dem  imperfektiven  brauchen  giebt  e.s  ein  adjektivisches  ifihraucht 
in  perfektischem  Sinne.  Aber  man  wendet  auch  die-scii  nicht  an  um  auüzudrQcken.  dass 
Oberhaupt  einmal  eine  Benntsung  «tatligefnnden  hak,  sondern  es  lie^  darin,  da»  Sparen  det 
0>>brn<ichf;<!  hinterblieben  sind.  Entsprechend  mhUt  ei  Hch  mit  jjwfrvt^eN,  TgL  achon  bei 
Waltber  v.  d.  Vogelw.  getragene  mit. 

Ich  habe  mich  xunlehst  an  neuhochdealache  Verbiltntne  Rehalien,  nm  mich  anf  da* 
lebendige  Spracbgefohl  stQtzen  zu  können.  Die  der  älteren  Sprache  eind  nicht  weeentlieb 
davon  verschieden.  Prä.«eiüis(  b  i;ebrancht  n  inl  im  T^nt.  /,.  H.  fraisans  =  Trnoa^oiinoi: 
fraisam  fram  Saianin  Marc.  1,  fraisans  fram  dtahulnu  Lue.  4,  2;  hulduns:  hairtla  siceine 
heädana  ot  Pamma  fmrgm^  Marc.  5,  11;  Ehnlieh  Matth.  8,  30;  Lue.  8,  32.  SnbetantiTiertee 
leÜSi^s  bedeutet  .Lelirliii,'*,  .Srhüler*,         Job.  (i.  AT.-  Gi<l,  6.  G. 

In  prädikativer  Verwendung,  deren  Ausbreitung  auf  Kosten  des  alten  Passivs 
erfolgte,  and  die  dieaea  Terdiängte  nnd  ersetzte,  konnte  das  Part  niniebst  kein«  andere 
Bedeutung  haben,  als  in  attributiver.  Es  enUpricbt  meiner  Doppelnatur,  dasü)  im  (>ot. 
ist  zur  Umschreibung  sowohl  des  Prü  .  als  lie-i  Perf..  uas  zur  Umschreibung  des  Imperf. 
sowohl  wie  des  Plusqu.  gebraucht  wird,  während  die  Umschreibung  mit  war^  den  griechi- 
aehen  Aorist  wiederfpebt  Anch  in  den  ältesten  althoehdeotsehen  Denkm&lem  fiberwiegt 
noch  die  UmsclireibnKL'  tnit  uuejvtn  für  das  Priis.  Erst  allmählich  konnut  nm-rdan  zur 
Uemchaft,  dem  jetzigen  Gebrauch  entsprechend,  und  nun  wird  uuesan  ißin)  auf  die  Um- 
schreibung des  Perf.  beschränkt.  Diese  Umschreibung  nimmt  ihren  Ausgang  ron  dem  per- 
fektiven Gebrauch  des  Part.  Zur  Entstehung  eines  wirklichen  Perf.  war  aber  noch  eine 
Funktionsvf'r-Mliit'li:iiitr   ('rfiriltrliili.  indogermanische      iF.  kduiitr   i'iii    lüsih   in  der 

Gegenwart  fortdauerndes  Ket'ultat  eine.-«  in  die  Vergaugeubeit  fallenden  Vorgangs  ausdrücken, 
aber  anch  einen  Vorfall  der  Vergangenheit  ohne  BOeksieht  daranf,  ob  er  ein  Resultat  in 
der  Gegenwart  hinterlassen  liat.  Üelbrück  (Vgl.  Syntax  4,  177)  hält  die  erstere  Funktion 
für  die  urspröngliche.  Ich  ghiulie  kaum,  das»  diese  Auffai«sung  richtig  ist.  Aber  mit  dem 
umschriebenen  Perf.  verhiUt  es  sich  wirklich  so,  dass  es  aus  einer  Resultatebeseichnaag  an 


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165 


einem  Tempus  der  Vergatiiretiheil"  geworden  ist,  w'jhfi  also  das  Part,  eine  Funktion  erlangte, 
die  4»  ia  attributiver  Verwendung  nicht  hatte,  üierbei  ist  aber  die  £utwickeluDg  nicht 
•lekeD  geblieben,  indem  abtt  dea  looldirt  Tenreodeten  itt  im  eigentlichen  Perf.  ist  leordm 
eingetreten  und  so  die  Umschreibung  des  Pass.  mit  tcirilr»  ;ran/.  durchgeführt  ist.  Die 
frühesten  Beispiele  finden  aicb  im  Anfang  des  13.  Jabrh.,  vgl.  hu  was  es  ouch  über  des  järes 
jöl,  doM  Gahmurd  tjepriset  v&  mu  wurden  da  m  Zammime  Pnniral  57,  29.  Eni  aUmihlicli 
ist  die!«e  Perfektbildung  zur  Herrschaft  in  Soddeatscbland  gelangfc  und  dann  durch  die  Gram- 
matiker Iiis  Jie  allein  richtige  hinge-t<  llt.  Die  t:or>'Meuts(  lio  Fmpanj?ssprachf»  ist  bei  der 
älteren  einfacheren  stehen  geblieben.  Die  neue  Bildung  bietet  den  Vorteil,  da«$  nun  das 
eigentliofae  Perf.  fon  der  ReBoltetsbennehDnng  nntenebieden  werden  kann,  der  Wärfd 
is(  (jeuorfm  {worden)^  die  Zdeile  itt  lakMet  (werden),  et  itt  gebeten,  veiMe»,  eriaubt 

{uwdrn). 

WcndcD  wir  uns  jetzt  zu  dem  aktiven  Part,  der  IntranaitiTa.  Hier  gilt  fDr  die 
Perfektiva  wieder,  dass  daa  Part,  daa  Resultat  des  Yoigangee  beieiebnet.    Von  den  Imper» 

fekliven  »her  wird  ein  Pnrt.  in  attrihntiviT  V'-ru-ptidiini;  fiborhaupt  nicbt  gcSiriuHlit,  und  das 
ist  ganz  natürlich.  Nach  der  Auabgie  der  passivischen  Partizipien  wüsste  dasselbe  Ja  eine 
Funktion  baben,  die  von  der  des  faxt.  Ptia.  in  niefats  nnteraebieden  wSre.  Ei  wSre  aleO'/ 
eine  ganz  flberf!Us.<iige  Bildung.  Denn  es  kann  anderseits  eiicnsowenig  wie  das  passive  Part. 
ausdrQcken,  dass  ein  Vorgang  Oberhaupt  pinmal  stattgefunden  hat.  Man  kann  daher  nicht 
sagen  dti  gelaufener  Hund,  auch  nicLi  mit  solcheu  üestimmungeu  wie  ein  lange,  zwei 
Stunden,  angestrengt  gtiaufener  Sund,  wohl  aber  än  gngdamfener,  dn  enüaufener  Hmd, 
f{'n  iiiujdtntfnirr}  Snrhi-irhfrn,  dir  aufgiianfentn  Schulden,  di(.s-  atujtlauft-nc  Faisier,  nüch  das 
ia  den  Hafen,  vom  Siaj^l  ydaafene  Schiff.  Wenn  TbUmmel  (C,  97)  sagt  dem  langgedauertes 
Daaän,  so  ist  daa  eine  fehlerhafte  Neaerong.  ^ 

So  ist  es  dann  natürlich,  dass  auch  als  Prädikat  nur  das  Part  TOB  |ierfektiven  Verbeut 
p«*brn»icht  weri^pn  konnte.    Nur  diese  konnten  auf  solchem  Wege  zur  Bildung  eines  aktiven 
FerfektumH  gelangen.  Man  findet  bei  den  Grammatikern,  die  darüber  gehandelt  haben,  an- 
gegeben,  daat  im  ftiteren  Ahd.  nur  die  UmsehreibuDg  des  Perf.  mit  sän,  nicht  die  mit 

haben  vorkommt.  D.nluich  kann  mau  leicht  zu  dem  Irrtume  verleitet  werden,  da»s  die  Verba, 
die  später  da«  Perf.  mit  haben  bilden,  dasselbe  früher  mit  «o»  gebildet  hätten,  verhält 
es  sich  niobt.  Tieimehr  konnte  tmi  donedbtD  tllwrl»iipt  kein  Perf.  gebildet  wgrdea.  Die 
Verba,  von  denen  schon  ans  dieser  Zeit  ein  Perf.  mit  aän  belegt  ist,*)  sind  simtlick 

Perfektiva. 

Auf  eine  andere  Weise  sind  die  Transitiva  zu  einem  aktiven  Perf.  gelangt.  Bei 
ihnen  wurde  snevst  (seit  ca.  800)  ketben  (oder  akd.  eigan)  angewendet.  Bekanntlich  bedeutet 
eine  Umschreibung  wie  ih  haben  funtan  urspriinglieli  »ich  habe  es  als  etwas  Gefundenes'. 
Auch  diese  Perfektbildung  ist  also  ursprünglich  UesultatsbezeicbnaDg,  was  nicht  nur  aus  der 
Natur  des  Part,  folgt,  sondeni  mek  awÄ  nua  dem  dabei  Turwendeten  Verb.  lin.  ecgieht,  üm 
etwas  dem  indogennanisehen  Perf.  Gleichwertiges  so  aebaffni,  bedoifle  es  noch  der  gleichen 

')  Die  aus  Otfrid  *\\\A  aufgojyllilt  l>ti  Kiiliuittiii.  Sjntjix  Otfri«i«  I  S  •'•''l-  Nach  ihm  wiiren  fs  Wrlia 
de*  Verharren»  in  einem  Zusliindf  und  «ic»  Ueber};un|{a  in  oineu  untlc-ni.  Zur  emtcrcn  Klttss*  werilcn  a>i- 
rscfamt  bäHwn  und  Uggan.  Was  da«  letstere  betrifft,  m  ist  der  eimdg«  Beleg,  ao  den  er  gedadit  haben 
kann  wde  M  fNMi  ^cysM  wwt  tftcf  NN4r  III,  2S,  48,  wo  yitcpim  noch  gans  adjektiviidw  Re>ultal»beseich- 
Bvng  SU  fSUgm  s  ,suni  Uegeu  konneii"  ist  (s.  u.).  Ueber  Mtibon  k.  u. 


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I 


166 


F'inktinnsver8chi*'biinp  wie  beim  Pas«.  Dies«  ««tut  schon  eine  Verdunkelung;  dc^  ursprtlng- 
hcuen  Sinnes  Toruus.  Damus  ergab  sich  weiter  eine  Oliederung^verschiebung,  indem  z.  B. 
in  dem  oben  aogafthrtaa  Beupid  ir  als  abhlngig  fon  hdbi»  fiaUan  «miiftatMltD  ward*  aash 
Analogie  der  Atihäiipigkcit  von  findni  oder  fand.  Diese  ümdeutiing  findet  ihren  sprach- 
lichen Anadrucic  darin,  da&>  das  Fart.  nicht  mebr  wie  ursprünglich  mit  dein  Ubjektwoc 
koiDgroi«rt  (vgl.  B.  Im  Otfrid  at«  eigvn  mr  ^nomamn  Jiofia»  inMn  mliMHi),  tondeni 
immer  in  der  flexionsloMO  Form  steht. 

Di  r  letzte  Schritt  war  nun  eine  Ueb^rtrufrung  der  ho  gewonnenen  Hil  lniitjsweise  auf 
diejenigen  Intransiti va,  tou  denen  bis  dahin  kein  Perf.  gebildet  werden  konnte.  AI« 
Voratnf«  d«o  kSnnen  wir  aoleba  Pill«  belnehtoa,  m  d«n«a  neben  einem  truritiven  Verb, 
das  Obj.  nicht  ausgedrückt  ist.  Dafür  haben  wir  zwei  Belege  srbon  bei  Otfrid:  I,  25,  11 
Idz  ie  sus  ihuruhyän,  sü  wir  dgun  mu  ^^proütan  and  I1L|  18,  3C  nu  gene  tU  eigm  mu  gida» 
(nun  jene  alle  so  getfaan  babeo).  Aber  ertt  bei  ITotker  finden  wir  die  frfiheeten  hochdeut- 
eelieil  Belege  für  die  Unuohrttibnng  mit  haben  bei  Intransitiven.  Auch  bei  ihm  sind  die 
Belege  noch  nicht  /.:ihireich,  und  her  cii^m  t-iu  imllifs  .THhrhiinilcrt  jnngern  Williram  habe 
ich  keinen  einzigen  gefunden.  FrGher  bat  nich  die  Entwickehing  auf  niederdeutschem  Boden 
▼olbogen.  Im  Heliand  findet  eich  die  Umacbreibttng  mit  habe»  bei  vier  Intramdtiveo:  fäha» 
greifen),  fimimHtkm,  Uttkm,  gangem,*) 

Nach  dleaem  Ueberblick  über  die  gfochichtliche  Entwickeluug  versteht  es  sich  eigentlich 
▼on  eelbst,  wie  nniprQnglicb  die  Verteilung  von  lutlnn  und  seht  bei  den  Intransitiven  gewesen 
ist.  Dif  Ornndregel  ist.  wii»  lü.s  Rehairbel  a.  u.  0.  an<redeutet  hat:  Die  Perfcktiva 
bilden  das  Perf.  mit  sein,  die  imperfekti  va  mit  haben,"^)  Um  dies  einzusehen,  oiu&s 
BNi  oatOrKcb  znniehet  eine  ricbtige  Voratellnng  von  dem  Unterscliiede  zwiachen  perfeIctiTeD 
and  imperfektiven  Yerbvn  haben.  Es  zeigt  sich  dabei,  dass  in  maii«beil  Taika  «üie  lltr 
nns  zunücb't  hefr?m'iliche  Auffassung  stattgehabt  bat.  Berücksichtigt  ntuss  femer  werden, 
dass  leicht  eine  Verschiebung  der  Auffassung  in  Verbindung  mit  einer  bonstigen  Vet-scbie- 
boog  der  Bedeutung  eintreten  konnte.  Beeonlem  lAer  rind  die  onprODgiiehan  VerUUtnime 
duilurcli  in  Verwirrung  geraten,  das.«,  wo  bei  df>m'?elben  VorViiim  nr'prftn^liph  der  Regel 
gemäss  iMÜcn  und  «et»  wechselt«,  später  Ausgleichung  zu  Gunsten  des  einen  eingetreten  ist, 
tmi  «war  Vberwiegead  so  Goniten  von  will.*)  Diüiei  aind  avek  mandartliebe  Untenehiede 


')  S.  B(  h  iirlu  l,  Syntax  dt-*  H.  tintnl  §  tOI,  Wcuii  Bpha);hel  weiterhin  bemerkt,  dass  nu«»«  dienen 
riemi  «Amtliche  neutrale  Verlm  uuoiih  unii<.'bmi'u,  so  i«t  da^  aicher  falsch.  Ek  kann  nattlrlich  keine 
Bede 'davon  sein,  da««  von  »Htntliclieii  Verben  die  Perfektumschrvibnnp  belejrt  i.''t.  Man  sollt*»  bei  der 
«onst  DO  aaiAlhrUobai  DanteUnnf  «rwarien,  dass  di«  wirklich  vorkonunenden  Umscbnibiin|;cB  voUstftndig 
auff^ezüblt  wftren. 

»)  Diese  I!''tr>'l  u-itt  ur^^i  riin:;!]!  J;  Mn  li  fi'Sr  da«  Niederländische.  Englische  und  Skandinavischi-.  rr>t 
durch  die  »pUtere  Entwickelung  «»uil  üuierschiedc  entstanden.  Auch  bei  den  romanischen  Sprachen  wird 
■no  von  einer  entsprechenden  Orundlafje  nmiugehen  haben. 

*)  Dabe^reiflich  ist  mir,  wi«  Woaderlich  {B.  203)  das  Gegenteil  behaupten  kann.  Zwar  ist  Mben 
«pSter  aufiretreten  aU  min,  aber  das  i^acbah  doeh  niebt  auf  Koateu  dei  lelsteren  fa.  oben  S.  166).  and 

Hr'tili'iii  briili'  u1ii\-h;iii;it  liuiiliiirri.-r'Ti,  i-t  li  ih'-n  nur  unter  beiondf-t.-i'  rmst.uul.'ii  iiti  (Iii-  Sti-II«'-  vor,  "''in 

getreten.    Die  Falle  möcht«  ich  wohl  kennen  lernen,  io  denen,  wie  Wimderlicb  behauptet,  das  Verbum 


•obstantiviun  manchsa  Poiten,  den  es  in  den  Huedartca  Itasst  eiagebflssl  hat,  nur  aoeh  in  dar  Sehrift* 
spiaehe  festhUt. 


167 


entatandeD,  indeni  in  Sfiddeutscbluid  sein  ein  betiüebtlich  giQMerec  Gebiet  gewonnen  h«l 

als  in  Xordtleutschland.  Aus.serdera  finden  sich  iint  h  niiinclie  Ausweichuiifren  in  Folge  der 
Abstumpfung  des  SpracbgefÜbk,  für  die  ücb  nicht  immer  eine  VeranUssuag  angeben  läs»t. 
Betrncbten  wir  nnn  die  vorliegenden  VerbtltniMe  im  Einzelnen. 

Imptirfekti V  und  darum  das  Pi  rf.  mit  hnhen  bildend  sind  bei  weitem  die  meisten 
uicl>txu!>ammeuge«>(sUt«u  Verba,  Tgl.  urbeitetiy  sinelen  (urspcQngUcb  uicbt  tran^titiv),  acheru, 
htkrmt  Aofte^N,  metsMiR,  fieäd»,  geigen,  pfeifen,  kegeln,  kug^  apeUen,  eehmemen,  fr&t- 
stUcUcn,  graifdi.  Ifopfeti,  porhm,  bete»,  beHeln,  flclieri,  schmeicMn,  losen,  danken,  höhnen, 
»pottm,  flmhisH,  troUen,  werben,  strebeut  trachtm,  zielen,  huhlni,  blirkcn,  schauen,  gaffen, 
AofieXeN»  JatweÄe»,  fondttn,  s(awntn,  streiten,  kämpjen,  hndem,  rini/fn,  fechten,  zanken, 
läageoy  irauem,  jawmens,  juh.  hi.  si'hcreen,  spns<ien,  schimpfen,  grollen,  zürnen,  raient 
tohrn.  ar-hmnlloi .  I,'rrs<hin,  iliintii,  hausen,  hotixivnri,  li'nit'irrty. .  iimilihi,  eaubern,  hexen, 
Uiiji-n,  trugen,  heucheln,  siotdigen,  frefelu,  prangen,  prunken,  prahlen,  trauen.  D'vana  Würter 
und  Ibnliebe,  die  eine  willkttriiebe  Thitigkeit  bmichnen,  «ind  es  voroehinlieh,  die  dm  Vor- 
urteil begünstigt  baben,  das«  es  ebun  diese  Aktivität  sei,  was  die  UiKicbreibung  des  Perf. 
durch  haben  veranla-s-^t  babe.  Daneben  aber  stehen  andere,  bei  denen  e.s  .»cbon  seine  Be- 
denken hat,  eine  besondere  Aktivität  in  ihnen  ta.  finden,  wie  ftsien,  feiern,  fauleneen,  jungen^ 
JuAbeti'  Ferner  andere,  bei  denen  das  Subj.  zwar  eine  thaUge  Pereon  aein  kann,  eben  so 
irnt  rtViin-  c'mc  SupIic.  i  l'ni^t.inrl.  wii'  helfen,  nitizen,  schaden.  Einp  (rro«.se  Gruppe  unter 
den  Verben,  die  das  Ferf.  uut  haben  uniscbreibeii,  bilden  diejenigen,  die  die  Erzeugung  eiue« 
Schalles  b««ieiebuen,  vgl.  spretken,  reden,  rufen,  »(treten,  hellen,  hISken,  brummen,  fläetem^ 
giickem,  girren,  glucksen,  grunzen,  heithn.   ,  n/./irtn,  lispeln,  keudien,  tiopperu, 

klaischen,  klimpern,  knirschen,  knurren,  krächzen,  knihtn,  kreischen,  laUcn,  lärmen,  mur- 
meln, murren,  plappern,  plärren,  plaudern,  palleni,  röcheln,  sclduchsen,  schtttalsen,  schnurchcn, 
acknarren,  teufzen,  etammeln,  BtSnen,  tlotiem,  teiehem,  winseln,  Jtirpen,  brausen,  deinen, 

h'ilUn,  klirren.  hii'jUni.  knarren,  hiislcrn,  kvu'hvn,  prasseln,  rasseln,  rauschen,  satisen, 
suHseht,  schaUen,  zischen,  zischein  u.  a.  Unter  die^n  siud  nwar  wieder  viele,  die  eine  will- 
htirliehe  Tbitigkeit  beeeiebnen,  aber  auch  viele,  die  daneben  oder  aumchlieHÜcb  ein  unwiD- 
kfirliche^  Geräusch  austlrücken,  das  von  leblostMi  <  i>'u'''i>>-t  iiii]>  ri  aus(;elien  kann.  Gröiiätenteila 
nicht  willkürlich  sind  Zustände  des  men.st'hliclu  ii  'iii'l  tierischen  Ki3rpcrs  und  Vorgänge  an 
demselben  wie  leben,  voaclun,  schlujcu,  frieren,  hungern,  dürstcu,  schmadtieu,  laclten,  u%;tii€tt, 
gähnen,  husten,  niesen,  s^tiudem,  UMfan*  stAwitsen,  eitem,  seMäen;  vollend»  Vorginge  an 
Pflanzen  wie  grünen,  fitülfn,  knospen,  wdhin.  Dazu  kunimeu  Vorgänge,  die  auf  Geruchs-, 
Geachmaclu-,  Uesicbtätiinn  wirken,  wie  schimcken,  riechen,  sUnken,  duften,  rauchen,  dampfen, 
schäum,  Uädunt  gUäten,  glimmen,  Schemmern,  straKU».  Ein  Subj.,  das  als  tbätig  gedacht 
werden  kOnnle,  fehlt  durchau:^  bei  Au.->drüeken  für  Naturerscheinungen,  wie  regnen,  schneien, 
haiiehi,  blitzen,  donttem,  sfüiiurii.  dämmern.  Endlich  l'üth  n  ^'i  ru.lr  ili  ■j.  iiigen  Verba,  die 
daa  unveränderte  Verharren  in  einem  Zustande  bezeichnen,  dos  i'art.  mit.  haben,  vgl.  rasten, 
ruhen,  teeHen,  wohnen,  harren,  warten,  säumen,  mndem,  sSgem,  haften,  sioeken,  rvgen, 
dauern. 

Kormalerweise  gehüren  hierher  auch  die  Verba,  die  ein  Sichhinundhcrbewegen  ohne 
Ortarerlndening  bezeichnen,  vgl.  beben,  zittern,  zucken,  zapptln,  wackeln,  wanken,  schwanken, 
sdUhttemf  nidcen,  winken,  wegen,  sehwirrent  fiatkern,  flammen,  lodern.   Wie  diese  unter 


Abb.  d.  I.  Gl.  d.  k.  Ak.  d.  Wü*.  XIII.  Bd.  I.  Abtb. 


168 


bestimmten  Yoranssetzungan  doch  PcrfektiTR  weiden  kOonen,  dsrOber  weidan  wir  wciUir 
unten  zu  hnndeln  haben. 

6e}i^ttb«r  der  gnesen  Zahl  von  ttnperfektiveo  giebi  ea  nur  wenige  Simpliein,  denen 

der  perfektive  Sinn  un  sich  unbaAet.  Iliilur  ^'i-liöien  utriltn.  lonniien.  strrhm.  hrrafni, 
tehmeUm.  Auch  diese  können  allerdinj^s  unter  Umständen  imperfektiven  Sinn  annehmen. 
Tgl.  er  liegt  im  Aer^en,  tUe  Sache  ist  nocft  im  Weräett^  er  hoKunt  =  ,er  nabt  rieh":  im 
Perf.  aber  ist  da»  aufgeschlossen. 

Die  Hauptmasse  der  Perfektiva  wjnl  dnrch  'Yw  Znsnmmenset/.ungen  j?ebildet.  Zu- 
nächst gehören  hierher  eine  Anzahl  solcher,  zu  denen  das  Simplex  untergegangen  oder 
nnr  in  einer  gmns  abweichenden  Bedentnng  erhalten  ut:  ^etdleKen,  gene»en,  gede^en^^)  ge- 
linge», geraten,  missruten,  vcrderbni,  enlritwen;  erschrecken  {au/ schrecken,  cttiporschrecken);*) 
erlöschen,  verloschen,  atuUösehen;*)  versiegen  (erst  in  neuerer  Zeit  aus  dem  alten  Part,  ver- 
sigen zu  mhd.  versihen  entwickelt);  eniiekeu;*)  verweseitt  ein;  ver-,  smammenschrumpfcn;^) 
dazu  das  jet/.t  vernit-tr  /»kkihen  =  .Wunel  fassen*  (viele  Btnspit'le  fUr  üsucbreibnng  des 
Perf.  mit  sein  im  I»  Wl'.l.  Ableitun^n  «us  Adjekti\f  ti.  ilir  nnr  in  Zusammenset/nnffcn 
mit  er-  oder  ver-  üblich  geblieben  «lud,  wie  erblassen,  verblassen,  erbleichen,  verbleichen^ 
erNmefeir,  ergrimmen,  eritttUen,  ermarmen^  erröten,  ertcMaffen,  erttaiien^  mnaiten,  verottm, 
verarmen,  verharschen,  verrohen,  versauern,  verstimmen,  verwildern,  dazu  das  Part,  iiniilht; 
auch  einige  dergleichen  Ableitungen  aus  Subfltatttiven:  verkolken^  »erkohie«,  verknöchern, 
verunglücken,  dazu  die  Partizipia  versteinert,  verj<ikri. 

Die  aufgeführten  Perfektiva  bilden  von  jeher  bia  jetzt  daa  Part,  mit  Min.  Doch  fehlt 
('S-  lici  i'irKCi'ii  nicl'.t  an  \u=weichun!;on.  Sclion  ini  Mhd.  linden  wir  einf»  solrlie  hf\  qe- 
raten:  des  sun  wol  gcrdten  hat  (im  Keim  auf  ti&l)  Erec  29 U;  dagegen  Umacbreibung 
mil:  «et»  E.  B.  Gregoriua  203,  Willebelni  423,  26  nnd  mnat  Dazu  aus  den  16.  Jnbrb.; 
derhalb  hat  [er]  die  that  unterwunden,  und  hat  im  auch  glücklich  geraten  Hans  Sachi« 
(Keller)  11,  -ro,  14.  Im  Anhd.  nicht  ungewOhnlic-h  ist  die  Umschreibung  mit  haben  bfi 
gelingen,  äie  findet  sich  bei  Lu.:  es  liat  jncn  gelungen,  das  sie  das  gcsete  erhielten 
1.  Maee.  2, 47;  kette  jm  teiAer  eanMag  gdmgen  Werke  (Jenner  Atug.)  5,  835*;  doch 
nicht  itiin  hgüngig,  vgl.  Hiol»  !>,  },  A[i.  '2'i.  22.  Anderp  IM-^^  :  tum  hat  gar  wol  nduvnen 
Liiiencron,  Histor.  Volksl.  200'*  i);  es  hatte  jnea  vbel  gelungen  Agricola  '217;  es  hat  mir 
tnteh  nit  Ubel  gelungen  Priaehlin,  Wendeigard  IV,  l;  lAw  hat»  heinahe  gelungen  Lied  Ton 
l(il9  im  Anz.  des  germ.  Mus.  12,  .')8;  doch  hat  es  mir  so  iceit  gelungen,  dast  etc.  Sim- 
plicist'imus  (nach  Kclircin).  Noch  Schiller  sagt  (Göd.  II.  9,  22)  tcie  weit  ihr?:  nfJnnrini  hat. 
Ein  Beispiel  für  misslingen  findet  sich  bei  Lilieiicrun,  Ui^t.  Voiksl.  lli'd,  '47:  tm  hat  daran 
milhmgtn.  Mit  geraten  und  gdingen  ist  glücken  nahe  Terwandt.   Dae  Wert  iat  eine  Ab- 


')  Dua  oinfiulK»  Wort  ist  nur  noch  mundartlich. 

-)  Kinfuchp.i  schrecken  ist  Mlten  unti  poetisch.  Auch  im  Mhd.  int  ichrteken  nur  in  dem  uriiprüug- 
liehen  .Sinnt'  .^^pringeti*  etwai  blniigte.  Bin  Pait.  * getdiTotken  dürfte  niigeodi  verkoranea,  aii«h  niebt 
'auf;  ' emforfftachroeken. 

*)  Eiafacfae»  UtAtn  »(  wieder  aar  poetiMii,  aocb  üb  Uhil.  «ehon  aelten,  uod  «laa  Part,  'j^dlncften' 

wohl  uncrhört- 

*j  Kinfui  he»  xiieken  in  enUipTecheutlL'ui  ^iuno  uur  mundartlich  (nordd.). 
^  Kinfaehet  sAmmffm  kommt  nur  aelten  vor. 


16» 


IdlODg  aus  dem  Snbst.  Glüeh  und  im  Mfad.  noch  selten.  Jetr.t  ist  wohl  dio  Umsclireibung 
mit  ,«pm  ilas  GewöhnliL-lit-:  mir  ist  sie  allein  geläufig.  Aber  im  18.  .Tahrh.  scheinen  sich 
aulfalleiider  Weis«  beide  Umschreibungen  die  Wage  za  halten.  Nach  Adelung  wird  das 
P«rf.  ebeo  m  oft  mit  hohen  als  nH  «j«  gebiidek.  Dt«i  atimmeo  aoeh  die  von  8aad«n 
bcipr hrat  li(<n  Helege.  Ati«  ältpfpr  7<'it  vq:l.  Fehlet  dem  die  offt  erfahrne  J:uii:<f.  dem  sie 
bcy  andern  hat  so  vielmahl  uohl  geglücket  Hottmannswaldau  V,  10<2.  Aus  neuerer:  da  e» 
<Äer  Hul  tum  m'dkf  ge^üdd  hat  Sebeffel,  Eckeh.,  Kap.  10.  Auch  hi  miM^fic&m  bemerkt 
Adelung:  «auch  mit  haben.' 

Für  diese  Aufweichungen  weiss  ifh  keinen  aii'l»:'rn  Oriiinl  anzugeben,  als  dass  das 
Sprachgefühl  unsicher  geworden  ist.  Hervorheben  aber  muas  ich,  dass  gerade  bei  diesen 
VwbeD  Ton  einar  bMonde»  aktiven  Nator  gar  keine  Rede  »ein  kann.  Etwas  Derartiges 
wird  man  denniach  wohl  auch  nicht  geltend  machen  dürfen  mit  Rücksicht  auf  ein  von 
Kehrein  aus  Aventin  angefahrtes  Beispiel:  Wenn  Gott  diesem  niciU  fürkommen  hett  (for> 
gebeugt  hätte).  Eber  wird  man  sagen  können,  dass  hier  das  Verb,  imperfektiv  gewofden 
bt.  indem  nicht  an  das  Resultat,  sondern  an  die  Anstalt«n  zur  Herbeiführung  iti  Resultates 
P''(ia(  lit  i.st.  Höchst  lehrreich  nhcr  i=t  dns  von  Wundcriioli  Si>ndf>r«  flirüii.  v<iii  Anijs- 
burg  angeführte  Beispiel:  itaeh  sani  Urlirhs  hat  der  sterhent  angefangen  .  .  und  um  sunt 
Mit^keta  tagt  hat  e$  am  «Hier  feetoete»  petterhen . .  und  »ind  ißaraÜ  Ater  in  mmma  in 
dieser  zeit  gestorben  ^327  j)erso»en-  Bei  dem  merkwürdigen  unpersönlichen  Gebrauch  von 
sterben  handelt  es  sich  eben  um  Schilderung  eine»  Zostandea.  Bei  der  Angabe  dea  £nd- 
ergebnis^ies  greift  der  Verf.  natUriieb  wieder  tu  der  Ablieben  Umacbreibung  mit  tem. 

Untergeguugen  ist  ertPtnden  es  .umkebren*,  daher  .nur  bi«  m  einem  bestimmten 
I'unlct»'  L.'tlien',  ,bci  einem  bestimmtrn  Punkte  wovon  ablassen*,  v^'l.  tr  is^f  rm  hrUn 
irHuuntan  Utfrid  V,  4,  47;  da*  got  tcitre  erwmden  siner  grtueK' bammnge  Wemhers  Maha 
(Pdgr.  169,  96);  twm  were  sie  ervntnden  Wolfram,  Tit  155,  3;  vmre  ich  au  dm  Mtunäen 

Ith  ihr  i<)iv  fr  wunden  Koiuul.  Ott«  711;  dö  soU  er  au  den  vriunden  sin  erirMMtfen  MSH  II, 
234*;  an  im  ist  uarlieJt  nirhtn  crtvitnden  Schmelzl,  Zug  ins  l'ngerland  S*".  Daza  vgl.  man 
unerwunden  sin  »  .noch  nicht  abgelassen  haben",  s.  Mhd.  Wb.  III,  079,  27. 

la  dieee  Gruppe  gehOrt  aneb  bleiben  »  nhd.  bellen,  dos  von  jehar  (schon  bei 

Otfrif^)  und,  so  viel  ich  sehe,  au^nahm^Ifv  da«  Prrf.  mit  sein  bil'ift.  Vfui  nn^crcm  Sprach- 
gefühle aus  scheint  es  freilich  ein  Durativurn  zu  sein  wie  nur  irgend  eins.  Aber  ursprüng- 
lich drUekt  e«  das  Endergebnis  an»,  dos  bei  einem  Vorgange,  eioaa  Bemllbeo  heranskommt. 
Dies  ist  am  deutlichsten  in  solchen  Fällen,  wo  da-S  Resultat  ein  von  dem  früheren  verschie- 
di  iit-r  Zustand  itt.  Wir  «atren  er  blieb  stehen  nicht  bloss  von  jemand,  di-r  schon  vorher 
dagestanden  hat,  sondern  aueii  von  jemand,  der  bis  zu  dem  betreifenden  Zeitpunkte  in  lie- 
wegang  gaweeen  iet.  Entsprechend  verbUt  ee  rieh  mit  hafienf  hangen,  hUhe»,  siseftm 
h'ril/tii.  Wir  sagen  ferner  er  blieb  Sieger  im  Kampfe.  Damit  vgl.  daz  si  dä  Jorrm  hc- 
liben  Trisun  42().  Auch  mit  adjektivischem  Priidikat  ist  eine  solche  Verwendung  im  Jdhd. 
noch  m5glicl),  vgl.  sol  iA  aeneder  fr6  helfen,  eS  tnU  ir  von  mir  verirren,  se^e  wt/i,  die 
nOt,  aü  Wirde  ich  frd  Ndfen  22,  2.  Auch  übrig  bleibcti  muss  noch  hierher  gerechnet  werden. 
Von  hieraus  begreift  es  sich,  dass  das  Wort  im  Schwedi  i  heu  und  Däni'-cben  die  Bedeutung 
, werden"  angeoommeu  hat.  i!^  läs&t  sich  in  dieser  Verwendung  am  nächsten  mit  dem  oben 
«rwihnten  bddeÜben  veigldeben.  Aber  auch  da,  wo  es  sich  auf  ein  Beharren  in  dem  bis* 
berigen  Znstande  heaog,  wurde  ea  onprUnglieh  perfektiv  ge&ssL  Denn  es  wurde  aunSehst 

28» 


170 


nur  '^'rliraiiplit,  wo  dies  Ri')iarreii  irgend  wiV»  m  Tn'jp  rri'm'rpn  war  So  ist  z.  B.  er  blieb 
silem  soviel  wie  .«r  »tand  nicht  auf,  wiewohl  N'eraula-xsuug  dazu  gegeben  war".  Di«  Rich- 
tigkeit dieaer  AnfTassanK  wird  bettStfgt  durch  das  analoge  VfThalien  «oderar  Verba,  die 
({leiebfalkl  dos  Nichteintret«n  einer  Vertindening  bezt-ichnen,  vgl.  weiter  unten  btJiafrm, 
verkarre»y  beruheni  gesittt»  (mbd.),  besitseu  (mbd.);  bestehen. 

fiemnden  lebendig  zeigt  aich  das  Spraebgefabl  aocb  da,  wo  einfachen  Verben,  die 

einen  Ztintand  bezeichnen,  Zusuin nienset/.un sren  mit  er-,  vrr-,  ser-,  ent-,  ab-,  auf'  ><i  . 
ge){enüber  stehen,  die  dann  das  Geraten  in  einen  Zustand  bezeichnen.  Es  heisst  er  hat 
gebebtt  aber  er  itt  erhebt;  Sanders  zitiert:  dan  itmerha^  S4  Sttmden  dat  Erdreieh  bei 
140  iStS/t»  erhebt  hl  Stumjtl':  u-fr  nie  erhebt  ivürr  vor  drin  Aiibliefc  des  Todes  (lutzkow; 
»lagegen  ui"!,'hiti  hiu'ie  der  Bodi»  erbebt  Jmtle.  hMir)>  die  £rsehuffertnn}m  f^ntzlieh  auf 
Uumbuldt,  wo  aber  crbehai,  wie  das  danebeDge«;tzto  iotigc  zeigt,  imperfektiv  wie  beben  ge- 
bnraebt  ist,  Ifan  ngjt  ferner  e»  hat  geHifgtt  aber  der  Gedanke  tat  aufyddiftt;  die  Bhme 
hat  i/eblüht  —  ist  erhliiht,  aitliiihlUht,  verhliilU;  das  Harn  hat  ijehrdtint  ~  int  abgebramif, 
verbrannt,  der  ürateu  itt  angebramt,  der  Zorn  ist  entbramti  das  Wasser  hnt  i/edampft  — 
tfl  verdankt  naeh  Adelung  die  Feat^i^eikH  «mmI  abgedampft,  dü  Feuchi^yheit  M  oue- 
gedamj^;  die  Blätter  iiabm  au  dem  Baume  gedarrt  ~~  sind  verdorrt;  dat  Meer  hat  ga- 
dunstet  —  das  Wusser  iftt  i-i  rdnuff'  t ;  er  hat  i/i  diirsirt  —  ist  n  rdiimipf :  rr  hu/  .// Iiiourrrt 

—  ist  verhungert;  er  itut  yetroreu  —  ist  erfrorm,  verfrvreii,  ei)i(jefror(ii,  dns  Wasser  ist 
gefroren,  der  JF7km  ist  tugefrorea^  die  Nase  ist  ihm  abgefroren,  ieh  bin  gant  durdigefraren; 
das  lAeht  hat  tfei/liimt  —  ist  rrijlämt;  das  Feuer  fiul  uorh  <je<jlommen  —  ist  ert/lomtnen, 
vertflomtueu  (viele  Meispicle  itu  L).  Wb  ),  Afieitnig:  die  Kohlen  sind  ubyeylimmt:  der  Ofen 
hat  ye'jliiht  -  die  Leidcnsrhaß  ist  ergliiht,  venjlüht;  der  Ton  hat  geklungen  —  ist  erhJuu/fen, 
verilungen  (vgl.  duzn  (tbijrhlunifner  Liebe  Traaerpf&ader  Qwihe)'.  es  hat  gekracht  —  das 

(lesehäß  isf  m-l^rurhl :  ihi^  Pfml  ha>  ijrlahnü  —  sein  Eifer  ist  i  i  lihnif:  die  F'tfl'i  !  h>if 
geleuchtet  —  ist  noch  einmal  auftjeicuclitct;  er  hat  lange  gekranket  (Hut>chk}-,  jetzt  gekränkelt) 
ist  erkramht;  er  httt  lange  gesieeht  —  ist  dahin  gesiecht;  er  hat  geMf  —  ist  aufgdebt 
{verlrbt  (uljektivisch );  das  Ifoh  hat  ijcmmhrt  —  ist  r,imodert:  er  hat  f/enielf  —  ein- 
ffemeht;  der  Ofen  hat  gerauehl  —  der  Zorn  ist  rerraueht;  der  Wald  hat  t/cratischt  —  die 
Klange  sind  vtrrauseht:  ich  habe  geschaudert  —  bin  zusammmffesehaudert  ((iiitzinger);  der 
Gestmg  hat  gesdtaUt  —  ist  ersehollm,  der  Mann  isi  verschollen;  die  Sonne  hat  gesMensn 

—  er  ist  erschienen;  d'is  Brot  hnf  7- .v  /  ;  ^  "  verschimmelt;  er  hnt  rjr'^rldfifffn  — 
ist  eingeschlafeUf  enUcklufvit;  er  hat  yestMummcrt  —  ist  eingeschlummert,  entschlummert i 
er  hat  gesdimaehtet  —  ist  verschmaehtet;  er  hat  gewteht  —  ist  aafgevmdii,  erwacht;  er  hat 

danach  i/e.scltnappt  —  das  Sddoss  ist  abgeschnappt  ( Aili'liin^t.  Mliliner),  die  Thür  ist  suge- 
schnappt,  die  Stimme,  er  ist  iiberffesehnapp/ ;  er  hat  vor  Kutte  ijestarrt  —  ist  erstarrt;  er 
hat  gestaunt  —  ist  i'rstauut;  es  hat  getaut  -  der  Fluss  ist  aufgebaut;  der  Gesang  hat 
getönt  —  ist  ertönt;  die  Blums  hat  gewelkt  —  ist  verwelkt,  abgewelkt  (Adelnag);  er  hat 

ge^ltt'i  f  -~  ist  ersitter(}\  Aui  Ii  /u  saufen  und  frinf.' n.  die  transitiv  gebraucht  werden 
können,  werden  Perfektiva  gebildet:  er  ist  ertrunken  (vertrunken),  erst^fen  (versoffen). 


»)  Sanders  fflirt  aa  am  Job.  r,  UolUr:  seU  auch  Ar  Ä*«r  der  Mkm  Mms  SsfhMis  erxülert; 
dagegen  aus  Crrphiu:  <iw  Vittd,  die  idt  ^  fir  feste  PftUer  «dkt,  <fi«  Aebea  IcMer  olt  ersitttrt. 


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171 


Dagegen  werden  die  Zusammenaetzungpn  mit  aus  in  dem  i>inne  zu  Ende*  nicht 
als  Ferfektiva  bebandelt,  vgl.  das  Feuer  hat  ansf/rhraunf,  die  Blume  hnt  ausifeblüht,  er  bat 
ausgelebt,  ausgerungett,  ausgetobt.  Adelung  scbreibt  auch  vor  die  Rosen  hubeti  abg^UOt^ 
oMtpieWiAl),  er  hat  e^geMet.  Et  verikiigt  huheii  atieh  fOr  einige  ZusaromeiuebsDOg«!! 
mit  ver-,  die  tü  ilirpr  Hodenttnit?  detifii  mit  naho  k'iwmnt.  Naeli  ilnii  «oll  man  sagen 
der  Geruch  ist  verduftet,  aber  der  Bisam  hat  verduliet,  die  Blume  ist  virbliütet,  aber  der 
AtWRi  dU  Pfiatue  M  wrKäkel.  Er  verlangt  haben  fdr  verUtiie»  mit  Bsnifannf  ftuf 
2  Ibmii  14«  46:  «fo  er  gar  verblutet  hatte,  dem  aber  der  m  i  t  >  !ten  adjektivi^che  Gebrauch 
von  verblutet  pegen(5ber  stellt,  welches  sich  allerdings  auch  zu  dem  reflexiven  sich  verbluten 
ütelleu  lie$ii«.  Der  Adelungschen  Regel  cnbprecbend  .sagt  auch  Goetlte  sobald  der  Gesang 
«erJämij/M  k»t  (12,  200);  wem»  die  Wogm  wrirmut  hattm  (Ausg.  1.  H.  14,  272)  gegen 

Söhald  der  Tr^fr  Sfitrm  drr  Vftf'Tiorhiai;r  rrrhrn'i^rt  tnir  F illiurreyer  (Sanders).  Vgl.  ferner 
als  schon  alle  Kanomn  versaust  hatten  Hebel  (  Sander-;  gegen  ich  hoffe  die  ewxeti  irriüm&r 
coUeN  nun  aekier  venmmt  sein  Luther  (ib.);  athald  mein  Sdmerg  vtrttlU  hatte  Pfeffe) 
(Sander!«). 

Frühzeitig  in'.s  Schwanken  geraten  ist  der  Gebrancl;  Ihm  versagen  und  wreweijiin.  Die 
altere  t'wüchreibuDg  mit  sein  ist  bei  venageti  im  Mhd.  iiüuhg  zu  belegen,  vgl.  z.  B.  die  6 
veräagel  ledrm  Iwein  3720,  n  isände  er  wtere  dran  vertajft  (w  wire  ihm  lad  gsworden) 
A.  Heinrich  lOfiiVi  Dazu  stininit  der  adjektivische  Gebrauch  von  Vfrsn<i'f  {nnrereagi't), 
der  acbon  im  Mhd.  häutig  ist  und  sieb  bü  jetzt  erhalten  bat.  Aber  scbou  ^eit  dem  13.  Jahrb. 
tritt  daneben  hahen^  vgl.  da»  ti  aUe  versaget  hdnt  (im  Reim  anf  gAnf)  Hai  n.  Beaflor  163,  21 ; 

heten  beide  vertagt  Wolfd.  B  683;  die  Itut  mitchteu  vertagt  hciu  Chron.  d.  deutschen 
Städte  5.  ;!2,  7;  als  wann  sie  verengt  vud  vrz'rii/f'ell  hett  Aveutiti  (hjh  Ii  K  Lr- inV.  Iloiu  hat 
in  keinem  tnglück  uicJU  versagt  ib.;  sie  hatten  schon  versagt,  dass  sie  nicht  würde  teidcr- 
iommen  Judith  13,  14.  GegenwSrtig  wird  das  aneehriebeDe  Perf.  wohl  Oberhaupt  gemieden. 
Von  versu-ci(clu  ist  gleichfalls  der  adjektivisi  lif  n.liirun  li  des  Part,  im  Mhd.  nicht  selten 
und  bis  jetzt  üblich  geblieben.  Aber  im  Perf.  tritt  frühzeitig  haben  auf;  vgl.  des  si  geiuiren, 
des  heim  »i  versvHvelt  näeh  Iwein  2541;  aus  dem  15.  und  16.  Jabrh.  brinj;t  Kebrein  (S.  38) 
xiemlicii  vi.  K  Beispiele.  Dnch  hat  aich  daneben  Mi»  behauptet«  vgl.  di  vil  mich  e  vorewivilt 
u-ärn  .leroschiii  2t>14it:  da  ist  er  an  fnunn  lehen  verzwcifflct  inender  (vgl.  Wunderlich 
iS.  212).  Am  der  oeueru  Zeit  führt  Sandera  ziemlich  viele  Beispiele  an,  worunter  aus 
OoeUies  WandMjabren:  er  «Sre  an  de»  Vern^ränkimgen,  die  er  vor  sieh  fattdt  fast  «er* 


Mehrmals  erscbeint  haben  statt  des  auch  jetzt  üblichen  sei»  bei  einwtirseln:  Und  hat 
SO  hart  gewurtselt  ein  Hana  Sachs  Fa'itn.  4,  47Ü;  ich  hab  eingewureell  bei  einem  geehrtten 
tetk  Simch  24,  16.  Vereinzelte  Abweichnngen  sind  ais»  hob  ich  vor  dir  ersduenen  Dieten- 
berger«  Hibnl,  !V.       3;  da  haben  sie  erzitf'  Vt  vor  vorrht  vierte  BibelüWsft/unp.  }'-.  1). 

FQr  unser  jet/.iges  Gefühl  auffallend,  aber  nach  dem,  wa»  oben  über  blctbeu  bemerkt 
j»t,  begreifliob  ist  ea,  da»  auch  beharren  und  verharren  perfektiv  gefasst  werden  konnten. 
Vgl.  das  SlSdäe,  da$  ÜlAer  a»  der  Stadt  Zürich  beharret  war  Stumpf,  Schwei/.  Chron. 
(Sanders);  ein  Mann  wie  Berenfiariuf!  .  .  wäre  bei  der  bekannten  und  gelehrten  Wahrheit, 
Trots  alle»  Gefahren,  drti&sig,  vureig  JaJire  beharret  Lcv-ing  11,  7y,  ill;  ucnn  sie  schlechter- 


*)  Mbd.  in  gMcber  Terwendoag  «rtßiße»,  vgh  und  was  enofH  von  der  rede  Koand  Tccj.  ItKIOS. 


Mweiftlt. 


172 


tHugi  darauf  brliarref  ic'irr  WiVl;ini1  (f)  Wh.  >;  Knnn  rr  in  th  rgrU-eu  rirharrrf  teere  Splmppitis 
(D.Wb.);  er  sei  lange  mit  ihm  in  eifrigster  Unterredung  verharrt  Ueinr.  König  (Sanders). 
Doch  kt  ftueh  haben  immer  daneben  gelwtriebt,  namenUieli  von  Lntlitr.  Nach  Adelmig 
Lti  bdtomH  htlitn,  such  lulun^'  sein,  verharren  sein,  nicht  so  richtig  haben. 

Wie  li^harrer  wnrde  früher  a)i>  h  hi  ruhen  gebraucht.  Vi»!,  u-ir  sii.d  aber  darauf 
beruhet,  dass  .  .  (JfaurfUrst  Moritz  bei  Molancbtbon  (D.Wb.);  sie  sein  fast  aui  meiner  Mei- 
tamg  beruhet  Schwdnielini  (ib.). 

Dieselbe  Wirkung  wie  die  das  Resultat  bezeichnenden  Partikeln  hat  auch  ein  prädi- 
katives Adjektiv  um,  v;r|.  ^  ist  gans  Uau  gefroren.  Weitere  Beispiele  fQr  diese  Wirkong 
werden  uns  noch  im  Folgenden  begegnen. 

Es  giebt  abor  auch  Verha,   ilie  als  Simplizia  mit  li c ii t  H c !i it  t" u 1 1' r-c Ii e  1<1  ii n 
sowohl  imperfektiv  «lü  perfektiv  gebraucht  werden  und  denieut«iprechend  beide 
Uoiacbreibnngen  nebeneinaader  »ngen«  Im  Uhd.  vird  denaslbeti  allerd!i^  in  p«rfektiT«in 
Sitine  meistens  ge-  TOrgetetxi,  eiufl  UnlaneheidaDg,  die  aber  für  das  Part  nicht  in  Be- 
tracht kommt. 

In  doppeltem  Sinne  wird  noch  jetzt  in  der  Schriftsprache  knieen  gebraucht  ,auf 
den  Kniaen  liegen',  «ocu  tcA  habe  gekniet,  und  =  .sich  auf  das  Knie  werfen*,  wozu  ich 

bin  grhiirl,  :int  '^phrilnr-hüc-h-tpri  nlliTiliiii::-  i>/i  l  'tii  tin  iiri  ii,  I.  i,','  t .  }!.'i-|'it'le  für  korrekten 
Gebrauch  ohne  nieder  im  D.Wb.  V,  1130:  ah  der  Burg  liohentmd  ngtuc  Leute  seid  ihr 
gektiieel,  als . .  Preie  erhM  euch  Schelfe);  die  Ssfifwl  war  nekit  ihn  gekniet  0.  Ludwig. 
Ein  nihd.  Beispiel  fflr  koiTekt^'s  haben:  hei  er  grlcnii  t  also  til  ee  kirrhen  ahö  euo  dem  spil 
K«nner  11308.  Andere  Beispiele  aber  zeigen,  diuvs  das  Spnichgefllhl  in  Schwanken  geraten 
ist,  Tgl.  er  hat  nidcr  gekniet  md  sich  gelagert  ivie  ein  Icwe  1  .Mose  4'J,  i);  er  habe  für  dem 
Herren  »idder  gekniet  Wical  (nach  Kebrein);  anderseits  als  die  complet  ist  ausgewesett,  sind 
vil  andcrhinji-r  frtttiin  da  im  rhnr  ^;iurf  Spn'!f»r  (nach  Wun(l''Mli'  h);  jetzt  i.st  wohl  sildd.  er 
ist  gekniet  berrttcheml.  Nicht  mit  voller  Sicherheit  kann  als  Ausweichung  betrachtet  werden 
die  im  D.  Wb.  VII,  767  ans  Goethe  aogefinbrte  Stelle  ein  Brief,  vor  dem  ieh  medergdanH 
«m2  den  hohen  .  .  Sinn  autjibctct  hübe;  denn  hier  ki'innt^>  man  vielleicht  ein  (rit  ergSnaaL 

Wie  hnicm  verhält  »ich  hocki  n.  Im  Oberd.  wird  ea  jetst  auch  da«  wo  as  einen  BchoD 
besteheudeu  Zu.->tiUid  bezeichnet,  mit  sein  verbunden. 

Vor  allem  kommen  hier  drei  der  biafigaten  Verba  in  Betraebt,  liegen,  siteen,  stehen. 
Diese  worden  im  Mhd.  einer^teit^«  imperiektiv  gebraucht  in  dem  heute  in  der  Schriftspraebo 
üblichen  Sinne,  anderseits  perfektiv  =  ,/.uni  Liegen  konim.  n*  (.nicderlallea*),  ,9ich  setzen*, 
,/.um  Stehen  kommen*  (,sich  stellen',  .treten*).  Itn  letzteren  Falle  wird  Zusaramen.set/.ung 
mit  ijv-  angewendet,  aber  keineswegs  immer.')  Im  ervteren  Falle  bilden  .sie  das  I'erf.  ur- 
sprünglich mit  haben,  im  letzteren  mit  yrüi.  In  der  Weiterentwickf'tiin<^  Mheiden  sich  Nord- 
und  Süddeutäcbland.  Dort  geht  die  perfektive  Verwendung  ausaer  in  ZusammeosetzungsQ 
▼ertoren  nnd  damit  die  (Jmscbreibnng  dureh  «ein,  hier  erhilt  sieb  die  Unscbreibnng  durch 
sein  mit  der  perfektiven  Verwendung,  greift  frtlhzeitig  über  ihr  ur.sprOngliches  Gebiet  hin- 
über und  gelaugt  scbiiesslich  zur  AUeinbernicbafi,  nicht  nur  in  den  Mundarten,  sondern  auch 

Vgl.  aber  den  perfektiven  Uebraucb  jctct  Wiertuer,  B«itr.  a.  Uencb.  d.  deuttcbeu  Üpr.  'J&,  422  ff. 


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17S 


in  der  gebildeten  L'mgangaipradi«,  and  ist  daher  auch  bei  sSddmtschen  Sclirifbtellern  hiafig 

(allgemein  z.  B.  Iif-i  Scheffel).    Diese  Entwickrhiiifr  tiinvsf'ii  wir  im  einzHlnen  verfolgen. 

Heyen.    Mbd.  (lund.)  Beispiele  für  die  l 'niHchreibong  mit  haben:  he  hiie  gelegin  di 
Itaeid  M  Ater  «Mtlm  BUhard  7488:  «Ida  der  lamine  mIw  moU«  hdn  tmw  f/degm  Bneid« 

82(i9:  'iIs  <1rr  fit  vroiiicn)  hüf  arhgen  Reiiiniar,  MF  152,  i  (-o  BC,  ist  E).  Pat^i'^xen  bedeutet 
ich  bin  gelegen  zunächst  .ich  liege',  Tgl.  z.  B.  auch  was  geUgen  da  H  dqjr  euhtlose  Keii 
Iwmn  89.  Hicfrao  schlieart  sich  der  noch  jetat  auch  in  der  Schriftspraobe  flbKehe  adjek- 
tiviKhe  Gebrauch  von  gelegen,  ▼gl,  der  Ort  ist  am  Meere  gelegen  (auch  belegen),  es  tear 
ihm  sehr  gelegeti  {loifii  legeti);  seine  Wohnung  ist  sehr  abgelegen :  es  ist  ihm  sehr  angelegeti, 
er  lässt  es  sich  angelegen  sein;  mbd.  i;itt  geUgen  auch  »  , benachbart".  Weiter  fungiert 
dann  «cA  im  Regent  Pcvf.  xu  geigen  mit  Tsnoliiedeoen  BedeatongaacibattierungeD.  8o 
=  »niederkommen*:  sein  frau-  irm-  gelegen  Siiclien«irt  i,  h2'i;  vgl.  die  Frau  ist  gelegen 
peperü  Steiabacb,  noch  mundartlich;  ,tn  Falle  komiu«n":  der  stein  der  was  gdegen 
Nib.  437,  5;  tlU  ir  tehiere  gelegen  Iwdn  5016;  si  »int  mir  alle  nodk  gelegeti  Barkam 
217,  5;  hiest  von  tjoste  gelegeti  Segramors  Parzival  305,  2;  ««  ruofhf  in  got  genddcn,  die 
dd  sint  grjcfjrti  Kntirnn  Hl^^,  1;  'n!  h'ir  ril  'irlff/eii.  dir  uns  shiln))  tculien  ib.  I'l'iO,  2; 
dö  ich  tot  wäre  gelegen,  da  hui/et  ir  mir  von  sorgen  Iwein  4258 ;  tr  müetei  mir  die  gelten 
die  voriuttt  eint  gOegm  Nib.  1982, 8;  dA  wärm  t»t  geUgen  die  JUiedegirte  kekU  ib.  2164, 2; 
das  er  tiud  sin  gesitide  ist  hie  geUgen  tut  ib.  2U>!^'.  1:  diu  vil  michel  ere  tcas  da  gelegen 
tu  ib.  2315,  1 :  slt  sö  hoher  prU  tat  iöt  gelegen  Willebalju  345,  26;  tr  geiiet  mir  die  titen 
A'e  Mr  in  sint  gelegen  Wolfiti^eb  A.  598,  4;  in  flbertn^nem  Sinne  b  .iu  Ende  kommen*, 
«aofböreo*:  die  totie  tcas  dtr  vride  gelegen  Herborl  8713:  der  sc/utl  der  tcas  geswiftel,  der 
dos  der  icms  f/i^lcf/i'u  Xib.  184  t,  1;  du  tcas  ir  übeniiliffd,  ril  hiirti  ni:i/'  i/i!<;/,  ii  Kih.  25:1,  4; 
das  iutcer  höchcerten  ist  also  gelegen  ib.  443,  2;  es  ist  an  sime  iii>e  ai  min  vreude  gelegen 
ib.  996,  4;  di  wot  gelegen  ringr  sin  grbeiss  edwem  tmd  »wA  «t»  7e6«M  ib.  1008,  4;  voMtr 
einetn  oder  uns  beiden  ist  <ffl-  i/ciJm  gar  gelegen  Krcc  OOCO;  hie  mite  tcas  ouch  itn  gelegen 
diu  stäche  und  des  hergen  kraft  Gregurius  2t>6;  im  was  al  hoher  muot  gelegeti  Willehalm 
112,  13;  disin  hSehvart  diu  ist  gelegen  Tristan  7084;  stcie  sin  prls  wäre  gelegen  Wigafois 
292,  8;  nf  den  str(uen  und  üf  den  teego'  '<'<is  diu  tcagencart  gelegen  Helmbrecht  1920; 
ir  innsrii  mi'J  ir  sfiri>,r)cn  tcas  vil  schiert  rl,)  iiiiiitu  Koinini,  Tm].  nxiflhli  h<ych' 

gemüdc,  tcte  bislu  gelegen  MS  Ii  II  71*;  die  kalten  rifeii  sint  gelegen  ib.  SO*;  im  tst  das 
dttppem  noch  nit  geUgen  Ifone,  Schauspiele  II,  822,  3411;  mir  «e»  gans  mein  red  gelegen 
Toi/,  7.-vhr.  f.  d.  Altert.  8,  513,  97;  noch  in»  16.  Jahrb.:  der  stolz  uar  in  gelegen  schoft 
Lilieocron,  Utst.  Volksl.  5ää,  47.  In  dem  Sinne  «aich  absicbtUcb  niederlegen*  scheint  ge- 
Ugen  im  Mbd.  selten  ta  sein,  w&brend  in  den  oberd.  Mundarten  Hegen  noch  jetzt  diesen  Sinn 
haben  kann,  doch  vgl.  da  £fi£as  der  degeu  an  sin  {siiiem  M  )  bedde  tcas  gefegtn  tlneide  12706. 
Aber  auch  das  Ei;ii]rint;eii  von  sfin  nn  iVn-  Stelle  von  haben  beginnt  si  hnn  -n-hr  früh,  tinrl  <:nrf 
überwiegt  in  Oberdeutsc bland  schon  seit  dem  12.  Jahrb.,  vgL  das  ich  ic  mit  tr  geredete  oder 
nähe  U  fft  gelegen  Meinloh  MF  15,  8;  oh  /riiimll»  mer  ht  im  geUgeu,  ket  er  mvme  gt' 
pflegen,  dae  ic<ere  im  senjle  titide  guot  Parzival  (»28,  5  (in  diesen  beiden  Heimspielen  Hesse 
sich  gelegen  allenfalls  noch  perfektiv  fu.s.'sen):  mit  JcOeheKvetrteem  vellc  tcas  er  ü/  einer  hacke- 
hane  dU  naht,,  gelegen  Wolfram  Wh.  201,  25;  *i  waren  die  vurt  (wiihrend  des  Zuges) 
alsS  geUgen  ib.  238,  23;  d'd  g^mnden  was  der  degm  wid  eine  ictle  tcas  gelegen  dnrdt  reme» 
und  einen  iddf  getett  d6  entwsdtte  er  Wigalois  215,  7.   Volkndi  herrscht  spiter  Witt  bei 


174 


obt  r  l.  uT.clien  Schriftstellern.   Beispiele  bei  Kehrein  S.  36.  Saodera  II  D.  Wb.  VI  1000*, 

\  Wunderlich  S.  212.    Auch   bei  (Joethe  kommt  sein  vor,  v^;l.  die  französischen 

Friuitm  waren  da  lauge  im  Quartier  yekyen  (s.  D.  Wb.).  Es  drängt  >.ich  mitunter  auch  bei 
SchrifUtollern  «in,  in  deren  Heim«!:  «s  nicbt  abljeh  ist,  Tgl.  tUe  wv/äsU»  tUdtt,  so  fwr  md 
für  S'^sforrf  (}flffitv  sind  .1.  -.  fil,  4;  das  er  ^rJinn  vier  läge  im  ijraJie  gelegen  war  Joh.  1 1.  17; 
«fo  sie  nnl  zerstreutem  llnar  Tay  und  2iacht  gt  legeu  Mwtr  ätulberg  I,  25ti  (iui  Balladenstil); 

*eem  ihr  nidU  Loma  Armand  im  Sitme  gelegen  wäre  Qnixkow  naeh  SwiidctB  (ffinfluM 
muca  Aufenthalb  ill  Sekwaben?). 

('nt<»r  den  Zusammensetzungen  bildet  erliegen  das  Perf.  selbstverständlich  mit  sein: 
ich  wäre  dieser  Wonne  nicht  erlegen  K!o|xstock  M.  14,  ;H8,  häutig  er  ist  seinen  Wundcttt 
de»  Atufrengunge»  erlegen;  mhd.  Beispiele  b«i  Lexer.  Ausnahme:  liiemaU  iutbeH  iMefc 
meiner  Vnsterf,iiil>J:eit  Kniffe  (l-ti'hfm,  die  Jchomh  mir  gtih,  erlegen  Kiopstock  M.  1:^29. 
Deägleicbeu  im  Mhd.  iatraiusitives  betigeti  »  .liegen  bieibeu*,  vgl.  uttde  ist  alsö  under 
wegen  M  mtMm  rafar  bekgett  Iweia  6046;  der$t  dd  htiegen  oM  vil  WillebBlm  256,  2; 
silier  dritte  tAstnt  tcas  dä  löt  tcol  diu  ticei  teil  belegen  ib.  27,  21;  sint  mine  mdge  tot  ie> 
legtn  ib.  .'1,  den  hirrtn  und  nitige  tc<irn  helegm  tot  ib.  10(i,  Ti;  die  dd  löt  tcärn  belegen 
ib.  107,  4 j  ir  man  der  wäre  bcleytn  töt  ib.  115,  IS;  im  waren  ncvitucc  (üseiU  töt  uji  sin 
ehtet  rMte  aldä  üieiejim  ib.  258,  10.  Hbd.  entligen  b  ,dch  weglegen*,  TgL  di  ti  wtfren 
entlegen  Pa-i-sional  1H.71.  Aiirli  Vici  i/ ^  r? m  )■  -oll{»>  niiin  a'i^s(  hücsslich  sein  erwarten, 
doch  tiudet  sich  haben  nicht  selten,  vgl.  so  hat  dtnu  auch  Jenes  yrosse  Genie  .  .  der  khitt- 
«fmitMcA«»  Deidmugtart  mierlegen  Tbfimmel  6,  153;  htwt  du  niekt  dem  Sekmrt  deweg 
Gegners  im  Kam}>f  untefiegcnP  ü,  Kleist,  Zweikampf;  hast  du  dem  Grafen  nicht  unterlegen-' 
\h.:  sie  hat  xtnlerlegin,  um  sich  aus  der  Asche  wiedcrsugehiiren  Miindt  (nach  .Sanders).  Zu 
dem  nicbt  ssclteu  iu  gleichem  Sinne  gebrauckleu  ünterlicge»:  ohne  je  .  .  ihren  Forderungen 
untergetegen  tu  ludten  ThBmmel  2,  5.  Auch  Adelung  fUbrt  mteriiegen  ab  «d  Verb,  aaf» 
das  im  P'  rf  nnr  An',  k  huf.  Anders  zu  beurteilen  i  t  das  von  Wunderlich  aus  Bismarks 
EriuneruDgen  angeführte  Bei^.piel:  ftei  den  rein  ^reu&siseheu  Civd-Diplomaten,  tcelcJte  der 
Wirkung  milUärueker  Dttcifdin  garmeht  oder  mMwrelehend  unterlegen  hatten.  Bier  ist 
Wkn^egtH  wie  sonst  unterstehen  durativ  gebraucht,  folglich  hatten  ganx  in  der  Ordnung, 
eben.so  wie  in  dem  von  SiiiitlfT'«  aus  Karmarsch  angeführten  Hcivpii'lH  ofi  dir'  J/fsf/n  Anfeile 
W'tin  auci*  der  Gährung  unterlegen  Jiabeu.  Wenn  es  dagegen  iiei  btunipf  Sauders)  h«is$t 
da  er  knner  andern  cb^keit  mteriegeH  wäre,  ao  ist  daa  ^rt.  adjektiTitefa  gebnuebt.  Aebn- 
lich  wie  mit  unterliegen  verbiilt  eti  sich  mit  obliegen  in  ilim  ji  tzt  veralteten  Sinne  »die 
Oberhand  bekommen''.  Dm  Untprtingliclie  ist  die  Umschreibung  mit  «ein,  vgl.  so  was  der 
«d&e  kSene  degen  vU  ttarkeu  riaett  obgelegen  Konrad,  Troj.  4)874  und  ebeoBO  aonet  im  Mbd. 
Aach  später:  dn  hast  .  .  gekempfet,  vnd  bist  obgelegen  1  Mos.  :{2,  28;  da$0  die  SoTOCeneH 
uns  Christen  immer  sind  obgelegen  Luther  (Sanders);  tcie  sie  schier  <fhi),irgtu  waren  Kroiis- 
perger;  der  l'abst  .  .  ist  also  den  fürsien  und  hcrrn  .  .  obyeleyeu  Aventin:  das£  teh  ihinn 
Wider^and  getha»  md  obgelegen  hin  Schweinicben.  Dagegen:  wir  hatten  den  SgrahutaMru 
im  Gefecht  die  inehr>.<f-  7.i  il  ofitj' '■  ■'/en  ileilmann,  Thucydides.  Nach  Adelnn,;  h.it  obliegen 
=~  «aiegen*  sein,  im  lJocbdeut«cbca  aucb  haben.  Zu  eiaem  »ODst  nicht  iiacbwci^barea  in- 
tranaitiveB  ^erliegen  gehSrt  Am  adjektivische  Uberlegen. 

Den  .sonstigen  Zasammensety.ungen  liegt  der  durative  Sinu  zu  Grunde,  und  sie  bilden 
daher  daa  Perf.  unprOoglich  nur  mit  AoieM»  später  im  Oberdantscbeu  mit  sein,  vgl.  wdiegent 


175 


anlf.»  aif>I>>  beil.,  obl.  in  dem  Sinne  .sich  womit  abgeben'  oder  ,bU  PBidll»  Hlkommen*, 
unter}.  =  .unter  etwas  liegen*,  vorl.  Beispiele  für  oberdeutsche  Verwendung  von  s^in:  hin 
ich  biliend  ihm  angelegen,  mich  .  .  tu  entlassen  Rückert  (nach  Sanders);  er  war  .  .  den 
«fiidiM  o(9eI^9«n  Kirchhof,  Wendunnrat;  mfl  um  dtAti,  tetu  «nw  a»  ihm  objfdege»  $» 
Ayrer;  als  wäre  ihr  obgeletjeu,  eituugesteheti  Finck  (nach  Sanders). 

Sitten,  Wie  in  den  übrigen  germanischen  Dialekten  (rgl.  geselen  heefdon  Beowulf 
2104)  wird  auch  im  Hochdeutschen  siteeti  in  dem  jetzigen  schriftsprachlichen  äiune  mit 
haben  verbunden,  vgl.  «■  kä»  iA  «sKm  gmettm  U  äeehäatm  man  Pitnnv»!  438,  20; 
ich  hän  für  tnr  hie  gesezeev  mnvfr  j*ir  \h.  Fffi^J.  20,  Dagegen  bedeutet  fjrsr^jien  .lin  zu- 
nächst «sitzen*,  vgl.  dat  du  dar  gcseezen  List  ad  dexieram  patris  Notker,  Ps.  8,  2;  swat 
rUitr  dö  fuetMen  was»  Uber  al  de»  ptäat  Pm.  286,  28;  «in>  MA«  er  ttu  H  geaettm  Gre- 
gariu  1325  (uneclili  i  Ivn-Lbub);  mä  itt  gesessen  eur  rechten  auf  dem  .stuhl  goltcs  Khräer 
12,2;  M  noch  jetzt  oberd.,  Belege  aus  Schriftstellern  bei  Sanders  II,  1110*.  Daraus  ab- 
geleitet itt  die  Bedeutung  .angesessen  sein",  .seinen  Wohnsitz  haben*,  vgl.  ee  was  ein 
kätugimie  gesemKn  über  si  Nib.  323,  1.  Viele  Beispiele  im  mhd.  Wb.  IP  380*  md  bei 
Lex<T  mit<>r  fir.tt's-zrn.  Die-e  Ven\ e-ni^un^  i=t  auch  schon  ahd.  (ß.  (Jraff  VI,  287)  un'l  alH. 
(s.  Wad8tein.s  (Jloüsar).  Sie  erstreckt  sich  in's  Nbd.,  vgl.  die  ZusemmeDsetzungen  erbgesessen^ 
hofy.,  hausg.,  d«rfg.  etc.  hei  fhuideis  II,  1110*.  Allgemein  ist  OHgetefteM,  seltener  einge- 
sessen. Im  Mhd.  bedeutet  gesessen  ein  auch  .benachbiirt  .^jin',  vgl.  diti  die  im  gescszen 
sinf  Lanzolet  .S877;  weitere  Belege  im  Mhd.  Wb.  II*"  330''  und  bei  Lexer.  Au*  der  Grund- 
bedeutung enti^pringt  die  Perfektumschreibung  =  «sich  gewtzi  haben*,  vgl.  dd  hies  si  in 
Sitten  an.  und  dd  er  was  gesessen  Iwein  1217;  der  küttic  teas  geeesten  und  PrÜnhüt  diu 

meil  Nib  f»72,  1;  si  tvären  niht  gesessen  vol  Krone  2.30:J4;  rlrr  mrir  ist  vf  rhi  griiettrs  sut 
yesetseu  Neidhard  24,  2i;  ein  guotet  roa  . .  dar  Af  uww  schiere  geseezcii  Heime  Alphart  3; 
ibnlicb  ib.  38,  3.  448, 9.  191, 1.  Denn  sehlieaet  sieh  der  attribotiTe  Oehraueh  bei  Weither 
115,  29  mis  icolde  ich  dar  gesessen.  Endlieh  eher  kann  gesessen  Hn  auch  Perf.  /.u  ge- 
sitsen  ~  .sitzen  bleiben'  seirs,  vt'!.  sif  ftnsrr  leimr  sine  sach,  oder  swtc  xir  des  vcrgüscn, 
dat  wir  stille  gesdseii  {säten  Lachm.  nach  Ada),  du  müht  ouch  ir  gesessen  sin  Iwein  135. 
Da»  in  diesem  Sinne  dae  Verb.  perfektiT  ist,  ergiebt  sich  eehon  aee  der  Znaanmensefaning 

mit  <yc-,  vgl.  z.  B.  dir  zic'ne  iiurlichr  i/nnun  [jca'izrn  Jn'iinr  hi-irlr,  crh'ivf  rrsrhrnr  von  leiile 
Iweret  umbe  das,  wan  im  dä  vor  nie  gesät  kein  ritter  mit  der  würheit,  der  im  sc  rosse 
enderreit  Lanaelet  4483;  andere  Beispiele  Mhd.  Wb.  II*  386*  17;  Wiessoer,  Beiträge  26, 437.8. 
Also  eiBA  Uare  Beslitigaag  denen,  was  oboi  onter  Ikihen  geaassert  ist 

Dns  Uni'^icbirreifpn  rlpr  rni«rhre!l>.iiiL;  mit  .'^''i"  auf  Ko.^tcn  von  hnbeti  beginnt  iiii^bt  so 
früh  wie  bei  Hegau  Das  älteste  Beispiel,  dos  ich  gefunden  habe,  ist  merkwürdigerwebe  md.: 
dt  si  und  ir  man  entaamt  gesetsen  wären  an  der  i  ein  gans  jdr  Passional  K.  460,  31. 
Seit  dem  15.  Jahrb.  wird  sein  häufig.  Beispiele  au»  den  Bibelübersetzungen  bei  Kehrein 
S.  SG,  ans  Senders  Chronik  bei  Wunderlich  S.  212.  Auch  Lu.  hat  sein  neben  haben:  wer 
sich  seist,  da  er  gesessen  ist  (neuere  Ausgg.  hat)  3  Mos.  15,  ß;  bin  ich  doch  teglich  gtstsseit 
heg  eudt  Hatlh.  26,  65;  etn  fiälent  auf  udekem  nie  jSrern  mensA  gesessen  isl  (neaere  Auegg. 

hat)  Marc.  11,  '2.  Audi  Opitz  schreibt  da,<is  ich  Plate  für  und  für  hin  gcscssm  iif"-r  dir 
(wohl  Kinttuivs  seines  Aufenthaltes  in  S&ddeutschland).  Beispiele  aus  Gee»ner,  Wieland, 
(Soethe,  Hebel,  BSroe,  Mwssner  bei  Inders  II,  1110*  unter  c«  aneb  eine  ans  Cleudiita. 

Abb.  d.  I.  a  d.  k.  Ak.  d.  Wjm.  XXII.  IW.  I.  Ablb.  21 


176 


Der  Fn!l.  »Inss  umgekehrt  haben  an  fli'*  Stnüp  von  sei«  petreten  iit.  jSndel  cicll  ID  dcT 
Livläud.  lieiaicbrüii.  28G2:  als  er  keete  uiigeifiirl  tif  dat  phert  ge$€*ten. 

Ünter  den  ZiMuniiieiiaetxa]if(Bn  werden  aaeh  in  der  Schriftepncbe  perfektiv  g<>brattehi 
abtUttn,  aufs.  (v^I.  auch  einem  aufgesessen  sein),  «seltener  rin--if-en.  Sel)>»tverslSndlic]i  hat 
dann  das  Perf.  sein.  Im  Mhd.  kommt  dazu  intransitives  bcsilzeft,  welches  wie  gesUaen 
B  ,sitzt;u  bleibeu*  gebraucht  wird,  vgl.  cm  dorfU  sUi  bescetcn  tiilU  üfem  ors  uldä  er  sas 
Pars.  74, 16;  dm  heidm  woi  gar  leide,  da*  der  irieten  wie  haeeeen  Koloeiaer  Kod.  8.  304* 
•199.  Durauü  abgeleitet  i.st  der  Sinn  .zur  r'nlhütijiikeit,  L'nj  ni  luktivität  kommen*,  vgl.  diu 
erde  wo»  8Ö  harte  bcsensm  (gab  keinen  Ertrag  mehr)  Kaiaerchrua.  10642;  ir  Sit  jfor  be- 
MKfen  twer  käntte  Krone  2138.  Lutlier  bntncht  heeeteen  as  tntgeeessen:  einen  toffet^Her, 
der  nirgend  besessen  ist  Sirach  37,  14. 

stehe».  Mild.  BeiNpiele  fiir  1  ■|n«r'hreibung  mit  haben  dem  Jef/.igi-n  norddeutsclun  Ge- 
brauche geniiLiä:  diu  tür  diu  vil  seilen  het  gestandcR  mi-crsyart  ]ütM:V\\ii  i^iiX ;  uh  hün  da 
bt  gestanden  und  gesesMen  Elebmar  von  Zweier  60,  7;  die  aUe  haben  nätk  gr&ttn  iren  ge- 
s'aiidni  Pontuü  und  Sidonia  (md.  l.'>.  Jahrh.).  Mit  seii>  \i'v\>\\\\'\r-r\  bezeichnet  du>  I'.irt. 
auch  hier  zunäclut  einen  noch  bestehendeo  Zustand:  gestunden  sin  ist  ahto  a  .stehen', 
vg\.  doM  beUe  vuor  von  stner  etat,  das  i  was  gestanden  Parz.  5S7,  S.  Als  Ferfektoauckrei- 
bung  im  Mfad.  geetandeit  ein  in  vt  rM  liiedeneu  Bed^utuugsscliHttierimgeu.  Es  bezeichnet  eine 
Ortsveränderung  und  kann  dann  durch  trelat  fii  iT-i'f/f  u.rJiiii:  niil  der  nKircijrävinne  ge- 
standen an  die  sinne  was  eil  niauic  schucniit  meil  Kiif^e  L.  llOö;  Rcnneuart  der  starke 
man  was  wd  ins  euren  nest  ersogen  . .  «nd  gestanden  iif  de»  dütten  ast  Willehalm  189,  20; 
ob  innen  anJ  rs  n^rc  wider  sie  i/estanden  Krone  3537;  ;in  icus  diu  hiinet/in  zeinem  renster 
gestanden  Kruue  10183;  si  uiärm  von  den  rossen  gestanden  üf  dm  sant  Kudrun  1d7-1,  1; 
her  Hagene  tsas  getttmden  nider  4f  den  sant  ib.  150, 8;  si  wäre»  atlenthotben  au  das  siat 
gestiin  ib.  861,  1.  In  diesem  Sinne  ist  es  noch  oberd.  (vgl.  die  Beispiele  bei  Sauden  II  1192* 
unter  3),  »iellistverstäiidlicb  mit  sein  im  Perf.  Ks  bezeichnet  den  Ufbergang  uns  siNender 
oder  liegender  Stellung  in  ölebende:  si  wären  vüh  den  bitten  al  geliehe  geslun  Mib.  1 7^9,4; 
uneigentiicb  »»eime  du  von  den  sunden  bist  gestanden  QrieBhaben  Pred.  2,  6.  Ea  bezetebBefe 
i\m  Zuruhekommen  aus  einer  Beweguni,':  den  hüentn  uh/andeii  diu  ors  wirctt  gestanden 
i'arz.  70(i,  6;  i^ä  dri  miiie  mit  ir  kraft  under  tetem  gestandest,  stoischen  sinen  handen  truog 
ers  ab  ein  kOasettn  Wlllehalni  188. 13.  Im  Obeid.  dringt  aber  <in  auch  schon  frOb  an  die 
Stelle  von  hän.  Zwar  nicht  hierher  zu  reebnen  werden  die  Fälle  sein,  in  denen  der  .Sinn 
=  ,bei--i-^l'.i  ii '  )>t :  (hn^ihi  r  mit  ({»■)>  ^liicn  tfcrrc  mir  tif-fffifififri  mit  uilliyfn  handen  Kluge 
4Ü9;  das  si  mit  krajt  Iroiaren  gestunden  gerne  ua-nn  Konrad,  Troj,  3G730;  denn  hier 
liegt  niebt  die  Bedeotung  «bei  einem  eteben',  aondeni  .atu  einem  traten*  m  Grunde,  wie 

sich  schon  daraus  ergiebt,  dass  das  Präs.  dazu  gcstäii,  nicht  s((Ui  lautet.  Doch  vgl.  Stellen 
wie  froun  Vamiüen  sarc  war  drüfe  woi  gestanden  l'ar%.  Oää,  9;  hh  was  sie  vrouwen  eine 
gestanden  M  einem  steine  Krone  11102;  nu  ist  er  gar  manie  ett  in  dem  jämer  gestanden 
ib.  19302;  also  ist  es  her  gestunden  \\>.  >-8;  lewre  es  au  in  i/atunden  il  .  ':'>\'2:  iLw  dne 
dach  sö  manitjen  tue  gtafftnihn  ist  Bruder  NVernher  (Bartsch,  Ld.  41,  11).  .\us  der  (  eber- 
ganggzeit,  zum  Nhd.;  hcrtzvg  Eraist  ton  Lunenburg  und  der  lundigraff  von  Messen  sind  $iü 
tm  ehor  geHanden  Sender  (nach  Wnnderlich);  <m  grosser  gefar  bin  ich  gestanden  Tewer> 
<lank  48,  70;  dazu  die  Beispiele  bei  Kehrein  S.  37.  .\uch  Luther  ist  sein  nicht  fmuil  tje- 
blieben,  vgl.  wie  ich  für  dir  gestanden  bin  Jer.  16,  20;  und  &[Nit«r  noch  liadet  es  sich  auch 


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b«i  Schriftstellern,  die  im  übrigen  nicht  oder  wenigt^tens  nicht  ausschliesslich  unter  der 
Herrschaft  srii!iu>iit.sclnii'.  Spr;iplis»Rbrauchs  «-tflicn,  vgl.  dns^  hier  l*eh',<hti<!  .  .  ,i<sf<niJ-'n  spi, 
meinen  ftikJte  Opitz  (D.  Wb.J;  tmn  uar  mit  ihm.,  in  gutem  Venu  Innen  ytutamkn  Üoeth© 
85,  47,  5;  «mn»  . .  m^tiren  im  dem  Wah»  gtskmim  teärm  Le.  12, 25,  23.  Dasu  Tfl.  den 
■djfliiivisf  hen  Ooliraucli :  rZ»  *  nelM-n  den  Fii/urrn  ifcstandenen  (inlicids  Goethe.  Briefe  21, 421,24. 

Vüo  deo  intranäitiTen  ZosammengetEungcn  kommen  einige  wohl  ausschlietslich  in  im- 
perfektiver Verwendniig  Tor:  hee»',  dtüun-y  enti/i^fm-,  ntuh',  vor-,  uider-,  jntrüdluUJiat,  ffhet' 
fitflim,  utUerstihm,  nilid.  nnssist'in.  Auch  bei  diesen  steht  natürlich  der  norddeotseheo  Uffl- 
schreibuntf  mit  Ji<ih,ii  ilie  siiJdeut-che  mif  --lip  urepennijHr.  Hiisjiii  lf  für  die  l(>tzt<-re:  nyi 
yrosses  Glück,  daa  nur  noch  hetoryestnndm  uurc  \V  ieland  (^an(ier>iJ;  wie  St.  l'eter  df'r  vor- 
geskmäm  isf  Taehudt  (Kebrein),  so  er  «eim  gdü  tetA  teer  vorgaianim  Fiachart  (ib.);  •»» 
viulde  aus  nieimn  wi(hr.'it(tndrn  sin  Züricher  Jahrb.  9  (Mhd.  \Vb.).  der  nnfichtmuj  hisf 
du  teiderstanden  Geiler  (Kehrein),  «o  sind  die  Gricckcn  dem  heiligen  Vater . .  alUät  taffer- 
Ueh  idderstandm  Fieehmi  (Ssnden).  Andere  nnd  »osRcfaKenlicb  perfektit  ond  bilden  dnher 
von  jeher  das  Perf.  mit  sdn:  entsiclmi,  iaiif-jersfcJirn  (ars//int(iu,  as/fUiUin  schon  ahd.  und  aa.), 
lirtterstihm  (=  .imtprtreten*).  Mlid.  (auch  anhd.,  und  jetzt  noch  niundarf üeh)  ist  rristiin 
~  ,zum  Stehen  kommen*,  vgl.  min  üder  brast .  .  diu  tJit  kiime  ieiuu  tetstundrn  Tristan  15221; 
an  dm  da»  maalrmm  e  Jtit  Ui  tentandtn  Anneiboch  (Mfad.  Wb.),  Femer  ~  .diireh  va 
langes  Stehn  verfallen*,  vgl.  inner  in  der  hellt-  bruftt  müij:rn  si  rrrstandm  dem  tiuvd  sin  zr 
phanden  Martina  (nach  dem  Mfad.  Wb.,  das  Zitat  «timmt  nicht),  dem  sind  verstanden  seine 
fftmd  H.  Saeb«  (Sander»).  Andere  kommen  perfekttT  nnd  imperfektiv  vor,  und  danach  be- 
stimmt sich  die  Uni.-R-hreibung,  vgl.  rr  ist  davon  ahiestainli  n  im  Iii.  /  15.  dar  sint  sie  uns 
abe  ijestün  LudB'ier'<  Krenzf.  :?','72).  das  liier  ist  alyestandi'n,  veraltet,  der  jx)stpi)tt  ist  gleich 
vom  ^erd  abyciftanden  Ayrer  —  dtr  Siuld  lud  weit  von  der  Wund  abgestanden;  er  ist  mm 
Sitte  mifyetümden,  dat  Vtdk  tat  negen  ikn  aafgeslandM  —  der  Begenboge»  hat  auf  dem 
Bollen  atifyf standen ;  rr  ist  nus  dem  iHmst  (lusgrstandin  (stUld.)  —  die  Wart»,  du  Schulden 
haben  lange  ausgestandat ;  er  ist  in  dm  Dintst  eingestanden  («Udd.),  er  ist  für  ihn  eingestanden 
(alt  SteUTerbvter,  ak  Bürge)  —  das  /.HmjUin  der  Wage  hat  eifujestandm.  Stidd.  ist  nnidr> 
Uch  aach  hier  Verallgemeinerung  von  sdn.  Vereinzelte  Au.sweichung  nach  der  entgegeo» 
gesetzten  Sf-ito:  suvivllch  rr  vruo  htitr  des  morffrr"^  '''f  nfstiin  Livl.  Reimchron.  <JS."j9. 

Besondere  Erörterung  verdienen  anstehen,  imstchen,  iiudeJien,  best^Jum.  anstehen  ut 
xwdfelkM  perfefctiT  im  Sinne  von  .antreten*,  daber  Me  dnd  ^um  Tome  angestanden;  ander- 
seits imperfektiv  im  Sinne  von  .passen",  .geziemen",  daher  dn  solchvs  Bf  nehmen  hätte  mir 
schlecht  angestanden.  Wenn  in  dem  letzteren  Sinne  sein  verwendet  wird,  ao  ist  das  wieder 
die  eOddeutMihe  Aui^gleichung,  vgl.  ein  Bm^htaid  tCM  X  teän  ikr  he»e$»er  angfstnndm 
Wieland;  noch  andere  Citate  bei  Sandern  II  1193*  3  n.  4;  allerdings  auch  bei  Claudius 
dass  es  rij'Xi^ii  Sfrfhertretem  nicht  iiDii.jt-r  gut  atigestanden  ii;'ire.  ihr  grosses  Werk  im  Stillen 
SU  treiben.  Zweifelhaft  dagegen  könnte  man  sein  bei  anstehen  =  .zaadem*,  ,  Bedenken 
tragen*.  Zo  Grande  It^  aber  bier  die  Bedentnng  ,sum  Stehen  kommen",  daher  anch  bei 
norddeutschen  Schriftstellern  des  18.  .Tahrb.  l'mschreibung  mit  s>in.  Sanders  führt  an:  teir 
sind  anige  Zät  bei  uns  angestanden,  tjb  .  .  Klopstock,  er  iviirde  ebensowenig  angestanden  sein, 
ikn  ru  ermorden  Eugel.  Ander.'^eiU  sind  wir  jetzt  geneigt,  das  Verb,  dnratir  zu  famn,  und 
nordd.  wird  daher  das  Perf.  jetzt  wohl  allgemein  mit  haben  gebildet.  Sanders  führt  j^chon 
•nc  Rabener  an:  data  äe  noch  angettanden  habe»,  ikn  glücMidi  m  tnacken.  Entspreebend 


178 


verhilt  es  neb  mit  heisiehen,  mit  dem  wir  jetst  auch  duraHTen  Sinn  Terbtnden.  Ursprüng- 
lich aber  liegt  die  Bedeutun^^  .beitreten'  zu  Qninde  (vgl.  iMispritu/rti),  was  sich  schon  daniiu 

erfripbt,  fJass  f-  nilid.  fast  immer  l>i  iji^l'hi  ^^■I^^f.  Perf.  mit  sti«;  mich  Ir'/f  'i'liicl;r  Irr  //r~ 
satit  und  tst  mit  hie  ytstanden  Ii  Konrad,  i'roj.  il7  l45;  du  bist  mir  beygvstanden  Abraham 
•  St.  KlaxB  (Kehrein);  Tgl.  aaeh  vär  man  in  kel(laii^  pakunätm  pd  Lilieneraa,  Hist.  Volkil. 
;39,  89.  Doch  hat  daneben  viellridit  ^c!lnn  frühzeitig  die  Auffassung  ,bei  i^iiipiii  stehen' 
gegolten,  uud  e»  crscbeiot  hän  schon  b«i  dem  Teichuer  (s.  Mbd.  Wb.):  dae  du  mir  htist  bi 
gaMiL  Adelung  giebt  an  bmst^en  mit  htAm,  oberd.  mit  aem;  Sanders  gewSbnlieh  mit 
AafleH,  veieiu/.f'lt  mit  sem.  •- fisli-hcn  ist  sicher  perfektiv  in  dem  jetzt  nicht  mehr  üblichen 
Sinnp  .zu  Ti'il  weitJeii',  , wiiicrfahren*,  vgl.  dir  sind  .  .  rief  s/  Jfs-itmer  Unfall  .  .  <t<inden 
Öchaidcnreisscr  (Öandera).  Hieraus  wird  der  jetzige  Siun  »gebühren*  eutstaudeu  sein,  in  dem 
man  ee  nordd.  mit  h^Stm  ▼•rbiodet,  vgl.  Mnkmmm, 

Intransitives  bcstün  bedeutet  im  Mhd.  , Stand  halten*,  .bleiben*.  Dass  es  in  diesem 
äiane  perfektiv  gefiunt  wird,  Icaan  nach  dem,  was  bei  biaben  bemerkt  is^t,  nicht  Wunder 
nebmen.  Vgl.  sA  w^ere  er  in  dem  paradise  iestan  Geoeaia  Diemer  15,  21 :  bi  im  wart  Krim- 
henddlv;  btstän  Nib.  1066,  :i :  dth  incr  hoverdse  lin  icA  9elten  lundtr  in  iestim  ib.  1726,  4; 
oflf.s  Mf???'--'  v  (//>  hin  ifh  '■'.nr  bfstiin  \h.  22<»0,  4;  von  d'H  in  inis  li^tfayih'n  zen  JTfye- 
lif^'n  mann;  rirlier  trei.-it  Kudrun  1U70,  4;  ican  dm  titntkap£e,  si  K/mm  t<jl  dä  bestdn 
Nib.  431,  4;  dÜe  äni  mit  in  betlanden  tot  in  Juunisi^ten  lanäm  Klage  1826:  in  teitre  nikt  he- 
statidf-n  an  vilic  Genesis  Dieiii.  103,  dir  schilt  d<\  ttiht  Ijcitandm  icas  (an  seiner  Jrtelle 
geblieben)  Parse.  603,  18;  vaim  diu  houbt  am  buche  beniaudm  Teichner  d;  der  tröst  tcas  in 
vU  verre  een  Mttnen  blanden  Khmfe  1412;  in  dem  hereen  din  ist  der  ffäouhe  lukf  hesfän 
Paaaional  K.  106,  77;  irand  er  mit  irm  tms  hentan  ih,  02{>,  •>!>.  Dazu  vgl.  den  adjektivischen 
Gel>m!h  Ii  in  bestanden  sin  cinr,-;  dimjc^  »etwAi  viTwirkt  haben*.  Die  ji  f/t  in  N'i^i (UimiLm  Ii- 
land  üi)iicbe  Uuischreibung  mit  lud^t,  eine  Folge  der  veränderten  Auttassuiig,  i«t  eri>t  all- 
mlhKeh  in  den  teraebiedenen  VerwendungiweiBen  durebgedruDgen.  Vgl.  eine  anaAiiUeke 
Stadt,  die  sich  auch  nol  hat  K'inigen  uidersdzm,  auch  nider  sie  lanije  bestanden  ist  Mich- 
r&lius  {D.  Wb.);  bestanden  ist  das  reich  nieht  durch  eiyne  kraft  Luther  (Sanders)  —  die 
frSker  emeähnte  GettUtAaß  fear  noch  immer  bestanden  Goethe  (D.  Wb.),  wozu  die  bei  Goethe 
nicht  seltene  aliiibatiTa  Verwendung  an  vergleichen  i«:t,  z.  U.  das  lamie  Itestandme  gute 
Vi-rlflUiiU  l'.r»,  112,  3.  ttti^err-s  immer  ifut  hejitandefx  )i  ]~  il<ii/).r'.<f  s  Brisf.-  IT..  1.  17.  su(i-t-;in- 
tiviert  alles  bisher  JJestnndene  3t),  332,  lü  —  in  ireiehem  teon  vnä  abcri/lauben  si  dann  Im^ 
standen  »an  bis»  anno  MCCCCLXX  Frank,  Weltboch  120*;  dene^ff« . .  ist  nitAt  bestanden 

in  der  icarhdt  Job.  8,  44  —  sie  lear  auf  der  h'emrprube  bestanden  Stilling  (Sanders);  dieses 
Mädchen  ist  sehr  wold  bestanden  Goetiie  (D.  Wb.);  alle  jene.,  iiachuolter  .  .  sind  srhteehL 
ytnwj  iiquTi  die  verfängliche  Bereds/imkcil  seines  Kummers  bestanden  Schiller  (D.Wb.);  vgl. 
weitere  Citate  bei  Sanders  II  1194*  unter  10  —  dass  deiner  Jleisrn  /'U  auf  nichts  Itesianden 
sei  als  bloss  (Uif  lj(>IJ:rif  Oyni/.  '1).  Wh.)  ■-•  vir  cff  hhi  Irl.  darnuf  bestanden  Lf^'^iiiL,'  (i).  Wb.); 
wmn  die  Wetbcr  darauf  bestanden  learen  Wieland  (D.  Wb.);  er  ahr  sei  daruu)  bestanden 
Ooetbe  43,  7«,  17;  aneb  Adelung  giebt  an  «r  dUtrrn«/*  beskmdm  —  der  atien  Jßrdt-Vaier 
Bercdsawhi!      svZr  darin  besianden  Bödiker-Friäch,  Grnndaitaa  (1729),  8. 310.  Daoebeo 

findet  sich  über  bestanden  lutbcn  auch  schon  bei  Goe. 

Yoo  kleben  wird  jetzt  in  der  Schriftsprache  das  Perf.  mit  haben  gebildet,  doch  im 
Obetd.  mit  sein.   Dia  ümehe  diewr  Abweichuag  irt  wieder,  dan  das  Wort  wrspHlnglich 


179 


nicht  nur  das  Andauern,  sondern  auch  das  Eintreten  des  Zustandes  bezeichnen  konnte.  Das 
beweisen  •in  I),  \Vb.  V,  lf>4^>  i2nt<»r  II  f.  iingpführt«>n  Stellen  für  n»  mit  di  -n  An  .  neben 
Utibcn.  Deutlich  üt  weuigstens  die  auü  Logau:  Vaivus,  der  gatts  lutJU  om  KvjtJ>',  mini  »uin 
leerd  am  BiHk  noät  i/«fen  (an  den  Galgen  kommen).  Aach  Bildebnnd  bemerkt  im  D.  Wb.: 
Jdthen  ist  hanrv  und  htcresare' ,  fügt  aber  hinzu  »beides  oft  schwer  trennbar*.  Den  Ein- 
tritt des  Zustandes  zu  bezeichnen,  soweit  er  unwillkürlich  war,  stand  der  älteren  Sprache 
die  Zitäanimen.setzung  bfklebm  mr  Verfügung,  womit  das  starke  Verb,  hdäeibm  {t.  oben)  zu 
»ergleichen  ist.  Von  diesem  wird  das  Perf.  mit  «ei»  gebildet,  vgl.  <hij:  im  dihein  ta  rdtkeit 
it'if  ihr  ti  Jn  if./s  h>!:ItAtet  l'iissioDu!  K.  .'iOS,  1\  \  cf>ros  in  tiuiinrn  hnidfn  lnl/<ll  Ili  iu  'M.  7; 
»nun  j/elnin  mtd  OtkleLd  an  meiner  itutU  Luther  {D.  Wb.).  Dafür  iüt  später  A-ifiM^n  bktf>m 
eingetreten.  Jetit  kann  fe^SMe»  noch  ingnariT  gebranebt  werden.  Gans  richtig  ist  daher 
bei  Heyse  (Nov.  15.  197);  drr  w»  herabg^faUrn,  dir  nrnu  Hede  nlur  droht  n  fiMtf  ilffit. 
Indem  das  einfache  Wort  später  nur  durativ  gefas^t  wurde,  blieb  nur  die  Uoiscbreibung 
mit  hohen  fibrig,  die  schon  im  Mbd.  nachzuweisen  ist,  vgl.  ich  hete  fUr  vasfe  euo  (ft^abet 
Ava  (Diemer)  2G3,  8.  Die  oberdeutiwhe  Umschreibung  mit  wird  uns  der  älteren  in> 
gressiven  Verwendün^r  ribzaleiten  sein.  Möglick  iat  abert  datt  aueh  die  |ia8nve  VerwendoDg 
des  transitiven  kliiien  mitgewirkt  hat. 

Im  Hhd.  etehen  oebenrnnander  auiffm  »  ,Mhirei*gen*  und  gfswt(tm  »  »veninmmen*. 
Im  Perf.  zeigt  sieb  der  Unterschied  un  den  verschiedenen  rm^chreibangen,  vgl.  z.  ß.  eincr- 
t*'iU  oic'  ji't  iict  ich  bnz  iicsirirfni  AValther  IIB,  10,  anderiseits  i/cswiifin  siid  die  naldriffd 
Dietmar,  MF.  ^7,  32,  sit  diu  von  Uayeimtm  .  .  dir  ictridc  alsm  yeswigen  ist  Tristan  4770; 
viele  weitere  Beispiele  im  Mbd.  Wb.«  lekoD  bei  Notker  (Ps.  118«  15)  vngetKägiil  fkm  ich  am 
dinen  ife/fif'P.  Im  Nlul.  i-t  äv^  iüfbnnfivc  VervrrTifliinc;'  initr>rppLra!i;;»>i'.,  ntif  ifir  lirruht  rlpr 
adjektivische  Gebrauch  von  ncrscliicityen,  den  man  nicht  zu  transitivem  r'rsi/tnriyrn  stellen 
derf.  Ebenao  verhielt  neh  das  synonyme,  frObzeitig  nntergegangme  dagm  zu  gedagm,  vgl. 
du  »lö/dtst  uol  f/edfi;/cf  hnn,  und  tr «  r/  dir  •'re  i'np  Nib.  71>2,  2  —  tär  sit  ir  <dlr  idsvs  ge- 
doijd  Konnid,  Troj.  li^l^u.  Daxu  Vgl.  das  adjektivische  unverdagd  »nicht  schweigsam*  bei 
ilartmann,  Greg.  1427. 

Bei  platten  ist  nnpraogUeb  je  oaeb  der  Verweadong  halmt  nnd  sfin  mSglich.  Adelang 
giebt  an:  «>•  hnf  rirpJafrf,  wpiin  ^IcU  um  fl'jn  Laut  (h-^  l'liil/rns  luinviclf :  alier  dir  lUfisr 
ist  geltet,  er  ist  lüuiiq^at^t.  Allgemein  üblich  ist  vou  diesen  Verwendungsweisen  jetzt 
eigentlieb  nor  die  JRtne  ist  gejßaizt  etc.,  wobei  «m»  aelbatvaratindlieb  i«t  Schon  im  Mbd. 
fibiich  ist  die  letzte  von  Adelung  angegebene  GehranebswMi't  vgl.  und  sinf  die  wo^e  lukt 
in  fjt'plaiztt  Hadamar  .'»14;  umh  die  snciir  iiax  er  iihrr  in  yejiaü  Malagis  71». 

Als  Verba,  die  bald  imperfektiv,  bald  perfektiv  gebraucht  werden  künueu,  &ind  die 
meisten  ans  A^idttiven  abgeleileieii  la  betrachten.  B«  der  Mdimbl  kann  ich  noch  die 

Umschreibung  mit  haben  n«'I>en  »ler  mi*  -f"'»  rnc}nvfi'--pn,  wolsci  fin  rntpr«rhip'l  nicht  immer 
klar  hervortritt,  weil  ffir  die  subjektive  Auffassung  ein  ziemlicher  Spielraum  bleibt.  Doch 
zeigt  «ich  die  Neigung  zur  Verallgemeinerong  des  letzteren,  was  aneb  dadurch  begrUndet 
ist,  «la-a  dem  Perf.  die  imperfektive  Verwendung  weniger  gemlas  ist  als  dem  Präs.  oder 
Iniperf.  —  alte(r)n.  Am  dem  Mhd.  kann  ich  nur  einen  Beleg  für  sein  beibringen,  bei 
dem  es  «ich  deutlich  um  eiu  Resultat  handelt:  sü  uidcrjunge  ich  stnt^  ich  gullel  Un  in  icidin 
jüren  Singenberg  (Sdiw.  Iii.)  16,  6.  Dagegen  verbmgi  Adalaag  fBr  altm,  aUern,  ältdn 
wblechtluii  haben.   Du  D.Wb.  giabt  riebtiger  tm  «r  hat  (ist)  früh  gealtert,  Bei^iele  fOx 


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180 


keAm:  ao  sehr  höht  ihr  yeaUd,  waagdmt  um  nft»  Jahre  J.  Ckittbdf  (8«Bd«n);  oueA  dw»? 
frisdien  rmidMckujcn  Kindt^r  liatiat  ffenlUrt  Goethe  (ib.)j  /iß«  Sehenschlaffr]  hatt4m  nur  um 
eine  einziffr  yachl  i/calfni  Musäus  (ib.);  mat;  wohl  vor  der  Zeit  (jealtcrt  hnlnm  Schiller, 
M.  Stuart  2,  ea  schien,  als  hütUn  sdhsi  dir  Uäuser  ijmUirt  Heine  (Sanders);  dtxs  dunkd- 
hraum  Atu/e  sehäMt  hum  ffeaUert  Jv  hcbat  Auerbach,  Dorff^esch.  3,  134;  Uir  habt  gedlteri 
Tieck  (Siinrfcr«t.  ^fif  •.■nw;  win  Vftfrr  i.s-f  nhhf  i/ailtert  SiMiillfi',  Pirc.  f Erihihinn  1 ;  K/rrnÜna 
tcHt  in  diesen  mmgm  Monaten  um  Ja/trc  geall'-ri  ötahr  (tSanders);  ilu  tust  nicht  »tt  d<r 
Zat  geaU«rt  nodt  ergrtnä  Rtiefcert  (ib.)  ete.  NatBrIieh  heimt  et  Ut  veraltet  (frUher  «mh 
endttt).  —  hltichcii  muh  Adelung  mit  ludten.  Erdniunn:  das  Haar  luit  tfMrieht.  Vyl. 
ein  schtratzir  Muur,  der  über  trieder  ff^ldcket  hat  Felix  Weisse  (Sanders).  Natürlich  ab-, 
er-,  i^rbleichcn  mit  sein.  —  dürre».  Kehreiii  zidert  aus  der  vieiten  Bibel:  der  achnitt  der 
erd  hat  gedarret;  mi»  krafft  hat  gedorret  alb  der  «afttrb.  Adelang  qod  Sauden  geben  tön 
an.  man  wirr]  jt't/t  Hli(»r  ^chw.-^rlicl»  sai^cn  ist  (jrdinTi,  '^i-wA^'m  nur  ist  verd'^rrt.  -  fnidru 
mit  iMbeu:  der  li^ndner  hd  gifidt  vierte  Bibel,  Jer.  13,  7.  Adelung  verlangt  sein,  Sanders 
dagegen  hohe»,  doch,  wo  der  bewirkte  Zustand  atugedrOekt  werden  eoll,  ah  Bei. 

apiet  ana  Goethe  an^effilirf  wird:  Sehindeln,  die  durdi  die  Jahre&trit  gan;  srhirarM  gi^uH 
lind  ternuMtst  sind;  hierbei  komtut  da.s  prädikative  Adj.  in  Betracht,  s.  oben  S.  172.  Natür- 
lich ter-,  nn-,  abfaulen  mit  sein,  vgl.  &chou  luhd.:  die  vinger  manegcm  itürcn  gevnlct  abe 
Liechtenatein  HS«;.  7.  —  heilem  nacb  Sauden  nrit  sej»  and  Aa6a*.  FOr  letsteret  bildet  er 
diis  Beispiel:  die  Wunde  halle  schon  efuas  geheilt,  aJ>er  du  hf'<f  'hn  Schorf  teieder  abgdtratct. 
NatQrliob  ter-,  an-,  suheUeH  mit  sein.  —  nahen  mit  haUn:  min  lebe»  hat  genutet  der  tielle 
vierte  Bibel,  Fa.  88,  4.  Sandel«  giebt  mit  an,  and  ich  Itabe  ana  der  neueren  Zeit  keine 
alfweichenden  ßelepe  jiefiindon.  ri'ifen.  Steinbacli:  ieh  habe  geriifel.  Adelung,  der  im 
Lehrji;^ bände  nur  haltni  anj^iobt.  schwankt  im  Wörterbnnhf  nnd  l>(>/:f»irbnel  haben  nur  als 
im  HüchUeutscIipn  ani  gewühnliehsten.  Das  Ü.  Wb.  fölirt  aus  Birken  an:  ein  ühre  luit  ge- 
reiffet.  Man  wird  auch  jetst  nocb  aagen  können  die  TratAem  hetben  mAm  jdemlka  ger^i, 
dagegi?n  nur  situ!  ■■■■J!i<j  rrrriff.  \'£ji.  da-s  adjfktivis.  i/en-iß.  .Auffallend:  die  Kirschenlinsl 
, .,  tmnH  errafii  hat  Auerbach  (Sanderü).  —  Für  trocknen  geben  Adelaog  und  banden 
nur  »ein  an.   Han  wird  aber  sagen:  eSe  WSsehe  hai  gut  getredmd. 

Aehnlich  verhält  es  sich  mit  einigen  aus  ;?nbst«ntiven  ab>;eleilet«n  Verben,  arten. 
Im  Mhd.  gewöhnlich  mit  stin:  da:  du  mich  im  gcardit  bist  Herbort  12789;  if"-  s  Wf  ir 
eun  tnir  geartet  ist  Tri.stan  Ü936.  Dazu  das  adjektivische  geartet,  das  auch  schon  mitd.  ist. 
Dagegen  «fii*  (bei  addUdiert  geartet  Adi . .  «n»  dem  eddn  ataume  Hartina  205, 34.  Adelung 
meint,  arten  =chpinp  hnhm  zu  erfordern:  er  hilft  sirh  rlarin  mit  i!cr  Annahme,  das-i  er  tat 
SO  geartet  von  einem  veralteten  Transitivo  komme.  Selbstvcrstündlicli  käiiuen  ab-,  aus-,  ent- 
üTten  (veraltet  verarte»)  our  eein  haben.  Fnr  »athetrim  giebt  Adelung  sein,  »nch  heAe»  an. 
< —  rosten  hat  nach  Adelung  habe»,  bei  vielen  auch  sein.  Ebenso  giebt  Sanders  haben  und 
>'7M  an.  I'di  h  wird  man  jetzt  wohl  sagen  das  Elsen  hat  gerostet,  aber  14  verrostet,  nur  mit 
»'Hiera  prädikativen  Adj.  gerostet.  Vgl.  die  von  Sander»  angeführten  adjektivischen  grün  gerostet, 
sdtwarg  gerostef. 

Andere  •»irh  [ilinü' Ii  vi-rlmlti  n  ie  V^erba  sind  die  folgenden,  r/fii-'  v.  Adelung  nnd  das 
D.  Wb.  («.  lic)  geben  nur  fiuben  an,  aber  Sanders  richtig  daneben  der  Wein  ist  klar  ge- 
goren, tat  eu  Essig  gegoren;  forner  Jlötf  id  ungegorner  Wä».  Man  sagt  femer  der  Regel 
gemüBS  da»  Bier  hat  aatgegorm  (zu  ünde);  aber  riehtig  iat  wieder  aeh  ja  nm»  tä^idi  Bier 


181 


ist  köstlicfi  ausj:(/<<fJiffn  Weiss«  (D.W.  X.  310);  ebenso  adjektivisch  mit  anderem  Sinne:  kein 
S<:fiath-nspid,  im  SiU  der  FkaiUame  aus  Weindunst  austftyoren  VVieland  (Sanden).  Beispiele 
für  arifüren  mit  cettt  im  D.  Wb.  Adelung  Terlanjrl  natflriich  wieder  der  Most  hat  trrffohrm 
(s  aoagiegoren).  —  teachst  n.  Adelung;  und  .Sanders  ^ebcn  nur  min  an,  die  ältere  Sprache 
kfnrit  aber  auch  hnh,  )),  v^l.  Jn  li>'isf  iitnfiJi^'  »  iilur  den  lu/t  Sipehcr.  M*H  II.  3r>()'';  irir 
hund  gewacliszm  vnd  zu  jctiommm  in  tnjaidcn  Geiler  (Kelireiu);  dinn  fast  .sar  hatten  die 
miuer  yeteiAsem  Disteiiberg«»  Bit»,  (ib.):  «Iw  Auf  da»  evemgditm  am  tälentärkttm  goMuStta», 
bädr  an  der  saJd  der  ^eutigm  VHd  an  wmderijarlichrr  haß  Luther  (Ü.  VVb.);  mit  Weclwel: 
muh  als  di  zit  von  ant^ctitff  hat  rfctmchsin  an  der  le»yc,  sus  «»  gmacksin  an  m&ruitge  diss 
ordim  tyjrbiscicfutittiiyt  Jeroscbin  7VJ.  Eü  lie^t  aber  in  der  Natar  der  Sache,  daa  das  Peif. 
nieietens  ein  Kesdtat  ausdruckt  und  daher  schon  im  Mhd.  Qberwiegend  mit  sein  gebildet 
wird,  vjjl.  z.  B.  fin  i/enuuJisen  flores  Williram;  von  rirfht  '•'■■firi  di'-  u.:ir  vinemt-  slammc  ijr- 
miäntn  sint  Wackernagds  Leseb.  192,  10;  er  mis  iin  st>  ijeicah^tn  duz  er  »t-  huve  reit  Nib. 
2S,  1.  Daher  »neh  häufiger  adjektivinber  Gebraaeb  von  gmahim,  Di«  ZanmoienMtaaRgeii 
haben  ii.aiirlich  erst  recht  sein.  Doch  richtig  ist  er  hat  ausgewaiehstn  «bai  aufgeh5rt  an 
wachsen*  gegen  er  ist  ausifeicacfisen  ,ist  zu  seiner  völligen  (Srösse  gewachsen';  vgl.  Ihr 
Körper  kann  Ihren  Jahren  naeh  nocJi  nicht  ausyeicadism  habeti  Lessing  I,  3.j0,  Ki.  — 
keimen.  Adetong  stellt  es  unter  die  Verb«  mit  haben,  fQgt  aber  in  Klammer  bei  ,aaeh 
bey  einigen  so/n."  Ij^iivlcis  stellt  riui'ti  fiitr-rscliierl  7.wi«f!tp>t  haf/en  und  s/r/;  auf  und  bildet 
die  Beispiele:  nachdem  die  Orrste  ijrkdmt  hat,  wird  sie  ifedani  —  die  (Jraser  uaren  eUn 
ntie  der  Erde  ßertoT'] gekamt.  Thon  zitiert  er  ans  Qutskow:  eah  . .,  dasa  <lw  Biälter  üeh 
sclion  if^Ki  fürhti-n  .  .,  gedacht*:  dci  Frühlini/s,  in  dnn  sie  <f<Veiitit  tcart»,  LemnK  sagt  I, 
■J-12,  10  den  unijekiiumten  Samen.  Natürlich  auf-,  ent-,  erkeimen  mit  sein,  —  ftpriessen , 
sprossen.  Adelung  giebt  für  beide  sein  an,  Sandern  dagegen  verlangt  filr  sie  die  gleiche 
Behandlnog  wi«  fitr  keimen.  Jetzt  wird  in  Perf.  nm  den  einfachen  Wörtern  kaum  gebildet, 
rnf.^]frirsf;rt).  n}f<;j,rfs»v  verlangen  natürlich  srui.  'juiften.  Adelung:  das  Wasser  hat 
den  gati^iTt  Tag  gnmoltm  —  ctic  Jurttsen  sind  gaiuMii;  das  Wasser  ist  aus  der  Erde  ge- 
qtuBen.  Aach  Sanders  'eilcennt  haben  neben  adn  an  und  giebt  ein  Beispiel  «la  Flehte:  hat 
ihr  nicht  auch  i^iitdi  m  inimnfort  und  hit  auf  diesen  Tag  die  des  ur^frSn^i^en  hlmts 

foiigequollen.  Das  Wort  ist  übrigens  mit  einem  Teile  seiner  Verwendungsweiseu  unter  die 
Betvegungsbezeichnungen  zu  stelleu,  s.  weiter  unten.  -  schwinden.  Schmeller  (Bair.  Wb. 
II,  687)  utieit  ata  einem  Ifimfcel  von  1605:  der  Ämm  N  htAen  jre  Arm  getd>wnndm. 
DersfMie  fjit'bf  ancli  an  ' >;  Jmt  mir  firarfi'nifnl'-tf  .ioh  bin  ohnmärlititr  ^''^vrirdpri*.  S'ini-;t 
aber  hnde  ich  nor  sein,  auch  in  dem  letzterwähnten  Sinne  schon  mlid.  —  Auch  schwdlen 
wire  naeh  seiner  Bedentuog  hierher  m  stellen,  ich  habe  ah«r  nur  Vmachreibung  mit  «ei» 
gefanden. 

Zu  den  Vtrben.  die  pine  d^pppHr»  Auffassung  zulasgen,  gehört  urcprünglicb  auch 
tfiimun  =  ,ini  Traum  erscheinen"  —  ,ini  Traume  vorschweben*,  im  Mhd.  enicbeint  daher 
des  Psrf.  mit  <fi»  oder  hAn,  erabma  aber  Uhifiger.  Vgl.  eiBevMiti:  mir  ist  a&  getromet 

Hother  2r5f11  ,  inr  Im  ■"(:  <tifrömt  Grieshabers  Predigten  I,  98;  dir  ist  nild  letA  i/ilromt  ib.; 
mir  ist  getroumct  von  im  unsanfte  Stricker,  Kl.  Ged.  3,  32;  in  ist  ee  suoie  vm  ir  gote  ge- 
inmmet  Lohengrin  SOSO;  dar  gm  m/äere  im  von  djem  Mn  getrounwt  Reinrnnr  t.  Zweter 
222,  12;  wir  ist  getmmiet  ab  der  guotin  M8H  II  lOH-*;  mir  ist  grtroumet  h'nde  nt»  ami-st- 
Ikher  nit,  teie  atlti  daz  gefügde  in  dem  lande  tctcrc  tOt  üih.  1449,  3:  mir  ist  getrwmet 


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182 


swdre  .  .,  wie  ich  in  einem  roten  bellU  f^oldf  $'n  fveinbard  Puclis  67;  mir  ixt  rjrfrnumrf  h'mte 
von  dir,  diu  muot  der  ste  pou  Aiitne  Neidhard  Ifi,  28;  «wie  vUdir  si  getroumet  Helmbrecbt 
G10:  doM  e»  ime  getrotmettoa»  Knme  12171;  wti  nwffo  im  $agen  mcrv,  wu  im  getrwmet 
Kccre  Tristan  I3'»4fi;  ob  er  ie  riticr  warf  und  alle  sine  umbevart  die  keter  in  dem  mtert 
als  eir  (Laehm.  als  nach  A)  im  ifetrotimet  wtrre  Iwein  L5r>r»8;  ich  wände,  mmr  mir  i^f  f!e~ 
Stehen,  doß  msre  mir  fjdroumet  gar  Konrad,  Troj.  14iy.>;  ist  mir  getroumet  min  lettenf 
Iwein  :i'i77;  iii  mir  min  leben  getroumetf  Waltber  124,  2;  al  die  troume  tittt  «m  «mM  <fje 
«II/  norL  fjctrouniet  sint  Helrabrecht  und  haitc  gar  dm  trovm  für  nrhf  (hr  ivn  uas 

(/ctroumet  dort  Kounui,  KogeHuurd  <>555.  AuderseiU:  e£  mocht  etlichem  swcer  dise  naht  han 
getrompl  Lisdeisuil  VI.  225,  S74;  taget  wu  tu  giiromii^  Mbe  ICihUUer  Gtoesw  80,  32; 
»wir  hat  getroumet  michel  lugent  IwMD  3517.  Eio  deotlichGr  Unterschied  lässt  sich  nicht 
melir  feststellen,  nur  Avm  Wendunffen  wie  ist  mir  mht  leiten  getronmit  =  ,ist  mein  Leben 
nar  «in  Traum  gewesen*  keine  Stelle  mit  haben  gegenüber  steht.  ö]täter  herrscht  tiobeti, 
Mhon  bei  Lother,  vgl.  1'  How  40, 8.  9.  16.  41,  15.  82. 

Die  \  crijtt,  die  eine  Fortbewegung  bezeichnen,  bilden  jetzt  das  Perf.  fast  ausschliesslich 
mit  sein.  Ursprünglich  aber  haben  «ie  beide  XJiii9elireibaD|;«n.  Wurde  die  Bewegung  nach 
ihrem  Verlaufe  vorfjeitellt,  so  war  haben  am  rUf/e;  wrir  le  iia<  Eintreten  oder  der  Ahächlu» 
der  Bewegung  vorfjestellt,  sein.  Der  Unterschied  ist  auch  schon  frühzeitig  von  Graniiiia- 
tikern  l>eurhtet,  wenn  auch  nicht  immer  ganz  /utreftcnd  formuliert.  Uewühulich  wird  das 
Vorhandensein  oder  Fehlen  einer  RiebtoDgriieetiiDinang  aU  au^ischlaggebend  belrachtci.  So 
hei«t  eo.  schon  bei  B>'(!iK' r-Fi  i-(  h  ^17•2^>)  140:  .Wenn  l  in  Wi  rt  /.n  setzen  absolute, 
ohne  Bewegung  auf  ein  gewisses  74iel  oder  an  den  Ort,  bo  brauchet  man  ich  habei  weniut 
aber  bedeutet  motiim  ad  loeum,  die  Bewegung  an  einen  Ort,  ao  aehtet  man  «eft  hin.  Ab; 
Ith  halte  schon  mein  Thed  geriUtH^  ich  hin  nach  Stettin  geritten.  Ich  habe  mein  Tage  viel 
gereiscl,  ich  hin  nach  IJumburg  gereiset.*  Vgl.  dazu  Adelung  §  430,  431,  2;  .1.  (irinim 
S.  lÜO;  Erdmaun  8.  lOÖ;  Wunderlich  S.  200  ä'.  In  der  Tradition  der  Grauimatikca  und 
WSrIerbacber  hat  aieh  di«e  tlntanebddung  1ing«r  bewahrt,  alt  Ün  wiilclielMD  Gebfaneh. 

Die  einzelnen  Verl'ii  vi'rliiilf.ei;  sicli  üIiriji-Ts  kcinp^wpi^  ylnich.  Bfi  einigen  ist  halten  früher 
lind  völliger  zurückgetreten  ah  bei  andern.  Ks  bleibt  daher  ein  Bedürfnis,  die  Kniwickelaug 
genauer  tn  Terfolgen. 

fahren.  Beispiele  für  l'ni.<ichreibung  mit  ktdten  aus  dem  Altn.  und  Ags.  bei  (jrinim 
S.  15H.  IIochdeuULhe  für  fahren  in  eigentlichem  Sinne:  so  sie  dö  gi  fami  habetön  föne  trdo 
üf  ceiueg  unde  sueinjsey  unde  se/is  tüsent  huflmtilo  Notker,  Marc.  Citp.  Ii,  35;  »u  hau  ich 
«mrt^tte  gevam  (micli  ▼erirrt)  KaiBerBbrua.  5056;  er  Aeffe  gevam  dwth  diu  hmt  Herbort  220; 
si  haltru  verrc  genuoc  grvam  Livl.  Ueimchron.  lö*)7.  DaMiit  vgl.  z.  B.  slt  Fridebrant  ist 
hin  gevarn  Tarz.  25,  2;  ich  tea»  durch  wunder  ut  getarn  Walther  102,  lö;  die  »int  gemm 
vor  uns  dar  Barlaam  34,  14.  Der  Regel  zu  widenpreeben  aeheiBt  Nib.  293,  4  d»rdi  wes 
liebe  die  beide  her  gcvarn  hän,  sowie  die  Lesart  von  A  Nib.  401,  3  durch  dich  mit  im  ich 
her  gcvarn  hü"  Altoin,  wenn  hier  auch  eine  ZidiiositTüimtin'^  daneben  steht,  so  tritt  doch 
die  Vorstellung  von  der  Erreichung  des  Zieles  zurück  hinter  der  des  Beweggrundes,  worauf 
der  Naebdrnek  liegt  Allerdinga  ist  daa  ein  Fall,  in  dem  das  Spradigafabl  aebwaiiben  konnte, 
Ti:l.  i.Ül'  aiKili\i,'<-  f^telli'  tlO,  2;  durch  die  di/f  Ihhr  ^,h^  wir  gevanj  her.  Das  pntspri'rhcnde 
Schwanken  findet  sich  in  Strickers  Karl:  sU  ich  verre  her  geoaru  häu  4470  gegen  er  teas 


183 


tvrre  dar  gevarn  .'QH.  V[,'l.  noch  Krane  2752:  iV7(  hä»  durch  dinrc  miioui'  heil  raren  üc 
der  heiden  her.  Mit  Acc.  der  Entreckang  steht  varn  Apollonias  4923:  ich  hau  duz  mer 
gevom  und  eten  Mft  Aec  dw  Inbalta  Pkn.  366,  9  icÄ  hän  gevam  tnanege  vari.  Merk- 
würdig bei  Berthold  I,  23,  30:  cK*  müeeent  alle  die  vari  tarn,  die  du  gevarn  hast  uitde 
hist.  Umgekehrt  könnte  man  vielleicht  ein  t ■el)er!»reifen  von  spta  fiiuU-n  Xib.  49G,  1:  dö 
gevarti  wären  volle  niun  läge;  indessen  ist  hier  die  Wahl  wohl  durch  volle  gerechtfertigt. 
Nfldi  AddvBg  f^ebt  aa:  wir  habe»  dm  gante»  Tag  gefahren. 

Besser  norli  bfhauptet  sich  die  Umschreibunp  mit  lialru  liei  der  uneigentlicl'.i'tt  Vcrwi^n- 
dang  ,ncb  beDebmea",  .verfahreo*.  Vgl.  sid  si  wider  in  bue  habe  gemren  dorne  wider 
andere  Notker,  Boetliim  II,  39;  mumda  tr  «duoi  der  man  pcnitetUiom,  ir  er  be^emui 
uuieo  er  yefaren  habit  ib.  p8.  31,  1:  die  stoUen  Bürgenden  habent  s6  gecarn  Nib.  231,  3; 
swie  ich  mit  wnrten  hän  gevarn  Iweiti  7G8r. ;  uu  L-hif  ir  so  ntif  mir  gevam  ib.  3160;  er  hat 
nickt  recht  gefarm,  wann  er  ist  memetd  Liiiencron,  Uist.  Volkal.  35,  2;  ich  liab  mit  eutk 
gefahren^  we  ein  vater  mif  eemem  Itind  ha&M  (D.  Wb.);  i«  »ekken  aadben  Jtaben  sie  mekt 
gefahren  nach  menschni  diinhen  ib.;  wa  ist  ein  wUUchrr  ?:iinir/  </f7((\-[7i,  der  so  iceltlich  vnd 
prechtig  yhe  gefarm  hat  Lu.,  An  den  Adel  S.  4U;  hast  du  genarret  und  eu  iioeh  geftthren 
Spr.  30,  32;  dcMt  biAer  mein  herr  edhwAer  hat  mu  hart  gefahren  gegen  eim  rat  Ayret 
(D.  Wb.);  meinst  du,  idt  wusc  nicht,  wie  du  und  deine  gesellen  mit  mir  gefahren  habt  ib. 
Vereinzelte  Ausweichung:  er  ist  un  ir  gefuren  als  ein  n  icht  Lilit-ntrun,  Hist.  Volks!.  179, 
208.  Entsprechend  wird  die  im  Mhd.  nicht  itelteoe  Verbindung  mite  varn  —  »mit  einem 
Teribbrui*  behaadclt,  vgl.  er  neheihet  uns  imAl  mite  gefaren  näh  umeren  tmiden  Notker, 
Ps.  102,  10;  he  hat  hem  ovdc  tnede  gemren  Etuiie  IUI?,;  ir  h'tnt  uns  minticrUrhr  leiden 
mversektdt  gevam  mite  Flore  7694.  Auch  nocii  nhd.:  warumb  hat  der  herr  diesem  lande 
nnd  äieeem  hame  aXee  mitgeftJirtn  2  Chnm.  7,  21;  also  habt  ihr  den  tSMem  Jerad  mit- 
g^ahren  Sawraa  '>7  (beide  Stellen  in  neueren  Ausf^g.  (Geändert);  haben  mir  mein  petscitir- 
ring  gnommen  und  mir  f/ar  üh>  J  init'/i  fuhn  ii  Ayrer  (I).  Wli.");  dit  Galtiir,  dnini  sie  f'isz' 
hero  sehr  hart  mUgefahren  hatieti  BUnau  (Ü.  Wb.);  wetl  trh  memem  eignen  Hohne  so  hart 
mitgrftAren  he^  Letning  4,  128,  6;  er  hat  ihm  Shd  mitgefahren  Adelong.  Bräpiel«  fitr 
die  Uraschreibunj^  mit  sein  führt  da*  D.  Wb.  schon  aus  Luther  und  Öeb.  Frank  an.  Desgl. 
daä  jnogera  verfahren^  vgl.  was  sie  nicht  fortbriMgen  körnen,  haben  sie  erbärmlich  nieder- 
gesäbelt und  mit  solAer  mmtUfrediUAen  und  unmensMiehen  Tyrannei  verfahren  Retdie- 
i^chluäs  von  1662  (D.  Wb.);  daSS  idt  mit  deinem  Knechte  in  Zorne  hart  verfahren  Jiabe 
Lfssiiii^  1,  125.  l'l:  höffc  er  rrrfohrfii.  wi>'  si-hu  Tudlcr  es  vrlangen  ib.  9,  117,  21; 
er  soll  mit .  .  Irrtümern  nur  darum  so  säuberlich  verfahren  haben  ib.  12,  92,  31;  fnaii  hat 
mit  uRgdteuren  ExecutionSH  verfahren  Goetbo  (Staden);  wiArsehMnUeh  hat  BSnäd  damit 
wie  mit  der  Bibel  verfahren  Goethe,  Briefw.  mit  Zelter  5,  353;  man  hat  eu  rasch  verfahren 
Schiller,  Karlo«  5,  4;  würdig  hast  du  stets  mit  uns  verfahreti  ib.  Wall.  Tod  3,  15;  sie  haben 
gang  consequent  verfuhren  Kant  (I).  Wb.).  Weitere  Beispiele  käs  Sehlnennkelier,  Alexis, 
Ontskow,  Kohl,  Danzel  bei  Sanders  I,  393 ''.  Doch  gebrauchen  Lessing,  Goethe,  Schiller 
daneben  auch  die  Umschreibung  mit  sei7i,  .iit;  schon  bei  Leibnitz  vorkommt.  Adelung:  si  in. 
auch  häufig  haben.  Endlich  auch  mhd.  missevarn  *=  «faltoh  rerfahreu*:  swer  dich  mit 
«tele  eneeg^t  der  hat  harte  misseHarin  IMandal.  266,  26;  Adnl  si  mit  der  rede  nussemm 
Kaiflerchron.  13415;  sint  ich  so  openburc  missevaren  hün  weder  den  Troidn  Eneide  11403; 
ob  ein  andriu  missevaren  hat,  daz  endecket  niht  min  missetät  EmclinB  8847;  der  hat  beide 
Abb.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  \Vy^.  XXII.  Bd.  I.  Abtb.  26 


184 


an  mannen  tmrfr  an  inhm  mlssfiaru  Waltiu  r  1  !.  "1 ;  sus  hün  ich,  hnr  \  miif-^t  l  am  Par«. 
4S8,  20;  M!an  ich  an  tu,  tiurer  hell,  missevar»  fxin  Krone  17985;  sü  hünt  ir  on  mir  misse- 
«an»  Beinfrid  16405;  er  hät  <mek  misKvam  Pusional  K.  258, 1 ;  mNin  ktU  i'cA  mtagefam 
gm  (/Ott  Ackermann  aus  ])öhmen  20.  17.  Dag*>gaii  bedentet  tftt  Nil  miuevam  {Wintor» 
Stetten,  Lieder  IV',  26)  »du  bist  in  die  Irre  geraten". 

Eine  andere  uneigetitliche  Verwendung  ixt  er  fültrt  so  —  ,es  ergebt  ihm  w".  Aoch 
dl««  Tcvlangt  /unüchi^t  haben,  vgl.  sone  heUt  ir  nicht  tcol  gevam  Iwciu  149Ö;  Ar  hM  MWl 
ffevam;  er  ist  ein  saUr  mi<i'fi  rli'ini  Wigalois  190,  17:  son  hiet  ich  hlr  inhf  irr.J  i/'-'-rtm 
ib.  209,  34;  wie  hat  Gahmuretes  sun  gevamt'  ParziTsl  434,  4.  Jetzt  herrscht  setn  {ixbon 
hn  Wieland,  Winkelinmn,  Goethe). 

Leber  fort  fahren  giebt  Heyne  an:  ,irh  hin  fortgefahren  (im  Wagen);  irh  habe  fort- 
gefahren zu  schreiben;  doch  auch  ich  hin  in  meiner  Bede  fortgefahren" .  Adelung  schreibt 
vor  huhen  fortgefahren  mu  arbeiten.  Das  ent'spricbt  unserer  Grundregel,  doch  ««hon  Le^ising 
schwankt:  daas  die  alten  Artisten  immer  fortgefahren  hotten,  den  Tod  nach  einer  genauen 
AfJiHlirhl'-il  mit  dem  Schlafe  eu  bilden  11.  "27,  22  —  dass  dtr  beichtende  Difhtrr  in  diesem 
Tone  fortgefahren  iväre  4,  270,  1 1 ;  bia  ich  itt  meinem  Compliniente  fortgefahren  Ii,  407,  5. 
SHoden  achrnbi  htAen  vor,  gieht  aber  ein  Beispiel  aus  Semne  mit  aem:  tdiade,  dem  man 
nicJit  in  dem  Tone  fortgefahren  ist. 

gehn.  Beii^piele  fQr  UmMchreihung  mit  haben  aus  dem  Altii.  und  Aga.  s.  bei  Qrimm 
S.  1dl.  Das  Beispiel  aus  dem  Heliand  (."^795)  so  ihtu  frl  habdm  gegavgan  te  ihem  gardm 
zeigt  aaf&llenderweiHe  schon  ein  Uel)ergreifen  von  haben  in  das  (.lebiet  von  sein.  Dagegen 
sind  die  tnir  aiv  (It-tn  iilti'ii'ii  Mhi!.  In'kiirir.t  £fpw(ir Icn-'n  Beispiele  durchaus  korrekt,  vgl. 
dag  ich  mUie  viiese  setzen  müeee  dti  mhi  irouice  hat  gegiin  Uaiule  MSH  I,  112'';  ir  habet 
Ummer  sedir  hie  m  dem  lande  gegtuigen,  hiä  ir  nu  tU  geigen  Oberg«  8455;  ntt  hät  ge- 
gangen mbier  kUnstm  ruofi  i^aiM  nicht  ganz  klar)  Wizlaw  .MSH  III,  23*;  es  hat  in  Nif- 
lande  gegün  im  wol  ee  hande  Livl.  Reimcbron.  8085.  Die  B«iege  stammen  allerdings  alle 
aus  ntitteldeut'^chen  oder  hochdeutsch  schreibenden  niederdeatscben  Autoren.  Aus  epStmbd. 
und  altnhd.  Quellen,  n)ei«tens  wieder,  aber  nicht  aus.<ichliei^Hlich  mitieldentseben,  sind  viele 
Hei.spielo  beigebracht  bei  Kehrein  S  'U  und  in»  D.  \Vb.  IV,  1,  2381  untor  1,  12°.  einige 
auch  bei  Wunderlich  S.  20l>'.  Die  mei.tten  derselben  ätimmen  gleicbfalU  zu  der  ursprUng- 
Uchen  Regel,  vgl.  haben  die  alten  «unf  htitten  brueken  gangen,  wir  hmden  atioft  noch  darunff 
gehen  T.  Kötterit/.  <l)ei  Luther);  haben  wir  nicJU  in  einerley  fusstapffeH  gegangen  2  Kor.  12, 
18  (neuere  Ausgg.  eind);  er  hat  sich  nicht  voralellei,  itatt  gangen  teie  sunst  Luther  9,  607; 
als  die  zwei  aUeniortiehmstc  nitiimer,  die  jemals  auf  erden  gonge»  ht^en  Scbuppius;  ahe 
der  ein$  von  eMere  gegangen  hat  unde  furbag  gehin  sal  Cod.  dipl.  Sax.  (14.  Jahrb.).  Vnter 
den  von  Kehrein  angeführten  Füllen  siür]  inohref  mit  einem  Aee.  der  RrstrerWtinp,  der  den  h 
vielleicht  auf  die  Wahl  von  itaben  eingewirkt  haben  könnte,  z.  B.  aus  Geiler  sie  haben  ge- 
gangen die  wege  der  hossiaßigkeii.  Ein  Uebergreifen  von  haben  liegt  vor  io  Stolle'a  Er- 
furter Chron.:  die  sust  nicht  uz  deme  hme  hetie»  gegangen.  Dagegen  ist  haben  korrekt 
neben  z\tr  Schule  gehen  u.  dergl.  trotz  der  Zielbezeichnung,  insofern  es  sich  auf  ein  wieder- 
holtes Gehen,  auf  ein  daucrndeü  Verhältni-s  bezieht,  vgl.  schon  im  Renner  17861:  das  ich 
mer  und  sehzieh  jar  ze  sehnJen  hon  gegangem;  jOagwre  Beleg»  im  D.  Wb.  2382  oben.  Ent- 
sprecliend  ich  hui  'J'  mrin  Mr/  gu  acher  gangen  K;istn:ieht-spiele  ;^ !  (.  \  9.  Rpsntidpr^  lange 
hat  sich  haben  erhalten  für  die  uueigeutliche  Verwendung  in  es  geht  ihm  tcohl^  seldcdtt  etc.. 


18& 


vgl.  wie  wir  dmn  seltm,  ia»  ts  gmtjfM  tat  Luther.  Wdtera  Belege  uus  Chr.  Reuter,  Stilling, 
Tischbein  im  D.  Wb.,  wo  auch  antretrehen  wird,  diuw  man  noch  jetzt  in  Sachsen  und 
Thüringen  sage  wie  Imt  es  denn  immer  gegangen?  Für  nuch  eine  andere  bettundere  An- 
wendung Kogl  Adelung;  det  Tetdk  iH  (Aal)  «m  vi«!  9^0«^.  Nodi  jebst  ist  ier  Tete& 

hat  geganijcn  minW.,  /..  R.  im  Miij.cdn-burgischen,  wo  nicht  wie  in  anderen  niedeidL'iit-rluM) 
Gegenden  das  Pert.  nnt  haben  auch  «oiui  noch  verwendet  wird.  Sanders  giebt  tut  der  Teich 
hat  flieht  ausgegangen.  —  Pflr  Terwendong  von  heAen  in  einer  ZosammenBeteuiig  Imben 
wir  «-inen  sehr  alten  Beleg  bei  Notker  (Boethius  III,  Cj)  mit  tcino  einen  argumeuio,  fj 
hi'i}fmd(t,  hahit  si  allen  finucn  folhmiuien  fiinpre^en  hm  hiru  uuir  in  sin  (jeedt  kfgmgm 
Pisalni  131,  7).  L'u).'<obreibuog  mit  haben  konnte  man  auch  bei  »m7-,  nach-,  vor-  und  um- 
ffehen  ermurten,  ieli  vermag  dieerib»  aber  nieht  naehsaweiaen.  Nor  giebt  Adebng  an  e*  Aof 
in  dem  Hause  umgegangen  {=  gespukt).  Von  Hau-i'  ui:s  perfektiv  ist  natürlifh  abgehen, 
aber  in  dem  Sinne  ainaogeln*  gewinnt  es  imperfektiven  Ohurakter;  erklärt  sieb  htete 
fitt  nihi  gegangen  (Ae  de»  beatmt  tobet  Af  wdtm  Konrad,  Truj.  6'>r)tj,  wo  nur  D.  wer  hat. 
£ben$o  ist  ergehen  zunächst  Kesultat^bezeichnuDg,  aber  in  Verbindung  mit  Adverbien  unter* 
Ni-heidet  es  sich  niclit  mehr  wesentlich  von  einfachem  gehen,  und  so  begreift  es  sich,  das« 
haben  neben  sein  auftritt,  vgl.  wie  hat  es  Euch  ergangen  Teuerdank  37,  52;  tcie  hals  er- 
gttHffe»  H.  Saehe  (D.  Wb.);  «0  lange  dir  es  hat  ntxh  demwt  Wmudt  ergangem  Opiti  (ib.). 

wallen  (=  ahd.  wallon)  mit  haben:  hast  du  iht  rerrc  gewalkt  durrh  diu  fremden 
lantif  Wolfdietrich  U.  400,  3;  dagegen  in  der  Antwort  (401,  3)  mit  «ein:  »cA  bin  vil  verre 
gewaitet  durch  diu  fremden  hott.  Umflehretbung  mit  Mtn,  wo  man  haben  erwarten  sollte, 
auch  Bit.  254:  wä  gewallet  were  (:  mmre)  dirre  wäre  gotes  degen.  Mystiker  I,  15-3,  10  dae 
si  gewaVrt  uyr^ii  ll•'f^f^I^et  wohl  ,das,s  sie  fort  crowanriert  wiiren*.  Ein  ^ll;U*.■^  Beispiel  für 
habai:  settdem,  sagt  mir  die  Vkr,  hob  ich  gum  Grabe  jewei  Stunden  nur  gcwalU  A.  \V. 
Schlegel  (Sftnders). 

wandeln.  Für  Umschreibung  mit  haben  bringt  Kehrein  (S.  37)  rcichliclie  Beispiele 
aus  der  .sogenannten  vierten  Bibelttbersetzung  (doch  aus  dieser  auch  ich  bgn  getcandeU  den 
weg).  Geiler,  Wicel.  Zahlreich  sind  die  FKlIe  bei  Luther,  vgl.  der  itoeft  wie  gewanddt  hatte 
(von  einem  Lahmen)  Ap.  14,  8;  M  lange  wir  bei  ihnen  gewandelt  haben  1  Sani.  25,  15; 
bif't  du  in  de»  gnind  des  wt-rx  hmnnsm  und  hnst  in  den  fussstapfcn  dfr  firfcp  (iPtcintrfrlf 
Hiob  38,  16;  durch  allen  weg,  daher  ihr  gewandelt  habt  5  Mose  1,  31;  die  richtig  vor  sich 
gewanelefi  hoben  Je*.  57,  2;  habe  ich  geteand^t  in  eiteikeit  Hiob  81,  5;  «me  er  denn  vor  dir 
getcanddt  hat  in  Wahrheit  und  gerechdgkeit  1  Kön.  3,  fi;  u-u  Irh  mr  dir  gewandelt  habe 
tu  der  Wahrheit  .le«.  ;J8,  3;  rr  hat  gewandelt  unter  den  menschm  Krlaoger  Au^.  7,  85;  selbst 
hatt  du  nirgend  hin  gewandelt  (nach  Sanders).  Aus  «ptterer  Zeit:  tWi  tausend  und  mag 
sein  dreghmidert  Jahren  ab  hat  ste/x  von  Hand  auf  Hand  gewandelt  Assurs  Stab  Opitz  4, 
oof?;  (iott'''>  Sohn  hat  auf  Erdiii  iii  'cnndt  lt  Arii  lt.  Chri'stnntumli  S,  *">! :  ((7»  htdif  fnibemerht 
und  arm  m  der  Weit  dahingewandelt  Sitiiling  1,  47;  riOAS  ihr  im  Irrtum  gewandelt  hättet 
Fonter  (Sandeie);  sie  haben  die  breite  Strosse  des  Herkenunens  neuAgewandHt  Jahn  (Sanders); 
wo  sie  je  gewandelt  hätte  Kttckert  (nach  Kehrein).  Seit  dem  18.  Jahrb.  aber  überwiegt 
wohl  sein,  vgl.  Sandera  11,  1477^  Doob  giebt  noch  Adelung  an:  ,umndeln  mit  Beseeicbnoog 
desä  Ortes  seyn,  ohne  denselben  haben*. 

«andern  ist  ein  urqirfinglich  mitteldeutsches  Wort,  dua  erst  gegen  Ende  des  13.  Jahrb. 

•ufianeht.  Belegs  mit  heAen:  mr  »äßen  leandem  als  Christas  hat  gewandert  Albr.  t.  Byb 

23» 


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186 


(KsIiTeiii);  fofr  toftM  gewanderl  «h  dem  hausz  golte$  ib.;  ä«a  wwemt  ffetellm  mit  eimmder 

ffewandert  habeti  Agricola  (Kehrein);  tcic  Christus  und  S.  Petrr  mit  einander  gewandert 
haben  ib.  (Sanders);  weil  du  so  tceit  will  yeteaudert  haben  auf  deim  Hauduerk  Fischart, 
Kebrab  zum  GKlckh.  Schiff  709;  hatte  iu  seine»  jungen  Jahren  lange  gewandert  Wieland 
(Sandm):  ihr  habt  scko»  weit  am  der  NatMherberge  gemeaaleH  ^<m  (Skodcn);  i^MMUid., 
der  auf  ihm  F'hl  ihr  Si/iion;/tni!,  lun-  eitüijrrvKjfsfir'n  'tnrnvdert  hnt  WeijTand,  Wb.  der  Srn. 
2,  V.  Adelung  giebt  die  gleiche  Hegel  an  wie  für  wandeln.  Doch  sagt  schon  Mftfcbesius 
gegen  cUflM  R«g«I  einen  demtetiken  Sorten,  der  gemtndert  «wr. 

Zu  marsehieren  bemerkt  Adelung:  ,1.  Segiti  mit  Bezeichnnug  des  Ortest  2.  Die 
Armee  hat  den  ganzen  Tag  marschiert,  auch  häafig  seyn.*  In  l'eberein.stinininng  damit 
Sanders  ,Er  hat  (oder  ist)  tüchtig  marschiert,  ist  in  ewei  Tagen  hierher  marschiert.*  Da- 
gegen bei  $pa»iereH  ktnnl  Adelung  nur  sein. 

7j\  rJem  erst  liegen  En'li^  f1e>   1^.  Jalirli,  anftr^-tenden  pilgern  braucht  An.  Grfln 
(L.  Kitter  15)  noch  haben:  viel  hab  ich  schon  gepilgert.    Sanders  T«rl«Dgt  haben  und  sein 
S«g«l  gemias, 

laufen.  Beispiele  für  haben:  der  hacken  hün  ich  manegen  tac  geloufeii  nach  Hart- 
nianu,  MF.  210,  15;  als  ich  mit  grosser  eyl  gelatiffen  hab  tcol  iusetu?  nwi/l  Hätzlerin  II, 
49,  53;  das  ich  sterker  bin,  und  mehr  darnach  gelaufai  und  gearbeitet  habe,  denn  jr  alle 
drei  Lutiur  (D.Wik);  der  M  itieM  verpM^  gelat^fin^  neA  vergebUeh  fetuMiet  habe 

ib.,  Phü.  2,  Ifi;  auff  dfts:-  irh  nicht  rrrr/rblirh  lieffi"  oder  gclaiiffm  h^tfr  Oal.  2.  2;  irh  hab 
gelaufen  und  gerannt,  dasi  tchs  zusammenbracht  Luther  (Erl.  Ausg.)  64,  37;  er  hat  mit 
wm  hntderti  gesprungen  md  gelauffen  Agricola,  Spriehw.  236:  die  dSMer  habea  tmff  der 
mater  hin  md  her  gelauffen  Dieteiibergers  Bibel,  1  Mas.  49,  22:  die  fmuen  haben  200  schridt 
>tm  ain  barchat  tuoch  gfJmtffm,  grsellen  und  Itnecht  haben  auch  um  ein  harrl.af  tuoch  ge- 
lauffen Sender  (Wunderlich);  vcer  seiig  in  den  Himmel  dringt,  der  hat  recht  wohl  gelaufen 
8.  Dach  (Sandart);  idt  war  «M  fieieriger  Mmm,  kah  itber  Lmd  md  Sand  getamtfen  StiUing 
4,  84;  ihr  habt  gelaufni  und  ilir  hnhf  gcsprunfjrn  Freiligralli  2,  17P.  Tlap'gi  ii,  wo  Her 
AbichluRB  der  Bewegung  ausgedruckt  werden  soll,  steht  von  Aufaug  au  sein,  vgl.  z.  B.  für 
(vorbei)  was  gelaufen  und  geriten  dae  her  ?knival  842,  1.  Noob  Grimm  hllt  die  UDter» 
.Scheidung  aufrecht:  ,ich  bin  gekutfeti,  aber  das  Pferd  hat  stark  gdanfen*.  Desgl.  Sanders. 
Doch  ist  schon  Adelung  weniger  entschieden:  ,tfir  ha^irri  dm  garrsni  Tng  r/rhiuftn,  auch 
sind".  Weiter  bemerkt  er:  ,Wenn  es  sich  begatten  bedeutet,  i)ekouiuit  es  aUeiuahl  haben". 
Famar:  daet  Fa$e  hat  gt^aafen,  Dia  glaiebe  Tonelirift  bai  Sonden  II,  49^  a,  wobl  dam 
allgemeinen  Gebrauch  enLsprprliciul,  jedoi  Ii  mit  der  richtigen  Einscbranknn^'  di  r  Topf  ist 
übergelaufen,  das  Fa^e  ist  ausgelaufen  =  ,Ieer  gelaufen*  im  Gegensatz  zu  das  Fuss  hat 
ausgelaufen  ss  .leckt  nieht  melir*  (51*  3). 

reiten.  Mit  haben  der  Hegel  gemäss:  die  recken  von  dem  Sine  die  habent  so  geriten 
(im  Turnier)  Nih,  233,  3;  irh  hau  vil  geriten,  mir  ist  htnt  ruowe  not  Helmbrecht  1040; 
der  Wirt  het  selbe  vil  gestriten  und  dicke  üf  den  Up  geriten  Iwein  4393;  er  hete  ofte  vil 
geitriieH,  thirA  manhml  üf  de»  Up  geriten  Wigaioia  18,  25;  der  htaine  gerne  kete  geriten 
unde  krijhi  di  u  Jiclt  gestriten  Demantin  1777:  i''h  hi'in  vrun  unde  späte  dar  nach  gi  riti  n 
teol  eehen  jär  Wigalois  90.  1 7 ;  der  hett  fast  geritten  üf  den  t<m  llöheuUich  in  dem  krieg 
Chrom,  dwr  deutacben  St.  4,  64,  2{  ü»  ich  nidht  deine  «wltid  darauf  du  geritten  iaet  j» 
Lanier  eeit  Us  attf  dieien  tag  4  Moa.  22,  30;       teft  von  Jugend  a/af  nkkt  aetf  wUden 


187 


Pftrdm  getiam  Zachariä,  Phaetoa  1, 165;  so  hab'  ich  nie  gerilten  Goethe  12,  22G;  tcür  sie 
aUei»  gewesen,  sie  halte  schärfer  geriUen  ib.,  Ausg.  1.  H.  10,  11;  er  Jmf  ouf  iif-rittn  Tieck 
(Sanders);  du  hast  seitdem  geritten  md  geschwärmt  Freiügratb  (Sau<it;rä);  uls  er  gcntien 
hatte,  wie  ea  FBrelm  ehrt  Skurook  (fimden).  Damit  vgl.  man  die  nffebeehte  Verwendong 
von  sein  in  Fällen  wie  aho  hin  ich  änn  geriten  Wipnlni-!  70,  'i:  wir  wärm  rjrritrn  mr  dise 
sUU  ib.  129,  7;  dö  der  künic  Sigemuni  woMe  sin  geriten  Ntb.  1017,  1  (liier  stebt  zwar 
keine  Ausgangs-  oder  ZielbeatiaiiDang  daneben,  aber  es  bandelt  sich  nm  den  Aafbmeh); 
mit  urloube  er  dö  wolte  gegen  dem  lande  sin  geriten  Wigalois  110,  14.  Fälle  von  Unsicber- 
heit  finden  sicli  sehcm  im  Min!.,  iitnl  /.war  solcbo,  in  denen  im  fJcfjpnsatz  zu  ilor  späteren 
Zeit  hän  bevorzugt  wird.  Ein  Fall  wie  wand  ich  vriuntlkhe  in  ditee  lant  geriten  hän 
Kib.  2020,  4  KeUferfigl  ridi  wohl  dadunA,  da«  der  NMbdmdr  anf  «rtwitfldt«  raht  Ao 

den  folgenden  Stellen  i<t  es  iJer  Rfweggrund,  um  den  e^i  sich  handelt:  tuid  sa/icn  in  ilin 
ntwre,  war  mich  wir  her  geriten  hän  Nib.  1169,  4;  ich  sage  iu,  warumbc  icli  her  geriten  hän 
Biterolf  8889;  »6  hin  i(k  in  dar  Eamm  huä  durA  «wwr  Hebe  W  gerihn  ib.  4204.  Hase 
aber  unter  gleichen  Bedingungen  andere  Anlfiusnng  mSgliek  war  zeigt  Kib.  10:^,  4  (wahr- 
seheirilieli  vfm  dem  reinTiirlH  iti  r  C*):  et  eitsin  viht  klciniii  m<ere,  darumhc  er  htr  geriten 
ist.  Eine  entscliiedeue  Abweichung  von  der  Kegel  ist  von  der  licidc  yrüene  soltestu  ge- 
riten hän  Aljpbait  23, 4;  fr  eüet  hm  durch  dm  tan,  durch  de»  idt  her  geriten  hän  Sacben- 
wirt  24,  79.  Ein  fröh^piti^rp'^  Fchergreifen  von  sein  könnte  mnn  timlon  im  Wirralois  21,  28: 
ei  wären  geriten  ewelf  tage .  des  drUekenden  morgens  fruo  körnen  si  geriten  euo  eitlem 
wuuer.  Doch  liegt  die  Rechtfertigung  hier  Tielleicht  darin,  das»  auf  den  AbscUutt  de* 
Iteitens  hingewiesen  wird.  Adelnng  bat  aodl  die  Unterscheidung,  aber  Schon  mit  einigem 
Schwankt^ii :  .  icir  haben  den  gatieen  Tno  ffritten,  bey  vielen  auch  Styn ...  es  hat  neek 
niemand  auf  diesem  Ffcrde  gerUten;  hast  du  nie  geritten*. 

trafen.  Adelung:  .Aaftm,  aber  mit  Beettnunang  des  Ortes  seym  er  ü<  mr  Thär  Jttmntf 

getrahet.  So  auch  trapp'n' .  Hei  SamltTs  finile  ilIi  nur  1  MfUy'u'h  ftlr  sr?»:  nur  tcäre  er 
nicht  als  Elephant  mit  zermeUmenden  ächritien  itber  umt  re  verdorbene  Erde  getrabt  Thümmel; 
ich  hin  dir  tu  F^te  nath  getrabt  Hebel  gegen  die  Regel. 

sehreiten.  Aus  dem  Mhd.  kenne  ich  nur  ein  Beispiel  mit  sein,  dii.^  der  Kt'^cl  ^rpuuLss 
ist:  dO  wnft  dir  lange  tac  geschriten  cnwec  bis  uf  nöne  Konrad,  Troj.  2f>i:i  l.  A<it  lung  giebt 
nur  sein  an.  Doch  vgl.  icli  luitte  . .  schon  su  einem  recM  langai  Briefe  geschrtten  Goethe 
(Brief  an  Kistner). 

walen.  Im  A^'s.  mit  hahen:  gewadcn  hrtftJc  Beow.  220.  Im  Mhd.  dh'r  Keu'el  ent- 
sprecbeod:  wan  sie  in  kumber  hat  getveten  Krone  11700;  dagegen  ich  bin  ee  der  kristallen 
euch  tmder  etmden  geweten  Tristan  17117;  tson  dae  tue  ime  nme  geweten  ein  engA  Georg  38». 
Adelung:  1.  ich  bin  durch  den  Huee  gewatet.  2.  wir  habeti  den  jfunzen  Tag  gewatet, 
Sanders  zitiert  aus  Cbami&jo:  ich  hahr  .  .  ijnvntit  in  Sünden  bis  an  die  Knie.  Aber  schon 
Schiller  gebraucht  sein,  wo  nach  der  Kegel  haben  erfordert  würde  (2,  133,  18):  Bin  ick 
d«A  oJbakw  «dke»  hie  o»  die  Ohren  in  TedeSnden  gewatet.  Heyne  ritiart  aus  Treitscbke: 

hie  iil'ir  ilii  Kniif  icnr  iT  im  Blut  gricatct. 

schwimmen,  Cls^us  giebt  in  seiner  tirammatik  aa:  ich  luibe  vd  bin  geschwummen; 
Steinbafih  und  Oottrohed  nur  ftm;  Adelung  kennt  wieder  bddes,  für  htAen:  da»  Helte  hat 
anf  deee  Wasser  geschwommen,  wir  Jidben  den  ganeen  Tag  geschii  omni'  n.  Belege  fSr  hohen.' 
die  wertm  gevhmmt  haben  Wied  (Kekrein);  ich  hab  ein  igü  im  baueh:  der  now»  ge^ 


188 


schimmmeu  haben  Fiaoluri  (D.  Wb.);  dam  er  M  gesehteummm  wie  teett^m  ib.; 
hier  hnt  dir  Jugend  .  .  !^irh  nniht  .  .  geschicumnien  uu<1  gekämpft  Ojiitz  fl>.  WVi  );  im  aUen 
Wassern  hatte  er  gescimonwien  Prutz  (Sanders).  Im  D.  Wb.  wird  noch  an  der  ursprOog- 
lieben  Kegel  featgvhtlton,  j«doeb  anck  bemerkt,  daas  d«r  Norden  kaben^  der  SOdoi  mir 
bevorzuf^e.  Dorchgingig  bewahrt  hat  sich  wohl  haben  in  flbertragener  Verwendung  wie 
sein  Auge  hat  in  Tkränen  geschtcommeH,  der  Bode»  hat  Mit  Blut  ge$eha<mme»,  et  hat  mir 
VW  den  Augm  gcsckicommen. 

sehliefen.  Adehing  gjebb  onr  «et«  an,  und  dieaes  wird  vom  ▼ornbcrein  vorgewogen 
haben,  weil  es  jiewöhnlich  als  [{esultatsbezeichnung  ^^ebraucht  wurde,  v>j[l.  B.  da  tcas  ein 
eeMaug  use  der  muren  geschloffen  Pauli  ])i9;  ich  bin  in  kein  hämisch  nie  gesloffen 
B.  Waldii»,  liMtp  1,  55,  *J.  Dagegeu  eitu  tnals,  da  er  het  lang  yeloffcH  u*id  durth  vil  dicker 
Aeetot  geaddoffen  ib.  4,  2,  8. 

Mit  schlüpfen  verhält  es  sich  r  nts]  r<  cli«  nd.  Adelung  keoBt  Wieder  nvr  WM.  Nif 
ist  kein  lielt-g  für  Unucbreibuug  mit  haben  bekauut  geworden. 

Schleiehen.  BeUpiele  fttr  haben:  du  hAst  vor  mir  dicke  ge^then  Keller,  Gedieht« 
(S(bd.  Wb.);  die  durch  stcindekeil  nldd  geglichen  hetrn  disen  nd  PaniODal  K.  Ol,  S").    1  la- 

ffegen  natHrlich  <virh  tr,i.<  w'  heimziehen  dar  gesüchen  in  de»  bonmgarten  Konrad,  Engel- 
hard Adelung  nur  sein, 

gleiten  mit  hAen:  mein  tritt  hette  vil  nahe  geglitten  Ps.  73,  2;  mancher  junger  Fuss 
vor  mir  geglitten  hat  HolTinannswaldau  (Kelirein).  Adtlunj;:  ,1.  ich  hin  geglitten.  Auch 
oft  haben.  2.  er  hat  den  ganzen  Tno  auf  ihn,  f-y,<;r  f;rirUiten.  Heute  wohl  nur  mit  seift, 
da  es  nicht  leicht  ohne  Äiu>gaugä-  ader  ZieltK'^itiiuniung  vorkonunt. 

steigen.  Ein  nbd.  Beispiel  mit  heAeni  der  tagende  grdt,  den  uns  dtn  swt  vor  ge- 
sUgen  h&t  Ulrich  vun  Albertus  15'.)2;  die  Verwendaug  von  habet}  ist  wohl  nicht  er.st  durch 
den  Aco.  des  Terrain'J  veranlasst.  Ebensowenig  wohl  in  der  von  S  ii  it*  r-.  ;i  j-»  Schweinichen 
utierteu  iStelle:  dass  ich  uianchtnal  des  Tages  die  holte  Stiege  .  .  za  viermaien  gestiegen  habe. 
Korrekte  Beispiel«  mit  sein:  da  was  der  dege»  JreU  4f  einen  hmm  gestigen  Kudran  1144,  2; 
unser  'dhr  s<il':h'-U  diu  was  ein  liitecl  i'iffi>.<li'/iti  Trislun  oS-i^i.  .1.  (irimm  sety.t  au:  ich 
habe  gestiegen  und  gestiegen,  bis  ich  auf  den  Berg  kam;  ich  bin  auf  den  Turm  gestiegen. 
Aber  Adelung  giebt  nur  segn  an.  Bei  Anwendung  auf  die  Begattung  gilt  haben  (s.  springen), 
vgl.  die  Fi^en  der  Esd,  so  noch  «idtt  gestiegs»  h<Aen  Ryff  (Sanders). 

l.  f'  ttern.  Adelung:  1.  er  ist  auf  dtn  B<unn  ;/< klettert,  i*/  heru}n  if  klettert.  2.  er 
hat  den  gansen  Tag  geklettert.  Dazu  »tiuintt  der  Uebraucb  Goethes  Sauders  u.  L>.  Wb.): 
ieh  tobe  gestern  Tag  und  Haeht  auf  dem  Gebirg  herumgeHettert  —  die  &Niben  mtre»  auf 
die  Ksduske  gekktterjti  Felix^  der  undier  gdäettert  wr.  Dagegen  für  klimme»  giebt 
Adelunt;  nur  f*rn  an. 

kriechen.  Aus  dem  Mhd.  kann  ich  nur  oiu  Beispiel  fQr  Umschreibung  mit  sein  an- 
fahren, welches  der  EUgel  entspricht:  dier  Prahant  wir  ohcA  gern  ee  OirfirideiU  getrodien 
Lohengrin  ÖIISO.  .1.  (iriuim  stellt  auf:  Auiiisi  hat  so  lange  gekrochen,  bis  sie  aus  der 
SehachtrJ  Imn,  sie  ist  über  meine  Hand  gekrochen.  Damit  stimmt  Sanders,  der  die  Sätze 
bildet:  das  Kind  hat  lange  gekrochen,  tAc  es  zu  gehu  außng;  er  hat  vor  dem  Gönner  ge- 
hrovken  und  steh  his  in  den  IStaub  gedemSUügt.  Doch  verstosst  s.  B.  Schiller  (s.  D.  Wb.) 
gegen  die  Regel:  denno^  tsärds  die  Empörung  nur  sdUl<^em  und  stUl  am  Bede»  ge- 


189 


krochen  sein.    Adeluni;  kennt  rmschreihung  mit  haben  nur  fUr  figfilliefa«n  6«bmiM!fa:  ,er 

hat  vor  ihm  gekrochen,  wn  aber  auch  sey}i  vifhrwwhi  wird*. 

rinnen.  Adelung  kennt  l  uischreibung  mit  haben  nur  für  d^n  Kail,  wo  das  Subj. 
T«rtai»eht  wt:  iat  Fan  hat  den  gtaun»  Tag  geiwmm,  äa»  lAeht  hat  gtromten.  Mir  iafe 
keia  Beletj  (indi  ror  Art  vorgekonjnien. 

[Hessen.  Adelung:  1.  die  Ihräne»  sind  ihm  aus  den  Aw/m  yeflossen.  2.  du» 
Wamer  hat  den  gamen  Tag  geflossen;  di«  RÖhre,  die  Quelle  hat  geflossen.  Fifr  den  Fall 
der  Subjektsyertaaschung  steht  wohl  haben  fest.  vgl.  auch  Sanders:  das  Geschwür,  die 
Wunde  Itüt  geflossen.  An.vsirdfiu  zitiert  S'.iiuiLrs  luis  Ti*-(iLri-:  liiir  im  Bach  hat  Menschen- 
bhtt  geflossen.  Merkwürdig  ist  die  üiuKehreibuiig  mit  itaben  im  Leben  der  Eliaabebh:  dd 
«Uer  hdlekeite  fbtg  Od»  4»  geftmum  MUe. 

^tri'iDt'-n.  Gewölinlicli  mit  .s<(f',  fJocli  wii  Au-gui  g  uml  Zid  i.iclif.  in  Betracht komiul^ 
ist  habm  am  Platze;  vgl.  unsere  Thrüne  hätte  voller  geströmt  Engel  (Sauden). 

rie$9ln.  Nach  Adelung  mit  haben,  was  nicht  aehlechthin  richtig  nt.  Ukn  wiid 
MgCD  der  Bach  hat  laut  gerieselt  und  namentlich  unpersönlich  es  htt  gerieuU  (fein  ge* 
rfgripf),  in  «elrheni  Falle  .iiicli  <-in  Objektsacc.  daneben  stehen  kann,  vgl.  als  n-rnn  i»«  linde 
Sc imee-i- locken  gerisseU  hätte  Simplici&iimu«,  Kurx  4,  172,  (i.  Aber  unter  andern  Beding- 
ongMi  wird  eem  «rfordeit,  Tgl.  e$  (das  BInt)  lewr  «t  gritaser»  Maseen  die  Vtieht  auf  eine 
iStrohmatte  gerieselt  Gutzk^l^v  (Simders). 

sickern.  Adelung:  ,der  Wein  ist  aus  dem  Fasse  gesickert,  aber  das  Fass  Itat  ge- 
sickert'. Aehnlieh  Kampe. 

triefen,  tropfen  etc.  Adelung:  ,trä»febi,  träufo,,  Iritfe»,  tröpfeln,  tropfen,  ohne 
Bestimmung  des  Ortes,  hiihm,  mit  de! selben  .«jcj^*.  Sanders:  tiir  Srhwciss  ist  fo>i  ihr  Stinte 
getrieft  (Beispiel  aus  Luther:  daher  iit  das  neue  testament  aus  Mose  geflossen  und  getroffen, 
«i'e  der  regen  am  der  walke)  —  die  Stirn  hat  van  S^eeeise  getrieft.  ESotapncfaeDd  nllsaeD 
auch  trätifdii.  fropftii,  frUpftln  bei  Subjekt.sverschiel)ung  stet«  mit  haben  verbunden  werden. 
Dagegen  verlangt  Adelung  wieder  für  abtriefen,  -tropfe»,  "tröpfeln  richtig  »ein;  vgl.  die 
abgetropften  Häute  Knapp,  Technologie  (nach  Randen). 

fliegen.  Mhd.  Betspiele  für  haben:  ieglicher  tcoldc  dm  dd  bog  sin  habcch  geflogen 
hir>r  V.Yt-v  2^)^'>">;  utiiii  dir  track  geflogen  hat  Megenberg  2fiR.  31.  l>ap^<^f'n  du  Iis!  r'm  feil 
eu  Itö  gevlogen  l'aääional  K.  441,  öO,  wo  ein  Kesultat  auiügedrückt  wird,  wenn  auch  keine 
Zielbeaeichnung  daneben  sieht.  Adelung  giebt  an:  ,segn;  aber  ohne  Bemerkung  d»  Ortn 
die  Fahnen  haben  den  gansen  Tag  geflogen''.  J.  Grimm:  der  Vogel  hat  den  ganeen  Tag 
geflogen,  ist  über  die  Mauer  geflogen.  Da7.u  stimmt  gleichem  als  «Hin  si  geflogai  hätte 
Zenn,  Roeaionnd,  Neudr.  S.  10G.  Sanders  führt  aus  Immennann  «a:  die  Fahnen,  die  auf 
dem  BiuMuge  so  lustig  im  Winde  geflogen  hattenj  hier  lit  haben  um  «o  mehr  bereebligt, 

W^l  es  ijfcli  !im  pir  keine  Ortsveriindenin;^  handelt. 

fallen  .scheint  von  Mause  aus  perfektives  Verb,  zu  sein  —  ,zu  liegen  kommen*.  Es 
ist  daher  nicht  ztt  verwundere,  wenn  eebon  im  WA.  das  Perf.  fiwt  inmer  mit  tem  um« 
schrieben  wird.  Doch  vgl.  sere  (schlimm)  hdte  er  gefallen  Graf  Rudolf  G**  20;  he 
«iso  sere  gefalien  hatte  von  der  muten,  due  he  nit  darvon  kamen  mochte  Limburger  diron. 
As  diesen  Stellen  ISsst  «ich  wohl  haben  auf  Grund  der  allgemeinen  Regel  rechtfertigen. 
Tielleieht  auch  unser  heiUmt  htob  mich  bi  der  rehten  hant,  das  ich  niht  gevalleii  hän  Teichner 
(Grimm)  und  ieh  kalt  nmn  gefallen  schon  (edtm  im  heutigen  Sinne)  Tenerdank  29,  49  and 


190 


jedenfalls  ihr  inßr  sir/i  lutrl  y  ffiltm  hat  ib.  66,  95  weufen  iles  ri  flexivf-ti  Xcc.  KnUcbiedeo 
g(^{mi  di«  «oost  geltend«  Kegel  «od  du  häst  gefallen  auf  mich  Wulkenstain  116,  1,3;  ye^em 
hat  «IM  sMer  an  dem  cnqr  den  h}pl  (/' lallen  Luther  (nkch  EMtaano):  ab  fr  ofier  nwAts 
ausnclitit,  hat  ir  dem  Keisir  -utpfaU'-n  Sleydan  IITj*.  Aas  der  modernen  Sprache  aber  ist 
mir  kein  Beispiel  von  halxn  bekannt  jfewordeti.  wi>Avoh!  för  Fülle  wie  ilrt  77u.vs.  der  liaro- 
tnttei,  der  Vreis  füllt  die  UnuichreibuDg  mit  habt  n  der  allgeineineu  Hegel  geniaaa  sein  wUrde. 
Deo  ZaHMooMiiMteiiiigeQ  kommi  natlbrKdi  «irt  nebt  tdn  sn,  nur  gefißm  itod  mn^Bm 
haben  in  ihrer  jetzigen  Bedeutung,  nachdem  der  uritprQnglicho  Sinn  verdunkelt  worden  ist| 
haben  ugeootomen.  Im  Mbd.  wird  noch  «et»  gebraucht:  ich  tctm  dcu  allcz  aia  getane  .  . 
M  got  niM  »u  ml  ;firall<n,  m  im  äag  ein  muof  missevalkn  WSl8eh«r  Gast  1122t.  In  der 
Anm.  zu  dieser  Stelle  wird  noch  zitiert  ictr  in  thr  ;uo  unr  ifnalUn  OtU)kar  515*;  ferner 
cimn  nit,  d'r  mis  in  u:<A  ijtmlhn  Livländische  Reimchroii.  'M'?*',.  wo  alur  'yniflrn  wohl 
eher  der  Inf.  tat;  die  ausserdem  aus  dem  Lanzelet  angeführte  ätelle  gehört  nicht  iiierher. 
Dw  D.  Wb.  giebt  noeb  ein  Bdspiel  mw  Bferator  Eckart  an:  ww  tr  ie  gntnient  dar  inne  ir 
iuch  iulfx  H  ijctidlin  sit  ndt r  ihn  liutrn.*)  ESn  Beiipiel  fBi  nUssnoBm:  dar  es  de»  färskn 
allen  totere  harte  nussemUen  Krone  11U83. 

Von  si  nken  sind  mir  UM  den  Kfad.  nur  Belege  fUr  die  Viosebreibang  mit  »ein  be- 
kannt, die  aber  der  allgemeinen  Regel  entsprechen.  Tgl.  sö  ail  ir  nit-  sö  ti>f  <i<in  dnn  indn- 
liiiiili  'ii-tiDikin  BerthoM  I,  2''2,  29;  d<i^-  ort  ?r'n.<;  i>'  ti' ^'tul:- >'  Kroru-  177''.  <  Uin^vlirei- 
bung  mit  halH-n  daiifiien  Ijestandeu  bat,  bleii>t  zweifeibat't.  Eben-so  verhalt  es  sich  mit 
$igen,  vgl.  dodt  mm  er  wider  nider  fft^gen  Gregorins  120.  Adelong  kennt  fllr  «niei» 
nnr  s>in. 

strauclii  In,  mhd.  einfacher  struehen.  fieiapielo  aus  der  älteren  Sprache  mit  sein: 
du  u-t/.s  ij'stn'ieh'i  Ilatfitie  mr  txnm  hant  wO^  Nib.  927,  1;  »  duhfe  ein  iaiee  Ifme,  dag 
Hedor  Kfis  <j>a(r>ichit  hin  Kunrod,  Fi  ij.  1131;  Ir  KOS  ein  tniehd  teil  dirnidrr  ijiraUm  und 
ijr<fr'irli/i  ib.  2ri.'>.'>;-5 ;  da;  jnu  r  von  di  m  in^f'  ri>  arrf,  r/- .^frr'ich'  t  irds  Erec  02(17.  Mit  liuhrn: 
du  Ijfiiiinde  er  sich  d's  scJianuu  äa^  <r  ijiMritvkti  hntc  Konrad,  Troj.  41o7:  ick  aim-  lutit 
aekier  ffcstrmfefieU  mit  meinen  fUseen  Plaalm  73,  2;  mdn  fuss  haf  ffegtrem^ett  ib.  93,  18. 
Adelung  erklärt  sich  S.  828  für  stin,  dagegen  giebt  er  S.  ü->2  an  ,/tahi'n  und  Sri»,  weli  lies 
notwendig  i.it,  wenn  der  Ort  bezeichnet  wird,  icit  bin  über  den  SUxa  ff^rauchdl*.  Auch 
Sanders  giebt  Aofte»  neben  mm  la. 

slolpi  rn.  Kehrein  fflkrt  aus  Abraham  a  8.  (3ara  an:  er  kat  gestolpert.  Adelung: 
.mit  Bezeichnung  des  Orte«'  sf>fn:  t  i^f  ''tr  Tlfirr  liinii'ts'  tji-sfnljtfii :  nns'^pr  dem  aiirh  WOhl 
h'dxn:  das  l'fad  Ital  giStiMif-rt,  er  (laf  im  G'licn  i/>slofiMrl'.    Sanders:  srin,  hab>n. 

folffen.  mit  dieMm  Verb,  verhilt  es  sieh  ander»  als  mit  den  bisher  beepioehenen.  Es 
bezeichnet  eine  im  Verhültniü  zu  der  eines  anderen  Gegenstandes  sich  gleich  bleibende  Be- 
wegung, ut  daher  von  Uauäo  am  imperfektiv.  Dementsprechend  wird  im  Mhd.,  wenigstens 
bi.1  1400,  das  Perf.  nur  mit  hafM-n  umschrieben,  vgl.  die  Belize  bei  J.  Grimm  192  und  in 
den  Wörterbüchern.  Auch  Luther  gebraucht,  eo  weit  ieb  sehe,  nur  haben,  abgesehen  von 
Marc.  10,  28:  tcir  ht^en  attea  veilatsen,  vnd  sind  <fir  naehgtfc^et,  wo  aem  wobl  dadurch 

■)  Auch  iMji  behagen  erscheint  im  Mhd.  Unwchreibung  mit  »in,  indem  e«  eigentlich  auf  den  Moment 
iifM,  in  <li>m  da»  WoUgcJallai  «ntttaht,  vgl.  »  sritaft«  mt  mn  iAaget  mm  wmmt  4tr  AolMot  «<ere 
Lanaelet  &63ä. 


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191 


gerechtfertigt  ist,  da^i  e.^  auf  den  Beginn  der  Nachfolgerschaft  geht.  Doch  tritt  seit  dem 
15.  Jahrh.  st-in  neben  hahti  auf.  Kehrein  bringt  S.  34  neben  vielen  Belegen  mit  haben 
auch  einige  mit  8«».  Weitere  Belege  für  haben  aua  ima  16.,  17.  Jahrh.  im  D.  Wb.  3, 
1879;  vgl.  auch  >«>  tlirser  bofd . .  mMem  herm  Christo  «nd  tehtem  vorfakrat  Pärtfhab 
nadiijefoltjt  Kirplifinf,  Wenduninntti  372''.  Noch  I.pssing  gebraucht  ftnhn},  vul.  fUrxmi 
Exempd  Imbcn  hernach  anderv  (Jomöäienschrnber  ijefiAyl  4,  473,  1 1 ;  ausst  r  (ücscr  alUjemdne» 
Oränmg  Aof  der  Hetmugi^  nodt  änem  ihn  tig»m  Eithtmrfe  f/efolffl  4,  208,  10;  «ftcr 
«lieses  hat  der  H.  v.  C.  auch  alle  IWsonalstrritü/knten  rermitden  und  mich  in  diesem  Stüdl 
diw  Herrn  Bajfle  nicht  ijefdijet  4,  222.  22;  ntiUich  habe  ich  Ihnen  i/ef<J<ß  und  hin  gestern 
in  dem  Nicedinischt  a  SchauplaLic  yvyccsen  o,  68,  16;  idi  werde  nie  dem  Papn  mit  mrhrem 
VergHägm  §efo^  kabm  Jodtn  22  (unprflnglidie  Tmmsg);   fgl.  aoaserdem  D.  Wb. 

a.  a.  0.  Dorh  vorw  riiilrt  er  ohenmwnM  srirr,  z.  B.  ihs.i  H'  tT  Klop.^ock  dem  Mj''  mp'I  d's 
Homers  ff^folifH  icärc  5,  83,  31 ;  die  erstre  Audeyuntj  . miclur  ich  in  der  L'iherstixunti 
ffcfol'jt  bin  5,  301,  35.  Ebenso  luit  Wjehnl  htAm  und  sei»  nelMnriiiwidar,  «.  die  Belege 
im  D.  Wb.  Üod  noch  länger  hält  sich  Aoftm.  Das  D.  VVb.  bringt  «MD  Beleg  aus  Wagners 
Kindermorderin,  Sanders  solche  aus  SHlling,  Fichte,  Z  Werner  «.  a.  Das  Eintreten  von 
sein  wird  durch  die  Analogie  der  übrigen  Bewegungsverba  veraulaüitt  sein,  üelegentlicb 
kooBte  es  »llenliBfp  aneb  wirUich  perfektivisch  werden,  vgl.  autter  dem  oben  «m  Latber 

atigeflllirt+n  Bnispielp  die  übertragene  Vernniidniijä;  in  Fällen  wie  er  w/  i7<»»  in  rlr  Ertpr- 
runy,  im  Atnie,  im  Tode  gefdgL  Bis  jetzt  erhalten  bat  «ich  Uat/cn  in  Sitsen  wie  das  Kind 
hat  ih-i<->l'ß  ohne  datiTifobe  Beatimainng.  Du  ist:  awdi  flfar  Adelung  tebon  der  einzige  Fall, 
«ährand  vs  vonchreil't  ,rl.  hin 

tceichen.  Im  Mlid.  Wi».  rind  l>et  Lexer  werden  nur  Fälle  von  Umschreibnnp;  mit  sin 
verzeichnet,  und  diese  ><cheint  auch  der  Natur  des  Wortes  gemäss,  auch  wenn  kein  Aus» 
gangspnnkt  oder  ZM  angegeben  wird.  Vgl.  e  «drm  im  df»  teangen  mt  nele  beeangm . ., 
prt  sirfirz  und  in  ijewichen  Gregorius  ;?433;  rm  iras  uichen  tiaf  suert  in  sin^r  luflr  Kftrl- 
meinet  84,  17;  sin  schvne  was  [w,  von  jm  Wickiam)  gewichen  Albrecht  von  üalberstadt  X, 
826.  Damii  vgL  nrao  den  altribatiTen  Gebnncb:  tRr  tms  mervmndrr  von  verretts  dar 
gatridtm  imd  m*  Im  gemdtm  bi  die  linti  Passiomil  K,  u  m.  in.  Dh^'-),'«»  erscheint  in  der 
Zeit  de«  Uebergnngs  vom  Mhd.  zum  Nhd.  nicht  Äclti-n  haben:  den  haln  u  im-  :ti  ki  'ui,,-  ^^fundt 
jfticichen  4.  Bibel,  Gai.  2,  5;  ««m  hati  stin  t4XH  unnd  sein  stufij/keU  ron  jm  ijeieiehen  Ponta*! 
D  8';  die  Eadin  hat  mA  ffesehm,  md  mir  drfy  mal  tfeuiehen.  Sonst  wo  sie  nicht  für  mir 
ijetcichn  hrttr,  so  icoit  ich  dieh  auch  Jf:f  •ni  Hryti  .  .  hüben  Luther,  4  Mos.  22,  33;  hat  fnein 
ga$ig  gemcheu  am  dem  wege  Uiob  31,  7;')  dati^  dir  Mähren  Oberster . .  mit  sänem  Valk . , 
gemdte»  und  ausgegetgt  hätte  Zinkgrüf  (Sunders).  Adelung  kennt  nnr  90».  Berecbtigt  ist 
lialjen,  wenn  rtii Itt  daa  Resaltat,  «ondern  da«  Bemühen  zu  weichen  ausgedrückt  werden  soll. 
So  erscheint  im  Mhd.  sogar  zu  entirtchen  einmal  Umschreibung  mit  hab*ii.  Greu'orins  413: 
hiden  &  der  entmchen,  d.  h.  «hätten  sie  sich  bemüht*,  nicht  ,wäre  es  ihnen  gelungen  der 
aoannreichen*. 

Für  iiiIk!  (festeich'  n  mit  Dat.  =  , einen  in  Stich  lassen"  .scheint  die  .A.uffasfiung  als 
Perfektiv  um  am  angemeaeentiten.  Demgemim  heiisi  ei  auch:  da£  ist  mir  me  gesmchen  in 
äßer         sM  Kib.  2122;  wie  td  ntd»  hn^  »»  hnrm'  vrud  gesstetM  tmd  geaeiehen  ist 


<!  Doch  braucht  Luther  auch  isdii,  vgl.  Hexek.  44.  10^  1.  KüB,  22,34;  Pa.  44,  lA. 
Abb.  d.  i.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Vi'in*.  XXII.  Üd.  I.  Abih.  26 


192 


TrittBa  9474.  Dazu  das  Adjektivische  atii/isuic/nn  Rolitixisl.  94.  5:  I'.ir/ivtil  7()7,  24.  Merk- 
wllrdipfTwoi^*»  nhor  Hildi^t  Notker  das  Perf.  mit  Inli- n  ■  <niiihilti  si  Hin  ahn'  nü  j/etuit^ien  htUxt 
Bwtbius  1,  1 ;  unciv  si  inio  ottdi  iivh      Idit  tj'Suicii'n  tutiatw.  il>.  II,  39. 

fliehen.  Be»|H6l«  mit  hoAm:  und  v^re  ieft  gewesen  U,  ich  hdr  ff(flo/it^,  «wie  Ühne 
icÄ  «i  Ekc  6681;  von  Ktuhut&n  Trohaxzubf  ijifhhrn  h>i  uhuc  i-  Willohalm  432.  30; 
tUn  ri)r  hdli'tt  tß-vlolf»,  'liu  spriiiii/tn  alle  /f  r  nid'r  Ij«urin  A  1477;  tlö  hvk-  er  ifcrur  ii'ikxfm 
Heinrichs  Tristan  5587  (iiu  Mhd.  Wb.  unrichtig  unter  jlkyen  fjestelU).  Selbst  mit  einer 
ZienwBtiiDiiiiiiig:  matd  er  mit  älnat  ffafflen  kHe  vor  CtMStonßne  <2tir  gtfiiAm  Konnd,  Sjrl- 
Tester  1291.  Im  Mhd.  Wb.  und  bei  Lezer  iat  kein  Fall  too  Otneeliraibaiig  mH  sf»  ?eF> 
xeiehDet. 

riidcni  kann  als  Bezeichnung  einer  andauernden  Thätigkeit  nur  mit  liali^ii  verbunden 
werden.  Indem  aber  die  yorrtellaog  der  darch  die  ThStigkeit  herbägefDhrten  Foribewei^ng 
hinzutritt,  stellt  sich  die  Umschrsibiinj;  mit  sriti  an.  So  piebt  Adelung  an:  I.  s'w  halMit 
den  ijanzcn  Tag  ij>rudni,  du  Ätdin  haben  mit  den  Füssen  ffrruderi.  2.  er  ist  iUnvm  gC' 
rudert.    Dem  enteprichi  der  jetzige  Gebraaeh. 

Mit  segeln  verliSlt  es  aieh  ibnlieti,  doch  ist  das  Geftthl  für  die  üntenebeidBiiff  nicbt 
mehr  s  »  >:(  lirr.  Aflflniifr:  ,1.  irir  hubru  dnt  tjanzi-ti  Tti<j  ijiSiinJt,  das  Schiff  liaUr  srhncJl 
jfcgtgtit;  auch  häutig  s<jfH.  2.  mr  dnd  bei  der  Insd  roihvij  gfssetfeit,  das  ik/tiff  ist  nach 
limütrti^  y<s'yiH'.  Sdierdiaft  vird  aUegd»  .eterben*  gebrai^t.  Btehibaeh  gielit  für 
daa  einfaehe  Wort  an  er  ist  fftsegeU  morium  est. 

Einige  von  Hause  aas  transitiYe  Verba  wurden  frühzaitig  gewohnheitsmässig  obue 
Nennung  de«  Objekts  gebraucht.  Sie  eieeliienen  in  Folge  davon  als  intransitiv  gebrancht 
und  folgten  dann  der  Analogie  der  eigentlichen  Intranititiva  in  der  Ver^v  ii;  ^  von  Sfin 
neben  dem  i1it)«>n  nr^pr^ni;!!«  h  ulli^in  zukoniniMiidtMi  fiihfn,  und  auch  bei  ihueii  erlangte  aeia 
allmählich  das  Lebergewiclit  oder  die  nusMchliu««iiciie  Herri>chaft. 

sprengen  vom  Reiter«  adaa  Rosü  Npringen  macben*.   Im  Mhd.  Wb.  tind  bei  Lexer 

lindet  sich  kein  Beleg  für  Petfektumscbreibung.  Kehrein  ffihrt  un  aus  .\gricola  er  liat  iw 
der  not  vom  fd>iS4-n  mit  dem  yanl  in  ilh  Saal  (/>  sju  t  iii/i  f,  ans  S<Oi.  l^i  ank  '  ,■  h'tf  in  ein  trassT 
i/afprcnyt  vnd  sicJt  crtrmckt.  liier  könnte  also  eine  iSachwirkung  des  ursprunglich  Iraosi- 
tiven  Sinnes  Torliegen,  da  lonel  «n«  erfordert  «Orde.  An  aolehe  NaehwiikuDg  iat  um  ao 
eher  wegen  der  .soTi>t;L;rii  F.u tilatipr  df^r  iransitiTen  VerwendttDg  XU  denken.  Aber  jefatt  iat, 
»Ofiel  mir  bekaunt       stui  allein  üblich. 

rennen,  wozu  gleicbfalU  da^  lUas»  zu  ergänzen  ist.  Beispiele  für  haben:  wir  moehen 
unser  Dhtds  und  kabe»  her  na^  gerant  {wir  haben  unaem  viiutm  d&  her  ndtk  gerant  C) 
Nili.  l'l??.  2;  ir  lifihf  iimrun  f  vor  mir  Willi,  v.  flpstfrreich  (nach  Lexer);  das  irh  rnnd  das 
ander  voick  nuin  den.->elbm  heilen  nach  yerenndt  Teuerdank  93,  78;  ieh  hob  gelaufen  und  ge- 
rannt Lother  («.  laufen);  so  he^en . .  wAt  graven  md  freiherrm . .  gerannt  md  getbtdtm 
Zimmerscbe  Chron.  I,  272":  wer  mit  dem  ersten  HjHess  hui  lamj  (jinwt  genmurt  Hüchel  3,  1. 
Dagegen  sein:  di'i  wieren  für  gerant  vil  unkunder  grste  Nib.  123.">.  1;  »«  bin  icJi  von  den 
Hiuncn  gein  JSurgcnden  gerant  Uoüengarteu  D  554,. 2;  t»  die  hcrbergc  tr  uolt  den  Walhcn 
st»  gerant  Lodwiga  Kreuzfiilirt  7877.  Das  Verb,  fialgt  also  aebon  im  Mhd.  der  Begel  Rir 
die  Intraneitin.   Adelung  giebt  aoeh  an:  vtir  Aok»  den  gaman  Tag  gerannt.  Doch  zeigt 


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193 


ridi  Uebergreifeii  Toti  sän  «dioik  b«i  Zaelnrii  (».  S«iid«i»)t  sed»  Mäikm  tatr  n  sdan  im 

iehtelf^-n  Trili  gerennt. 

Mbd.  erbeizen  bedeutet  eigentlich  ,(da.H  Pferd)  l)«tasen,  d.  h.  fressen  lassen*,  daher 
aabctoiRM*.  Wann  es  iatnuuittT  geDomiDeii  wurde,  konnte  ea  nnr  perfektiv  gefiwt  werdwi. 

DHher  ht  es  iiiclit  /ii  verwundem,  wenn  wir  dfr  nm$chrpibung  mit  sein  begegnen,  vgl.  dä 
ich  dicke  bin  erbend  i'arxival  184,  29;  er  was  crbeisd  cor  Wigalais  221,  39;  a  vtxu  erbmet 
füf  den  pkm  Konrad,  Troj.  1280;  dSmr  ««r  niht . .  erieuet  nf  dm  aant  ib.  7093.  An  der 
ietiten  Stelle  bat  die  üs.  A  /land  fQr  sin. 

setzen  (wobt!  uraprOnclich  wohl  auch  das  Pferd  liinzuzu'ienkeii  ist).  Anfänglich 
mit  h<J)en:  darauff  huiien  die  ruth  so  fast  an  hert^og  WUMm  gesctH  Chron.  d.  deutschen 
Städte  28, 178;  ioU  ktAm  fU..  «mf  jnm  himdi  vb»  im  Sän  gesägt  Fiaekert  (D.  Wb.); 
also  hat  er  sein  Volck  anführend  mehr  n-tfütsrf  und  tnltfi  »  in  di,  FfinJ  (>V/7,/,s  ^igreich)  selbs 
ffeaetset  Weckherlin  Nr.  2ä7,  532;  Poliardm  Itotte  an  das  Land  ijesetzt  Opitz  (l>.  Wb.): 
oft  Mars .  .  mocA  ztceymai  mäir  so  arg  gesetaä  häU  an  üeA  Pleniing  (D.  Wb.);  wir  hatten 
alter  die  Maojt  ge.se(::t  Goethe  (1).  Wb.);  über  den  Kuripus  halt  n  h  tjt setzt  Schiller,  Iphig.  181  j 
das  Pferd  hat  über  den  Oraljen  gesetzt,  durchgesetzt  durc/i  den  Fluss  Adelung.  Weitere 
Zitat«  bei  Banden  II,  1083*  (24*).    .letzt  i«t  wühl  sein  uligemein  durchgedrungen. 

kehren.  Anek  kier  ieb  der  intraaaitive  Oebraiick  woki  dedarek  entsteadeo,  da«  Boa«, 
Wagen  oder  dergleichen  hinzugedacJit  wurde.  Aiitr  eine  Nacluvirkuni;  der  transitiven  Xat'.ir 
acheint  achon  im  Mbd.  nicht  mehr  Torhanden  zu  sein.  Es  kommt  zwar  Jtabea  vor,  wo  et> 
der  ellgemeinen  Regel  fSr  die  Intranaitiva  gemäa«  tat:  und  wunv  er  iender  gewesen  M,  twäre 
er  haic  gekeret  sii  Ulrichs  TrisUn  540,  2C.  Dagegen  keiaat  «a  d  ist  reife  aw  gtkrret  Iweio 
1590;  h-  iTfi-ret  viir  (vorbei^l  ti/l:rrrf  ib.  C097;  ob  er  ze  Kriechen  wäre  gestrichen  und  gekeret 
Eonrad,  Troj.  7114;  sumertcimne  ist  hin  gekeret  Ulr.  v.  Winteratetteu  L.  XII,  I;  wir  sin 
ndssdteret  Bnbeoadilackt  373.  In  der  Debergangaseit  rom  Ukd.  mm  Nkd.  tat  nllefdinge 
halten,  wie  Kehreins  Snnunlungen  zeigen,  nicht  ganz  Helten,  aber  wabrücheinlich  nicht  anders 
xa  erklireo,  nla  eonatige  Anomalien  dieser  Epoche,  vgl.  /Mt  uU  t^'  einen  augenbliek  keifm- 
"keret  viert»  Bibel;  tte  hond  uider  vniXhert  Geiler;  er  htd  vom  Jagen  umikehrt  Opite;  tioeA 
halfen  äe  nit  uidderkeret  von  ]!'>-■  r>  mgen  Dietenbergers  Bibel;  da  er  .tmot  haus  JUkAa  än 
tii  iii'i  ringckeret  h'U  iti.;  er  habe  beg  dirsem  Cavalier  eit>l'!,/i  Moscherosch.  SprUer  ))errscht 
setH  durchaus.  Nur  die  ZutfamuieuMtxuDg  verkcitren  io  der  intranaitiven  er<t  wodernea  Ver- 
wendung nmeki  dne  Ananahme,  waa  jedenfitlb  eine  Folge  de«  Bedentnngawandels  und  der 
Verdunkelung  des  ursprünglichen  Sinnes  ist.  Schon  Adelung  giebt  un:  ich  habe  in  meinem 
Lehen  viel  mit  Um  verkehrt.  Doch  vgl.  doe/t  bist  du  vaxltenlang  uüt  ihr  verkehrt  Geibel 
(D.  Wb.).  Dazu  die  adjekh'vische  Verwendung:  «titat  mil  fremden  Sitten  rerkefirien  Herrscher 
Lobenatein  (D.  Wb.). 

Bei  lenken  ist  htdten  erfinlten  u>'li!iclii>n.  Doch  ffir  rinl'^k'^i  ««rlireiiit  Saniler*  die 
Unterscheidung  für  /taben  und  siin  nach  der  Hegel  fQr  die  lutransitiva  vor  und  giebt  Belege 
fQr  aetM:  gerne  teäre  Hasede»  emgdenkt  Gntzkow;  eimge  «lul  teirMidt  ämgdenkt  K.  Rauiner. 

Für  intransitives  schternken  schreibt  Sanders  haben  und  sein  nach  der  Rtgel  ftlr  die 
Intranaitira  vor.    Schwerlich  wird  man  anders  tragen  ak  er  ist  abgeschwenkt. 

Hkd.  wenken  ist  schon  im  Abd.  durchaus  intransitiv.  Eine  Macbwirliang  uraprOng^ 
lieh  transitiver  Bedeutung  braucht  man  nicht  zu  sehen  Parziral  774,  8:  bei  er  gan  in  gt- 
teenhet;  denn  ^ein  in  iat  hier  nicht  Riebtnngabenicboaog,  aondern  bedentet  ain  eeinem  Ver- 
se* 


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194 


halten  iliuen  g«t;en(Sl>er*,  der  Gebrauch  entspricht  also  der  Reffel  für  die  Intransitivu.  Vt;l. 
dagegen  min  gän  werUlidttr  sckanu  iancr  gmenket  ib.  2ti9,  12.  Eher  küDnte  man 
eine  Stell«  tm  d«m  Pamonftl  (K.  432,  27)  geltend  mnchen,  in  der  bei  ttOmiAm  häbm  ge- 
braucht wird:  die  örm  min  niht  wjI  haften  i-nttir-nM,  in  in  si  lil  f/esc/irnkfl  t)i!)i.<l  mi/  Intemi- 
däMe.   I)of  Ii  i-t  I  >  liiiT  wohl  die  unei>;eritliche  VerweDdutig.  die  Italien  tiiüglich  gemacht  hat. 

schti  'ift  n  erscheint  erst  im  Khd.  intranüitir.  Sander»:  Itaben,  sein.  D.  \Vb.:  um- 
sebriebeoee  Perf.  wird  meist  mit  tein  gebildet. 

strelirn.  In  der  Wendung  in  dit  Str  sUvlicn  ist  das  SchiiF  ab  Obj.  hiDsamdeDkeil. 
Deonoeb  tagt  man  jebet  wobl  allgemein  i  r  ist  in  die  i>ee  gestochen, 

landen.  Dan  dies  Verb,  nrsprünglich  nur  transitir  var,  wird  aehon  dadorcb  erwiesen, 
data  die  iltere  Form  lendcn  ist  (noch  jetzt  oberd.).  Daber  mhd.  Umschreibung  mit  ftalxH: 
«M.wr  vroufif  hat  //■  J-  iid'!  dtm  himtlische»  vAc/r  Konr.  v.  Ueimesfurt,  Himmelfahrt  1110. 
Wo  Umschreibung  mit  sein  vorliegt,  ist  die  Konstruktion  pa&siviücb  zu  fassen,  z.  B.  is  ist 
inodk  wmAek  «nser  grbe  nu^mai/A  latcfer  getmdet  (m  Ende  gebraebt)  RolandsKed  256,  9; 
dö  tras  (las  urlingc  ydant  Par/.ival  -11.  2R.  Auch  im  Nhd.  ist  halmi  noch  häufis;.  'inf  dirfiar 
lUickmse  habe  er  erst  i»  Sietiien  gdendet  Gebauer  bei  Lessing  8,  140.  25;  die  Üclaffer . . 
ksAen  imi^  gdandel  Geainer  (D.  Wb.):  mi  dem  F&rde»  .  .,  ilft-  gestern  an  «nserm  Ufer 
gdandd  hat  ib.;  tin  cdgieriedur  Kormr  habe  toriyti  Taif  S  an  dieser  Küste  (jiJandel  Schiller 
4,  23f'i.  7:  dl'.  T'l/l')-'  hattt-n  in  d-i  Kruii  ii'Jandei  Forster  (Sandcrri'l ;  /t  tcieder  Boden 
erfasst  und  so  zu  sagen  tjcinnätt  luitte  Hebei  (ib.);  das  litaugdiuin,  nachdem  es  mts  Jcru- 
aakm  wier  da«  mMeÜemififolke  Jfeer  m  /Arfioi  ^tandit  Aoffe  ib.;  der  Kmmendenf  «Se  dort 
gdandet  hatten  Giesebreclit  (Baaders).  Adelung:  ,<ße  ISruj^pen  and  getandet;  bej  nelen 
aoeh  haben*. 

Auch  schiffe  II  ist  ?ieU«cht  bierfaer  sti  stellen.  Doeb  tat  es  nfefat  so  sicher,  dass  die 

intrausitire  Verwendung  aus  der  transitiven  hervorgegangen  ist.  Als  Belege  ftir  Umschrei- 
bung mit  hab*ri  fiiiiit  Kehrein  an:  do  sie  hellen  giuscliiffd  eon  jiapha  viert«  Hib-'l,  Ap.  13,  13; 
nacitdcm  sie  hinüber  gcsdafft  hatk-n  Üietenbergers  Bibel,  Matth.  14,34.  Dagegen  Umschrei- 
bung mit  tan  sdion  bei  Konrad,  Partenopier  1273S:  tw  da»  er  dag  muuxr  Me  getMffel 
tras,  wo  )<ich  kaum  passivische  Verwendung  annehmen  lässt.  Vgl.  auch  toer  itl  vbtr  meer 
geselüffet  Baruch  3,  30.   In  neuerer  Zeit  herrscht  sein  ausschliesslich. 

reiun.  Abd.  rtMn  bedeutet  znrecbt  machf>n.  Daher  H  die  Bedentang  .aufbrechen* 
entätanden,  woraus  sich  die  jetzige  Bedeutung  und  die  in  der  ülteren  Sprache  übliche  .einen 
Kiier'-zncr  niruhm'  entwickele  hat  Sdcn  in  der  niittelhochdeut-scben  Zeit  scheint  der  iir- 
sprtinglicbe  dinn  völlig  vergeissen  7,u  sein,  und  die  Umschreibaag  entspricht  derjenigen  der 
ininnaitiveB  BewegnngtwMer.  Mit  haben:  nnd  haben  e^  nu  elk  mt  gerettet  HSH  8,  288^; 
dei*  er  sü  rdile  siilitidich  gen 'ist  het  mit  inn  her  Snchenwirt  4,  .')11;  vmjläck  hol  mir  nach- 
geräset  Hätzlerin  II,  46,  14;  ich  hob  offt  tjrreiset  2  Cor.  11,  2t3;  einem  andern,  der  gereiset 
hat  Butschky  (D.  Wb.):  wer  «ieM  viel  geräsei  hat  Per».  Baumgarten  (ib.);  uas  <jdt  l>cy  uns 
em  Mann,  der  nieht  gcreiset  hat  Fleming  202;  selir  vide  reisfen  nin»  im  Geist  und  üher- 
redten  sich,  als  halten  r;frihf  Gfllfrt  1,  ff!:  d><  hn^f  'j'>"i'J  gereist,  gisehen  Qünther 
(Sanders);  der  vid  gerast  und  die  Welt  gtsvhen  hat  Klinger  (ib.);  dass  er  tw  eitlem  Jahr 
. .  ^iese»  Weg  gneret  gereist  halte  Stilling  (ib.);  ein  Mann,  der  ent  in  Baindt,  down  in 
pditisclien  (iesehäficn  viel  gereist  halle  Goethe  (ib.).  Dagegen  mit  sein:  das  di  briidir  und 
ir  vatc . .  «ürin  aigmeine  geräsU  üz  Jeroscbin  7810;  und  so  fernerhin.  Adelung  kennt  noch 


195 


den  Unter.^hieil,  ftlier  uIk  «ch'ni  ins  Schwanken  geraten:  ,seyn,  mit  Bemerkung  des  Ortes. 
haben  ohne  dieselbe:  wir  haben  Tay  und  Nacht  gerasei,  der  Mensch  hat  gcrdset.  Aber  noch 
htn^er  seyn*.  Sobon  Learing  sagt  (4,  158,  27)  wem»  FMMarttt  mit  einer  Otityrnheii  ge- 
räset wäre,  wo  mao  allerdings  reisen  =•  .abnJnQ*  ftwon  könnte.  Gegen  die  mspriingliehe 
Regel  i^t  auch  der  adjektivisdie  Gebrauili  von  iiercist  (tcdfgereitt,  melgereisljt  der  ecboo  im 
18.  Jabrh.  ganz  geläufig  ist  uud  bis  ins  17.  zurückgebt. 

außreehe»,  wob«  oTsprUnglich  di«  Zelte  binnixodenkea  eind,  jetit  niit  Mi«,  «nbd. 
whtr  tiai  haben :  man  solte  mir  gehorchet  und  nicht  von  Kreta  oi^l^ieftrOcAOT  Aflfim  Ap«  37,  21$ 

Aote»  noch  in  Hah>/htnr  nif  auf r'^, rochen  S.  Frank  fH.  Wl.). 

TÜthen,  Bei  der  intransitiren  Verwendung,  die  »cbon  im  Mhd.  gewöhnlich  war,  iit 
vobl  unprOaglieb  das  Lager,  die  Zelte  n.  dergl.  binsmndenken.  Ein  nhd.  Benpiel  ftlr 

ümscbreibaug  mit  «an:  er  uns  gcicmsen  und«  g^ärt,  unde  in  sulk  aldir  geruckt  Pilatus  352, 
wo  achweriich  paarire  Konatruktion  ansunehmen  ist  Adelang:  ,1.  ^'t  Zeiger  ist  neiter 
gardekt,  die  Stmne  tat  höher  geritdtt,  die  Truppen  änd  i»  das  Lager  genickt.  2.  er  hat 
herausgcrwdtt,  mit  dem  Gdde*.   Naoientlich  wird  sdn  verwendet  bei  oiK  OM^i  ein-,  »or>, 

nachriieien.  Dagegen  heisst  ea  niit(5r!irli :  ,■  (■  fmf  ou  ihr  Thiir  fjrriickt,  er  fint  mit  dem  Bnuer 
geriicli  (im  Schachspiel).  Auch  er  hat  geruckt  von  jemand,  der  auf  einer  Bank  Platz  macbU 
Dagegen  wieder:  rie  sind  jmsrnnmengmidct. 

streichen.  Die  intrauisitive  Verwendung  wird  ans  der  traoutiven  hervorgegangen  nein, 
imi*"[ii  iil^  Obj.  ursprnriLrl^fb  ita-  Ti  rriiin  hinz'r/irlenken  war,  über  welches  hin  die  Bpwe;;nng 
stattfand.  Beispiele  für  Umschreibung  mit  haben  aus  dem  Mhd.:  er  häte  gestrichen  sirc 
Krone  17542;  i<A  han  tUr  rjl  ge^ri^m  nach  Barlnain  42, 21;  m*  han  ich  dir  gestrigen  na 
pjiisiiinul  K.  323,  2;  die  vor  nns  hünt  gestrichen  üf  der  klinste  pfadcn  FVauenlob  MSH  II, 
349*.  Die»e  entsprechen  auch  der  Hegel  für  die  ursprüngliche  Intransitiva;  auch  wohl  noch: 
teft  hete  manege  mUe  des  iages  dar  gestrichen  Parzival  491,  24,  indem  hier  der  Nachdruck 
»d  manege  mde  liegt.  Vgl.  dagegen  mit  sein  wieder  der  nllgemeincn  Regel  gemäss:  litr 
hrr:rfjp  rn»  lirühmf  hi  (jryfrirh'H  in  di::  lattt  PurziTiil  fw,  24;  d''i  irh  pir  dm  TUihas  durch 
äventiurc  gestrichen  was  ib.  41)0,  lü;  ic/»  bin  her  iiba-  «■  gestrichen  Konrad,  Troj.  15187; 

er  JK  XrtechtH  wtere  geitnehen  ib.  7114;  suo  der  vil  manec  fUrtte  heilf  gesMe^en  ist  «m 
lande  her  ib.  1861;  emc  udtc  dan  ahin  gestrirlm  s,)>  dd  hin  Krone  3287:  die  rische  sind 
liht  dem  buch  gestrichen  i'if  die  sute  Liodersaul  3,  219,  78.  Sogar:  durch  des  küneges 
klage  so  ist  er  nach  gestrichen  Iwein  4723  (sin  i^t  wohl  gewählt,  weil  er  noch  auf  der  Fahrt 
begrifleD  iat);  ob  dn  dmreh  ätxnHHre  otsns  verre  Inst  gestridim  Pardval  7«>7,  23;  dö  uas  » 
tnanic  m>h  iirsfridmi  und  rirrhisrj,rf  K'innirl.  Truf.  !!l.^l.  Von  cinnr  N;icliwirkung  der 
orapriinglichen  transitiven  Natur  des  Verb,  ist  abo  nichts  zu  spüren.  Adelung  giebt  sein 
nn,  »ufh  er  ist  eA»  Jahre  Un  Lande  henm^feaMt^ien.  Nur  f&r  eine  Yerwendung  Tertoogt 
er  haben:  »die  Ffsdie  h^ben  gesbfii^  geteicbet,  <Be  Bändinn  hat  gesMehen  meh  begattet*. 

str^ifrii.  Die  intniiisih'vL'  Vci  wen.Iuii«^  vtrlilüt  sich  wohl  zu  der  tran'^itivfn  lUinlich 
wie  bei  sträcJim.  Adelung:  tSig»,  noch  häutiger  Juiben,  die  Fände  haben  über  die  Urünze 
gestrafft,  heim  Us  tmdie  Thore  gestreifft*  (hier  aleo  in  dem  Sinne  .eineii  Streibng  machen*). 
Sandel«  noteneheidet:  jemand  hat  in  fremdem  —  ist  m  fremdes  (re&tef  gestraft. 

Auch  wischen  wird  hier  einzureihen  «ein.  Umschreibung  mit  sein:  uand  er  mit  dn,' 
trunke  ak6  volde  m  i«  «u»  gewiadtd  PaaaioDal  K.  459,  5;  er  wäre  ins  Schlm  getätsc/d  Ber- 


196 


lichingeti  (Saririers  i;  i>i,  j.m  srUtsf  einmal  darauf  gemt^  Wagoer,  Kind«niiSrderiD  (ib.)* 
Selbst versUud lieh  er  ist  entuisf/i(  etc. 

dringe»  ist  ursprlinglicb  nur  transitiv  =  «drängen*.  Die  intransitire  Yerwendang 
ist  dadardi  eabtandMi,  daas  d«r  w«|{gedTingte  G«g«iiiifauid  aii»in|i(«drllekl;  f(«bBeb*ii  ist 

Deutlicli  i*t  dies  in  einem  Falle  wie  ich  litin  ijedningm  um  ich  niht  mr  dringen  mar  Wiilther 
20,  7;  weniger  schon  in  deu  folgenden  Beispiele:  du  hast  höhe  «f  gedrungen  £berhard 
Sai,  MS  I.  29^  Die  Unudmibung  mit  hAen  erbSit  aieb  in  idt  habe  darauf  gedrungen  ; 
Tgl.  damit  die  ungewÖhnUcb«  Fügung  das  er  darnach  u^dder  gesonnen  noch  gedrungen  hat 
Luther  (D.  Wb.).  Dagegen  schon  niclit  nnan<j(*f!K  iiU>ii  bleibt  icJt  habe  in  Um  ijoh-Hmen, 
wie  Sanders  vurscbreibt;  vgl.  wenn  man  in  ihn  gedrungen  wäre,  sich  um^ändliciier  zu  er- 
Jäärm  LeariiiK  10,  347,  27;  aueb  Heyo«  gi«bfc  »n:  hm  in  ihn  ffednmgm,  mir  wjii  Qe-^ 
heininis  zu  affenlxiren.  SointiL'i-  B«  is|iiele  für  haben:  hat  dieser  Hiidenarm  selbst  durch  den 
Feind  gedrungen  Loheusteiu  (U.  Wb.);  c/i  schon  hob  ieh  durchgedrungen  üeasner  (Sauden). 
Im  flbrigeo  wird  xo  dringen  dtmA  oder  »t  «fmur,  also  uieb  zu  Atrci^  dndringen,  wo  m 
auf  den  Erfolg  ankommt,  das  l'erf.  mit  seht  umscbrieben,  Tgl.  «r  tat  «OM  tode  zum  Um 
hindurch  gedrungen  Joli.  24;  und  isf  al>o  'ler  (<.il  ru  aUi-n  vinn^rhm  (lii>rh'}fdrungen 
Körner  &,  12;  m  die  l  eberzeugung  schon  durchgedrungen  ist  Kaut;  denn  die  Kunde  mr 
atwft  »I  des  Klosters  Jtfa«em  ringedrungm  SebiUer,  Bittot  1047. 

jagen.  (Grundbedeutung  .verfolgen".  Es  bebnlt  haben  in  der  speziellen  Verwendung 
in  Bezug  auf  die  Tbätigkeit  des  Jägers,  auch  wenn  es  intransitiv  gebraucht  wird;  auch  bei 
nndgentliebem  Gebmuche:  er  hat  dem  Oelde  nachgejagt.  Nor  wo  es  von  eiliger  Bewegung 
gebraucht  wird,  folgt  es  der  Analogie  der  Qbrigen  Bewegungswörter.  Adelung:  \.  er  itt 
doiym  ff  jn'if.  2.  rr  hat  Jm  i/Tn-rn  T'!'/  nejagt.  Sonders  f  Ans  Beispiel:  der  Reiter  hat 
fiirchterltch  gejagt,  um  zur  rechten  yCeit  hier  zu  sein,  und  »>  iM  er  denn  in  zwei  Stunden 
von  BerUn  lAetrhar  gejagt. 

Es  giebt  eine  Anzahl  von  Verben,  die  zwar  eine  Bewegung  bezeichnen,  aber  eine  Be- 
wegung;, mit  der  nicht  notwendig  eine  Entfemiing  Tom  Ausgangspunkte  als  Eodresollat 
verbunden  ist,  indem  eine  wiederholte  Kückkehr  ?.n  demselben  oM^lieb  isL   An  dieaen  llast 

aieb  die  allgemeine  Ufgel  im  i-t  li.-(,iidiTs  dt  utlich  erkennen. 

springen.  Mit  Itaben:  die  tixhkr  heroduts  ums  ingangen  rnd  hef  gesprungen  4.  Bibel, 
Ibre.  0, 22;  die  AtAen  s^on  mae  JRecMt  gesprungen  Goetbe,  Panak  4125;  «e  Anteil  getaneet 
und  gesprungen  Adelung:  das  lilut  —  hoch  hat  es  gesprungen  Z.  Werner  (Sanders);  ihr  habt 
gesprungen  Freiligrath  (a,  laufen).  luübesondere  schreibt  Adelung  vor:  die  Fontäne  Imt  deti 
ganzen  Tag  gesprungen.  Entsprechend  Sanders  (II,  1154*):  weil  Riduen  gesprungen  sind, 
hcAen  heute  die  Wasser  nicht  gesimnuicn.  Nooh  jetzt  iei  wobl  haben  «Itgemeia  bei  Anwen- 

dnntr  auf  die  Bfi,Mttiin?,  v^I.  du-  IlVh'  l.nh<n  rj'-^pnttumi  rtrpri  r-nirernnt  mm  rrrp-füs  Sticler. 
Dagegen  wird  nelwn  Au-^gangs-  und  Kichtungsbestimniung  von  Anfang  an  sein  verwendet, 
Tgl.  dn  Ust  äee  der  würgte  iesae  än  gerie  üz  gesprungen.  Desgl.,  wo  ea  «  zerspringen  ist, 
vgl,  icrer  im  enzied  gesprungen  daz  steert  an  siner  hende  Koofad,  Troj.  (nach  Mbd.  Wb.). 
Heute  öberwiegend  sein,  auch  wo  früher  haben  (iblicli  war,  vgl.  icie  bin  ich  neulich  noch 
not  ihr  um  Maienfest  gesprungen  Langbein  (Sauderii).  Die  Zusammensetzungen  werdeu 
stark  aar  V«»llgieineiiierQng  tob  sein  beigetngen  haben.  Tgl.  er  ist  oi^->  nfr-,  euts-,  eiage- 
Sprüngen,  entsprungen  etc. 


197 


hüpfen.  Adelung:  1.  wir  haben  den  t/amen  Tay  (jfhiipfet  und  ifisprungcn.  2.  fr  ist 
in  die  Mähe  j/düigfd.  Sanders:  er  hat  auf  cinnn  Ikine  f/rhiipft,  Iiis  er  miidi  getrorden  ist; 
er  jtf  vber  den  Oraben  gi-hUpft.  Dazu  stimmt  wie  hat  mein  Uer^  ;/fhüpft  lifickert  (noch 
Eidmiin).  Oagegeo  floda  ieh  in  titeren  Beleihen  haben  aueb,  wo  sein  erwartet  wird:  diu 
(berojrpn  auf  .<r/¥f>)  mt;  (h  m  irinc  darüf  tfekäffet  hdl  Stdmnar  HMS  II,  mküui  er  iiber 

dk  Schrift  u>:htiplt  hat  Luther  (D.  Wb.). 

tanMtn  bildet  du  Perf.  mit  hfAen,  nur  wenn  die  Orbrerloderung  usdrOeklich  her» 
Torgehoben  werden  »oll.  mit  mn:  sie  siml  ins  Hnus  (himin-)  tjetanzt  Handers. 

Ebnuo  hinhcn,  vgl.  rahd.  heil  hat  im  gehunkcn  Krone  i:349.  AdeliiiiK:  ,er  hat  yi- 
Knkett  aber  er  ist  daran,  nach  Wien  gtkmket*.  Sanders:  vr  ist  im  Jlaus  ydunkt.  Ferner 
\nmpcln,  worüber  ich  in  den  Wörterbflchern  keine  Angab«  finde. 

flaftrrv.  Ailclnni;:  .hahiti.  nhcr  mit  HtM'nfrki)!!^  d(»s  Ortr^  ^^-tn' :  t  i^f  ht-rrin  tjrfhittrrf' . 
Sanders:  der  Vogel  hat  yejlattcrt,  ist  ots  ^'ist  ycftatieri.  l).  Wb.:  dic  iöyel  sind  aufyc/lattcrt. 
Sauden  zitiert  aas  J.  Ootthelf  die  Mägde  learm  amy^latteri.  KatOrlüeh  mOaeaa  verf.,  zerf. 
das  Perf.  mit  «m«  iHldeo,  vgl.  «wim  do»  grün  etkdait  »  Ut  das  diirr  verfltdert  Leh- 
mann (D.  Wb.). 

schweben.  Adelung  giebt  nur  habin  an,  und  dieses  ist  normaler  Weise  zu  erwarten, 
Tgl.  X.  B.  habe  iA  weniger  tuf  ^nem  sUIrnnsAen  Meer  Ae  Zäi  geadimbet  Qoethe,  Clavigo; 
ans  tli  Di  HMichen  Wahne,  in  dnn  fr  hisher  yeschwht  haftf  hiller  8,  340,  24.  Nur  für 
die  Fälle,  wo  eioe  Ortsreränderung  einbcgrüTen  wird,  scbeint  sein  korrekt,  vgl.  festlich  ist  der 
I^de  SiAaU  dwrcft  tßee  hohe  Baus  geschwebti  Ubland,  Barfnerlied  (I,  S)  1;  aufgesAw^ 
Stabr  (Sanders  !  Damit  v^;!.  attributive  Verwendung  wie  mein  entschwfhter  Geist  Matthissoii, 
die  EntschwiiAen  Bürger  (s.  D.  Wb.).  Selbst  bei  Ortaveränderung  gebraucht  hahm  Tbrimniel 
(5,  221):  dic  Stdlcn  .  ,,  über  die  Klarens  Fiisse  yeschwebt  hatten.  Dagegen  steht  in  dem 
«iiMigen  mir  bekannt  gewordenea  nlid.  Beispieie  tein,  wo  man  AaftM  wwartet;  nwr  dae 
•iiAinhf  hitrh  sam  sin  pris  Willflialni  4P,  2'.  I'iid  so  nocli  «pUer:  der  Stem  * .  ist  ifnmerm 
in  der  Muhe  gtsachwebt  Abraham  a  S.  Clara  (Sanders). 

Fflr  wanken  giebt  Adelung  nar  hiAen  an,  Sandere  hat  nicfaf».  Sieber  aber  mxm  man 
siigj-n  er  ist  davon,  tceiier  ijcicatikt  ii.  dergl.  I^nter  sehwunken  giebt  Sanders  an:  sein  Fuss, 
Tritt,  er  hat  yeschirfinlt;  er  ist  ins  IIa '<  (fiinfin)  yesehwanktt  Tg},  naten  nue».  ¥Hr  tenekeln 
=»  ,s>ch  wackelnd  fortbewegen"  verlangt  Sandere  sein. 

taumeln.  Adelung:  ,keAen,  aber  mit  Beetimmung  dee  Orte«  tegn:  er  itt  eur  IHäre 
hinaus  ijetaumeU.  Sauders  zifii-rl  uns  Wieland:  ich  wäre  m  /''xlm  yfaunclt;  ans  Mu;;^,^': 
die  schlaftrunken  vom  SÜJt  aufydawneÜ  tcar.  Zu  torkeln,  wofür  Adelung  habe»  angiebt, 
sitiert  Sauden  aus  der  Garteolaobe:  wie  er  weggetorkdt  Ult  von  mir, 

heben.  Vgl.  Festlich  ist  der  JFVeude  ScJiall  durch  dies  holte  Haus  yesc/nceM  und  än 
dumjifrr  Wiederhall  aus  der  druff  nnporifehdut  Ubland,  Harfnerlied  1.  Sanders  zitiert: 
ist  hinwtiiyeUbt  zu  ihrer  ScIdunmerh'Me  Herder;  il£l  tMr  er  voriiberyebeU  Gessner;  seine 
hrSßge  Ifatmr  war  enrudtgAe^  Kompert;  dagegm  der  Rcgd  «identreitend:  dS«Mr  Ant^, 
von  dem  i  r  n  Hrdi  iuriich/ehtit  haben  Engel. 

Ueber  schaudern  fiudn  ich  keine  Angabe,  aber  nach  meinem  Sprachgefühl  beiast  es 
iel  Mn  MurSdigeidKmdert  gegen  ieh  habe,  mje&  hat  getdwmdert, 

siitern.  Ein  hierher  gehöriges  Beispiel  iBlttt  Sundm  aus  Widand  m:  vcn  äänes 
Lebern  Laub  tat  MM  auf  BlaU  entsittert 


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198 


flammen,  sonst  mit  halten,  aber  bei  Angabe  einer  OrtsveränderunR  mit  srin:  dir 
Blitz  ixt  vom  Himmel  gelammt  Sanders;  der  Jilitr  tat  herabge(laHmt  Erdmaan;  dost  der 
Brand  von  Fcrstpoiis  nidU  Ülosa  am  äner  rokrn  eAmrdm  VsÜerei  mtgimmeH  sH,  wrfwrtr 
out  dnem  tMm»  ütdtgujfräeA  oufyefiammi  6o«IIia  (Sandera). 

Ebenso  flackern,  vgl.  #m/  ich  nicht  so  uic  ein  Irrwisch  unihcrijr/lackoi  BrnnliTog.^! 
(äanden).  Ferner  lodern  (wie  Sandora  an^^iebt),  vgU  dass  eine  leidenaehafllichc  Eifersucht 
m  ihr  oirfgeMert  «ear  Lewald  (Sanders);  dagegen  das  Nmt  —  AoeA  hol  es  ycspmngm  ,  . 
empor  iafs  gelodert  Z.  WenMr  (Saoden). 

imll'-n  (das  ursprüntiliili  stuiki'  Verb.).  Adelung;  ;^it.-l>t  i.iir  htibcn  an.  Ohne  Ver- 
kottpfung  mit  eioer  Kicbtuagsbeäeicboung  wird  es  jeUt  wolil  auch  nicht  anderB  gebrancbt. 
Im  Mbd.  ersehaDt  das  Pkit.  aacb  sonst  ab  Resultatsbeseiehnung  adjektirwcb:  jnpem  «ih7 
auch  ifcdicn  mit  linamhr  haiss  yrwallen  Ring  15*  5;  surr  is/  sö  ijnnz  und  sö  f/uot  und  ao 
mit  statt  insumt  yiimllen  Wiilscher  Gast  14743.  Für  'tiifn nJJ'u  |fiehf;  Ailelmit,'  $fin  an. 
Doch  Vgl.  üir  Utrz  JmIU;  hoch  UHfi/ttmlU  F.  Lewald  (äandersj.  Man  wird  auch  sagen:  das 
Wasser  ist  anpofi  i»  fH«  BIAe  gemäBt.  Mhd.  and  anbd.  ist  «rwoOe»,  Tgl.  tätem  isf  in 
«ncoSe»  dw  hmec  mit  (hr  gallt-n  tiregorius  455. 

stiirmt  n:  es  hat  j/estürmt,  tdtcr  er  ist  de»  Berg  himabgeslärmt,  ins  Zmmr  ffestärmi 
und  dergl. 

achwärmen,  nrspranglicb  von  Bienen  gebnudit,  dnon  mit  haben:  dte  Bienen  hohen 
yesdueärrnrt  Stieler.  Von  hieraus  entwickeln  sich  eineneita  Qbertragene  Verwendungen,  bei 
denen  Oberhaupt  keine  Vorstellung  von  Bewegung  mehr  Dbrig  bleibt  und  daher  nur  h't>>en 
möglich  ist,  vgl.  das£  vr  du  wenig  gischwmnd  (einer  ketzerischen  Lehre  gehuldigt)  hat  am 
siArament  Lnther,  Erl.  Atug.  8,  857\  er  hat  die  ffa$ue  NaM  gesdneärmt,  er  hat  für  SdvSOer 
gfschirürmt ;  anderseits  die  Vor^tf-llung  einer  nr.stätpn  Bewegung,  wobei  S'-iv  sebon  im 
18.  Jahrh.  üblich  ist,  wiewohl  Adelung  nur  haben  angiebt,  vgl.  er  ist  in  dtr  Weit  hemm' 
gestimmt  Lssaiag  $,  351,  24;  der  BarsAe  ist  «bmusen  henm^es^warmt  Kotaeboe  (D.  Wb.). 

Bei  piniffpn  Verben  ist  der  Eintritt  von  .'f'ni  statt  haliin  die  Folge  einer  Subjekts- 
vertauscbung.  Das  D.  Wb.  giebt  an,  wohl  dem  allgemeinen  Gebrauche  gemäss:  JJlut  ist 
aus  ihm  gesehmtxt;  das  Wasser  ist  dwA  den  Krtig  ges<^idtgt.-  Adelung;  aßer  Wän  ist 
aiifi  dem  Fasse  geleckt;  ebenso  Sanders.  Wir  haben  also  hier  das  umgekehrte  Verhältnis 
wie  bei  laufen,  rinnen,  ftiessen,  siekern,  triefen,  tropfen,  tritpfdn,  die  bei  Subjektsverschiebung 
stets  haben  verlangen.  Von  Haut»e  aus  transitiv  ist  spritzen.  Wird  das  Obj.  dabei  nicht 
nasgedriielct,  so  bleibt  doeb  habe»  im  Perf.,  wird  aber  die  FItiaaigkeit,  die  urqMrfin^afa  ak 
Ofij.  rrr-setzt  wurde,  zum  Saii]  g.>ra;icli{.  sn  tritt  sein  ein.  Adelung  pioht  an:  das  ßlut  ist 
aus  der  Wunde,  der  Kot  ist  an  das  Kleid  gesprti-t  —  die  liohre,  die  Spritne  hat  gesj^ritit. 
Man  wird  aneh  «igen:  es  hat  gapritH  «  ,fein  geregnet*.  Ebenso  wird  es  rieb  mit  sprShen 
▼erhalten,  das  wohl  wie  mhd.  spraji-n  /.unäclut  transitiv  war.  Es  heisst  demnach:  es  hat 
gespri'lif  ,f'  in  fjpretfnet*:  er  hat  von  Witz  ijesprüht ;  nker  F'  u,  r  >.<t  nut  annem  Äuge  gesprüht. 
Zweifelhaft  ist  es,  ob  bei  sprudeln  die  transitive  Verwendung  die  ältere  ist.  Jedenfalls 
mnss  man  »neb  bei  diesem  Worte  den  entsprechenden  Unterschied  machen,  'vgl.  Senden  II, 
1157',  wenn  ce  aneh  Adelong  noter  die  Verb«  rechnet,  die  nur  keiben  eifoideni. 


199 


Manche  GerKaMhb«z«ichnnng«B  können  mit  rticiamigsingabeD  verbanden  y.a  Be- 

w^piintriHc/.eiclinnnjren  weHpn  vtnA  bilden  dann  statt  des  ihnen  sonst  zukommen  ien  l/'ifif-n 
das  Pert".  mit  Ar»».  Sanders  giebt  an:  da-  CiuimjMii/Her  JnU  slurk  yi'brauat,  ala  er  cinijcschmkt 
wurde;  der  ^tojffe»  Ut  a^etpmnge»,  und  der  Champagner  ist  aus  der  Fla$^  {heran») 

>H-braust;  tias  Pferd  hat  i/Htrausf;  ilns  Pf  rd  ist  über  ilrn  Graben  tjchranst.  Vgl.  ferner  sir 
ist  («r  tmr  vorhey  genmcht  Adelung,  die  Dame  iä  dttrch  dm  tiaal  gerauscht  S«nde»,  es  m 
etwa»  tUe  SehnedtetuÜefftr  hfraufgermtuM  J.  Kerner  (flandm),  dloeA  ist  der  s^mnddnde 
'I'aunirl  rmllkh  ronibtrifcrattsc/it  Klopstock.  M.  0,  2«59;  rf/r  Wat/e»  itf  ins  Thor  {hiimn)  yvrmni>iU 
Sanders;  «m  s'ih'ff-r  Sturmuind  ist  .  .  über  ilns  nrxf  SrMms  ffesaitstt  .T.  faul  (.Sauders),  ist 
UK  'tu  Latcf  forttjisaust  lleithard  (ib.);  er  ist  limmy  yesclinurrt  Bolz,  Terenz  (D.  Wb.),  der 
oufKoBeIcte  hier  dnr^getdmorrt  itt  KBtbImtkw  (Sraden).  EbeoMtrird  man  ngeo  mVaaeo: 
er  i-if  die  Trejipe  hitiab  ijrpoifrrf;  ein  Warfen  ist  vorUiijirasSilt ;  er  i»t  Mir  2MV  AtiMHi*  pt- 
rumpät;  das  Wasser  ist  in  den  Abyrtmi  fiinabtfdost  u.  dergl. 

Noch  andere  Verba,  die  Ton  Hause  aus  keine  Bowegungsbezeichnungen  sind« 
werden  in  bestimmten  Verwendnnpsweisen  dazu  und  inhiii->n  laini  auch  s/^in  «tatt  des  ur- 
sprünglich allein  möglicbea /ta^fi  an.  Zu  diesen  gehört  irren.  Adelung  giebt  nn:  ,1.  einen 
Fehler  oder  Irrtain  begvbeo,  «A  heihe  gärret.  8.  irre  gefaeo,  er  ist  im  Walde  herum  gtkrrtl, 
wo  p-s  aljer  doch  zuweilen  mit  liabrti  L'ehraucht  wii'l*.  Nucli  Sanders  sollen  in  der  letzteren 
Verwendung  itaben  und  sein  aebeueinauder  geltt^n,  dtr  allgemainen  Hegel  für  die  Bewegungs- 

SpracLgeftlbl  iat  dabei  nur  »ein  zuUurig.  Ee 
aobeiDt  aber  erat  aUmühlieh  durchgedrungen  sa  aaia;  die  vierte  Bibel  hat:  uir  haben  gmrrd 
ton  dem  tciy  der  icarheit  Weish,  Ik  6.  Ferner  rasen.  Adelung  giebt  nur  ftahcn,  daf^egen 
Sanders  verlangt  sän,  ,wenn  die  OrtsTeränderung  hervorgehoben  wird*.  Bei  ihm  die  Belege: 
ieranteM . .  te»  er  nadi  Banse  gettheankt,  mar  auf  den  FortuuäbaU  gerast  Gutzkow;  in 
einen  Abgrutul  hinunteryerast  ist  er  G.  Kreytag.  .\uch  toben,  tollen,  uiit'ii  könnten  so 
gebraucJit  werden.  Adelung  giebt  für  lausehen  an:  .2.  sieb  scbieicbend  näherti,  sejfn: 
einsdn  sind  mr  durdi  verstAiedene  T^ore  einher  g^ansM  Weiiae* ;  daa  D.  Wb.  weia«  aiebte 
davon.  Hi'^rlier  geboren  volkstümliche  Wendungen  wie  er  ist  abgedampft  (in'-  smd  durch 
die  IMnder  iji'dampft  Kriliuinn).  ahiirhr<  t  :t ,  a  u.^gelcniffcn ,  nHH'tf'l-raf :(.  Lessins^  sapt 
(4,  106,  Ii)  auf  dem  llinkiiiye  bin  ich  betj  meinem  liruder  eingesprochen  nach  der  AnalogH* 
TOD  ankekren.  Naeb  Sanders  bildet  F.  Lewald  das  Perf.  von  vorsprechen  mit  sdit.  Aehn- 
lieli  i^t  sind  iTii  Jini;/i  n  I^ffen  einmal  hinffcrochen  Lessing  3,  -126,  4.    Reis,  Beitr. 

%iu  Öjnt.  der  uaiuzer  Mundart,  giebt  an,  da-^s  bei  mache»  =■  , reisen*  die  Mundart  dw 
y«rb.  sein  gebrauche,  x.  ß.  der  is  uff'  Franifoti  yemat^t.  Soviel  ich  beobaebtet  habe,  ist 
die  überall  der  Fall,  wo  dieser  Gebrauch  von  moe/ien  üblich  igt. 

Schon  früher  ist  eilen  zu  eiut>r  Bewegiingsbezeichnnne  pf>wnrdpn.    Die  Gnindbfdeu- 
tung  ist  «sich  beeifern*.*)  Gegenwärtig  gilt  sein  neben  haUn  der  Ueg<>l  entsprechend,  vgl. 
er  hat  mit  dar  8at^  gedlet  —  er  ist  von  hier  geeäel  Adetang;  ieh  htAe  nnt  der  Airbeit  geeUf 
—  ich  bin  in  die  Stadt  ifceilt  <.<ötzin>ier;  er  hat  ifceill,        seinen  Elteen  zu  homnien  —  er 
in  die  Arme  seiner  EUem  nach  Baut  geeilt  Sanders.   Nach  dem  ursprangUchen  Sinne 


')  Daher  irt  di«  von  Ihn  beiTfllimide  nnd  allgemein  aDgeDoonneDe  SSoMniDiienetelluDS  mit  snord. 

'V  .Fiiv^Htble'  zu  verwerfen:  >le»gl.  die  von  Klu^e  weiter  daran  angeknOpfte  Baiiehuag  tu  tat  tVc, 

Abb.  d.  i.  Ci.  d.  k.  Ak.  d.  Wixt.  X2Ui.  lid.  L  Abtb.  27 


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200 


war  nur  haben  möglich  und  dies  hat  sich  aucli  /i;iuicli-t  rw  i  h  lienauptet  in  den  Fällen,  w» 
jeb.t  sfj«  trilt,  \^\.  d"c  irli  lan  dem  ritt''r  <f-i!t'  hau  7  wci^e  Meister  (Keller)  178,  19;  hui 
mein  Juss  ijeniet  eum  betrug  Hiob  31,5;  trh  hab  zu  meinem  ffcscUen  geeilet  Scheidenreim^r 
(Sand«»);  er  hat  $m  Pfwi  dahin  gteät  A  8  Ctsra  (Kehrain);  er  hai  ^me  ne^eeUet  ib. 
AriiN'rorsHiis  fin'Iet  sii'li  ,<fiii  n?iiit'  Ad^mIh^  vnn  Ziel  oder  Aragtagspimlct:  JfätiimV  wor 
«0  geeilt,  SQ  hastig  vorübcrgeschritleti  Gutzkow  (äandersj. 

Manche  ursprünglich  transitive  Verba  sind  auf  andwe  Weil* dABeben  n  intniai- 

tiver  Verwendung  gelangt,  als  die  nhcn      192  ff.  besprochenen. 

treileu.  Wo  von  Pflanzen  scheinbar  intransitiv  gebraucht  wird,  ist  uraprQnglich 
«in  Obj.  biDsuiideDkeii,  and  dna  P«if.  mius  mit  haben  g«bi)d«t  werden.  Im  Hhd.  wird  es 
vom  Reiter  gfljninclit,  wobei  also  wicilur  dus  Pferi!  /u   t-iu'Un/.eii  Damit    h.if  ab^r 

schwerlich  die  aeuho«hdeut«clie  Verwendung  wie  das  Hole  (reibt  im  Strome  etwas  zu 
acbaflen.  Bei  dieaer  kommt  die  Reg«!  fbr  die  intnMitiTen  BewegungswSrter  tat  Anw«idnng. 
Nach  meinem  HprachgefQhl  würde  ich  sagen  das  HoU  hat  im  SttOMC  gelri^ettt  aber  Wf 
<nw  Ufer  getrieben.    Belege  ütehen  mir  nicht  zu  (lelwte. 

stürben  erfordert  ab  Intransitivum  immer  sein.  Wo  es  =  «uiufallcu'  ii>t,  ist  es 
nntarlteb  perfektiv.  Wo  ea  fttr  ein«  heftige  Bewegung  gebranoht  wird,  hat  e»  immer  «in« 
Zteltii'sfiiiiMiKML'  iH'li'^n  >ii'li.  T't'l.ri'^ens  ist  die  intransitive  Vfrwcnduni,'  waiirscbeinlich  erst 
durch  Ilmdeutung  des  passiven  er  ist  geatürst  entstanden,  eine  Erklärung,  die  vielleicht  auch 
aaf  treten  anzuwenden  ist. 

schiessen.  Di«  intransitive  Verwendung  reidit  weit  zurflck.  Da  bei  ihr  fast  immer 
Ausgangspunkt  oder  Ziel  unixf  lji  1»  ii  \s  inl.  -^^o  ist  die  Umschreibung  mit  sein  allgemein.  Kin 
uibd.  l^leg:  ich  bin  üf  geschossen  als  ein  iuftic  cedcrboum  Fraueulob,  Leicb  1,  13,  3.  Auch 
da*  veraltete  «r«cAieweA  ,gedeibon*  hat  tfin,  vgl.  jpeii««  itt  mir  rthto  irteMsen  Notker 
((irafl');  din  Steide  tcol  crschoseen  ist  Kiu-.iar!,  0.  Sclmiii'ilf  1!''>2:  uns  ist  niht  teol  cr$:ch<';:i  ii 
ijeliicke  ib.,  Troj.  12448;  sus  ist  din  kunst  erschoe^tn  Heinzcleiu,  Jobannse  74;  war  ir  lön 
ijegen  mir  has  ertt^tMen  Ulr.  t.  Winteratetten  38,  23;  wie  «oKcA*  m  vH  guten  ersthotsen 
ist  Landtag  von  1514  (Schmeiier).  Dagegen  mit  haben:  das  denen  von  Hern  tcol  erschossen 
h'if  DieKf'ld  Schillir:;.'  i  Kehreio).  Mit  merkwürdigem  Wechsel:  S"  d,is  b.Di  recht  hat  er- 
gossen und  gar  teol  erschossen  .  ,  so  spricht  er,  es  seg  ubel  erscho.isett  lentels  Netz  0383. 

sehtagen  beh&It  h<Aen,  auch  wenn  kein  Aec.  daneben  ateht,  solang»  es  ab  die  gleiche 
Thätigkeitsbezeichnung  erarfiiiii!in  \v;rd  wie  da-  Triin^ifivuni.  Man  sagt  also  er  hat  auf 
Heu  Tisch,  in  die  Hände  geschlagen,  der  Vogel  hat  mit  den  Flügeln  geschlagen;  auch  mit 
lebloeem  Snbj.:  die  Wetle  hat  an  den  Feb,  der  Ton  hat  an  mein  OAr,  der  BlU»  hat  in  ^f« 
Eiche,  die  Glocke  hat  geschlagen.  Erst,  wo  es  zu  blosser  BewegungsbeseiohDung  geworden 
ist,  tritt  fi/^iii  atif,  jedoch  auch  da  nicht,  der  Regel  entcprechend,  wenn  es  sich  um  eine 
Ilinundherbewegung  ohne  ürbsvetänderung  handelt.  £ä  heisüt  also:  der  J*uU,  das  Uerg  hat 
ihm  stärker  ffesehlageti,  da»  Gewi$$en  hat  4hm  getehlagen;  dagegen:  er  ist  kingetehlagen, 

er  ist  mit  dem  Kopfe  an  einen  Stein  geschlagen,  die  Flamme  ist  sum  Himmel  geschlii'/rii, 
der  kalte  Brand  ist  eu  der  Wunde  geeddagen^  das  ist  ihm  in  die  Gedmrme,  in  die  Glieder 
gea^Aagen,  er  itt  aus  der  Arft  mmA  eeinem  Vater  geschlagen.  Yoa  Zoeammensetningen 
können  entsprechend  gebraucht  W«rd«n:  aufsch.,  vgl.  die  Flamme  ist  aufgeschlageti,  er  ist 
mit  dem  Kopfe  aufgeaeidaffe»t  die  Ware  itt  aufgenMagen;  abad»^  Tgl.  die  Ware  ist  a6> 


201 


geschhf/en;  aussch.,  t)(I.  die  Weide  ist  ausgeschlagen,  äie  Kälte,  die  Wand  ist  ausgeschlagen, 
etieof  ist  MMtn  Vorteil,  sum  Sehaden  ausgeschlagen;  afueh.,  vgl.  dos  UnternehmeH  igt  nach 
Wmseh  eingesc/Uageti;  fchlscL;  «adtsch.,  \g\.  er  tat  iteinem  Vater  uathgestMagen;  «mach., 
v^l.  der  Wagent  äer  Wind,  A'<  Stimmung  ist  wms^cUageiti  tnaammenaeL,  rgl.  die  Wellen 

sind  über  ihm  sit^rtmntniijesrhfafjfni.  Al)w i.'Ichnncrpn  in  Fnlfrp  vnn  rnFicherlicit  j^prach- 
gefülilü  koumen  vor.  Vgl.  das  das  kom  nit  meer  dan  a%n  Schilling  hat  abgeschlagen  Geiler 
(Kehrein);  der  Fht^  hotte  eker  ab-  als  mfgesfMagen  3.  Oottbelf  (Sraden,  vgl.  noch  bei 
ihm  II,  n''i?i'  11.);  Adeliinft:  ^abschlagen.  Im  Hochdeutschen  gemeiniglicti  mit  haben;  die 
Kälte,  das  Getreide  hat  abgesehlagen,  im  Oberd.  mit  seiin,  welches  frejlich  aogemes^ener 
ist  So  auch  auf$Magen' .  Ferner:  er  hat  weder  seinem  Vetter  noch  Anherm  nachge- 
schlagen Aventin  (Kehrein).  BcMmder«  findet  sich  hiben  bei  fehisch,  ähnlich  wie  bei  geraten, 
gelinge)!  ot.f^n  S.  IfiS):  ihr  mtfx  Hcffni  h(ti  theils  ihnen  fehlgeschlagen  HofTinatinswaldau 
V,  lUö;  dass  es  fehlgeschlagen  hat  Len%,  äold.  III,  10;  daa  D.  Wb.  giebt  an:  alle  seine 
S^^mmgen  tmä  oder  aiich  haben  «Am  fddgeaeMageni  Snndem  aU  niederrheiniacb:  die  Spdcit- 
latioti  hat  gut  eingeschlagen,  hat  fehlgeschlagen.  Bei  durehseh.  unterscheidet  Adelung: 
die  Dinte  ist  (auch  wohl  hat)  durchgeschlagen.  2.  das  Papier  hat  durchgeschlagen*, 
treten  behält  haben,  solange  die  Vorstellung  des  Stoisens,  BorUbrena  mit  dem  Fusse 
im  Yordecgruode  steht,  also  er  hat  der  Sddange  auf  den  Kopf,  ihm  auf  die  Unknerangen 
garsten;  vgl.  min!,  dtr  ^iit/il  dir  rrtlcn  scic:  dn  hrtr  das  ürs  durrlt  ^/ffnteti  Farxival 
445,  15.  Dagegen  wu  die  Vorstellung  einer  Fortbewegung  mitleht  de^t  Auilreteiu  in  den 
Vordergniiui  trat,  konnte  die  Analogi«  der  «onatigen  Bewegungebeseiebnvngen  wirkauu 
werden.  Dann  konnte  wie  bei  diesen  sein  zonächat  in  den  Fällen  cintreton,  in  denen  ea 
«ich  um  Beginn  oder  Abscbluss  der  Bewegung  handelte.  Und  so  herrscht  es  in  der  modernen 
Sprache,  vgl.  er  ist  uns  Fenster,  aus  der  Thür,  in  den  Orden  getreten,  er  ist  mir  näher 
getreten f  tir  ist  an-,  anf;  OHa-,  ein-,  ffher-,  unter-,  surüdt0trHm  ete.  IN»  Ersetzung 
von  haben  durch  sein  hat  sich  ;il>er  erst  allmählich  vollzogen.  Das  Mhd.  liefert  noch  Bei- 
spiele für  haben:  kete  ein  böte  hin  getreten  l'asaional  316,  2i-,  ich  habe  getreten  vor  got 
ib.  390,  88;  Aefen  si  kristen  gelouhen  bekant,  si  hefen  nimmer  dä  van  getreteM  Benner  14600: 
baten  drisic  dürftige  im  suo  getreten  ib.  17900;  noch  bei  Geiler:  die  n»  frÖlieh  eingetreten 
hat  in  ain  beschauendes  leben  (.Kehrein);  bei  Schedel:  hat  dieser  Papst  einem  ErsiUalo)i 
des  Papsttums  abgetreten  (Sanders).  Dagegen  schon  mit  sein:  ich  bin  getreten  unde  kamen 
«il  gar  in  Mdes  ardan  Konrad,  Alcxitw  1248;  an  dich  vrolich  ist  getreten  gumi»  Up 
Passional  K.  i'tj.  fi9;  tvnvd  <r  üf  wa.t  i/t  treten  (aufgeÄtieg'^n)  fin  lande  unde  mi  gute  ib.  279,  2G; 
•i  tcäre»  uietidcr  üs  getreten  Wigalois  9248;  bei  Luther  herracbt  sei»,  Tgl.  a.  B.  er  ist 
mitten  vmter  eaeh  getreten  Job.  1,  26;  «te  sind  «on  dem  mge  getreten,  den  ieh  jhnoi  gt^oten 
2  Mose  32,  8.  Wu  «  i  ohne  Bezeichnung  von  Anagnogapunkt  oder  Ziel  gebraucht  wurde, 
mu.«äte  zunächst  haben  bleiben,  vgl.  ich  Itab  .  .  in  meiner  Vorfahrett  Ftissstapfen  getreten 
Weidner  (17.  Jahrb.,  Sander»).  Demgewüüä  wird  im  Mhd.  vou  missetretcn  , einen  faUchen 
Tritt  tbon'  dm  P«rf.  mit  heiten  gebildet,  vgl.  dar  an  hdt  ei  mistetreien  Krane  11699;  dae 

ich  hän  widrr  in  .<ius  missetrttcn  fCoiirinJ,  l'artt-iiopier  7217;  ihiz  du  si'rr  tiiis-chrten  hast 
ÜM  keiserlichem  prtse,  ib.,  Sylvester  2472;  hat  er  aber  missetretcn  mit  ungeltmpfe  an  dheiner 
tiat  Hetnr.  t.  Nenenst.,  Apollonias  12743  (?  naeh  dem  WSrterbucb  112743):  das  sie  mi 
dan  ^eiiur  stiüif  mit  mannen  hete  missetretcn  ib.  14812:  J^tfy  ntissetrüwete  unsere  vrowen 
und  hate  sorge  das  st  missetrOea  hete  Mystiker  I,  28,  32;  nur  vereinielt  sein:  nt»  ftdb,  wie 

27* 


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202 


i){r  wifihcif  i'sf  mif^'ffreten  Passionnl  K.  182.  44.  Scbwaolraod  vA  j«tit  du  SprsebgelttU  in 
Füllen  wie  er  hat  {ist)  m  den  Kot  getreten, 

stossen  bebtlt  Aaftm,  so  Irage  «  «iae  mit  Abnehi  «mgvfBbite  ThBtigkni  bsniebnet. 

Tgl.  der  Ochse  hat  mit  den  Uöniem  gestossen,  der  Falke  hat  auf  die  Taube  rfestossett,  er 
hat  ins  Horn  gealosmi,  wir  habet)  (mit  d^m  Glase)  angestossen.  Es  bekommt  sein,  wenn 
es  das  zufällige  Geimtmi  auf  einen  Uegenstaod  aundrückt,  nicht  aber  (laih«Ib,  weil  es  daoa 
wenigvr  aktiT  ist,  «mdern  weil  es  daan  iminer  auf  des  Hbment  |;ebt.  in  dem  ein  Gegen- 
stand  an  d«in  aiirlrrn  ^rrBt.  Afl'^lnng  giebt  an:  das  Schiff  ist  auf  dm  Grund  firs:tossen; 
wir  sind  auf  Uchtcifrigkeilen  gestosse».  Entsprechende  Verwendung  bei  den  ZiiNamnien- 
setcnngen  at^*  su-,  jnuammeiitiosten.  TTeber  ofis/oMen  bemeiU:  Adelung:  «am  faiufigslen 
mit  haben.  Allenfalls  kimnte  man  sagen  ich  bin  im  Finstcm  angestossen,  das  Schiff  ist  an 
einen  Feiten  angestoneti,  aber  er  hat  in  setMem  Atnte  angestosstv  . .  der  Acker  hat  an  de» 
Weg  angestossen'.  Bei  dem  letzten  Bespiele  iiA  e«  klar,  das!«  aiistossfii  hier  wieder  duratir 
geworden  ist.  Wo  anstossen  —  ,Amt<yis  erregen*  ist.  hat  da.s  Verbla-vsen  der  Grundbedeu- 
tung haheii  vnrnnln':«it.  Sr»  verlangt  aucli  rfrstös^m  ebenfalls  haben.  Vgl.  auch  dass  em 
Grieche  da  angestossen  hätte  (=  , einen  Fehler  gemacht  hätte*)  Lessing  5,  24B,  Ut>. 

brechen  und  reisten  sind  aaf  xweierlei  Art  intnnntiT  geworden.  Die  «n»  haben 
wir  in  Fällen  wie  das  Eis  briehf,  dat  Seil  rrisst.  Hier  i.st  der  Sinn  jterfektiv  und  Um- 
schreibung mit  f^d»  Helbttverständlich  wie  bei  bersten.  Anderseits  werden  sie  von  einer 
heftigen  Bewegun;^'  gebraucht,  Und  da  dann  immer  entweder  Ausgangspunkt  oder  Ziel  an- 
g^eben  werden,  so  ist  gleichfalls  sein  zu  erwarten.  Vgl.  din  lop  dae  ist  gar  wünnediek 
riir  allrv  prra  ijflrorhcn  Kourad.  ("I- Srlinrlfvlc  T.>T":  (hr  M'irä  isf  ii'  d'-.-i  TtunptJs  HiiUr]- 
tum  gebrocheil  >?chilier  (D.  Wb.);  da  sind  ihr  die  Thrünm  vom  Auge  gehrochen  Wildenbruch 
(Herne).  Zosamniensetzangen:  anA.  (der  Tag  itt  ängebnu^en),  einb.  (DnnkdheU  ist  ein- 
(AemH-]  gehrochen,  dagegen  der  l}ieb  hat  eingebrochen,  an  den  transitis'en  GebraiK  '  i  i- 
»chliesaen),  ausf>.  (ein  tcetter  ist,  er  ist  in  Thrünm  amgebrochen).  durchh..  hervorh.  Ein- 
fachen reieten  in  entsprechender  Vertveudung  ist  jetzt  veraltet,  doch  vgl.  ein  rclsscnder  Strom 
tt.  dergi.  Noch  allgemein  ttblich  sind  einr.  nnd  aitir.,  vgl.  die  Gewohnheit  ist  eingerissen, 
er  ist  ausgerissen.  In  der  älteren  Sprarfie  pf^chfint  von  d-f'-ipni  reisseii  dtis  Perf.  merk- 
würdiger \Veii>e  zuweilen  mit  haben:  da  hat  die  Frage  in  die  gantze  Welt  gerissen,  icie 
man  Jmnde  t^ig  teerdm  Luther  (D.  Wb.);  doA  tiSreker  hat  mein  freger  geitt  geritten  tmff 
weiszheit  eu  Tschorning  (ib.).  Dagegen  sind  wohl  an  d:>'  ti;iii>itivr  Verwendong  anxusdiliessen 
Stelieu  wie  Domitiunus  .  .  hat  grissen  »ach  gut  Aventiuus  (D.  Wb.);  fUr  heute  hatten  solche 
ErsehüUemngen  tief  in  sein  Bert  hineiugeriste»  J.  Paul,  Hesperns. 

Ein«  dgentOmiiehB  ätalinng  nimmt  eintreffen  ein.  Wir  sagen  jetzt  <fte  Posf«  die 
Prophegciung  ist  eingetroffen.  Trip  «ich  für  eine  intransitive  llesultatehezeichminc'  pi^hf/rt. 
Der  ursprüngliche  Sinn  des  Worte»  aber  ist  ,in  das  Ziel  treffen *,  vgl.  er  hat  in  das  Schuarse 
getroffen.  Der  tvansitiven  Natur  von  treffen  genäes  blieb  aneb  bei  eintreffen  aanScbst  htAen, 
vgl.  wie  aber  hat  der  Ausgang  efugetraffea  Orjpbius,  Karolus  Ht.  (Erdmann);  icas  unsre 
Feder  schreibt  von  Ungewissem  Hoffen  —  hat  auf  gewisse  Mass  heg  ihnen  eingetroffen 
lIofTmannäwaldau  V,  S.  lüö;  diese  ISchcreyruphezeinng  hat  so  wenig  eingetroffen  Canitz 
(äanders);  wie  hat  et  mit  dmwm  H^fen,  wie  oft  mit  meinem  eingetroffen?  Lessing  1, 112; 
hat  meine  traurige  Ahnung  riihyrfroffni'^  Mendelssohn  (Sunders);  es  hat  alles  einrjrfrnffm 
Iffiand,  Uagestoixeu  IV,  C;  so  hat  also  doch  unsere  Fropheseiung  eingetroffen  Schiller  an 


20S 


(ioethe  (D.  VVb,);  Siojers  zitiert  noch  Sentne.  Daneben  Um-sclireibung  mit  sein  AcboD  bei 
WieUnd.   Von  gntammentrefftn  iat  mir  nur  Umschreibung  mit  ««i'n  bekannt. 

Nock  einige  Verb«  Mnd  ni  beepreehoi,  bei  denen  iabm  nnd  mim  neben  eimmder 

«neheiDFTi,  während  man  nur  das  fi'w.f  oder  das  andere  erwarten  >ollti\ 

begegnen  emcbeint  am  frühesten  =  unserem  mderfahren,  wobei  aUo  ein  Ereignis 
du  8abj.  bildet.  Hiem  vi  im  Perf.  mit  tein  schon  im  Uhd.  belegt:  ti  heten  an  n  hruäen 
garnet  suag  in  wäre  hcgaf/enet  Genesis.  Fdj^r.  63,  31;  tea»  ir  heghtel  was  Fiis^ioiiftl  94,  73. 
So  auch  sprifi  r.  soviel  ich  sehe.  ausnahinsUw.  Zuweilen  auch  ohne  Dut.,  vgl.  was  mag  wohl 
begegnet  «rm  Guetfae  (D.  Wb.).  l  reprünglich  md.  i»t  ea  in  dem  äinoe  ,von  verscbiedenen 
Seiten  her  mf  einander  tnffn*.  D«  «•  neb  «Mb  in  dieser  Verwendung  not  einen  Moneni 
hpziohf,  so  sollte  man  tfleichfalLs  nur  srin  crwarlcri,  urh  iii-'i  jetzt  als  korrrkt  gilt  nnd  z.  B. 
bchon  bei  Luther  erscheint,  Tgl.  mit  alle  dem  fweri,  dtw  leh  begegnet  bin  1  Mose  33,  8. 
Daneben  knmmt  aber  idion  aeit  dem  16.  Jahrb.  häufig  haben  vor,  vgl.  iarmhertsigSteit  md 
icarheit  haben  einander  begegnet  Dietenb«rgetB  Bib.  P>f.  ST>.  1 1 ;  teisse,  dase  dir  goft  begrgntt 
hat  Agricola,  Spr.  9*;  bat  mir  ein  Mensch  begegnet  l'cr-t.  üosenthal  11:  «  halten  ihnen 
etliche  Soldaten  begegnet  Pers.  Ueiseb.  1,  4;  sie  haben  mir  begegnet  iienz,  Soldaten  III,  8; 
nur  «kum  TnuirigeH  hak*  ich  begegiwt  Schiller,  J«»gfi»a  III,  4  (2703);  aeit  ätr  grit  hake 
ii~h  ihm  ;ic'ir  -wei  oder  rirrimaj  hrtpri/tui  neine  fS  itulersV  Ganz  in  der  Orlrnui^;  1^1  tmlilr- 
lich  haben,  wo  das  Verb.,  wie  häufig,  mit  dem  Acc.  verbunden  wird,  vgl.  haben  Sie  ein 
SAautpiel  rtteender  Unediuld  begegtietP  Goethe  (Sanders);  ein  €rMntr  hatte  den  Prmeea 
dort  begegnet  Schiller;  selten  hab'  ich  ihn  auf  dieser  Strasse  begegnet  K leint,  Schroffensteiii 
2222;  noch  weitere  ncispiele  bei  Sanders  I,  5öö'.  Keis,  Beitr.  zur  Synt.  der  mainzer 
Mundart  giebt  an  ich  hab  em  begegnet.  Oefter«  i»t  nicht  auszumacbeo,  ob  Acc  oder  Dat. 
gmeint  ist,  Tgl.  die  CheeUethoft  hatte  «idi  efieit  wieder  he^egmet  Giieibe  (D.  Wb.);  M'e  hatim 
einander  auf  der  Hahn  des  Ruhms  und  am  Throne  begegnet  Schiller  (ib.).  Der  Ursprung 
der  ümachreibung  mit  haben  kann  aber  nicht  ans  dem  tranaitiTen  Gebrauche  abgeleitet 
werden,  da  sie  frQher  erscheint  ab  dieser.  Tielmebr  wird  die  Umsehreibung  mit  Aalen  dem 
TTebergani;  vuiii  Dat.  zum  Acc.  den  Weg  gebahnt  haben.  Wenn  es  nicht  gelingt,  tönen 
zureichcniien  liruiid  ffir  ihr  Eintreten  in  dieser  Verwendung  zu  finden,  so  ist  nie  vollkommen 
gerechtfertigt,  wo  begegnen  =  «feindlich  entgegentreteu  ist*,  vgl.  hätte  .  .  das  Schwert  er- 
griffe» md  dem  . .  Feinde  to  hegegaet,  wie  es  Pflicht  mui  Oewteeen  verlangfeH  Heine,  Saton 
(Sanders);  ar>  n\uh  in  dem  darmis  alt^rleitcti'H  Sinrif  .Vorkehrungen  wogegen  treffen*,  vgl. 
einem  dritten  Fall  hatte  Lgkurgus  nicht  begegnet  Schiller  9,  i4t>,  3.  Ebenso  i«t  haben  be- 
greiflich, wo  einem  begegnen  =  .einen  so  und  «o  bebandeln  ist*  (s.  oben  verfahren).  Tgl. 
niemand  hat  mir  das  geringste  böses  gethan  oder  mir  mit  WiderwiUen  begegnet  Pers.  Baum« 
garten  4,  -7;  itir  ilnn  \nift nindlieh  begegnet  haben  liabener  i'S.ui'iiTs) ;  welcher  .  .  der  Laura 
sehr  verächtlich  begegnet  tuttle  Leaüug  3,  331,  b;  hat  man  jemals  einem  Frauensimmer ,  . 
90  begegnet?  ib.  I,  861,  10;  dett»  leA  «Ar  noeft  freundKeh  begegnet  hätte  Goethe  an  Zelter 

8.  162;  denen  Rom  im  Glück  herrisch  begegnet  hatte  .IvMüller  (Sanders);  dem  hat  nie  das 
Lebe»  freundlich  begegnet  Kömer  (Hempel)  Iii.  Auch  in  diesem  Sinne  kommt  es  übrigens 
mit  dem  Acc.  Tor,  vgl.  welche  ihn  mit  »o  vieier  Oraneomkeit  begegneten  Les«)ing  (Sander:^); 
und  auch  hier  sind  zweifelhafte  Fälle  möglich,  fgl.  er  hatte  Philinen  mit  entschiedener 
VeradUung  begegnet  (}oethe  (Sande»).   Doch  kommt  auch  bei  diesem  Sinne  tein  vor. 


204 


Tßl.  Hcinrirh   mar  Umm  ouf  dm  italimUAeH  Fddsug  sehr  gtMtteriatii  begegmt 

iSchiller  (D.  Wb.)- 

tagen  in  i«t  BedentuDg  .Tag  werden*  gehört  tu  den  Verben,  die  noroinler  Weiee 

perfektiv  sind.  Wir  sollten  daher  sein  statt  haben  erwarten.  Dazu  stininit  auch  der  Ge- 
brauch itri  Mhd.,  Tgl.  dü  ee  vil  küuie  was  getaget  A.  Heinrich  ()04  und  mit  bestimmtem 
Suhj.  dü  in  der  ncehstc  morgen  fnio  was  getaget  in  das  lanl  Biterulf  1015.  Ebenso  bei 
den  Zi»Kranienset%un$;eD :  db  et  tcas  ertaget  Iwein  5807;  ah  ee  vnio  was  ertaget  Lanzelet 
717]  :  an  mir  ixt  thr  ;iris  brfa^ii  f  limlaam  217,  2-1;  an  iJi'n  ril  xiHden  was  betagd  ib.  09.  .'iS; 
das  »I  der  höhen  salckeit  betaget  htutc  sl  im«  leben  Kourad,  Alexiu«  325.  Noch  weitere 
Beiaptel«  Im  Lezer  und  in  dem  Glonnr  xu  Heinricli  von  Neuctidt,  welebes  allein  fünf  Be- 
lege bietet.  Aus  dem  Nhd.  dageger;  int  mir  von  tagen  nur  Umschreibung  mit  Aa^i  bektoat. 
Zur  Erklärung  konnte  man  daran  denken,  dass  das  Verbum  doch  auch  imperfektit  gebraucbt 
werden  kann  =  .es  ist  im  Begriff  Tag  2U  werden*.  WaUrHcheinlich  aber  ist  die  Analogie 
der  anderen  Impermnalia,  die  NatorerKhaianngen  bezeichnen,  massgebend  gaweean.  Kaum 
kommt  pinf  Aii-,'lricl:iiiiir  an  fnqfii  — ■  .Bpratntip  lialt*'»*  in  Hciracht. 

münden,  vtni  am  Kude  des  IS.  Juhrh.  üblich  geworden,  «oUte  als  i'erfektivum  sei» 
«ribrdem.  Sande»  giebt  haben  an;  doch  ftthrt  das  D.  Wb.  ana  RQekert  an;  die  Fläaae  <dh 
$iHd  ins  Meer  gemündet. 

Durch  Bedeutungsverschiebung  ist  gelangen  perfektiv  geworden,  langen  und  gelangen 
sind  erst  allmiilich  in  ihrer  Bedeutung  differenziert.  Im  Part,  fallen  sie  zusammen.  In  dea 
älteren  Bedeutungen  .sich  ers^ecken  bi«  zu  einem  Ponkto*  nnd  «die  Hand  wonach  aua- 
-trockr-n*  vsiril  das  Pt-rf.  mit  hnhrn  jT;cViit(lpt  jrprarlp  wie  von  reichen.  Dagegen  in  dem  Sinne, 
der  jetzt  an  gelangen  haftet,  wo  es  alao  die  Erreichung  eines  Zielea  auadrückt,  bat  ue  ab 
Pedhktirnm  wm  angenommen  wie  temmen.  Detgleieben  eadangen  wie  (HiAioiimmm.  Der 
Uehergang  i>t  aber  alimähli«  Ii  erfülgt.  Im  1(3.  Jahrb.  finden  wir  »<n;!i  haben,  vgl.  <i2f  Ae^cM 
wir  nicht  tjelanget  bis  an  euch  2  Kor.  10,  14;  was  sie  selbs  gesellen  hatten  vttd  was  an  sie 
gelanget  hatte  LsUier  ü,  2ü;  so  an  einem  rate  gelangt  liat  —  als  an  einen  erbent  rat  gelangt 
hat  —  et  hat  a»  ^  retke  geUmget  Nfimberger  Poliaeiordnaogen  (D.  Wh.);  daemteh  Aaf  e$ 

OMA  au  dir  Trutschrn  fif  Jtini/t!  —  irif  sie  dann  an  uns  gelav(jt  haften  Paracel>ii>  (ili.l. 

Eine'  nur  scheinbare  Ausnahme  von  der  Kegei,  daw  die  Imperfektiva  das  Perf.  mit 
haben  bilden,  wigt  aicb  bei  rotten  im  Mhd.  Wo  geragtet  neben  ttn  atohi,  ist  es  »  adurck 
Basten  erholt,  wieder  zu  Kräften  gekommen*,  i>t  also  adjcktiviüiche  KesuU«tsb«zeichnuog,  Tgl. 
wäre  gerastet  im  sin  hant  Klage  1597;  doj  auch  gerastet  warn  ir  pherf  L'w'..  Reimchron. 
Ö230;  das  dir  wol  wtere  gerastet  das  gevidere  diu  Oswald  1924.  Dalter  auch  Parallel- 
aetaang  mit  einem  reinen  Adj.:  sD  mäed  noA  mgeraater  im  idi  nie  gewesen  Hatalarin  II. 
42,92;  Vtrliiiiriung  mit  MJcrrffH:  dö  ich  stts  wart  gerastet  in  gotcs  namrn  Vütcihiuh  fLexi  r); 
attributive  Verbindung:  ao  vare  wir  gerastet  an  das  mere  Diemer  49,  17  und  sonst.  Zur 
Bitduag  eines  Perf.  wird  aneh  im  Mhd.  haben  Terwendet,  vgL  nu  hete  der  kristen  her  gerottet 
Lohengrin  6088.    Bbenso  ist  adjektivisches  genwwet  =  .ausgeruht*  im  Mhd.  häufig. 

hangen,  da»  in  der  Sohnft-<prafhe  ila<^  Vfüt  rnit  hahe»  bildet,  hat  im  nix-niuiiUchcn 
sein.  Sundem  zitiert  dafür  (I,  6i>6')  «Stellen  aus  iiailer  und  Auerbach.  Vgl.  ferner  so  war 
idt  nie  au  dir  gdiangen  HSiderlin  2, 67;  ich  Mn  dem  wittut  emgdutngm  H.  Sacka  (Kekrein); 

nl}<  (Ii-  aeinem  tattcr  (xnijchnnijfn  icarrn  Dii'triilii'rL'ers  Bi'n.'I  1.  Makk.  2.  Zur  Erklärung 
liessc  sich  vielleicht  geltend  machen,  dass  hangen  doch  zuweilen  perfektiv  s  ^sicih  anhingen* 


205 


erscheint,  vgl.  ein  sleißs  Atihangen  ans  Relifftonssysfem  Stilling  4,  32.  Hierher  wird  anch 
gezogen  werden  mflssen:  } Jähere  Geister  sehen  die  tariw  Spinnetceben  einer  Thal  durch 
die  gante  Dehnung  des  Weltsystems  laufen,  und  vielleicht  an  die  etUlegensten  Grämen  der 
ZuJaatfi  md  Vergangenheit  mkäpffoi  8cbiU«r  8,  6,  3;  imn  man  kmim  bier  4mhängen  wohl 
nicht  trut  pa&sivi'si')!  fas.spn.  Anderseits  tind  vipllficht  zuerst  könnt»  Hif»  prissivisohe  Vorwon- 
dung  TOM  gebangen  eingewirkt  liab«».  Vgl.  z.  b.  eine  ät«lle  wie  fest  waren  wir  (die  Locke 
und  ieli)  an  «t«  gehtmgen  Ooeihe  1,  47, 1,  wo  m  obne  Verioikning  de«  SinneB  aaeh  hauMi 
könnt«  h'hii/lai  icir  itiis  ««  sie  oder  hingen  irir  an  ihr.  Für  nachhängen  giebt  Adelai^  Mi: 
fhaben,  bey  vielen  aucb  seyn*.  Dos  Wort  ist  von  Hause  aus  keine  Ziisaninienset/.ung  von 
hanget),  sondern  gehört  zu  luhd.  hetigen,  ist  aber  jetzt  an  intransitives  hangen  angelehnt. 

Wie  von  hangen  wird  im  Otwrd.  von  iatnoaitiv«ni  stecken  das  Perf.  mit  Mein  ge- 
bildpt.  Ttrl.  (  ,s-  li/unr  la  liu-r  dm  anrfern  .  .  rirhten,  er  sei  dnm  in  ihm  fjrstnrhm  Zinkcrräf 
(SandersJ;  ich  bin  diese  drei  Wochen  über  immer  £u  Hause  gesteckt  VVieliuid  (ib.j;  seibat 
UM  Latber  litieit  Sandern  drei  Stollen.  Aaeh  bicr  Itftmito  Umdeotuog  aqh  pamtem  Gebrauch 
des  von  Hause  aus  transitiven  stecken  angenommea  werden.  Anderseits  kommt  in  Betracht, 
dws  im  mhd,  gestecken  anch  in  di  iii  Sinne  von  »stecken  bleiben*  gebraucht  werden  kann. 
Hierher  gehört  auch  eino  St«lie  aua  üneshaber<>  Predigten  (I,  51),  an  der  aUo  die  Um- 
aebrnbong  mit  sein  der  onprOnglieben  Regel  entspriebi:  iek  hin  gtatedUt  m  dem  tiefim 
laime.  hcrre  da  suche  mich  uTi  loS'"  mirh  dar  üe.  Ebensri  wird  Irxfrrh»  —  ,<feoken  bleiben" 
gebraucht;  daxu  Umschreibung  mit  sein:  dat  leatier  begunde  dicken  von  des  nebels  kraft 
ata  vattt.  Acut  ein,  $dmft  dar  üme  bntednt  wert  WigBlda  177,  9;  «tl»  rof  mum  a2» 
hcrlisliin  irstarret  Wtd  bestecket  ib.  174,  12;  ee  was  in  gesunken  .  .  unde  was  dar  tnne 
hestact  Krone  14447;  einem  wolce  ein  hein  bestecket  was  in  siner  kein  Kenner  1978;  ob  ein 
wagen  in  dem  feld  teer  umb  gefallen  oder  besteckt  Städtechruniken  2,  258,  34;  als  wer  er 
tu  dir  fimda  mU  dem  gatd  besieh  Seh.  Fnwk,  Ohion.  241*. 

Es  i^t  aber  kaum  noch  nötic,  für  die  Verwendung  von  xein  im  Ohord.  )>ri  Vtrhi-ii, 
die  einen  schon  bestebendeu  Zustand  ausdrücken,  io  jedem  einzelnen  h'aile  eirte  besondere 
ünaefae  sn  soeben.  E«  •ebemk  aUmShlicfa  eine  darebgreifende  Umlnldung  dea  SprachgefahU 
erfüllt  m  Kein.  So  I  1  I  ittz.  Zur  Sjotaz  d«r  bMebtad tischen  Mundart,  S.  70  geradesa  an, 
das«  die  Verliii,  welclie  die  Ruhe  nn  einem  Orte  ausdrücken,  das  Perf.  mit  Hilfe  von  si 
bilden.  Nach  ihm  sagt  man  in  Basel  sogar  i  bi  im  Heu  gschlofe,  si  sind  im  klai  Basel 
gatolM,  «ibreud  «bne  eine  eotcbe  Oiiritcalimmang  bei  tddafrn  und  tDobieN  haim  uxge» 
wendet  ■wird. 

Die  gr&ste  Schwierigkeit  macht  sein.  Die  Grammatiker  und  Lexikographen  wundern 
iiefa  mnatieoB,  daaa  bei  dieaem  Verb,  mbeii  der  ia  unserer  Sehrifteprache  geltenden  Um- 
acbreibaog  mit  sein  auch  die  mit  AtAen  Torkommt.  Un»  muss  vielmehr  umgekehrt  die  l'ni- 
schreibung  mit  sein  befremden.  Dieselbe  ist  auch  anfanglich  nur  hochdeutsch.  Im  Altn., 
Ags.,  Afries.  herrscht  haben,  s.  Grimm  S.  1S9.  Ebenso  im  Mnd.  und  Mnl.,  s.  ib.  ä.  188 
mid  Kacbtrag  8.  1261.  AHerdioge  bleibt  mh»  dem  Mnd.  siebt  gnna  fremd  mid  bat  in  den 
lii'uti^'iii  riinrlprd.  ^f^ndnrt^■n  ziemliche  Au~breilung  erlangt;  ab<'r  danolirn  tirdiaiiptet  sich 
immer  noch  haben,  s.  D.  Wb.  10,  317.  Aebnlicb  verhält  es  sich  in  den  neuniederlundischen 
Mundarten.  Aueb  in  einen  grossen  Teil  de«  mitteldeutschen  Sprachgebiet«»  greift  ursprüng- 
lii  ii  h(ib':)i  hinüber,  vgl.  ausser  ürimm  Weinhold,  Mhd.  Gr.*,  385.  Mhd.  Wb.  III,  7*35''  44. 
Lexer  UX,  799.   Es  erscheint  nicht  bloss  bei  hochdeatsch  schreibenden  Niederdeatscben  wie 


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806 


Eilbard  und  Bnin  t.  SebonelMek,  sondern  «ach  im  Rother,  bei  Wernber  toid  Niedcrrb«in, 

im  Karlmoinet,  in  der  VorbenriäiigB  (Ddrheinisch).  iu  der  Seele  Trost,  der  Erlöning,  im 
Pa.sMniml.  y.i  M)f(:ir  in  Dfmkniiileri],  deren  Verfasser  la  der  Nähe  des  oberdeutschen  Gebietes 
zu  HaU!<e  wuren,  in  dem  oatfränkischen  Ernet  D.  und  in  dem  von  mir  herausgegebenen  G«- 
dtehto  Tristan  mb  HSncb,  «eldhw  wabneli«inlieb  in  Sftdfhuiken  an  d«r  GnoM  im  Alenmnni' 
sclii'ii  eiit-ianilf II  ist,  vgl.  Ö38  wid  hete.  ourh  lohrlichr  dd  vor  gewesen  and  810  ich  hän 
durch  iuwer  müme  . .  numigen  iae  geweten  bereit.  Im  Flore  6322,  wo  der  Ueniugeber  uit 
H.  adirabt  diS  «uife  QärU  feMswi,  bietet  R  M»  jf«me$m,  Aneb  Lntiunr  iefc  Asien 
nicht  pinz  fremd  geblieben,  vgl.  Anwni  iett  nte  im  h^fy«  «fo  hSn«  gmttt  Weim. 
Amg.  I,  220,  9. 

Ate  eelbstfentindtteb  iat  bei  nnaereB  Ei4}rterQDgcn  immer  Torwingeietii,  des,  wenn 

Intransitiva  transitiv  werden,  dati  Perf.  nicbt  mehr  mit  sein,  soodeni  mit  hahu  <^(A<\\Aiti  wird. 
Docb  bat  nicht  jeder  Acc.  diese  Folge.  Des  Mass  des  Kaumee  und  der  Zeit  neb«Q  Verben 
der  Bewegung  wird  vom  Hprachgefnhl  nicht  sb  Obj.  gefasst.  Hmn  engt  dnber:  er  igt  drei 
MeSmt  drei  Stunden  gegangen.  Auch  die  .\ngabe  des  FiTniiiis,  Aber  die  eich  eine  Be- 
wegung erstreckt,  hat  keinen  Einflusa.  Es  lu  is^t:  ich  hin  deti  Weg  gegangen;  schon  bei 
Luther  jr  seid  den  weg  vorhin  nicht  gegangen  Jo».  8,  4;  ferner  er  ist  die  neue  Strasse  ge- 
riiteRt  gtf«Amn- 

Eine  Ausn.ihini!  ^icheint  das  landscbafllicli  «dt  verbreitete  ich  bins  vergessen.  Aber  ter- 
gessen  regiert  urspraoglich  den  Ueuitir.  Das  Perf.  wird  allerdinge  im  Mhd.  wie  jetzt  in 
der  Sebriftepraehe  mit  Anim  gebOdet,  aber  daneben  beatebt  ein  adjeWrieehee  vergeeeen  in 
aktivem  Sinne  (vgl.  sündie  Up  vergeteen  Walther),  was  gar  niohts  Aufrälliges  ist,  liu  d^s 
Verbum  keinen  Objekt.sacc.  rerriert.  Das  adjektivische  rrrrjesaeti  dauert  auch  im  Nhd.  furt. 
g^enwärtig  noch  in  Zusammensetzungea  wie  ehrv.,  pflichtv.,  goUv,  Daran  achlieast  sich  ich 
iflie  vergestm  an,  worin  «$  m  faaeen  »t  wie  tei  ini«  guftiedm.  Ebenao  darf  dai  im  Mhd. 
häufige  enbiezen  sin  =  „gefrQhstQckt  haben*  nicht  auffallen,  da  enbizen  den  Gen.  regiert.^) 
Desgleioiien  das  adjektivische  genoteen  —  ,obne  Schaden  erlitten  zu  haben*,  was  «ich  an 
gm^ten  eines  dinges  «Vorteil  wovon  haben*  aneoUieist.*) 

Den  Verben,  du-  in  Folge  von  Znaammeueetanng  transitiv  werden,  gebührt  AoieH. 
Doch  tritt  bei  rim  in  Teile  derselben,  und  zwar  solchen,  <Iie  eine  fortbewegong  beadohneu, 
nicht  selten  da>:  dem  einfachen  Worte  zukommende  sein  auf. 

Unter  den  fteten  Zaaammeneetcnngen  gehdren  hierher  die  mit  dank  nnd  um.  Bei- 
spiele für  durch:  er  ist  durchfaren  weite  land  .Soltau.  Hist.  Volksl.  2.  59,  21  (D.  Wb.); 
dtttt  wir  den  ganzen  . .  Chersonet  der  Länge  nach  durchfahren  waren  Kohl  (Sanders);  wie 
untere  Erdkugel  graste  Umeälnmgen  dunÄgangen  ist  W.  Humboldt  (Sanders);  wie  wei 
er  doch  durchlaufen  ist  viel  land  Mumer  (D.  Wb.);  durchlaufen  bin  ich  die  furchtbare  Lauf- 
bahn Klop^tut  k,  0  Ivn  II,  I,  2  lind  3,  r>5;  ffiV-  Urlrnihiiin>j.  class  tl'u  Fi'ii  usrhiifftu,  Kiihn- 
heii  und  Glück,  den  aiteti  Schriftslcllent  huußg  beigelegt  werden,  wäre  tch  durchlaufet»,  und 


')  Daneben  seltener  enbiszett  hün,       dd     enUssen  Halen  Ami«  1335;  «i  M«n  mNtten  Hebiriohs 
Triitan  01)45. 

Da«  Perf.  diuvt  aber  wird  immer  mit  habtn  uro»cbriebeji,  vgl.  i.  Ii.  ouch  hei  er  maneger  liufertde 
getwutH  Wdfimm,  Tit  14,  2. 


207 


iiochmoh  durchlanfen  Herder  IV,  21  \  :  den  PfuiJ,  rirn  irir  so  schnell  durrhlnufe»  sind  F(irsf<>r 
(Saniiers);  sind  wir  mm  die  gange  Reihe  durchlaufen  A.  v.  Humbuldt  (Sanders);  da  weite 
6e(Sld  er  ilurdMaBt  iit  Von,  II.  5,  597;  itk  tei  nun  den  Apatmm  dureikwaiidelt  Seome 
(Hettiiteli  2.  105;  der  so  die  Welt  durchwandert  ist  Tieck,  Don  Quix.*  2,  III;  wie  mühsam 
bist  du  die  Irrgänge  einer  falschen  Weisheit  durchwandert  Engel  (Sander«);  ich  muss  durch- 
uanderi  sein  gerne  andern  Raum  Rückert  (Kebrein,  vgl.  noch  Sanders  II  1479^  u.);  er  ist 
die  gamxe  TTett  äurehstriehe»  und  durdtmmdelt  Uuter  95*;  mmeker  Länder,  die  er  dureh- 
strirhfn  wnr  Heinde,  Ard.  1,  237:  dif  Felder  alten  Etthms  }>in  ii  h  durrhyrhJirheri.  Skamanders 
Feld,  die  Bähn  auf  Gargarat  die  sel'gen  Inseln  hab'  ich  bang  durchstrichat  L.  Schefer, 
AlMcbied  ton  Cirimbeiiluid;  idk  ün  da*  Land  4er  P^iiiüt  in  meinem  Leben  ae  wenig  durek' 
reist  Mandebtobn  i'^ümler»);  genug  bin  ich  die  WiÜ  dwchreisi  Matthisson  (ib.);  Frank- 
reich, das  er  .  .  durchreist  war  Forster  (ib.);  ich  hin  schon  das  Erzgebirge  durchreiset 
Tieck  (ib.);  von  dort  aus  bin  ich  Frankreidt  in  ewei  Bicliiuuge»  durchreiset  U.  Kleüt  au 
Henriette  29.  JrK  1804;  ä»  ^  die  gantee  Jmel  äureheoge»  Mannt  Dieteabefgen  ^wl, 
Ap.  13,  6;  ist  viel  Länder  und  Völker  diirehzoqni  Schaidenreis.''er  (Sanders);  dass  Kaiser 
Ferdinand  viele  Frovimen  .  .  mit  den  Waffen  durchiogen  tcor  Woltwanii  (ib.);  ohne  die 
niedem  Stnfen  des  Sdnddienriea  threhbro^en  m  sein  6wt«  (ib.);  da  ich  den  WaUrioo 
recht  durchkrochen  bin  Merck  (ik);  «r  ist  FirmAreitk  iwt^togen  ib.  (ib.);  er  ist  tHete  Länder 
nicht  durchflogen  Ficlile  fil'.l. 

Bei&piele  für  um:  tch  bin  die  Stadt  umfaiiren  und  umgangen  Qoethe,  Briefe  12,  21:J,  IG; 
naekdem  trir  den  Weinen  See  umgangen  «oarm  K.  H Dller  {Sender»);  endlieh  bin  ich  einen 
guten  Teil  der  Stadt  t(nitcaj>drl(  Zelter  (ib.);  dreimal  bin  ich  £war  die  grosse  Trojn  um- 
laufen Bürger  (ib.);  die  Welt  bin  ich  umreist  A.  W.  Schiegel,  Werke  (1846)  2,  336;  tceim 
tcA  die  gante  WAi  umsduffl  wäre  Lessing  3,  296, 13.  fieidei,  «m  vod  ditrdb  nebmeiiNndeir: 
icü  bin  vmgangen  die  crd  vn  hin  sie  durchgangen  rierte  Bibel,  Job  2,  2  gegen  iek  hA  twi- 
gangm  die  erd  t«  hah  sie  darchgnviien  Job  1,  7. 

Auch  bei  übergehen  lindet  sich  nein,  vgl.  er  mag  die  übrigen  um  so  viel  eher  über- 
gangen sei/n  Leeaing  6,  417,  15  gegeo  tdb  heAs  IMnen  i^mrigen  Umgangen  ib.  27;  LawOt 
wäre  sie  ((iin  rntersuchung)  gern  übergangen  Metuli'l^sohn  (Sanders). 

Ein  vereinzeltes  son«tigeä  Beispiel  findet  sieb  bei  J.  Ii.  Fischer  in  Baj-erua  Mundarten  I, 
190^  8:  sonder  Jeder  sein  Frennd  mit  List  mit  Oeiteen  hindergangen  ist. 

Von  unfesten  Zusammensetzungen  kommen  zunächst  wieder  die  mit  dnrdk  in  Betracht, 
bei  flencn  ein  starke?  Sehwaukuu  l>.^>t-^ht,  vj^l.  wir  sind  dii-  Jahrbücher  .  .  geintn  durchge- 
gangen Klopstock  (D.  Wl>.;;  den  6chulai,  die  du  su  Smyma  durchgegangen  bist  Wielaad 
(ib.,  dagegen  «n  endeiw  Stelle  worin  «cA  off«  ^fen  dwrthgegaingen  Aote);  wenn  icH  ei'nm 
Tempel  nach  dem  niulmi  dm rlig*  iiun<ini  wäre  Lessing  10,  ^.'2.  17:  riti  Mnvn,  der  länger 
geteht,  ist  verschiedene  Ejtochen  durchgegangen  Goethe  (Sanders,  an  andern  Stellen  bat  Um. 
Aa&ett,  z.  B.  Briefe  13. 256,  27.  16.  104,  S.  21,  200,  5);  jener  PkHesoj^t  der  iOtannUUA  sder 
versMednc  Stufen  der  JUldung  durchgegangen  war  Fichte  (Sander») ;  die  SChon  viele  Wand' 
lungen  ditrehtieqmfjm  sind  Tieck  (ib.);  er  ist  die  Zimmer  <t!ie  durchgegangen  Sanders;  er 
ist  {hat)  die  Arbeit  mit  seineM  Schüler  genau  durchgegangin  ib.;  sie  waren  das  kleinere 
LAen  . .  dnrdtgewandM  Klopetoelt,  Meie.  9,  835;  dass  das  Naturreeht  ni^t  nur  atte  mSg- 
lichcn  Trichr  d<r  mni^rldhhin  ya'ur,  die  'jnr:<  Psi/ehologic,  sondern  auch  alle  erdenkliche 
Formeln  nach  und  nach  durchgewandert  ist  Scbclling  (WackernageU  Leseb.  III''  1096,  23); 
Abh.  d.  I.  CL  d.  k.  Ak.  J.  Wua.  XXII.  Dd.  1.  Abth.  96 


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208 


der  Körper,  der  die  Livii  durchgelaufen  ist  K;iiit  (  D.  Wh.);  nachdem  der  GelchrU  dm  Krris 
der  Wissenschaften  durchgelaufen  ist  ib.;  ich  bnt  bereits  die  gante  Stadl  nach  Ihnen  durch' 
geramt  Lemog  (Shiaden);  «onifcr  Stratidi^  . .  bat  dm  dtirehger»imt  die  lanffcH  Sdirmkm 
Kosegarten  (ib.);  Jttceimal .  .  war  die  Sonne  durchgcreiset  ihre  Bahn  Logau  (ib.);  wenn  ich 
meine  Spanne  Raum  durchgekrochen  ttin  Göckingk  (ib.);  eine  Reihe  wüligen  Schwestern,  di<^ 
alle  der  flatterhafte  Horas  dwrehgesehwSrmt  ist  I^eiising  5,  285,  7;  mein  Sehnen,  ist  die 
Himmel  durchgedrungen  A.  W.  Schlegel,  Ged.  (1800),  IGG.  Adelung  betnerkt:  ,%riA  9ß  hob 
ich  tiach  dir  die  Fluren  (luichgestrichen  Geliert,  wo  bin  "-teilen  Mpllte*. 

Femer  üoden  sich  Beispiele  bei  an:  ouuii  nu  nüuuc  und  ouwe  man.'  wie  sU  tr  mich 
gevaüm  an  mit  maneger  arheit  Trotni  1S96;  den  $md  «le  ttngrfnXen  Sendw,  Aagsb. 
Chroii.  358;  in  anderem  Sinne:  die  stete  und  diu  kastei  diu  in  miren  an  gevallen  von  sinen 
vordem  aUm  Tristan  5213.  Aus  jdngerer  Zeit  kommt  in  Betracht  angehen,  vgl.  mich  ist 
nidUs  angegangen,  nach  Adelung  Ausdruck  der  Jäger,  nenn  ihnen  kein  Wild  in  den  Schusa 
g«ltoiDni«n  ist;  da$$  leA  bereits  den  Pellegrin  angegangen  bin  (um  Gsld)  Chuniaso  (Sind«»); 
was  ist  rr  ntch  an(jefjnngm?  .T.  Gotlhelf  aiiirande'n:  rinf  (!riUi\  dir  ihn  mtfjncandeU 

sein  mochte  Goethe  (i^anders);  steht  der  Acc.  statt  des  Dat.,  so  itt  aatttritch  sein  berechtigt, 
TgL  wa$  iit  dir  angemmdeitf  Tieek. 

Von  Zusammensetzangen  mit  ein  Icommen  eingehen  und  einschlagen  (s.  oben  unter 
schlagen)  in  Betracht,  bei  denen  ein  starkes  Schwanken  besteht.  Vgl.  das  ich  diesen  frieden 
also  ingangen  biti  Aimon  (D.  Wb.);  alle  fürstai  vnd  alles  volck,  die  solchen  bund  eingangen 
IMMVW  JeremiM  94,  10:  dasa  sie  eine  schwere  Verpflichtung  eingegangen  «an«»  P.  LawaU 
(Sanders);  dag^'p^n  'cri!  drt  fr>tn::ö.<;isrhe  und  deutsche  Geist  .  .  nirmals  einen  Wfintftrbnreren 
Wettstreit  eingegangen  h<tben  Gueihe,  Brief«  20,  228,  11;  dazu  die  paaÜTisobe  Verwendung 
dw  Part.:  eingegangene  Verpflichtungen.  Sand«n  bem«ritt;  ,POr  8  (d.  h.  mit  Acc.)  gilt 
meist  wm*  dodi  adMiat  haben  korrekter*.  Ferner:  ob  ich  nicht  «tel  lieber  einen  gans  Oft- 
deren  Weg  eingcschlageti  träre  Les-ing  9,  208,  1 1 ;  das  ich  auf  eine  sonderbare  Art  ver- 
fahren, und  nicht  sofort  den  gewvhnliclisten  \Veg  eingescidagen  bin  Müser  ü,  VII;  diesen 
Weg  hin  iek  eingetellilagen  Kut  2, 6;  alle  Wege,  die  man  (Mir  eingeidiilagen  tat  ib.  8, 802; 
Adelung' :  ifir  haben  (rielleicht  besser  sind)  diesen  Wr^  ritii/e.tirhlaf/en. 

Unter  dea  ZusammeDsetxaugen  mit  aus  «  ,zu  Ende'  rerniag  ich  die  Umschreibung 
mit  ffl'n  nachzawetsea  bei  andattfen:  wie  idk  eüe  hmd  toat  ussgeliffen  in  TtUedHand  Tb.  Plater 
(D.Wb.);  darumb  bin  ich  all  Land  auSSgloffat  J.  R.  FiMher,  Bayerns  Munda.  I,  164>>  29. 

Im  18.  Jalirh.  werden  die  Ztisaniinpnsetznngen  mit  vorhci  und  vorüber  Iiüiifiu;  mit 
dem  Acc.  konstruiert.  In  Folge  davon  ivciieint  das  Gefühl  für  die  Perfektuniüchreibung  in 
Sebwanken  gaiatsa.  Vir  atehcii  allwdiaga  nar  «in  fNwr  Bnspiale  ivr  VerfBguiig:  Imn 
Geschc'pf  hist  du  torf>-:ii/>  i/iiih/iit  Herder,  Ideen;  d'txs  rr  dir  <i>H  v,hn}ichen  .  .  Vtru  irniinjcn 
g^ade  vorübergegangen  war  ib.  (Sanders);  —  wed  man  das  Wa/ire,  das  WesenÜiclie,  das 
Be^ädtende  vcfiSbergegangen  ital  TSrriDg,  Agnes  Bemauaria  T,  2. 


209 


Vencetchiis  der  besproehenen  Terb«, 


«iMrf^m  208.  8. 

abrtthen  177. 

einu'Hr:thi  171. 

allem  179,  Itta 

anfallen  208. 

entließen  174. 

angthen  206. 

(r6c6cn  170. 

amtAm  177. 

<rMf«M  191 

nnttonnett  202. 

ergehen  ]8i. 

antcandelH  2ü9. 

erliegen  174. 

arten  180. 

emcAi;»;»  200. 

außtrtdun  196. 

meuUlen  169. 

«i^fdllnfM  «MX  aOt. 

irntlcnt  170. 

rtufilehen  177. 

fahren  182  —  4. 

nusachlagen  201. 

fallen  189.  190. 

177. 

faulen  IdO. 

fddtM»gm  201. 

ht§*fnen  303,  4. 

lIiMitni  19B. 

AfAflrrfn  171,  2. 

flammtn  198. 

heiitehtn  178 

fUütem  196. 

bekleben  179. 

Ilif;/en  H'>. 

6(<wyrn  174. 

/»eA«n  192. 

^cmlkci»  172. 

iKcNM  169. 

AciftcM  17«. 

/Wtft«  190.  1. 

ftMfecI-m  205. 

/brt/akrrn  184. 

hrsttlifn  17h. 

jÄrfn  ISO.  I. 

W<!»Aen  169,  17a 

gtfallm  190. 

ychm  IB4,  B. 

frreeA<N  202. 

gelangen  204. 

dayen  179. 

ijelingen  168. 

dorren  l5j((. 

geraten  168. 

i;e««'tc^n  191,  2. 

gleiten  188. 

«Am  um,  900. 

^Aen  16B,  9. 

eingtkm  2nS. 

AM^m  304,  Ik 

«••««^«Btrn  ]:»:■;, 

tintcidagtn  201,  208. 

hinken  l!Wi. 

emijrecÄtn  199. 

Atnri>cA«n  IM. 

ciiutckcii  177. 

itocfon  172. 

JhtMfM^n  IM. 

reÜMW  202. 

Jiö/>/(r«  196. 

reilf«  186.  7. 

irr«!  199. 

rennen  192,  3. 

jagen  196. 

rieseln  189, 

ieftren  190. 

rmN«n  189. 

JMhmh  181. 

im«««  160. 

Jcleben  178,  9. 

rücken  19.'j. 

Wf««m  18B. 

rudern  192. 

l'niMn  172. 

«cfcduJfm  197. 

ib'McAM  188,  U. 

•CftM««*!«  2ü0. 

lanttni  194. 

fdWVm  194. 

Imt/SHi  196. 

»ehlagen  200. 

latuAen  199. 

schleichen  1.88. 

IfcA-en  198. 

sehiiefen  188. 

feNjkcM  m. 

MMAp/m  188. 

KV«!  m-4. 

wkr«)«!  187. 

lodam  198. 

«cAiranl^«»  196. 

mnchm  199. 

«cftirrtrw««  198. 

mdOr^iVr^M  I8l'). 

»ehKehen  196. 

mitic fahren  183,  4. 

nehtceifen  104, 

MtiMlrfteii  901,  2. 

sdm«tj;«N  179. 

miisfe^en  190. 

mAmmUm  181. 

mistgladen  169. 

«etomtot  198. 

Wrl'vv/ljrf/i-Ji  108. 

sehviimmen  187,  8. 

mUfaJhren  183. 

«dktctmkw  181. 

mAmfci»  804. 

«cAtniMM  196b 

KjfejM  192. 

maduMagen  20I. 

»«N  205,  ß. 

•laA^n  180. 

obliegt»  174. 

m'ci-*m  189. 

pöjsrn  186. 

sigen  190. 

Itlalmi  179. 

mmIccm  190. 

ijueilen  181. 

tUttn  17.1.  e. 

raMn  199. 

JI/:icJ-'rV»  ri  186. 

rwtrii  204. 

»prtngen  192. 

rei/««!  160. 

gpringen  196. 

rctMn  194,  S. 

«pncwe»  181. 

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210 


«jtritum  196. 

streifen  195. 

triefen  lä'J. 

imRch  185.  198. 

lypM«»  18L 

tncktun  18U. 

ipnädn  198. 

•Mmm  190. 

(ro)9fm  1SU. 

Kmdem  185.  6. 

stürieu  2C»0. 

tranfcrn  l'.Ni. 

MfCiien  l*Ji. 

tti/feii  24)4. 

i      unterii^tff n  l't-i. 

KOten  1H7. 

Klectcn  :i<)j. 

tafUfn  l!N"i. 

«eichen  l'.ii. 

««Ach  176.  7. 

fawMln  106. 

j     vtrharren  171.  2. 

«Mttüwn  193,  4. 

Hagem  IS». 

tortfrn  106. 

1     verkdtrtn  19». 

«(lefttM  199.  ß. 

»terben  Iti,-,  9. 

<rafcfH  1S7. 

f<r»ffÄfn  177. 

tittern  lÖT. 

Mldpern  l'Mi. 

träufeln  IBV. 

'      rerzagen  171. 

fUMten  20'.'. 

{räum<N  181,  2, 

;     terz  weif  ein  171. 

jtraucftWN  VM. 

tniUn  20U. 

«orjjprteh«!«  199. 

ttnidkm  195. 

6wlm  Ml. 

1     ««(ft««n  181. 

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Grundfragen 

der  melischen  Metrik  der  GrieckeiL 

Tod 

W.  Ohrigt 


Abb.  4. 1.  a.  4.  k.  Ak.  d.  Win.  XXII.  IM.  II.  Abth. 


29 


Von  verschiedenen  Seiten  schon  bin  ich  angegangen  worden,  meine  Metrik  der  Griechm 
und  Römer,  die  im  Jahre  1874  in  erster  und  1879  in  zweiffr  Anflii^'^-  frsiliit^nen  ist,  neu 
SU  bearbeite»  und  deu  £wei  Auflageu  eine  verbesserte  drille  hinzuzutugen.  kb  kann  mich 
duQ  nioht  cntietiliaMeB,  hrapWtebfieh  wafl  mir  im  Siebcigw  dkte  Arbeit  wa  beiebweiiieh 

jsit.  Ich  könnte  mich  rieht  mit  einer  Vilos^en  Revision  be<^n?1^en.  ich  niüsstf  eini^^e  Tei^L' 
uea  hinzufügen  und  mUsste  eine  ausgedehnte  Litteratur,  die  in  neuerer  Zeit  uaoientlich  in 
Besng  aaf  atetiaHacbe  FMtMbrangBn  ood  d«D  «peci«))en  Gebnneb  «nxelnBr  Dichter  ttork  in 
die  Halme  geschossen  ist,  bcrOcksichtigeo.  Ich  kann  mir  zwar  aus  der  statistischen  Viel« 
gescb&ftiKkcit  unstror  Tri^;;!'  ki  iu<'  -phr  gra^  Ausbeute  für  die  Erkenntnis  der  metriwhen 
Gesetze  und  ilirer  geschieiitiiclieti  Entwicklung  versprechen.  Die  Zahl  allein  ist  noch  kein 
wiMenaelMfUieber  OndmeaKr  und  ktan  geredasn  tamelMn,  wenn  mui  «vs  kleiBW,  Mcbt 

vom  Zufiill  hf'rrührctuit't:  Zahkninnterscbieden  woit^rcifoni^!'  Schlösse  atif  hewiisKf.e  Ziele  der 
Dichter  ableitet.  Auch  glaube  icli  nicht,  dasa  man  die  Geheimnisse  der  Kunst  besser  den 
iiHehriftlicbeD  KnittelTenen  der  Handwerker  ale  der  geeeholton  Praxis  der  gnmm  Dichter 
ablailMbeil  Itaim.  Aber  gleichwohl  mü  >(>'n  bei  einer  Neuauflage  meiner  Metrik  alle  die 
pin^elilnffipen  Schrifti-n  henfitzt  mi]  nach^Lprllfl  werden,  und  dazu  fehlt  mir  in  meinen  Jahren 
die  Z>eit  und  Neigung.  Auf  der  anderen  Seite  aber  habe  ich  keineswegs  in  den  letzten 
swansig  Jabrea  dieae  Diadplin,  der  ieb  ebedeu  iD«n«  Hanptlnnift  widmete,  TSllig  anaier 
Acht  gelassen,  f 'in kehrt  habe  ich,  .iiiperppt  di:n-h  freundliche  Zasen(}'ni;K''  ii  ^fn  F;ich- 
geoossen,  die  neueren  ßrscbeinuogeu  auf  dem  Gebiete  der  Metrik  aufmerksam  verfolgt, 
manches  neu  hinstigelemt,  noch  Öfter  mich  in  meiner  fi-ttfaeren  AuffaaMinK  bcstSrkt  ge- 
fanden. Wenn  ich  jetzt  zwar  nicht  mit  einer  neuen  Bearbeitung  meiner  Metrik,  aber  doch 
mit  einer  Besprechuntr  (Ilt  naii[itfragen  der  metrischen  Tlirorie  der  t^^iwhi^clleIl  ^folik 
hervortrete,  so  bewegt  mich  dazu  zumeist  die  wachsende  Verwirrung,  die  in  den  letzten 
Jalireo  auf  dem  Gebiete  der  Metrik  einseri«wa  ist 

Von  wpnii^  Kinfln??  anf  nniiieii  Knlschluss  waren  die  Angriffe,  die  gegen  mich  pfr- 
aOulich  erhoben  wurden.  Wenn  der  iazwisciien  verstorbene  Frofetsor  Aug.  Hossbach  in  der 
Voirede  nir  dritten  Auflage  (1889)  edner  Griecbiaohen  Metrik  p.  LV  mieh  emen  Eklektiker 
nennt,  der  Westphals  groeae  Errnngenschaftcn  mit  aebr  wenigen  und  unbedeutenden  eigenen 
Beobachtungen,  aber  mit  um  so  niflir  Polemik  in  klfinpn  um!  ki-iriüctun  Dinjicn  vn  ein^m 
Handbuch  verarbeitet  habe,  so  kann  ich  auf  das  bewundernde  L>ob  liinweiscn,  das  ich  den 
Enldeekongen  dea  genialen  Manoea  eieta  gesollt  habe.  Ea  ist  mir  nie  eingefidloi  den  groaaen 

^^:'rl^iens^ell  Westphals  meine  kleinen  Nnchlu^tn  '/.iir  Seite  zu  stellen,  ulur  iliis  Rcc'it 
zur  Kritik  lasse  ich  luir  nicht  nehmen  und  in  der  Kritik  kommt  man  bekanntlich  durch 


SO* 


214 


Etn.!:eheo  aufs  Einzelne  weiter  als  durch  nllirtiKciii'^  R"t«r>Tinrnifnt.  ^Venn  aljttr  unlätitr^t 
ein  anderer  Breslauer  Prüfes&or,  Norden,  in  der  Kccension  von  ^kibroedara  Piodarausgabe 
<Deiitaebe  lÄL'ZaL  1901  N.  6)  mit  eioem  mitUidigen  Seitenblick  von  der  UnxnlSDgliehkät 
meiner  metrischen  Theorie  8i)ripht.  «o  möge  er  statt  in  dickleibigen  Büchern  tiber  den  Stil 
der  antiken  Knostprow  von  Gorgiaa  bis  fialzao  ent  aaf  dem  alten  Wege  philologischer 
^xelfendiQDtf  die  Berecbti^ug  za  seinen  hochfahrenden  Crteilen  daitban.  Aber,  wie 
gesagt,  penOnlietie  AngriflSe  hnbeu  mich  nicLt  )m  -timmt  nochmaU  die  Feder  /.iir  Begründung 
metrischer  Eardinalfragen  zu  ergreifen:  ich  nehme  n)ir  daji  Hecht  zur  Kritik,  kann  ul  er 
auch  kritiiicbe  Urteile  anderer  üb«r  meine  Arbeiten  ertragen.  Aber  etwa«  anderes  ij>t  e«, 
wenn  eine  nea«  Theorie  lieli  aaßhat  and  mit  dem  Bei«  der  Neitbeit  die  alte  Lehre  uauw 
hUysaea  sich  henKUoimmt;  da  h«Mt  ea  entweder  den  Plan  rtnmen  oder  faqpfer  rieh  nir 
'  Wehr  eetasen. 

Was  die  neue  Theorie  wolle  und  wie  me  entitanden  und  gewachMU,  das  hat  ein  gnter 

Kenner  der  griechischen  Metrik  und  Lyrik,  der  vor  anderen  Metrikern  den  Vorzug  praktischer 
Kenntnis  der  nhj>l.  rii'-ii  ^fll^■ik  \•.■ir!lu^  hat,  Hi:i;"  .Turi'iik;i  i;i  liciii  Auf-tit/.,  die  neuen  Theorien 
der  griechischen  Metrik,  in  Zeitschr.  für  die  öst«rr.  üj'mnasien  dargetliaQ.  Systematisch 
dnrebgelBbrt  vt  die  netie  Theorie  ton  dem  franiSsiseheii  Gelehrten  P.  Hasqaerai  in  dem 
Buche  Traile  de  metriqne  grecqae  (Paris  1901),  das  unter  der  Aegide  von  II.  Weil  erschienen 
ist.  Wie  das  metrische  Schema  einer  Ode  Pindars  nacii  der  neuen  Lehre  aussieht,  kann 
man  am  besten  ans  der  neaesten  Pindarausgabe  0.  Schroeders  (Lipa.  1900)  erfahren,  der 
schon  znv</r  ut  r  l'hilologenTersammlung  in  Bremen  (Verh.  d.  45.  Yen.  dentsebw  Pbtlol.  1899) 
die  CJrundzdge  seint  r  Aiiffiis^  ing  der  daktylo-epitritischen  Versp  vor/ctmiriTi  hrtMc 

Nicht  viel  will  in  der  neuen  Lehre  die  Aenderuug  gebräuchliciier  ^tarnen  bedeuten, 
so  Ttel  Aufhebens  man  auch  damit  maebi  So  wird  daa  Wort  logaSdisch  bemingeh  und 
auf  die  Verse  beschränkt,  in  denen  mehrere  Daktylen  mit  Trochäen  verbunden  sind.  Aber 
daa  Wort  ist  ganz  richtig  gebildet  und  wird  auch  passend,  wenn  etymologisch  richtig  anf- 
gefiisst,  von  gemi8cht<>n  oder  ans  Daktylen  und  Trochäen  bestehenden  Versen  im  Allgemeinen 
gebraucht:  XoyaoMi  steht  im  Gegensatz  zu  av/uodu^  and  xi0nQ<od6i  und  bedeutet  einen, 
der  die  Melodi«  wiM>e  nicht  mit  fJ^^n  T-'nn-n  ärr  l'lüi.-  i.lrr  Kitluira.  sondern  n)it  der  Stimme 
vorträgt;  logaödisch  werden  daher  auch  ganz  passend  diejenigeo  Verse  genannt,  denen  eine 
Melodie,  und  zwar  keine  «inAnnige  aoudem  eine  knnstTollere  svgmnde  liegt,  die  also  nicht 
zum  lierdeklamieron  {xaiaiio-/tj),  sondern  zum  Singen  bestimmt  sind;  eine  Melodie,  die  diesen 
Namen  verdient,  läast  sieb  aber  ungleich  besser  gemischten  V'ersen  anpassen  als  solchen,  die 
ans  lauter  gleichen  Fussen  bestehen.  Ob  blos  rin  Daktylus  oder  mehrere  in  einem  gemischten 
Metrum  vorkommen,  ist  für  die  Sache  ganz  gleichgültig.  Wenig  auch  verschlägt  e:«,  ob  die 
alten  GraniniaUkt-r  (Iin  Sinn  de^  WDitt-Ä  lirhtig  rrf,t--st  und  da.sselbe  immer  richtig  ange- 
wendet haben:  wir  wollen  doch  nicht  in  Ewigkeit  der  Krücke  der  Alten  und  gar  der  alten 
Grammatiker  bedHrfen.   Grossen  Anstoas  erregte  auch  bei  den  Neuesten  der  Käme  Daktylo- 

Epitriten,  so  dass  Gleditsch  in  der  neuesten  (3.  .\ufl.  \9il\)  Bearbeitung  seines  Handbuches 
der  Metrik  der  Griechen  und  Kömer  immer  unr  von  sogenannten  Daktflo-£pitriten  redet. 
Das  Wort  ut  allerdings  eine  Neubildung  und  au  seinem  Lobe  ISast  sich  nicht  viel  sagen, 
ftbsr  doch  diH.t-s,  dass  es  gleich  in  dem  Hörer  die  richtige  Torstellung  der  Elemente  weekt, 
«US  denen  der  Vers  be-steht.  Alx-r  wer  das  Wort,  weil  es  nicht  l>ei  d(»n  Altmi  vorkommt, 
perhorresciert,  nun  der  möge  ein  anderes  Wort  wie  enhupliscb  oder  chorionisch  gebrauchen. 


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215 


lünT  er  glaube  nicht  viel  mH  dieser  Namentanderang  erreicht  oder  gar  damit  einer  neaen 
Theorie  die  Bilm  gebrochen  z'.i  haben.  Mehr  Verwirrung  droht  die  Aendei mit,'  les  Xamcns 
Sjrnkop«  suiKurichten.  Man  verstand  bUb«r  unter  synkopierten  Veraen  solche,  in  denen  eine 
«der  mcbrere  Thesen  anterdrOekt  sind;  nnn  vefstebl  Jorenkii  anter  Sjotrope  die  Rfickaog, 
in  Folge  deren  ein  lambus  fi;r  L'ii.en  Trochäus  oder  ein  Diiambus  für  einen  Choriambus  und 
nmgeliehrt  eintritt.  Wann  nur  nicht  mit  dieser  Veränderung  eine  ähnliche  Verwirraug  wie 
mit  der  Bfieklwlir  zar  «Iten  Bedeutang  Ton  Anis  nnd  Thesit  dntritt!  Mit  aolcliein  Rfittehi 
an  Kleinigkeit«!  nod  Nmen  wird  mkrlieh  die  Ehre  uoaerer  Wisssnschaft  bei  FenMT- 
atskeaden  nickt  gefördert. 

Auch  darch  die  hohen  Namen,  mit  denen  sich  die  neue  Theorie  schiuQckt,  lasse  man 
Siek  nicht  Ünaehen.  Den  Namen  Stademund,  der  in  der  grieekieehen  Ifetrik  seine  meisle 
Zeit  mit  der  Bearbeitung  wertloser  Kompilationen  des  byzanlinisi  In  n  Mittelalters  vergeudete, 
kann  man  fäglieb  hier  ganx  beiseite  lassen.')  Wilamowitz  bat  xwar  in  der  schneidigen  Ab- 
kaodlnng  de  Tstm  Pkalaeeeo  in  M^Üanges  Weil  (1898)  Hu  imiisdi«  Messung  des  phaläkiscbeu 
Hendekasyllabns  ao^estdlt: 

aber  (luljti  wnhUvr»(«Iioh  die  korrekte  Ueberlieferuii«;  Jer  ^riechi-c}u-n  Yerfsf  init  l:i«:>j:^ir.nf:'rii5r'ni 
Trochäus  bezweifelt  und  den  römischen  Dichter  Catuil,  von  dem  wir  doch  allein  zusamnien- 
hSi^nde  Gedickte  in  Hendeka^llaben  haben,  ans  der  BebaehtuDg  ansgesekloeaen;  begreif« 
Uck,  da  er  ons  doek  nukt  in  dem  Terse 


die  Bntontin^  arfda  /.umuten  wollte.  Uebeniii^s  «  rsehc  ich  mit  GiMiujTthrning  aus  seinem 
neuesten  Werk,  Griecbi«cbed  Lesebuch,  dasü  er  doch  in  der  Analjrte  der  Daktylo-Epitriten 
MAk  nickt  in  dem  Fakrwasser  tob  Bleas  und  Sekneder  bewegt.  Blase  kat  allerdings  nickt 
blos  schon  früher  (Jahrb.  f.  cl.  Phil.  188*3  p.  155)  mit  jener  feinen  Gelehrsamkeit,  die  wir 
alle  an  ihm  schätzen,  gegen  den  Mamen  Daktjlo-fipithteu  polemisiert,  sondern  neuerdings 
auch  in  dem  Kap.  III  der  Praefatto  isüier  Baeebjlidesausgabe  die  mangelnde  Responnon  in 
Strophen  bacchylidciscber  Qediekte  aus  der  Zerlegnng  der  daktyli^iclien  Tripodie  in  einen 

Cli(iri;iii)!ius  und  loniKn'?      ^  ^        ^  ^  zu  erklären  gesucht.    .Aber  jene  aufnillisie 

Erscheinung  und  die  ähnlichen  Kalle  bei  Findar,  die  Svhroeder  in  der  Appendix  seiucr 
Pindafaittgabe  anMmmengestellt  hat,  lassen  sieh  auek,  insofern  sie  Oberkanpt  aufreckt  au 
erhalten  und  nicht  durch  leichte  Aeuderungen  zu  entfernen  sind,  auf  dem  alten  nur  erweiterten 
Wege  der  durch  die  .Analogien  unserer  Melodien  hinlänglich  geschützten  Anaklasis  erklkren, 
nötigen  nicht  zu  der  wunderbaren  neuen  Theorie.  Da  indes  die  neue  Lehre  immer  mekr 
amdekl  nnd  Jurenka  ganz,  Gleditäch  /.um  grösbten  Teil  in  dos  Lsiger  der  Keformer  fiber- 
getreten  siri  l,  <i>  habe  ich  es  für  geboten  gehaltf-n  ilie  iilfe  Bnclch-Westphalische  Lehre,  zu 
der  ich  nach  wiederholter  ruhiger  Ueberlegung  unentwegt  stehe,  tiefer  und  ausgreifender  zu 
begründen  und  so  der  ntnmi  Theorie,  anch  ebne  in  «na  direkte  Polemik  «innitreten,  des 
Wasser  abzosckneiden.*) 


>)  Dftkaib  nehme  aber  doch  auch  ich  gerne  Notiz  von  deu  AüMchten  Stademnuda  aber  die  Ikten- 
ttetlea,  die  Lathnsr  De  ciioriaubo  et  ienico  a  minera  (IBM)  ans  den  Torlsraniien  StademoiHls  mitteilt. 
Dordi  die  Güte  des  Terfssssis  ist  mir  moch  vor  Tbondtlma  der  Aa&ats  von  Vr.  Leo  rar  neuesten 


arida  modo  puniice  expolitum 


316 


Mehr  noch  als  das  Aufk  irinui  n  finer  neuen  Theorie  hat  mich  zu  einer  nochmaligen 
Prafnng  der  Hauptaätse  meiner  Metrik  der  immer  mehr  um  sich  greifende  Skeptici«mas  in 
bat  »Uen  Fragen  der  melitehen  Metrik  bewogen.   Ei  ui  richtig,  dum  die  We«tp)iBU«Bier, 

um  mit  diesem  Namen  die  Anhänger  der  drei-  und  mehneitigen  Liiiü^t'nthffrnL'  ztiswiinien- 
zufai$<;en,  sirli  oft  leicht  durch  Annahme  metrischer  Licenzen  mit  offenbaren  Tcxtkomiptelen 
abfanden  und  noch  öfter  ihrer  Theorie  zulieh  Fehler  der  Ueberlieferung  annahmen,  wo  weder 
Sinn  noch  Spraehform  einen  berechtigten  Qrund  mr  Answeiflnng  bot.  Selbst  Gleditacb, 
dessen  Buch  Ober  die  Canticu  der  sophokli  Im  In  n  Hesänsje  (2.  Aufl.  1883)  mit  Recht  im  lu- 
und  Ausland  gescb&tzt  ist.  bat  gar  oft  in  Strophe  und  Antistrophe  den  überlieferten  Teit 
SU  Indern  and  mit  Interpolationen  en  vemnetalten  gewagt,  blos  weil  eine  nngewöhnliebe 
Tripodie  sich  zwischen  Tetrapodien  schob  oder  sonst  eine  ungewöhnliche  metrieche  Form  in 
dt?i.  Wt  w  trat.  Man  konnte  sich  daher  nicht  wnr.d»rn.  wenn  di«  l'/iilolopen  «frengerer  Ob- 
serranz  kopfscheu  wurden  und  sich  um  die  Konjekturen  der  Metriker  wenig  kümmerten. 
Aber  ao  weit  durften  aie  nicht  geben,  dtm  rie  «ne  Unwillen  Ober  teblechte  Konjekturen  der 
Itetriker  nun  aWm  fQr  unsicher  hielten  und  auch  in  ganz  sicheren  Fällen  Ober  die  Einsprache 
der  Metriker  und  selbst  Ober  deren  Verstcilungen  zur  Tage8ordnung  d.  i.  zu  den  Fehlern 
der  alten  Eolometrie  fibergingen.  Wir  Metriker  nehmen  mit  grö«»tem  Dank  die  sichere 
Grundlage  hin,  die  uns  Wecklein  für  den  Text  der  Tragiker  durch  wrgsame  Vergleichung 
und  Klas«ificii^rang  der  Handschriften  geboten  hat,  aber  wir  vermissen  mit  Bedauern  Mit- 
teilungen Uber  die  Koleuabteilung  der  oiassgebeuden  Handschriften^)  und  dflrfeu  in  ähn- 
licher W«se  wie  einst  Lachmann  gegenfiber  den  damaligen  Heiaosgebeni  des  Cicero  ans 
darrib«r  beklagen,  dass  er  in  d«  n  im ü  rln  u  Partien  die  Sätze  und  Vorschläge  der  Rhythmiker 
ignoriert  hat;  auch  H.  Sr^m.idt  hat  hier  oft  da«  Uiehtige  gefunden  oder  doch  den  richtigen 
Weg  mr  Verbesserung  geweif^t. 

Ein  l)ej<onderer  Skepticismns  macht  sich,  und  nicht  bloa  unter  den  Herausgebern,  be* 
zdiilicli  (l'--r  Iktfn  breit.  Es  gibt  y-t/.t  i\.\i<'j;i\h<:n.  in  deren  mptn«e!K'n  Spliciiiatrn  car  keine 
Ikten  mehr  vorkouimeu,  wie  die  Ausgaben  des  Findar  von  Schroeder  und  des  Uacchvlides 
?ott  Blaus;  es  gibt  solche,  in  denen  die  Schemata  mit  ihm  bestimmten,  klar  ins  Ange 
fallenden  Lrii!|,'<  -  mi  l  Klir/ir/eichen  durch  allgenteine  ümschreibungen  in  Worten  ersetjtt 
werden,  wie  die  Ausgaben  ihs  euripideischen  Herakles  von  Wilamowitz  und  der  sophoklei- 
schen  Etektra  von  Kaibel;  es  gibt  andere,  wie  die  der  Antholugia  lyrica  von  Hiller  und 
CrnduB,  in  denen  jeder  IW  acinan  Iktos  bat,  unter  der  VoraimetBung,  da«  es  Doppelfllsee 

und  KoIb  mit  i^ythmi^rh  verfeüten  iitid  unterschiedenen  Ikten  (Hnnptiktiis  imd  Xebenikt'Mi) 
gar  nicht  gebe;  ganz  gewülmlich  endlich  hört  man  sagen,  daes  nach  dem  Verlust  der  alten 


Bowegong  id  der  grieehiKiLcu  Molrik.  In  Nluo  Jahrb.  f.  d,  cl.  Alt  1903  8.  167—168  zugekommea.  Der 
gewiegte  Kritiker  isl  aatarlicb  m  umatcbtig,  als  data  er  sidi  der  BSasklil  in  die  Sehwierigfcaitfla  der 
neuen  Lebre  ganz  venehUan;  aber  auch  er  kommt  denetben  und  nanentlidi  ita  Anibtellangen  von 
Wilaoowita  «ehr  writ  enigegen.  Der  Vera  im  nelriBi  licn  Fragment  von  O^byaehot 


i«l  uittiirlirh  ionisch  zu  iiicii^eii;  nber  \*t  er  auch  ein  FbalaikeiosV  D!\8.'>  ik-r  üf;,r|itische  Orammiitilrer  ihn 
daltir  au^^'ub.  buweist  noch  nichts;  Cutull  halt*  sicherlich  dciuüelbi'ti  nicht  itUf{cstimn>t. 

))  Ich  beziehe  mich  bei  meinen  An((ab«m  im  Fol^fandtin  auf  AufMicbauageu,  die  mir  »cincrzeil 
mein  lieber  Schaler  Dr.  Zlpperar,  jetat  Rektor  in  HOanentadt.  Uber  die  Kolometrie  der  eadd.  Ten.  471 
und  468  goaadii  bat. 


217 


Melodien  es  überhaupt  eitle  Mube  sei  die  Ikten  der  lyrischen  Partien  bestimmen  u  wollen. 
Ich  Terkenne  nicht  die  Sclnvierigkeit  t](>r  Saclie,  natiienllich  in  Bezug  auf  die  Hermannische 
Basis  und  die  Unterscheidung  der  Choriamben  und  loniker.  Aber  so  schlimm  his  zur  Ver- 
sweiflnni?  «bellt  es  doeh  m«bt;  wir  haben  «war  di«  Melodien  nicht  mehr,  aber  wir  haben 

das  nietri.sclip  Skolett,  das  ftlr  dio  St'i/untr  der  Ikten.  he^-oiiilir.'i  l>ei  den  Alten,  die  anfanga 
auaschlieaslich  und  auch  später  noch  iu  der  Itegel  d«u  Iktus  an  die  Länge  banden,*)  von 
miodeeteDS  gleiebem  EtnfliiM  war,  and  wenn  wir  nnr  ernstlich  in  der  begonnenen  Analyse 
anf  Grand  der  natOrlieben  Gesetze  und  der  fltaerUefert«n  Anzeichen  woU-r  splircitcn,  so 
werden  wir  uncii  für  dip  logaödischen  VersmTv«?'P.  nicht  blos  dif  d.'ikiyln-i'pitritiM-lien.  die 
noch  verini.<»ten  Normen  dnden.  Stünde  es  wirklich  so  schlecht  um  unser  Wissen  von  der 
Zeifiniiing  der  Vene  in  Kok  und  tou  der  Ycrtwlnng  atarher  nnd  achwaeher  Ihten  in  den 
einzelnen  Kolen,  dnnD  könnten  wir  gleich  den  SchlO!<sel  aufs  Grab  kgen  und  auf  das  rhyth- 
mlscbe  Lesen  antiker  Verse  ganz  verzichten.  Aber  ehe  wir  so  weit  in  der  Verzweiflung 
{^hen,  ziemt  ee  nch  doch  nochmals  alle  Kräfte  anzustrengen,  um  aus  dem  unsicheren  Tasten 
herauszukommen  und  auch  für  die  Stelle  der  Ikten  feate  Anhaltspunkte  zu  gewinnen. 

Tiitcr  diesem  Gesichbpunkt  fil-ifi  möchte  ich  mpinr-  nachfolgenden  rnfersucliuiiuen  be- 
trachtet sehen;  sie  verzichten  nicht  auf  das  Streben  auch  Neues  zu  bringen,  aber  sie  wollen 
in  enter  Linie  Sitte,  die  man  scfaon  froher  anl|;eatollt  nnd  gdegentlich  aneb  angewendet 
ha!.  iiuT  ihre  Durchfilhrbarkeit  prüfen.  Denn  auf  diesen  Punkt  muss  ich  immer  wieder 
zurOckkoiniueD,  wenn  auch  fioesbacb  a.  0.  behauptet,  dass  dieses  alles  .schon  von  Westphal, 
der  aeine  Gedanken  bta  in  die  losseraten  Konsequenzen  mit  mathematischer  Folgerichtigkeit 
durchgedacht  habe,  gescheiien  sei.  Ks  kommt  nicht  blos  auf  die  Konsequenzen  an:  die 
Phil'dunie  ist  eine  historische  Wi.s.icnsidiaff ,  nnd  da  fragt  es  sitdi,  ob  das  in  ilen  rrh;ilt'nn»»n 
Dichtungen  vorliegende  Material  zu  den  von  uns  aufgestellten  Sätzen  stimmt  und  wie  wir 
nna  mit  den  AnanabmeD  abfinden  wollen,  ob  durch  Emendation  dea  überlieferten  Textet  oder 
durch  Moditlkntii  ti  unserer  Sätze.  Zuerst  al.so  haben  wir  geprüft,  ob  und  wie  weit  auch  in 
den  Ijriachen  Partien  die  dipodische  Messung  und  die  darauf  basierte  vierfüssige  Anlage  der 
lanbo^Troehten  und  Logaöden  durchführbar  sei.  Es  ist  dieses  die  allerwichtigste  Frage, 
auf  dert;n  unbefangene  und  allseitige  Prüfung  wir  nicht  genug  dringen  können.  Sodann 
haben  wir  untersucht,  ob  und  wo  einp  l)ei^innende  Ljin;^^'  i'inr  svU.  anc.  als  Anffakt  m 
nehmen  oder  als  Teil  dm  ersten  Taktes  anzusehen  sei.  Diese  schwer  wiegende  und  schwer 
m  «itacheidende  Frage  bat  die  biaberige  Metrik  ao  gut  wie  gans  roraeile  liegen  laaaen,  in> 
s  Weit  ^,ie  nicht  den  Knoten  dadurch,  dass  sie  im  Widerspruch  mit  unserer  Musik  jede  An- 
nahme eines  .Auftaktes  abwies,  mit  dem  Schwerte  zerhieb.  Drittens  beschäftigten  wir  uns 
mit  dem  Fortgang  des  Rhythmus  über  den  Versschluss  hinaus  oder  Uber  die  Vereinigung 
mehrerer  Ver^e  zu  einem  grOtteren  Ganzen.  Aueh  hier  war  Boch  manchea  ganx  nea  in 
.Angriff  zu  nehmen,  aber  trotz  cifrigr-n  Ui-iiiiiliens  mti^-^ten  wir  iin>  doch  rrPKtehc-:i,  da^s  wir 
hier  noch  keine  abschliessende  Arbeit  liefern  konnten;  über  die  Steile  und  Urösse  der  Pausen 
innerhalb  der  Strophen  nnd  aber  die  VerhiUtniB  der  BinnacblSaae  zu  den  metriacbea  SchlOaaen 
haben  wir  wohl  in  dem  Anbang  manche  Andentangen  g^eben,  aber  au  einer  Tollal&ndigea 

>)  Vom  Gegeoteil  geht  Wilaniowito,  eounient.  metr.  I  p.  8  f.  an«.  Aber  warum  hUten  dann  die 
gricehiMbea  Dichter  in  Gegenaats  au  den  nuMienien  w  raanoiglkche  Tcnfonnen  erfondent  Wm  WiJa- 
uiowits  pnunudlcata  epinio  nennt,  trilR  fiehaehr  auf  aeine  eigene  Sleinung  m. 


218 


Behandlung  fehlen  noch  die  nötigen  Vorarlieiten.  Denn  die  18  Beispiele  des  Anhangs  sind 
natürlich  nur  Proben  nu.s  verschiedenea  Ver8g»ttung«D,  die  den  Gegenstand  nicht  cr-cbüpfen. 
Auch  einen  anderen  Punkt  haben  wir  nicht  aosfllhriich  behandelt,  sondern  nur  g>'le<;entUeb 
geitnift,  nämlich  die  Fraf^,  in  welchem  Umfang  alte  beliebte  Mein  der  älteren  Melik  ta 
die  rre'iiidfrtf!  Knniposifion;wi  isi^  ;ies  .Tnlirli.  mit  herUbergenommen  wurden.  Hier  werden 
wir  erst  klar  sehen,  wenn  jemand  die  grosse  Aufgabe  einer  geschichtlichen  Darl^ung  der 
metriKhen  Formen  der  8ri«cben  gdSat  haben  wird.  Wir  habm  dncn  nur  LinwneDt» 
gelben. 

üie  vurliegenden  Untenuchungen  sind  keine  Kintagsarl)eit;  .schon  lange  trage  ich  mich 
mit  den  behandelten  Problemen,  und  schon  seit  Jahren  schwebte  mir  die  Arbeit  vor,  die 
alierdinga  ent  nach  und  nach,  oft  nicht  ohne  Verwarfong  Mberer  Versuche  Gestalt  nnd 
Orrlr.iiii^  fjpfiniHr-n  bat  I>ri  hnrtf  und  las  irli  im  VPrp-intrenPTi  Herbst,  dasg  die  Göttiuirr'r 
liesetlschaft  der  Wiss.  eine  ähnliche  i'reii^autgabe  ausgeschrieben  bat.')  Die  Thateacbe  freute 
mich,  da  ich  daran»  entnahm,  daas  doch  aneh  andere  Philologen  die  neuest»  Lahre  von 
Weil.  BIü  Sclirüt'  IiT,  Wilamowitz  nicht  so  unbedingt  un/uiu  hnien  geneigt  aindi  Anfangs 
gedachte  ich  geradezu  diese  meine  Arbeit  der  hohen  Gesellschaft  als  Lösuogsrennch  Torzu- 
legen.  Aber  davon  bin  ich  doch  bald  wieder  abgekommen.  Denn  abgesehen  davon,  dass 
man  als  Siebzq(er  nicht  mehr  so  leicht  anter  die  Konica rrenten  gdit,  weicht  doch  anch  die 
Preisaufgabe  in  der  j2':sti  llton  Ffts^ntirj  niclit  w<?nijj  von  den  mir  Torsrhwfhenden  Zielen  ab. 
Ich  hätte  daher  jedenfalls  noch  eine  teilweise  Umarbeitung  und  Ergänzung  voruehmen 
mOasen;  ich  hatte  aber  so  viel  schon  an  der  Abhandlang  beramgearbeitet,  daas  ich  mit 
derselben  endlich  einmal  zum  Abscbluss  kommen  wollte.  Ich  veröffentliche  daher  die  Ab- 
handlung auf  einem  anderen  Wege,  wflrde  mich  aber  sehr  freuen,  wenn  einer  der  Preis« 
bewerber  auch  diese  meine  Arbeit  in  den  Kreis  seiner  Untersuchung  und  Kritik  ziehen  würde. 


')  Di4>  PreiaauffiFabe  lautet:  Durcli  die  Arbtitra  der  letzten  Jahrzehnt«,  neuordinpi  rornebmlirh  aiu 

AhIh.s-h  tlrr  nfdjif'fundonpn  Papyruatexte  i.-it  <lie  niptnadie  Forsolnirit.'  n  rmr  n  ■  ;■  I  lr'.\  (  „'ntr,-  i;.  :  iti-n. 
K»  »cbi'int  an  Jer  Zeit  die  Uruu<lla?e  der  )yri«chfii  Metrik  einer  tlurtb^ehenaeii  i'ruiuiiR  t.\t  uiiuiitielien. 
Die  (ie^tllflchall  wüniicht  eine  uuf  ISeobachtiinK  der  Ältesten  Texte  gej^rünilete.  auf  die  Krkciintnil 

dea  Imtorischen  KmamiDenlumg«  gerichtete  Untenockang  der  widitigtten  ist  leebiscbea  md  icowcbaa 
liede,  der  «^oriMhen  Ljrik,  dea  Iriiaehen  Tiäm  det  DtmuMS  angeweadttaa  Fonaea  nater  Beillehiitdi- 
tiguag  der  httleuittisehoi  und  der  altema  rOmuclieB  Peene. 


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219 


L 


Mfodiadie  HcMnis. 


1.  Ick  beginne  mit  trimlen  Sitien,  nm  mir  den  Wegr  wa  Sohwieriferem  «i  bahnen. 

Wir  pflegen  in  der  Reiiel  —  Wilaraowitz  nehme  ich  aus*)  —  von  Tetrapodien,  Pentapodien, 
fiexapodien  der  griechischen  Lyrik  za  ftprechen;  ao  pflegten  die  Alten  nicht  zu  i^agcu;  sie 
benannten  die  Kola  nnd  Yevw  der  Melik  entweder  nach  der  Zahl  der  Silben,  apraclien  alao 
Tnn  einem  ^alaixttov  Irdtxaov/.Xaßor,  ^anrpixöv  iYvmov)jLaß<iv,  mUt  benannten  die  Kola 
der  ^T•■lik  gerafJi^sn  \vii>  iiic>  Verse  rips  Dislopj^s  narli  Doppclfil.ssen,  nannten  also  eine  Tetra- 
podie  difirtQot',  eine  Hexapodie  TgifUTQor,  und  setzten  zu  difutQoy  und  iQifiexQov  nur  noch 
die  Adjektive  ioimiltfittw,  nm&h^Ktor,  ßeapmtaAhftmiv,  je  naebdem  alle  4  oder  6  Fll«e 
Tollstätiilig  waren  oder  von  dem  letzten  Metron  ein  Teil,  ein  grosserer  oder  kleinerer,  fehlte. 
Auf  die  Namen  kommt  nicht  viel  an;  aber  hinter  den  Namen  versteckt  sich  hier  ein  gro^^er 
aacblicber  Unterschied.  Unseren  BeneniiiiDgiu  liegt  die  Meinung  nach  EinzelfQsäen  (xard 
/lOyonoAbf  oder  schlechtweg  xatä  noAa)  zugrund;  die  antike  Benennung  hat  die  Zusainmen- 
fa-ssung  zweier  Ein/.elfösse  ru  einem  Dojijielfns^  oder  Schritt  ixara  durodinv  !}  ßdoiy  7/  nhoov) 
Sur  Voraui!«etzung;  in  ihrem  System  hatten  also,  von  den  seit  alter  Zeit  nach  fiinzeltOssea  ge- 
meaMneo  Daktylen  abgeaefaeo,  Kola  ao>  S  einfiwben  Flheen,  lamal  eoleben,  deren  letster 
nnvollständig  war,  keinen  Platz.  Wir  halten  uns  heutzutage  nicht  mehr  absolut  an  die 
Theorie  der  alteu  Metriker  gebunden,  aber  so  viel  Bedeutung  niusa  doch  auch  noch  für  uns 
ihre  Lebre  haben,  dass  uns  Bedenken  auiätoteeD,  wenn  wir  bei  unserer  netriacben  Analyse 
auf  katalektiscbe  Tripodien  kommen  oder  ID  den  Texten  und  metrischen  Schenmten  der- 
artigen Tripodien  iinrl  Ppntnpotlien  liepp^rnon.  Ei  handelt  -icli  aisn  iiier  i.icht  nie  iri  srj 
maoeben  Quisquiiien  der  Grammatiker  um  einen  Wortstreit,  sondern  um  eine  tiache  von 
weittragender,  nieht  bloe  die  Metrik,  aoodem  aneb  die  Testkritik  berfibrender  Bedeotnng. 

2.  Hatten  nun  die  alten  Metriker  Hecht,  wenn  sie  die  anapästischen,  trochäischen, 
iambiscben  Ueibea  uud  ebenso  die  loga5di«chen,  d.  h.  diejenigen,  in  denen  den  Trochäen  ein 
imtion^er  oder  kykliaeber  Daktylus  beigeoiiticbt  ist.  nach  Dipodien  mastien?  Eine  einfache 
Antwort  auf  diese  Frage  gibt  es  nicht;  wir  müssen  Zeiten  und  Dichter  unterscheiden  nnd 
die  Stellen,  in  welchen  dipmliscli  nicht  nies-biire  Kola  vorkommen,  kritisch  prüfen.  Wir 
müssen  uns  auch  auf  Fälle  gefasst  machen,  wo  ein  ausnahmsloeea,  streng  durchgeführtes 
Oeeete  niobt  TorG^,  aber  gteicbwobl  eioe  m  groaae  Mehrheit  für  die  dipodiaebe  Mearang 
sich  herausstellt,  dass  erst  recht  die  Ausnahmen  Verdacht  erregen  oder  doch  so  n&herer 
Umgrenzung  nötigen.  Und  so  stellen  wir  denn  zunächst  fest,  dass  weitaus  die  meisten 
Strophen  der  scenischen  Dichter  ohne  allen  Anstand  sich  jenem  Gesetz  der  dipodiscbeo 
Messung  fügen.  Bios  zur  VeranBcbaulicbang  deaaen  geben  wir  «ioige  Beispiele  aaa  ver- 
schiedenen Diohtern  aod  Tanehiedenen  Tenarten;  der  Kondiga  nag  aie  Qbencblagen. 


>)  Et  fteut  mich  in  dieser  Sacbe  auf  einer  Seite  mit  dem  ideenreiehen  Gelehrten  7.u  stehen ;  ich 
gehe  nnr  in  einem  Punkt  aber  ihn  hinani),  insofern  ich  im  Einklang  mit  den  alten  Metrikern  auch  die 
Logafklen  dem  gleichen  Ge«ctz  untcroti-llc. 


Abb.  d.  1.  Cl  d.  k.  Ak  d.  Wiss.  XXII.  Bd.  II.  Abtb. 


320 


Aesch.  Agam.  184—91  176—83): 


^  xcu  tuO'  {^yffiiuv  6  ngia- 

W     M  V 

M 

ftavitv  ovjtva  yfifW, 

V     ^  V 

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IftJtaioi;  xvyrttm  nrit7tr^o)V, 

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M     _     V  .  

/-tfr'  äuXoüf  xryayytt  (iagv- 

* 

V     _  V 

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XnXx(6o;  nronr  Tymr 

W  V 

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naiiQQ6]^&oii  tv  AiXiboi  linoK.  « 

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Bor.  Hei.  330—47; 

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<p(Xm,  i.6yovi  ISfStiuav  ■ 

—  V 

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ßäte  ßäte  6'  de  &6fiave, 

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&yärr<K  hnie  oTxtov 

Ab  nA^oQt  roit  iftovy. 

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dilovoay  ov  uöiii  xai^» 

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daxQvorrr'  äxovao/mi ; 

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fii)  Tioöftavxt;  <iXyiuiy 

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nnoXäjißav' ,  o)  (fiXa,  yöovf. 

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nAtfon  ÖfnXfTni  if/tnr 

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V  vi»WM  MtuA  x^vdf 

täy  yvjTtoy  fyu  tvyay\ 

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ti  ftUhtv,  S  Ti  yrrij  netto. 

— >  V 

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Soph.  Oed.  Col.  1211-23  (-i 

1224- 

-38): 

rov  nXlovoi  fiEooi*c 

W  mW 

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V 

o<ny  ff  ifioi  xatäAtjkof  farai. 

* 

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M 

imi  nokkiä  fiiv  ai  ftOHqai 

A/iigat  Ktni&emo  dt) 

V 

V  »V 

V 

V 

ivffo;  iyyi'ieiKo,  rä  reg- 

^    — M 

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otdy 

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ToS  diorros'  6     inbtevQoe  teorHanoc» 

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OT€   fioTf)*  ilvX'UfVtliO^ 

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-.—  V 

äkvQoe  äxoQOi  ävanitptjye. 

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Mnitoc  h  Tclnrrcb'. 

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221 


Aristopb.  Ach.  IISO— 61  (=  1162—73): 

'Avii/ia/oy  rdr  W^atddtK,  rür  tryygfw^^,  löv  ftrÄhuv  .-twijriji', 
i&f  ftiv  iöyo}  xaxÜK  l^oUaeuy  6  Zfr;, 

o,'  y'         lAi'  T/r;_(io>^  J/imn  ;^of)y;;,'(* r  flT//'ii;'  udnnroy' 
üy  &'  iMÖmftt  levdidoi  Atöitn'ov,  fj  A'  ihnxr)Ufni 

^{iUoi,  x<lja  /leklonoe  Xaßeär  atroS  Kvm^ 
igjtdoaoa  q>evyoi. 


A 


Pindai  0.  V  epod.: 

rn.-Toi^  {jftiüvoi^  1t  ftovafomxtif  xm, 

xlv  it:  xi'Avi  ußijöv 

nttdoata*  MOfjHt  ntällh  fimig^  'A*    ttgaw  btAgoSe  »uü 


Die  vorstehenden  Beispiele  zeigen  zunächst  nur,  dasa  in  ihneu  die  dipoditche  Mesraog 
ohne  jeden  Anstand  durchgeführt  werden  kann.  Da^  dieses  allgemein  der  Pall  war,  kano 
natürlich  »V»  einer  so  geringen  Anzahl  Ton  Beispielen  nicht  gefolgert  werden.  Aber  ieb 
habe  das  ganze  Material  nach  .^ioer  Hichtung  durchgearbeitft  uml  kann  vt-rsichprn,  da*s 
nur  Terhältniamänig  wenige  Verse  der  dipodischen  Measung  widerstreben,  ^hon  dieses  nauiiä 
gegen  AnaljnaD,  welche  im  bauten  Weelud  Tetrapodien  tiod  katalektiMha  Tripodien  auf- 
weisen, nii8>trauisch  machen.  Aber  wir  haben  noch  andere  Beweise,  welche  fQr  die  Methode 
der  alten  Metriker,  die  iambisch-trocbÜscheo  and  logaOdiecheo  Vene  der  Melik  in  Doppel- 
fttoee  zu  zerlegen,  sprechen. 

S.  Die  Skandleraiig  nach  DoppelfBaBeD  hei  bekaootlieh  in  den  iambiach-bioebliacheii 

Versien  des  Dialoges  und  der  iambischen  Poesie  dadurch  ihren  äusseren  Ausdruck  gefunden, 
daas  der  erste  Trochäus  rein  iüt,  der  zweite  aber  auf  eine  sjll.  auceps  ausgeht  (~  w  _  w). 
Daa  iat  darchgängige  Regel  in  den  iambiacben  Trimetem  and  trocbäischen  Tetrametern  des 
IKalogB.  In  den  indischen  Partien  hingegen  pflegen  alle  F(Ls8e  einer  iambisch-trochäischnn 
Keihc  rein  7.ti  sriit.  und  da«  ist  offenbar  der  H:iii|it^'ruiic!,  Ufsliulb  dii-  li.-ucM  ii  .M.-;nker  in 
der  Melik  eine  aus  4  FUtwen  bestehende  lieihe  lieber  als  Tetrupodie  denn  als  Dinieter  be- 
ideliBen.  Aber  di«  Begel  dar  Reinbeit  aimtlidier  troabti§ober  and  iambiaeher  FOeae  iat 
aidit  ohne  Anenahine,  und  da  trillt  aa  aiob  nun,  daaa  aneb  in  der  Melik  deh  eine  ajll.  ane. 


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222 


gerade  aar  an  den  Ve^!^8tellen  findet,  die  in  dem  Dinlog  eine  syll.  anc.  zur  Regel  haben. 
Die  Fälle  gelten  als  AiuDabmen,  aiud  aber  keinecwega  so  aeltea  ak  man  gewöhnlich  Mg«ii 
hört.')   Hi«r  die  Fille  aiia  der  Parodo«  der  earipideMeben  Hehn» 


Aber  auch  in  anderen  Stücken  erlaubt  sich  Euripides,  und  nicht  blos  tf,  tondeni  Mioh 
die  anderen  aceniscben  und  lyrischen  Dichter  die  gleiche  Freiheit,  wie 


Zufall  wird  ee  aber  doch  gewin  nicht  aein,  dasa  gerade  in  dem  2.  and  4.  Fusa  einer 

iruchäi^chen  Reibe,  nicht  auch  in  dem  1.  und  3.  fine  syll.  anc.  vorkömmt;  erklärt  abter 
wiiil  (Iii-.:  Ki-cheiTiiintr  finfiich,  wenn  auch  in  melischen  Piirtif-n  nacli  Dipciu'-n  ijcmesaen 
und  nur  in  Folge  einer  strengeren  Obaervanz  seltener  ein  irrationaler  Fuss  zugelasi^en  wurde. 

4.  Aaf  den  gideben  Grund  iat  es  zurflekznfllfarati,  wenn  die  Dichter  dnrch  2  drriwitig« 
Längen  nur  die  2  r.u  einer  Dipodie  zu.<tanimengohörenden  FUssc,  nicht  etwa  auch  den  2.  und 
3.  oder  -1.  und  5.  Fow  einer  trocbäiscben  Reibe  ta  eraetsen  aich  erlaobten,  wie  find.  P.  I  3, 
Aeüch.  Euni.  920,  Eur.  Or.  965 


Bei  der  Beliebtheit,  welcher  diese  rhythmische  Figur  bei  den  Tragikern  sich  arfnate^ 
ist  dif  Beschränkung  auf  die  zu  einer  Dipodie  gehörigen  FCUse  gewisa  nicht  bedeutungtloa. 
Die  Iteget  iat  ausuahnulo«  und  beweist  also,  daas  bei  dem  Bau  der  betreflSenden  Verae  and 
ibier  UnigtbaDg  die  Dtehter  die  dipodiache  Messung  vor  Augen  hatten.  Die  beiden  letzten 
ArguufiT.t»  trclten  allerding-t  zunächst  nur  für  die  iambisch-trochäf'i  lif-n  Kola;  da  al>er  diese 
ganz  gewöhnlich  mit  glykoneischen  Versen  verbunden  sind  und  uiit  denselben  m  »jm- 
metriacber  Responaion  stehen,  an  haben  die  Beweiae  indirekt  aaeh  flir  die  iogaödiaeliea  Vcrat 
und  Strophen  Kraft.  Wenn  bei  diesen  wie  bei  dem  Glykoneion  die  zwei  h  t /Jen  Einzeltakte 
ein«-  arnli  re  Gestalt  wie  die  zwei  vorderen  haben,  so  bewi'isl  dieses  nur,  dass  das  ganze  rier- 
gliedenge  Kuluu  einen  einzigen  must kalischeu  Satz  bildet,  steht  aber  der  Zerlegung  des 


I)  Ronbatb  «at^t  nurh  in  der  dritten  Auflagn  «einer  Oriecli.  Metrik  8.  196  von  den  TroehBen  der 
Tragi'iJie:  wird  durch  Vfriiifiiliitif;  •I  i  i  1 1  i1  iHn,-.Uni  Tliofii  ein  »rharf  iuHfrejirilift-T  UhytV.iini^  e-  wahrt, 
der  aberall  reine  Trochüen  im  »trennen  dreizeitiKen  Tukte  zum  Tr&Ker  hat.*  Aehnlicbe»  von  den  iambi* 
adiea  Beiben  wird  behauptet  8.  247.  In  der  AufzäbloDff  der  iambiacben  Strophen  de«  Euri|Mdea  fkUt 
dann,  aaa  wetekaia  Omiid«  iat  aieht  ernchtticb,  die  Helena  gua- 


fiüXoti'  l]^ovoai  zdv  Aißuy  (170) 
ibuidf»  ij  aÖQtfyof  oTitvor  uaoteie  (171) 
fuwoni  rt  ^^ipf/iae»  Swtpdd  (174)* 


Phoen.  1743  nVjity'  *yo>  ni'tv  fji7';'ui'oi'  tV  vßota/iürair 

£ar.  Ipb.  A.  281  ois  'Knuov:  Cuvöfiu^t  .iü;  ieco» 
Enr.  El.  1193  d»d  'fUaWAoc 

8opb.  OC.  12'21  *tnV-c  Urf  ßUHfj  uvi'ufvaio; 

Aeseh.  Äg.  98"1  XQ'"'"'^  ^Q"/'>'>}oiaMf  ivrefifioiais 

Aleman  5,  78  oi*  yno  a  xakktof/  rno;. 


stti&ovtat  d'  äoiÖol  oäfiuoiv 

hutxtitm  d^  Kvtdattffa. 


223 


Ganzen  in  jeo«  der  Form  Rieh  irohl  vmcbiedeaei  dem  Zaitamfuig  »ber  aaefa  Reiche  Teile 
nicht  im  Wege. 

5.  Ausserdem  liUst  sich  für  die  Regel  der  dipodinchea  Messung  auch  noch  aiifahran, 
daas  DBMr»  Kola  htvfif  itn  Aitfinig  des  Gliora,  wie  in  der  Patodoa  der  Antifjone,  und  bei 

Uanabbewe^fungen  auf  der  BQhne,  wie  in  der  Andromache  501  ■  id,  TOlbomraeo.  Dom 
hier  war  der  dipodiache  Bau  für  die  den  Gesang  begleitende  Bewegung  einzig  angemessen, 
dieweil  nun  einmal  der  Mensch  nur  2  Beine  hat  nnd  unwillkürUch  bei  dem  Gang  rechts 
mild  Hain  la  einer  Einbrni  Terbindet   Die  lamben  and  Oljkoneen  der  Pavodoa  and  der 

Marschgefänpe  sind  atirr  pan?  cfprnf1p<;o  gnbant  wie  die  in  den  übrigen  Ch<iru''^llgan  Vsd 
Monodien;  was  also  von  jenen  gilt,  kann  auch  diesen  nicht  abgesprochen  werden. 

Mau  könnte  noch  die  Verbindung  iauibischer  and  glykoneischer  Kola  mit  ioniseben, 
chorinnibiacben  nnd  kretueben  anfuhren,  da  die  letzteren  sweifeUas  wxeammwigeoptrto  Tnkte 
sinrl  nnd  also  auch  i\xc  prstert^n  ilrr  ^'Ii-lchcii  K1;i<.m>  aii^'phfircn  worden.  Man  könnte  auch 
auf  die  Analogie  der  anapästischen  Diraeter  liinwei.sen,  deren  dipodische  Messung  nieniaad 
in  Zweifel  siebll  wiewobl  bei  ihnen  ebensowenig  wie  bei  den  reingehalteaen  trocbiiKhen 
Tetrapüdien  die  Zui^ammeufussung  von  je  2  einfachen  Ffiäsen  so  wneni  Doppelfuss  einen 
äusseren  Ausdruck  gefunden  hat.  .\ber  die  angeffihrten  Gründe  sind  schon  schwerwiegend 
genug,  um  die  dipudische  Messung  der  iambisch-trochäischen  und  logaödi«cheu  Verse  auch 
in  den  meliseben  Partien  al»  wnbrscheinlicbt  ja  als  sicher  ersebetnen  an  lasNn.  Bei  niebls 
wcnitfpn  ffiilcli i^en  i^t  Ahcr  ein  ?oIcIif-s  Mi^straufri  in  die  Erf^elitii.^>e  iler  rliyfhmi'ichHn  For- 
schung eingetreten,  dass  sie  nur  die  aus  der  Oestalt  des  Einzelfusses  von  selbst  sich  ergeben- 
den Ikten  anerkennen.  So  beadcbnen  Hilier  nnd  Gmeins  in  der  Antbologia  lyrica  ein« 
akatalektiaebe  trocbÜBebe  Tetrapodie  nnit 

•     ■      ■  • 

Wara  hier  die  Pniil<t>  ?  Da^s  ein  TroebKus  den  Iktus  auf  der  T.lir  k^e  Itat.  weiss  auch 
ein  Anfänger;  was  brauiltt  es  da  noch  eines  Punktes  auf  der  Lriiit;yy  Da  loUi  ich  mir 
doch  noch  mehr  diejenigen,  die  jede  Iktusbezeichnung  unterlassen  oder  aus  heiliger  Scheu 
vor  Aen  Iklen  die  Zetftllnng  der  Veiae  dnmb  Vertikalsbricbe  oder  Kommata  ansdrfieken. 

Wir  hfns'efren  behnlt«!!,  q'e'tützt  auf  die  dargelegten  Gründo,  das  ahr.  Verfahren  h-'i  und 
zeichnen  nach  wie  zuvor  den  ersten  von  2  zuaamineogehöreodeu  FOsaeu  durch  den  Iktus  aus. 


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224 


U. 

DaklTÜiehe  Tripodlwi  utkt»  TetrapodiAB. 
1.  In  der  ZaMnmwiiftMaiig  mebiwar  SnttAfllan  tm  kSlwran  Binbett  doea  nnamniMi- 

gesetzten  Fusses  herrschte  hei  den  nri<-o!nMi  gleich  von  vi>rn!iereln  ein  tiefgretferuir r  l'nter- 
•dbied  zwischen  den  einzelaea  Taktgescblechtern.  In  den  lamben  und  Trochäen  sowie  in 
den  Logaöden,  die  sich,  wie  beraita  Hör««  erkBonte,*)  am  den  hmben  entwickelt  bktten, 
herrschte  die  Dipodie  und  die  aoa  ihr  durcli  Verdoppelung  entstandene  Tetrapodie.  In  den 
Daktylen  war  die  Tripodie  zuhanfr,  die  das  erste  EiLnunt  des  Uexameter»  bildete*)  und  in 
dem  FenUmeter  zur  selbständigen  Geltung  kam.  En  waren  die  Daktjlea  nicht  das  eiuiuge 
VemDMi,  in  dem  Tripodien  gebildet  Warden;  ooeb  mehrere  »Ite  TolitatSmUche  Weiaen  mit 
Auflkkt,  wie 

nnd  eben»  der  Docbmiiie  wie 

<     waren  tripodlüche  Kola,  aber  diese  traten  doch  ganz  zurück  gegen  den  massenhaften  Gebmuch 
der  daktylieeben  Tripodien.   Woker  dieeer  XTntereelued  dea  tetrApodiaeben  und  tripodiaeb«n 

Baus  Jer  Kola  ^,'ekomnien  sei,  lässt  sich  nicht  mit  Bp=tinimthf»it  s-ifffn;  er  knnn  mit  alten, 
aus  der  Fremde  Qbenioiumenen  Melodien  zusammenbüngeQ;  er  kann  aber  auch  daher  stammen, 
daaa  ta  iHmbisebeB  und  snapietiacbeB  Weiaen  geaebritlen,  so  daktjliaeben  von  einem  ateben- 
^  den  Sänger  gesungen  wurde.    Aber  die  Frage  des  Ursprungs  lassen  wir  beiseite  liegen; 

genug  dass  der  Unterschied  seit  den  Anfängen  dor  trri»'chi'rhi*n  Poesie  bestanden  Iiat.  An- 
fangs gingen  vermutlich  diese  beiden  Systeme  unvermittelt  nebeneinander  her,  die  einen 
diebtaten  nnr  tn  daktyliaeken  Tripodien  nnd  Heiametera,  die  anderen  nur  in  Itimbiaeben, 
dipodisch  gemessenen  'r<  tra[i(.Hiien  und  OktopnHicp.  Ahfr  diese  SchL';<liirii;  blieb  nicht  immer 
beatoben:  die  beiden  Systeme  näberten  sieb  einander  und  wurden  mit  einander  verbunden. 
Die  dipodiaehe  Gliederang  errang  die  Oberband;  aie  war  die  natUrlicbere,  da  eben  der 
Menaeb  aoeb  swei  Bainei  zwei  Augen,  zwei  Hände  hat.  Wäre  der  Hexamet/er  und  die  Elegie 
nicht  i»pwpsen,  so  würe  wohl  schon  bald  nach  Aimkrei  n,  dem  erfirii]ir'ts('lien  Verbreiter 
dipodischer  Verse,  die  Tripudie  ganz  von  der  Hüdtiäche  verschwunden,  äo  liatte 
dt«  Vorliebe  fOr  dipodiaeb  gebaute  Vene  nnr  die  Folge^  daaa  aucb  in  die  daktyltaeben  Vetae 


■)  Hur.  tp.  I  19.  ^8:  temperet  Arcbilocbi  nraanm  pede  ma«ciila  Sappbo.  temperat  Alcaeua.  aad  lebiii 
et  vniine  diqNir.  ii»n  kann  daraus  achtieMeD,  dus  Bodi  Horu  den  Gljrkoneuii  und  fthuUehe  Tam  in 
KweitilUge  Ffliae  —  -  i— vt»—}-— i  Terleptt  hat. 

^1  Dtts»  die  iluklylisi  1)1'  TripiMlif  nicht  i>rit  ilurrli  Zi-iteillin;;  i;le:<  Hexuiiietons  L'iit«tnin)en.  Hoiidprn 
das  unprüugliciie,  voik»mä«itiKt'  Kleiiienl  iiv«««lt»eu  gewesen  ut,  i»t  tiuaa  der  featctehcDden  K«iaUaie  n>u 
Uaeaen  AltgriechiKhcia  Vanbau. 


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225 


die  IKpcKlie,  Tetmpodie  und  Oktopodi«  ciawgeii.  Wir  werden  im  Aahaog  daktylisdi« 

Stroplien  aUiscVier  Draraatlker  zerf;'!ie<Jern,  die  pnnz  nach  r!en  Ret;eln  dipoJiächor  Liei^or 
gebaut  sind;  aber  schon  der  erste  cboriscbe  Dicbter  der  Griedbeo,  Alktuan,  batte  daktjliwbe 
Gedicht«  naclt  dw  Norm  der  dipodiiclim  gedichtet.  Bei  Aeeehylns  begegnet  vne  «ich  dne 
neoe  Art  daktylischer  FOnffUssIer,  die  die  OeUung  «nee  r^er^or  Saxtvhjtiv  ßgoxmuxd- 
l^ttcv  liatten,  «lao  die  dipodieohe  Meeeang  Toiuaietitea: 


tti^r  äi06  ei  *i  fiättty  iiiö  q>eoitlioe  äx&os  (Ag.  166). 

Seltener  war  der  andere  Fall,  dass  der  tripodisclie  Bau  ans  den  dakfylisclieii  Versen 
in  die  trochaiscbea  eindrang.    Doch  auch  er  kaut  vor.    Denn  in  dem  axchilocbiscbeu  Vers 

'EgaaitoviAi)  XaoiXae         XQ'lf^'^  ylkoiov 

wird  man  doch  wohl  das  zweit»-  Glied  einfach  als  eine  trochäische  Trlpodie  ('  v  _  -  _  j), 
uiciit  als  ein  öifittQov  (i(>a/i<xaiäÄt]xtov  {  —  ^  —  v  w  ^)  auffassen  müssen,  Kumal  wenn  aus 
ihm,  wie  idi  eeh<m  frflher  aa%«(teUt,  der  hteiiiieclie  Setamioe 


malam  dsboot  Hetelli       Naisrio  po«lae 

•ntatMiden  iet  Amaerdem  iit  epveh  wohl  der  Docbmine  -  —  '-^  —  nicht  Uot  ferwandt 
luit  der  troehiiaelien  ketaldttiadieii  Tripodi«,  wie  sie  nne  im  Aim  418  Toriiegt 

MNidera  geredexa  am  denelben  dareh  UmrOokung  (83nikope  in  modernem  Sinn)  des  enten 
schwachbetonten  Ktisses  entstanden.  Aber  immerhin  war  bei  der  minderen  Belielttlieil  der 
Tripodie  das  Uebergreifen  der  alten  daktylischen  Bauart  in  die  iambiseb-trocliiischen  Verse 
■d.tBii«r> 

2.  Eine  endere  Art  der  Anniherong  der  beiden  Sjsteme  beetmd  dArio,  da»  man 

geradezu  Kola  der  beiden  Vertwrten  mit«inander  zu  einer  Periode  verband.  Den  ersten 
Schritt  SU  dieser  Verbindung  that  Archilocbus,  indem  er  auf  einen  iambiacben  Trinieter 
eine  katalektische  daktylische  Tripodie  ata  Epodns  folgen  Hess,  wie  £r.  96 

Ighu  riy'  vtiir  ahor,  ö>  KtjQVXÜt), 

Iq  seine  Fussatapfen  trat  Alkman,  indem  er  in  fr.  1  nur  ein  wenig  Uber  die  epodiache 
Anlag»  hinaoeging: 

M(iMf'  a-/t,  Mmoo  ifyam  siotvfifuMs, 

atfydinfir,  fiiko; 

vfoy/ii'iv  itfiy/  Titionh-oic  üitAr/f. 

Daraus  schuf  dauu  SU^icborua  seine  daktjlo-epitritischen  Vertie  und  atrophen.  Denn 
daa  iat  der  natOrliehe,  gmehiehtliche  Hergang  der  Dinge,  «o  oatfirliAh,  daai  man  kaum  be- 
greift,  «i*  Blaaa  und  Sehroeder  auf  den  Gedanken  kamen  die  daktjrliaidien  a^ripodien  Pindars 


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226 


auf  das  rrukrasteübett  von  iouUcheii  oder  choriambiscben  DoppelfQasen  su  spanneu.')  Auf 
«n)6  weiUiuflge  Widerlegung  der  neaen  Theorie  gehe  ich  nicht  ein,  itiJMc  6  fi99oe  rifs 
dXt}Oeiai  f(fv.  Der  geschichtliche  Verlauf  der  griechischen  Metrik  und  der  von  Pindar 
0.  III  5  bezeugte  dorische  Charakter  der  Daktylo-Epitriten  geben  uns  einen  deutlichen 
Fingerzeig,  dass  wir  Stesichorus  an  Archilochus  und  Alkman  und  nicht  an  Anakreon  und 
die  lonier  anzuknapfen  haben.  EintBcheidflnd  aber  ist,  dass  die  Qrieehen  in  den  ältesten 
Zeiten  ausnahm^'li'*'*  il<'n  Iktiis  an  imiip  lange  Silbe  baiiflen  und  aiirh  später  noch,  narlidi-ni 
sie  auch  auf  eine  kurze  ^ilbe  deu  iktus  su  setzen  sich  erlaubten,  dieses  nur  thaten,  wenn 
die  Kfineo  Vectnter  «der  Länge  weraa  und  nebeo  den  Kflnen  anefa  noch  die  ursprüng- 
liche LiDge  in  Gebnuch  blieb,  wie  in 

Bäk  doch  da«  «Ite  KriegsUed  der  Spartaner 

noch  gar  keine  Auflösung  der  betonten  Länge  in  zwei  Kürzen  und  damit  auch  noch  keioeo 
Iktoe  «uf  einer  Kflne.  Wie  sollte  elso  Ste«ehonu  achoo  Verafltase  gebraacbt  haben,  in 
denen  der  gute  Taktteil  regelmässig  durch  KGneen  ausgedrückt  war?  Die  Äiiliänger  der 
neuen  Theorie  suchen  fitilich  ilariurch  aus  der  Verlegenheit  zu  ziehen,  dass  pur 

keine  Ikten  setzen.  Aber  ohne  ikteii  gibt  t»  keine  V^ersfUsae,  und  wenu  Blas«  und  Schroeder 

etaitt  Ikten  sn  aebsen  durch  nodere  Zeichen  die  daktyliacbe  Tripodie  teile»  in—»»— |»v  1, 

so  befrinnt  dorh  iiurmr  il^r  zweitf  Tnkt  mW  oiiier  Kfir^f,  rnii-.^  iii.m  rilso  ;iin-li  ilcu  Iktns 
oder  Nachdruck  auf  diese  Küne  legen.*)  Freilich  kommt  durch  die  Verbindung  von  daktjrli- 
edien  und  epitritiaeheti  oder  troehBiaeben  EüenMOteD  eine  gewiaee  Unruhe  in  den  Vera,  di* 


>)  Itii^ir  ut  aOerdiiig*.  dm  «elian  alte  Metriltert  auf  deren  Tbeori»  «ieli  Bla«  nod  Sdiraeder 

i<üt/f  ti,  ilir  ti'.it  Auftakt  versehenen  Triixiilicn  -  -  —  ~  >»  >.  -  —  ,i|„i  teilweise  snch  die  -Murii  Im  ti 
daktylischen  Tripodien  in  ionische  und  cbohatubi^chc  Uii»en  zerlejrtfn;  aber  die  kOnnon  für  uii»  uitht 
rn»88gebend  »ein,  <lii  sie,  von  dem  Vorliamelien  dipodiitrhen  Buus  der  lyrischen  Verae  aungehend,  womt^licb 
allM  in  DoppeUttaie  {fiinttit)  m  cwingen  roebtee,  ohne  bi«tori«cben  Sinn  and  ohne  Einblick  in  den  Qntair- 
•ehiod  det  su  ihrar  Zeit  bemoheiiden  Tersbaui  von  dem  tlteren. 

-1  D:i  ijii'ine  Opposition  «icb  bau ptsäib lieh  diiruaf  alßlzt,  da«»  iwei  nieht  aus  AiiflM  in.ir  \''.\\ri  T,:int,'e 
tnktstiiiiili-'iii.'  Ki^rzeo  nicht  TrüKur  d«a  lktu>  »eia  können,  «ü  bluibt  nur  für  den  Proaodiako«  oder  die  Kälte, 
wo  der  daktyli»  hen  Wpedi«  eiii«  Umg*  Toneigelit,  freie  Oaed.  Bier  iit  di«  UCgUdikait  rieer  deppeltau 
Meaiang  gegeben 


und  ich  nehm«  dia  aweitB  «war  nickt  flir  Find.  P.  XII,  aber  doch  fllr  eiudae  beaondare  FMIe  an,  wio 

für  rind.  P.  I  i 

Die  Stellen  u>it  beginnenden  Kürzen  wie     >•  —  >'      —  Find.  0.  VII  lu.6,       —       —  — 

P.  III  ep.  9,  die  anf  Leo  ^  0.  IM  besonderen  Bindmck  gcuiacbt  xu  haben  aebeiiictt,  lana  iek  vocant 
aoMer  betrucht.  da  sie  ihre  specielle  Stella  int  Aaftega'  und  im  ScUniivan  eistr  Stiopbe  baiteii  nsd  mit 
der  KopHonigkeit  der  Vene  an  dieser  fiteile  nuanuBenli&ngeii. 


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227 


mui  «n  den  geMtanlnigMi,  kmnemtiTeD  Doricni  nieht  erwartet.  Aber  in  dem  alten  Sparta 

blOhten  nach  dem  berflhmteD  Ausi^pruch  Pindars  neben  dem  Ratf>  irr  Greise  jiunh  die  Heigen 
und  Gesänge  der  Jugend,  und  ein  Aufblühen  der  Musik  war  vor  Erfindung  ganz  neuer 
Weiasa  and  Takte  bei  dm  GrieelieD  kaam  aodeis  mS^ieli  ab  da»  man  toh  der  eintönigen 
Wiederholung  deuelben  Fassee  and  Veiaea  zor  M ieohaog  der  Vene  and  Kda  Iflierging. 

Freilii  h  ist  mit  der  Feststellung  der  Thatsache  einer  alten  Verbindnrc:  duktylin  h«r 
Tripodien  mit  schweren  trocbäücben  Dipodieu  (iüpitriten)  noch  keine  Erklärung  der  rbjth- 
miaehea  IfiSgliofaknt  einer  solehen  Verbindung  Tenehiedenartiger  Kola  gegeben.  Alwr  wenn 
ick  ancli  g)anbe;i  doK  hier,  wenn  nicht  durchweg,  ao  doeh  sicher  in  den  -/.um  Marscli  ge> 
dichteten  Gesängen  wie  Pind.  P.  XII  und  Soph.  Trach.  Parodo?,  ire^end  ein  Ausi^leii  b  statt- 
gefunden haben  wird  und  aucii  heutzutage  noch  mit  vorsichtiger  Wahrscheinlicbkeiii>l>erech- 
anng  gefbnden  worden  kann,  ao  geh«  ich  doch  in  dieser  Abhandlung  aaf  dieae  aahtile  Frage 

niebt  ein,')  sondern  bepnü^e  niicb  mit  der  Fe=tstelIunK  des  Thatsächliclicn  und  verwahre 
nur  die  alte  Schule  vor  dem  Vorwurf,  daas  sie  sich  selbst  das  Grab  grabe,  weil  sie  ver- 
aebifldene  Wege  des  Aosgleiehs  nnd  d«  Zwtoiesnnig  einecMage.  Wir  haben  eben  nan  einmal 
kmne  Melodien  noch  bestimmte  ZeugniMe,  und  da  bleibl  in»  nichd  anderes  Afarig  ak  der 

nnsichere  Weg  dos  blos^i-n  Versuubes. 

I>ie  Oaktylo-Epitriten  waren  in  der  chorischen  Poesie,  specieil  bei  Pindar  das  beUeb- 
ieste  and  hlofigst  gebraachte  Metrum.  Bei  den  eeenisehen  IKehtern  der  Attiker,  hei  den 
Tragikern  und  noch  mehr  bei  den  Komikern  sind  sie  Liitschieden  surflckgetreten ;  nur  teil- 
wei««  erhielten  sie  eich  hier  noch  in  ihrer  alten  lieinheit,  wie  wenn  Arittophanes  in  den 

Kitleru  1264 

«inen  Anklang  an  alte  beliebte  Liedweisen  anstrebte.  Meistens  «tlitten  sie  eine  ümgestalr 
tung,  die  sie  den  damals  beliebteren  und  gebrüucLIicberen  Lugandon  oder  dipodiscb  gebauten 
Itetren  näbertea.  Cbarakteri«ti8cb  ist,  dass  bereits  Aeschyius  und  Simonides  ihre  daktylo- 
«pihritischen  Strophen  mit  einem  Ithyphallikas  «der  hraebjkatalektiachen  trochltschen 
Dimeter,  den  Pindar  noch  ganz  von  Keiner  Muse  fern  hielt,  zu  schliessen  liebten.*)  Aber 
auch  sonst  haben  die  Tragiker  und  besonders  Euripides  ihre  daktylo-epi  tri  tischen  Strophen 
so  den  logaüdischen  angenähert,  dasa  sich  dieselben  ohne  besondere  EUhnbeit  mit  den  Hilfa- 
nittaln  dreiieit^er  Llngen  and  ESnreehnung  der  Pansen  in  das  OefBge  dipodiseher  Metm 
bringen  Ia.<.sen.  In  der  Metrik*  p.  593  babe  icb  bereits  auf  die  merkwürdige  Epnde  Enr. 
Androm.  79Ü — 801  hingewiwn,  in  der  der  erste  Teil  aus  Daktjlo-Epitriteo,  der  zweite  aus 
vietftasigein  lamben  nnd  Q^rbmeen  besteht;  in  dem  Anhang  weide  Utk  noch  ander»  Bei- 
«pisb  des  jflngenn  Baoes  daktjb-epibritischer  Strophen  Torfttkran. 

3.  Ich  komme  zn  einer  Terwandten,  ff!r  die  sc eniaebcn  Dichter  wichtigeren  Frage,  der 
l^inmiscbaDg  daktylischer  Tripodien  in  iambisch-trochäische  oder  logaödtsche  Tetrapodien. 
Die  daklifliadun  Tripodien  sind  tsik  akatalektiach  teils  katalektisehi  di«  enteran  kommen 


>)  Wie  Uk  4airabar  denke,  habe  kk  in  meuksr  Hstrik*  p.  684  und  in  den  Ptolegon«na  meiner 
Pindaraaagabe  p.  XLT  md  VfO.  datfeüian,  und  Im  WsseaflidMa  habe  ich  an  ^saan  DarkigwigeB  nichti 

zu  ändern. 

*i  Aeach.  Prom.  43C;  vßl.  Kur.  Andr.  777.  Ale.  441;  StttOttiid.  fr.  40. 
Abh.d.L(^<Lk.Ak.d.WiiH.XXlLBd.U.Abth.  Sl 


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328 

hier  weniger  in  Betracht,  da  dieselben  al.s  brachjkatalektische  DimslMr  v  ^  _  »  w  .1.  m,) 
betrachtet  und  mit  den  fibrigen  dipodisch  uieMharen  Kolen  in  Einklang  gebracht  werden 
können.  Ebenso  macht  es  einen  Unterschied,  ob  die  daktyhschc  Tripodie  Tereinzelt  Btebt 
oder  ob  nfllinn  aoMiiNidw  fUgmi,  da  im  latateno  Fall  ^  Tripodien  xoBanineii  «ja«  für 
tieli  stehende  Periode  iaaerhalb  d«r  Stroplw  InldeB  kütaaeo.  Banpiele  dalBr  aiad: 

Aeteb.  Agam.  720— S6  — :') 

t^gstper  Si  Uonos  U 
MV  M/UNS  il]nLhiinia  ßav- 

iv  ßtdrov  agoteieiott 

y.nt  ••mfiiniT;  ?7iijnQTOv  '  _l-v<_-w_l     —  |l 

noÄ/a  d'  Eo)[  Ir  äyxäiius  v  _  w  —  ^ 

^miQwiäs  ^orl  x*'S'*^  00^  —  •<  — -  v  —  -  — 

Bar.  Troad.  1094—9  1—,  naeb,  kretieeber  Periode; 

yvnvrnv  M  ya^P 
^akafiiv  ieoav 
'Io9fuoy,  h'da  -^l•/ac 

Eor.  Hei.  1495—7  =,  Aofang  der  Stropbe: 

naidf;  I\'ydu(jidui.  —  —  —  -  „  ,  

Dieken  Grtipppn  f!nktrli  1  »ipf  Tripoitien  stelle  iili  zur  Seite  die  Verbiiulunp  -fon  ini 
trocbätschen  katalektiscbcu  i  npudien  lu  einem  iiäoDischen  Gedicht  Pindars  Ü.  11  ep.  2 

hf  AU^  n  ttal        nagi  ibcm  ixot-        tftw  oblC  Sv, 

wobei  zu  beachten  ist,  daM  ftbolich  wie  in  der  Stelle  der  Helena  ausserdem  eine  rereinzelte 
Tripodi»  rorkwunt  0.  U  efk.  8 

AJ^oc  6  »dvnM'  ju^Q  dvmiTo  Mfu»  tgftov  ^2oe. 


I)  Dordi  dM  Zachen  »  will  ich  aniaaten,  dam  die  gleiehoa  Tena  ib  der  Aatiatraphe  TorkamaiMir 
waa  für  dxa  Sicherheit  der  AnalyM  nkbt  obn«  Bedeutaait  Ui  «ud  deshalb  tou  mhr  aagnaerkt  «in!. 


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229 

An  dit  Gnippm  ton  dni  oder  mehreren  Tripodien  mhl  mh  dü  V«rlMiidniig  ton  tum 
Tripodi«n  nt  «in«m  Vers,  dem  eogenmnten  Pentameter: 

tÖv  nojE  Jißidaif  xaonotpoQoi;  yväkoi^  fipli-  T.  1235} 

ro&io  6ia/juuQie  ov(  Txei'  äntQ  n  ßiio(  (Cho.  480) 

oEdc  l/fol  f0^«m(  ttiM*  M  dt&fiaot  naSts  (Nnb.  1158) 

ofoxtHD  iQWtOftha  yn'yei  ufiagTiyoo^  (A.  Suppl.  541) 

u)  q)üog,  tS  ^fle  BoK-  x'^^>        oto7toiö)v  (Cycl.  74). 

4.  Nun  kommt  aber  auch  eine  einzelne  katnlektiaehe  Tripodie  vor;  ihre  HaapUtelle 

ist  Tor  dem  ächlusskolon,  wie: 

Aeeob.  Pere,  131  »a,  aneh  Kretikern: 

ä/xtpottgai  älutv  —  «  -  i_ 

Aesch.  Prom.  164  = ,  nach  dipodischen  lamben: 


ito/.oi;,  CO  noaii  fioi. 
jiard'  iudv,  (!}  fuUa. 


Bnr.  Trond.  589: 


Bnr.  Andn  187  >s: 


yvm&t  A'  ovo''  ini  fifOC  -I.   «  _  w   ^  w  ^ 

dftuu;  ''.t'  itÄ/.mf>tng  —  ~  «  —  -  -  , — 

ii«5AfO!;,')  «>a>'       ou  giiXaty  tiv'  eiaoQ'li;.  —  ^  —  -  —  -  — 

Bor.  ileL  464  »: 

'Aoiifitöo^  ze  deä{  —   «  »  —   -  -  ^ 

Im  Anfiuig  einer  dipodisch  messbaren  Strophe,  wie  oft  in  reinen  daktylischen  Strophen 
(t.  Arüt  Nnb.  875,  Eur.  FImmi.  784X  steht  ein«  wie]!«  TereinMlIe  Tripodie; 


■)  Schmidt  und  Wecklein  le»en  :töhtoc  tmd  liehen  diese*  Stt  dem  «OrMsgelieadM  Ten.  Zar  ebigen 
Analjrse  stinunl  die  K^lemelfi«  meiner  Ui«. 


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2S0 


V     W     V   •*  V 


Arittopb.  Them.  1048: 

u>  xnT'tniroc  —  ^  ~  —  -  - 

»dtfoc  AfUlfOfin*  bA  urandir  napovofiji;  "  — ' 

£ur.  Audrom.  471 

iümtxoi  wgavMee  —    "  ^  " 

/Ilde  ä/w&'oi'cc  ^^ecey.  *  —    «  —  « 

An  aadann  bdiebigan  SteHan  iteht  die  dftktjliwhe  Tripodie: 

Sur.  Hai  525: 

laXuitf  uu)v  liiftloi  ffütXOV  *•  —  — **    —  * 

M(A)n|i  TgQMf&ic  bt  yäe-  —  ^  — "  — 

Dso  Eur.  Suppl.  598  f.  =. 
Durch  öftere  Verwendung  ouMNe  Kokine  an  venchiedeneo  Stellen  otuurRkterimrt  üt 

die  Strophe 

Bar.  Ipb.  AaU  1475—97: 

^ly!  ri   III   inv  ']}.!r,v                                                w  «£>    •»    ^         ^  »  _ 
y.ai  <i'(>ryo)v  {Ximohf  —  x           w   Jl.  » 

OTftfKt   ntQtßokOl  df30TC   rfiofXt  '  wvMWMHMrwwwu 

niÖKOfUK  ödt  xtnatfiiiipeiv  *  >       «  _l  _ 

j^tovißtov  Tf  nay&i.  _i   -        -  _1  — 

liiaati'  &n<f  l  rabv  w  _1   •  „    «,  _l  « 

ßtaftü»  ^gtefU¥,  »  _  »  ^  w  ^ 

rai'  drarK^a»*  '^itixtiuv.  —              w  -1  v  ^ 

ofjHO<M  9vfuu^  je  _:.  M.  ^  »  «  ^ 

M  ,Ti'ri'K(  .7<'rrKi  fiüttf,  <6c  ddugVU       OOI  w         s'    ^»^wvw  v  — 

Ir^li;  )iid^  od  agittet.  v»  m  ^  v  J.  »  _ 

M'u       rhfpora  fiiuuvc  Atta  w  v  tn>v_w 

(5«'  fuuv  firnitn  rnm^i  -  »    _1  -  ,  


')  Ueberliefatt  iii  täoA'  ^oUAoCf  va«  vullstAiidig  gag«n  du  Vsnmaas  iai,  weabaib  ich  AiUi«t  ^ 
Glowe  XU  tMt  yiffe  «nielie.  In  Ibniieher.  nur  gew«ltauMr  WeiM  kwmgierte  Sebmidi  «lev  m«tri«kea 
FWhl«  Bit        h  Amttt. 


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231 


Weoigw  fidlw  itu  Ocwübt  dUj«iig«ii  katelektitdistt  Tripodi«a,  auf  ik  «n  aiukraii- 
scher  Vers  folgl,  M  da»  dw  b«talaktiMfa*  Tripodi«  so  «otr  Tolbttnd^n  ccj^nst  werden 
kuu},  wie 

Enr.  Troftd.  828: 
»Jt)}0fi>/io,  xaUknar  latQeiar   w   


Troad.  566: 

and  ähnlirh  Tro.  Sn4.  1081,  Eur.  Stippl.  8S5,  Arist.  Lys.  1302. 

Mag  man  aber  auch  von  den  angeführten  Verven  einen  und  den  andern  durch  Kor- 
rektor oder  andere  Meerong  eUminieren,  hA  beetehen  bleiU  die  TbatMMsliei,  dan  die  nent- 

Kshen  Dichter  und  iii)jbeM)ndere  Euripide«  eine  katalektische  daktylische  Tripodie  neben  nnd 
nnter  iarobisch-trochüsclien  und  logaudisclien  TefrapotHen  zu  Fetzen  sich  erlaubten. 

In  Pindar  finden  sich  zwei  Stellen,  in  denen  eine  daktylisciie  katalektische  Tripodie 
dipodiNli  nuMbann  Kokn  beigemiiebt  iat,  ninlkb  0.  ZIV  8 


MOtgarSoni  xoQO^  dahag  dUd  »dr-      nav  ta/ifu 

nnd  K.  VI  ep.  1 

tXreotP  iy       Jlgaitdä/ianoe  Ii»       3tS9a  viftw». 

Aber  ieb  lege  denielben  kern  beaonderee  Qewidit  ba,  da  bei  Pindar  ttb«rbanpt  in 

iogaödischen  Strophen  häufiger  Tripodien  Torkommen  und  deebalb  die  zwei  FBlIa  nidbt  ini- 
tiaode  sind  eine  Sonderstellung  der  daktylisclien  Tripodien  tm  renlitfertip™. 

Aber  besondere  Beachtung  rerdiont  es,  da$8  »elbat  bei  Flautu-^  der  sonst  so  strenge  in 
MUMD  KomBdieo  die  dipodiaebe  HeaBang  dnrcbgefOhrt  hat,  alefaTeinige  katdekluebe  dakly- 
li.<!ch>>  Tripodien  finden,')  nämlicli  einmal  in  Vwbindung  Bit  einer  nacbfo^nden  anakraai- 
schen  Tripodie  Caiv.  96,  97  und  Gas.  G  l  4 


flos  veteris  vini  meLs  naribus  obieetnat, 
eim  anor  cnpidan]  ine  huc  prclidt  per  I 
iiini  tilii  istuc  cerebrum  diapereatianii  enetra  tn,  | 

dann  aber  aoch  vereinzelt,  wie  Gas.  873,  Gare.  120  | 

vostra  foris  crt'puit. 

em  tibi  anus  lepida.     ^aUe  uculi&sume  bomo. 

So  gross  also  war  die  Beliebtheit  jenes  alten  daktylischen  Kolon;  fbrterbalten  aber  bat 
sieb  daenibe  bis  in  die  neuere  Kom&die  durch  die  aneb  von  den  alexandriniichen  Gelehrten 
anerkannteo  xwei  Ifetra  lambelagoa  nnd  Elegiambae. 

>)  kdgttMM.  winden  dieselbeD  nwiit  w»  Ucbeler  Rli.  H.  B»  {1864)  265  und  Aß,  178.  IW. 


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333 


a.  Id  der  Ketrik  handelt  an  «eti  wie  in  allen  empiri!>clien  und  historischen  Diniptinen 

in  erster  Linie  um  die  Festatelhinp  der  That.saclie.  Dieser  Aufgabe  glotiben  wir  oben  penöprt 
zu  haben.  An  zweiter  Stelle  fragt  es  sich,  wie  man  die  Thatsache  zu  erklären  hat.  Vor 
40  Jahran,  äk  nwn  dem  «aaplalaBebm  Homoowter  doreli  Fuwm  den  W«ti  «tnea  Dimeter  lo 
geben  sich  unterfing,  würde  iimn  sich  nicht  gescheut  haljf-n,  aiu  li  nnsere  kntalektisclu^  Tripodir; 
durch  Recken  und  Strecken  auf  den  Umfang  einer  Tetnpodie  ..zu  bringen,  etwa  durch  die 
Me^ng 

_w  »       w  oder    — »•  w  _M  •  w  A 

Hfutziitage,  wo  die  Wiss<?iisclian,  dnr  Motrik  t^ehr  ernficlitert  und  wesentlich  zu  der 
Behutsamkeit  Hermanne  zurQokgekehrt  ist,  wird  mau  80  etwas  nicht  mehr  wagen  dürfen: 
vn  Anoaliine  aber  Mogwen  FkiiM  gibt  d«r  Sinn  bat  an  htkva  dar  angefülirtctt  StaUen 
•inen  Anhalt,  ud  sechsxeitige  oder  gar  aehtnitige  Längen  haben  talbat  die  Rhythmiker  dar 
ruiuisclioii  Kaiser7eit  nicht  angenommen.  Auf  diesem  Weg  kommen  wir  nbo  nirht  ?.nn>  Ziel; 
aber  vielleicht  kommen  wir  auf  einem  andern  Weg  weiter.  Wir  haben  bekanntlich  bei 
Arietidea  d«  mos.  §  87  W.  di«  markwQnlige  Lahr«  wn  d«n  3i69ae  SoBiexdmffuu  xmA  mQhior, 
wonach  man  die  Kola,  in  denen  den  iambiscli-frocliäischi'ii  Füs.si'ti  liii  Daktylus  bi^;i;emisclit 
ist,  nach  unserer  Terminologie  die  logaödiscben  Kola  in  zweisilbige  EiazelfOsse  zerlegte. 
Dieoe  Zergliederung  halte  wohl,  TOB  der  ihr  ngranda  liegandem  VerkennoDg  das  kjkliaolwn 
Daktylas  abgaaehan,  die  praktiiah«  Badaatmtig,  daa  Kehenainandar  der  Tenehiadenen  Foniieii 
dea  Olf  konaoa 

SU  erklliea,  da  alle  diese  in  4  Flbae  von  snaamnen  12  Zeitan  zarlegt  werden  kooiiten. 

Auch  die  ilaki yli.^ciio  Triiioilic,  wenn  vollständig,  hatte  12  Zeiten  «nd  1)08  aich  nach  jener 
Theorie  der  zwei&ilbigeu  EinzelftUse  in  4  FQs<>e  r.erle^en: 

-  " :  -  - 1  —  .  — 

Diese  Eigenschaft  liess  die  daktylische  akatalektische  Tnpodie  als  gleichwertig  mit 
dem  Olykoneoa  und  der  traehliiehen  Tetr^iodie  eraohainen,  ao  da«  ihr  KebendDander  keioen 

Ansto«  mehr  erregen  durfte.  Liess  man  aher  die  akatalektische  Form  der  daktylischeit  Tripodie 
ZU,  so  konnte  in  ihrem  tiefolge  sich  leicht  auch  die  katalektische  Tripodie  eiuacbleicben,  die 
man  vni  ao  weniger  abweisen  mochte,  da  ai*  in  Baeehyl.  V  11  nnd  14  gendeni  für  dia 
akatalaktiiehe  Tripodie  stellvertretend  «intnt  nnd  obendrein  durch  ihren  Ausgang  bewar  ao 
den  polywh*»raaHsrlieii  Glyknneiis  (^»_«_-  anklang.    Die  ganze  Lehre  war  ver- 

kehrt, da  sie  (ite  Natur  de«  unter  Trochäen  eingemischten  Daktylus  verkannte,  und  da  die 
dak^iaeba  Tripodi«  ein  ftlr  allcBat  nar  8,  keine  4  Hebungen  hatte.  Aber  die  mnaibali- 

scbeo  Thenretiker  haben  ntiii  einmal  Jen  feinen  l'nsinn  der  zweisilbigen  Analyse  ausire- 
aponnen,  und  da  ist  es  doch  nicht  zu  kQhn  zu  vermuten,  daas  dieses  ecbon  in  der  Zeit  des 
Enripidca  geachab.*)  Aach  der  Venniehnng  war  ich  nnageietit  die  Qleicbstellong  der  daktyli- 
schen Tripodie  mit  einem  Glykoneus  durch  ein  Beispiel  SU  erwei««n,  nämlich  durch  die  iwet 
in  Strophe  und  Antistropbe  sich  gegenQber  atehenden  Verse  Enr.  Or.  818  und  82& 

')  Kuba  allerdiDga  ist  eine  andere  Venanttug,  di«  idi  im  in  den  Noten  «ovantragen  wsfe,  data 
Bftmlich  das  M  ti  Mvn^iixnwt  in  dem  bitteren  fl^tt  dei  Aiistophanea  Ben.  laa?  flher  die  llsl»  dsa 
Eoxipidc«  mit  dam  mvc  dudmiägfone  der  ShytluDiker  inwammtnhtogtii 


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233 


xaxotfQÖviov  t'  äydocjy  naoflyoi  \  a  "  üavdiov  ydo  d/xtpl  <pußfO. 

Aber  die  Verse  der  8lrü|ilie  'i.-iuxe  •/orntn^  Tui^  d/ov',-  'Irdc  T'n  jit/.l^iui  oV/iiQoiajn 
Sotydfiata  xai  wpiiYia  yervaicuv  lexewv  geben  doch  auch  durch  die  schwer  Ten>tändiiche 
gnunmmtiieli«  Straktur  AhIm  xu  BedtokMi,  da  man  diar  die  »ueh  mefanaefa  suliaige  FiMiiig 

Andre  ;i;ei'oeac  dt'  IjMf  v  —  «  — v  w  » 

dei>^  ifltfi  31mal£9a<g      -1  v  _  v      w  — 

erwartet.  Jedenfalls  ist  mir  der  Gberlieferte  Test  zu  unsicher,  als  da»  ich  durch  dessen 
Yerteidi>;uiiv,'  und  die  dainit  verl)undene  Annahine  tiunt  ungewöhnlichm  Keapouaion  meiner 
Theorie  mehr  schaden  als  nUtzen  möchte. 

6.  Der  EiOrtenrag  Über  die  dektyKadte  Tripodie  inmitten  dipodiseber  Kola  der  iambbeh- 
troch&ischen  und  logaödiscben  Taktart  mnss  ich  noch  einen  Anhang  über  die  daktylische 
Tripodie  liehen  diiklyllsclieii  Tetrapodien  hinzufügen.  Wir  liaben  oLen  gi-Äehen,  das.s  df»m 
daktylischen  Versbau  von  Hause  aus  die  Tripodie  eigen  war,  dass  aber  später  in  Folge  der 
umriebgreiftnden  Yoiliebe  fitr  dipodiaeben  Venban  die  Dipodie,  Tetrapodie  und  Oktopodie 
auch  in  die  daktylischen  Strophen  sich  einschlichen.  Diiiiiit  stellte  sieli  über  itiieh  bei  den 
sceniacbeo  Dichtem  ein  Konflikt  beider  Systeme  eiu,  indem  tiameotUch  Euripides  die  alte 
dakfyliscbe  Tripodie  neben  den  neuen  daktylischen  Tetrapodien  in  denelban  Sbt>phe  ge- 
braaehle.  Das  ist  befremdend,  ist  geradezu  eine  rhythmische  Verirrung;  aber  die  Thatsacbe 
steht  nun  einnial,  wie  wir  gleich  sehen  werden,  feet,  so  das.s  höchstens  nur  um  die  Aus- 
dehnung derselben  gestritten  werden  kann.    Wir  geben  aku  zunächst  das  Thatsächliche. 

Dipodiseh  gemeaaetten  Daktylen  ist  als  Einleitung  (jigoipiutöv)  eine  katalektiaebe  Tri- 
podie vurausgeschickt  Das  bekannteste  und  siebente  BeJapiel  birtel  die  daktjliaehe  ^rodoa 
der  Wolken  V.  275  ff.  DieMlbe  beginnt  mit 

Darauf  folgen  mit 

&o&ü)iuv  <pan^  ÖQimtQay  <f  voiv  evdyrjtw 
TiuTQOS  dji'  'Qxeayov  ßagi'axios 
{<if't]X(üy  dgecov  xogvqidig  ini 
&€v&Qox6ftovi,  tya 

lauter  dipodiaeb  gemeMne  Yene. 

DMem  Baspid  «teile  ieh  anr  Seile  die  Monodie  der  Aniignna  in  Enr.  Phoen.  1485  £ 

^tQi'xcodiog  äßga  nagijidoe  ovd' 
Denn  mit  der  AUeitnng 

ttqoxaXvmopiiva  ßojQViwdioi 


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334 

«ttrd«  man,  wie  teh  banib  in  meiiiar  Metrik*  p.  2S7  iMiiiMrkte,  nur  amtSnige  Vafw 
hallen,  entweder  ein«  niulattlwft«  ^tylndi«  Paitepodie  od«r  «iae  fthkrhaft«  Tabttpodw 
ohne  WoriBchiiiss. 

Attdh  m  Phoen.  784  ff.  inSefaU  mtn  die  AUeilang 

liooftifßv  nagifuivooe  iogiäif; 

der  haudtchriftlichen  Teilung 

<5  MiJLVftox^'foi  'Aotji,  r(  not}'  aTfxazi 

«al  ^ayixtf)  xait^a  DQOfuov  jiaQa}tovao{  iogtat^; 

Toniflbeot  um  in  der  Antivtropbe 

die  anstössige  Wortbrocliung  zu  verüiei'Jen. 

Dem  tripodi8cb«Q  Proodikon  stellt  sich  als  GegeapartQor  ein  gleiches  Epodikon  gegeu- 
flber  Enr.  FIimd.  353 

SHoitO  T'iiV,  tlrt  f}(Aa(>o; 
frt^  fw>  tTrf  miri^ij  <'  nn;  aTxiOi, 
tlie  TÖ  öntfiöriov  xuTextü/taae 
MfMotr  Oüatöda, 

wenn  hier  nieht  mit  dem  Ood.  Marannu  468  (P)  OtdaMao  etatt  OttatSda  an  laaen  ist 

An  vorletzterstelle  steht,  wie  so  oft  in  logaödischen  oder  iambiecIi-tTochiiaeliea Sfarophen, 
eiue  daktylische  Tripodie  Kwischea  T>'tiapi>dien  Phoeo.  1572 

ijVQe  d'  iv  "Hi.ixjQaioi  nviatf  ttxva 
xoiyöy  irvdkior 
fiagtmftivovt  .  ,  . 

Sonst  isdal  sieh  noch  die  Anfiiinanderfolge  xwdav  kataiMdiiaoher  Tripodien  and  «nar 
naohlblgandan  Tetoapodin  Aaseb.  BnppL  641 — S  ss 

rprvyri  liuaouvoos, 

TioHu  ßnoTMV  ötauLi[i'jjiua 

(es  folgen  Choriamben)  und  ähulieh  Eur.  Troad.  256—8 


>)  Unbegreiflicher  Weise  lieht  Nauck  in  seiner  Au»g&l>e  Ujime  in  die  folgende  Zeile,  was  in 
glueher  Weise  dea  Bstäselm  Oasetsea  and  dar  haadseihrifUicheu  Ealoimsttia  widenpaeihk 


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230 


welchen  BiMungen  sich  noch  verf^leichen  lässt  die  verwandte  Verbindung  einer  auf  einen 
TrochÄua  aosgehendea  Tripodio  mit  ein«m  naehfolgeDden  tetrapodiscb«»  Kolon  Enr.  Uero. 
1029  f.  und  imt. 

tdta&t,  diävdtxa  xXijOoa 
xXhvjat  vy>tnido)v  döfitov. 
ISea^,  ra')  xixva  :iq6  staxQÖs 
ädha  taifum  ivotdifw 

and  ähnlich  Kur.  Androm.  82C  f.  =,  Orest.  1256  f.  =. 

Die  Vers«^.  in  deiif^n  nach  reinen  daktylischen  Tetrapodien  oder  Hexapodien  zwei  m 
einem  Vers  verbundene  schwere  d.  i.  auf  einen  Spondeus  ausgehende  Tripodien  folgen,  wie 
Enr.  Soppl.  274.  288.  285 

TiaTdai;  h>  aXixut  rä  nä  y.nii^fjq  l>trrev(o. 
ym'rvaniv  rnfir  rrnvii)  ri'y.yoi;  i(ifpnv  f^nvvnnaifrjt 

ziehe  icb  gar  nicht  heran,  da  in  ihnen  die  Tripodien,  wofUr  ihre  btellung  am  äcbliiss  von 
AbicbnittBO  apriehi,  dnreb  Dehnung  des  Spondeaa  cn  Tetnpodien  eradUit  werdM  k&nnen 
nnd  mItaMB 

Im  übrigen  wird  für  die  Verbindung  daktylischer  Tripodien  and  Tetrapodien  in  daktjli- 
•ch«n  Strophen  di«  gkiohe  Prethnt  in  Daktylo-GpitritsQ  nna^gnband  gewesen  eein.  Denn 
in  der  letzteren  Strophengattung  war  die  daktyltacbe  Tripodie,  wie  wir  oben  sahen,  das 
nrsprflngliche  Mass.  Aber  schon  Pindar  wandte  ausser  der  daktylischen  Tripodie  auch  die 
daktylische  Tetrapodie  an  P.  IV  4  und  ep.  5,  N.  I  6  und  ep.  2,  N.  V  ep.  2,  und  dem 
Beiapiole  I%idnie  aind  dnnn  die  teenieehen  Diebter  der  Attiker  gefo^  wie  SopboUee  im 
Ai.  I72f.  — 

ij  Qsi  ae  TavQ<Ki6ia  Jiöi  yiQxejiis, 
Em.  Androm.  102 1  f 

'i'/.ifi!Snt  ßimO.fjr^ 

ovö'  in  ni'Q  lmßtü}uoy  iv  TqoU}  Oemotr. 

Aristoph.  Han.  ii79  =■ 

q  doTtudtfQat  KXeöqpcurroi,  If''  ov  di) 
/tUeaiv  diirptXfiXoie 

ifiyuv   'nißnt  Hi  rat 

Wir  fassen  die  Ter^weigten  Auseinandersetzungen  diesei  Kapitels  dahin  zusammen,  dasn 
«obl  die  Tripodien  nnd  Teirnpodien  venebiedeaen  KliMn  ton  Venmeaaen  eugebiBren,  dvs 


')  td  für  TÖit  rührt  voa  Bermanu  her;  dai  aborlioferta  rdAr  iridei*trebt  ebenso  dem  Ketnnn  wie 

da«  von  Wilamowitz  in  der  prüfen  Atifl.  (Jafür  geaetsto  Ai 

Abh.d.  I.Ci.d.k.  Ak.d.  W'iiia.  XXII.  Ud.  II.Abth.  «I 


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236 


aber  die  attischen  Dichter  und  besumlers  Euripide«  das  Nebeneinander  Ton  daktjliscben 
Tripodien  und  trochäischen  oder  logaadischen  Tetrapodien,  Tielleicht  in  Anbetracht  ihrer 
gleichen  Grösse  (jityeüo;),  nicht  ausschlössen,  und  dass  auch  in  daktylischen  Strophen  die 
alte  daktyliafllifl  Tripodie  ii«b«ii  der  jOngweii  Tetrapodie  dck  lbrtorbi«U.   Beid«  F^b«iteii 

waren  AVtweicluingen  von  <\em  nltra  rcrjelrechfen  VersbiitJ.  flfirfen  aber  von  uns  in  'Icr 
Textkritik  nicht  beanstandet  und  in  der  metrischen  Analyse  nicht  durch  ungewöhnliche 
Uemmgea  iMMitigt  «erdwii. 


HL 

Tripodien  nnd  l'entapodlen  des  uuglekhen  TaktgüHcblectatos. 

1.  Ich  haht;  (Iii'  daktylisoke  Tripodie,  weQsie  eine  Snnderbtellang  «nniDebmen  scheint,') 
gesondert  behandelt.  Ich  wende  mich  n«n  r.w  den  ilhri^en  Tripofli«»!!.  inflfni  ich  cä  den- 
jenigen, die  jene  Sonderstellung  nicht  anerkennen,  überlasse  beide  Kapitel  %u  kotubioieren. 
Aueb  hier  nelinie  i«h  suent  di^enigen  Stellen  »na,  an  deaeii  mebfw«  Tripodien  hinter- 
einander stehen,  da  diese  die  Vereinigung  zu  eini>r  figensn  INirindp  nebfn  anderen  dipodi- 
Bcben  PeriodeD  zulassen,  wie  Soph.  El.  243 — 6  nach  einem  daktylisch-anapästischen  System 
mit  tripodiacber  Ososabi: 

fl  yt'to  6  fih  ■&Qvu)i>         yä  n  »al  oMiv  äv 

xetotiai  xäkas,  ef  ^  /IJ^  n&h» 

Bar.  Pboeo.  10!^— 25       nteb  dipodteehen  Troebien: 

Äehnlich  Orest.  992-4  =,  1458—9,  Hipp.  125—7,  Med.  846— 7,  Soph.  OB.  1208—10, 
Ai.  401— S,  Find.  0. 1  ep.  l. 


>)  Ich  habe  mich  hier  bebatna  SMflBdrtckt,  veil  doch  auf  der  asdertii  Seite  beide  irten  von 
Tripodien 

_  V  M     w  w  —  und  —  V  ^—  V  —  0ift        M  _  V  ^ 

imOelraut-b  vivlo  AehnlicbkeitoB  li*b«i  Und  Mgar  neben  rinander  in  der  gleidieii  Periode  vorkommen,  wie 
Eur.  Hi|tp.         7  — 

OrnfiaTft^  aurQav 

Eor.  Hed.  e4«-8  — 


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237 

2.  Auch  hier  koaunai  wie  im  dakijljaehflB  Ifetcum  Öfter  swä  Tripodien  biateiMDaiidnr 
▼or,  die  iQm  Teil  genuletn  dtnrdi  Sjrnaiiliie  «i  dnem  Ten  verl»iuideD  nnd: 

i^ia  fuv,  qHXtM,         df'ikii  •/  äU.'  (i/toK  (Ale.  218) 
halha'  htAXma^)        ßaQßÜQt^  ßoij  (Pboen.  079), 

ebenso  Phoeu.  686,  Ag,  lOi  =: 

Koe^irAnr  bü  Uh-         rßoie  &  v6fUK  lic«  (Tro.  824  — ) 

tftf/iA»*  ofr/o/MU  20>olai»  NOiUeai  (l^ind.  L  VQI  5), 

ebenso  Find.  P.  II  ep.  8,  moI.  1,  4. 

Xvnavtai  .-raTpqJ-  ta»  fuy^J.tav  xaxmv 

5i'  xnlfoov  iQfx<ov  lrd69ey  <b<;  Ifii  (Niib.  10(i3f.). 

Diese  Doppeltripudien  raQ^ien  in  der  Frage  Uber  die  Zuiässigkeit  der  Tripodien  aus»er 
Setraebit  blmbeo,  d»  der  geiu»  T«e  di|NMli«e]ie  Hosting  nliert: 

W  V       _    W      —L.      W»   . 

W    W  . — ,    w     W    W   

Dm  führt  zur  Skandienmg  der  asklepiadeiaoben  Veise.  Horaz  nach  deo  An- 
iMoben  der  Gbnr  deo  kletnen  Aeklepiadeaa  in  zwei  dreifiteige  Kola  serUgt: 


Uaeeesis  utavis      edite  regibos 
end  den  grasen  Askleinsdens  in  drei  Kol»,  sw«  dretfUeeige,  und  ein  sweifBseigee: 


nDllem  Vare  eeera       vtto  pries       severis  wlioretn 

Aber  das  nwt  niebt  die  lleaeang  dee  HephiitioiB,  der  dieselben  in  DoppelfQsee,  Anii- 

spaste,  /frlrtllt,  unil  nicht  A'k  Acr  ^ccnischen  Dichter  der  Attiker,  die  dieselbtti  in  Verbin- 
duug  mit  dipodiscLen  Versen  gebrauchen.  So  stehen  zwei  Askleptadeeu  zwiacheu  drei 
glykouelaeben  Perioden  bei  Arietoph.  Sqn.  559  t: 


Di«  tfiL  M«.  ui  ScUiM  ist  flidft  UBli^idi,  iliCr  nii  leiehter  Aendenmg  lant  ndi  die  rmeU 
F«n  beratellan:  hMu'  htHuf  i  fiveßitv  ßof. 


»2* 


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238 


— "  -  —  "  —  —  A 


-All 


ßr.-«*  äva£  Ilooeidnv,  (ii 
][ai.XO>:oihiiir  T.-rntny  y.rrnoi 
xai  }^Q£pLeua/tö;  ayÖiirtt 
Kol  Mvavifißoim  &oal 

fifxoaxiuiv  ?>'  SfiiHa  kuft- 
TiQvvofifvojy  Iv  noftaotv 
xai  ßaQv&atftorovrnov ' 

dtX<i(ywy  fudiioy  ^^ovvidQaze, 
&  renahnt  na?  Kc&rov 

T&r  SlXioy  Tf  &eöty  'AOi/- 
valoK  .Tgoc  tÖ  nagtaroi. 

Wenn  so  leicht  die  zwei  mitteu  drin  8t«bend«D  eilfailbigen  Verse  in  der  Weise,  wie 
ich  getfaan  habe,  mit  den  llbrigra  Kolen  des  scIiSoea  RmterliwI«  nntor  einen  Tftkt  gebracht 
werden  kSnnen,  au  wird  man  doch  nicht  zweifeln,  data  diese  Skandierung  die  richtige  und 
einzig  richtige  ist,  hier  so  w«*nif^  wie  in  dem  neu  in  Deli'lii  pjefundeiien  PSan  dm  Philo- 
damoe,  dessen  Äebulichkeit  mit  dem  Ueiterlicd  des  Aristophane»  schon  der  erste  üeraus- 
geber  Weil,  Boll,  de  corr.  betl.  XIX  411  «nuBMrken  ntebt  venBomk  bat;  aaehe  An- 
bang  Ko.  7. 

Die^ien  b^den  durchsichtij^en  Fiillfn  fn^^e  icd  tiodi  eine  dritte  Strophe  an,  in  iw 
gleichfallü  ein  Aükkepiadeua  mit  dipudiachea  Kulen  und  darunter  auch  iunischea  verbunden 
lat,  Em,  loa  1829—1243: 

oiht  lot'  odx  Arriv  dai*rfrov        nagarnoTiä  fuif<}  /tot* 
^pOngi  yün  qmyeQU  TÜd'  ijdtj 

oxayöai  fityvvfuvus  fföytp. 

^pmncä  04fMma  nqtiQwv,       rnft^pogal  fth  i/uft  fi^, 

Ifvaiftoi  Ai  xataff'tiogai  dioTiohtf. 

liyn  ffvydr  miQÖeooar  §         JiJthurbs  i'-aö  oxoriujy  /iv^toy 
jioQevOib,  tfordrov  tevnfMf  ünof  Umoqavyowni,  TeOifijTntoy^) 
duamäy  xaZfir  hußäif*        9  KP^/iync  M  vamr; 


')  Dir  Kiinjwktur  von  Wecklein  a.^o^f  tvJ^ol^o'  ttOni.-x.Koy  ist  mit  dem  atmser  Frag«?  «tcheuden  ioiii- 
•eben  Bau  des  Verie»  onvereiobar;  sie  wird  aber  auch  too  dem  Siane  nicht  verlangt:  der  Ohwr  ftuKt 
uient,  ob  er  in  die  Loft  oder  entar  die  Erde  Hieben  mH,  und  ahdU  dann  daven  nuabhingig  eme  streite 

Altarnative,  oh  mit  dem  Wa^'en  »der  za  Scbif.    Daher  genfljjt  et,  nacb  dsB^nfj^MNi  un  Konm»  sn 

»et^D,  um  die  iweite  Fritze  von  der  ärtit«u  zu  trennen. 


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239 


Aehnlicb  wie  mit  dem  kleinen  Asklepiadeus  verhält  es  «ich  mit  dem  prossen  Asklepia- 
d«tu  and  den  «ideren,  diesw  verwradtso  Metren,  wie  in  der  zweiten  Strophe  des  borabmtea 
Hymons  aof  Atb«D,  OC.  694—706  : 

&nr  9*  «by  fyi>  ySe  'Aohe  o6x  kaaioim 

o6r*  h  TU  nrynhi  JtnQÜii  vdwp  lUkimos  lu&noit  ßXaoTÖr, 

^vrei^ft'  (fvfjniTov  aMnoiOVf 
iyjl^iutv  q}6p>jfia  datcav, 
8  T^it  ^iUet  fUyuna  x*^Q't 
yXnt'xäg  jtatdoTo6<f>ov  (f'ökkov  ilalas' 
ri  fUr  TIS  otrre  ycoQÖg  ovie  yijffi} 

avwaiaiv  äiu&aa  ji^  nigaceß'  i  yäif  thaih  6qw  hökUos 
ItwHui  vtr  fioglov  Arne       2^  ^'^iwäbi«  "A^dm, 


Die  Tontebende  Analjae  steht  zwar  nicht  nach  allen  Seiten  aieher,  da  iu  den  Versen 
2  und  7  der  Text  der  Antistrophe  mit  dem  der  Strophe  nicht  ToUcHndig  tlbereinatimmt; 
aber  dn  iat  der  Mangel  der  Kongmans  entweder  durch  Emendation  nn  beseitigen  oder  als 
nicht  unerlaubt  ru!ii<r  IiiuzDiichrnrnr  gp^pn  die  Richtigkeit  der  dipodiwben  Meeanng  selbst 
ist  daraus  keineswegs  ein  Argument  abzuleiten. 

Die  A«kle|nadeeD  nnd  die  renrnndten  Vene  enthalten  alao  nnr  eehrinbar  Tripodteoi 
thatsächlich  sind  sie  so  skandiert  worden,  dass  die  Tripodien  nicht  mr  Geltnng  kamen, 
aondem  die  Vfrse  nh  Ganzes  in  Dipodien  zerüeleo,  wie 


w  — >w  w 


(Ean.  324  in  ion.  Str.) 
(PWL  176.  715) 

(  Ai.  n29.  OC.  701) 
(OC.  694) 
(OC.  704) 
(Uhes.  36«) 
(Ion  1232). 


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340 


Hephiation  stellt  bereit«,  wie  oben  gesagt,  die  dipodiaclie  Heeming  aaf,  nur  dta  er  wh 
GrundauH  Um  vie  in  dem  verwandten  (ilykooens  den  AntUpast  annimmt.  In  ticrechti^^ter 
Äf>neij;un(?  pegsn  d«»n  msrliythmischen  Aiitispast  nahm  Hermann  lieber  choriambische  Mes- 
sung an,  indem  er  dem  ersten  Cbonambus  seine  sogenauute  Basis  vorausgeben  liess.  Also 
»ueh  er,  der  groNe  B^grünler  der  modemen  Metrik,  legte  dem  Haoptetoek  ein  dipodialiee 

Metron  zu  grund.  Wenn  wir  ihm  niclit  tinrrhwr'p  fnlpen,  so  bpwegen  uns  die  starken  Be- 
denken, die  von  fart  allen  Metrikern  der  Neuzeit  gegen  jene  Hermannische  Baxis  geltend 
fenaiiht  wurden.  Lidei  mxm  ich  doch  offen  bekennen,  d»n  mir  aelbet  die  diiKMÜsche  llae- 
•nng  der  Aeklqpindeen  fltr  die  ältere  Zeit,  aleo  epeeidl  für  die  Aaklepiedeen  des  Alkftui 

nicht  ganz  3ii=t=;pr  Frapf«  sfoht.  Die  le-'iisclu.'n  Dklilfr  li.itten  niitnüch  noch  nicht  jene  starke 
Abneigung  gegen  die  Verbindung  von  dipudischen  Kulen  mit  tripodischen,  die  wohl  durch 
Annkieon  nnfloun  nnd  von  dort  auf  die  soeniwben  Diebter  i^tUkee  flber^^in^.  Ich  gebe  also 
eu,  den  Alkioa  eieh  vielleicbt  den  von  ihm  erfundenen  Asklepiadcus  aus  zwei  katalektischen 
Tripodien  ru^^ammenpOTct/t  dachte;  schade  nur,  dass  weder  bei  ihm  noch  bei  den  Attikem 
die  Cäsur  einen  festen  Ausschlag  gibt.  Denn  es  stehen  Verse  mit  verschiedener  Ciisur 
nntnütdbH'  neben  «nuider,  wie  Alfr  (r.  87  nnd  43 

Xttvvaio'  nvi^nu  fta/nhav  ßaoikiftiov. 

itUeue  MOH  KeqiaJläf,  A  d'  hega  riv  higa»  xviij. 

Ent  der  Dichter  der  Skolien  (n<i.  17.  18.  19)  und  niich  ikoi  Horas  beben  in  die 

Casuren  dieser  Vpfs*»  fpstf  R*»f.'<^lri  ^diracht. 

3.  Ick  komme  nun  zu  dem  üauptgegenstaud  dieses  Kapitels,  zu  den  vereinzelt  stehenden 
kntalektifleben  Tripodien.  Dnbw  eclüieaee  ich  eber  iwei  Arten  «oa,  entena  diejenigen,  auf 
die  ein  «nakraiMeher  Yen  folgt,  wie  Hipp.  127 

nmaftUf  AoSoo) 

denn  diese  gehen  eben  dorch  die  ergänzende  äiibe  im  Anfan<;  des  folgenden  Verses  aus 
katalektiiehen  Tripodien  in  nkatelektiube  Uber;  and  zweitens  d  iejonigen,  dev(ii  efeteu  Pnn 

eine  lange  Silbe  voiaus^'i-ht,  wie  th)v  oOi  datwy  (00.  1044);  denn  auch  bei  diesm  ist  es 
7wcifelhrif1:,  ob  sie  noch  akatalektischo  Tripulifti  virnt,  dii  tniii^iicliHr  Weise,  um  ijiirh  5?»nz 
vorsicbug  zu  äussern,  jene  beginnende  Länge  kein  Auftakt  ist,  sondern  mit  zum  ersten  t'u^ 
gehSfi  Aneeaidem  bemerke  ick  gleiek  einleitend,  deas  bei  den  bier  an  beepreekenden 
Tripodien  selir  viel  auf  die  Stellung  nnlc  ur.iiit,  tli*-  sie  iti  der  Sdopiie  orler  Periode  einnehmen. 
Ich  werde  daber  unteracheiden:  1)  Tripodien  im  Eingang  einer  Periode  {nQoqtdtxd)^  2)  Tri- 
podien am  Seklnaa  einer  Periode  {impdtxd  oder  elansuke),  3)  Tripodien  an  Torietater  Stell« 
(meonUetm),  4)  Booatige  Tripodien. 


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341 

Ah  FroMfikon  gabt  «ne  iwnbiMhe  Tripoiiie  vortm  Ipb,  AnL  288 

ie$iiv  aiAtae  Ixoiv  ^  «  _  w  ^  «  _ 

Iph.  Aal.  256  = 

Iph.  Aul.  1491 

Htd.  156  — 

rf  a  o6s  nAms  v  _  w  _ 

Ion  508 

Iii  Sil ti lieber  Weise  iat  ein«  logaödiaeh«  Tripodie  (—  >  _ w  .  _  oder  — v  v  _  v  _)  «b 

Proodikun  gebraucht*) 

Aeäch.  Suppl.  G3Ü  =,  nach  anapiUti^cbem  Sy&Uim: 

rvv  Sie  xcd  tfeoi  — «•  w  _  «  _ 

Pbil.  177  - 


io  naid/tm  4tär, 


CluMpb.  845  s 


ebeoso  Phii.  lOÖO,  Uhe.-.  Psr,?,  Hipp.  545. 

Die  Stelle  eine»  Proodikoa   vertritt  eine  iambische  Tripodie  mit  Torausgebendam 
kniMB  Aoftiki  A«.  198  — 

Imi  M  Mal  «tx^S  w  _  «  —  »  — 


')  So  nach  ood.  P  WecUein.   Hennuin  schrieb  ohne  Grund  i<o  l-'i  ruindri. 

')  Die  Kola  — -  —  "  —  xati  ^  "  —  "  —  ktooen  aacb  ala  Docbnien  gefimt  weideo.  nod 
weidea  ao  vidfiidi  gefbwti  w  dan  die  Heravigebn  aveh  vtn  eiaem  Dochniiw  imd  «iaar  mcUblgeadm 
Tetniwdi«  oder  Haupodie  leden. 


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343 

B.  EL  479  - 

Cme.azi  /im  öoaoo»')  ^  —  w  _  _ 

äivitv6(ov  xivovatf  »  —     >^  — 

«beow  Ion  112      Sappl.  778  — ,  El.  187       Find.  0.  IX  1. 

4.  Ab  EFodikon  oder  Gkasala  fioden  wir  «n«  mmbiseba  Tripodie  mineiidal  in  den 
haliMditii  Lied  der  aparbmieclien  Jaagfinuien  Ly*.  1307 

rä  atc'jv  ynQoi  fiikom         -  -'      _     —  -  —  v 

xui  jioAürv  xivnos.  —  "  —  -  — 

Lys.  1215 

iiyriiat      u  Aifiae  ntäs  ifvA  _  ^   L   z. 

Iph.  A.  295  — 

äioy  xal  vavfliitoy  —  >-  —  S  —  w  — 

elMpiav  Xnor.  —  »»  —  "  — 

Aesch.  öuppl.  i;57  = 

d;j;f//irtio»'  /i'  tm{4.-je  oiv  ffWMdir  fi^Uuff,  w-lw  —  v^»—.  w_L»»_ 

Hee.  168» 

ähnlich  üec  2lU,  Andr.  799. 

Die  Tripodi«  bildet  die  CianMilR  eioe»  Vent»: 

l/t&Ucr  <2aai  /liiar  (Or.  1472). 

exÄjiae  d'  äkkoy  uÄÄck»'  t'»*  OTf;^'i»c  'Or.  1448).*) 

Die  iogaödische  Ckasula  v  _  »  _  gleicbt  ebenso  wie  die  iambiscbe  mit  Auflösung 
der  «raten  länge  —  dnem  Doehaün«,  e»  dea«  man  leidit  ene  eoldie  Ti^podSe 
lieber  für  einen  Dodtmlua  halten  nBelite.   Die  sncbt  nber  keinen  Untenebied,  dn  ja,  vie 


'1  DiT  »Tii-i.ri'i  hi'nde  Vem  der  Antistropht?  ist  unlieber;  irh  schreibe  Irni  Pitii),  iilcbt  tJciu  M?tniin 
suLieb  -•»(><»  ««"k*«  t»«  «^yan».-  (i»/  f»"  Laur.).  Die  Dedenken  und  Aenderungen  icou  OleUiUcL  und  Kaibel 
halten  nicht  .Stand. 

*)  Der  Vera  steht  nidii  gant  Cwt,  da  uin  ilm  tu  erhalten,  JltQoif^ooa  in  der  Stroph»  «ntntwerfen, 
nd  ia  der  Aatutropfae  ^poiWa  ^fm?  ir  jn(I«  (mil/nuc  oodd>)  aa  eolireiben  ist. 
>)  Banman  aelurefbt  gegen  die  Hm.  A>  «t^**««!»«  olme  dringende  Hot. 


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24S 


wir  oben  tthen,  Mwb  d«r  DoebmtiH  als  md  draiflteigiei  Kokn  m  Unm  iit  Sokb«  Tri- 

podien  <x!er  Do<-tiinic?n  fimlen  sidl  I,  B.  S.  EU  248  vaA  H«C.  185  RRcIl  ratipia^liai 
Dimetern,  ferner  S.  El.  121  = 

q/ev  q>eü  töjy  ajicxUmy  itovoiv  —  w  _«  v  -L  w  _ 

KCl)  mvy€QSie  itae,  .i     _  «  _ 

A«m1i.  Gbo.  786  = 

Sebr  häufig  siod  die  tripodiaeben  VernebtHase  bei  Pindar,  wie  0.  I  6 
AUi»  öajbtyittgor  h  äfiiQf  'patyyiv  äaxouv  i{)>inni  />i  ai&fQo;. 

*  *  4  »4 

ferner  0.  IV  ep.  5,  XIV  9.  P.  VIII  7,  X  4  ond  6,  N.  III  3,  IV  5.  I.  VU  5  and  ep.  7« 

I.  Vlil  10;  ebenso  Bactl.yl.  XVIII  7. 

DiV  Trip()(3ien  itii  Anfring  (mj'xofiiy.ii)  und  am  Si:liln-.s  ilmiidixd)  von  Verton  viiid 
Perioden  erregen  am  wenigsten  Anstoss,  da  sie  eine  doppelte  EnUchuldigung  zulassen.  Üenn 
einmet  nebmen  die  Einlritunga»  und  SebltiMkofai  ttberimapl  eine  privilegierte  Steliong  «in, 
8o  dass  auch  eine  Abweichung  von  der  dipodiächen  Messung  der  Qbrigen  Glieder  der  Periode 
nicbl  allzusehr  auffallen  darf.  Sodann  bietet  sich  auch  für  beide  FiUe  eine  planaibele  rbjtb- 
miBcbe  Erklärung :  jede  Periode  scblie&st  mit  einer  Pause;  wenn  deber  im  Worttezt  das 
Schlusskolon  (clausula)  nur  2'/a  Küsse  hatte,  so  konnten  in  der  begleitenden  Maaik  die  fehlan- 
den 1 '/»  B'(5.-^-e  (liircli  die  iiher  ilie  Textpause  sich  erstreckende  Modulation  ausgefüllt  wprden. 
Im  Anfang  der  Periode  ai>er  war  die  andere  Möglichkeit  geboten,  das«  die  Musik  früher 
anhob  nnd  dw  8Id|^  mit  dem  Text  ent  bei  dem  zwmlien  Hnlbtalct  eiafid.  SUItnnid  ftllt 
für  diese  Annahme  die  auch  sutu-^t  whId m  fimbare  ähnliche  Textgestalt  Pindars  io  die  Weg- 
sehale. Denn  in  mehreren  Oden  O.  VII,  XIII,  P.  IX«  N.  X,  I.  VII  ist  der  erste  Vsrs  der 
Strophe  ein  sogenannter  äxitpnloi  oxtxoi  d.  i.  einer,  denen  erstem  Kolon  der  Kopf  fehlt,  so 

dem  X.  B.  etati  der  vollständigen  Form  _w»_ww  nur  die  Tom  Terstümmelte 

V  _  -  -  -  vnrhantlen  i-t.  Recht  l;i'zeirlinenf}  irst,  dass  aui'li  ein«'  iIiiktvlo-'-]<itritiache 
Strophe  der  Tragödie  mit  euiein  soiciien  ko}in<)seii  Vers  beginnt,  nämlich  Hec  906 

ob  fikv,  ib  naij^J;  'Ihä: 

x&¥  6me&^iav  3t6hs  odx^t  XUeu 

Bezüglich  der  tripodischen  Clausula  verdient  es  Überdies  Beachtung,  dass  sich  eine 
aolcbe  auch  bei  den  altiateiniaeben  Komikern  findet,  wiewohl  diese  aout  ao  konaeqtieot  die 
dipodieche  Meenng  dnrebgefHbrt  baben,  wie  Pfauit  Pwnd.  1285 

?oz  Tin  pemnmi  |  me  exdat  ibre»  — I 

Ebenso  wenig  wie  die  Tripodien  am  Anfang  und  am  Schluss  der  Perioden  sprechen 
gegen  die  Kegel  der  dipodischen  Messung  die  ganz  vereinzelt  steheuden,  einen  in  sich  ab- 
geachlosenen  Gedanken  enthaltenden  Tripodien,  wie  wenn  im  Ion.  222  der  Tempelkuabe 
daawiichai  ringt 

Abb.  d.  1.  a  d.  k.  Ak.  d.  Wiw.  XXll.  Bd.  IL  Abtfa.  SS 


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344 

oder  der  Dichter  in  AriatopL  945  daa  Gitik  d«  piDdaiiaeiieD  HyporeheiiM  tbbrieht  mit 
d«r  Aaffoirdtnmg 

fvTK  5  jot  Uyta. 

5.  In  den  bü  jrtti  betfiroelMiien  Pill«»  habe»  wir  flfr  den  Oebnneh  «iaer  kktakktt» 

seilen  'rrijmilie  n^^ben  Tetn^lodiM  oder  sonstif^en  dipodiachen  Versen  eine  Erklärung  iind 
Rechtfertii^ung  bci/.ubrin^f^n  fjOTncht.  Nun  hlin'bfii  (illfrtliii^;^  noch  einige  Dutzend  von 
Fällen  übrig,  wo  die  bisherigen  Knt^cbuldigungsgrUnde  vertagen.  Ich  gehe  dabei  rasch  Ober 
die  Stollra  weg,  «o  rieh  die  misUbb^  Tripodie  Iciebt  dovcli  beaen  KoJonefane  boeitigeii 
liNt  und  «ueb  to  deo  soigfiltigenD  Augaben  meist  eehon  beaeltigi  ist,  wi« 

Ag.434f. 


Choeph.  a22 


tnebti         naoakkä^aoa  btii  x^foüiv 


PbU.  1132 


Tracb.  893 


Here.  768 


nieht:       äq&mov  &6i  oot 

hw*  ittxe  fuydia»  d 
nicbt:         frtxn'  htxtf  ^leynlav 


ßißux'  umi  6  xntrn::,  '>  de  naiaitegoe 
nicht:         ßißax   üvai  6  xatvoe, 
6  di  3taltiheQOB 

Hera.  776  mii;  Hematra'i  UmitelluDg  von  Ma 

Qiebt:       ;foöi'oj'  j'rto  oi'tii  Itlet 
t6  ndkir  eloogav 


Hmd.  856 


Beoeb.  B75 


nicht:  fif'ti.rjynitiittoi  6'  ^Hfi; 

foera;  ov  ifoßi'jOfii 


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246 


6.  Von  Tripodien  die  nicht  wegkorrigiert  «eidsn  kOniMD,  gibt  es,  abgesehen  von  Pindar, 
(Ihi  Iiier  eine  abweichende  Stt^Hung  einnimmt,*)  nur  ganx  wenige  nnd  dieae  stehen  tttt  alle 
an  vorletzter  Stelle  {jiagaTiievia),  iiäuilicb  Ant.  104  a 

Ant.  860  « 

dfuUgo»  7t6t/tov 
idtmüe  AaßdaxlHaufOf. 

Oed.  Col.  129  — 

Tffwd*  dtfmtittauxS»  no^, 

Ak.  971  — 

nvTnttitov  ßtymoToiv. 
feroer  Ai.  1201».  li.h.  A.  208,  Hec.  473,  Hacd..  117. 

Von  den  vorbezeicbneten  Stellen  kann  die  aus  OC.  \2i*  leicht  mit  der  dipodischen 
Qfiedenag  in  Eioklug  gabradit  «MdMi,  iia  dit  M«fafiglg«adt  Kolon  mH  cin«D  Dnk^n» 
aoftogt,  so  diH  lidli  für  die  «wm  Kol»  sMuinieD  die  Skandionnig  «fgibt 


Auch  in  den  Stellen  Ai.  120*>  nnt?  Bacch.  117  lils^-f  sivii  die  erste  Silbe  des  nach- 
folgenden Koloa  rbjrtbiuiscb  zum  vurausgehenden  ziehen  und  auf  solche  Weise  die  katalek- 
iinbo  Tripodio  in  eine  mindor  wnUtaiigiB  aIntRkktiiobe  T«rwaiid«Iti 

Abttr  an  den  tlbrigen  Stellen  ist  anch  diese  Aushilfe  versperrt  und  bleibt  nur  die 
Au.sflufht,  dass  Jie  Elicliter  in  Jeni  StrebL'ii  duicli  ein  kurzns  Pnniteleutnn  dtMi  Pciiodcnschluss 
einzuleiten,  statt  der  gesetzlich  zulässigen  daktylischen  Tripodie  auch  eine  logaödiache  dem 
SoUoMTen  TonNiBiinelnefcm  ricli  «rlnobten. 

Die  langwierige  Untersuchung,  in  der  wir  die  Ausnahmen  von  der  dipodischen  Gliede» 
rung  zu  konstatieren  und  zu  enttscbuldigen  suchten,  wird  roancheo  Leser  so  peinlich  berfihren, 
dass  er  es  vorziehen  möchte  die  Regel,  von  der  man  doch  so  viele  Ausnahmen  und  Ein- 
«elirKnkangflii  annabmeo  mllase,  liebar  gar  niebt  galtan  m  lassan  nnd  Tapodien  nabao  Tatrar 


•)  Piii.liu  Int  mittun  im  Vers  Tripodi»-!!  0.  I  fp.  H.  O.  XIV  i  und  5.  P.  VI  5.  P.  VFI  ep.  4.  P.  X 
4  nnd  cp.  6.  M.  Iii  7  und  ep.  3. 1.  Vill  7;  er  scheint  eben  sech  mehr  Gebrauch  von  der  Alteren  FMiheit 
der  LTrfter,  welebe  TiipodieB  neben  dipodiiehen  7erMa  duldeten,  gemacht  tn  haben. 

*)  Uttrübf-i-  Nnhere»  im  Anhang  unter  No.  7,  wo  die  ;-Mii/(  Strophe  zergliedert  ist.  —  In  den  Vemen, 
ia  denaa  an  zweiter  Stelle  eine  Läng«  steht,  wie  Aut.  13t>  und  Hec.  473,  li«s»e  «ich  auch  durch  dreiseitige 
Mceiaag  der  bsputsBdaa  Ltogan  bdfba 

aber  icb  babo  mstaa  gipstaen  Sedeakeo  gegen  dreiieitige  Meerang  einer  Länge,  an  derun  .'^ielle  sonst 
«ine  Küne  oder  ajlL  aae.  stebt. 

38' 


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246 


podien  einfach  ruhig  liin/unclimi'n.  Gegenülier  einer  solclien  Luxlieit  nuiss  ich  aber  doch 
betonen,  dan  die  Ausnabiueo,  venu  es  ihrer  auch  eia  paar  Dutzeud  gibt,  doch  nur  einen 
▼«ndtwhidenden  Brachten  bildea  von  den  Yimn  und  Strophen,  dra  neb  der  Regel  fügen, 
wai  dass  dem  unbefangenen  Kritiker  QbenU  neben  den  aoninhmiloeen  Gesetzen  auch  Nei- 
gungen der  Pprachf  und  Autoren  bojrpjjncn ,  die  7.\vnr  Ausnahmen  nicht  absolut  au8- 
«chliesaeB,  aber  doch  im  grossen  Ganzen  die  Sprache  und  Dichtung  beherrschen.  Mao  klagt, 
dMi  für  die  logaSdncben  oder  iotneben  Sfarophen  noch  niehi  eo  sicbere  Regeb  wie  fttr  die 
daktylo-epitritischen  aufgefunden  sind;  um  «»  mehr  thot  man  unrecht,  wenn  man  die  ent- 
schiedene Neigung  der  Dichter  zum  dipodiachen  Aufbau  der  Logaöden  zurseite  aebiebt  und 
nicbt  TOa  ihr  aas  bessere  Einriebt  in  den  Ban  der  logaddiaehen  Gesäuge  zu  gewinnen  anoht. 
Zwei  Vorschriften  ergeben  sich  jedt-nfülls  ans  unserer  Untersuchung  für  den  Metriker  mti 
Kritiker:  erstens  dai»  pr  in  iamfiisc  h-troi  häischen  und  logaödisrlien  OeiiioliScii  wo  immer 
möglich  dipodiscbe  Kola  und  Perioden  m  geirinoen  suche,  und  zweitens  dass  er  auf  der 
andoitn  Seite  aieb  hüte  in  den  pioodbshen,  «podbeben  und  Torkfatten  Olieden  mit  Kon- 
jdduren  dipodiaebe  AnInge  <n  enwingen. 

7.  Ptntapoilien.  In  engstem  Zusammenhang  mit  den  Tn'iioiten  stellen  die  Penta- 
podien:  insoweit  jene  neben  dipodischeo  VersNi  unzulässig  sind,  sind  es  auch  diese;*)  der 
Unterschied  beetebt  nur  darin,  dasa  FtlnfAtaler  Uberbnnpt  eine  weit  adtanera  Anwendung 
in  der  antiken  Poesie  hatten.  Vollständig»  PeniapodieB  kOönen  als  brachjkatalektische  Tri- 
meter  keinem  Anstand  begegnen:  sie  kommen  am  ueielen  zum  Abscbluaa  einer  dipodischen 
Periode  vor,  wie  Ag.  105 

MVQtos  tlfu  dgoür  ödtor  HQdto;  ahiov  ävdgwv 
hmiito*'  ft«  jfdp  ^tMt»  ttatoitvilet 

Pboen.  24B 

xotvöy  atfia,  xoivct  xcxta 

tSf  xtgaoq^^ÖQOv  niqnmsr  "Lme. 

Aescbylos  gebxaueht  nuh  gern  die  daJrtytisebo  PoDtapodi«  mSk  nUieasondein  Spoodena 
als  nagatUevrov  jor  dem  Sehlnaakokm,  wie  Ag.  171 

ttv$aai  ^pßsw&r  id  ndr. 

An^tuss  aber  umss  die  unvollständige  Pcntapodie  neben  dipodischen  Versen  erregen, 
da  sie  in  ein  dipodisches  Maas  ebenso  wenig  wie  die  katalektische  Tripodie  gebracht  werden 
kann.  Benobtenawert  ist,  daas  «n  alter  Dichter  selbst,  AristopiMmea  in  den  Pritschen  1313 
und  1340  die  l  nre^elmässigkeit  dieser  Bildung  andeutet,  indem  er  in  das  Potpourri  fehler- 
hafter Verse  der  moderaen  Ljrik  auch  zwei  logafidiscbe  Pentapodien  V.  1313  nod  1340 
einmischt: 

<&c  dy  #sibi'  Simgor  iioMtivam. 


')  Die  Pentapodien  bei  Sophoklei  und  Euripiden  sind  neben  den  Tripodien  vulUtändig  zuMmneD< 
gealcllt  in  den  BorgnUtigen  Diaaertjitiunen  von  Walt.  lierf^er  De  SophocUs  TSnibss logsosdicis,  Bemi  1884, 
und  Alb.  Qroeppel  De  £uripidi*  venibua  logaoedici«,  Lipaiae  lti$K>. 


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.4 


247 


Oflaielurt  f^eiehirolil  nnd  in  uish«!  Teztea  folgende  PeotapodieD: 


bvaotßiaj  ftiv  vfigti  ttxot  d)i  itvuun:  (Kntii.  n^A  — ) 
t&r  ficyäiuty  Jaraafv  vno  xi.ns.ofieva¥  (Ai.  225  —) 
&leaev  dUeae  IK^a/ta  Jagiarbe  (Hei.  884) 

'IXtö&tv  6'  fxÄvöv  uvoi  Iv  hfttair  (E.  El.  452  ") 
ICöfUvoi  fitita^  im  qfvlXoxöfiov  (Av.  742) 
Oigavida  ydroy  iv/jv/iidotta  Kqövqv  (Find.  P.  III  4) 
*A/tgmgve9)Hddar  (f^flov/i^^         (BMebyl.  ZVl  15). 

* 

Dieae  Venfmnn  darf  wohl  nach  der  gronen  Zahl  voa  Bdegen  alt  geaSehert  getten, 

wenn  auch  teilweise  eiiif  nnditre  Mitling  versucht  worden  kr>nntc  und  insiifsonJoro  (Ün  FSlIo, 
wo  der  Baclifolg«nde  Vers  mit  eioem  Vorlakt  b«gioBt  wi«  P.  III  4,  nicht  sur  Klasse  der 
kaialektiaebiD  Tene  dOilen.  Aber  der  Orinntdi  tob  koohlkeboB  ButqiodMn  Inf  aoe 
dieeen  daktjÜBcben  Pentapodien  nooh  nioht  gefolgert  weidea,  da  den  daktyliiehen  Bdhen 
aidit  von  Baoe  aoa  dk  dipodische  Heflsaog  eigen  war. 

ai  ftky  ovy  KaxfxXevaojuey,  to  fitaQii  xeqxüi}  (Ach.  285). 

IXeser  anapäitttsche  Vers,  dem  der  Cbor  akdaan  Kretiker  and  Fäonen  nachfolgen  lä«st, 
mosB  im  raschesten  Tempo  gesprochen  werden,  so  dass  ein  Fu&i  auf  den  andern  folgt,  nidit 
SWM  an  einer  0ipodie  verbunden  werden  (Hcaning  xoTd  n&Aa,  nicht  xard  duioA&iv). 


MeviXti  ■  dui  ytig  :ivQds  ^i^'  rttgto  lixet  (Andf.  487  =)  ■ 
fiiyaiayoQiav  vneQiroQa  xotftt^ci;  (PhoOD.  184) 
IVa  BAtXio;  d^q^mvoavi  dLviyMV  Jtevxat  (Ion.  716) 

J;i9örf0v  iiftn  J7fOn/</<n'i^  r'  /(Vlxoi  i-  rdt/iv  ([oii.  1442) 
ßfkfiu^  nvxinüov  öuxijiumiy  auiXiiiiui  (Herc.  1201IJ. 

Diese  Verse  kouimen  bei  der  Frage  über  dipodiscbe  Messung  nur  wenig  in  Betracht, 
weil  Ibek  dniehweg  ein  Vc»  mit  Auftakt«  der  zur  fiigiaaang  des  voraaqgeheiMleo  Fdaiea 

gezogPTi  werden  kann,  nachfolgt,  und  weil  meist  die  Tor!«?f7to  Silbe  lang  ist,  wodurch  für 
den  Schlus»  die  Möglichkeit  einer  anderen  MeesttOg  «ich  ergibt 


vjjAi  lu  tqAt  fu  jiQÖtilt^  mu^iaas  (Traeh.  1025  =). 
Der  Yen  atoht  in  Umgobnag  von  Dodunm  ond  hat  darin  leine  Bntadialdigung. 

^  W   mV    V    ^  V 

fyno^mma  l^^mtos  MovtSs  (Baceh,  866 

Daivs  der  Vers,  der  den  Schluss  eines  Ab8at7.es  bildet,  als  katalektiscbo  Pcntapodie 
gefasst  werden  oifisae,  tat  nicht  ausgemacht,  da  die  zwei  ersten  Silben  in  Strophe  und  Anti- 

strophe  lang  sind,  aleo  aneh  ab  Doppelspondeus  (  )  gefaaat  werden  UkmeD.  Im  tbrigen 

bildet  der  Vera  den  Schluss  einer  Periode,  ao  daaB  er  durah  oeiDe  Stelltmg  eine  ihnlicbft 
Enteehnldigong  hat  wie  die  Seblneabipodie. 


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24d 


iifiuTt  tiiy'  fufiv  oX'xiva  (Ai.  425). 

Dieses  Beispiel  i<«t  ^nnz  unsicher,  da  ein  Vers  mit  Aaftaki  folgt,  der  abo  SUr  Elgia* 
zung  des  vorau^ehenden  Verses  gezogen  werden  kann. 


Audi  dUw  V«i«fiim  ki  niebt  dcber:  to  Phoao.  387 

ivfbrta  TtatAojtotov  tlihviv 
Sh'otan'  Iv  do/wis  tyriv 

folgt  auf  die  Fentapodie  ein  Auftakt,  der  aUo  zur  Ergäuxnng  d«r  Tonw^beodeu  PenUpodie 
gezogen  weiden  kann;  Pen.  552 

EtQS'if  ^  JtAn'  bUone  dvotpQÖveos 

hai  Dindorf,  mo  di«  Dishannonie  mit  d«B  Toiaii^gebeDdeii  Dimetem 

SiQ^  /flv  äyaytv,  roroT, 
Stgigs  4*  4mUtat¥,  jotot, 

m  baMitigm,  Sig^ite  ab  Interpolation  hinaiugewor&n  nod  gMehrieben 

t6  aäv  x'  IniajM  deaq^giifwc. 

Phoen.  1715 

OL    Hob  »ogeiofuu  jfttvw, 

AN.    yevöficita  yev6/u&'  ädktai 

iat  trobl  eine  Pentapodie  nach  TonHugebender  Tetrapodie  flbertiefert,  liart  aber  die  naior» 

geiuässe  Symmetrie  /.\vi.-,(lii'n  Jen  Worten  ile>  Oedipuä  und  denen  der  Antigene  ▼ermnten, 
doJiü,  wie  schon  Üermuun  augenommen  hat,  in  V.  1715  ein  Fuss  iov  dt),  av  uot . .  Hermanil, 
oir  ^ta  /IM  Wertpbal,  ob  9  i&Uov  yevov  nod.  ä0iSa  Härtung)  ausgefallen  isi. 

Wae  «onafc  aoeb  von  itatitektiao1i«ii  Pentapodi»  «berUefert  ist  and  in  den  Ausgaben 
steht,  läsät  sich  ohne  Schwierigkeit,  xnoi  Teil  doTch  bloBM  Aendening  der  Kolametria 
emendiercn.    Ich  schreibe  also 

Tr«.  290 

ßifimca  &io3t»Tfioe  tXjififC  d 
atatt  ßtßaxa  dva.^oTfioi,  otypftm 

Ipb.Tknr.U49 

tpÜQta  tau  Jtioiidftovf  mgipailufUra  fhnm» 

atatt       'jiv  mnvfiira  xoimnbttla  figea 

xai  :ijioxdfioVS 


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949 


iph.  aqi.  m 

Choeph.  641 

ital  Mtae'  «d  fi^  'fiifus  fyiQ  ei] 

Im  Allfjorneinon  hostätigt  auch  dieses  Kapitel  die  entschiedene  VorlieV)!'-  der  attischen 
Dichter  fUr  dipodiscbe  Messung  der  iambiscb-troebMwbeo  Veras  und  die  daraos  folgende 
TJnridMrkaii  ilar  ktttaklüidien  TripotUen  mid  Pentspodien. 

IV. 

Yenaofuig. 

1.  Nichts  baratlet  dem  Metriker  bei  Aa&tellaiig  metriacheT  Schemata  mehr  Verlegen- 
heit als  die  Fragp,  wo  tfpr  rliythmisohe  T-anf  seinen  Anfang  nehme  und  anf  welche  Silbe 
der  er»te  Iktus  zu  setzen  sei.  Die  Verlegenheit  w^het  dadurch,  dasa  es  sieb  nicht  blos  um 
oaaer  Taktgefühl  huddt,  aoDdem  auch  um  die  Pn^,  oh  die  Alten  beim  Taktiarai  gldch 
verfahren  seien.  In  dir  Natur  der  Sache  liegt  ca,  dass  wir  in  der  Erörtemag  dnaer  Fragen 
»cbeiden  zwischen  Reihen,  die  mit  einer  kurzen,  also  unbetonten  Silbe  beginnen,  und  solchen, 
die  mit  einer  langen,  und  demnach  voraussichtlieh  betonten  Silbe  anfangen.  Aber  diese 
Seheidiiog  sebon  Itok  «ich  niebt  reiiilieb  durchfahren.  Denn  fiele  Bdben  beginnen  mit 
einer  sjU.  anc;  ob  nhpr  eine  Innere  Silbe  zu  Anfang  einer  Keihe  eine  wirkliche  Lätipe  oder 
eine  irrationale  von  dem  Werte  einer  Kyll.  anc.  sei,  lässt  sich  nur  dann  mit  einiger  Sicher- 
heit beilimiiWD,  wenn  viele  gleiche  Vene  torliegeu  oder  mit  anderni  Worten,  wenn  das 
Gedicht  ans  mehreren  Strophen  besteht.  Das  ist  aber  durchaas  nicht  \m\wT  der  Fall;  um- 
gekehrt sind  die  Fälle  häufiger,  wo  der  Strophe  nur  eine  .4ntistrophe  oder  selbst  gar  keine 
g^eaUberatebt.  Indem  wir  aber  über  die  Schwierigkeit  dieser  Vorfrage  ganz  weggeben, 
«ollen  wir  snerat  diejenigen  Reihen  bebnndeln,  die  mit  einer  konen  oder  sweiMhaflen 
Silbe  beginnen. 

Da  gilt  nun  bekanntlich  bei  uns  Modernen  die  einfache  Regel,  dass  der  rhythmische 
Satz  mit  der  ersten  Hebung  anfängt  und  daas,  venu  der  ersten  Hebung  eine  unbetonte  Silbe 
oder  Note  voniigeht,  dieee  ab  Auftakt  von  der  rhytbmiaehen  Reihe  «bgenndert  und  vor  den 

erstnn  Takt^trirh  pesetzt  wird.  Diethe  Methode  ist  so  eirfacb  und  gibt  eine  so  ^letchmässige 
Richtschnur  für  alle  Verse,  dass  sie  allgemeine  Anerkennung  verdient,  die  l'oesie  derjenigen 
V«lker  nicht  aoagenommeB,  deren  Theoretiker  »ir  Erkenntnie  dieieB  onfeehen  Geaeteee 
noch  nicht  gekommen  waren.  Aber  fragen  mOaten  wir  dodi  immer,  ob  auch  die  Oriechen 
schon  dieses  Verfahren  kannten.  Da  intls.*en  wir  nnn  allerdings  gestehen,  dass  dieses 
nicht  ausgemacht  ist,  dass  vielmehr  die  griechischen  Musiker  den  Auftakt  nicht  abgeson- 
dert, «ondem  die  rbTtlm^hen  Reiben  mit  der  eraten  Klbe,  tnoebte  dieae  knie  oder 
lang  eein,  begonnen  «i  haben  eeheinen.  Aber  iob  aege  nnr  ^iBBkeinenS  ond  betone  diesen 


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250 


reserrierten  Ausdruck  namentlich  dann,  wenn  man  anter  den  Alten  nicht  bl<»  die  Gramma- 
tiker und  Metriker  des  Altertuins,  sondern  such  die  miuagebeodsten  Leute,  die  Dichter  und 
Schöpfer  der  poetischen  Forraen  Tentebt.  Die  griecbiacheo  Musiker  haben  allerdings  die 
drei  Aiteo  dee  Rhythmus  (yirt)  C»'9ftov),  in  yhos  tow,  ^tnUimor,  fifuihov,  auch  iaxivlaiArt 
la/ißix6r,  7iaKi)ytx6v  frenannt  (so  Aristoxenus  rhythm.  pl«'in.  p.  300  Mor  ),  lial>en  ako  nn 
zweiter  Stelle  den  Aufdruck  jQoxaütov,  den  wir  nach  unserer  Theorie  vorziehen  wOrden, 
Diebt  gebravebt^;  mber  (bntm  sie  dieeee  mit  Rfieksidit  mat  irgead  «ine  rhjtlinnaob^inunkM* 
lische  Theorie  oder  nur  deshalb,  weil  in  ihrer  Poesie  die  larobcn  vorherrschten  und  an  der 
Spitze  der  Dichter  des  zweiten  Rhythmengeschlecbts  der  lamhograph  Archüochus  stund? 
Es  haben  ferner  schon  die  Dichter,  nicht  erst  die  Omnmatiker,  gern  die  ionischea  Yen« 
auf  M  —  oder  auf  einen  IutaI«ktiaebeB  looiittti  adiliaMm  buMn,  wi«  Bnriindes  in  d«r 
PwodM  der  Schutsflehenden 

httttvo)  at  ytgaia  ytoauTiv  ly.  üTonditny  .th'/^-  --'irv  jitiTovna  n)  oo» 

 ^  \ 

Aber  that  dieses  Euripides,  weil  er  es  aU  Norm  betrachtete,  Atis»  ein  Vers  katalekttsch 
BcbÜMMn  mOsM,  und  dieser  Norm  in  den  Ionik«rn  nnr  Kendi^en  m  kSiinen  gbiabto,  WMn 

er  die  rhythrattche  Heilif?  mit  den  KtSr/cn  hppitmen  lasse?  Mf'crüch;  ahrr  uniiere  nnd  ältere 
Dichter  thaten  dieses  nicht.  Sicher  hat  Alkäus  in  dem  berühmten  von  Horaz  nachgeahmten 
Oediebt 

ifu  Aiflay,  ifK  n/ha»  maxatdtmf  Jteüjfumi» 

die  Reihe  mit  einem  vnlls'n  Imiiker  eiulen  laf.>»»n,  und  auch  Aeschylos  noch  versrluiuihte  rlcn 
Ausgang  auf  einen  katalektiacben  lonikua,  wenn  er  auch  statt  des  vollen  lonikus  des  Alkäua 
nndtre  SeblossfiimMn  liebt»,  wi«  in  den  Pcfsern  70 

Wie  wenig  »ber  schon  sur  Zeit  des  Alkins  die  Theorie,  da«  jede  rbytbmieebe  Reibe 

von  der  ersten  Silhe  an  m  /ühlen  allgemein  fesistnnd,  üeht  man  am  basten  ans  dem 
dritten  Vers  der  von  ihm  benannten  Strophe 

Das  ist  «in  hyperbatalektiseber  und  damit  ein  rsgelwidriger  Yen,  wonn  die  Skandie- 
rung mit  der  en<ten  Silbe  beginnt;  er  fügt  sich  aber  der  Regel,  wenn  man  die  erste  Silbe, 
so  wie  wir  es  xu  thun  pflegen,  als  Auftakt  absondert  und  somit  den  ganzen  Vers  als  akata- 
lektischen  Dimeter  mit  voransgehendem  Auftakt  betrachtet.  Dabei  iat  noch  besonders  zu 
beachten,  dasa  es  (Iberhaupt  lijperkatalektifiehe  Vene  nur  im  iambiseben  Rhythmus  gibt, 
hier  aber  selbst  noch  bei  Piautus. 

Wir  halten  also  unsererseits  nicht  blos  an  der  Hentlej-Uermann'acbeo  Lehre  vom  Auf- 
takt all  der  natorgemissen  mid  praktisch  empfehteiuwertesteo  fissi,  sondern  behaopten,  dass 
auch  die  älteren  und  die  besten  Dicht«r  der  Griechen  von  ihr  in  der  Praxis  de«  Dichtens  aus- 
gingen. Aber  die  Theoretiker,  das  wollen  wir  zugeben,  haben  das  andere  Verfuhren,  in  jedem 
Vers  mit  der  ersten  Silbe  den  Takt  beginnen  zu  lassen  befolgt,  und  dieses  wahrscheinlich 
nicht  erst  in  Alexandrien  sondern  schon  in  Athen  und  schon  Kur  Zeit  dee  Sophokles  und 
£uripides.  Das  letztere  sehliesse  ich  daraus,  dass  um  difisa  Zeit  an  den  alten  hfibscben  Venn 


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2Ö1 


des  aufsteigenden  ioiii>t}ien  Rliythttjus  die  lendenlahmen,  uns  so  imsrmpathischen  falleDdeD 
loniker  (lonici  a  maiore)  kamen  viiul  ila'^s  der  au'^  der  Vcrkeniiuntr  les  Auftaktes  entsprungene 
Satz,  dass  die  erste  Silbe  dieses  lonicus  a  mniore  auch  kurz  sein  dürfe,')  bereits  faktiiche 
Anwendung  bei  den  Diefatero  nnd  selbat  b«i  Sopboklw  f(efand«ii  hat  in  den  knuNlMn  Tetm- 
nwtorn  OR.  885  f. 

Autos  dqi6ßt}xos  ovdf  dat/tövMy  f  A»)  aifituv 
matd  wr  ßaao  ftmga  9wai6t/tw  xAgtP  xhdäs. 

Aber  nmif  dem  »ein  wie  es  wolle,  »os  pnktisdien  nnd  rationellen  Orflnden  bnKen 

wir  in  dc-in  Fülle,  das«  der  Vers  mit  einer  KOrzf  oior  einnr  /:w<  if,  llKin.'ii  Siün?  l>v^'i!int,  an 
der  Beotlej'Ueruianniscbea  Lehre  von  deiu  Auftakt  fest  and  notieren  demnach  vor  viie  nach 
den  isrnbiBchen  Ven 

ohne  ilf^shalh  das  vpr«c'iiedene  Etho»«  liet  laniben  und  Trochäen  zu  vi  rkennen  oder  gW  die 
Gesetze  des  daktylischen  Versbaus  auf  den  anapüstiscben  Übertragen  zu  wollen.*) 

Kieht  eo  einlkeb  aleUt  sich  die  Sache,  wenn  die  Reibe  mit  einer  Linge  anftngL  Aneh 
hier  zwar  ^^t  der  Wc;j  t,'e<linet,  wenn  auf  die  beginnende  Liluge  eine  Kürze  folgt,  wie  in 
den  trochäi^hen  und  daktylischen  Versen;  aber  schwer  fililfc  die  Entscheidung,  wenn  der 
Vera  nnt  zwei  langen  Silben  beginnt.  Wer  da  sagen  wollte,  daas  dann  die  erste  Länge 
eine  Sebeiolänge  sei,  in  der  Tbat  aber  die  Bedeutung.'  i  r  syll.  anc.  habe,  nähme  doch  dM 
Sache  zn  loiclit  nnd  beachtete  zu  wenig  die  faktischen  VerhriUni^sc.  In  l  im  ni  iatul  iM  !ien 
Trinieter  kimnen  einmal  dem  ersten  vollständigen  Fu^a  zwei  Kürzen  alij  Auftakt  vorausgehen 

aber  nnerliSrt  wir»  es,  wenn  alle  Trinieter  eines  Prologa  mit  zwei  Kfimn  be^hinen.  Ebenen 
tavm  ma  nnbefinngener  Beobachter  stutzig  werden,  wenn  ein  logaiidtscher  Ven  durchweg 
statt  mit  einer  syll.  anc.  mit  einer  Länge  anhebt.  Solche  Fälle  gibt  es  aber,  und  da  niuas 
man  denn  doch  sich  fragen,  ob  denn  jene  beginnende  Länge  wirklich  ein  Auftakt  und  nicht 
vieluMbr  «in  Teil  des  ersten  Fnsaes  ist,  ob,  um  einen  koubieten  Fall  anxnfQfaten,  der  Yers 


mit  einem  Daktylus  und  voniu.sgehendcr  At:alvru-;s  lieginnt  und  nirlit  vielmehr  mit  einem 
lonicus  a  uiaiore.  In  diesem  Dilemma  wird  man  aber  um  so  eher  /ur  Klarheit  kommen, 
je  giteer  die  Zahl  der  zum  Veiglaieb  «ich  bietenden  Verse  iet  Wir  gehen  also  bier  von 
Pindar  aus,  wo  der  Strophe  nicht  Wos  eine  Antistrophe  gegen üLer-telit,  sondern  oft  zehn 
und  nifdir.  Vorausgeschickt  «ei  nur  noi  li,  dass  die  ganze  ErsclieiMiiiig  mit  der  zutielinieiiileD, 
auch  in  der  Prosa  hervortretenden  Neigung,  den  Satz  lieber  mit  einer  kngeu  als  kurzen 
Silbe  sn  beginnen,  snsanmieDxahkngen  aebeinL 

2.  Zuerst  aUo  stellen  wir  diqenigen  Kola  nnd  Vene  Pindase  ansammen,  die  dnrebweg 
ftosserlifib  mit  einem  lonicna  a  nuüore  beginnen: 

')  II-p:  ;i'-^t    c,  15:    iij.-  !u>rixii;  Kai  ßi\nfi\ar  r!jv  .Toeürijv  flf/n/ierfi;. 

^)  Auch  V.  Leo,  Zur  ncui!»t(!n  Uewe^ping  in  der  ghecb.  Metrik  ä.  Ili9  ftimmt  in  das  Feldgeacbrei 
fSgan  die  Bentley-HemaaDUcbe  Lehre  vom  Auftakt  oidit  ein,  sptklit  sich  aber  gegen  den  Auadmek  Ana' 
knuis  aas,  weil  man  raiuikalisclte  Termitii  in  metritchen  Dingen  sieht  ohne  Not  anwenden  doII.  Warum 
dieses  Verbot?  Die  Leihre  der  alten  1l(>tri)(er  iHt  eben  dadurch  auf  so  viele  Abwege  gekommen,  daa«  »ia 
sich  von  der  Muaik  trennte;  iiiul  wir  »olltcu  ihnen  folgen? 

AhlL  d.  I.  Cl.  d.  fc.  Ak.  d.  Wi«».  XXK.  Ud.  1 1.  Abtb.  U 


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252 


0.  l  ep.  6  in  4  Stropfaeo;  P.XI  cp.  3  in  4  .Str.;  N.  VII  6  a.  7  io  10  8tt. 


0.  XIII  ep.  1  in  5  Str.;  0.  IV  ep.  4  u.  7  in  je  1  Str. 


K.  II  8  in  5  Str.;  I.  VII  4  io  6  Str.;  ebenao  HaaAjl,  XIX  11  in  2  Str. 


 ^  I  ' 

N.  III  1  in  8  Str. 


Et  twgbincD  feniw  dnidiweg  mit  dnem  ADtibaochioa 


O.  iV  8  in  2  Str.;  O.  XIV  8  in  2  Str. 


P.  Vlll  3  in  10  Str.;  T.  II  ep.  7  in  4  Str.;  P.  X  ep.  4  u.  5  in  je  4  Str.;  P.  XI  2  in  8  Str.; 

H.  IV  8  in  12  Str. 


Bfi  ilif'.ier  (il)f'rwiiItif?f'ntlf'M  Zulil  von  Belegen  tii'rt  cigeullich  ihiA  S'rliwankfii  aiif;  liior 
ist  die  beginnende  Länge  keine  s^U.  anc.  und  kein  Auftakt,  aondera  gebürt  mit  zum  ersten 
Fuas.  Wenn  TOirichtig«  Kritiker  gleichwohl  nicht  feat  cinzusttmuen  waf^en,  so  hat  diese» 
seinen  Grund  wohl  darin,  dass  an  anderen  Steilen  die  erste  Silbe  nicht  immer  laof^  ist. 
Auch  Iiier  indes  wird  e»  darauf  nnkiaiuii« n  da--  Vi  ihriltni--  der  /ich  «'ntgegenatehenden  Fälle 
in  Zahlen  kennen  zu  lernen  und  die  Abweiciiungon  liriti-sch  zu  prüfen. 

*«•  —  «•(  —  »-.  I  . 

I.  VUT  10,-  im  Scbinn««»;  biet  «tebt  in  6  Str.  di«  geforderte  Lloge;  nnr  in  V.  10  steht 
'jr'nTr/;.r>t'  üdoy,  was:  ^ewis^  ver>l>'rl)t.  t^t,  wie  aucfa  Schroedtr  Mwimmt,  wenn  gleich  eine 
evidente  Verbesaerong  noch  nicht  gefunden  isL 

P.  X  ep.  3  vnd  N.  IV  2.  in  dem  ertteren  Gedieht  ctehen  zwei  Vntaen  mit  hegianender  LSnge 

zwei  mit  beginnender  Kürze  gegenüber;  von  den  letzteren  ist  aber  V.  17  mit  Leichtigkeit 
achon  Ton  Moechopuloa  korrigiert,  wenn  sich  auch  Schroeder  der  Einsicht  des  byzantinischen 
Ommmatikera  Ter«chlies.st:  auch  V.  69  ist  von  Triklinios  korrigiert,  aber  nicht  mit  gleicher 
Endenz.  Zu  beachten  ist  ausserdem,  das-s  auch  die  beiden  folgenden  Verse,  ep.  4  und  5,  mit 
V  —w  -  —  beginnen  und  dieses  Mal  aiisiHilini^Io»  in  ülu  ii  1  Strnphrn.  Tu  dem  zweiten 
Gedicht  N.  IV  2  sind  in  12  Str.  zwei  Verse  mit  beginnender  Kürze  überliefert,  V.  42  und 
90;  in  dem  enten  tdtmte  »dr/ioc  ävai  empfiebli  «ick  die  Besaeroog  ipdcana  statt  ldwa$  in 
dem  /.weiten  o  aic  dthnm  naX  schlag«  ick  fBr  die  oOfankar  kormpie  Lesart  jetst  vor  Stio* 
i  ods  tite  noL 


N.  ni  S  m  8  Str. 


P.  VIU  ep.  6  ia  5  Str. 


863 


().  IX  2;  lilor  luit  unter  R  Strophen  nur  die  eine,  Str.  •/,  die  an^tö^sit^e  K'lrzo  ßvynny  u,-jf> 
yiii  'Knnüiv;  die  Konjektur  des  Trikliuios  rdv  naü}'  statt  OvyatQ'  hat  wenig  Wabrscheiulicii- 
keit,  Tielloebt  diante  di«  swiMpIttige  N«tar  des  Vokals  «  nr  Batachiildigaiig. 

4t  —         [  I 

O.  IV  9;  eine  syll.  anc.  ira  Anfang  wfirde  sich  ergeben,  wenn  man  mit  Schroeder  sich 
scheute,  die  homerische  Nebenform  Oi'lvimiovbtmf  ffir  die  in  den  alten  hm.  überlieferte 
Form  'Oki\umorixar  bencostellen. 

N.  IV  R.  Schlussvers;  lii^-r  liuljon  1 1  Str.,  iiüpIiLifm  V.  Aa<  (iiiL-rlieiVrto  [In/JiOF  mit  Sicher- 
heit entweder  gebessert  oder  richtiger  geuie-8en  ist,  die  verlangte  Lange;  widerstrebend  ist 
ÜBT  V.  64,  dao  iah  oiii  der  von  Sebioeder  io  deo  Texl  au{g«wnDiMi«i  Konjektur  und 
{je  eodd.)  bmmAraw  nieht  m  heilea  waf{e. 

N.  VI  7,  Schlussvers;  unter  6  Versen  bietet  bios  einer,  V.  51  yfj<in]  ymnßfu-  'A^'^n'^  ^V' 
uQftdxatv,  im  Anfang  eine  £Urze,  die  leicht  mit  der  in  meiner  Ausgabe  vorge^eblageneD 
Konjektur  entferot  werden  kann. 

Fragt  man  nun.  wie  die  Silben  des  «fiten  Taktes  mit  den  daraQifoIgeodeo  Doppel- 
takten  in  Einklang  gebracht  werden  können,  so  liegt  ea  nahe  zu  meseeii: 

Diese  Messung  wttrde  ich  anch  unbedingt  billigen,  wenn  nicht  die  wenn  auch  äosaerst 
aalten  nigelaasenei,  so  doch  immer  mebk  avsgisebloasene  Anfangakfine  im  Wege  atOnde.  Für 

diese  Verse  schlage  ich  also,  da  die  benidioete  Form  nur  am  Kopfe  des  Verses  vorkommt, 
die  kopflose  Me<»UDg  ^  -  _  ^  and  \  ^  ^  vor  und  habe  nichts  dagegen,  wenn  einer 
diese  Messung,  um  die  beiden  so  nah  verwandten  Formen  nicht  zu  trennen,  fQr  alle  Fälle 
in  Anwendang  bringt.  Der  Deutlichkeit  wegen  habe  ich  oben,  um  keine  der  beiden  Mög- 
lichkeiten auszu5schliessen,  die  »echsji^itigcn  D;>]){iel!akte  mit  VertikuUtrichen,  stntt  dureh  Tkteu 
aogedeuteU  Will  mau  aber  auf  die  Iktcu  nicht  verzichten,  so  wird  man  entweder  mit  dem 
Setaan  der  Ikien  erst  bei  dem  sweiteD  Doppeltakt  beginnen 

4  * 

oder  im  ersten  Doppeltakt  nur  den  Iktus  des  zweiten  eiDÜMshen  Fnaaes,  und  nrar  snm  Ana» 
droak  der  geringeren  Stirke  mit  einem  Punkt  bemiehneD 


Den  beiden  aechszeitigen  Anfaugstakten  <~  und  a  "  stellen  sich  noch  zwei 

weiten  Fwrmea  anr  Saite,  di«  ioh  doeh  ko»  erwlbnoi  maas.  &  kann  aimlioh  eiateDS  den 
awei  Llngen  «ine  Anakrmi»  voranagesehifikt  wmtden.  Dann  ergeben  aieb  die  l)eiden  neuen 
Formen 

tntt»^      ifde  ««fctAdc  (l.  Till  d) 
^orrm  di  xal  riois  iv  iofÖQiatv  (0.  iV  ep.  ä). 


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254 


Zweiten«  findet  sieb  nicht  selteii  statt  d«r  enten  Länge  «ine  Doppelkane,  wie 


trv  — -  —  u  ^—  w  —  Und   vu_wv_w  —  v>  jni   *  * 


TO         ^J(tyjÄ.i)yov  liü.n;  ((.).  IX  1,  N.  III  ep»5) 
Jamov  Ttöitr  uYlaoOijövotf  (N.  X  1) 
jin  t&v  Tii&goe  &  f4<iy.»i<tn  Otjß'i  (I.  VII  1) 
ora^iaraw  «^crär  w  de^uatdm  d)raAfv(K.III  8). 


Aoch  hier  liegt  es  n»be  den  eisten  Doppeltakt  fOr  einen  lonieus  •  mMore  mit  muf- 

gelöst«T  erster  Länge  zu  erklären  ^  —  -  Aber  ein  definitives  Url«il  über  diese  Messung 
wird  man  sich  doch  erst  bilden  dCrfen,  wenn  man  such  die  entsprechenden  Beispiele  anderer 
Dichter  in  Betracht  gezogen  hat,  wovon  später. 

Hit      Besprechnng  der  pindarischen  Formen  habe  ich  in  der  Hauptaseh«  aoeb  schon 

den  Gebrauch  der  scenisclien  Dichter  umfa^*>t.  Denn  diese  bleiben  wesentlich  bei  d^n  schon 
Ton  Pindar  anepcl>iltIHpn  Fornnn  stehen;  sie  unterscheiflen  sich  von  dem  pindarischcn  Vor- 
bild wesentlich  nur  dadurch  —  und  das  ist  überhaupt  bedeutuni  für  das  VerhSttnii)  der 
Dramatiker  ta  den  Lyrikern  ^  data  sia  gewima  Formen  ftfter  liiniereinander  wiederholen, 

xsrA  dn^s  "Hp  ein7rlnp  Fonncn  mit  Vorliebe  und  fn^f  tvjii-ib  ati  be^-tirntiiten  Stellten  tind  in 
bestimmter  Verbindung  gebrauchen.  Von  diesen  tie&ichtäpunkten  aus  betiprecbe  ich  gleichsam 
aar  Erginmng  das  Gesagten  den  Gebraach  der  scenisehan  Dichter. 

Eh«  ein«  Knnsi  TerfiUIt,  pflegt  sie  noch  «ine  KaehUfIte  dadnreh  berforanbringeo,  dasa 

sie  von  den  vielen  Formen,  die  eine  ^-clii'iiforiicliiTi'  V<»rgnnt;fnilieit  ijHscliafftMi.  dir  sehönston 
auswählt  und  in  populäre,  leicht  fa«»bare  Verbindung  mit  einander  bringt.  Die  populärste 
Terbindnng  ist  aber  die  Wiederbolno^;  des  gleichen  Kolon  mit  einer  leiditen  Variation  am 
Schluss  oder  am  Anfang  und  S(:hlu!$<).  Das  i.st  die  Form  des  Tou  den  attischen  Driiraatikern, 
besonders  aber  vuti  <1<  ni  volk^itnmHi'listen  d^'r-fUn^n,  von  Aristophanes  im  Anschluss  an  Änakreon 
ausgebildeten  avonjjui       dfioiwv.   Zu  einem  solchen  System  wurde  nun  auch  das  TelesiUeion 

 —       ausammen  mit  seiner  katalektiwhvn  Form  •* »  gnbrancbt.  Als 

hübscbe'5  n.-i-^pi(;l  s>j{/e  ich  das  ChorIii>d  ricr  in  die  Kkklfsia  7.:r'hm.1en  Frauen  Fcfl.  '2S^)--20!> 
her,  indem  ich  nach  Weise  der  alten  Uetriker  das  Kode  der  einiselneu  Perioden  mit  einer 
Phragraphos  beaeicbne: 


890    6  9eafm9injf,  Sc  Ar 

f^xji  xexoviuivo; 
ßXhttuv  v.-tÖToiuua,  ui) 
iil',  fS  Xaoiiifudi) 
fisop  »metefyto»,  — 


«ol  SfU>ai>0t  noi  .tijiixtji, 


295     nnviiii  Ttfionfy'in'  n-fwj 
(MF  dü  o'  unoiitii'ii-  — 
ihtoK  d£  TO  ovftßolov 
aiot  xaOtdovueO',  t&s 


6v  ytiooxorüiutv  — 


800    luAot  H  iÄyto;  ^pUove 


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255 


Auch  die  Tragiker  gebrauchen  das  von  der  Diobterin  Telailla  benannte  Metrum  in 
öfterer  Wie(l.  rliolung,  wi»  Sopb.  OC,  1044 — 9  wo  npr  an  Torl«tit«r  Stelle  ein  Tollerer 
dtmeter  epitrito»  ^teht: 

eti^y  5dt  6aimv  ivigSir  tü^^  imatQOipai 

Statt  der  Liin^^e  im  Anfang  erlauben  sich  die  Dramatiker  und  bosonden  Aristopbanes 
öfter  als  Pindar  eine  Kürze  zu  set/t-ii.  Eine  Kürzp  stolit  i-o  !j<-i  Arii^tophane»  ausser  an  den 
Stellen  des  oben  au^q^ea^hriebeuen  Liedes  noch  Kqu.  1114.  Uli».  1120.  1123.  1128,  Fax  1336. 
1338.  1340.  134«.  1357«  Ar.  1787,  Tbeem.  931.*) 

Sodann  babea  beiooden  gern  üe  Tragiker  unser  Kolon  in  der  doppelten  Form 

 «  "  —  -  —  und   — ^  V  _  mit  Giyl^onecn  zu  einer  Periode  oder  Strophe  rerbtinflfn, 

entweder  so  dass  sie  die  ätrupbe  mit  einem  »uicbeu  Kolon  einleiteten  und  abschlössen,  wie 
8oph.  OR,  1186—94  » 

/«dl  ymal  ßgot&i',  <&c  ifiSc  Um  mi  ri  ft^. 

Ah'  C<i*fj«s  IvfiQißfiiT).  — 

Ttf  yäg,  Tis  arqg  :tXioy  lü;  tiAatfiormi  iftQ€t 

^  joaovnr  Soow  Soxeh  wkl  d6(«trr*  ijumitwat;  — 

t6v  aoy  roi  nnn<\f)tiyii  rxoiv,  thv  aöv  daiftova,  iAf  o6i»,  & 

T/.'itif»/  OlAt.iöAa,  [inorän'  obAhv  ftaxagiZto.  — 

oder  da»  sie  zwei  solcher  Kola  hintereiaander  gebrauchten,  wi«  JBar.  Ion  461  f. 

oder  endlich  dass  sie  uiik  einem  solchen  Kolon  als  l'roodikon  eine  Periode  von  der  andern 
«diiedea,  wie  Eor.  Hei.  1508  — 

vaötatf  tö«uSe  drifmr  niputoints  dt&6iv  nvoät  • 

Pir  'lAnioiv  hiiArnr  :totvrif'h'n'  htrtjOnfri,  rr'v 

tirx  h.lhivo'i  nnj'  'ikiov  *J>i/irii  cor ;  fjtl  Ttruyrn'^,  — 

Ich  habe  zuerst  den  verscbiedenea  Gebrauch  nnaeres  offenbar  beliebten  and  popnl&ren 
KoloDB  tnsamuM^psteUt,  um  mir  nnn  «nk  ehn  Urteil  Uber  seine  Meonng  m  erlaabao. 
ffitteo  wir  laoter  Vene  wie  die  der  Hdcnba  4751. 

<5/iM  rex^cev  Iftfyf, 

80  würde  idi  ohne  Bedenken  die  toq  den  alten  Metrikeni  anigesleUta  ioniscba  Uessong 

billiges 

~  —       —    —  oder  ——«•«*  —  «  — 


<)  Eine  ujlH,  anc.  rteht  auch  in  Sopli.  DR.  «8.  866.  886.  897,  Eor.  Heiael.  766,  Tpb.  A.  661. 


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256 


Aber  die  zablreiclieii  Fülle,  w»  die  erste  Silbe  kurz  oiler  zweifelhaft  ist,  ^r-on  lers  ;il.-r 
di^eoigeo,  wo  mmr  Koloo  eine  oeue  gljkoneiache  Periode  eialeibet,  ia  welcbeoi  Falle  «ine 
Imn  Zeik  via  8eh«daDg  d«r  PormbD  fiut  golbtd«rt,  jadtofidl»  wbr  am  PUtM  kti  muheo 
midi  doeh  gwuiglar  im  Anfang  das  Kolon  eioe  kaw  Zok  aniniMhiiNii,  daa  garna  KdoD 
«Ito  XU  mmm 

A  ^  — -  ^  ~  " 

D«nueh  gehSrta  abo  nnser  Kdon  nidit  xu  dea  mnen  lonikern.   Wi«  es'  mit  den 

\'i:>r>eti  iler  Telesiila  .stund,  lässt  »ich  nicht  sa^cn,  da  wir  kein  ^an/e-s  (iedicbt  von  ihr  haben 
und  das  aiugehobene  Mtt»terkolon  uns  keine  Öaraotie  giebt,  da^s  die  Uichteha  nirgend«  im 
Anfang  eioe  ajrll.  anc  rageloasen  habe.  Aber  wie  kamen  die  alten  Tbeoretiicer  dasa,  nnear 
Kolon,  auch  wenn  die  erste  Siltie  kurz  war  und  daber  niebt  den  Ikius  hatt«.  unter  die 
lonikcr  einzureihen?  Ich  denke,  das  erklärt  sich  am  einfachsten  durch  die  Aimabme,  dass 
in  unserem  Kolon  unter  allen  L'uistilndcn  die  driUletzke  Silbe  den  Uauptiktu^  hatte  und  daas 
dann  die  Metrikor,  indem  sie  den  beliebten  no6?  iHot^futs  sogrande  legten,  das  Ganze  nicht 
als  eine  Tri|)odie  mit  Torau^gehendem  Auftakt  fassten,  sondern  als  einen  Dimeter,  dessen 

entes  Metrum  entweder  volkländig  war  v  w  oder  die  blrgänzong  durch  eioe  leere  Zeit 

im  Aufbiß  kdUhb  a  «  —  «  w.  Wt  miawaa  Noten  liart  aiob  das  oieht  genao  wiedergeben, 
aber  an  idebstan  der  Wabrbeit  wird  doeh  die  Messung  komman 

- —  — w  u  I  ^  w  1 

Das  besprochene  Kolon  bildet  aneh  den  Ausgang  lu  einem  lingeren  Yen  und  an  dem 

beliebtesten  unter  den  trochäischen  und  ionischen  Versen,  SD  einem  Tetrameter,  wofl&r  daa 
berObmteste  Beispiel  Soph.  OK.  885—888  =  899—903 

aiQ.  ü  di  TU  i'nf'no.Tta  X'^goir       ^  Xdyto  .loon'fTai, 
AUas  u'fi'tfitjTo;  oiiA       AtUftäifiav  Sdti  a/^iinv, 
xaxd  vt»  Siono  ftotga      ivmitfiov  x^9**  X^^f' 

in.    ovxhi  T.'ir  liOiXTov  ehit        yn:         niHj  •t'/.'.y 

oid'  ii  luv  'A/iaiat  vaüv       ot  di  luv  'Okvfiniav, 


Ich  bekenne  offen,  dass  diese  Verse,  deren  symmetrischer  bau  otieukundig  ut,  wenn 
ihn  aoeb  neuerdings  wieder  Koasbech  in  der  dritten  Anfl^  der  Grieehiaefaen  Metrik  S.  716 
verkennt,  mich  am  meisten  in  der  oben  vorgetragenen  Messung  des  Telesilleion  )>estiirkt 
haben,  äleditsch,  der  in  Keinem  Huehe  Die  Caotiea  der  sopbokieiwhen  Tragödien  S.  84  di« 
Tetrameter  mit  uns  anerkennt,  aUer  gleichwohl  bei  der  llteten  Lehr»  ron  einem  den  lugu- 
ddiaehen  Tripodien  Torausg»hen<ten  Vortakt  stehen  bleibt,  sieht  sieh  lur  nachstehenden  Mes- 
sung genStigt 

.    S-L  -LmA-^v  Iw- 

Aber  damit  sind  gleich  drei  Abweichungen  von  dem  einfachen  Textbeatand  verbunden, 

die  dreizeitige  Messung  der  7.  Sill)e,  die  Krhebung  der  KOrxe  an  8.  Stolle  zu  einer  syll.  anc, 
die  Einfügung  einer  Pause  mitten  in  den  Vers.   Das  ist  doch  de«  Goten  zu  Tie!  veriaagt. 


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257 


Da  halten  wir  ans  lieber  an  die  Lsbn  dar  Alton  and  specieU  dtt  Hephästion,  der  c.  15 
aii^r?r;ii  klii  h  lehrt,  da>s  ihr  Idiiinw  a  maioro  an  erster  Stelle  anrh  eine  Kfir/.e  dulde  (r/Jc 
horix»];  xni  (igax^nv  xljy  .iqwtiiv  de^"/''^''?*)'  Freilich  in  dieser  Allgemeinheit  kann  der 
Sats  niebi  m  Radtt  batiehen,  and  di«  NMwen  tltoD  siebt  gut  dsnm,  wton  sie  wi«  Jorank», 
Hie  neuen  Theorien  der  grieefa.  Mtirik  S.  21  geradezu  die  Regel  aufstellen,  der  loaimi 
matore  baba  die  Grondform  ^  —  <•  v  und  der  lonicua  a  minore  die  Grundfurm  -  ^  ^ 
Der  zweite  8«bs  stotzt  sich  f&r  die  klassische  Zeit  aaf  wenige  verderbte  Stellen,')  und  der 
erste  muss  auf  den  ersten  Fuss  eingeschränkt  und  mit  der  nur  an  dieser  St.  Ilc  /,iilii>.-.fgen 
Entschuldigung  eines  kopnn<;r>n  Versanfangs  gerecblfertigt  veiden.')  Die^Regel  acbeiat  ab- 
strahiert zu  sein  aus  dem  sapphLschen  Vers 

ob  mä  Baeht»  stobt  nicht  fest.   Ich  weuig^^tens  ziehe  die  cbonuDbiieba  IfflHong 

entschieden  der  ionischen  vor 


*)  Tn  OC.  Slfi  T<rOf  §7  «nifftatoe  «S !  itt»*  fN&m  jmrpiffc»  hat  aehon  TriUinioi  dnreh  die  Iriehfe  Kor- 
rektur ff'i!  uMt  -i  in  Ordnnnir  (tebriuht,  '-.ml  uijrh  in  Phil.  1185  <'>  tirnt  im'tajr  n,j':  >'i.,r,i'  ziehe  ich  <ien 
Ueilversuciä  vum  lüeditsch.  der  «u  vor  fitirau  eintcUt,  der  von  WilamowUi.,  Injilus  i>.  Iü3  aufgest«llU-n 
Theorie  vor. 

*)  Ich  habe  tHim  die  Foim  m  —  v  »  jQr  den  lonikn»  im  Allgemeinen  gelten  gelaiaan,  wndera 
auf  den  eisten  Fuss  etner  metriichen  Reihe  henchrlUilct  und  ans  den  hier  geltenden  8i>eeialbed{]](ning(>n 

r.n  erklären  gesucht.  Noch  vor  Jetu  ünick  iÜ  '-l^  v'i  n»  küiiiuit  mir  «I  i  in.ii'-  v.n  S  Ijuli.irf  Sitzb.  fl. 
pr.  Ak.  20.  Febr.  liMi  pubhcierte  Gedicht  der  Saji^tbo  ru  Uesicht,  daa  dies«  meine  Uehatiptung  umzu- 
aitossen  «cbemt.  Hier  eati]HeelMii  sich  ntalich  im  Anfing  der  Strophe  die  Yens 

fCr  Si  Aviatoi»  iv^iic.niai  pmu 

ä  3'  finoa  >täÄ.a  xr'j^irat  iröai 

SO  data,  wam  aian  die  Silben  6—8  des  eilbilbigen  Vene«  als  mittleren  Ooppellnn  gelten  Iftsit,  sich  fhr 
denselhcB  das  Schema  j<.  —  »  «  ergiebt.  Aber  so  nnst  imd  so  daif  man  des  Tcrs  Dicht  mcMsn,  da  die 
5.  .Silbe  nur  dann  kiir-.  i  f  wenn  an  4.  St^  eine  Lloge  steht.  B>  ergeben  sieh  daher  (ttr  den  Ten  die 

swei  «ich  «nttprechenden  Schemata 


Dm  ist  eine  aene,  bisher  ginilicfa  «nbekannte  Art  der  Reiponsion.  Aber  das  Osdi^tchen  hat 
auch  noch  die  Betpomion  de»  rcf;>.'lri.-chten  und  iwlrsohomatistiücben  (.ilykuneas 
0/«  dikaaaar  ia'  dA/nf/af         —  w  — 

«««m*  &e  «•»'  drfis»  —  w  —  *  — «■  "  — 

für  die  man  bisher  kein  BL^i-i  ii  l  Suppho  kannte.  Gerade  für  die  Vielgestaltiiirkeit  renpondierender 
Verse  scheint  uns  jeder  Tag  Neuen  zu  bringen,  damit  aber  auch  neue  Einblicke  in  ilie  rhythrniwhe  tii-l- 
tunß  der  Silben  zu  genithrea.  Aas  uii«erc-ui  F.ill  ersehen  wir,  das«  in  der  Tliat  di«  rier  Silben  iles 
lonicviB  den  genaoen  Wert  ton  ^  — «  ~  hatten;  wir  ktanen  dann  veiter  Tenauten,  das«  Ober  den  drei- 
seitigeu  Längen  swei  Gewngsnoten  «tnndeü;  denn  so  ist  am  eheiten  die  Stellvertretung  von  ^  durch 
—  w  SV  srUirsn. 


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258 


da  d«r  brachykat  iK-kti-chi-  Vcr^ans^jang  uni,'leii-1]  Itelleliler  war  als  ilt-r  Hkfif alcktischr-, 
worüb«r  Näbere»  im  fulgendea  Kapitel.  Aber  wean  aach  Sappho  jenen  Yen  nicht  ionisch 
iMUi,  ao  mius  doeh  fltr  Soplioklw  dtr  Skia  «ngenotmiiwi  wtrden,  itui  nadi  tmur  AnadiMMiog 

in  einem  ioni^bea  Yen  isr  ente  Pom  atutt  daidi  «•  «  «ach  dweli  ^  —  »  «  kuage- 

drOckt  worden  konnte. 

Wir  wenden  uns  nun  zu  der  zweiten  Form  deä  sog.  ionischen  Üinieter      —  — 
Wie  nimlieli  in  flyiconeiaebeii  Strophen  neben  dem  cnten  Olykoneoa  und  Phereknteiis  »ncli 

die  Kola  —  ->->-      -  -    (ind  -     -  vorkommen,  so  finden  aich  in  densellu  n  i:lvko- 

nenchen  äfcrc^heo  auch  die  Kola      _  w  w  _  «  _  und  ^  —  und  zwar  zumeist, 

WM  noch  mehr  xnr  Vergleichung  der  betden  VwM  anleiteft»  an  denwlben  SteUen,  itn  An- 
fang und  am  Ende  von  Perioden.  Beeenders  beldnend  iat  nach  dieeer  Biehtung  die  Stropke 
Enr.  HeracU  718—58  = 

yü  xiti  nnfvvyii);  ofv.u-  —  5  — v  «#  —  -  — 
ru  >tat  mfi:jQÖtatai  9eoi  -i-  w       ^  —  "   

Ay-'f/'nr  iioi  h-lyxnr*,  -Iw  w        >  —  « 

l(un>'loaxi  <V  ovfjiivfd  M    —  —V  ~  —  «  I — 

xal  na^d  ^gdpor  iQX^ar  —  S  — »  »      »  w 

}'ilat';(cic  T*  iv  ^dAvae.  «      w  ^    _  ^ 

fu').X<t>  r«<  .irtrni#i»fi4oc  —   -  — v  «  -1  v  . 

j'if,  fiiüut  xu'i  vjiIq  döfuov  —  S  — V  .  _L  w  _ 

fisiroc  £ffoAr;(9«/c>  v  ^    —  A 

Dassell«  Kolon   "  —  —  fiii<lff   >if]i   in  f^lykor»»'i-.cliei!  Strophen  Hora«-!. 

Or.  8^.  1004,  Ale.  253,  und  in  ähnlicher  Weise  kouuut  »tatt  deä  gewühnlichen  Glykoneion 
die  Form  vor 

fj  ffoldi^  'EQtx&twi  (Ion  4GS  f.) 

ebenso  E.  Sappl  778,  E.  El.  699,  Beeeh.  421,*)  Hec  635,  Ipb.  A.  582,  Aristoph.  Tbeam.  1020, 
Eccl.  972. 

Rf!  Hipser  («Ipiciibeit  der  Verwciuluii),'  liryt  d'T  (  H  it.itikc  nahe,  auch  diese  beiden  Kola 
auf  das  Schema  eiiic^  iouiacbea  DitneU'rs  /.uritckz-uführen  und  in  den  beiden  ersten  Kürzen 
die  AoflSenng  der  eraten  Linge  cinee  loniene  a  maiore  la  erblicken 

—  -  X  j  —    —  [  und  w  u  I  _  _  A  I 

Möglich  dass  wirklich  »o  die  Musiker  des  5.  Jahrh.  lehrten  und  die  Dichter  glaubten, 
doch  niu$s  ich  bemerken,  das«  ein  doherar  Beweie  daffir  nicht  erbracht  iist,  da  sich  keine 
stelle  findet,  wo  die  Kola  ^  _  w  w  _  _  nnd  m  _  ~  —  einander  in  Strophe  und  Anti- 
sfaropbe  eniipredien. 


')  8o  itt  der  Anlistr.  Toa  d'       if  iny  öißior.    Da»  in  <J?r  Str<i]»lie  40C  (liier) iefeHe  flägoy  i>'  fir 
iMMtefoyiM,  WM  aachlich  unmöglich  Ut,  man  dann  mit  Heinek«  und  Xauck  korrigiert  vetden  in  gS^m  9\ 


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259 


Ist  aber  wirklich  in  ^lykoafliaehen  Strapben  das  Kolon  _  ^  w  _  »  _  als  eine  Stell- 
vertrpttinp  iJes  ionisclien  Diineter  —  betrachtet  woHen,  so  i--t  liasselbe  selbst- 

verständlich auch  der  Fall,  wenn  das  kolou  sich  in  anderer  Umgebung  findet,  wie  in 
B.  Et.  107,  Ale.  d08— 10,  Em,  640—2,  Androm,  1084,  RIim.  862,  Arittoph.  Ar.  458.  468. 

Dem  Kolon  «tellan  mik  dann  weiter  melirere  Ymm  mit  glüebeai 

Binguig  nur  Seite,  aindieb 

ßQo&ondxsK  ä^vat  XAgati,  divxa  Aiic  x6gat  (Sapph.  (37) 
€ni  aarü  ii9^  OKOgadoe,      ^talg*,  Anodvmu  (Scd).  17) 

9«N>e^       in*  ait0  m^deeo*        ni^a  (OEL  609) 

i.iiAif.tvi(ji;  (o;  jiitioifi   ;V  i  ?t  i\y  \  Hoc.  027) 

1^  dydJUov  o&ray  oiWcvt^c  (Ale.  437) 
«toJUk  61^  «lotö      }^t>aik*  ii^otw  (Ale.  442) 

90<piav  fAi&äSdTO  xai  dvaaidoiv  (Ant.  H67). 

Auch  hier  kann  nmn  Cum  lie/ricliiKten  Venen  mit  beginnender  Dq>pelkQne  andere 

mit  beginnender  Länge  zur  Seite  ^Id^n  wiu 

*  » 

^^aigovad  ftot  elv  'Atda  d6fiotatr  (Ale.  -i'iü) 
/Ii}  /lof  ffovf  ob»  MOH^  99arefi}c  (Hipp.  526— '8). 

Aber  wenn  aelbel  alle  dieae  Vene  die  Diebter,  durch  feliehe  Lehre  verieiteli,  ioniceh 

n]a,--ei),  war  Joch  nie  der  leiste  Di>]>j'i'Ifu--  r-iii  ('(■liti-r  loniker.  r>>'iin  <l(iini  infi--^fo  lünn 
die  erste  KQrze  mit  dem  Ikiiu  versehen,  wo«  uiau  doch  nicht  so  leicht  billigen  wird.  Wir 
habao  eben  nw  «nie  AnnaliiDafenB  dn  enien  Fönes,  oicbt  ein«  allgemeine  Regel  für  den 
Ban  der  Icoiker. 

3.  Busi.-i  H I' rm rt n ij i an a.  Ks  i.^t  üf^'e!  in  ilfr  alten  wie  neuen  Theorie,  dass  der 
Iktus  der  ersten  in  der  Hebung  stehenden  Silbe  an  Stärke  ttber  die  anderen  benrorragtw  In 
F6lge  deeeen  terlritt  nach  der  Lehre  der  Alten  ron  swei  zu  einem  Doppdfiun  vereinten 
Trochäen  oder  lamben  der  erste  Fusä  die  Stelle  der  9iaii,  der  /.weite  die  der  änoi^  L  »  j_  ^  . 
Unter  den  Neueren  haben  mehrere  dii  sra  Verhältnis  ikdnrcli  iiu>^''edrückt,  dass  sie  den  ersten 
Iktus  mit  zwei  Accenten  bezeichneten.  Das  ist  des  Guten  zu  viel;  so  stark  wird  nicht  der 
eine  Iktns  tot  dem  anderen  hervorgetreten  sein;  aber  wir  Uhnem  doch  immer  sagen,  daae 
rlcr  orsf-'  Iktns  in  der  Kegel  eine  (Unrragtri  l«-  Stillimi,'  einnahm.  Alxr  nur  in  der  Ufgol; 
e»  gab  Ausnahmen  und  Abechwächuugen  beim  liecitieren  und  im  Gesang«  Der  Vortrag 
der  homerieehea  Rhapeoden  trilre  eintönig  und  langweilig  geworden,  wenn  eie  immer  die 
erste  Silbe  des  Yerwe  mit  einem  i3ombenkuull  loügeschossen  hätten.  Der  Dichter  sell>»i 
verbat  sich  dieses,  indem  er  im  ersten  Fuss  auch  unbetonte  Worte  eetxte  und  anaer  Daktjlen 

Al»h.d.I.CL«Lk.Ak.d.WiM.XXILlid.Il.Abth.  » 


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4 


260 

und  Spondeen  hie  und  da  kveh  imtiooal«  Ffiue,  Troehien,  Tribnchen  uod  lunben,  ta- 
lien,*)  wie 

A7av  *Jdoft$n»  re,  Moxofc  2ael  oiM  fcHxe  (!F  408) 

avvtxd,  S^pga  xt  düoottr  alinXoa  xelita  &th]  (.VSS6) 
iTttttVij  yffnc  tt  xnt  7ü/»}o.to»toi'  Tkoito  2). 

XocVi  mehr  mochte  (Ii-»  ifflodik  in  der  lyrischen  Poesie  ein  Ansrhweüfn  ik-s  Acceiites 
und  damit  ein  Herabdrücken  des  Iktus  des  ersten  Fus.-tes  empfehlen.  Die  aolischen 
Dichter,  Sappho  nnd  Alkios,  haben  «uf  «olehe  Weise  eine  eigene  Form  wo  AtohitA 
ertiy  niisgchililMt.  im  ersten  Fuss  ein  util'-fontes  i\nn<'/.}.aßov  'ididtfooiiv  hatten  und 
douDach  bald  mit  eiuetu  Troobäua  balil  einem  lambus  und  biild  selbst  einem  Pyrrhicbiiw 
nnhabeo: 

Iqo^  d'  <tvif  II  6  iffKiuh/i  öwei 

^ttf»  «ol  d*  ifMer  pkr  dm^x^eto. 

In  der  uns  erhaltenen  Poesie  flehen  in  ähntieher  Weite  dem  IMrtylas  der  Glykoneen, 

Uendekasyüatu  n  iin^!  r^rwarTlf^r  Kola  lial«!  ein  Trodiäus,  bald  ein  Spondeu«,  bald  i'in  Tauit>us 
(nicht  Pyrrhichiuci)  voraus,  und  indem  nuu  Goltfr.  üermaun  diese  Art  logaödischer  Kola  mit 
den  ^loAiMd  tmi  Ktnantmenatellte,  fand  er  in  dem  enten  Fott  dieeer  Verae  eine  Art  Vortaict 
(praeludium),*)  so  das»  er^t  mit  dem  zweiten  Fuss  oder  dem  Daktylus  der  Rhythmus  fe^t 
einsetze.  Die  Lehre  ist  fein  erdacht,  sie  hatte  gewiss  anch  für  die  Zeit  des  äolischen  Dichter- 
paaiee  Geltung:  aber  für  die  Dichtungen  Pindars  und  der  Dramatiker,  Überhaupt  für  die 
Zeit,  in  der  die  dipüdische  Meaenng  aiiefa  aaf  die  iolischen  VerM  nnegedehnt  wnrde,  liart 
sie  sicu  nicht  aufrfr-ht  crhnltr-n.  Ah^nsflipn  xnn  dem  Namen  Hii^is,  rinr  im  Altrrtnjn  nnc 
andere  Bedeutung  hatte  und  den  Doppeli'uK^  (pa.<>$iiiä)  im  Gegensatz  zu  dem  Ein2eUu«s  (pe^) 
bedenteie,  nigt  auch  nnsweiCdhaft  der  parallele  Gebranefa  dee  Olykoneiw  und  der  troebäisehen 
Tetra|K>die,  ferner  die  Gleiclutdhing  des  reinen  Glykoneus  mit  dem  polyt-chemati.schen,  endlieh 
die  Anwendung  der  Glykoneen  in  Marschgesiinpen,  das«  der  erste  Fuss  des  Glykoneus  niclit 
ausserhalb  des  Rhythmus  stund  und  dass  mit  liecht  HephiUtiou  und  die  alten  Theoretiker 
den  Gljkoneas  ab  katalektiicben  Dimeter  xboH  den  HeadekaajrUabas  als  braebjkafaitakliitaheD 
Trimeter  bewichiieten.   Ba  mag  in 

der  Iktii.s  des  ersten  Fu:yses  nicht  so  stark  wie  sonst  vor  dem  des  »weiten  hervorgetreten  sein, 
aber  der  erst«  Fusa  stand  nicht  ausserhalb  des  Rhythmus,  war  kein  Vortakt,  sondern  erster 
Fuss  einer  vierfüssigen  Reihe.  Darüber  kann  heutzutage  ein  Zweifel  nicht  mehr  bestehen, 
und  ich  begreifiB  den  energischen  Ton,  mit  dem  der  leider  7.u  frfih  verstorbene  Kenner  der 
Mntik  und  Litteratar,  Erw.  Rohde,  jeden  Gedanken  an  eine  fimchtigang  der  HtfmanniicheD 


<)  Uebir  Ver»c  Ur  Art  s.  Härtel  HoD.  JM.  III  70  ff.,  Scbolx«  Qoaesl,  ep.  411  ff..  Solnitat  üntsn, 
z.  gr.  Laut-  u.  Veralehru  lÜU. 

Henaaaa,  Elen,  dectr.  metr,  p.  60:  iure  Tiden  w  eiistinan  bo«  quasi  piaelodiun  qnoddam  et 
tsatansatum  anneri  deinceps  wcaturi. 


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261 


Basis  zurflckwies.  Dass  dem  beginnenden  Trochäus  in  der  Strophe  oft,  nicht  bei  Pindar, 
aber  bei  dm  Dramatiki-rn,  fiti  lanibus  in  der  Antistroplie  entspricht,  muss  als  fnrtscb  reiten  Je 
Freiheit  in  der  Behaniiiung  dieses  beliebten  Kolon  bingenotuiueo  werden,  darf  aber  nicht 
4en  AttagMgqrankt  einer  m»  rielen  anderen  GrHiideo  iiiini5|;fUehen  Lehn  bildm.  FV«|;lioh 
ist  es  ntir.  wif  mnn  <]i  n  Anfnn?  des  Kolon  zn  nit'S---eii  und  zu  arrcntniprcn  ha!w,  wenn  ^t<1tl 
des  irrationalen  Trochäus  ein  lambus  steht.  Uei  Pindar,  der  sich  noch  nicht  die  Freiheit 
itahin  iimnä  hmbin  mit  «iomb  Trocblm  respondferai  zu  Umwo,*)  hilta  ich  et  «neh  heute 
noeh  fttr  de»  Richtige,  ak  «tsten  Volitalit.  einen  lonicus  a  meiore  eoxonehmeD  nnd  dem- 
aelbeo  eineo  Auftakt  voraasr.uschicken,  ub<o  den  Vers  0. 1  1 

ägmw  fiit>  Sdmg  6  di       jßvobs  at^i/terov  n9g 

90  sn  meaaen 

*  *         •  ^  ' 

Bei  den  Dramatikern  ab<-i-,  die  jenen  Tfimhn«;  mit  «Einern  Trochäus  respot) liieren  l!f>s<?en, 
will  ich  gegen  die  heutzutage  beliebtti  Acceittuierimg  der  beginnenden  Kürze  des  lambus 

keine  Einwendung  erheben,  bie  lässt  sich  freilich  um  der  antiken  Theorie  und  der  sontst 
▼OD  den  Diehfami  geOhten  Prexis  Dicht  «rktftico,  eher  aie  hat  daa  Got»,  deai  dorefa  sie  in 

alle  Glykoneen  eine  gleichniäsaige  Rftonutii;  l^ommt.  Und  da  für  sie  wenigstens  an?  der 
modemeo  Musik  Analogien  beigebracht  werden,  ao  scbiiewe  ich  mich  dem  Urteil  der  besser 
Üntpirichlsten*)  an,  glaube  aber  mit  der  Befonnng  j.  w  w  w  _.  am  meisten  die 
d]«a>}r^  des  alten  Kbjthmus  zu  treSisQ. 

4.  Beffinnprider  Di^pondeui«.  Der  Annahme  einis  Voitaktes  baben  wir  bei  den 
Versen,  die  mit  der  sogen.  Hermauni$cben  Basis  beginnen,  entsagt,  aber  etwas  ähnliches 
findet  sieb  doch  in  der  griechischen  Poesie.  Ich  flnde  das  Aehnliehe  snnlchst  in  den  Versen, 

die  mit  zvrei  Liliigen,  welrlie  d*  n  Tnifanj^  einer  Dipndie  oder  einer  Basiü  im  antiken  Sinnt- 
haben,  beginaen.  Solche  Verse  gibt  es  zweifellos;  eines  der  sicher«ten  Beispiele  ist  Find.  P.  1  3 

juähmi  9*  AotieA  oAficanw. 

Die  gnnse  Ode  ist  in  Dnktflo-Epitriten  gedichtet,  nnd  da  wlirde  unser  Ten  gans  ans 

dem  Gefüge  herausfallen,  wenn  man  in  ihm  nicht  den  beginnenden  zwei  Längen  auf  die 
beseichneie  Weise  den  Wert  eines  Epitrit  gäbe,   äleditsch  hat  in  seinem  Buch  Gantica 


•)  Die  Freiheit  findet  ncli  aber  •ebon  bei  Baccbrl.  XIX  15  u.  83. 
Zd  beachten  Ut,  dssi  aidi  die  iambiidie  fona  4sr  sogen.  Bans  hRufig  nach  ^eem  abitalekti< 
sehen  Vera  ludst,  wie  RA.  516 

S  ^gß^jama'  i^if^  V  n||NliiMW 

Hee.  640 

xaxüv  I')  ^i/ioum'St  ylf. 

l>a»  hat  vicUoiclit  sinnen  Grund  darin,  da*«  man  «cli  ~  eiiit;  VerkUratun^t  von  ""^  -  dachte, 

•0  dsM  davor  eher  eine  aJaUatektiwhe  Dipodie  —  »  —  ^  stehea  konnte,  indem  die  Müende  Kotae  im 
Anhag  das  smitan  Kelon  dea  üeheradtgn  *en  Zeit,  den  der  ekatnlsküadie  ablast  des  «raten  Kolon 
«erlaagte,  aasKlieh. 

35» 


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363 


der  soph.  Trai,'.  .st-lir  oft  von  dieser  MeJtsung  anch  h<»i  Hlvkoiipt^i  fieKraucli  gomaflit,  woun 
dieselben  im  ersten  Fun  io  Strophe  und  Autistrophe  eineu  Spoodeu«  babeo.  Ich  wage  nicht 
■o  wttt  ni  gehen,  da  doch  der  Qehraueh  de«  Spondem  atalt  des  nraÜoMl«!  Troohtnt,  auch 
wenn  er  in  Strophe  und  Antistrophe  vorkoisiniK  gleichwohl  auf  Zufall  beruhen  kann.  Aber 
ninncliiiial  doch  machen  Jit'  umgebenden  Verhältnisse  die  Annahmt  einer  dufWadcMChea 
Basis  sehr  wabischeinlicb,  wie  in  Aesch.  Pers.  855  = 

;iarxaQxij{  äxdxui  äfta^oi  ßaaucvi 

nnd  ebenda  V.  868  860  =,  879  884  ».  da  die  reinen  Dakfykn  der  daktylischen 
Verse  jenes  Liedes  offenbar  di]>or]i>c]i  7n  me-v^en  ^inr),  zu  dieser  Messung  aber  etnrig  die 
Einleitung  durch  einen  Doppelrju-n  ieus  stimmt;  ferner  Eur.  Ale.  89  = 

oi  fiuv  ot'Öi  Tii  Aii(fi:i6uov  -iw  —  — 

d  fäg  /tmaeßfuoe  ihas   i-w  — «.«  

wo  auf  ähnliche  Weif^p  drei  tlnktvüsoVif  Trijiotlirn  diirrh  einen  solchen  scluveren  Sinnidcus 
eingeführt  werden,  womit  man  den  gleichen  Gebrauch  des  einleitenden  Dis^pondeus  vor  rier 
logaSdiscben  Kolen  in  Piad.  I.  VII  S  Terglnehe.  Unbadenklich  todann  wird  man  eine  solch« 
Basis  annehmen  dOrSm  in  troehSiscben  Sfaropfaen,  w«m  den  troehliiebeB  Dipodicn  ein 
Spondens  Toransgehi,  wie  Iph.  A.  253—5 

iwyxi^xorta  vijas  ildofiav 
miftdotetr  lanhapiumt 

Cjel.  614  ti.  620 

jJAj  dai.üi  ijfdQaxw/ii'ru; 

5.  Beginnender  lumbus.  Viel  schweier  KU  erklären  sind  die  Fälle,  wo  einer 
trochäiücheu  oder  logaödischen  l!eitiH  fin  lüinViu:»  vorhet^^tlit.  Hier  gilt  es,  zuerst  dio  Tliat- 
sache  festzanagein ;  ich  werde  daher  zuerst  die  betreffenden  Beispiele  geben,  dabei  aber  zu- 
gkicb  auch  den  ToraingeheDden  Veia  nii  BnAhien,  da  nur  so  erMhen  werden  kann,  ob 
dar  lamhna  ansMr  dem  Takfc  aUhi: 

Choeph.  362  — ,  am  Schltua 

ftonifiof  ).t^yo;  nrnittrior  _1  _  »  -1  _ 
yrnotv  TittntfujtiJM  xe  ßüxXQtfi  «•  w  v  _  »  _  _ 

Cbovph.  409  f.  — 

alfiaxöiaoa  n).a-/u,  -i«  — 

Jä>  Monw*  fffieera  «ijdi}>  j>  

Ivi  dvaxatAstaviJiw  &lyoq  »  —      v  w  

Euni.  150  = 

ttvytv  dtnaf  dtifiJijidxov  m  —  —  «»       w  _  «.   


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263 


IPara.  575      am  ScUiub 

jUifniv  Ttkiiiynr  avddy  ~  —  —    -  —  »  —  — 
öept.  74;'!  = 

aldwa  d'  ie  t(pfw  fämt'   — 

*AjiAlXtatmz  cSrr  ASmos  "  —  —  «.  „  x  ^  ».  _ 

A.  Sappl.  97       am  Schluss 

ßtav  d'  ovTiv'  l^o:Tkii^ft.  «»-_  —  -—,  v  ^ 

Eur.  Suppl.  804,  am  iSchlass 
JtQootiyÖQtjfia  ftmiQUfV  •*  .iw_»_S.v  — 

Ear.  SnppL  984«  am  8chliw*) 

Ytjöoßn0xi)r  riry.  fy/'i 

Tfxnvrt'  i't  T'i/'in  ii  nnitia.  *•  — 

Med.  \dl  — ,  zum  Schlu-« 
oMi  ovyi]do/iai,  u»  yvvai,  äiytoi  diufuxtoe 
Incf  /KM  jf^^oirm 

Avdrom.  10)7       am  Schlnm  naeb  akat.  V«n 

mUaiyav  fttQthe  Tooiar  — 

Flerc.  38(i        za  Anfang  einer  ntoau  Pwiode 

iitn<7n'  ^'  i^ovfooortt'rfi»'  "EßQoy  ~  — 

ferner  Choeph.  383,  Trach.  210,  Or.  1012,  Ipb.  A.  1531,  Iph.  T.  394,  sodann  Find.  0. 1  2, 
P.  n  ep.  8  (Anaplrt  atatt  lambin  wie  Hipp.  740),      VI  5,  BomhjL  XIX  15. 

Wie  bat  man  aieh  nun  diese  aafibllende  Forni  de«  Rhythmus  zu  erklären?  Da  man 
Rieh  nur  schwer  zur  Annahme  ein?«  nnsserhall)  lll^s  FJhyllimus  stehenden  Elemente»  ent- 
Dchliessen  wird,  so  möchte  man  fast  hier  zu  dem  Ternifeneii  Antispaät  seine  Zuflucht  nehmen, 
um  den  man  docli  «n  «inigeD  Stelleo  wie  Tioad.  560  ff. 

Idgw  6'  iHßaiv'"'A^,  n6eae  Iqy»  IlaXMSoe' 

Xniii'tliiltQi  iQtjfiia 

und  Aristoph.  Tbesm.  1095 

nicht  herumkommt.  Aber  wenn  auch  der  Yer|^ei6b  mit  jenen  scheinbaren  Antispasten  zu- 
toeßlnid  ist,  ao  natenoheiden  aioh  doch  amere  Vene  fon  jenen  dadurch,  dose  in  ihnen  mit 

')  Wilamowitz,  comment.  metr.  I  12  entgeht  dem  Vere  durch  andere  Versteilnng,  wobei  er  aber 
«iiM  anitÖMige  trip.  catiü.  f»^^  A§Uat  in  die  stelle  bringt.  Aehnlictaou  AnatoM  erregt  die  ebenda 
|iu  30  ufsnosaxasae  THpodie  Tn^  ISDB  Wt^unr  wsiMr  iek  eBbedanklieli  dsn  tadellsieii  Doebniiu 
iümfiM"n,os  letse. 


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264 


der  3.,  niclit  2.  Silbe  die  dipoducb  gemwwne  R«ibe  begiost,  wenn  mu  nicht  «m  tlMar 
lektiwh«  Scblussfigar 

aaniDint.  Einer  aolshen  Messung  wOrde  ich  abtr,  namentlich  mit  Rücksiebt  auf  die  Vvm 
%.  _  —  -  —  — ,  die  Annahme  eines«  vornntjehcnden   Docbmius  von  'ier  Betonung 

w  '-  -  —  ...  oder  die  Messung  mit  beginnender  leerer  Zeit    v  _  -i  v  ^  .  .  .  entschieden 

vorn«ben.  Oiesa  B«toiiniig  pami  nimlieb  gut  mm  Aoadraek  des  Umbi^eiu  «rai  SeblnaSf  aber 
zu/.ngt'iii'ti  ']<\.  'hmu,  iLlss  lüiser  Zweck  besser,  im  Hinklang  mit  der  dipodischen  Oliederaog« 
erreicht  wurde  darcb  die  aadere,  dem  Eunpide«  geläu^ere  Form  »^»..^v  — 

6.  Einleitung  dnrch  einen  Daktylus.  Eine  beliebte  Art  miuikaUachor  Konpaeition 
var  es  bei  den  Griechen  wie  bei  anderen  V5Ikem,  einen  Gelang  durch  ein  kleine!  Praeludium 
(.-ujoot^ixör)  einzuleiten.  üusHelbe  uiUisite  zwar  an  den  Grundtou  und  Rhythmus  der  Haupt- 
masse anklingen,  hatte  aber  doch  die  selbständigere  Stellung  eines  V^urspiels.  Besunders  in 
den  chortambiachen  and  iooiedien  Sintpben  waten  aolehe  Pvoodika  beliebt,  di«  Pmodika 

blieben,  auch  wenn  sie,  wie  nicht  selten,  mit  ilem  llauptteil  durch  Synn]:itiie  verbunflun  waren. 
üeiq;ii«le  mögen  das  erläatern.   In  der  Parodos  dea  Prometheus  V.  128  ff.  geht,  ähnlich  wie 

Prom.  897  n.  Sept.  720,  den  fbrtlaafonden  loaikwu  diu  Pkoodikon  -  —  ft^dh  (f  oßti^fit 

voraus.  In  Prom.  149.  397,  SepL  720,  E.  EI.  480  ist  daiMlbe  nicht  durch  WoctNUnas  von 
dem  folgenden  Tere  geschieden: 

vlot  yuQ  oiaxovofiot  xjiUToca^  'Olvftnov. 
oUvtu  ot  TÖs  oMo/tivas  tv^OC  IJnoin^Oa-, 
ni^pQom  lav  ojktiuotxov  diöv  ov  fhnl;  nftoiay. 
A?.''k  nnuivnTnt  rrfi')ihiir,i  r^-vt'iy  /"i.  y  ihyriv. 

Ein  ähnliches  ebenfalls  auch  durch  Synaphie  verkuilpfbnres  Proodikon  vor  louikern  ist 
_  s  _«     wie  Baeoh.  113,  Ran.  326,  Ai.  1199  (nach  dem  Muter  tod  Alkäns  fr.  43— bO): 

Udi  i6vl)'  dyd  htft&ita  Jifi^ooiaw. 

-■Too'  inv  h'vvytiftv  dei'/inTo;  ijv  flot  xgoßoi/d. 

Dasselbe  läset  «ich  zwar  durch  die  Messung 

mit  dem  Folgenden  unter  einen  Takt  bringen,  liat  aber  doch  immer  mehr  die  Geltung  einer 
ßinleitnng.  Hit  den  lonikem  nahe  verwandt  rind  die  Baeehiea,  auch  diete  haben  ein  eolohee 
Vorfiel,  da*  «og  mit  den  tilgenden  rmnen  Baccbien  verknapft  iat  in  OR.  649  ™ 

Vor  Charinniben  und  den  T«>rwandt(in  Gljkoneen  geht  Öfter  eine  logaödische  Tripodie 
als  solches  Proodikon  voraus,  wie  Piiil.  1?7 

Rhes.  307 

&  ^^üoe,  cl9«  /tot  f 


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285 

Waivn  schon  diese  Proodika  manchmal  mit  dem  folgenden  HaaptTV«  donb  SyDfe|ilue 

verknOpfr.  ^^l  t^r-^cheint  nun  vollendä  ein  einleitender  Daktjliu  vor  loBikcni  als  Teil  da* 
Verses  in  Fällen  wie  Pere.  648  =  (ähnlich  033  =) 

i;  ytto;  är^Q,  (filoi  Sx^"*  '         J'"0  xixev^er  Ij&ti  . 


FhiL  1181 
Nob.  955 


Tbeam.  109  in  eineiD  ioniBcbai  Lied 

0  0 

  .  .    W  — u 

Aof  Grand  dieser  Vente  und  des  rhythmischen  Zusammenhangs  der  Kola  OC  120  f. 

wage  ich  denn  auch  diu  AnfanKsveree 

tow  Ir  ovQanp  ßtßaxtu;  (Ileracl.  910  =) 
&  jfiwi»  ßem€XiH  ^fut  (8.  EL  1066 
ägd  not*  oMiff  d  nakcuA  (Rhee.  360  =) 

so  zu  mesaen,  dass  der  beginnende  Oaktjlne  ein  Vonplal  sa  der  intt  dem  ersten  l^hlae 
an&Dgenden  dipodiMhen  Reihe  ist: 

Wiluwibeiinlich  ging  die  Neigung,  eiiMD  Daktylus,  eiiMD  idnea  oder  amkmnacbcD, 
einer  ioniielieii  oder  logefiditdieD  Beih«  voraiunieeliiekcii,  noeh  viel  weiter  nnd  derf  maii  aoeh 
ia  V«mii  wie 

Ärfi-a  _H^»'  Ol»'  &fiva  rnodtjoei  0<up6s  oitoro^hai  (OK.  813) 
Kgovida  ßaaü.>jo;  yero;  Atar  ibv  dt^ftfrov  netf'  'Äx^Xia  (Ale.  Ü3) 

die  entn  8  «der  5  Silben  nb  PrSlndinm  ebaondem  in  folgender  Weiee: 


Damit  enifemen  wir  nn«?  allerdinj»«  ron  dem  olien  S.  2'»4  aufgestellten  Versuch,  in  dem 
zweiten  Vers  die  ersten  zwei  Kürzen  ab  AuÜüsuDg  der  ersten  Länge  eines  lonicus  a  maiore 


')  Gleditüch,  Cant.  \Ti  wXsmi  den  Ver»  cbonauibisch:  aber  daf;egen  spricht  hier  deutlich  der  durch- 
^gifie  Mangel  einer  Cäaor  naeh  dea  angablüdMB  ChoriamtMo.  Aach  aom  Btluw  det  Venes  paait  beiaar 
die  ioninche  Mewuiig. 

Witamowita»  1^11. 1S6  ndit  gegen  neberiiefenug  und  IntetpanktteiB  den  Aulkag  das  Venea 
■n  dem  vonraiBefaieDdeD.  Uchrigeu  kana  der  Yen  auch  äobeh  cheriaiabneh  genwiKa  werden. 


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zu  fassen.  Aber  di«  Entfernung  i^t  nicht  sehr  gro^H,  und  ich  habe  durt  schon  die  Mündlich- 
keit einer  anderen  Analyse  angedeutet.  Die  EutacbeiduDg  mö^en  die  Musiker  geben,  deren 
geübtem  Gehör  icli  in  solchen  subtilen  Fragen  mehr  vertratte  als  den  Zahlen  der  Statistik« 
oder  dem  Macbtf^ebot  der  Grammatiken.  Ihrem  Urteil  mSchte  ioli  ancb  die  Frage  anbeioi'' 
•teUeiDt  ob  wir  in  daktylit^chcn  V'nmeil  mit  einleitendem  Diiambus)  wie 

Ä.T'Os  W/mwv  Aißoovov  xoüto;  '£}J.udoi  Tjßac  (.4g.  109 

und  Ag.  116       OB.  175  =,  OK.  130       Ran.  1204,  1270,  1285  m  mcaea  haben 

oder  unter  B^chtung  der  regeimä-ssigen  Cäsur  nach  der  fünften  Silbe 

In  ktsteroiD  Falle  wfirden  wir  atteh  hier  einen  VemUag  haben  ihnlieb  dem  oben 
betraohteten  OR.  049.  Einem  Kolon  ~  _  w  ^  —  brauoben  «ir  aber  nm  so  weniger  aoa 
den  Wege  zu  gehen,  als  wir  deiusolh^n  auch  sonst  lirmfi^  hn^e?nen,  wie  in  den  Proodikon 
w  —  <•  —  —  ionischer  Reihen,  uad  wahrscheinlich  auch  m  dcu  Versen 

iyut  6'  6  tldpuof    |   :ialatöi  ä(f'  ov  ^.QÖvof 

'/d^  ßti/anor  |  x'*/"'^  firjvw  (Ai  600  f.  =) 

Irvxä  dl  Y>'j(iff  |  f*ÜTtjQ  rtr  ihtxv  voaoi'yxa  (Ai.  022  f.  =)') 
ov  d'  bt  itkv  <^ai9  I  nor^cDT  itdieMMB  (Med.  431 

fflr  welche  Yeiee  aUe  die  etebende  Cleiir  naeh  der  fünften  Silbe  eharakterjitiwb  iat.  Wie 

bnliobt  aber  und  volkstümlich  bis  in  die  römische  Zeit  das  Kolon  z  —  ^  mit  dem  Iktus 

auf  dem  zweiten  lambus  war,  kann  man  daraus  entnehmen,  daae  die  r5miachea  Metriker 
Juba,  Cäaius  Bassus  und  TcrentianuM  (.s.  Metrik*  g  00)  den  iambischen  Trimeter  so  perkn« 
tierten,  dan  das  er^te  Kolon  vor  der  Cäsura  penthemimeres  die  Form  z  ^  „  -l.  z  erhielt. 
Denn  diu«  regelmiL<$ig  und  schon  bei  den  Griechen  in  iI't  uiintii-ehKii  Sy/vifii-  imd  ikmnach 
auch  in  der  trochäiüchen  der  zweite  Fu^  vor  dem  ersten  den  stärkeren  Iktui  hatte,  ist 
gewin  falach,  wie  ich  an  dem  a.  0.  erwieaeD  habe;  fragt  man  aber  nach  dem  Grand  der 
beitimmt  beaeugten  PvknHKm  der  lömnchen  Metriker 


8o  wird  man  zunächst  auf  die  in  der  Ijiti  iniM  hnn  SitücIiö  l^efionders  herviu  tictrndt»  Neiffting 
den  Trochäus  oder  Spondeus  vor  der  Cäsur  /,u  bHtonen  hinweisen  musseu,  diese  Neigung  aber 
dnrcb  die  Beliebtbwt  des  alten  Kolon  «  —  -  -i —  nnd  der  verwandten  Kola  -  »  _  >  ^ 

und  -   '    -  iiiA  h  t  i  klnrüt  hi  r  machen  dürfen.    Die  f^l-  icli.-  Perkussion  des  zweiten 

Teiles  des  Senars  war  dann  nur  eine  KouaequenZ|  aUerdiogs  eine  rein  doktrinäre,  der  im 
Anfang  befolgten  Betonung. 


*i  Wikmowitt,  MAanire*  Weil  p.  480  ni«»t  die  Vene  nnd  die  gwne  Strophe  Ai  «21—634  MHnwh. 

was  un(;efubr  auf  das  (ilt-icliH  hinaiixkoiiinit,  aber  die  tjül'  aac,  io  AoAmg,  die,  wean  aedi  lettea,  dodi 

nicbc  ganz  veruii^Jeu  Ut,  uutirkJiiirt  liU^t. 


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Y. 

Ak«t»lelrtiMli*  SeUoBST«»«. 

1.  Zum  W«ien  da  Vmm  und  der  9hm  die  OrSae  einw  YeiMa  (von  ykiultm» 
32  Zeiten)  hinausgehenden  Peträde  gtb&lt  es,  das»  sie  einen  Äbschlusa  habeo.   Dienr  Ah- 

Bchlii'-s  kann  ein  doppelter  sein:  er  kann  in  der  W«1;I  t]er  zum  Siit/schln«s  t»p«>iKneten 
Rhythmen  beruhen,  oder  er  kann  sich  auf  die  zur  Erholung  der  ätiiiiuie  erforderliclte  und 
■OBiit  die  Vene  von  eiiunder  acbeidende  BnheMit  (Pkiue)  beneheu.  Den  enbtn  wollen  mt 
dm  Rlivthinn^siiMnR^,  don  zwoitcn  den  Zeit«chliis>  nfnnrii.  Der  Rliytliiims>clilnss  hat 
Geltung  für  die  Poesie  wie  für  die  Prom;  er  ist  nur  in  der  Poesie  infolge  des  dem  Verse 
zngrund  liegenden  Metnuna  beetiminler  filiert.  Im  allgenMineD  dod  die  hMpWtebliebeten 
RbjtbmiiMeblliaM  der  grieebiwben  Rede: 

_»>'  —  _  wie  im  daktylischen  Hexameter  Dod  dem  «nnpiatiaciiMi  PnOmiakiiB, 

—  «  _  s  wie  in  iambiacben  Septenar, 

*  —  und  —   w    wie  im  Doehmins  und  in  Sfcaionten, 

_  w  w  ^  vnt  im  Pentsmeter, 

—  »  —  wie  im  iamhischcn  und  trochäischea  Septeonr, 

—  u  w  V  —  wif  iti  Dithyramben  und  Titanen, ') 

wobei  aber  noch  einen  grossen,  die  Silbenlblge  fast  noch  Überragenden  Untertichied  macht, 
wie  die  Wörter  «nf  jene  flilbenkomplexe  sieh  Tertdlen,  ob  z.  B,  em  Seblnsa  ein  ein-  oder 

mehrsilbiges  Wort  steht  und  ob  nnd  an  welcher  Steile  ein  Worteinacboitt  (GGear)  die 
Scbluasfigur  durduohneidet. 

Yon  den  ZeifaeUlbeen  sind  an  wichtigsten  die  emmetrieeben  d.  i.  diejenigen,  bei  denen 
der  Umfang  der  Pause  genau  normiert  nnd  in  das  rhythmische  GefSge  der  Strophe  mit 
festen  Werten  von  I  cAcr  2  orlir  inelircri'ii  Zeiten  eingerechnet  ist.  Solche  cmmotrische 
Schlilsa«  sind  allen  Marschgesängen,  insbesondere  denen  eines  Schwarmes  oder  Chores  eigen, 
weil  ohne  sie  die  Bow^ng  des  Chon  leidit  in  Unordnung  bime.  Aber  «e  gibt  aneb 
VerM-,  l)iM  ili'iien  die  Pause  am  Schluss  nicht  mitgemessen  ist,  die  folgende  Zeile  viel- 
mehr so  fortgeht,  als  ob  kerne  Pause  dazwischen  läge.  Das  ist  z.  B.  bei  den  iambisohen 
Trimetera  des  Dialoges  der  Fall;  denn  wenn  ieb  im  Eingang  des  OR  lese 

A  ndnu,  Kdifiov  i<oi(  nditu  via  tQoq>^, 
^hac  ffotf *  Id^cic  «dodie  ftot  <M(eu; 

>}  "Wir  streUim  Iiier  nw  das  in  enserer  Zdt  mehr  lebbaft  mnatrittSBa  als  la  sidimm  Absebliiss 

gebrachte  oder  ilberhaupl  bringbare  Gebiet  der  KhythmuB*chlösse.  Sonnt  njuarte  aui-h  di»>  K-'lir^n'fe 
beleocht«t  werden,  welche  äehlQBEe  bei  den  Griechen,  U'il«  durchwej,'  teils  z«  gewissen  Zeiten  —  denn 
auch  hier  war  die  Mode  von  Einfluga  verpönt  waren.  Unter  den  Si:hlu»»foruieu  habe  ich  den  Puan 
aa  letster  Stelle  gesetzt,  wiewohl  denselben  Aristoteles  rhet.  lU  8  be<ond«ts  empfi«hlt  nnd  dem  Tbiaajr' 
aiadras,  dem  Brflnder  des  PranrfiytbtinH,  msdinibi:  ick  Üiai  dieses,  weO  thatildilich  disie  Sehlawfbmi 

die  flf>!(fiis(.:'  ist, 

Abb.  d.  LCLd.k.Ak.d.Wis«.XmBd.lLAbth.  S6 


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866 


so  lasse  ich  am  Selilnssc  jefTes  Verses  ('Uie  kleine  Rahepause  eintreten,  alter  der  Rb^thmus 
gebt  oau&terbrocben  fort  and  nimmt  auf  die  Zeit  jen«r  P«nae  soblmhtardings  nicht  Rfickmebt: 


Die  alten  Metriker  halten  sich  in  der  ünterscheidung  der  Vwae  nach  den  Schlfluen 
•o  die  Zeitäclilü^s)'  und  lu^bmen  auf  den  Rhythmu^ohloM  nur  iiualeni  Bezug,  als  er  dureh 
die  Arten  dm  Zeitacbluaaet  mit  faMliinnit  wird.  Si«  antenehadtn  also  mit  Bexug  auf  den 

äcbluss 

xnTn}.rj>iTn  /texQU,     Vf  rsip,  lieren  !     tr  r  Fuss  unvollständipf  i'^t. 
ßnnyyy.mnhjxjfi,       X'erse.  iu  dei.en  am  Schluss  ein  ganzer  Fus»  fehlt. 

Im  Gebrauch  der  Dichter  macht  neb  «in  groaaer  Unterachied  der  VeraachlQne  uacb 
Am  Taktnrten  whI  den  Zeiten  bemerkbiir.  Der  gr8sit»  ist  der,  dm  braeb^kttaldctiieh» 
Verse  nur  in  Sbythmen  des  yivoi;  deiidatov  Torknmiucii,  das  ist  also  in  Trochäen,  lamben 
und  Logaüden,  nnd  in  den  Daktylen  erirt  naclidt-m  der  dipodische  Bau  auch  in  die  daktyli- 
schen Kompositionen  eingedrungen  war.  Dabei  wird  man  wohl  kaum  heutzutage  noch  einer 
Ificn«  dee  Zweifels  begegnen,  wenn  mui  ngt,  daas  in  diesen  braehjkntnlektisehen  Yersen 
nicht  der  Umfang  des  ganzen  fehlenden  Fus-ses  oder  drei  Zeiten  in  die  Pause  fielen,  sondern 
dus  die  vorletzte  Länge  durch  längeres  Anhalten  (toi^)  bis  zu  drei  oder  vier  Zeiten  g&> 
dduit  und  iementqurMbend  die  Pause  Terkleinert  worde  in  felgandar  Wdsa 

A 

^ 

Was  sodann  den  Unterschied  der  Zeiten  anbelangt,  so  hat  man  in  älterer  Zeit,  wahr- 
scheinlich in  Folge  davon,  das«  die  Verse  in  der  Rege)  nicht  nnter  Tansbewegungen,  son- 
dern von  einem  stehenden  Sänger  vorgetragen  wurden,  mehr  auf  de»  rhjthuii-i  hen  Schluis 

als  auf  den  Zeilschhis.«  ifeiithtet.  S'o  hat  denn  das  älteste  Versiuiiss,  der  dnktylisLhe  Hexiinieter. 
einen  sehr  wohlkiiogeuden  Rhythmusschhiis^,  aber  keine  Pauste  zur  Eriiolung  der  Btirome. 

Denn  die  Pans«,  welch«  dnrcb  «in«n  wbUesssndsn  Troebins  sieh  «igab 

wnrd«  so  w«nig  angestrebt,  dass  umgekehrt  die  Verse  mit  sehliessendem  Spondens  als  woU- 

kliiijicnder  bevorzugt  wurden.')  Diesi,'  Vernin-liIiL-sif^uni;  des  Zelt^chlnsses  im  dakf_vlisclien 
U«z«meter*)  ging  auf  die  Daktylo-Epitriteo  über,  in  denen  gerade  mit  vollen  Epitriten  wie 
mit  dorn  ans  drn  vollen  Epitriten  gabiMetoD  Stswcboidon  gern  «n«  Stroplw  editoss,  wi« 
in  dem  alterMmliehen  Siagwgesaog  anf  Theron  Find.  0.  III 


>)  Nicht«  bedeuten  dagegen  die  Flunkereien  der  Grammatiker,  die,  om  IHM»  Ittn  Zeit  sn  «rbalten, 
dem  TrochAtit  den  Vorzug  gabcu,  wie  Victorinua  1  17,  24. 

*)  IKe  yeraacbltsngunj;  des  KeitiefaliatM  sa  Oenstsn  des  Bbythmusichliwiei  eridelt  sioh  ancii 

■pät«r  noch  in  dakt>M  lim  .<Lnii,hen,  wie  insbesondere  in  Her«d.4M— M,  «ottiber  mein«  lletr.'aast, 
nicht  beachtet  vou  Wecklein  in  «einer  Au^be. 


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xXeivav  lAxQayavra  ytQalooty  fT-yoimt, 

(^QomK  'Oinfmutvixav  Bfiror  öoätüoan;,  dxafiavTo:t66ü>v 

StmiMr  ämev.  JHoioa      off?»  fioi  naQ«jiait}  reoalyalov  fvQiivTi  iQ6nw 

In  dem  daktylo-cpitritisclirn  Siegesgesang  auf  Arkwilis  P.  IV  udigeo  unter  deo  seht 

Versen  der  Strophe  drei  (3.  4.  8)  akatalektisch. 

Umgekehrt  herrschte  ia  der  jnngeren  Zeit,  seit  dem  Ie»1>i8eheii  Dichterpaar,')  und  in 
dea  jQogeren  Formen  der  mdiMhen  Poesie*)  eine  entschiedene  Vorliebe  fQr  den  brachy- 

krttalcklischi'ti  Scliluss  namentlich  am  >chluas  der  Strophen  unJ  der  längSraQ  PwiodoD» 
war  dieses  uatQrlich;  denn  in  den  brachykütalektiscben  ScblUseen  wie 

vereinigten  rieb  ^  beiden  Tonri^  ebm  gotm  KhjthmaaMbliuaeB  anf  wwm  Längen  and 
eines  guten  Zeitsehlusses  mit  aoagiebiger  PlRwe.    Die  brachjkatalektieelM  Form  wurde 

namentlich  in  Lo^jüöjen  hetieht.  da  hier  aus  sanglichen  Motiven  immer  mehr  die  Sitte 
sich  verbreitete  die  Kola  innerhalb  der  Periode  katalektiscb  d.  i.  auf  eine  dreizeitigo  Länge 
sa  aelilieam,  eo  dw  doh  Dir  den  Penodeneehltu»  eine  aSrkere  SfiUiuefomi,  dae  ist  «ib» 

die  brachykatalektiache  sich  empfahL  Man  nc-hnio  irgend  ein  Stück  des  Kuripideri  her,  und 
tuau  wird  sich  leicht  von  der  Uicbüginit  dea  Geaagten  und  der  Häufigkeit  der  brachjkata» 
Uditdien  PeriodaiaeUONa  in  den  logaSdiaehen  und  tmehÜNlien  oder  iambotraebiiadifia 
Staopbeo  flbemiigen.  So  b^egnen  im  HcMiIiIm  Ibigenda  bmehjkiitalekliaehe  SeblBew; 

112.  117.  197.  985.  776.  884. 

388. 

410.  418.  771. 

849.  858.  860.  863.  654.  684.  686.  783. 797. 

638. 

854.  644. 
858.  853.  764. 

A«icb  in  der  KouSdi«  «nd  die  bmbykatRlelrtieeben  PeriodeneUflaw  Begd,  wenn  die 

vorausgehenden  Kola  katalektiscb  sind;  gleichwohl  sind  in  ihr  im  Ganzen  die  brachykata- 
lelctiaeben  Verae  aeltenart  weil  in  den  Metren,  welche  die  energische  Komödie  Uebte,  den 


>)  Die  brachylcatalcktiachcn  Vene  kamen  D&tQrlich  erat  auf,  nachdem  dem  altea  daktgpiitcheB 
RhTthmu«  dar  iOagere  iambisohe  «od  tvocbiktscb»  war  Seite  getreten  wac;  m  fisdca  sieh  aascsl,  wann 
aach  aolftiifls  wu  adtaa,  bei  Arddloohna,  wie  ia  fr.  104 

Wenn  so  die  bmehykaUJAtiiwiliiw  Tarn  aaeral  in  diplasiiclun  Bh^lluiMagaaehtcefai  «orkommen, 
•o  ist  doch  walnacbcjalidi  der  Awgaii«  ebaa  anderao  TeiMBt  daa  katalekttadtea  Aaafaataa,  Torbild 

geweaen. 

^)  leh  musa  oiKeus  hinzufttgen  ^  den  jüngeren  Formen'.  Denn  aucli  b-n  <l<.'u  Attikem  erhielten 
■ich  die  Dakt^lo-Kpitriten,  und  waoa  aaeb  in  dieses  oad  scboa  bei  Aaachjrlus  »neb  die  biachjkatalek- 
tiadhe  SeUasafiMm  —  —  -  —  —  aalkan,  so  behaoptate  aiek  doch  bei  diaaao  aoch  die  alte  akatalek- 
tiadia  Fena,  wie  i.  &  Hee.  918  f. 


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hmbcn«  AsApSsten  uud  Püoneo  die  Bracbykatalexe  entweder  gar  keinen  oder  Dvr  dnen  Mkr 

ijfrinp^n  Platz  hatte.  In  der  römisclien  Kumödie  ist  die  Brfichjkatalexe  fast  ganz  ver- 
schwunden, indem  in  Horn  die  Dichtung  wieder  zu  den  einfachen  Verhältoisiieii  des  älterea 
VmlMitt  oad  dar  mebtgvsangeiifltt  Poem«  sorBeklrahrl».  Eb  wIn  lohnend  dee  Verbiltme 
der  <lrr'i  ScliliiHsurlon  im  Einzelnen  durch  dio  griechische  Poesie  zu  verfolgen;  nm  liegt 
diese  Aufgabe  hier  fern,  wir  wollen  uiu  hier  vielmehr  nach  dieser  allgemeia  orientierendea 
Einldtaiig  mit  «ner  aufflilligen  Encbeinung,  dem  Yorbomiaen  der  akttatektischen  8cblTw 
Tone  neben  den  brachykatalektischen  bei  den  scenisciien  Dichtern  der  Attiker  lj*'.srlultri^'«n. 

2.  Akafcileliti^che  Kola  als  Yorderglieder  einer  Periode  haben  nichts  auffallendfi=.  ob- 
wohl auch  sie  in  logaödischcn  Gedichten  verhältnismässig  selten  sind;  aber  akatalektische 
Teiee  nnd  Perioden  aind  von  vomhenin  befremdend,  «dl  ei«  iUr  die  am  Ende  eioes  Venaa 
erforderliche  Pause  keitifti  Platz  übrig  I.i-^on;  ^;e  Viefremdeii  insbesondere  in  der  Zeit  nach 
AnakreoD,  nachdem  man  durch  den  brachjkatalektiächen  Ausgang  einen  in  jeder  Weise 
passenden  Bebliiie  gofandeo  batie.  Oleidiwobl  kommen  aoeb  noeb  ha  den  «eeidMdMD  Diptam 
Aclikas  akatalektische  Schlusskola  neljen  bnchykiilaltekti'^hen  vor.  Zuerst  abo  gUt  et  aneh 
hi<'r  ili'-  Thutsache  fe^tzustellei].  Ala  SoUmakolon  oder  Epode  foidieni  an  enter  Stall« 
genannt  zu  weriieii  tiiki  Alkaikuu 

zuerst  gebraucht  von  Alkäus  in  iler  altiüscheu  Strüjihe,  sodann  von  den  Lyrikern  Alkman 
5,  14,  Ibykud  1,  9,  Bakchjlidcs  4,  (3  (lÖJ.  Von  den  v^cenikem  gebrauchen  dasselbe  Aeack. 
Pen.  652      Epode  nach  looikoro 

dfor  itfdiaoQa  Aa^äva. 
SepL  860       Epode  oaeb  inmbiBchen  Hexapodieii 

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